Kapitel 14

Lasento schlug die Augen auf und das Erste, das er bemerkte, war das blendend helle Licht, das ihm entgegen schien und ihn für einen kurzen Moment blendete. Das Zweite, das ihm auffiel war der Geruch des Raumes, in dem er sich befand. Es roch alles so sauber, so steril.

Wo zur heiligen Macht war er bloß?

Die Stimme, die ihn nun begrüßte, klärte ihn zum Teil auf: ,,Wie ich sehe, sind sie aufgewacht. Ich werde unverzüglich General Tar'sam und Kommandant Fryce benachrichtigen.''. Die Stimme gehörte definitiv einem Droiden, wie Lasento feststellte. Und offensichtlich befand er sich in einer Anlage der Republik.

Trotzdem fragte er: ,,Wo bin ich?'' Und versuchte sich anschließend aufzurichten. Doch dafür hatte er noch zu wenig Kraft und sein Kopf sackte auf das Kissen unter ihm zurück, sobald Lasento ihn erhoben hatte. Immerhin war das Bett, in dem er lag ganz bequem. Seine Augen hatten sich mittlerweile an das grelle Licht gewöhnt und er schaute sich, so gut es ging, im Raum um. Der Raum, in dem er sich befand, war relativ klein und trotzdem voll. Um ihn herum standen einige Regale, auf denen sich viel medizinisches Equipment befand.

,,Sie sind auf der Krankenstation des republikanischen Kreuzers Knochenbrecher, Kommandant.'', antwortete ihm der Droide, mit dem er sich im Raum befand.

,,Was ist passiert? Ich... ich erinnere mich noch an eine Explosion, aber dann muss ich wohl bewusstlos geworden sein.'', sagte Lasento und versuchte sich an die Schlacht zu erinnern. Doch ihm wollte nichts mehr einfallen, nach dem Tode Addestan's und der Explosion.

,,Die Explosion hat Ihnen die Beine abgerissen, Sir.'', sagte der Droide emotionslos und direkt, so als wäre das die natürlichste Sache der Galaxis.

,,Bitte, was?'', fragte Lasento entsetzt. Hatte er sich gerade verhört? Das konnte doch nicht sein!

,,Oh, anscheinend wurden Ihre Ohren auch verletzt.'', sagte der Droide immer noch vollkommen ruhig und emotionslos. Lasento konnte nicht bestimmen, ob der Droide das im Scherz gemeint hatte, oder nicht.

,,Das war kein Scherz? Das mit meinen Beinen?'', fragte Lasento, immer noch überrascht und ungläubig.

,,Ja, das war kein Scherz. Falls Sie mir nicht glauben, würde ich Ihnen empfehlen sich selbst zu vergewissern.'', antwortete ihm der Droide.

Der angesprochene Jedi schluckte und zögerte. Doch dann bewegte er seine Hände zögernd auf seine Beine zu. Er tat es langsam, denn obwohl er wusste, was ihn erwartete, wollte er es nicht wahr haben. Er versuchte sich auf den Schock vorzubereiten, der ihn bestimmt ereilen würde, doch nichts hätte ihn auf den Schock und die Hilflosigkeit vorbereiten können, die in ihm hochgeschossen kamen, als er zu der Stelle kam, wo seine Knie hätten sein sollen. Sie waren nicht mehr dort. Seine Beine bestanden nur noch aus seinen Oberschenkeln und seine Stummel endeten nicht länger in seinen Füßen, sondern in vernarbter Haut. Ihm wurde übel, als er mit seinen Fingern über das Ende seiner Stummel fuhr, und er musste würgen.

,,Brauchen Sie eine Schüssel, Sir?'', fragte ihn der Droide.

,,Nein... es geht schon wieder.'', antwortete Lasento, bemühte sich ruhig zu bleiben und nicht laut loszuschreien. Konnte der Droide nicht sehen, wie es ihm gerade erging?

Der Droide wollte gerade noch etwas sagen, doch da ging die Tür des Krankenzimmers auf und kündigte damit Besucher an.

Lasento drehte seinen Kopf in Richtung der Tür. Tar'sam und Kommandant Fryce waren durch die Tür getreten und schauten auf ihn hinab. Tar'sam's Blick konnte der verkrüppelte Jedi nicht deuten, doch Kommandant Fryce war sichtlich erleichtert ihn zu sehen. Es war das erste Mal, dass Lasento den Klon ohne Helm sah. Sein Gesicht sah aus, wie das jedes anderen Klons, doch er trug orangene, kurz geschnittene Haare und einen, ebenfalls, orangen Vollbart.

,,Schön zu sehen, dass es Ihnen wieder besser geht, Sir.'', sagte Kommandant Fryce knapp.

