Blut und Beskar
„Lass mich in Ruhe! Ich hab's verstanden, deine Alte ist dir wichtiger als ich!"
Ahsoka hörte die Stimme ihrer Tochter und richtete ihren Blick auf die Tempeltreppe. Xia lief gerade die Stufen herunter, gefolgt von Ben, der auf sie einredete.
„Es tut mir leid, Xia. Ich wusste nicht, dass das der gleiche Tag ist."
Xia schenkte ihrem Bruder kein Gehör.
Ben war frustriert und umfasste sie am Arm. Somit war sie gezwungen stehen zu bleiben und ihn anzusehen.
„Es tut mir verdammt nochmal leid, Xia, aber ich hab's versprochen."
„Spar dir deine Ausreden!"
Mit diesen Worten riss Xia sich los, stürmte die restliche Treppe herunter und kam auf ihre Mutter zu.
„Hi Mum, lass uns bitte einfach losfliegen."
„Hallo Schatz, geh schon mal an Bord. Steela freut sich sicher dich zu sehen."
Mit diesen Worten stieg ihre Tochter die Treppe zum königlichen Shuttle hinauf.
Ahsoka blickte zu Ben. Ein anderes Mädchen war bei ihm.
Jetzt verstand sie warum ihre Tochter so aufgebracht war. Dieses Mädchen, Ahsoka vermutete es war Bens Freundin, hatte sicher etwas damit zu tun, dass Xia unbedingt auf diese Mission mitwollte.
Die Togruta ging an Bord und das Shuttle hob ab.
Xia saß neben Steela. Königin Malatesta hatte sich etwas hingelegt, ihr ging es nicht sonderlich gut.
„Und jetzt verbringt dieser Idiot den Tag der Schlacht von Yavin mit dieser Gill- Ziege."
Steela nickte verständig, als sie Ahsoka bemerkte.
Sie erhob sich von der Bank und verschwand unter dem Vorwand, sie wolle nach ihrer Mutter sehen. So blieben Xia und ihre Mutter allein im Passagierraum zurück.
„Willst du drüber reden?"
„Mum, was würdest du machen, wenn dir jemand etwas wegnimmt, was du unbedingt beschützen willst?"
Ahsoka wusste, dass ihre Tochter von Ben sprach.
„Was ist denn vorgefallen?"
„Naja, seit den Übungskämpfen vor knapp drei Monaten kann Ben nirgends mehr hin, ohne das Tara wie eine äußerst nerviger Blutegel an ihm klebt. Ich hatte gehofft, dass wir alle, ohne sie, meinen Geburtstag auf Yotok III feiern können, aber vor zwei Tagen hat Ben mir gesagt, dass er Tara da auf irgendeinen Empfang nach Coruscant begleitet und nicht da ist."
Ahsoka nickte verständig. Nun verstand sie auch, warum ihre Tochter sie gebeten hatte, die königliche Delegation nach Mandalore begleiten zu dürfen. Xia hatte weggewollt vom Tempel, von Ben, von allem.
„Sei nicht traurig, mein kleiner Schmetterling, das wird wieder."
Sie legte ihre Arme um ihre Tochter und drückte sie an sich. Bald würde Xia fünfzehn werden.
Sie war auf den Tag genau sechs Jahre nach der Schlacht von Yavin geboren wurden.
Ahsoka erinnerte sich zurück. Damals hatten Lux, sie und hunderte andere Coruscant eingenommen und die letzten Imperialen verjagt. Bis heute dachte sie gern an die befriedigende Gefühl zurück, als sie durch den ehemaligen Jedi- Tempel gelaufen war und überall die imperialen Banner und Insignien beseitigt hatte.
Kurz nach den Feierlichkeiten anlässlich der Befreiung, war sie nach Lothal zurück gekehrt, um mit Sabine Wren nach Ezra zu suchen. Doch die sture Mandalorianerin hatte sie zurückgeschickt, als sie Ahsokas Schwangerschaft bemerkte. Ab da hatten sich die Ereignisse überschlagen, aber das Ende war, dass sie eine süße kleine Tochter, einen wundervollen Ehemann und ein friedliches Leben bekommen hatte.
