Familie & Feind

Die Galaxis war ein lauter hektischer Ort, schnelllebig und kein Tag glich dem anderen.
Unterwasser war es still, kühl, friedlich und immer gleich. Mit geschlossenen Augen schwebte Xia in dem kalten Nass, nur sie und das Meer.

Morgens schwimmen gehen zu können war eines der Dinge, die sie auf Dantooine am meisten vermisst hatte. Deswegen war sie den Ozean jeden Morgen, seit ihrer Rückkehr vor mehr als einem Monat, besuchen gegangen. Doch nun war es Zeit zum Auftauchen, ihre Lungen stachen bereits und lechzten nach Sauerstoff.

Mit schnellen, kräftigen Bewegungen kämpfte sie sich an die Oberfläche zurück und atmete tief ein. Wäre Xia als Nautolanerin oder eine andere aquatische Spezies geboren wurden, würde sie in ihrem Leben nie wieder aus dem Meer auftauchen.

Der Auftrieb des Salzwassers ermöglichte es auf der Wasseroberfläche zu liegen und sich treiben zu lassen.
Xia starrte in den blauen Himmel und konnte in der Ferne den Tempel sehen, der hoch oben, am Hang eines erloschenen Vulkans thronte. Ein kurzer Blick auf die höhersteigende Sonne verriet ihr, dass es Zeit war in den Tempel zurückzukehren, immerhin war heute ein wichtiger Tag. Mit einigen kräftigen Bewegungen schwamm sie zum Strand, wo sie sich schnell mit einem Handtuch abtrocknete.

Als sie ihre Lekku trockenrieb, fiel ihr erstmals auf wie sehr sie gewachsen waren, mittlerweile reichten sie ihr bis knapp über die Schulter. Auch ihre Montrals waren gewachsen, ebenso, wie ihre Oberweite. All ihre Kleidung wurde ihr langsam zu klein.
Xia zog ihren Yukata, den ihr die Einheimischen geschenkt hatten, über ihren dunkelblauen Bikini und begab sich zurück. Schuhe hatte sie nicht mitgenommen, sie lief barfuß, was dank der dicken Hornhaut unter ihren Füßen vollkommen ungefährlich war.


Lytha saß an einem Tisch mit Calvin und Cnema, mit denen sie heute auf die Reise gehen würde. Leider waren sie jedoch nicht allein.
Sie schlug das Buch über die verschiedenen Griffformen zu und holte die Zeichnung aus der Tasche, die Xia für sie, ihren Vorstellungen entsprechend, angefertigt hatte.


Jacen betrat so leise wie möglich die Bibliothek, er hatte alle Teile besorgen können. Erst seit einem Monat war er ein Jedi- Ritter. Bis auf kleinere Missionen hatte ihm Meister Skywalker nicht viel zu tun gegeben und so hatte er angeboten den Jünglingen zu helfen. Die letzten Teile hatte er erst gestern besorgen können, davor war er zu beschäftigt das perfekte Geschenk für die Nizialia von Nian, dem neuen Adoptivkind seiner Onkel Zeb und Alex, zu finden. Hätte Xia ihm nicht mit Rat und Tat zur Seite gestanden, wäre er vermutlich immer noch ratlos. Seine großen Talente waren wohl eher die Mechanik und das Fliegen, als das Einkaufen.


Ben saß auf einer der vorstehenden Verandas, in der Sonne und Tara auf seinem Schoss. Da sie allein waren mussten sie sich nicht zurückhalten und konnte ungestört mit einander zugange sein.
Doch auf einmal hörte Ben nackte Füße, die über den gepflasterten Hof liefen. Er löste sich von Tara und blickte über ihre Schulter. Seine Freundin schmiegte sich so verführerisch und nah an ihn ran, dass es Ben ganz heiß wurde.

