Chapter 2
‚I miss you.'
...
Luke
Alles dunkel hier in meinem Kopf, aber warum sollte ich Angst bekommen? Ich konnte schließlich nur hier, in dieser Gegend ungestört meine Dinge erledigen und außerdem war das hier der perfekte Ort, für ein Verbrechen. Niemand würde jemals herausfinden, was hier passierte.
Heute, wenn das Licht die Erde erhellte, müsste ich wieder aufpassen wann ich wo war, was ich wo anstellte und vor allem mit wem ich war.
Am Tag ist einfach alles zu kompliziert, wer hat eigentlich entschieden, dass wir bei Sonne und hellem Licht lebten?
So viele Fragen schwirrten in meinem Kopf umher. Wir lebten alle vor uns hin, aber niemand zerbrach sich den Kopf über das, was wir überhaupt waren. Was waren eigentlich Menschen? Wer war ich?
Das Universum war so groß, irgendwo musste die Welt doch ein Ende haben? Wie konnte es unendlich weitergehen? Das war unvorstellbar, es müsste doch einmal aufhören oder wie ging das? Ich meine, wird irgendwo eine Wand sein oder wie sollte man sich das vorstellen?
Dank diesen Fragen könnte ich stundenlang verzweifeln. Niemand der Menschen wusste die Antworten. Es musste doch in dem riesigen Universum noch eine Zivilisation geben oder?
Wie würde es einmal weiter gehen? Was war wenn ich nicht mehr existierte? War ich dann einfach tot? Sind meine Gedanken abgeschaltet und was passiert mit dem Körper?
Jedenfalls sollte ich aufhören über solche Fragen nachzudenken, denn ich würde keine Antworten finden. Vielleicht einmal meine Enkelkinder, vorrausgesetzt ich würde je welche haben.
Man könnte doch genauso gut in der Nacht leben. Nein ich korrigiere, in der Nacht ging es am aller besten. Niemand sah dich, du konntest machen was du wolltest, vorausgesehen man stellte es geschickt an.
Ich beobachtete, wie das Blut aus meinem Arm floss. Das reichte, ermahnte ich mich selbst, ich dürfte es nicht übertreiben. Wobei ich eigentlich nicht wusste, was es da noch zu zerstören gab.
Ich sah sehr viele Jugendliche täglich in der Stadt, welche Narben mit sich trugen und sich ritzten. Mit einer Wahrscheinlichkeit von so gut wie neunundneunzig Prozent, verletzten diese sich selber nur, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber ich, ich war bereits erwachsen und hatte meine Gründe. Tiefgründige Dinge brachten mich dazu, so etwas zu tun. Wenn man mich besser kannte, würde man alles verstehen. Ich hatte nicht einmal Leute, geschweige denn Freunde, von denen ich Aufmerksamkeit bekommen könnte. Ich war allein.
Für heute hatte ich meine Pläne, welche ich pünktlich erledigen sollte. Auf diesen Plan hatte ich lange genug hin gearbeitet und es würde sich auch auszahlen.
Ich trat vor die Tür und sah kurz in den Himmel hoch. In die Unendlichkeit der Welt. Es schneite schon, da es Mitte November war. Ich persönlich liebte den Winter so sehr, der Schnee, die Farbe, die Kälte. Der Winter spiegelte perfekt meinen Charakter wieder.
Wunderschön, aber eiskalt.
Meine Waffe drückte ich enger an mich und ich lief zügig voran. Ich dürfte nicht zu spät kommen, sonst würde ich auffliegen. Darüber machte ich mir jedoch die wenigsten Gedanken, weil ich noch nie erwischt worden bin. Ich wurde noch nicht einmal von der Polizei befragt, obwohl das Muster meiner Handlungen so einfach war. Tja, das war die Dummheit der Cops.
Ich lief in eine etwas abgelegenere Gegend, da er dort wohnte. Er hatte es nicht anders verdient, das was er mir und meinem verschissenen Leben angetan hatte, war nicht zu verzeihen.
Aber Rache war süß und in seinem Fall war Rache tödlich.
