Kapitel 10 ↬ Houston, problems ahead!
Es dauert eine ganz schöne Weile, bis sich mein Puls und ich wieder einigermaßen beruhigen. Einmal um den Block zu gehen, hat ausgereicht, um mich zumindest körperlich runter fahren zu lassen.
In mir drin sieht es da schon ganz anders aus.
Angefangen damit, dass mein Handy nun eine Stunde gesperrt bleibt, weil ich zu oft versucht habe, den Code heraus zu finden. Zu meiner spitzen Laune gesellt sich mein schlechtes Gewissen. Egal, wie sehr sie mich auch getrietzt haben, ich hatte nicht das Recht Amir weh zu tun und das weiß ich auch. Genau wie ich weiß, dass er eine Entschuldigung sicher nicht annehmen wird.
Gerade, als ich in den Hof laufen will, höre ich Amir aufgebracht brüllen und halte erschrocken inne. Damit bekomme ich die Bestätigung meiner Theorie.
„Alta ich werd' ihr so ne heftige Bombe geben! Was denkt diese Snitch eigentlich, wer sie ist, ya?"
Auch aus der stattlichen Entfernung erkenne ich, wie hochrot sein Kopf ist. Wirklich grade steht er immer noch nicht und das befeuert mein schlechtes Gewissen ungemein. Viel mehr überrascht mich aber Felix' Reaktion. „Komm ma wieder runter, Dicker. Du hast echt übertrieben, kein Wunder, dass der die Sicherungen durchgeknallt sind." Bevor ich aber in Versuchung komme, mich darüber zu freuen, fährt Amir noch einmal richtig hoch. „Einen Scheiß werd ich, Bra. Die kriegt eine auf die Fresse, ey, so lass ich nich mit mir umgehn!"
Das ich mir gar nicht so viel darauf hätte einbilden dürfen, hätte mir vorher klar sein müssen, dieses Mal lacht Felix nämlich einfach nur kurz auf und reicht Amir dann eine Kippe. Während er genüsslich an dem brennenden Stängel zieht, fuchtelt sein Kumpel weit gestikulierend damit herum. „Hör mal auf zu lachen, ya. Ich schwör dir, wenn die mir noch einmal unter die Augen tritt, komm' ich ihr mit José und dann geht's richtig rund, ey." „Ach, komm ey, als ob, ya. Du bist doch nur beleidigt, dass sie auf dein Geproll nicht angesprungen ist. Die kleine Dorfprinzessin flankst du in diesem Leben nicht mehr, habe ich dir doch gesagt. Außerdem schlägt man keine Frauen, du Hund." Und wenn dieser beschissene Spruch seitens des blonden Möchtegern-Kanaken nicht schon schlimm genug gewesen wäre, setzt er dem ganzen beschissenen Tag noch das verfickte Krönchen auf: „Also lass den Fuffi endlich springen, du Geizhals."
Als Amir tatsächlich seinen Geldbeutel zückt und Felix schnaubend einen braunen Schein reicht, habe ich endgültig aufgegeben. Nach Lottes Sprüchen habe ich tatsächlich überlegt, ob Felix Wagner nicht vielleicht doch so etwas ähnliches, wie ein Mensch ist. Tja, Fehlanzeige. Er ist wohl doch einfach nur ein verschissener Wichser!
Vermutlich ist es besser, nicht wie geplant einfach schnurstracks an den beiden mit hocherhobenem Haupt vorbei zum Personalraum zu stolzieren und meinen Kram einzupacken. Zum einen, bin ich mir nicht sicher, dass er wirklich noch da liegt, wo ich ihn gelassen habe und zum anderen, werde ich hundertprozentig getötet, sobald Amir mich sieht. Also mache ich auf dem Absatz kehrt und laufe eine weitere Runde. Irgendwann wird er sich schon noch beruhigen. Gaby, das geplante Gespräch mit Dr. Stahl und all der andere Kram ist mir verflucht nochmal scheiß egal. Ich muss einfach hier weg und das sofort.
