Chapter 32

'Love me or leave me here.'

...

Emma

Drei Tage, drei Tage hegten wir jetzt schon einen Plan aus und wir dürften fertig sein. Leon, Alex und Nathan hatten noch drei weitere Freunde, welche sie unterstützen würden und mittlerweile ja auch noch mich und Luke.

Meiner Schusswunde ging es eigentlich gut, zumindest verschlechterte sie sich nicht und auch die anderen hatten sich mittlerweile von dem Kampf erholt. Rachegedanken waren das einzige, was uns am laufen ließ und niemals aufhalten würde.

Luke hingegen tat alles in letzter Zeit, um mich zu meiden, was ich absolut hasste. Er sprach zwar mit mir, aber nicht so wie ich es gerne hätte. Seitdem er die anderen hatte, die ebenfalls Rache ausüben wollten, dachte er nur noch daran seine Schwester zu rächen, was ich auch verstand.

Das war trotzdem kein Grund mir aus dem Weg zu gehen, vor allem weil ich wusste, dass er das tat, weil er sich Vorwürfe machte.

Insgesamt hatten die anderen, welche Alex bei seiner Rache halfen noch zwei weitere Personen auf ihrer Liste, die umgebracht werden mussten. Sie haben schließlich seine Mutter umgebracht und ihm ihr Herz als Paket geliefert. So etwas konnte niemandem verziehen werden.

Luke meinte es wären insgesamt zehn gewesen, die bei dem Mord seiner Schwester beteiligt waren und sechs dürfte er bereits umgebracht haben. Er war mehr als glücklich, als Leon ihm sagte, dass sie wussten, wo sich diese Personen befanden, denn ohne Mr. Landon, welcher aber zum Glück tot war, hätte er es nicht heraus gefunden.

Ich beobachtete Luke jetzt schon eine Weile. Seitdem mir Leon sagte, dass ich die Lösung sei, wusste ich nicht mehr was ich tun oder denken sollte. Alles was mir auffiel war, dass ich es bald herausfinden musste, bevor er sich komplett zerstörte.

Luke machte sich immer noch Vorwürfe über den Unschuldigen, den er aus Versehen umgebracht hatte, aber ich versuchte ihn so gut wie möglich zu unterstützen. Er ließ mich zwar nicht, aber ich gab nicht auf.

Wir waren immer noch in dieser abgelegeneren Gegend, auf der ein paar Hütten standen. Die letzen Nächte waren Horror. Luke wollte nicht einmal ins Bett kommen, er meinte er würde den Boden bevorzugen.

Die Frage war, ob er wirklich lieber auf dem Boden schlief, oder ob er einfach nicht zu mir wollte. Seit er mir wirklich seine kompletten Gedanken und Gefühle offenbarte, kam es so rüber als würde er sich wieder komplett abschotten, um sich selbst zu schützen. Ich brauchte ihn aber und es machte mich fertig, dass er mich anscheinend nicht mal ansatzweise in seinem Leben haben wollte.

Er sagte so viele schöne Dinge zu mir, ich musste ihm versprechen, ihn nie zu verlassen und trotzdem ging er immer wieder auf Abstand.

Als ich ihn gestern küssen wollte, drehte er sich weg. Immer wenn ich Blickkontakt mit ihm aufbauen wollte, schaute er wo anders hin. Es verletzte mich wirklich und genau aus diesem Grund würde ich ihn heute darauf ansprechen, ich hielt es nicht mehr aus.

"Na du kleine Träumerin", riss mich Leon aus meinen Gedanken. Ich sah ihn nur an, aber antwortete nicht.

"Hier, ich hab dir was frisches zum anziehen mitgebracht und etwas Essen", fügte er noch hinzu und hielt mir die Sachen hin. Ich war ihm sehr dankbar, er tat das alles, obwohl es niemand von ihm verlangte. Das war eine Sache, an die ich mich auch noch gewöhnen musste. Früher tat das niemand für mich.

"Danke Leon", meinte ich und zwang mir ein kleines Lächeln auf. Desto weniger Zeit ich mit Luke verbachte, umso mehr wurde ich wieder zu der alten Emma.

"Kein Ding, man kümmert sich schließlich um seine Freunde", sagte er und ging dann.

'Freunde', dieser Begriff bedeutete mir viel. Jahrelang hatte ich keine wirklichen Freunde mehr und ich schätzte sie jetzt alle. Alle, die uns halfen.

Gedankenverloren ging ich in die kleine Hütte, duschte mich schnell und machte mich frisch. Es tat wirklich gut, mal wieder etwas neues anzuhaben.

Gerade als ich mich aufs Bett legen wollte, öffnete sich die Tür und Luke kam herein. Heute Morgen sagte er nichtmal 'Guten Morgen' oder so etwas in der Art.

Er kam ins Zimmer, sah mich kurz an, zog sich seine Lederjacke an und ging dann wieder. Wütend schnaubte ich, das würde ich mir nicht länger gefallen lassen.

Innerlich fasste ich mich und dachte noch eine Weile darüber nach, wie ich ihn ansprechen sollte und was ich zu sagen hatte. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass Luke unberechenbar war und ich das Gespräch einfach auf mich zukommen lassen sollte.

Ich ging raus und ließ meine Augen über das Gelände schweifen. Auf der Bank saß Alex ganz allein und automatisch tat er mir leid. Er machte ebenso schlimme Dinge durch.

Es gab hier einen kleinen See, welcher wirklich wunderschön war und dort fand ich auch Luke. Er warf gerade einen Stein nach dem anderen ins Wasser und folgte ihm, bis er in die Oberfläche eintauchte. Typisch Luke.

