Schreck lass nach

• Camille Malfoy •

„You were never mine to lose,
but I lost you all the same."

Auch wenn Sirius sichtliche Intoleranz gegenüber Emmas möglicher Schwangerschaft gezeigt hatte, so stand er einen Tag später dennoch mit einem Schwangerschaftstest im Gepäck vor ihnen. Mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck überreichte er ihn den beiden Mädchen in der Mädchentoilette im ersten Stock.

„Der ist für Muggel", bemerkte Camille mit einem Seitenblick auf die babyblaue Verpackung, die Emma zittrig in ihren Händen wendete.

„Na und?", erwiderte er genervt. „Oder bist du der Meinung, dass Hexen eine andere Anatomie als Muggel besitzen oder magische Babys neuerdings unaufspürbar sind?"

Camille presste ihre Lippen aufeinander und beschloss, darauf besser nichts mehr zu erwidern. Stattdessen verschränkte sie die Arme vor der Brust und verdrehte ihre türkisblauen Augen, mit denen sie kurz darauf den Raum absuchte. Auf den ersten Blick war es ein ganz normaler Toilettenraum des Schlosses, mit der Reihe von Kabinen auf der linken Seite und der gegenüberliegenden Spiegelfront, unter der sich Waschbecken mit silbernen Hähnen befanden.

Camille hatte den Fehler, auf diese Toilette zu gehen, bloß einmal gemacht. Nachdem ihr der Geist eines jungen Mädchens ihr Geschäft so unliebsam gestaltet hatte, war sie nie mehr zurückgekommen. Dies galt für den Großteil von Hogwarts' Schülern, weswegen dies der perfekte Ort für Emma war, um ihren Schwangerschaftstest durchzuführen. Von der nervigen Maulenden Myrte war glücklicherweise ebenfalls keine Spur.

„Und wie genau funktioniert das jetzt?", fragte Emma zögernd. Camille legte ihr unterstützend eine Hand auf die Schulter, als Sirius mit den Schultern zuckte, jedoch nicht minder nervös aussah. „Keine Ahnung, aber da ist bestimmt eine Anleitung."

Emma nickte und öffnete den kleinen Karton, was ihr aufgrund ihrer zitternden Hände bloß schwerfällig gelungen war. Heraus zog sie einen länglichen weißen Gegenstand und einen zusammengefalteten Zettel. Camille nahm ihr die Schachtel ab, damit sie die Anleitung in Ruhe studieren konnte. Ihre braunen Augen überflogen die winzige Schrift. Diese war so exakt, dass es unmöglich war zu glauben, dass ein Mensch diese gleichmäßig aneinandergereihten Buchstaben geschrieben haben sollte.

Sirius betrachtete sie stumm. Die schmalen Lippen zusammengepresst und den kantigen Kiefer angespannt. In diesem Moment sah er Regulus so derartig ähnlich, dass Camille augenblicklich Sehnsucht nach dem jüngeren Sohn der Blacks bekam. Allein der Gedanke an ihn, rief eine sanfte Röte auf ihren Wangen hervor, von der sie hoffte, dass Sirius sie nicht sah.

Plötzlich weiteten sich Emmas Augen und sie hielt den weißen Gegenstand hoch. „Ich soll dadrauf pinkeln? Soll das so ein dummer Scherz von euch sein?"

Erschrocken sah Sirius zurück und hob unschuldig beide Hände. „Ich schwöre, ich hab keine Ahnung."

Sie seufzte und biss sich auf die Unterlippe, während sie sich zu den Kabinen umdrehte. „Na, schön. Solange ich dann endlich Gewissheit habe..."

Camille nickte ihr aufmunternd zu und drückte ein letztes Mal ihre Schultern, ehe sie ihre Freundin in eine der Toilettenkabinen entließ. Das Schloss dieser rastete ein und die Blondine war allein mit Sirius, der mit wehendem Umhang durch den Raum tigerte. Camille setzte sich derweil auf eine der Bänke und verfiel in Schweigen, während sie ihre schwitzigen Hände in ihrem Schoß knetete.

Muggel waren wirklich merkwürdig. Wer kam denn auf so eine Idee, auf einen Gegenstand zu urinieren, der einen daraufhin sagen würde, ob ein Baby in seinem Bauch heranwuchs? Camille ließ einen tiefen Seufzer vernehmen. Sie hoffte es so sehr, dass der Test negativ sein würde. Für Emma und für den Satansbraten. Denn Sirius sah mit seinem verkniffenen Gesicht nicht unbedingt danach aus, als würde er sich um das Kind kümmern wollen.

