Kapitel 13

Verwirrt sah ich mich um, da ich nicht erkannte wo das Klingeln herkam. Aiden kam verschlafen in einem Bademantel gekleidet aus seinem Schlafzimmer und ging zu einem kleinem Weißem Kasten der neben der Eingangstür hing wo er auf einen kleinen Knopf drückte.
"Wer ist da?" fragte er müde. Ich beobachtete ihn eindringlich um zu verstehen was er da tat. Eine leise Stimme ertönte im Kasten, ich war selber noch zu müde und erkannte die Stimme nicht gleich. Jetzt drücke Aiden einen anderen, größeren Knopf am Kasten und ein merkwürdiges Geräusch ertönte, dann ging er in die Küche und fing an Kaffee zu Kochen nachdem er die Tür schon mal aufschloss. Ich stand hingegen ebenfalls auf und machte mein Bett, dann klopfte es ein weiteres mal direkt an der Tür.
"Können sie bitte auf machen?" fragte Aiden freundlich und immer noch müde. Langsam ging ich zur Tür um sie zu öffnen und glaubte kaum wer da hinter der Tür stand.

"Emma!?" stellte ich erstaunt fest, riss die Tür auf um sie ganz zu betrachten. Sie sah etwas gestresst aus, dennoch waren ihre Grünen Haare und ihre Klamotten an Ort und stelle. An ihrer Schulter hing eine schwer wirkende Ledertasche.
"Schön dich wieder zu sehen Haley" begrüßte sie mich etwas außer Atem und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ein Stück ging ich zur Seite und deutete mit meiner Hand ins innere der Wohnung.
"Komm rein" sagte ich noch dazu und sie kam herein, blieb dann in der Mitte vom offenem Raum stehen und sah sich um. Ich schloss die Tür und ging zu ihr.
"Mach es dir... bequem" bat ich es ihr etwas unsicher von den Gesellschaftlichen Regeln an und sie setzte sich auf den Sessel neben dem sie die schwere Tasche mit lautem knall auf den Boden fallen lies. Schnell schnappte ich mir die Klamotten die ich mir gestern Abend schon zusammen gestellt hatte von der Sofalehne und verschwand kurz im Bad. Auch wenn mir die Klamotten nicht sehr zu sagten musste ich widerwillig zugeben das mir der Schlichte Bürokraten Look doch recht gut stand und kurze Zeit später verließ ich das Bad wieder.

Aiden brachte Emma gerade eine Tasse Kaffee, dann sah er zu mir und reichte auch mir die Tasse den er in der anderen Hand hielt.
"Wow Aiden Respekt. Haley ist erst seit ein paar Tagen bei dir und du hast es geschaft das sie wie ein normaler Mensch angezogen ist" stellte Emma erstaunt und belustigt fest.
"Sehr witzig Emma" konterte ich mit gerümpfter Nase. Emma sah zu Aiden der immer noch müde versuchte mir eine Tasse zu reichen. Zögerlich ging ich zu ihm und griff nach der Tasse.
"Hab ich denn unrecht?" fragte sie nun Aiden.
"Ich weiß nicht wovon sie reden" wimmelte er sie ab. Ich trank grinsend einen schluck während Aiden sich noch eine eigene Tasse holte, dann setzte ich mich zu Emma und musterte sie neugierig.
"Wie hast du es bloß da raus geschafft?" fragte ich sogleich und sie grinste mich mit ein wenig Wahnsinn im Blick an.
"Ich kenne hier und da ein paar Tricks, aber ich hab noch was besseres" betonte sie, stellte die Tasse auf den kleinen Beistelltisch vor dem Sofa und griff nach der schweren Ledertasche am Boden. Ich wartete ab was sie tat, da ich sie kannte und wusste das sie ihre Tricks niemals verraten würde.

Sie hob die schwere Tasche vom Boden auf und lies sie auf ihren Schoß fallen. Ohne ein Wort zu sagen beobachteten ich und Aiden weiter wie sie langsam den Verschluss an der Tasche öffnete und einige Hellbraune Mappen hervor holte und nebeneinander auf dem Tisch aufreihte. Mit großen Augen betrachteten wir die Mappen, auf jeder stand mein Name und eine Zahl die jeweils für ein Attentat standen. Einige Akten waren schon leicht Vergilbt und auf ihnen standen die niedrigsten Zahlen, was bedeutete das dies meine ersten Fälle waren.
"Wie...?" fing ich an, doch Emma beantwortete meine Frage noch bevor ich sie stellen konnte. Auch wenn mir die Antwort nicht sonderlich gefiel.
"Ein Künstler verrät nie seine Geheimnisse" Leicht genervt von Emmas Spielchen trank ich den letzten schluck Kaffee, stellte dann die Tasse ebenfalls auf den Tisch und begutachtete die Akten und es stimmte, Akte 34 bzw. Akte Nummer 3 fehlte.