Inzwischen war Steela mit ihrer Mutter zurückgekehrt.
„Geht es dir besser?"
„Ja.", antwortete Malatesta knapp, „Irgendwie schlagen mir Hyperraumreisen immer etwas auf den Magen."
Die Königin und ihre Tochter setzten sich gerade auf das gegenüberliegende Sofa, als einer der Piloten in den Raum trat.
Er verneigte sich leicht und verkündete: „Wir werden in Kürze Mandalore erreichen."
Malatesta nickte und der Pilot ging zurück ins Cockpit.
„Hast du an mein Kleid gedacht?", fragte Xia ihre Mutter.
„Klar, das rosane mit den Rüschen und viel glitzerndem Schmuck, genau wie du wolltest.", Ahsoka hatte noch während des Satzes begonnen zu lachen und die anderen drei hatten mit eingestimmt.
Die Palma landete in Kaledeba kurze Zeit später.
Königin Malatesta und die Kronprinzessin stiegen zuerst aus.
Xia und Ahsoka hielten sich eher im Hintergrund und checkten die Lage.
Empfangen wurden sie von Baron Korkie Kryze und einigen anderen. Die Wachen trugen alle samt eine mandalorianische Rüstung mit dunkelblauen Platten und dem Emblem des Hauses Kryze auf der linken Brustpanzerung.
„Willkommen auf Mandalore, eure Hoheiten.", begrüßte Baron Kryze die Königin und ihre Tochter.
„Wir danken Ihnen für ihre Gastfreundschaft.", antwortete Malatesta in einem formellen Ton.
Ahsoka sah den Mann vor sich entgeistert an.
Baron Kryze war groß gewachsen und hatte trotz seines fortgeschrittenen Alters noch keine grauen Haare. Sie waren rötlich- blond mit ein wenig braun an den Ansätzen. Er hatte einen ordentlichen Seitenscheitel und einen Vollbart.
Ahsoka glaubte einen Geist zu sehen.
„Obi Wan?"
„Was?"
Erschrocken sah sie zu ihrer Tochter nach links. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie ihren Gedanken laut formuliert hatte, doch außer Xia schien es keiner gehört zu haben.
„Nichts", beschwichtigte sie ihre Tochter schnell.
Daraufhin erntete sie von Xia einen verwirrten Blick, ehe Ahsoka wieder dem Zeremoniell lauschte.
„Dies ist mein Oberbefehlshaber Tristan Wren.", Baron Kryze deutete zu seiner Rechten auf einen braunhaarigen Mann, der eine ähnliche dunkelblaue Rüstung wie die Wachen trug, mit dem Unterschied, dass seine prächtiger verziert war.
„Und dass ist die Premierministerin Castyn Sonna."
Die große blonde Frau links vom Baron nickte den Gästen freundlich zu.
„Ich danke Ihnen für den herzlichen Empfang Baron. Noch viel mehr bin ich euch dankbar, dass ihr uns ein Treffen mit den Steppenclans ermöglichen konntet. Ihr Wissen wird uns von großem Nutzen sein."
Xia erinnerte sich daran zurück, was ihre Mutter ihr über diese diplomatische Mission erzählt hatte.
Laut Berichten der republikanischen Überwachung in diesem Sektor war es auch auf Mandalore vermehrt zu Übergriffen der Ersten Ordnung gekommen. Allerdings hatte ein Vertreter der Welt im Senat dargelegt, dass die Kindsverluste der Steppenclans quasi auf null beliefen. Und dafür musste es Gründe geben.
Lux hatte daraufhin eine Untersuchung des Sachverhaltes veranlasst. Ursprünglich hatte er die Untersuchung selbst leiten wollen, aber eine wichtige Senatsabstimmung zwang ihn auf Narkadia zu bleiben. So hatten sich Malatesta und Ahsoka bereiterklärt die Untersuchung zu übernehmen.
Eine ganze Weile war Xia jetzt schon durch die Hauptstadt gestreift. Es war eine äußerst moderne Stadt mit vielen hohen Gebäuden aus Glas und Stahl. Bäume und andere Pflanzen zierten trotz dessen das Straßenbild. Es waren grüne Adern in der Betonwüste.
