Chapter 26
'People cry, not because they're weak. It's because they've been strong for too long.'
...
Luke
Ich sah ihr in die Augen, konnte schon fast selber den Schmerz und die Enttäuschung fühlen, die sie gerade verspürte. Mit der Pistole auf sie gerichtet, wusste ich, dass es richtig war was ich gerade tat.
Fünf weitere Männer waren aufgetaucht, ich kannte sie fast alle bis auf zwei und wusste von früher, wie sie drauf waren. Würden sie herausbekommen, dass Emma mir etwas bedeutete, dann wäre sie so gut wie tot. Denn das war alles was sie wollten, spielen, und mir Schmerzen zufügen. Ich wusste, wenn ich sie nur schlagen würde, würden sie sich nicht zufrieden geben und sie selbst erledigen, weshalb ich jetzt alles dafür tun würde, das es echt rüberkam.
Ich würde nicht noch so einen Fehler wie bei meiner Schwester machen. Damals war auch ich Schuld, dass diese Arschlöcher überhaupt in unser Haus kamen und ich konnte sie nicht beschützen. Diese schuldigen Gedanken fraßen mich innerlich auf. Alle dachten immer der Grund für mein zerbrochenes Leben wäre allein durch Emilys Tod ausgelöst worden, doch ein weiterer, fast schon größerer Grund waren diese unglaublich starken Schuldgefühle. Emma durfte nicht dasselbe widerfahren.
Wenn ich sie anschießen würde, um es so aussehen zu lassen als würde ich sie ermorden, wären sie mit viel Glück überzeugt davon, dass sie mir nichts bedeutete. Was natürlich nicht der Wahrheit entsprach, sie bedeutete mir etwas nur musste ich auch erst einmal herausfinden, wie sich das überhaupt anfühlte.
Ich musste versuchen, richtig zu zielen, aber meine Hand zitterte ein wenig. Ich hatte mal gelesen, dass man einer Person in den Oberkörper schießen konnte, ohne irgendwelche wichtigen und lebensnotwendigen Organe zu verletzen. Ja richtig, ich hatte es gelesen, mehr nicht. Früher kurz bevor ich mit meiner Rache startete, hatte ich natürlich das Schießen auf Perfektion trainiert und trotzdem konnte immer etwas schief gehen.
Wenn ich ein unschuldiges Mädchen wie sie aus Versehen umbringen würde, könnte ich mir das niemals verzeihen. Sie brachte mir in letzter Zeit so viel neues bei und unterstützte mich, obwohl sie auch sehr anhänglich war. Genau deshalb wollte ich nicht, dass sie hier her mit mir nach London kam, dann hätte ich das hier vermeiden können. Aber natürlich, sie flog mir hinterher, was auch sonst.
Ein letztes mal sah ich in ihre Augen, welche mittlerweile voller Tränen waren und auch ich bekam gläserne Augen. Mit voller Konzentration zielte ich auf die Stelle, die sie nicht schlimm verletzten würde, schaute ihr nochmals in die Augen und fixierte wieder den Teil ihres Körpers, den ich nicht verfehlen durfte. Ein bisschen daneben und ein wichtiges Organ könnte verletzt werden.
Ich versuchte meine zitternden Finger zu beruhigen, atmete noch einmal tief durch und drückte ab.
Das war das erste mal, dass ich das tat. Normalerweise sah ich immer, wirklich immer weg.
Mit dem lauten Knall, sah ich ihr wieder in die Augen und ging innerlich durch Höllenqualen. Ihr so etwas antun zu müssen, bereitete mir fast den selben Schmerz, nur seelisch und nicht körperlich.
Zutiefst enttäuscht sah sie mich an, während sie auf ihre Knie fiel. Diese Verletztheit und Verzweiflung in ihren Augen, jagte mir einen Schauer über den Rücken. Wie hätte sie denn auch wissen sollen, dass ich es tun musste?
Als ich mich wieder einigermaßen erholt hatte, sah ich zu Mr. Landon und den anderen vier die mir nun mit einem Abstand von ein paar Metern gegenüber standen.
"Wow, dass hätte ich nicht erwartet, ich dachte echt, die Kleine bedeutet dir etwas", lachte einer von ihnen. Am liebsten würde ich sie alle sofort umbringen. "Aber anschießen kann doch jeder", hängte er noch hinten dran. Was war falsch bei diesen Wichsern, dass sie sich nicht zufrieden geben konnten, dass ich sie verdammt nochmal angeschossen hatte?
Um sie irgendwie noch weiter zu überzeugen, ging ich zu Emma und als ich sie sah, überkamen mich wieder die Schuldgefühle. Jeder der mit mir zu tun hatte, endete in Schmerzen. Sie würde mir das nie verzeihen und das schlimme war, ich würde es nachvollziehen können.
