Kapitel 18 ↬ Willkommen im Chaos


Medizin sortieren, Mittagessen ausfahren, Kaffee kochen, Bingo-Karten verteilen. Immer wieder sage ich mir genau diese Dinge wie ein Mantra auf. Sonst werde ich die Hälfte vergessen, das steht fest. Und sollte dieser Fall eintreten, werde ich heute sicherlich nicht mehr glücklich. Geschweige denn meine Pause genießen können oder gar pünktlich in den Feierabend entlassen. Kurz um: Ich muss mich ordentlich zusammenreißen.

Denn sobald ich Frau Kaltenbach einen Tee besorgt und sie zurück in ihr Zimmer begleitet habe, scheint eine wahre Welle an Bewohnern auf mich einzuprasseln. Alleine auf den zwanzig Metern vom Zimmer der alten Dame bis zur Heimküche werde ich fünfmal angesprochen, zweimal angeklingelt und sieben Mal angeschrien. Heute würde also wieder ein wundervoller Tag werden und dieses supercoole Stimmungsbild zeigte sich auch am Nachmittag.

Zum ersten Mal, seit ich hier angefangen habe, bekomme ich überhaupt einen Eindruck davon, was die Bewohner in ihrer Freizeit tun. Außerdem wird mir zum ersten Mal überhaupt bewusst, wie viele alte Menschen wirklich in diesem Heim leben. Was zuletzt nicht nur daran liegt, dass es eine gefühlte Ewigkeit dauert, bis alle Patienten ihren Kaffee bekommen. Sobald die ersten ihre Tasse vor der Nase haben, ist sie auch schon wieder leer, bevor ich überhaupt bei der Hälfte angekommen bin.

Und so drehe ich mich, wie ein Brummkreisel und versuche auf Teufel komm raus, allen alles recht zu machen und das auch noch gleichzeitig. Unmöglich, das weiß ich zu gut. Nur bin ich mir bei einem Großteil der Bewohner nicht sicher, ob sie nicht aus Wut auch ihre Gebisse werfen würden. Bevor ich also drei bis fünf angesabberte Zahnreihen in der Pobacke stecken habe, sehe ich lieber zu, dass mir bloß niemand verdurstet oder vor Langeweile frühzeitig das zeitliche segnet.

Dass Felix mich süffisant grinsend aus einigen Metern Entfernung beobachtet, wie ich versuche die älteren Herrschaften zu beruhigen, entgeht mir nicht. Zu gerne würde ich ihm einen der steinharten Kekse an den Kopf werfen. Kein Wunder, dass die Patienten ihre ‚kleine Aufmerksamkeit' lieber fünf Minuten in Kaffee baden, statt die Plätzchen einfach zu essen. Ist selber backen keine Option?

Offensichtlich nicht, denn sobald ich in einer ruhigen Minute diese Frage stelle, werde ich von Felix und Luca angesehen, als hätte ich vorgeschlagen drei tragende Wände im Flur einzureißen und gegen Spagetti-Türme zu ersetzen. Als wäre es nicht schon schwer genug, den beiden nicht mit absoluter Abneigung und unwahrscheinlich großem Ekel zu begegnen. Es kostete mich so unglaublich viel Selbstbeherrschung die Klappe zu halten und wie dankt er's mir? Richtig. Gar nicht. 

„Bei deinem Glück fackelst du uns nur die Bude ab", moderiert Felix die kleine Diskussion schließlich ab. „Danke fürs Gespräch", flüstere ich leise und mache mich daran die Bingo-Karten zu verteilen. Was aber nicht zuletzt auch daran liegt, dass mir einige energische Nachfragen dahingehend an den Kopf geknallt werden. Und mit energisch meine ich forsch, zickig und beleidigt. 

Wie ehrgeizig viele der Patienten sind, lässt mich nur ungläubig den Kopf schütteln. Dass ein Bingo-Spiel in einem kleinen Krieg ausarten könnte, hätte ich nun wirklich nicht für möglich gehalten.