Ich atmete einmal tief durch, bis ich zielstrebig voranging, um ihn zur Rede zu stellen.

Er schien so in Gedanken zu sein, dass er mich nicht einmal hörte, also nahm ich ebenfalls ein Stein und warf ihn einiger Meter hinter ihm, in das Wasser. Mit gerunzelter Stirn drehte er sich zu mir und wandte sich dann aber sofort wieder ab.

Was hatte er denn? "Luke, ich will mit dir reden", sagte ich, aber bekam wie ich mir bereits dachte, keine Antwort.

"Luke, was ist denn dein Ziel, wenn du mich ignorierst?", fragte ich, doch er zeigte absolut keine Reaktion. Langsam wurde ich wirklich immer wütender.

Ich stellte mich vor sein Gesicht, mit Tränen in den Augen und versuchte es ein weiteres mal.

"Weißt du, du verletzt mich. Du sagst mir wie sehr du mich doch brauchst, du dankst mir, dass ich immer für dich da bin und du tust alles, um mich zu beschützen. Warum also? Warum redest du seit drei Tagen nicht wirklich mit mir, obwohl du davor noch all deine Gefühle offenbart hast. Wieso lässt du mich dir nicht helfen? Ich will dir helfen Luke", sprach ich hektisch und jetzt liefen mir die Tränen über die Wangen.

Sein Gesicht schien angespannt und seine Wangenknochen stießen hervor. Er hob seine Hand und legte sie um mein Gesicht, was sofort ein Ziehen in meinem Herzen hinterließ. Wie sehr ich seine Nähe vermisst hatte.

"Siehst du denn nicht, was ich dir antue? Du weinst wegen mir, verdammt du sollst nicht wegen mir weinen. Du sollst nicht verzweifeln, bei dem Versuch mich zu retten, das geht nicht. Ich verletze dich, körperlich als auch psychisch merkst du das denn nicht? Du wärst ein glücklicherer Mensch ohne mich, du verdienst jemanden der dir alles geben kann und nicht nur Tränen und Schmerz", erwiderte er und nun lief auch ihm eine Träne über die Wange.

Ehe ich antworten konnte, ging er auch schon wieder. Nein, damit würde er nicht durch kommen.

"Ich verdiene also jemand besseren? Was bringt mir jemand anderes wenn ich nur dich will? Nie würde jemand anderes meine Gefühle so verstehen wie du, nie würde jemand auch nur ansatzweise an dich herankommen. Du bringst mich zum weinen, weil du auf Abstand gehst und ich dich aber bei mir haben will! Glaubst du denn nicht, dass wir das gemeinsam durchstehen können?", schrie ich ihm hinterher.

Kurz blieb er stehen, doch dann lief er weiter.

"Entweder du kommst jetzt wieder zu mir, oder das wars!", versuchte ich es ein letztes mal.

Noch einmal blieb er stehen und drehte sich um, aber er kam nicht. Das einzige was ich sah, war sein Tränenüberströmtes Gesicht und er wandte sich wieder ab.

Ich war so naiv, wie konnte ich glauben, dass er wirklich mehr von mir wollte, als nur eine Unterstützung. Es tat so weh, ich würde ihm jetzt nicht weiter hinterher rennen wie ein Hund.

Es schmerzte so, dass ich mich tatsächlich fragte, was ich wirklich für ihm empfand. Ich mochte ihn, sehr. Ich liebte es, wenn er mich küsste. Ich liebte es, wenn er sich um mich kümmerte, ich liebte es ihm zuzuschauen, wenn er mal wieder in seinen Gedanken gefangen war. Ich liebte alles, was er tat. Liebte ich ihn?

Erst als ich diesen Gedanken das erste mal in meinen Kopf ließ, wurde mir klar, dass ich mich schon längst in ihn verliebt hatte, es aber noch nie einsehen wollte.

Andererseits fragte ich mich, ob ich es mir nicht einfach einredete, weil er einfach gleich tickte wie ich. Liebe heißt immer für einander da sein und das macht er gerade nicht. Konnte ich ihn also auch lieben, wenn er mich immer wieder verletzte?

Es war ein hin und her.

Mein Herz schrie, dass ich ihm nachgehen sollte und ihm alles sagen sollte. Ihm sagen sollte, wie ich mich wirklich fühlte. Mein Kopf hingegen erinnerte mich daran, Weise zu handeln und zu warten. Ich hatte Angst vor seiner Reaktion, wenn er es hören würde. Es würde wahrscheinlich alles kaputt machen.

Ich sah ihm weiter hinterher und sackte auf dem Boden zusammen. Mir war egal, ob die frischen Sachen sofort wieder dreckig wurden, mir war egal, wie kalt es war. Und meine Schusswunde war mir auch egal.

Ich wäre immer wieder zurück zu ihm gekommen und es machte mich fertig, dass ich mal wieder die war, die mehr liebte. Das war ich immer. Vielleicht war es einer der größten Fehler ihm bis hier her zu folgen, vielleicht war es ein Fehler ihm jemals mein Interesse geschenkt zu haben.

Es wäre schön, wenn ich wieder die gefühllose und kalte Emma wie früher sein könnte, doch andererseits fühlte es sich so unglaublich an, wieder etwas zu fühlen. Ihn werde ich niemals vergessen können.

Alles was ich noch sah war, dass er sich zu Alex auf die Bank setzte und ich wunderte mich, warum er freiwillig zu ihm gehen würde.

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