Der kleine Ausflug hatte Xia gutgetan, ihre Wut auf Ben war verflogen. Leider war aber an ihre Stelle bittere Enttäuschung getreten. Doch ein kleiner Teil von Xia wusste auch, dass es vorbeigehen würde, ihre Enttäuschung und auch Bens Beziehung mit Tara.
Schnell aß sie die letzten Reste Uj-Kuchen, von den Einheimischen auch „Uj'alayi" genannt. Es war ein flacher und fester Kuchen voller Nüsse und getrockneter Früchte. Zweifellos war dieser Kuchen der Exportschlager der mandalorianischen Küche.
Xia wischte ihre Hände an den Beinen ihres Jumpsuits ab, nun musste sie sich schleunigst einen Weg zurück in den Palast überlegen, bevor ihre Abwesenheit bemerkt wurde. Vielleicht hätte sie Bescheid sagen sollen, dass sie gehen wollte, doch so konnte Xia unauffälliger unterwegs sein. Zudem war sie sich sicher, dass ihre Mutter ihre Abwesenheit gespürt hatte.
Mit einem Machtsprung schaffte Xia es mühelos über die hohen Palastmauern. Sie fand sich in einem kleinen Innenhof wieder, welcher komplett menschenleer war. Trotzdem fühlte Xia eine Präsenz, etwas rief sie. Ihr Instinkt wies sie an der Präsenz zu folgen.
Ohne dass Xia sich anstrengen musste, öffneten sich die eleganten, gigantischen Flügeltüren.
Hinter ihnen war ein länglicher Raum mit einer hohen Gewölbedecke. Bedächtig trat sie ein. Nur ihre einsamen Schritte halten durch den Raum. Das Licht, das durch die hohen, schmalen Buntglasfenster fiel, gab dem Raum etwas Mystisches.
Die Stimme, welche Xia immer noch rief, kam von einem Podest am anderen Ende des Raumes. Langsam ging sie darauf zu. Während sie dies tat sah sie sich auch die anderen Gegenstände im Raum genauer an. Die Rüstungen waren typisch Mandalorianische. Es waren sechs auf jeder Seite des Raumes, so aufgestellt, als würden sie das Ding, welches Xia immer noch rief, bewachen.
Etwas an den Rüstungen interessierte die Halb- Togruta und so ging sie auf jene auf der rechten Seite zu.
Eine der Rüstungen war etwas größer und mit einer flachen Brustplatte. Die Rüstung war in verschiedenen dunkeln Blautönen gehalten. Die Rüstung unmittelbar neben dieser war kleiner und wirkte zarter. Anhand der Brustplatte ließ sich erkennen, dass sie für eine Frau gemacht wurden war. Im Gegensatz zu der Männerrüstung war diese hier in verschiedenen Grüntönen gestaltet.
Beide hatten jedoch gemein, dass sie zahlreiche Einschussstellen, Kratzer und Dellen hatten. Xia vermutete, dass sie häufig benutzt wurden waren. Sie las, das kleine silberne Schild, welches an den Füßen der beiden Figuren stand.
Ly- On Kryze
geboren: 46 VMK
gestorben: 0 NMK
Letho Kryze
geborene Viszla
geboren: 44 VMK
gestorben: 0 NMK
Xia sagte diese Jahresrechnung nichts, alles was sie wusste war, dass auf Mandalore ein anderer Kalender galt.
Im Rest der bekannten Galaxis wurde das Jahr der Schlacht von Yavin als Jahr Null gerechnet. Davor hatte man die Zeit seit den Verträgen von Coruscant als Jahresrechnung genommen.
Die Padawan beschloss sich nicht weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, stattdessen sah sie sich die zwei Rüstungen auf dem benachbarten Doppelpodest an.
Diese Rüstungen hatten nur minimale Gebrauchsspuren. Es war wieder je eine männliche- und eine weibliche Rüstung. Auffällig war jedoch, dass die Panzerplatten komplett blank, also nicht bemalt waren. Sie waren lediglich silbern.