Durch meine knappen und doch eher eindrucksvollen Begegnungen mit Herrn Jaschke hätte mir jedoch klar sein müssen, wie hier einige Patienten gestrickt sind. Von Herrn Cobalts sanften Klaviertönen hingegen, bin ich schwer beeindruckt. Dass sich der alte Mann gelegentlich ein bisschen verspielt, scheint hier niemanden zu stören. Mich am wenigsten. Ich muss mich eher zusammen reißen, um nicht ein paar Tränchen zu verdrücken. In den wenigen Tagen, die ich bereits hier war, hatte ich den alten Mann nie derartig Lächeln sehen, wie in diesem Moment. Dass er sich damit erst recht einen klitzekleinen Platz in meinem Herzen einspielt, ist klar. Lotte wird sich sicher auch über einen kleinen Herzensmoment freue und so schicke ich ihr eine Sprachnachricht von Als Version der kleinen Nachtmusik und nehme mir vor, sie später aufzuklären.

Den kleinen Moment der Ruhe genießend, beantworte ich sogar ein paar Fragen über mich selber, die mir eine alte Dame stellt, die ich bis heute nicht gesehen habe. „Aus Hessen? Ui das ist weit." Andere Kommentare fallen ihr nicht ein.

Trotzdem muss ich mir selbst eingestehen: So Scheiße scheint der Arbeitstag gar nicht zu werden. Trotz Stress. Immerhin sitze ich nicht vor öden Büchern, sondern habe das Gefühl etwas sinnvolles mit meiner Zeit angefangen zu haben.

Umso ätzender finde ich es, als das Gezeter von vorne beginnt. „Ich habe noch keine Karte", „Mein Stempel ist leer", „Ich habe doch gesagt, mein Kaffee ist kalt", „Was muss man hier tun, um einen anständigen Wein zu kriegen?", „Gott, der Keks ist ja älter, als ich."

Ah, also doch nur die Ruhe vor dem Sturm.

„Bei jedweden Befindlichkeiten können sich die Damen und Herren gerne an unsere Praktikantin, Frau Ziegler wenden", verkündet Felix noch einmal mit einem zuckersüßen Lächeln. Dass er mich damit den Wölfen zum Fraß vorwirft, ist ihm durchaus bewusst. Dass ich ihm diesen Triumph sicherlich nicht gönnen werde, hoffentlich auch. Alles in meiner Macht stehende tuend, halte ich meine Miene aufrecht. Komme, was wolle.

Genau deshalb verkrümle ich mich klammheimlich nach nur vierzig Minuten wieder. Sollte mich irgendjemand vermissen, konnte ich immer noch behaupten, nicht alle Patienten seien anwesend, daher müsse sich doch auch jemand um den Rest kümmern. So zumindest die Theorie. In der Praxis wird mich zum einen wohl kaum jemand vermissen und zum anderen wird sich kein Patient von der neuen Praktikantin versorgen lassen. Zumindest nicht, wenn diese Patienten nicht Frau Kaltenbach oder Herr Cobalt heißen.

Bei Herrn Wrietz bin ich mir ehrlich gesagt nicht einmal sicher, ob ich auf die Klingel reagieren würde. Ein Gedanke, für den ich mich keine Sekunde später in Grund und Boden schäme. Natürlich würde ich. Dennoch ist der alte Mann ein absolutes Arschloch.

Über eventuell entstehende Katastrophen muss ich mir aber eigentlich überhaupt keine Gedanken machen. Super-Felix wird's schon richten.

Demzufolge nutze ich die ruhige Minute als Pause, schiebe mir die Dose Ravioli in die Mikrowelle und lasse mich auf die Eckbank fallen. Den Kopf auf die Tischplatte gelegt muss ich dagegen ankämpfen, nicht schon wieder einzuschlafen. Spätdienst ist offensichtlich nicht mein Ding. Aber das hätte ich im Vorfeld wissen müssen. Ich brauche meinen geregelten Schlaf.

Aber nichts so sehr, wie frische Luft.