„Was genau ist eigentlich dein Problem?", fuhr Camille ihn leise wütend an. „Reiß dich gefälligst zusammen. Du bist selbst Schuld, wenn du ungeschützten Geschlechtsverkehr hast!"

Sirius funkelte sie aus seinen grauen Augen zurück an, die in diesem Moment beinahe so dunkel wie sein Nachname wirkten. Schnaubend antwortete er: „Er wäre nicht ungeschützt gewesen, wenn Emma diesen Trank genommen hätte."

„Wie wär's, wenn du das herumvögeln einfach sein lässt, dann kommst du gar nicht erst in solch eine Situation", gab sie spitz zurück und hob provokant ihre hellen Augenbrauen so hoch, dass sie ihren blonden Haaransatz erreichen mussten.

„Kann ja nicht jeder auf die Ehe warten, um unbefleckt für die reichen Todesser-Junggesellen zu sein", erwiderte Sirius trocken und wandte seinen Blick ab. Camille spürte, die Wut ihre Kehle hinaufklettern, wo sie sich zu einem zähen Klumpen formierte. Es war nun so ruhig, dass allein ein tropfender Wasserhahn, die Sekunden zählte, in denen sie auf das Ergebnis warteten. Emma musste bereits fertig sein und schien nun darauf zu warten, dass der Test etwas ergab. Allein. Wer konnte es ihr bei dem Unmut des potenziellen Vaters auch verdenken?

Selbstgefällig strich Camille ihren Rock glatt und beschloss nicht weiter auf Sirius' Unverschämtheiten zu reagieren. Fröstelnd zog sie sich den Umhang um den Körper, denn aufgrund der niedrigen Besuchszahlen der Toilette, schien sich niemand dazu verpflichtet zu fühlen, die undichten Fenster zu reparieren, durch die sich der Wind schlängelte. Sie unterdrückte den Drang, nach Emma zu sehen. Wenn sie gerade niemanden sehen wollte, dann würde sie diese Entscheidung akzeptieren.

„Haben deine Eltern schon einmal von einer Heirat gesprochen?", fragte Sirius plötzlich leise und ohne seinen üblich zickigen und überheblichen Ton in der Stimme, sodass Camille überrascht war, dass die Worte an sie gerichtet waren. „Sicher."

„Ich meine, dass sie selbst nach jemand Geeigneten suchen und mit der Familie eine... eine Vereinbarung treffen. Über deinen Kopf hinweg."

Camille runzelte die Stirn, ehe sie diese ertappt wieder erschlaffen ließ. Denn dies begünstigte Falten, wie ihr von ihrer Mutter immer nahegelegt wurde. „Nein, das würden sie nicht tun. In dieser Sache habe ich mitspracherecht."

„Was, wenn sie dich zwingen würden?", hakte Sirius nach. „Wenn du keine andere Wahl hättest..."

In diesem Moment öffnete sich mit einem Knarzen eine der Kabinentüren und Emma trat weiss wie ein Laken heraus. In ihrer Hand hielt sie den Test. Mit angehaltenem Atem starrten Camille und Sirius sie an. Die Spannung war geradezu greifbar. Emma holte tief Luft und schloss dabei die Augen, um sich zu wappnen. Kerzengerade richtete die Blondine sich auf, bereit ihrer Freundin jeden Moment zur Seite zu eilen. Doch diese stieß die Luft nun in einem erleichterten Zug wieder aus. „Negativ."

Auch Camille ließ ihren angestauten Atem entweichen und jegliche Anspannung fiel von ihrem zarten Körper. Erschöpft fuhr sie sich mit der Hand über das Gesicht und hielt an ihrer Stirn inne. Ihre Haut glühte regelrecht. „Schreck lass nach", murmelte sie.

Sirius erhob sich, der Schock auf seinem Gesicht hatte sich noch nicht gänzlich verflüchtigt. „Dann wäre das ja geklärt", war seine kurz angebundene Antwort auf den Vorfall und wandte sich zum Gehen. Mit wehendem Umhang verschwand er aus dem Raum und schien Emmas Blick nach zu urteilen, dabei einen Teil von ihr mitzunehmen.

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