Das alles kam Xia etwas seltsam vor, doch als sie auf das Schild sah, verstand sie.
Yu- Kon Kryze
geboren: 11 VMK
gestorben: 0 NMK
Yuno Kryze
geboren: 11 VMK
gestorben: 0 NMK
Die Rüstungen hatten Kindern gehört, die wohl auf grausamste Weise aus dem Leben gerissen wurden.
Xia lief es bei diesem Gedanken kalt den Rücken runter. Unweigerlich musste sie an all die kleinen Jünglinge im Tempel denken. Bei der Vorstellung, dass sie alle getötet wurden, wurde Xia schlecht.
Sie zwang sich nicht mehr daran denken und ging behutsam zum nächsten Doppelpodest.
Es war wieder je eine männliche- und eine weibliche Rüstung.
Die Männerrüstung hatte dunkelblauen Stoff, wie die andere, und etwas hellere blaue Platten mit silbernen Akzenten.
Die Frauenrüstung war hauptsächlich gelb. Der schwarze Stoff bildete einen guten Kontrast zu den in hellen Farben gestalteten Platten.
Auch hier war Xia einen kurzen Blick auf das Schild unter ihr.
Xavo Kryze
geboren:
gestorben: 0 NMK
Dena Kryze
geborene Wren
geboren:
gestorben: 0 NMK
Xia wendete nun ihren Blick auf das Ding auf dem Podest, welches sie rief. Es war länglich und eckig.
Für jetzt ignorierte Xia es, irgendwie war ihr das Ding nicht geheuer.
Stattdessen lief sie auf die Rüstung zu, welche auf der linken Seite standen.
Ganz hinten stand eine allein auf einem Podest. Die Wölbung der Brustplatte ließ erkennen, dass sie einer Frau gehörte beziehungsweise gehört hatte.
Sie wirkte sehr abgenutzt und hatte wohl einige Kämpfe mitgemacht, zumindest, wenn man den Kratzern und Dellen glauben wollte.
Ihr Stoff war anthrazitfarben. Zu einem großen Teil war sie nicht bemalt und daher silbern. Die wenigen bemalten Stellen und Teile der Rüstung hatten einen helleren, kühlen Blauton. Auf einer Schulterpanzerung und auf dem Helm, oberhalb des Visiers, waren Symbole zu sehen, die Xia aber nichts sagten. Sie hoffte, dass das Schild etwas Licht ins Dunkel bringen würde.
Bo- Katan Kryze
geboren: 17 VMK
gestorben: 59 NMK
Xia überlegte kurz, sie hatten diesen Namen schon einmal gehört. Dann fiel es ihr ein. Ihre Mutter hatte ihr von Bo- Katan und der Befreiung Mandalores erzählt.
Während die weiter über die Geschichte nachgrübelte, ging Xia auf die nächsten Rüstungen zu. Dieses Mal waren es drei, die auf einem größeren Podest standen.
Die Rüstungen ganz links war für einen Mann. Wie die meisten anderen hier, war ihre farbliche Ausgestaltung in Blautönen erfolgt. Sie besaß einige Dellen, Einschussstellen und Kratzer.
Die mittlere Rüstung war neu, keine Dellen, Kratzer, Einschussstellen oder dergleichen. Wie die Rüstung der Kinder war sie unbemalt, lediglich der tief blaue Stoff setzte farbliche Akzente. Die Brustplatten ließen erkennen, dass sie für eine Frau bestimmt gewesen war.
Neben dieser stand eine weitere Frauenrüstung. Ihre Hauptfarbe war rot mit einigen orangenen Akzenten. Sie war überzogen mit Kratzern und Dellen und hatte vermutliche viele Konfrontationen miterlebt.
Xia blickte auf das Schild und was sie las gefiel ihr nicht recht.
Korkie Kryze
geboren: 0 NMK
gestorben:
Quin Kryze
geboren: 24 NMK
gestorben:
Maya Kryze
geborene Saxon
geboren: 2 VMK
gestorben: 25 NMK
Xia schluckte. Diese Maya war vermutlich die Frau des Baron gewesen und Quin seine Tochter. Ahsoka hatte ihr allerdings gesagt, dass er verwitwet war und Xia hatte beschlossen keine Fragen zu stellen.