Sobald sich die Mikrowelle meldet, kippe ich mir die viel zu heiß gewordene Dose in eine der Müslischalen, nehme einen Löffel mit und beschließe mich einfach nach draußen zu setzen.

Am Hintereingang angekommen lasse ich mich müde auf die Treppe fallen und schaue zum ersten Mal wieder auf mein Handy. Drei Stunden sind vergangen, seit ich mir Nils' Video angesehen habe. Seit drei Stunden werden ihm blaue Haken angezeigt. Seit drei Stunden habe ich nicht reagiert und so sind seine Nachrichten auch kein Wunder.

»Und, was denkst du?« »Ist noch nicht ganz fertig. Spontane Idee eben« »Eigentlich musst du auch gar nichts sagen, ich wollte es dir nur zeigen😅 « »Wäre aber cool, wenn du's trotzdem tust😂🙊«

Statt ihm einfach zurück zu schreiben, tue ich etwas, was ich früher nie getan hätte. Ich rufe ihn einfach ganz spontan an.

Tatsächlich ertönt nur zwei Mal das Freizeichen und ich muss mir selbst eingestehen: Mir rutscht das Herz gewaltig in die Hose. Doch statt abzuheben, drückt Nils mich einfach weg. Überrumpelt und planlos bleibe ich mit geöffnetem Mund, ziemlich sprachlos zurück. Sicher gibt es eine völlig logische Erklärung dafür, immerhin ist es gerade mal 13 Uhr, bestimmt hat er irgendetwas wichtiges zu tun und ich habe ihn gestört. Aber ey, kann er dann nicht kurz abheben, sagen ‚Sorry geht nicht' und fertig? Wieso muss er mich da wortlos wegdrücken?

Ich rege mich ein bisschen zu sehr, ein wenig zu lang und definitiv zu ungerechtfertigt über die Aktion auf, dass ich fast verpasse, wie er mich via Video Call zurückruft.

„Och, muss das sein? Ich bin auf Arbeit", seufze ich, statt ihn auf irgendeine Art und Weise ordentlich zu begrüßen.

„Oh, störe ich? Wobei", er überlegt kurz und eine putzige, riesig große Falte bildet sich auf seiner Stirn. „Du hast doch mich angerufen?" fragt er verwirrt und ein bisschen laut.

So ein Dödel. Kichernd nicke ich und brauche einen kleinen Moment, um mich zu fangen. „Ich weiß. Das sollte nur eine charmante Erklärung für die Tatsache sein, dass ich aussehe, wie der letzte Penner."

„Ach so."  Mehr sagt er nicht und ich bin kurz versucht, ein bisschen zu schmollen. Schaue ich aber in die rechte obere Ecke, dann verstehe ich ziemlich gut, warum er dem nichts entgegenbringt. Wie schaffe ich es wohl ganz unauffällig ein Stück Keks aus meinen Haaren zu fummeln? Was es da überhaupt macht, hinterfrage ich mal lieber nicht.

Also versuche ich die Unterhaltung fortzuführen und ganz beiläufig, so richtig eklig Mädchenhaft mit den Haaren zu spielen. Ohne das Nils merkt, wie ranzig ich tatsächlich bin.

„So, warum rufst du mich eigentlich an?"

„Verarscht du mich?" fragt er und grinst, zu gleichen Teilen verwirrt und ernst.

Wow, Kommunikation kann ich und schlage mir die flache Hand auf die Stirn. Kopfschüttelnd ziehe ich meine Beine an die Brust. „Sorry, bin ein bisschen durch. Ich wollte dir nicht einfach schreiben, wie gut mir deine Spielerei gefällt, ich dachte ich rufe dich kurz an. Naja und ich wollte erklären, warum ich nicht geantwortet habe, ich war nämlich bei meinem Onkel und oh Gott, hat mich das genervt, da musste ich noch mit Stefan raus und dann die Arbeit und oh man da hatte ich echt keine Lust drauf, du glaubst nicht, was mir heute Morgen passiert ist, aber bah das sollte ich dir vielleicht lieber nicht erzählen, sonst hältst du mich noch für" „Komplett bescheuert?" lacht Nils und erst jetzt wird mir bewusst, dass ich ihn ohne Punkt, mit ein, zwei Kommata astrein an die Wand gelabert habe. „Sorry", entschuldige ich mich wieder und muss feststellen, dass sich ein peinlich roter Schimmer auf meine Wangen legt.

