Chapter 6
'Its better to burn out, than to fade away.'
...
Luke
Sie saß immer noch neben mir und ich musste mich unter Kontrolle haben. Wie konnte sie sich so etwas einfach ohne nachzudenken trauen? Sie kannte mich zwar nicht, aber die anderen beiden Jungs hätten es ihr wenigstens sagen können.
Wenn ich mich alleine wohin setzte, dann nicht ohne Grund, sondern weil ich auch wirklich alleine sein wollte. Sie wagte es jedoch sich tatsächlich neben mich zu setzen und aus unerklärlichsten Gründen, hatte ich sie dann auch noch angesprochen.
Sie kannte bereits mein Äußeres, sie wusste, dass ich mich ritzte und das ich definitiv nicht kontaktfreudig war. Ich machte mir lieber die verschiedensten Gedanken, über die unterschiedlichsten Ereignisse und natürlich um die Menschen, welche vor ein paar tausenden von Jahren, die Welt besiedelten.
Aus Bella wurde ich aber nicht schlau. Alles was ich gerade herausgefunden hatte war, dass sie sich selbst schon als ein gestorbener Körper einordnete. Dafür könnte es die kuriosesten Erklärungen geben und ich wollte es mir selbst nicht eingestehen, aber sie war tatsächlich die erste Person seit Jahren, an der ich interessiert war.
Ich dachte auch, ich hätte sie schon einmal gesehen, sie kam mir so unglaublich vertraut vor und doch waren wir uns so fremd. Ich konnte aus ihrem Körper zwar nichts rauslesen, aber ihre Mimik und ihre Bewegungen konnte sie nicht vor mir verstecken.
Vorher, als sie mein Blut gesehen hatte, war sie ordentlich zurück geschreckt, aber es tat mir nicht leid. Wenn man so neugierig war, musste man eben einstecken.
Ich war so sehr in Gedanken, dass ich erst jetzt bemerkte, wie der Schnee in Strömen von oben auf mich herab fiel. Ich stand auf und lief geradewegs in den Wald rein, welcher vor mir war.
Ich schob die hängenden Äste beiseite und stieg über Baumstämme, aus denen jegliches Leben gewichen war. Ich durfte nicht weit von meinem Platz im Wald entfernt sein, an den ich immer ging. Ich lief somit weiter die verschiedensten Strecken, bis ich tatsächlich meinen markierten Baum fand.
Ich grub den Schnee etwas weg, schaffte die kleine Falle beiseite und da war es auch schon. Meine Hände hoben automatisch das Teil hoch und ein kleines Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus. Das brauchte ich jetzt, meine restlichen Waffen waren daheim, ich hatte sie hier nur für Notfälle hingelegt. Dies war nämlich nicht nur irgendeine Waffe, dies war mein persönlicher Revolver.
Er bedeutete so einiges für mich, denn ich ermordete nur mit diesem hier. Mit keiner anderen Waffe. Ich hoffte jedes mal aufs Neue, dass er noch funktionieren würde, da er die ganze Zeit im kalten Schnee in einer Box lag.
Mit einem Tuch wischte ich ihn trocken, holte die Ladung aus meiner Tasche und steckte es in den Revolver. Als ich ihn lud und das kleine Knacken ertönte, überfuhr mich eine Art Gänsehaut, die ich sonst nie hatte.
Mit diesem besonderen Schatz könnte ich Bella ermorden, was von Anfang an mein Plan war. Sie war zu interessiert an mir und ich wusste, dass sie sehr schlau war und das bedeutete Gefahr. Gefahr für mich und meine Identität und Gefahr für die Dinge die niemanden etwas angingen.
Ich glaubte sogar, dass sie von jemandem geschickt wurde, um mich auszuspionieren. Sie wär sonst schon längst weg, niemand geht freiwillig mit drei fremden Jungs mit und tut auf unschuldig.
Vielleicht war sie ja eine Polizistin die Undercover unterwegs war oder eine Komplizin meiner Feinde. Man konnte es nie wissen. Und mit den Jahren habe ich gelernt, dass ich einzig und allein nur mir selbst vertrauen konnte. Ich wurde zu oft enttäuscht.
Hinter mir knackte etwas und sofort wirbelte ich herum. Ich rannte hinter den Baum, packte denjenigen am Arm und hielt meine Waffe als Drohung an den Kopf. Mein schneller Atmen wurde durch Rauch in die Luft befördert und als ich langsam die Kapuze nach hinten schob, strahlten mir die schwarz-braunen Haare entgegen. Als sie mich dann auch noch anschaute, blickte ich in zwei weitere, eigentlich wunderschöne, eiskalte blaue Augen.
Sie hatte mich also wieder verfolgt, jetzt reichte es. Wie konnte ich sie überhaupt erst so spät bemerken?
Ich drehte mich um, ging ein paar Schritte zurück, blieb kurz stehen, bis ich mich dann wieder drehte, um meine Waffe auf sie zu richten. Doch dort stand sie nicht mehr, wie konnte sie in den wenigen Sekunden abhauen?
Auf einmal packte mich etwas von hinten und in Sekundenschnelle hatte sie mir meinen Revolver abgenommen.