Sie wollte nicht darüber nachdenken, welchen Schmerz er durchlebt haben musste, als der Baron seine Familie verlor.
Der bloße Gedanke daran ihre Familie zu verlieren trieb Xia die Tränen in die Augen. Ohne ihre Mutter, ihren Vater, Ben, Jacen oder Lytha zu sein war für sie unvorstellbar.
Schnell blinzelte sie die Tränen weg und ohrfeigte sich selbst innerlich dafür über so etwas lächerliches auch nur nachzudenken. Keiner der Fünf würde sie je freiwillig verlassen.
Nun sah sich Xia die letzten zwei Rüstungen an. Sie standen zusammen auf einem Podest. Es war wieder je eine Männer- und eine Frauenrüstung.
Die Männerrüstung war hauptsächlich rot und wirkte sehr mitgenommen.
Im Gegensatz dazu war die Frauenrüstung quasi wie neu, nicht einmal der Staub hatte es gewagt sich auf sie zu legen. Der Stoff, der die Rüstungsteile verband, war ein tiefes, dunkles Blau. Die Rüstungsplatten selbst hatten einen warmen Violettton, ähnlich dem von Xias Schwert. Verziert waren sie mit filigranen Linien und Mustern in einem intensiven, eher grünlichen Türkis.
Die Padawan fand es mehr als nur seltsam, dass die zwei Rüstungen so unterschiedlich aussahen. Leider gab das Schild auch keinen weiteren Aufschluss.
Satine Kryze
geboren: 16 VMK
gestorben: 20 NMK
Ein zweiter Name war nicht vermerkt. Wer auch immer die rote Rüstung getragen hatte, sollte oder wollte nicht genannt werden.
Tief atmete Xia ein, lief auf das Ding auf dem Podest zu und umfasste es.
Sie fand sich im Thronsaal wieder, den sie vorhin bei der Palastführung gesehen hatten, doch etwas war anderst.
Ein Zabrak mit roter Haut und schwarzen Tattoos saß auf dem Thron. Vor ihm wurde ein Mann zum knien gebracht, welcher die rote Rüstung trug.
Im nächsten Moment erkannte Xia, dass der Zabrak eine blonde Frau auf sich zu schweben lies, nur um den Gegenstand zu nehmen, welchen Xia selbst gerade noch umfasst hatte. Schockiert stellte er fest, dass es ein Lichtschwert war, mit pechschwarzer Klinge. Er tötete die Frau.
Noch bevor Xia die Situation vor sich erfassen konnte, wechselte sie.
Nun sah sie den Zabrak gegen Xias Mutter kämpfen. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen, dieser Mann war Darth Maul.
Wieder wechselte alles blitzschnell und Xia fand sich in einer schneebedeckten Berglandschaft wieder.
Vier weitere Leute waren mit Xia anwesend. Drei von ihnen trugen weiße Rüstungen mit dem Symbol des Imperiums. Die Vierte, eine Frau etwa Mitte zwanzig, trug die rote Rüstung mit den orangenen Akzenten. Es war die selbe die in dem Saal gestanden hatte.
„Weil du meine Nichte bist, erfülle ich dir einen letzten Wunsch."
„Verschone Quin, sie ist unschuldig."
Erst jetzt fiel Xia auf, dass einer der Männer ein Kind im Arm hielt.
Der eine, welcher wohl der Anführer war, nickte dem Mann mit Kind zu. Dieser verließ daraufhin die Szene.
Die Frau in der roten Rüstung wurde an eine der Hauswände gestellt. Die zwei verbliebenen in Männer in Weiß standen ihr, mit gezückten Blastern, gegenüber.
„Maya Kryze, aus dem Hause Saxon, hiermit verurteile ich euch zum Tode, wegen Hochverrates und Revolution."
„Es ist egal, wie oft ihr uns niederschmettert, wir haben Hoffnung, und Rebellionen bauen auf Hoffnung!"