Tara presste ihren enger an seinen Schoß und flüsterte leise mit schnurrender Stimme in sein Ohr: „Ich habe die letzte Nacht mit dir sehr genossen, du bist fantastisch. Ich finde wir sollten es nochmal wiederholen, bevor ich auf Reisen muss... mit diesen Tieren."
Ben nickte und umfasste Tara an der Hüfte, sodass sie nicht aufstehen konnte. Momentan wäre es schlecht gewesen in seiner Verfassung über den Hof zu laufen, denn ein Ordensbruder und hielt sich gerade mit einer aufgebrachten Xia.


„Entschuldigen Sie, Padawan Bonteri?"
Xia drehte ihren Kopf dem Ordensbruder zu, der sie angesprochen hatte.
„Meister Skywalker möchte mit Ihnen reden und das unverzüglich, wie er es selbst sagte."
Xia hatte ein ganz mieses Gefühl in der Magengegend und das nicht nur weil sie Tara und Ben beim rummachen gesehen hatte.
„Sagen Sie ihm ich komme."
„Was verstehen Sie an unverzüglich nicht?"
„Was verstehen sie an nasser Bikini nicht?", fragte Xia patzig zurück.

Der feuchte Bikini hatte den dünnen grau- violetten Yukata zum Teil durchsichtig werden lassen und Xia fand die Idee ihrem Meister quasi halbnackt vor die Augen zu treten alles andere als berauschend.
Der Ordensbruder seufzte.
„Also sagen Sie ihm, ich komme in ein paar Minuten. Wenn Sie mich entschuldigen würden, ich möchte noch davor fertig sein. Guten Tag!"
Sie ging und sah noch einmal Ben kurz an, der wusste welcher dieser Sätze an ihn gerichtet war.
Xia überlegte sich, dass sie Ben vielleicht einmal freundlichst mitteilen sollte, dass die Wände der Unterkünfte dünner waren, als man dachte, und er selbst wohl lauter, als er wohl dachte.


Xia sah sich kurz im Spiegel an und stellte entnervt fest, dass auch dieser Jumpsuit einen Fleck hatte. Somit war wohl ihre gesamte Garderobe entweder mit unauswaschbaren Flecken oder zugenähten Rissen versehen. Ein Kollektionswechsel war wohl längst überfällig.

Sie grummelte genervt bei diesem Gedanken, sie hasste es Kleidung zu kaufen. Die meisten Sachen für Frauen und Mädchen waren für ihre athletische Lebns- und Fortbewegungsweise gänzlich ungeeignet und die in den meisten Männersachen sah Xia einfach nur wie ein Stück Fleisch, ohne jegliche Kurven aus.

Der bloße Gedanke daran stundenlang gefühlt jedes Geschäft in Coruscant abzuklappern, um am Ende wieder Nichts zu finden, löste in der Halb- Togruta alles andere als Freude aus. Xia überlegte ihren Bruder dazu zu verdonnern sie zu begleiten, immerhin hatte Ben ein Händchen für Mode.

Ein Blick in die Ecke neben der Schiebetür verriet ihr, dass Jacen ihre Tasche bereits geholt und ins Schiff gebracht hatte, damit sie dann möglichst schnell nach Lira San aufbrechen konnten. Sie wünschte sie würde ihn nur aus familiären Gründen begleiten, doch leider besaß Alexandr Kallus Wissen, welches sie dringend benötigte.

Als ihr Vater sie vor zwei Wochen informiert hatte, dass das Metallblättchen, welches sie Senatorin Organa- Solo geschickt hatte, keine exakte Übereinstimmung mit irgendeinem imperialen Rangabzeichen hatte, war Xia schockiert gewesen. Sie war sich so sicher gewesen. Ihr Vater hatte noch angemerkt, dass es eine nicht unerhebliche Ähnlichkeit mit dem Divisionsabzeichen des ISB hatte. Und wer wäre besser geeignet diese Informationen zu bewahrheiten und eventuell zu erweitern, als ein ehemaliger ISB Agent.

Jacens Onkel hatte überraschend schnell zu gestimmt und sie sogar zur Nizialia seiner kleinen Tochter eingeladen. Deswegen begleitete Xia ihren Bruder auch heute nach Lira San. Natürlich war es nicht nur die Arbeit, sondern auch das Vergnügen, dass sie ihn begleiten ließ. Wenn es Jacens Familie war, dann war es auch auf eine gewisse Weise ihre Familie.

