Traitor

• Regulus Black •

„This principle is old,
but true as fate,
Kings may love treason,
but the traitor hate."

Am Morgen des alljährlichen Weihnachtsfestes der Blacks wusste Regulus zunächst gar nicht wie ihm geschah. Er hatte kaum seine grauen Augen geöffnet, da stand seine liebste Cousine bereits mitten im Raum und lächelte ihn entschuldigend an.

„Narzissa, ihr seid bereits angereist!", brachte er schlaftrunken hervor, doch setzte sich jäh auf. Schlagartig war er nun hellwach und sprang aus dem Bett, um der Blondine einen angemessenen Empfang zu bereiten. Er schloss sie in die Arme, während sie in seine Schulter nuschelte: „Ich habe dich so vermisst."

„Wie geht es dir?", fragte Regulus, als er sich von ihr löste. Es war ihm kaum peinlich in seinem Schlafgewand vor ihr zu stehen. Denn nachdem Camille immer seltener und nach Sirius' Verrat schließlich gar nicht mehr vorbeigekommen war, war Narzissa so etwas wie seine beste Freundin geworden.

„Frag besser nicht!", rief sie aus und vergrub ihr zartes Gesicht in den Händen. „Oh Merlin, meine Nerven liegen blank. Ich bin so aufgeregt!"

„Du wirst sehen, dass es der schönste Tag in deinem Leben wird!", versuchte er sie zu beruhigen, doch Narzissa stolzierte schnurstracks auf sein Bett zu und setzte sich auf das zerwühlte Lacken, als wäre ihr soeben der Boden unter den Füßen entrissen wurden. „Was wenn unsere Ehe nicht gut verlaufen wird?", fragte sie leise und als sie aufblickte meinte Regulus Tränen in ihren blauen Augen aufblitzen zu sehen. Doch der Moment war so schnell wieder vorbei, dass er es sich auch bloß eingebildet haben könnte.

Behutsam setzte er sich neben seine aufgelöste Cousine. „Wie meinst du das?"

„Was, wenn ich ihm nicht gut genug bin?", hauchte sie mit zitternder Stimme, die seinen Verdacht nun doch bestätigte. „Wenn Lucius mich bloß heiratet weil unsere Eltern es wollen? Dass er lieber eine andere geheiratet hätte?"

„Du darfst so etwas nicht denken", flüsterte der jüngste der Blacks und begann zu lachen. „Du bemerkst wohl gar nicht wie angetan Lucius von dir ist! Camille hat mir verraten wie seine Augen jedes Mal aufleuchten, wenn dein Name fällt. Er liebt dich wahrhaftig, Narzissa."

Sie schniefte und Hoffnung lag in ihren feuchten Augen, mit denen sie zu ihm aufblickte. „Wirklich?"

Regulus nickte und er war sich ziemlich sicher, dass ihr zukünftiger Ehemann die Ehe nicht brechen wird. Trotz der Tatsache, dass Lucius Malfoy in seiner Erinnerung wirkte, als glaube er etwas Besseres als all die anderen zu sein, so glaubte er, dass er sich dennoch an die Regeln seiner reinblütigen Vorfahren halten würde. Diese besagten, dass ein Ehepaar nicht mehr getrennt werden durfte und auch das Ehebrechen war strengstens untersagt. Wie sonst sollte man die Gewissheit haben, dass ein Erbe legitim war?

Doch nicht bloß aus Camilles Erzählungen war Regulus sich Lucius' Liebe zu Narzissa bewusst. Er hatte es selbst bei seinen zahlreichen Besuchen gesehen; die Blicke, die er der Blondine immer dann zugeworfen hat, wenn sie nicht hingesehen hatte. Er hatte beinahe schon ein wenig stolz gewirkt Narzissa bald seine Ehefrau nennen zu dürfen.

Zwar trug seine Cousine nun wieder ein leichtes Lächeln auf den Lippen, doch vollkommen überzeugt wirkte sie noch immer nicht. Regulus wurde das Herz schwer bei dem Gedanken, dass sie ihren großen Tag womöglich gar nicht richtig genießen konnte aufgrund ihrer Ängste. Dabei lag ihr Glück ihm sehr am Herzen. Doch egal wie lange er auf sie einredete, ihre hellen Augen blieben trüb.

Womöglich war dies letztendlich auch der ausschlaggebende Grund, dass er am Nachmittag, bevor das gemeinsame Weihnachtsessen stattfinden würde, Sirius in seinem Zimmer einen Besuch abstattete.

Regulus hatte diesen Raum lange nicht mehr betreten gehabt. Zumindest nicht im Beisein seines Bruders. Denn immer wenn dieser über die Ferien einen seiner Freunde besucht hatte, hatte sich der Jüngere dort des Öfteren heimlich umgesehen. War auf der Suche nach Hinweisen seines neuen Lebens gewesen, denn schon lange hatte er nicht mehr gewusst, wer Sirius überhaupt war.