Ungläubig starrte ich sie an und schaute auf die Waffe in ihrer Hand. Noch nie hatte ihn jemand anderes außer mir in den Fingern. Ich musste mich beherrschen nicht auf sie loszurennen und ihr an die Gurgel zu springen.
Ich traute meinen Augen kaum, als sie dann auch noch ihre Hand hob und die Waffe auf mich richtete, wobei sie genau auf mein Herz zielte. Sie brauchte nur noch abzudrücken, sie hatte mich in der Hand und an diese Tatsache könnte ich mich nie gewöhnen. Normalerweise war es immer andersrum.
Ihr Atmen beruhigte sich jedoch langsam wieder, Bella lief ein paar Schritte auf mich zu und drückte mir meinen Revolver in die Hand. Dieses Mädchen musste man nicht verstehen, warum gab sie ihn mir jetzt freiwillig zurück, obwohl sie wusste, dass ich vor hatte sie zu töten?
"Wenn du mich unbedingt aus dem Weg schaffen musst, dann tu es. Ich habe nichts zu verlieren," sagte sie tapfer, jedoch konnte ich in ihren Augen sehen wie verletzt sie war und das machte mir eigentlich nie etwas aus. Ich liebte es eher die verletzten und ängstlichen Augen in meinen Opfern zu sehen, aber bei ihr, spürte ich einen Schmerz in meiner Brust. Er zog sich durch meinen ganzen Körper und ich konnte nicht genau beschreiben wie es sich anfühlte.
Sie schaute mich an, als würde ich gerade mit ihr Schluss gemacht haben oder als würde ich sie verlassen. Ich hob meine Hand zielte auf sie, schaute weg, spürte wie mein Finger an der Pistole wackelte, aber nach wenigen Sekunden, sah ich auch schon wieder in ihre Augen.
Ich konnte nicht.
Ich lies den Revolver sinken, steckte ihn an meinen Hosengürtel, zog die Jacke darüber und ärgerte mich über mich selbst. Wieso zur Hölle konnte ich nicht abdrücken? Wahrscheinlich lag es daran, dass mir der Spruch: Wie du mir, so ich dir, im Kopf herum schwirrte.
Sie hatte mir nichts getan, außer das sie es innerhalb kürzester Zeit geschafft hatte, mich voll und ganz zu beeindrucken. Ich tötete keine Unschuldigen. Verdient hatten es nur die, welche mit dem Tod meiner kleinen Schwester zu tun hatten. Es war gerade nur die Angst in mir, die mich fast zum abdrücken gebracht hätte.
Ich hatte Angst, dass sie meinen Racheplan durchkreuzen könnte und von der Polizei geschickt wurde. Nachdem sie aber selbst nicht abgedrückt hat, obwohl sie lang genug Zeit hatte, war ich mir fast sicher, dass sie keine bösen Absichten hatte oder gekommen ist, um mich auszuspionieren.
Trotzdem, war es wichtig weiterhin vorsichtig zu bleiben.
Ich lief die paar Schritte zu ihr, überwand unseren Abstand und umfasste ihr Gesicht mit meinen Händen. Trotz der Eiseskälte waren ihre Backen warm und etwas gerötet wegen dem leichten Wind. Ihr Atem stieß mir jetzt direkt ins Gesicht und ihre Augen waren einfach nur wunderschön. Sie waren besonders, denn wenn man gut genug hinsah, konnte man Anhand der Augen alles erkennen. Ich wurde verdammt nochmal nicht aus ihr schlau und das machte mich wahnsinnig, also müsste ich es anhand der Gesichtssprache herausfinden.
Diese Augen kamen mir so bekannt vor, als hätte ich sie schon einmal gesehen, aber ich konnte nicht herausfinden warum. Sie gaben mir etwas Vertrautes und zum ersten Mal seit langem spürte ich etwas in mir. Nur ganz leicht, aber ich spürte ein Stechen in meiner Brust.
„Bella", flüsterte ich und sah, wie ihr linkes Auge minimal zusammen zuckte. Eigentlich hatte ich vor weiter zu sprechen, aber schon als ich nur ihren Namen sagte, bewegte sich etwas in ihrem Gesicht, was hieß, dass daran irgendwas nicht stimmte. Da ich meine Hände um ihr Gesicht gelegt hatte, konnte ich mit meiner linken Hand, die Pulsschlagader spüren und bemerkte, dass diese verhältnismäßig schnell schlug.
"Bella, wie heißt du mit Nachnamen", fragte ich sie.
"Crown. Ich heiße Bella Crown", bekam ich meine Antwort, aber in ihren Augen tat sich etwas. Man konnte es nur sehen, wenn man genau hinsah, aber das tat ich, also erkannte ich es auch.
"Ich frage dich nur noch einmal. Wie heißt du?"
Sie schluckte, ihr linkes Auge zuckte wieder, sie verlagerte ihr Gewicht auf ihr rechtes Bein, was auch ein Zeichen von Nervosität war, und sagte: "Bella Crown."
Sie log.
Ich erkannte es, sie log eindeutig und ich konnte mir nicht erklären warum.
Wahrscheinlich aus den selben Gründen, wie ich es auch tat.
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