Jetzt hieß es aber sich zu sputen, zum einen wartete Meister Skywalker auf sie und zum anderen klangen wieder die Geräusche durch die Wand, welche Xia auf sadistische Weise daran erinnerten, das ihr Bruder Ben tatsächlich eine Beziehung mit dieser Harpie führte.


Calvin, Cnema und Lytha bauten mit Bravour und in einer rasenden Geschwindigkeit ihre Waffen zusammen. Jetzt fehlten nur noch die Kristalle.
Jacen war sichtlich beeindruckt und nickte ihnen anerkennend zu. Er sah nun, dass die drei bereit waren für diesen Schritt. Die größte Herausforderung dieser Reise würde aber wohl nicht die Suche sein, sondern die vierte Teilnehmerin zu ertragen. Ein wenig mitleidig blickte Jacen Lytha an.


Xia betrat leise die Ratskammer, wo Meister Skywalker bereits auf sie wartete. Er saß auf dem Sitz des Jedigroßmeister in der Sonne. Der frisch gestutzte Bart glänzte golden im Sonnenlicht. Die Padawan vermutete, dass ihr Meister Öl benutzte um seinen Bart zu pflegen, doch es gab Wichtigeres zu besprechen.

Luke Skywalker deutete ihr an sich zu setzen und als die Halb- Togruta das tat, startete er die Aufnahme.
Sie zeigte Xia in der Schlacht von Dantooine vor mehr als einem Monat.
Als die Aufnahme zu Ende war, blickte er zu Xia herüber und sagte: „Ich glaube, du hast vergessen mir etwas zu erzählen."

Xia schluckte leise und obwohl in der Stimme ihres Meister kein Funken Zorn oder Wut lag, hatte sie trotzdem Angst.
„Es tut mir leid, Meister!", fing sie an, doch Luke unterbrach sie.
„Warum hast du es mir nicht erzählt, Xia?"
Einen Moment lang wusste Xia nicht, was sie antworten sollten, doch dann fasste sie sich ein Herz und erklärte: „Ich weiß es war falsch mit seiner solchen Brutalität vorzugehen, aber Ihr hättet diese Monster erleben sollen. Sie verschleppen unschuldige Kinder und sie hätten fast meinen Vater ermordet!"
Beim letzten Satz war Xia energisch aufgestanden, obwohl sie sich gerade erst gesetzt hatte, Die Hände hatte sie zu Fäusten geballt.

Luke spürte ihre Wut, ihren Frust, aber auch ihre Angst. Die Padawan drohte aus ihrer Balance zu kippen und so entschied sich Luke Xia zu zwingen zur Ruhe zu kommen.
„Du wirst einen Sonnenzyklus in der Exilhütte verbringen, um dir über alles klar zu werden."
Die Exilhütte war ein kleines Holzhaus genau auf der gegenüberliegenden Seite des Vulkans, verbunden mit dem Tempel durch einen schmalen Pfad, der in den Fels gehauen wurden war.

„Jetzt?", fragte Xia entrüstet.
Nicht nur, dass sie diese Strafe, die eigentlich keine war, wie die Pest hasste, nein sie würde auch noch Lythas Auszug und ihre Reise nach Lira San verpassen.
„Nein, nicht jetzt, zumindest, wenn du nicht jetzt willst. Du wirst von selbst auf mich zukommen. Ich glaube du weißt, dass es keine Strafe sein soll."
Xia atmete erleichtert durch, während Meister Skywalker aufstand und den Raum verlassen wollte.
„Und jetzt komm.", sprach er, „Ich wette, sie warten schon auf uns."


Jacen stand mit den, in dicke Wintersachen eingepackten, Jünglingen auf dem Hof. Sie warteten noch auf den Rest. Endlich kam auch Tara, in einem übertrieben teuren Wintermantel. Selbstverständlich war sie nicht allein. Die anderen zwei Harpien, ihr Bruder und Ben begleiteten sie. Ben war selbstverständlich die unrühmliche Aufgabe zugefallen Taras Rucksack tragen zu müssen.
Das Grüppchen stieß zu ihnen und Tara musterte sie mit einem abfälligen Blick.