Sie hatte die Worte gerade zu Ende gebracht, da traf sie der erste Schuss in die Brust. Dank ihrer Rüstung hielt sie eine Weile dem Beschuss stand, doch irgendwann traf man sie zwischen den Rüstungsplatten.
Kraftlos fiel ihr Körper in den Schnee.
Die Menschen verschwanden und einen kurzen Moment war Xia allein.
Die Ruhe hielt jedoch nicht lang an. Ein Fenster des Hauses zerbrach und ein Mädchen, mit bunten Haaren, kam mit dem Anführer aus der letzten Vision heraus.
Sie kämpften auf dem gefrorenen See. Weitere Leute kamen aus dem Haus hinzu. Erschrocken riss Xia die Augen auf, als sie unter den Zuschauern Jacens Vater entdeckte.
Xia versuchte näher an die Leute heran zu treten, doch sie konnte sich nicht bewegen.
Der Kampf endete damit, dass eine Zuschauerin, den Anführer in der weißen Rüstung erschoss. Sie hatte dunkles Haar und trug eine gelbe Rüstung, welche der aus dem Saal ähnelte.
Eine neue Vision eröffnete sich. Das Mädchen mit den bunten Haaren gab das Lichtschwert mit der schwarzen Klinge an eine Frau mit roten, kürzeren Haaren. Xia erkannte ihre Rüstung als die, welche Bo- Katan Kryze gehört hatte.
Wieder wechselte das Bild. Nun standen Bo- Katan und ein jüngerer Baron Kryze wieder im Thronsaal. Die einst roten Haare Bo- Katans waren mittlerweile grau.
Sie übergab dem Mann mit den rotblonden Haaren das Schwert. Erst jetzt fiel Xia die Ähnlichkeit des Barons zu dem Mann aus der ersten Vision auf.
Alles um die Halb- Togruta wurde schwarz.
Sie hörte einen Tie- Fighter und wie dieser Abstürzte. Sand wurde um sie herum aufgewirbelt.
„Sie lebt, bergt sie und bringt sie an Bord!"
„Das Potenzial deiner Blutlinie macht dich perfekt für meine Pläne."
Xia erschrack, sie kannte und hasste diese tiefe, bedrohliche Stimme.
Eine Frau schrie aus vollem Hals.
Das weinen eines Kindes war zu hören.
Die Padawan fand sich auf dem kalten Marmorboden des Saals wieder. Ihr Herz raste und ihre Atmung war ruckartig.
Ängstlich sah sie sich um, sie war nicht allein.
Baron Kryze kam auf Xia zu und bot ihr seine Hand an. Die Halb- Togruta ergriff sie bereitwillig und stand auf.
„Es tut mir..."
Weiter kam Xia nicht, Baron Kryze ergriff das Wort.
„Muss es dir nicht. Hat es dich hierher gerufen?"
Xia blickte auf den Griff in ihrer Hand. Hastig drückte sie dem Baron das Schwert in die Hand.
„Dies ist das Dunkelschwert.", begann er zu erklären, „Vor tausend Generationen wurde es vom ersten Mandalorianer, der in den Jediorden aufgenommenen wurde, gefertigt. Seitdem ist es das Herrschaftssymbol Mandalores."
Mit diesen Worten aktivierte er das Schwert und Xia starrte fasziniert auf die tiefschwarze Klinge.
Baron Kryze deaktivierte das Schwert wieder und brachte es auf den Platz zurück, von welchem Xia es genommen hatte.
„Verzeiht mir die Frage eure Hoheit, aber wem gehören alle diese Rüstungen?"
„Mitgliedern der Familie Kryze und ihren Partnern."
Xia nickte.
„Und was sind das für Datumsangaben?"
„Wir in Mandalore rechnen mit unserem eigenen Kalender. Unser Jahr Null ist das 39. Jahr vor der Schlacht von Yavin."
Xia nickte wieder, doch eine Sache beschäftigte sie noch.
„Noch eine Frage..., wenn Ihr erlaubt."
Der Baron nickte und Xia fuhr fort.
„Wem gehörte diese Rüstung?"
Sie deutete auf die Rote, welche als einzige keinen namenhaften Träger hatte.