Also laufe ich einfach gerade aus, biege nirgends ab, bin aber der festen Überzeugung nach Hause zu laufen. Allerdings mache ich einen entscheidenden Fehler. An den wichtigsten Stellen schaue ich auf mein Handy und versuche mich in das unterentwickelte Gehirn der Proleten hinein zu versetzen um einen verflixten vierstelligen Code zu knacken. Egal, welche bekloppte Kombinationen ich eingebe, mein Handy will sich nicht entsperren lassen. 6969, 1234, 4321, 1111, 666, 5678, 2356, 3112 – ich probiere mich gefühlt einmal quer durch die Tastatur und nichts funktioniert. Einige Male bin ich kurz davor mein Samsung einfach auf den harten Asphalt zu schmeißen, kann mich aber gerade noch zügeln. Diese beschissenen Vollidioten, was fällt ihnen eigentlich ein?
Dummerweise dauert es aber eine ganze Weile, bis mir einfällt, dass ich eine wichtige Abzweigung verpasst habe. Irgendwo auf meinem Weg hätte ich nach links gemusst, um zur U – Bahn – Station zu kommen.
Wo genau ich jetzt bin, weiß ich gar nicht, also bleibe ich einen Moment stehen. Beton. Wow. Welche Überraschung. Nach kurzer abwertender Oberflächlichkeit versuche ich mich zu konzentrieren, nur leider klappt es nicht so gut, wie ich es gerne hätte. Wer kam eigentlich auf die Idee eine Hälfte der hässlichen Häuser in einem hässlichen grau und die andere in einem hässlichen beige zu streichen? Warum nimmt man nicht die gleiche hässliche Farbe?
Gedankenspiele dieser Art bringen mich nur leider so gar nicht weiter, egal, wie sehr ich innerlich schimpfe, es bringt mich kein Stück weiter, also halte ich an einer Kreuzung inne. Mein Handybildschirm ist noch immer gesperrt und ich kann mir nicht einmal mein Hintergrundbild anschauen, um herunter zu fahren, dabei hätte ich Neros Anblick durch aus gebrauchen können. Alles was ich sehe, ist die Notfalltaste, die Uhrzeit und ich bin mir ziemlich sicher, dass mein neues Hintergrundbild nun Felix' Mittelfinger zeigt. Zumindest zwei Informationen, mit denen ich immerhin etwas anfangen könnte. Und kurz denke ich wirklich ernsthaft darüber nach, einen Notfall abzusetzen. Würde ich die Kosten tragen müssen, wenn man hierher fuhr, um mich aufzugabeln? Vermutlich.
In Anbetracht der Tatsache, dass ich noch ganze acht Euro und zwölf Cent in der Hosentasche habe, unterlasse ich es lieber. Auf meinem Konto sieht es sicherlich nicht so vielversprechend aus, als das ich es riskieren könnte der Berliner Berufsfeuerwehr eine ganze Stange Geld zu Schulden. Oder der Polizei, oder dem Krankenwagen. Vermutlich würde man die Rechnung eher an die nächst beste Psychiatrie weiterleiten.
Scheiße.
Ich muss mich zusammenreißen, anders wird das nichts, also sehe ich mich um. Eine große Kreuzung, neben mir eine extra Spur für die Stadtbusse. Ich stehe auf Kopfsteinpflaster vor einem kleinen Italiener, blicke auf ein unfertiges Gebäude oder Kunstwerk – sicher bin ich mir nicht. Ich sehe Ampeln, gestresste Autofahrer und lange Schlangen an eben jenen roten Lichtern. Wenn ich geradeaus schaue kann ich in einigen hundert Metern einen großen Busbahnhof entdecken, also laufe ich einfach gerade aus.