„Naja, man nimmt an Bediensteten, was man kriegen kann.", merkte sie arrogant an, „Du da, nimm meinem Freund die Tasche ab."
Die Miralanierin war drauf und dran dem Befehl Folge zu leisten. Wahrscheinlich tat Cnema es, um den Gruppenfrieden zu waren. Immerhin würden sie die nächsten Tage alle miteinander viel Zeit verbringen.

„Du kannst deine verdammte Tasche selbst tragen, Ebené!"
Jacen würde Xias Stimme unter Tausenden wiedererkennen. Er drehte sich nach ihr um und sah, dass sie und Meister Skywalker auf die bereits Wartenden, aus dem Hauptturm, zu kamen.
Nun waren sie vollzählig.

„Ach und übrigens hast du da was Weißes am Mund.", merkte Xia, etwas lauter als nötig, in Taras Richtung an.
Ben stieg schlagartig Schamesröte ins Gesicht, während Tara sich mit dem Handrücken über den Mund wischte.
Jacen gab sich größte Mühe nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.


„Versprich mir, dass du hier auf mich wartest, mein Prinz.", sagte Tara, während Ben sie im Arm hielt.
Eigentlich hatte er Jacen und Xia begleiten wollten, vor allem nachdem er die Berichte über Dantooine von seiner Mutter zu lesen bekommen hatte.
„Äh, also eigentlich wollte ich mit meinen Freunden mit.", sprach er unsicher und lächelte seine Freundin entschuldigend an.
„Aber Benny, was willst du denn da? Du bist doch viel zu gut für so eine Gesellschaft.", antwortete sie engelsgleich, obwohl ihre Worte toxisch waren.

Jacen starrte das braunhaarige Mädchen in Bens Armen entgeistert an. Ihm war bereits lang bewusst welcher Gesinnung Tara, ihre Freundinnen, Tibor und dessen Freunde folgten, aber so etwas stumpfsinniges direkt vor dem Großmeister des Ordens zu äußern, war schon arg dreist. Der Halb- Twi'lek sah Lytha und die miralanischen Zwillinge an, die sich ebenfalls bemühten den Kommentar zu überhören.

Xia hingegen versuchte gar nicht erst Ruhe zu bewahren. Sie stürmte auf Tara zu, riss sie aus Bens Armen und schüttelte sie wutentbrannt.
„Wenn Ben für jemanden zu gut ist, dann für dich und dein Gesinde!", brüllte sie.
Tibor trennte die Mädchen, die einander immer noch finster anfunkelten und drohte Xia mit den Worten: „Wenn du meine Schwester noch einmal berührt, sorge ich dafür dass du die nächsten Wochen auf der Krankenstation verbringst!"

Jetzt war das Maß für Jacen voll, er stellte sich schützend vor Xia und sprach langsam, aber mit Nachdruck: „Wenn du meine Schwester nochmal anfasst, sorge ich höchstpersönlich dafür, dass deine Pubertät ab jetzt ziemlich langweilig wird."
Tibor starrte wie gebannt auf Jacens messerscharfe Reißzähne, eine Charakteristik, die typisch war für männliche Twi'lek.
Ben versuchte unterdessen zu schlichten.
„Ich denke, wir können alle miteinander auskommen."
„Nein Ben", widersprach ihn sein älterer Bruder, „irgendwann wirst du dich entscheiden müssen zwischen ihnen und uns."

Ben sah Jacen geschockt an, als sich die Stimme in seinem Kopf wieder meldete: „Deine Freunde schätzen dich nicht, sie nutzen dich nur aus. Wende dich ab!"
Ben versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch sein Onkel, spürte die Anwesenheit des Parasiten. Bis gerade eben hatte er sich noch zurück gehalten, wollte dass seine Schüler von selbst lernten miteinander auszukommen.
Der junge Solo spürte, wie Luke ihm seine Hand ermutigend auf die Schulter legte, und sein Kopf stach bereits deutlich weniger.