Der Ältere blickte auf, als Regulus nach einem zögernden Klopfen eingetreten war. Er saß an seinem Schreibtisch und sah von dem Brief auf, welchen er gerade versucht hatte im Licht der Sonne zu schreiben. Seine grauen Augen blitzten überrascht auf. „Regulus, was willst du?"

„Dich um etwas bitten", fing er zögernd an und wanderte in dem Zimmer, welches ein wenig größer als seines war, auf und ab. Aus jeder Ecke des Raumes leuchtete ihm etwas rot-goldenes entgegen, ähnlich wie es bei ihm die Farben silber und grün taten.

„Ich höre."

Regulus holte tief Luft um sich zu sammeln. „Bitte halte dich heute Abend zurück. Provozier unsere Eltern und Tante und Onkel nicht. Narzissas Nerven liegen blank, sie kann so etwas im Moment nicht gebrauchen und ich ehrlich gesagt auch nicht. T-tu es für sie und für mich, bitte. Nur dieses eine Mal. Keiner von uns möchte dabei zusehen, wie unsere Familie sich weiter zerrüttet, wenn doch der Zusammenschluss einer gefeiert werden sollte."

Den Atem nun anhaltend, wartete er auf eine Reaktion seines Bruders. Dabei wusste er bereits, dass seine Mühe sinnlos wäre. Sirius würde bloß lachen und ihn über diese aberwitzige Idee kopfschüttelnd wieder hinausschicken. Doch entgegen seiner Erwartungen, tat der Gryffindor nichts dergleichen. Er nickte bloß. „Ich gebe mein bestes. Ich garantiere für nichts, doch ich werde es versuchen."

Es war besser als gar nichts. Oder? Zumindest besser, als was Regulus erwartet hatte. Der Anflug eines Lächelns schlich sich auf seine schmalen Lippen. „Danke, Sirius", erwiderte er aufrichtig, ehe er sich wieder aus dem Raum hinaus schlich. Er wusste nicht, warum sein Bruder eingewilligt hatte. Tatsächlich bloß um ihm einen Gefallen zu tun oder hing ihm tatsächlich etwas an dem Wohl von Narzissa und dem Respekt einer Ehe?

Der Jüngere würde es wohl niemals erfahren, doch für ihn zählte in diesem Moment bloß das Wohlbefinden seiner Cousine und, sei es bloß für einen Abend, das Gefühl einer heilen Familie. Er konnte in diesem Moment ja nicht ahnen, dass an diesem Abend eintreten sollte, wovor er sich schon immer gefürchtet hatte.

Das Esszimmer war herrlich hergerichtet worden. Die lange Tafel war gedeckt mit himmlisch duftenden Speisen und dem teuersten Silber. Um diese herum saßen die Mitglieder der Familie Black, zusammengekommen um den Heiligen Abend zu feiern. Es würde die letzte Art einer derartigen Feier sein, ehe Narzissa als letzte Frau ihren Nachnamen für immer abgeben würde.

Selbst Bellatrix war gekommen, obwohl sie längst verheiratet war und allein ihre Schwester Andromeda fehlte auf ihrem Platz. Doch sie gehörte schon längst nicht mehr zu der alten und traditionellen Familie.

Tatsächlich hatte Sirius sich an sein Versprechen gehalten. Er hatte kein einziges Wort gesprochen und schien jegliche Versuche seiner Mutter ihn aus der Reserve zu locken, ignorant zu übergehen. Regulus hatte sich ein wenig entspannt und versuchte den Weihnachtsbraten auf seinem Teller zu genießen, während das Gesprächsthema sich ausschließlich auf die bevorstehende Hochzeit reduziert hatte.

Narzissas Augen leuchteten und sie schien ihre vorige Furcht beinahe gänzlich vergessen zu haben. Seine Cousine so voller Vorfreude zu sehen, stimmte auch den jüngsten der Blacks in eine weihnachtliche Stimmung.

Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich Cygnus und Orion Black zu einer Zigarre zurückzogen und auch Druella und Walburga in die Küche verschwanden, um den Plumpudding für den Nachtisch herzurichten. Bellatrix schien diesen Moment zu nutzen, um die Konversation in eine ihr liebere Richtung zu lenken. Ihre dunklen Augen ruhten angriffslustig, wie die eines Raubtieres auf Sirius, ehe sie angriff, zunächst harmlos und sich anpirschend. „Wie läuft es in Hogwarts so, Sirius?"

In Regulus' Gehirn hätten sämtliche Alarmglocken losgehen müssen, als sie das Wort bloß an seinen Bruder richtete. Doch zunächst dachte er sich nichts dabei und unternahm somit nichts, um das bevorstehende Unheil abzuwenden. Doch ohnehin hätten seine Bemühungen wohl nicht viel genutzt.