,,Besser? Ich bin ein verdammter Krüppel, in wie fern geht es mir jetzt besser?'', wollte Lasento schon aufgebracht fragen, doch er ließ es bleiben.

,,Wie geht es den Anderen?'', fragte er stattdessen. Obwohl er nicht aussprach, wen er mit den ,,Anderen'' meinte, schien es dennoch trotzdem klar zu sein.

,,Den Anderen geht es soweit gut. Manche haben sich ein paar Knochen bei den Sturz über die Mauer gestaucht, aber ich glaube, sie sehen es genauso wie ich. Ein paar gestauchte Knochen sind ein gute Tausch für das Leben. Allerdings trauern sie alle um Addestan. Sie geben sich alle selbst die Schuld für seinen Tod. Vor allem Panther, er hat schon seit Tagen kaum mehr ein Wort gesprochen.'', antwortete ihm Fryce recht ausführlich. Trotzdem war Lasento beruhigt.

,,Seit Tagen? Wie lange war ich bewusstlos?'', fragte Lasento.

,,Na ja ... seit Tagen.'', antwortete ihm Tar'sam trocken.

,,Was ist passiert, nachdem ich das Bewusstsein verlor?'', fraget Lasento.

,,Sie wären fast gestorben. Wir konnten gerade noch rechtzeitig durch die Mauern brechen, sonst hätten die Separatisten sie gekriegt. Nachdem die Schlacht gewonnen war, haben wir Sie auf die Knochenbrecher gebracht, wo man Sie verarztet hat. Sie haben wirklich Glück, mit dem Leben davon gekommen zu sein.'', antwortet ihm Kommandant Fryce.

,,Und was wird nun als nächstes passieren?'', fragte Lasento weiter.

,,Unsere Streitkräfte werden die dritte und letzte Station der Separatisten angreifen. Aber bilden Sie sich nicht ein, dass ich Sie mitkämpfen lassen würde, Maran. Sie wären nur eine Belastung für uns.'', antwortete Tar'sam ernst.

Zuerst wollte Lasento dem Twi'lek widersprechen, doch ihm wurde sehr schnell bewusst, wie recht der General hatte. Ohne seine Beine konnte er nicht mehr kämpfen. Diese Erkenntnis trug nicht wirklich dazu bei, dass er sich besser fühlte.

,,Ich nehme an, dass ich in diesem Fall zurück nach Coruscant geschickt werde. Ist das richtig?'', fragte Lasento niedergeschmettert.

,,Ja, das werden Sie, Maran. Aber aus einem guten Grund. Sie sollten sich glücklich schätzen. Ihnen wurde eine kostenlose Operation versprochen für Ihre Dienste in der Schlacht. Man wird Ihnen Prothesen geben, durch die sie vielleicht irgendwann wieder laufen können.'', erklärte ihm Tar'sam.

Lasento's Herz blieb für einen Moment stehen. Er konnte es nicht fassen. Seine Gefühle spielten verrückt. Vor ein paar Minuten hatte er noch geglaubt für immer ein Krüppel sein zu müssen und nun erschien schon ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Das Alles ging viel zu schnell.

Daher stammelte er nur: ,,Das... das ist eine große Ehre.''

,,Ja, das ist es. Wie ich sehe, brauche Sie erstmal Zeit um all diese Informationen zu verdauen.'', sagte Tar'sam ernst und wandte sich an Kommandant Fryce. ,,Kommen Sie, Kommandant, lassen wir Maran alleine mit seinen Gedanken.''

,,Jawohl, Sir.'', erwiderte Kommandant Fryce und ging hinter dem Jedi-General aus dem Raum. Doch kurz bevor er aus dem Raum trat, wandte er sich noch einmal um und sagte: ,,Ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie so viele meiner Jungs, wie möglich, gerettet haben. Diese Männer bedeuten mir viel und ich wünschte, ich müsste sie nicht in diesen riesigen Krieg führen.''

Lasento wusste nicht, was er auf diese emotionale Offenbarung erwidern sollte, daher sagte er nur: ,, Vielen Dank.'' Fryce nickte, trat aus dem Raum und damit war Lasento wieder alleine.

Für Stunden hatte er nun schon versucht Schlaf zu bekommen, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Seine Gedanken hielten ihn wach und sie kehrten immer wieder zu seinen stark verkürzten Beinen zurück, ob er dies wollte oder nicht. Die Gefühle über seine momentane Lage waren kompliziert. Er konnte sich einfach nicht vorstellen aus dieser misslichen Lage zu kommen und trotzdem wünschte er es sich von Herzen. Er konnte sich ein Leben ohne seine Beine nur schwer vorstellen.