Jacen war unterdessen zu Lytha gegangen.
„Sei vorsichtig, meine kleine N'Omris- Blüte, denn die Nacht ist dunkel und voller Schrecken."
Lytha umarmte Jacen noch einmal fest. Sie war sicher, dass sie sich wiedersehen würden. Von Xia hatte sie sich bereits, mit sehr vielen, sehr festen Umarmungen, verabschiedet.

Die Halb-Togruta hatte sich in der Zwischenzeit Calvin und Cnema zugewandt. Die beiden hatten nur noch einander. Ihre Eltern waren bei einem Überfall getötet- und ihr älterer Bruder verschleppt worden. Lor San Tekka hatte sie am nächsten Morgen in den Ruinen ihres Hauses gefunden.


Sie alle sahen den Jünglingen noch nach, als sie schon nicht mehr zu sehen waren. Meister Skywalker, Tibor und der Rest des Ebené- Gefolges waren bereits zurück zum Tempel gegangen.
Xia lehnte entspannt an einem der Pfosten des Torbogens.
„Ich hoffe sie wird von einem Walraf gefressen."
Ben sah seine Schwester entrüstet an.
„Kannst du nicht etwas netter sein?"
„Okay, okay, beruhigen Sie sich, eure Hoheit. Ich hoffe sie freundet sich mit einem Walraf an."
„Besser", sagte Ben, doch Xia hatte ihren Satz noch nicht beendet.
„Der sie dann frisst."
Ben wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Er hatte immer die naive Hoffnung gehabt, dass seine Geschwister Tara irgendwann akzeptieren würden, doch er hatte vergeblich gehofft. Seit über einem halben Jahr waren die Fronten bereits verhärtet.

„Ich denke, wir sollten los.", sagte Jacen, „Tschau Ben."
Jacen war bereits im Begriff zu gehen und Xia folgte ihm. Doch dann drehte sich die Halb- Togruta nochmals zu ihrem Bruder um und umarmte ihn.
„Pass auf dich auf, du verliebter Trottel.", sprach sie sanft.
„Du auch.", gab Ben zurück.


Der Flug nach Lira San war ohne irgendwelche nennenswerten Zwischenfälle abgelaufen. Peg, die Xia hatte behalten dürfen, hatte in Windeseile den Navicomputer der Specter 1 programmiert.
Jacen und sie hatten über Belanglosigkeiten mit einander geratscht.

„Ich sage dir, sie wird eine gelbe Klinge haben.", behauptete Jacen.
„Und ich sage dir, Lythas Klinge wird grün."
„Dann lass uns wetten.", schlug Jacen vor.
„Zehn Credits? ", fragte Xia und hielt ihre Hand zum Einschlagen hin.
„Deal!", antwortete Jacen und schlug ein.

Der Navicomputer piepte und das Blau des Hyperraumes wurde wieder zum Schwarz der Galaxis. Jacen umfasste das Schiffssteuer, während Xia fasziniert aus der Frontscheibe starrte. Vor ihnen lag ein gewaltiger gold- gelber Nebel, durch den Blitze zuckten.
„Und wo ist jetzt Lira San? ", fragte die Padawan, denn es war weit und breit kein Planet zu sehen.
„Da drin.", antwortete Jacen knapp, als Xia sah, dass ein unbekanntes Schiff aus dem Nebel auf sie zuflog.
Es dockte an die Specter 1 an und durch die Schleuse traten zwei Lasat.

„Onkel Zeb", rief Jacen freudestrahlend, als er ihn sah. Xia erkannte den Mann wieder, es war der den sie schon mal im Senat getroffen hatte. Nur das kleine Lasat-Mädchen kannte sie nicht.
Die Kleine kam freudestrahlend auf sie zu und stellte sich mit den Worten: „Ich bin Kythie und du?", vor.
„Ich bin Xia, freut mich dich kennenzulernen.", Xia lächelte das kleine Mädchen kurz an, ehe sie sich dem großen Lasat zu wandte, „Es freut mich auch Sie wiederzusehen. Vielen Dank, dass ich mitkommen durfte."
„Nenn' mich ruhig Zeb, Kleine. Kein Grund zur Dankbarkeit, Jacens Familie ist auch meine Familie."