Irgendwann komme ich an einem Spätkauf vorbei und gebe nach. Ich habe schrecklichen Durst von meiner Rennerei und der permanenten Sorge einfach irgendwann als Skelett auf der Straße zu enden. Mein Orientierungssinn ist für den Arsch, ich habe ohnehin kein Geld für eine Tagesfahrt, keine Ahnung in welchem Stadtbezirk ich bin und obendrein einen dieser Tage, an denen ich es ums Verrecken nicht hinkriege, irgendwen anzusprechen. Was würde es auch nützen? Lesen kann ich die Straßenschilder auch selbst, nur sagen sie mir halt einfach nichts.
Der Spätkauf ist nicht ausgelegt für Touristen, ich bekomme keine Stadtpläne und so richtiges Deutsch spricht der hübsche junge Mann leider auch nicht.
Also gebe ich einfach freundlich lächelnd meinen Gelüsten nach, kaufe eine kleine Flasche Eistee für zwei Euro und eine Schachtel Zigaretten für sechs. „'S fur dich", sagt er lächelnd und legt mir ein Feuerzeug dazu. Daran habe ich gar nicht gedacht. Meine letzte Zigarette ist bestimmt schon gute fünf Wochen her und wurde auf einer Parkbank geraucht, während ich Riccardo die Ohren voll geheult habe. Wie hätte ich den Glimmstängel ankriegen sollen, wenn das Glück nicht auf meiner Seite gewesen wäre?
Warum habe ich immer dann Glück, wenn ich es eigentlich nicht gebrauchen kann? Kommt es drauf an, bin ich am Arsch.
Trotz der durch aus zynischen Gedanken, die momentan in meinem Kopf umher schwimmen, bedanke ich mich und schenke ihm meine verbliebenen zwölf Cent. Ich hätte ohnehin nichts mit dem restlichen Wechselgeld meines Mittags-Kaffees anfangen können und so klimpert es in seiner Kaffeekasse. „Teşekkür", sagt er und verbeugt sich ein klitzekleines Bisschen. Ich habe keine Ahnung, ob er sich bedankt aber es wird schon so sein. „Schönen Tag noch", sage ich freundlich aber wirklich fertig mit den Nerven und verlasse den kleinen Spätkauf.
Der Eistee ist zuckersüß aber er tut seinen Dienst. Ich habe ein bisschen weniger Durst und wieder ein bisschen mehr Energie.
Mein Handy bleibt noch weitere zwanzig Minuten gesperrt, dann erst sind die zwei Stunden um. Es ist beinahe schon faszinierend, wie weit ich gelaufen bin, ohne es wirklich zu merken. Zuhause hätte mich dieselbe Strecke schon längst getötet. Hier laufe und laufe ich einfach, ohne etwas zu merken. Vorher habe ich nie bemerkt, dass die ganze Stadt absolutes Flachland ist. ‚Genau wie du', höre ich Felix lachende Stimme in meinem inneren Ohr. So weit ist es schon.
Das ist allerdings nur ein weiterer unnötiger Fakt, der den Platz für Wichtiges in meinem Hirn blockiert. Somit schüttle ich demonstrativ den Kopf und lasse mich auf einer Bank nieder, die in einigen Metern Entfernung von dem Spätkauf auftaucht. Mein Blick liegt genau auf einem großen Gebäude und ich erkenne gerade so, dass es sich um die DKV, eine deutsche Versicherung handelt. Viel wichtiger ist für mich aber die Tatsache, dass hinter mir bestimmt zwanzig Laubbäume stehen und mich sofort beruhigen. Klarer sehe ich dadurch zwar nicht, bin aber abgelenkt, von der Tatsache, dass auf der anderen Seite der Straße ein Berlin Curry steht. Ich könnte also theoretisch eine der berühmten Currywürste probieren und mich gleichzeitig über den Holocaust und die Berliner Mauer informieren. Also alberner geht es nun wirklich nicht.