Ich stieß die Türe mit einem heftigen Ruck auf und fing an, das Arschloch zu suchen. Verdammt nochmal wo war er? Ich hatte mir alles genau überlegt, ich hatte ihn circa ein Jahr lang Wort wörtlich gestalkt. Ich wusste was er Tag täglich machte, was er nachts alles unternahm, ich wusste alles über seine Familie und seine Freunde.
Er war ein grausamer Mensch. Nicht nur wegen dem, was er mir angetan hat, sondern auch seiner eigenen Familie und vielen anderen Leuten.
Ich hörte ein kratziges Husten. Hah! Ich hatte ihn. Langsam und leise schlich ich mich in den nächsten Raum und tatsächlich, da saß er. Ich wusste ja, dass es leicht werden würde, aber ich hätte niemals gedacht, dass er es mir so leicht machte. Er saß dort einfach, rannte nicht einmal weg, oder fing an zu kämpfen.
"Na? Was eine Ehre... Jetzt staunst du nicht wahr, hättest du nicht von mir erwartet", provozierte ich ihn. Er sollte sich vor seinem Tod, noch einmal richtig schön aufregen und auf sein sinnloses Leben zurück blicken.
"W-was willst du hier?", fragte er stotternd. Tja, dich umbringen, dachte ich mir. Ich hatte immer ein Muster nach dem ich ermordete, dass hielt ich bei jedem meiner Opfer ein. Es galt ebenso für ihn.
Ich nahm meine Waffe und richtete sie direkt auf seinen Kopf aus. Die Pistole hatte nur einen einzigen Schuss, das war die erste Bedingung für meine Morde.
"Also, lass mich erklären. Diese Pistole hat genau einen Schuss. Warum ich nicht mehr reingetan habe? Ich will fair mit dir sein. Ich gebe jedem meiner Opfer eine Chance zu entkommen", fing ich an. Natürlich tat ich das nicht. Hier werde ich erst hinauslaufen, wenn er tot vor mir lag. Ich hielt mich weiter an meinen Plan.
Kurz schaute ich aus dem Fenster. Innerlich schrak ich etwas zusammen, denn dort stand jemand. Es war der Sohn von ihm. Er hieß Thomas und genau genommen galt meine Rache ihm. Ich weiß, ziemlich kompliziert, aber deswegen liebte ich es zu spielen. Außerdem waren die Opfer nicht unschuldig.
Auch wenn man es nicht glaubte, aber ich war einer der aufrichtigsten Menschen. Ich lebte nach dem Spruch: Wie du mir, so ich dir.
Wenn man einen Fakt über mich sagen konnte: Nie, wirklich nie ermordete ich aus Spaß und Lust. Die Opfer hatten mir persönlich etwas angetan.
Thomas schaute von außerhalb des Fensters in den Raum und hatte einen ängstlichen Blick im Gesicht. Schließlich richtete ich meine Waffe gerade auf seinen Vater. Wenn ich eins wusste, dann das. Er liebte seinen Vater über alles. Er war 18 Jahre alt und hatte eine sehr enge Bindung zu seinem ihm. Warum ich dann so grausam war? Wartet ab.
Ich machte eine Bewegung, als Befehl, dass er das Fenster öffnen sollte. Er tat es auch und ich fing an zu reden.
"Komm bitte in die Hütte Thomas. Wenn du willst, dass dein Vater nicht stirbt, dann komm her zu mir und ich spiele ein etwas faireres Spiel", sprach ich fies. Es tat so gut alles in der Hand zu haben und nach Jahren voller Qualen endlich das zu tun, was ich immer wollte.
Als er schließlich bei mir war, erklärte ich den beiden die Spielregeln: "Meine Waffe hat wie gesagt einen Schuss. Du wirst jetzt gleich deinen Vater an den Handgelenken fesseln und ihn auf den Stuhl setzen. Dann wirst du anschließend wieder zu mir kommen und dich neben mich stellen. Du bist der Joker in dem Spiel, merk dir das. Du entscheidest, ob dein Vater hier lebendig rausgeht." Natürlich musste ich schmunzeln, denn ich hatte alles ganz anders geplant, aber egal, dass war mein Spiel.