Einen kurzen Moment war es ruhig, ehe es durch den Bordfunk eine Stimme klang: „Specter 1, hier ist Hera Syndulla, erbitte Landeerlaubnis."
Schmunzelnd gab Jacen zurück: „Landeerlaubnis erteilt. Willkommen an Bord, Captain Syndulla."
Xia konnte Heras Lachen hören, während Jacen Peg anwies einen der Frachthangars zu öffnen, die er zu Garagen für Sternenjäger umfunktioniert hatte. Laut seiner Aussage konnte jede Seite zwei Stück aufnehmen.
„Sehr gut, dann sind wir ja vollzählig. Ich sag' Kal mal kurz Bescheid.", sagte Zeb, ehe er zurück in sein Schiff ging, um seinen Mann anzufunken.


„Und dann habe ich an einem Tag sogar zwei Regenbögen gesehen.", erzählte Kythie Xia voller Freude.
Xia hörte gespannt zu, nicht weil die Geschichte so interessant war, sondern weil Xia es äußerst knuffig fand, wie sehr sich die kleine Lasat darüber freute.
Jacen und Hera saßen entspannt in den Pilot- und Co- Pilotsitzen, während sie den elektrischen Nebel durchquerten. Über eine zerstörerische Überspannung mussten sie sich nicht sorgen, Zeb hatte eine Apparatur an seinem Schiff, die die Spannung entlud, indem sie die umgekehrte Energie erzeugte. Soweit hatte Xia es zumindest verstanden. Durch ihre Verbindung mit dem Lysat-Schiff war die Specter 1 also ebenfalls geschützt.


Leise betraten die Vier das zugegebenermaßen prächtige Haus der kleinen Familie.
„Na mein kleiner Milchzahn, hast du noch Hunger? Ja, dass hast du bestimmt. Nicht war mein Schatz?", klang eine sanfte Männerstimme aus der Küche.
„Kal, wir sind wieder da.", verkündete Zeb lautstark ihre Ankunft.
Alexandr kam darauf hin aus der Küche mit einer winzigen Lasat auf dem Arm. Xia vermutete, dass das wohl Nian sein musste.
„Gib mir den kleinen Schatz mal.", sagte Hera und nahm ihm das Kind ab.

„Hallo Hera", begrüßte er sie, doch die Twi'lek war zu fokussiert auf das Kind um zu antworten.
„Hallo Schatz", begrüßte Zeb ihn nun und küsste ihn kurz auf den Mund.
„Papa", begrüßte Kythie ihn jetzt freudestrahlend und warf sich in die Arme seines Vaters.
„Hallo Mäuschen", begrüßte er seine Tochter freudig zurück und hob die Fünfjährige hoch.
„Hey Onkel Alex."
„Hey Großer", sagte Alexandr zu Jacen.
„Guten Tag, Herr Kallus", begrüßte Xia ihn zuletzt.
„Nenn mich Alex, ist einfacher."
„Okay, Alex."


Fröhlich plauderten sie alle, während sie um den Kaffeetisch saßen. Zu Xias großer Freude hatte Hera von Naboo Fünfblütenbrot mitgebracht.
„Bist du aufgeregt, über die Nizialia deiner Schwester?", fragte Xia Kythie, die vergnügt ein Stück Kuchen aß.
„Klar, mein Papa hat mir ein ganz tolles Kleid gekauft."
Xia befürchtete unterdessen einen Zuckerschock von der puren Süße der Kleinen zu kriegen.
„Nur die Blumenkränze fehlen noch."
„Was für Blumenkränze?", hakte Xia nach.
„Es ist Tradition, dass alle an diesem Tag Blumenkränze tragen, um das Leben zu feiern. Wir wollten heute noch gehen und Blumen sammeln.", mischte sich Alexandr in das Gespräch ein.
„Ah", sagte Xia, diese Tradition leuchtete ihr ein.
„Während die anderen vorgehen, sollten wir uns hier unterhalten.", schlug er ihr nun vor.
Die Padawan nickte verständig.