„Ach, kein Problem. Aber, wenn dir der Song so gut gefällt, hast du bestimmt nichts dagegen, ihn dir jetzt anzuschauen und ich gucke dir dabei zu?" Absichtlich creepy zwinkert er mir zu und ich muss lachen. Zum ersten Mal heute, glaube ich. Und es fühlt sich gut an. Also stimme ich zu, schließlich weiß ich, wie er es meint, wenn er mich mit einem leicht pädophilen Blick anschaut und darum bittet, mir bei etwas zu zu sehen.

„Okay, du Freak", erwidere ich grinsend und schließe den Anruf, um den YouTube Link anzuklicken.

Was wir dabei beide außer Acht lassen: Er kann mein Gesicht nicht sehen, wenn ich WhatsApp schließe.

Bemerken wir das erst viel zu spät? Natürlich.

„Tja, dann müssen wir uns wohl oder übel heute Abend treffen, damit ich die Reaktion Live mit erlebe", meint er grinsend. Eigentlich ganz niedlich. Wenn ihn der Glanz in seinen Augen nicht verraten würde. „Das hast du mit Absicht gemacht, stimmt's? Im Gegensatz zu mir, wusstest du, dass das so nicht klappt, richtig?"

Ertappt sieht er mich an, fährt sich durch die Locken und schaut zu Boden, als er ein bisschen peinlich berührt und gar nicht mehr so keck, wie vor nicht einmal einer Minute antwortet: „Vielleicht."

„Heute Abend klappt leider nicht, ich habe Spätschicht." Ich muss kurz überlegen und Nils' leicht enttäuschten Gesichtsausdruck dabei ignorieren. Mein Dienstplan diese Woche ist zum Kotzen. „Wie sieht's am Wochenende aus? Ich könnte mir deine Band anschauen?" schlage ich deshalb vor, wohlwissend, dass ich am Wochenende mehr, als nur tot sein werde.

Sobald er zustimmt, schleicht sich wieder dieses Lächeln auf seine Lippen und die Konversation driftet in eine eher belanglose Unterhaltung ab, die mir besser tut, als ich es je zugeben würde. Dummerweise fragt er aber auch nach meinem Morgen und erinnert mich damit an eine nicht ganz so kleine Kleinigkeit, die ich noch erledigen sollte, bevor ich mich wieder im Gruppenraum blicken lassen muss.

Somit beenden wir den Anruf nach knappen 25 Minuten und verabreden uns für Sonntag.

Meine Ravioli sind in der Zwischenzeit nahezu eingefroren, trotz des warmen Betons, auf dem ich sitze und so nehme ich sie mit auf mein Zimmer und verstaue sie im Kühlschrank. Die Schale aus dem Personalraum wird schon niemand vermissen, denke ich und nehme mir vor, sie morgen einfach aufgewaschen zurück zu schmuggeln.

Ob meine Post, beziehungsweise der Kram, den ich heute von Guido mitgenommen habe, wirklich so wichtig ist, dass ich dafür Nils versetzt habe, weiß ich nicht, doch es ist süß, dass mir keine zehn Minuten nach dem Telefonat ein Video geschickt wird.

In weißem Top sitzt er in einem abgedunkelten Zimmer, die Gitarre auf dem Schoß und die Augen geschlossen. Diese kleine Nachricht werde ich mir für den Feierabend aufheben, damit ich mich wenigstens auf etwas freuen kann. Genau das lasse ich ihn wissen, stopfe meine Post in meine Arbeitstasche und nehme mir noch einen Apfel mit. Heute Abend werde ich definitiv sterben vor Hunger, das weiß ich, aber ich muss dringend wieder zurück.