Statt mich aber darüber aufzuregen oder das Rauschen des Windes in den Baumkronen zu genießen, zünde ich mir eine Zigarette an und nach dem ersten peinlichen Husten gewöhne ich mich an das Brennen im Hals. Die Einbildung, Nikotin würde mich relaxen, tritt schnell ein, also schließe ich meine Augen.
Viel mehr nervt mich jedoch, dass ich nicht einmal Musik hören kann. Ändern würde es meine beschissene Situation nicht. Sie würde aber deutlich erträglicher werden. Gut, so gesehen ist es ein dummer Gedanke. Könnte ich Musikhören würde es bedeuten, ich könnte Anrufe tätigen oder Google Maps bedienen und das sollte doch meine oberste Priorität sein.
Ist es aber nicht.
Stattdessen rauche ich ganze drei Zigaretten mit nur kurzer Pause dazwischen. Morgen früh werde ich es ganz, ganz, ganz schrecklich bereuen. Gerade schlage ich fünfundzwanzig Minuten tot und kann mir in dieser Zeit sechs weitere, mögliche Zahlenfolgen überlegen. Dummerweise bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, was ich bereits ausprobiert habe, also belasse ich es simple und versuche 1111, 2222, 2341, 2345, 5678 und 9876. Nichts. Drei Stunden bleibt mein Handy nun gesperrt. Prima.
Aber immerhin hat mich dieser Mist auf eine Idee gebracht. Wie genau ich mich an Sebastians Worte erinnern konnte, ist mir ein Rätsel aber es hilft.
„Wenn du dich das nächste Mal verläufst, suche eine Sehenswürdigkeit auf und orientiere dich neu."
Und genau das nehme ich in Angriff.
Mit meiner vierten Zigarette und nach zehn Minuten nachdenken, jammern und Selbstbemitleidung stehe ich von der Bank auf. Nach kurzen Gleichgewichtsstörung, die ich dem Nikotin-Flash zu verdanken habe, laufe ich gerade aus, direkt auf den Potsdamer Platz zu.
Hier finde ich nicht nur unzählige Busstationen sondern auch Stadtpläne mit den verschiedenen Stationen, die die einzelnen Busse anfahren. Dumm nur, dass ich mir den Straßennamen des Heims nicht gemerkt habe, kein Bus an diesem vorbeifährt und ich nach zwanzig Minuten Suche nichts weiter als fasziniert fotografierende Touristen sehe. Busfahrer scheint es nicht zu geben, somit muss ich wieder bei Null starten.
Wobei Null nicht ganz richtig ist, denn ich finde eine Karte mit einem Straßennamen, der mir bekannt vorkommt. Ganz weit hinten in meinem mickrigen Hirn beginnt es zu klingeln und so mache ich mich auf den Weg zum Brandenburger Tor. Von dort aus dürfte eine neue Orientierung doch gar nicht so schwer sein oder?
Also tue ich genau das. Ich atme tief durch, widerstehe dem Drang mir schon wieder eine Fluppe anzustecken und laufe los.
Mit einem Blick auf mein Handy stelle ich nicht nur verwundert fest, dass ich schon ganze drei Stunden herumirre – weiß der Geier, wie ich das geschafft habe – sondern auch, dass es trotz der Bildschirmsperre anscheinend möglich ist, angerufen zu werden.
Für den Bruchteil einer Sekunde glaube ich tatsächlich, es könnte Tommi sein. Bis der kleine realitätsliebende Teufel auf meiner Schulter auftaucht. Zum einen konnte sich mein Bruder noch nie irgendwelche Handynummern merken und zum anderen stammen die drei Anrufe in Abwesenheit von einer unbekannten Handynummer. Demzufolge kann es gar nicht Tommi sein. Es sei denn, er hat sich ein Klapphandy in den Knast liefern lassen und das bezweifle ich dann doch sehr stark.
Somit lass ich mein Handy unbeachtet wieder in die Hosentasche sinken, allerdings nicht ohne den Ton einzuschalten. Die Neugier in mir siegt also doch.