,,Könntest du mir ein Glass Wasser bringen?'', fragte Lasento den Medidroiden, als dieser wieder den Raum betrat, einfach nur um seine Gedanken von seinen Beinen abzulenken. Gut, Durst hatte er auch. Es schien ihm eine Ewigkeit her zu sein, seit er das letzte Mal etwas getrunken hatte. Ihm war bewusst, dass man ihn, während er im tagelangen Koma gelegen hatte, mit Sicherheit über einen Schlauch oder ähnliches versorgt hatte, doch das war nicht miteinander zu vergleichen und er konnte sich sowieso nicht an die Schlauchversorgung erinnern.

,,Ja, warten Sie hier, Kommandant. Ich komme gleich wieder.'', antwortete ihm der Droide und verließ den Raum. ,,Als ob ich hier einfach raus marschieren könnte.'', dachte sich Lasento als Kommentar.

Der Droide ließ sich Zeit und kehrte erst nach einigen Minuten zurück. In dieser Zeit waren Lasento's Gedanken tatsächlich abgewichen. Zu Bant. Wie würde sie auf seine Beine reagieren? Wie würde er reagieren, wenn er sie wieder sah? Könnte er seine Gefühle für sie kontrollieren? Sollte er das überhaupt? Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Liebe tatsächlich so zerstörerisch sein sollte, wie sie vom Orden oft dargestellt wurde. Zum ersten Mal in seinem Leben kam er ins Grübeln über die Lehren des Jedi-Ordens.

,,Ihr Wasser, Sir.'', sagte der Medidroide und streckte die Hand, die das Glas hielt, über seinem Gesicht aus, so als wäre er sich nicht ganz sicher, ob Lasento es aus dem Liegen sehen könnte. Dieser nahm das Glas mit einem dankbarem Nicken entgegen.

Wie sich heraus stellte, war es nicht seine beste Idee gewesen, zu versuchen im Liegen etwas zu trinken. Nach dem ersten Schluck verschluckte er sich und durch den starken Husten, der daraufhin folgte, verschüttete er die Hälfte des verbliebenden Wassers auf seiner Jedi-Robe.

,,Soll ich Ihnen das Glas noch einmal auffüllen?'', fragte ihn der Droide, der den ganzen Vorgang leise beobachtet hatte.

,,Ja, ich denke, das wäre gut.'', sagte Lasento und gab dem Droiden das Glas zurück, nachdem er den restlichen Inhalt mit einem zweiten Schluck, diesmal im Sitzen, geleert hatte. Der Droide verließ den Raum also erneut und Lasento nutze diesen Moment der Ruhe um zu meditieren. Er hatte es viel zu lange nicht mehr gemacht und es war wichtig. Ruhe brachte er in seinen unruhigen Körper und er begann tief ein uns aus zu atmen. Er leerte seinen Kopf bis nur noch das Bild übrig blieb, das für ihn die Macht versinnbildlichte: die unendlichen Weiten des Alls. Auf dieses Bild konzentrierte er sich und bald hatte er sich zwischen den zahllosen Sternen verloren.

Doch plötzlich wurde er aus dieser Phase der Meditation gerissen, als die Stimme des Medidroiden erneut ertönte: ,,Hier. Ich habe das Wasser, das Sie haben wollten, Kommandant.''

Noch bevor er die Augen öffnete ertönte eine zweite Stimme, mit der er sich in den letzten Monaten sehr vertraut gemacht hatte, die er aber niemals einer bestimmten Person würde zuordnen können. ,,Und er ist nicht alleine gekommen.'' Lasento schlug die Augen auf und erkannte Panther, wenn auch nur anhand der Markierungen, die sich auf dem Helm befanden, den er sich unter den Arm geklemmt hatte. Sonst hätte er den Klon nicht erkannt, da er ihn noch nicht ohne Helm gesehen hatte. Panther trug eine rasierte Glatze und einen schwarzen Vollbart.

,,Ich möchte mit Ihnen unter vier Augen reden, Kommandant.'' , sagte Panther ohne Umschweife und setzet sich auf einen Stuhl, der an einem der Regale stand. Seinen Helm legte er auf diesem ab. Als er bemerkte, dass der Medidroide keine Anstalten machte sich zu bewegen, wendete sich der Arc-Soldat an ihn. ,,Unter vier Augen heißt, dass du den Raum verlässt.''

Doch anstatt Panther's Aufforderung Folge zu leisten, wandte sich der Droide erst noch einmal an Lasento. ,,Brauchen Sie noch etwas, Sir?''

Lasento verneinte mit einem Kopfschütteln und der Droide verließ den Raum.