Schon an der Tür werde ich von einem nicht ganz fröhlich schauenden Felix begrüßt. Wann schaut der Depp auch mal fröhlich, denke ich und komme in Erklärungsnot.

Wäre da nicht mein Menschgewordener Schutzengel, Al.

„Wo warst du?" fragt mich der Prolet genervt und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Tatjana ist mit mir eine Runde um den Block gelaufen." Dass ich mich erschrecke, als seine Stimme plötzlich hinter mir auftaucht, macht das ganze bestimmt nicht glaubwürdiger. „Und wieso war sie vor dir hier, Al? Lüg' mich nicht an."

Ohne mit der Wimper zu zucken oder gar eine winzige Sekunde zu überlegen, haut er trocken raus: „Na, weil ich ihr beweisen wollte, dass ich alleine die Stufen hoch komme. Siehste? Ich bin kein Baby mehr. Schon lange nicht."

Felix glaubt uns nicht und ich kann es ihm nicht einmal verübeln. Trotzdem lässt er uns gehen und sobald er einiger Maße außer Hörweite ist, halte ich Al einen Moment zurück. „Ich danke dir, du bist mein Held." Ohne zu überlege nehme ich den alten Mann kurz in den Arm und muss feststellen, dass er nicht einmal halb so überrumpelt ist, wie ich es in seiner Situation wäre. Stattdessen bricht er mir mit nur einem Satz das Herz. Sein Satz, der noch lange nachhallt: „Du weißt gar nicht, wie lange es her ist, dass mich mal jemand in den Arm genommen hat."

Ich muss kräftig schlucken, um nicht vor dem alten, lieben Mann in Tränen aus zu brechen. Damit er auch meine glasigen Augen nicht sieht, halte ich ihn noch einen Moment länger fest. Einen kurzen Moment, denn plötzlich schlägt seine beschissene Krankheit wieder zu und Al löst sich aus der Umarmung. Desorientiert und planlos sieht er mich an. Schübe, wie diese hat er in letzter öfter, das erklärte mir Gaby flüchtig, bevor sie gestern verschwand.

Schübe, wie diese sind es, die so gar kein gutes Zeichen sind, deshalb muss ich schlucken, als er mich gerade heraus fragt: „Was machen wir hier?"

Ich möchte ihn nicht traurig machen, also spare ich die Worte aus, die er mir im Vertrauen gesagt hat und lächle ihn lieb an, um ihn wenigstens ein bisschen zu beruhigen: „Wir waren auf dem Weg in dein Zimmer. Du hast mir so lieb geholfen, da habe ich dich kurz gedrückt. Das ist doch in Ordnung oder?"

Und schon setzt sich wieder der Schalk in seinen Nacken: „Uiuiui, das das mal lieber keiner sieht. So ein junges Ding und ich." Er grinst verschmitzt und hackt sich bei mir unter. Auf dem Weg zu seinem Zimmer frage ich ihn nach den Klavierstücken, die er spielte und mache ihn so doch, ungewollt, ein bisschen melancholisch.

„Ach weißt du, Theresa" – die Freude darüber, dass er mich tatsächlich bei meinem Namen nennt, steigt mir beinahe ein bisschen zu sehr über den Kopf und ich vergesse fast, ihm wirklich zu zu hören. „Musik in der Bahn war nicht so beliebt, wie heute. Aber, wenn ich damals, gerade bei der Nachtschicht ein bisschen Radio habe laufen lassen, dann war die Stimmung gleich viel besser. Feierabend ist so viel schöner mit Musik." Da sagt er was.

Somit ist es mir auch nicht peinlich mit ihm über unseren Spielmannszug zu reden, ihm Videos zu zeigen und stolze Bilder meiner Posaune. Von den Trommeln ganz abgesehen.