"Ach, sie bedeutet mir absolut nichts", erwiderte ich und gab ihr einen Tritt in den Rücken, sie tat mir so Leid. "Ich hab sie nur angeschossen, weil sie dann mehr Schmerzen erleidet, indem sie verblutet. Hätte ich ihr eine Kugel in den Kopf gejagt, wo wäre dann der Spaß gewesen?", versuchte ich überzeugend zu klingen und es schien zu klappen.
"Wo er recht hat, hat er recht", sagte Mr. Landon. "Nun ja, kommen wir zu dir", fügte er noch hinzu. Er hatte es geschluckt, jetzt musste ich nur noch einen Weg finden, sie schnell in ein Krankenhaus zu bringen.
"Ich denke, ich bin an der Reihe fragen zu stellen", meinte ich. "Ein gewisser Thomas, der ihnen mit Sicherheit bekannt ist, hat mir geraten zu ihnen zu gehen, um herauszufinden, wo sich die anderen befinden, die meine Schwester-", ich musste mich selbst unterbrechen. Über sie zu sprechen fiel mir auch nach so langer Zeit noch unglaublich schwer.
"Die meine Schwester ermordet haben", versuchte ich meinen Satz mit kräftiger Stimme zu beenden.
"Hach ja, der gute alte Thomas. Welch ein Bastard, dass er uns verraten hat, aber das macht nichts. Erstmal, nur damit du das weißt, bin ich einer von ihnen, dass hat dir Thomas anscheinend verschwiegen", gab er einfach so zu und ich dachte, ich hörte nicht richtig.
Wenn er an der Sache mit meiner Schwester beteiligt war, war er jetzt so gut wie tot.
"Wer noch?", presste ich heraus.
"Der rechts und der links neben mir", sagte Mr. Landon schmunzelnd und zeigte auf sie. Die beiden gemeinten sahen sich verwirrt an und einer von ihnen sagte dann: "Du hast versprochen es nicht zu verraten."
"Tja, Pech gehabt", bekam er die Antwort von Mr. Landon. Enttäuscht und ängstlich sah er ihn an und auf einmal begann er zu rennen. Der andere folgte ihm direkt und das war mein Stichwort.
Ich nahm meine andere Pistole, da mein Revolver ja nur einen Schuss hatte, und zielte auf den Rücken von einem. Ich drückte ab, traf und zielte auf den nächsten. Ein Schuss ging daneben, aber der Zweite saß perfekt. Beide fielen sofort zu Boden und innerlich war ich Stolz darauf, zwei weiteren schlimmen Menschen das Leben genommen zu haben. Sie hatten mich, meine Schwester und mein Leben zerstört. Sie verdienten so ein Schicksal.
"Danke, den einen wollte ich schon immer los haben. Er hat genervt", lachte Mr. Landon.
"Was soll das heißen?", zischte ich.
"Nun ja, wie leichtgläubig du doch bist. Ich meine, der eine war ja wirklich schuldig, aber der andere, sollte mir heute nur beim kämpfen und entsorgen deiner Leiche helfen", grinste er böse.
Was hieß das? Innerlich wusste ich genau, was das hieß. Ich wollte es nur nicht wahrhaben. Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich soeben einen unschuldigen getötet hatte. Ich hatte einen verdammten unschuldigen getötet für nichts! Normalerweise hatte ich immer meine Beweise klar, aber dieses eine mal hörte es sich so selbstverständlich und logisch an.
Meine Wut stieg und ich konnte mich fast nicht mehr auf einem Fleck halten. Ich hatte einen unschuldigen umgebracht. Das wollte ich nicht wahrhaben.
Ich sah wieder auf und nun standen sie mir nur noch zu dritt gegenüber. Waren die anderen zwei beteiligt? Wenn nicht, durfte ich ihnen nicht weh tun.
"Bereit für den Kampf?", sagte ich so wütend wie noch nie. "Gekämpft wird ohne Hilfsmittel!", schrie ich schon fast. Heute schien ich alle meine Regeln zu brechen.
Normalerweise fasste ich meine Opfer auch nie an, jedoch hatte ich so einen großen Hass auf ihn, ich konnte es nicht erwarten, ihn mit meiner bereits kribbelnden Hand endlich in seine hässliche Visage zu schlagen.
"Wie du willst", sagte er provokant. Und ohne das ich überhaupt noch etwas denken konnte, kam er unerwartet auf mich zu und verpasste mir einen heftigen Tritt in den Bauch, bevor ich überhaupt reagieren konnte.
Zischend zog ich mich zusammen, doch das lies ich nicht auf mir sitzen. Ich wollte mich gerade wieder aufrappeln, doch da kam der Zweite Schlag. Er stürzte sich nun auf mich und ich konnte gerade so seine Hand abfangen, die sich auf mein Gesicht zubewegte.
Mit voller Wucht gab ich ihm eine Kopfnuss und drehte uns um, sodass ich nun auf ihm war. Ein Schlag ins Gesicht, noch einer und ein weiterer folgte. Das war eine Genugtuung für mich, obwohl ich es hasste Blut an meinen Händen zu haben. Bei ihm störte es mich nicht, auch er, hatte es verdient. Er rührte sich fast nicht mehr unter mir und ich fragte mich, ob er wirklich schon am Ende war.