,,Worüber möchtest du mit mir reden, Panther?'', fragte Lasento und versuchte dabei so freundlich wie möglich zu klingen, ohne, dass es unnormal wirkte. Er wusste nicht, wie Panther mittlerweile über die Situation dachte, die sich abgespielt hatte, kurz bevor Lasento den Arc-Soldaten über die Mauer befördert hatte.

,,Ich wollte mich eigentlich nur bei Euch bedanken. Ihr habt mir das Leben gerettet und ohne Euch könnte ich nicht hier sitzen.'', sagte Panther sanft. Aber trotzdem spürte Lasento die tiefe Bedrückung, die den Soldaten aufzufressen schien.

Anstatt also auf Panther's Dankeschön einzugehen, sagte er stattdessen. ,,Du solltest die Schuld an Addestan's Tod nicht bei dir suchen, Panther. Dafür konnte niemand etwas. Es ist passiert und wir können nichts mehr daran ändern.''

,,Das ist ja nett von Ihnen zu sagen, aber das wird wohl erstmal meine Gefühle nicht verändern.'', sagte Panther und lachte bitter. Doch bevor Lasento das Thema weiter vertiefen konnte, wechselte der Arc-Soldat das Thema. ,,Sie werden uns jetzt wohl verlassen. Ist das richtig?''

,,Ja, ich werde morgen nach Coruscant zurückkehren.'', antwortete Lasento.

,,Dann kann ich Ihnen nur sagen, dass es mir eine Ehre war mit Ihnen zu dienen, wie kurz es auch gewesen sein mag.'', sagte Panther daraufhin und Lasento wurde klar, dass wohl nur die Wenigsten von seiner bevorstehenden Operation wussten. Panther ging davon aus, dass sie sich jetzt zum letzten Mal sehen würden. Wobei Lasento selbst nicht wusste wohin ihn die Macht führen würde, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass man ihn einer anderen Kampfeinheit zuordnen würde, wenn er wieder laufen können würde. Warum sollte man das auch? Die Männer des Knochenbataillons kannte er. Zumindest ein bisschen.

,,Mir war es auch eine große Ehre, aber ich denke wir werden uns wiedersehen.'', sagte Lasento und amüsierte sich ein wenig, als er Panther's verwirrten Gesichtsausdruck wahrnahm.

,,Ich verstehe nicht ganz, Sir. In wie weit werden wir uns wieder sehen?'', fragte Panther immer noch verwirrt.

,,General Tar'sam hat mir mitgeteilt, dass man mich auf Coruscant einer Operation unterziehen wird. Man wird mir Beinprothesen geben, mit denen ich wohl irgendwann wieder laufen können werde. Und wenn ich laufen kann, kann ich auch kämpfen.'', klärte Lasento den Klon auf. Bei der Erwähnung des Generals schien Panther's Stimmung zu kippen.

,,Das freut mich für Sie. Es war mit Sicherheit nicht leicht für Sie... das mit Ihren Beinen meine ich.'', sagte Panther.

,,Ja, ich war auch sehr erleichtert, das zu hören.'', stimmte Lasento dem Klon zu.

,,Ich freue mich auf jeden Fall wieder auf unsere weitere Zusammenarbeit.'', sagte Panther und lächelte breit.

,,Ich mich auch.'', sagte Lasento.

Einige Momente herrschte Stille zwischen ihnen. Keiner schien mehr so recht zu wissen, was er jetzt noch sagen sollte.

Daher war Lasento beinahe erleichtert, als Panther sich erhob, seinen Helm nahm und sagte: ,,Gut, dann gehe ich mal wieder. Wir haben Mittagspause und ich habe Hunger.''

,,Gut, geh ruhig. Ich wünsche dir noch viel Glück bei der restlichen Mission hier auf Mimban.'', sagte Lasento.

Panther nickte und lächelte. ,,Keine Sorge, Sir. Wir werden Ihre Heimat schon von den Klappergestellen befreien.''

Lasento lächelte ebenfalls. Als er von der Schlacht um Geonosis und dem Auftauchen der riesigen Klonarmee erfahren hatte, war er den Klonen misstrauisch gegenüber gewesen. Die ganze Situation erschien ihm sehr seltsam. Eine riesige Armee, die heimlich hinter dem Rücken der Republik und des Ordens heran gezüchtet worden war, und dessen biologische Vorlage von Jango Fett beigesteuert worden war, einem Kopfgeldjäger, der gemeinsame Sache mit den Separatisten gemacht hatte. Doch mittlerweile hatte er erkannt, dass die Klone alles andere als bösartig waren. Sie waren gute Männer und Soldaten und hatten das Herz am rechten Fleck. Lasento war froh, dass die Republik die Klone hatte.

Panther nickte ein letztes Mal, salutierte vor Lasento und verließ schließlich den Raum. Damit war Lasento wieder alleine. Alleine mit seinen Gedanken.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top