„Also", begann Xia, während Kallus ihr gegenübersaß, „Das ist das Metallblättchen."
Wie aufs Stichwort projizierte Peg das 3D- Hologramm. Kallus beäugte es kritisch.
„Früher beim ISB haben wir neben unseren Rangabzeichen, auch noch solche kleinen Embleme seitlich an der Schulter getragen. Sie waren mit speziellen Zugangsdaten und Berechtigung bestückt. Das Design passt nicht ganz genau. Es wirkt moderner."
„Also wie, als wäre es genernalüberholt worden? ", fragte Xia nach und dachte an die Sturmtruppen auf Dantooine und ihre modernen Rüstungen zurück.
Kallus nickte: „Ja, das wäre möglich. Waren irgendwelche Daten drauf?"
„Senatorin Organa- Solo hat nichts finden können, wenn etwas drauf war hat es sich wahrscheinlich selbst gelöscht."
„Hmm.", überlegte Kallus laut, „Ist das alles was du hast?"
„Nein, ich habe noch Aufnahmen aus dem Jedi-Tempel auf Dantooine. Peg!", wies Xia sie an.

Aufmerksam sah sich Alex die Aufnahmen an.
„Stopp! ", befahl er Peg und sie fror das Bild ein.
„Den kenn' ich, dass ist Major Fathe. Wir haben mal zusammengearbeitet. Eigentlich hieß es er sei tot."
„Macht einen ziemlich lebendigen Eindruck, finde ich.", merkte Xia trocken an.
Kallus lachte über den Kommentar laut auf.
„Er sagte übrigens er sei Teil einer sogenannten Ersten Ordnung."
„Das hab' ich noch nie gehört. Tut mir leid.", entschuldigte sich Xias Gegenüber bei ihr.

„Muss es nicht, die Informationen waren schon sehr hilfreich. Peg hat alles aufgezeichnet."
Kallus nickte bestätigend.
„Aber eine Frage ,... ", setze Xia an, „... warum hast du dich direkt bereit erklärt, mir Rede und Antwort zu stehen?"
„Weil es das mindeste ist, was ich tun kann. Ich habe viele schlimme Dinge getan."
Xia wollte ihm gerade sagen, dass es keine Rolle mehr spielte, denn was er für die Rebellion getan hatte, machte alles wieder wett, als Kallus weiter ausholte: „Ich will mich nicht rausreden, oder mich selbst in Schutz nehmen, aber mir kam das Imperium damals, wie ein Retter statt eines Unterdrückers vor."
„Wie kommt man denn auf diese Idee?"
„Als Kind habe ich allein mit meiner Mutter und meinen vier Schwestern in den unteren Ebenen von Coruscant gelebt. Mein Vater wurde auf offener Straße erschossen und meine Mutter verfiel in Depressionen. Während der Klonkriege wurde alles nur noch schlimmer, die Lebensmittel waren knapp und teuer. Die Republik half uns nicht, obwohl wir direkt unter ihrer Nase waren. Das Imperium brachte Lebensmittel und Aufstiegschancen."

Xia nickte verständig, aus Perspektive des jungen Alexandr musste es perfekt Sinn gemacht haben, das Imperium zu mögen und sich ihm anzuschließen.
Ein leises Brabbeln war zu hören.
„Der kleine Milchzahn ist wach. Ich hol' sie mal, dann gehen wir zu den anderen."
Xia blieb allein im Wohnzimmer zurück.
„Peg?", sie drehte Xia ihren halbkugelförmigen Kopf zu, „Schick unseren neuen Erkenntnisse bitte an meinen Vater, aber schneid das Ende weg."
Peg piepte und tat wie ihr gehießen.
Xia dachte unterdessen darüber nach, wie eine kleine Geste Auswirkungen auf die gesamte Galaxie haben konnte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top