„Gut", war seine kurze, jedoch patzige Antwort. Noch immer schien er sein Versprechen an Regulus im Hinterkopf zu halten. In dem Herzen des Jüngeren regte sich etwas. Womöglich war es für sie noch nicht zu spät.

„Geht es deinen dreckigen Blutsverräter- und Schlammblutfreunden auch gut?", hakte sie scheinheilig nach und wendete dabei genüsslich die letzten blutroten Tropfen in ihrem Weinglas.

Sirius' Blick verfinsterte sich, wie er es immer tat wenn die Sprache ungünstig auf seine Freunde, seine Brüder kam. Aus seinen grauen Augen sprach pure Verachtung und doch schien er jeglichen Ärger einfach hinunterzuschlucken.

„Bellatrix", es war Regulus, der ihren Namen warnend aussprach. Denn obwohl sein Bruder bis dato ruhig geblieben war, konnte sich dies bei jedem weiteren Wort seiner Cousine ändern. Denn diese schien es darauf angelegt zu haben.

„Nein, Regulus", erwiderte schroff und wandte sich nun wieder gänzlich dem älteren Sohn zu. Auf ihren blutroten Lippen breitete sich ein fieses Grinsen aus, welches allerdings eher einem Zähnefletschen glich. „Ich will wissen wieviel Schande Sirius noch über unsere Familie bringen möchte. Womöglich will er einen dieser Verräter sogar heiraten und unseren feinen Namen in den Dreck ziehen."

Sirius biss die Zähne zusammen, sodass sein jüngerer Bruder ein unangenehmes Knirschen hören konnte, welches ihm eine Gänsehaut über den Arm jagte. Narzissas blaue Augen waren weit aufgerissen und Regulus' Enttäuschung spiegelte sich in ihnen. Zwar hatte Sirius keinen Streit angezettelt, doch Bellatrix' Worte hatten die Stimmung dennoch gekippt. Dabei war sie noch nicht einmal fertig gewesen. Sie hatte ihren letzten Trumph an den Hörnern gepackt und setzte noch einen drauf. „Dabei wirst du derjenige sein, der später allein sein wird", lachte sie auf. „Denn all deine kleinen Freunde werden getötet werden und dorthin kommen, wo sie hingehören..."

Es gab einen lauten Knall. Sirius war aufgesprungen und hatte mit seinen Fäusten auf die massive Platte des Tisches geschlagen. In seinen Augen tobte ein Sturm mit Blitzen, mit denen er seine älteste Cousine womöglich am liebsten dem Erdboden gleich machen würde. Narzissa hatte hell aufgeschrien, während Bellatrix seinem mörderischen Blick trotzte. Ihre Mundwinkel zuckten amüsiert, denn sie hatte erreicht, worauf sie aus war.

Sirius lehnte seinen Oberkörper über den Tisch und ließ die Dunkelhaarige nicht aus den Augen. Zu Regulus' Überraschung oder wohl eher Entsetzen, breitete sich nun auf seinem Gesicht ein Lächeln voller Hohn aus. „Es ist wahr, Bellatrix, ich werde irgendwann heiraten. Und weißt du wen? Einen Muggel und dann werden wir glücklich bis an unser Lebensende sein, während ihr von euren Ehemännern nicht einmal mehr angerührt werdet. Und wir werden ein Dutzend Kinder haben, die alle den Namen Black tragen werden und das bloß um dich zu ärgern." Seine Stimme hatte sich kaum gehoben, doch dies hatte die Drohung nicht weniger wie eine klingen lassen; im Gegenteil.

„Das würdest du nicht wagen!", flüsterte Bellatrix erschüttert und sie erhob sich ebenfalls, machte sich größer als sie eigentlich auf ihren hohen Schuhen war und ihre Hand zuckte in die Richtung ihres Zauberstabs.

„Er blufft nur", warf Regulus eilig ein, doch es war bloß ein Tropfen auf einen heißen Stein. Nichts, was seine Cousine aus ihrer Hysterie befreien würde oder gar ihre Wut verpuffen ließ.

„Und weißt du was das Beste ist, Bellatrix?", hauchte Sirius und lehnte sich noch ein Stückchen weiter nach vorn. „Auch du wirst mit all diesen wundervollen halbblütigen Kindern verwandt sein."

„Und auch sie werden alle sterben. Durch meine Hand wenn es nötig ist."

„Nein, die einzigen, die sterben werden seid ihr. Euer blinder Fanatismus wird euch eines Tages ins Grab bringen. Ihr habt niemanden, ich habe wahre Freunde, eine richtige Familie."

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Ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen!

Ich werde versuchen in dieser und auch in meinen anderen Geschichten einiges vorzuschreiben, da meine Klausurenphase leider immer näher rückt und ich währenddessen vermutlich nicht so viel zum Schreiben kommen werde :(
Aber falls euch langweilig könnt ihr ja auch bei meinen anderen Stories gerne vorbeischauen und mehr werden im Sommer definitiv folgen🥰

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