Es gab sogar einen Grund, warum Thomas seinen eigenen Vater fesseln sollte. Eine weitere Bedingung von mir, währenddessen ich einen Mord beging. Ich fasste niemals meine Opfer selbst an. Niemals. Das würde die Reinheit meines Körpers zerstören. Wie sagt man so schön? Das Blut klebt an deinen Händen. Klar ist es eine Metapher, aber in meinem Fall klebte das Blut nie an meinen Händen und das war meine Art und Weise damit klar zu kommen. Ich hatte mir einmal geschworen, nur mein eigenes Blut zu berühren und kein anderes mehr. Der Grund dafür war Thomas.
Als er alles erledigt hatte, saß nun der Vater, gefesselt von seinem Sohn vor mir und weinte. So ein Weichei.
"Eine Frage habe ich noch an dich Andrew. Thomas, dein Sohn, wird diese Frage für mich beantworten. Liegt er falsch, bist du tot", fügte ich noch hinzu.
"Warum habt ihr mir das angetan? Was hat es euch gebracht", fragte ich dann. Ich war ziemlich gespannt.
"Um dich zu verletzen und außerdem hat es Spaß gemacht", traute er sich zu sagen. Das war definitiv die falsche Antwort. In mir sammelte sich die Wut und mein Kopfkino begann wieder. Von damals. Bis jetzt hatte ich die Gefühle immer unterdrückt und habe niemanden an mich rangelassen. Jetzt jedoch, überkam mich alles.
Ich atmete ein letztes Mal tief ein, bis ich dann mit vollem Genuss und Erleichterung abdrückte, ohne Andrew anzuschauen. Eine weitere Bedingung meiner Morde. Insgesamt waren es drei Stück: Meine Waffe hatte immer einen Schuss, ich fasste meine Opfer niemals mit eigenen Händen an und währenddessen ich abdrückte, schaute ich meinen Opfern nie ins Gesicht, ich schoss blind.
Das war mein Mord-Muster, hinter welches niemand kam. Ich sagte doch es war leicht, aber die Polizisten waren dumm.
Es war für mich Musik in meinem Ohr. Neben mir hörte ich Thomas schreien und heulen. Er rannte zu dem Stuhl und umklammerte seinen Vater, als würde es ihm helfen, wieder aufzustehen. Endlich spürte er was ich damals spürte.
Mir machte es jedoch nichts aus. Er sollte ruhig die Schmerzen spüren. Der Ton beruhigte meinen Körper, auch wenn ich wusste, dass man das Handeln von Thomas damals, niemals mehr rückgängig machen könnte.
Wenigstens hatte ich meine Rache.
Ich schaute noch ein bisschen zu, während mir ein paar Tränen über die Wangen liefen.
Ich schloss die Türe wieder hinter mir komplett ab. Er dürfte jetzt erst einmal für ein paar Tage mit der Leiche seines Vaters eingesperrt sein, dann spürte er, wie stark meine Schmerzen damals waren. Denn es war Thomas, der sie mir zugefügt hatte. Alle Fenster verriegelte ich noch, indem ich ein paar Holzbalken mit Nägeln befestigte und lies währenddessen meine komplette Wut aus.
Wer meine sieben jährige, komplett unschuldige Schwester umbrachte und ihre Körperteile abtrennte, um sie anschließend an einer Wand aufzuhängen, hatte es nicht anders verdient.
Der hatte es wirklich nicht anders verdient. Mein Kopfkino von damals überkam mich und eine Gänsehaut überlief meinen Körper. Ich vermisste die Kleine so sehr. Sie war mein Ein und Alles. Wegen ihr hatte ich gekämpft, aber jetzt, wo sie nicht einmal mehr existierte, war ich am Boden.
Bei den Erinnerungen liefen mir inzwischen immer mehr Tränen über die Wangen und ich schluchzte laut auf. Es war so schlimm, ich könnte alles tun, jede noch so erdenkliche Art der Rache würde mir nie meine kleine Emily wieder bringen können.
Niemals.
Und das war die Ironie der Rache, sie lässt dich für einen Bruchteil einer Sekunde denken, dass alles gut wäre, doch wenn man wieder in der Realität ankommt weiß man, dass nichts mehr so sein wird wie es mal war.
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