„Sie gehörte, zumindest für eine Zeit, Jedimeister Obi Wan Kenobi."
Bei der Erwähnung dieses Namens musste Xia unweigerlich an ihre Mutter heute früh denken. Das dieser Name zweimal an einem Tag außerhalb des Tempels fiel war für Xia mehr als nur seltsam. Noch seltsamer fand sie allerdings, dass die Rüstung mit hier stand.
„Okay, noch 'ne Frage, warum steht die Rüstung hier?"
„Er war mit meiner Tante Satine verheiratet nach der Regel von „Blut und Beskar"."
„Das hab' ich ja noch nie gehört.", gab Xia offen zu.
„Eine uralte Regel auf Mandalore, die noch aus den Zeiten der Eroberungskriege stammt. Sie besagt, dass jene, die einander lieben, die für-, mit- und umeinander kämpfen durch Blut und Beskar miteinander vereint sind."
Xia nickte verständig. Auf eine seltsame Weise fand sie diese Regel süß und romantisch.
„Ich kenne Meister Kenobi nur aus Geschichten. Er starb bevor ich geboren wurde."
Alles was die Padawan über den Jedimeister vergangener Tage wusste, hatte ihr entweder ihre Mutter oder Luke erzählt. Beide hatten ihn als pflichtbewusst und prinzipientreu beschrieben, daher wunderte sich Xia, ob er gewusst hatte, dass er eigentlich verheiratet gewesen war, immerhin war es gegen den damaligen Kodex.
Meister Skywalker hatte die Regeln allerdings in diesem Bereich stark gelockert, immerhin hätte er selbst fast einmal geheiratet.
Xia erinnerte sich an Bens Erzählungen.
Luke hatte damals sein Herz an die junge Witwe eines hohen Imperialen verloren. Um ein Haar hätte er Lady Mara Jade geheiratet und wäre der Stiefvater ihrer kleinen Tochter Jaina geworden. Die junge Liebe fand jedoch ein unglückliches Ende, als sich Jaina ausversehen beim Spielen mit Lukes Lichtschwert selbst tötete.
„Meine Tante hat ihn geliebt, doch sie haben ihre Pflichten über ihre Gefühle gestellt. Trotzdem hat sie nie aufgehört ihn zu lieben. Eine traurige Geschichte, wenn du mich fragst."
„Kanntet Ihr Meister Kenobi?"
„Ich habe ihn einmal kurz während der Klonkriege getroffen, doch meine Tante hat mir oft von ihm erzählt."
„Ihr standet ihr wohl nah?"
„Sie hat mich großgezogen, als meine Eltern im mandalorianischen Bürgerkrieg starben. Für mich war sie wie meine Mutter."
„Euer Verlust tut mir sehr leid."
„All die Kriege und all die Tyrannei haben so viele das Leben gekostet."
„Also müssen wir verhindern, dass es sich wiederholt."
„Du bist ein kluger Padawan. Dein Meister ist sicher stolz auf dich."
„... Meistens..."
Baron Kryze lachte über Xias Antwort.
Das Bankett, welches anlässlich des Gedenkens an die Schlacht von Yavin abgehalten wurde, war ein prächtiges Event.
Die onderonische Delegation wurde mit den Vertretern des Rates der Steppenclans bekannt gemacht. Man besprach einige grundlegende Dinge und beschloss alle Vertreter in der Knochenstadt zusammen zu rufen. Dazu würden sie morgen in diese zugegebenermaßen beunruhigend klingende Stadt aufbrechen.
Xia stand, in einem schlichten Kleid, auf einem der Balkons, welche sich an den Ballsaal anschlossen. Ferner aus der Stadt hörte sie einen Glockenschlag, ein neuer Tag hatte begonnen. Sie sah zur Kuppel über der Stadt hoch, auf welchen ein Sternenhimmel projiziert wurde. Ob Ben an sie dachte?
„Alles Gute zum Geburtstag, mein kleiner Schmetterling."
Xia drehte sich nach ihrer Mutter um und umarmte sie einfach.
Sie mochte momentan ohne einen Großteil ihrer Familie sein, doch sie fühlte sich nicht einsam.
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