„Da müssen wir uns doch morgen unbedingt verabreden und ein Konzert geben! Mensch, die anderen werden sich freuen", er ist euphorisch, seine Augen strahlen und mein Herz schmilzt ein Stückchen mehr davon. Warum muss ausgerechnet so ein lieber Mensch, wie er es ist, so dermaßen vom Schicksal bestraft werden?

Um mir meine Wehmütigkeit nicht anmerken zu lassen, lächle ich ihn breit an und stimme zu. Einen Gedanken kann ich dabei leider nicht abschütteln: Vorausgesetzt, du erinnerst dich morgen noch dran.

„Jetzt bin ich aber erst mal müde. Weckst du mich zum Abendessen?"

„Natürlich", versichere ich ihm und helfe ihm ins Bett. Die Latschen kommen auf die linke Seite, rechts stelle ich ein volles Glas Wasser hin. Die letzten beiden Spalten der Jalousie bleiben offen und der Vorhang wird nicht komplett zu gezogen. Genau, wie der Mann es gerne hat. Warum ich das weiß, weiß ich selber nicht, doch es läuft automatisch ab.

„Gute Nacht, Kindchen", verabschiedet er sich von mir und alleine die Tonlage lässt mir einen wohligen Schauer über den Rücken laufen. In diesem Moment klingt er genau, wie mein Opa früher. Ich muss das Zimmer verlasse, sonst weine ich wirklich noch.

Und mit diesem kleinen Herzensmoment hätte ich den Tag getrost beenden können.
Wäre da nicht die Flutwelle an Chaos, die über mir einbricht.
Felix schreit mich an, ich hätte zwei Medikamenten vertauscht, was totaler Blödsinn ist, denn diese Aufgabe hatte ich an Luca abgetreten.
Lotte schreibt mir in einzelnen Nachrichten, mit ihrem Typen, dessen Name mir im Moment gar nicht einfällt, wäre Schluss.
Nils sagt unsere Verabredung mit einer Reihe trauriger Emojis ab und zu allem Überfluss höre ich Wrietz, dieses Arschloch, ausgerechnet nach mir schreien.

Willkommen in der Hölle, denke ich nur und möchte mich am liebsten verkriechen.



[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]

Meine Lieben, ich weiß gar nicht ob und wann ich mich hier in dieser Geschichte nach einem Kapitel zu Wort gemeldet habe, aber egal. Ich tue es jetzt :D

Euer kontinuierlicher Support für diese Geschichte und das obwohl es so unglaublich schleppend voran geht, ist der absolute Oberhammer, definitiv nicht selbstverständlich und macht mich jedes mal unheimlich stolz. Natürlich macht es mir auch ein brutal schlechtes Gewissen, wenn ich daran denke, wie viele warten, dass ich mal was gebacken kriege. Aber das ist ja nicht zwingend schlecht. Hin und wieder ist es der nötige Arschtritt, deshalb bitte: Gebt Thea und mich nicht auf. Wir sind träge, aber wir ziehen das durch, denn wir haben noch eine ganze Menge geplant, versprochen

Deshalb wollte ich einmal Danke sagen! Mich zu erklären, warum es hier nicht klappt, habe ich schon oft versucht und getan aber die meiste Zeit liegt es an eben jener. Versteht mich nicht falsch, ich liebe das Schreiben und die Geschichte hier. Aber vor einer Spätschicht, bis 21 Uhr oder nach einer Frühschicht von halb 4-12/13 Uhr habe ich einfach viel zu wenig Motivation zu irgendwas. Das heißt natürlich nicht, dass ich gedanklich nicht konstant an meinen Stories arbeite. Sich dann aber hinzusetzen und die Gedanken in die Tastatur zu hämmern, ist etwas ganz anderes. Das tut mir aufrichtig leid. Nur ändern kann ich es leider nicht. Vor allem nicht, wenn im Juni die Abschlussprüfungen anstehen.

Nun aber lange Rede kurzer Sinn: Ich danke euch sehr für all das Feedback, egal ob Sternchen oder gar Kommentare, bitte hört nicht auf damit

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top