Sobald ich diesen Gedanken jedoch komplett durchdenken konnte, stieß er mit seinem Beim in meine Hüfte. Kurz schrie ich auf, dass waren höllische Schmerzen und in diesem Moment der Schwäche, hatte er uns auch schon wieder rumgedreht. Jetzt war er es, der meinen Hals umgriff und die Welt immer schwärzer wirken lies. Das war mein Ende, es gab auch noch zwei andere. Alleine würde ich das niemals schaffen.
Ich konnte immer weniger atmen, und langsam verdrehten sich meine Augen. Das wars dann wohl.
Aus dem Augenwinkel nahm ich nur noch wahr, wie einer der zwei anderen Mr. Landon mit einem Schrei voller Wut von mir stieß. Seine Faust landete ebenfalls mindestens fünf mal in seinem Gesicht, dazu stand er noch auf und sprang mit voller Kraft auf ihn drauf, in seine Magengrube.
"Whoa, ach du heilige scheiße, wie lange wollte ich das schon machen!", schrie er lachend und glücklich.
"Lass mich auch mal bitte", sagte der andere von den beiden. Auch er lief auf Mr. Landon zu, der keuchend und Blut spuckend auf dem Boden lag.
"Du. Bist. Ein. Verdammter. Bastard!", diktierte er ihm langsam, während er sich über sein Gesicht beugte. "Verpiss dich für immer!", kurz darauf trat er ihm in sein Gesicht, mit seiner ganzen Kraft.
"Scheiße fühlt sich das gut an! Hättest du mir nicht früher sagen können wie geil das ist?", schrie jetzt auch er voller Adrenalin.
Immer noch belämmert, von meinem Fast-Tod, rappelte ich mich langsam auf und beobachtete das Geschehen misstrauisch. Ich wollte reden, doch das ging nicht so gut, da er mich fast erwürgt hätte. Ein paar mal hustete ich und mit kratziger Stimme sagte ich dann: "Wer seid ihr?"
Der eine kam auf mich zu, rieb sich über seine schmerzende Hand und lächelte. "Wir Kumpel, sind deine Rettung", sagte er.
Mit zusammen gezogenen Augenbrauen schaute ich ihn verwirrt an. Ich vertraute ihnen nicht. Wer wusste, ob sie mich nicht im nächsten Augenblick angreifen würden? Andererseits hatten sie mir aber mein Leben gerettet.
"Junge, ich kann verstehen, dass du verwirrt bist und Erklärungen gibts schon noch, aber jetzt haben wir erst einmal drei Leichen zu entsorgen", sprach er weiter, da er mir mein Misstrauen ansah.
Immer noch nicht überzeugt nickte ich aber langsam.
"Jedenfalls, ich bin Alex und das ist Nathan", er zeigte auf den genannten, der sich immer noch lachend die Leiche von Mr. Landon ansah.
"Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen", sagte ich immer noch etwas leise und wollte auf Emma zeigen, doch da war sie nicht. Entsetzt fuhr ich mir einmal durch die Haare und suchte das ganze Gebiet mit meinen Augen ab. Sie war nirgendwo!
"Ey, chill mal Bro. Einer von unseren Männern hat sie mitgenommen, ihr wird es gut gehen!", sagte er laut, um mich zu beruhigen, doch das tat es nicht. Ganz und gar nicht.
"Woher soll ich wissen, dass sie ihr nicht dasselbe wie meiner Schwester antun huh!", versuchte ich zurück zu schreien.
"Kumpel, wir sind auf deiner Seite. Wir haben dein Leben gerettet und deinem Mädchen wird es auch gut gehen. Du musst uns vertrauen, dir bleibt nichts anderes übrig", kam jetzt Alex auf mich zu und klopfte mir auf die Schulter. Vertrauen war ein ganz heikles Thema, ich vertraute schon lange keinem mehr. Es war jedoch wie er gesagt hat, ich hatte keine Wahl.
Ich nickte und Nathan meinte: "Also gut komm, wenn die Männer von Mr. Landon herausfinden, dass er bereits eine Weile fehlt, müssen wir über alle Berge sein."
"Kommt nicht in Frage. Ich will zu ihr ins Krankenhaus", erwiderte ich.
Schnaufend sagte Alex: "Das geht nicht klar? Entweder du kommst jetzt mit uns mit, oder du bist am Arsch. Derjenige der bei Emma ist, weiß wo er sie hinbringen soll. Er war versteckt und hat sie vorher während du gekämpft hast, mitgenommen."
Ich konnte ihnen nicht trauen, aber ich musste es. Ich hasste es jetzt schon, dass sie mich von Emma trennten.
Somit nickte ich wieder nur und ging mit ihnen mit, während ich in meinen Gedanken und Schuldgefühlen gefangen war und mir eine einzige Träne die Wange herunterlief.
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