Nur hilft mir dieser ganze Quatsch nicht wirklich aus meiner misslichen Lage, denn auch, als ich am Brandenburger Tor ankomme, gehen mir ganz andere Sachen durch den Kopf.
Zum einen wundert es mich, warum alle Welt so fasziniert von diesem Ding ist. Es ist viel, viel mickriger, als ich erwartet hätte und einfach nur wirklich unspektakulär. Viel Wind um nichts. Und zum anderen bin ich aufgeschmissen, denn hier gibt es kein Touristenfreundliches Schild, was mir sagt, wo ich hinmuss. Leider gibt es auch keine Touristen, die aussehen als würden sie entweder meine Sprache fließend sprechen oder generell so freundlich sein, einem verschissenen Dorfkind aus der Patsche zu helfen.
Dass ich hier gegen mich selbst arbeite, mir mein falscher Stolz im Weg steht und ich viel zu oberflächlich an die ganze Sache heran gehe, ist mir durchaus bewusst. Aber mein falscher Stolz ist es eben auch, der mich diese Misere alleine lösen lassen will. Wenn ich hier aus diesem Schlammassel eigeneständig heraus komme, habe ich endlich was gegen all die kritischen Stimmen in der Hand, die mich permanent als unfähig abstempeln. Allen voran habe ich endlich was gegen die Meckerziege in meinem eigenen Kopf in der Hand. Ich will das einfach hinkriegen!
Also laufe ich weiter, ohne zu wissen, wie ich hier wegkomme.
Langsam aber sicher beginnt es zu dämmern. Nicht viel, aber die Sonne knallt mir nicht mehr ins Gesicht und so bemerke ich meine White-Girl-Probleme: Sonnenbrand von einem ‚kurzen Stadtspaziergang' in der Sonne. Spitze. Das hat mir grade noch gefehlt.
Hinzu kommt, dass mein Handy langsam aber sicher die letzten Prozente Akku verliert, weil ich von besagter Nummer immer wieder angerufen werde. Doch ich will nicht rangehen, denn es kann niemand Wichtiges sein. Alle wichtigen Nummern habe ich eingespeichert. Meine Familienmitglieder haben alle denselben Klingelton, Lotte hat ihrer eigenen und auch Klassenkameraden haben einen speziellen. Diese Nummer drangsaliert mich mit dem Standard-Samsung-Ton und geht mir damit gehörig auf die Eierstöcke.
Kurz bevor ich versucht bin, wieder den Stumm-Modus einzuschalten, sehe ich einige Text Nachrichten, die inzwischen eingegangen sind.
Siebenmal lese ich dieselbe Nachricht »Geh endlich ran!!!«. Ignoriere ich es oder hebe ich ab?
Inzwischen sind wieder zwanzig Minuten vergangen, seit ich am Brandenburger Tor stand und ich habe nun vollständig die Orientierung verloren. Es wäre also nicht die schlechteste Idee, den Anruf entgegen zu nehmen.
Ich warte und warte doch mein Handy will nicht klingeln, es ist noch immer gesperrt, die Uhr tickt unbekümmert und mir wird langsam wirklich kalt.
Wenn ich mich umsehe, kann ich eine Unterführung langgehen, ich sehe das Straßenschild Erkelenzdamm und bleibe stehe. Mit einer Zigarette in der Hand lehne ich an eine Betonwand und starre wie hypnotisiert auf mein Handy, bis es endlich klingelt. Dieselbe unbekannte Nummer.
Mein Puls rast und ich starre genau so apathisch aus meinen Bildschirm, wie ich es beim Anruf meines Vaters schon getan habe. Mit dem kleinen aber feinen, lebensrettenden Unterschied, dass ich dieses Mal rechtzeitig abhebe.
Mit klopfendem Herzen nehme ich den Anruf entgegen. Was ich erwartet habe, weiß ich selbst nicht aber ich bin sowohl wirklich erleichtert, als auch ein bisschen enttäuscht, als ich seiner Stimme lausche.
»Alter, hast du eigentlich eine Ahnung was hier abgeht? Wo zum Henker bist du?«
Dieses Mal ist es nicht mein Stolz, der mir im Weg steht. Jetzt meldet sich mein Trotz und ich kann es mir nicht verkneifen, patzig zu antworten: „Mich würde viel eher interessieren, wie du an meine Handynummer gekommen bist."
Statt mir darauf irgendeinen Spruch zu drücken, höre ich ihn laut seufzen und ich bin mir ziemlich sicher, Amir steht hinter ihm und lacht. »Für so einen Quatsch haben wir keine Zeit. Wo bist du?« fragt Felix stattdessen und zum ersten Mal, seit wir miteinander reden, schwingt kein deutlicher Hass in seiner Stimme mit. Anscheinend haben sie ihm wirklich die Hölle heiß gemacht. Statt nämlich auf eine Antwort meinerseits zu warten, beginnt er los zu poltern und erzählt mir, Gaby hätte bereits erfolglos mit der Polizei telefoniert. Mein schlechtes Gewissen ist schließlich dafür verantwortlich, dass ich ehrlich bin.
„Ich habe mich volles Rohr verlaufen und keine Ahnung, wo ich bin." Eigentlich ist es eine absolute Steilvorlage, die Felix in einer anderen Situation auf jeden Fall verwandelt hätte. Jetzt nicht.
»Dann schick mir ein Bild.« Daraufhin kann ich nur verachtend schnauben. „Wie denn, du Scherzkeks. Ihr Spasten habt mein Handy gesperrt, schon vergessen?!" Aus dem Hintergrund höre ich genau, wie Amir sich aufregt, doch es ist mir wirklich egal. Ich will einfach nach Hause. Kurz herrscht Stille und ich bin mir sicher, wäre das hier ein beschissener Comic, könnte ich die Rädchen in Felix Hirn arbeiten hören.
»Okay, pass uff. Ick lege gleich auf, du gibst 2412 - « Felix wird von Amir unterbrochen, der mir stolz berichtet, dass ich schrecklich dumm bin, weil mir Felix Geburtstag nicht sofort in den Sinn gekommen ist. Dass es keine logische Erklärung dafür gibt, woher ich das bitte wissen sollte, ist irrelevant. Es raschelt, Amir winselt und dann habe ich Felix wieder an der Strippe. »Jedenfalls, wirst du den Code eingeben, meine Nummer einspeichern und dann rufst du mich per Videoanruf an, klar?«
Kurz bin ich versucht, erleichtert aufzuatmen und mich zu bedanken. Ich bin mir sicher, dass er mich finden wird. Oft genug hat er mir seine super Stadtgene unter die Nase gerieben. Dann fällt mir allerdings eine kleine Lücke in seinem Masterplan auf.
„Die Idee ist echt nicht schlecht, dass muss ich zugeben-"
»Alter, kannst du nicht mal jetzt ernstbleiben?« faucht er mich direkt an, bevor ich die Chance habe auszusprechen.
„Doch. Deshalb sage ich dir ja jetzt, dass mein Handybildschirm noch zwei Stunden gesperrt bleibt, weil ich den Code zu oft falsch eingegeben habe."
Statt mir eine beruhigende Lösung zu liefern, mich wenigstens ein bisschen anzulügen, spricht Felix ganz trocken genau meine Gedanken aus: »Fuck.«
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Kleine Sideinfo, die ich ganz niedlich finde: Stahlblau ist die erste Story, in die mein Papa involviert ist. Er war Entscheidungsträger beim Story -Finale und mein Technik Beauftragter 😆❤️
Unnötige Info aber ich dachte, ich lasse es euch mal wissen und verbildiche mal, dass hier irgendwie alles anders ist auch wenn ich das sonst nicht erklären kann 😂
Ich wünsche eine schöne Woche, ihr Lieben ❤️
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