"Ich dachte dir fällt vielleicht ein welche Akte fehlt wenn du sie vor Augen hast" erklärte Emma voller stolz.
"Emma... ich weiß nichts über meine Opfer... woher soll ich wissen welche fehlen?" fragte ich etwas enttäuscht doch anstatt mich trösten zu wollen lächelte sie.
"Aber du weißt wie deine Opfer aussahen und wie es der Zufall will gibt es Fotos in den Akten und vielleicht erkennst die Verbindung der fehlenden Akte mit den Vorfällen" erstaunt sah ich sie an.
"Manchmal weiß ich nicht ob du Verrückt oder Genial bist" lobte ich sie und begann durch die ersten zwei Akten zu blättern.
"Und ich frage mich wie ich es finden soll das 33 Akten von Leuten die sie getötet haben auf meinem Wohnzimmertisch liegen" meldete sich Aiden nach einer ganzen weile wieder zu Wort. Seine Anwesenheit hatte ich völlig vergessen. Gleichzeitig sahen ich und Emma zu Aiden der uns abwechselt anstarrte und dann wieder zu den Akten auf dem Tisch blickte. Auch ich sah zu den Akten und dann zu Aiden.
"Sie müssen sich die Akten nicht ansehen wenn sie nicht wollen"
"Doch" fing er geschlagen an und brachte die leeren Tassen weg, als er wider kam beendete er seinen Satz.
"Wenn ich diesen Fall Lösen möchte muss ich alles wissen" und so fingen wir an die Akten zu durchforsten.

Viele Stunden später

Frustriert klappte Aiden die letzte Akte zu und rieb sich die Augen. Emma lag mit dem Kopf auf den Armen und schlief schon eine ganze weile. Nach dem Tag den sie hinter sich hatte konnte ich es ihr nicht verübeln und ich sah davon ab sie zu wecken. Auch ich war müde, legte die Akte in meinen Händen weg und blickte zu Aiden der gerade versuchte das alles irgendwie zu verarbeiten. Ich stand auf um eine Decke zu holen und sie Emma um die Schultern zu legen, dann ging ich auf Aiden zu der durch das schwache Licht seiner Schreibtischlampe noch fertiger aussah als ich dachte.
"Aiden?" fragte ich vorsichtig, er sah nur im Augenwinkel zu mir und dennoch erkannte ich entsetzen, Angst und Scharm in seinem Blick und es traf mich wie ein Messer in der Brust. Ich wollte was sagen doch mir fehlten plötzlich die Worte, noch ein Zustand der mir fremd war. Aber das war mir egal zu mindestens in diesem Moment. Als ich meine Hand auf seine Schulter legen wollte raufte er sich plötzlich die Haare und ich zog meine Hand wider weg, denn auch ich spürte Scharm in mir so wie damals als ich mich vor meinem Vater rechtfertigen musste und keine Chance gegen ihn hatte.

"Weißt du eigentlich wie das ist wenn man über Fälle ließt die man selber bearbeitet hat und die einem fast die Karriere gekostet haben weil man sie nicht lösen konnte!?" fuhr er mich so an das Emma nicht davon aufwachte. Mein Herz setzte einen schlag aus. Ich stand da und konnte mich nicht bewegen, nichts sagen wie eine Statue in einem Museum. Aiden nahm vier Akten und legte sie so hin das ich sie genau sehen konnte.
"Ich habe die Vermisstenanzeige dieser Leute bearbeitet Haley... einige hatten Kinder die jetzt im Heim Leben und du sagst nur das du über die Opfer nichts wusstest und einfach deinen Job gemacht hast ohne nachzufragen? Das soll ich dir glauben?" Empört stand er auf und sah mir voller Wut direkt in die Augen.
"Aiden..." wollte ich anfangen doch er hob seine Hand und wandte seinen Blick ab.
"Nein Haley....Nein" sagte er bloß und verschwand in seinem Zimmer. Geschlagen blieb ich zurück und flüsterte zu mir selbst.
"Ich hatte doch keine Wahl"

Noch Minuten stand ich nur da und starrte ins leere bis mein Blick sich auf die Akten die auf dem Schreibtisch lagen konzentrierten. Mit zittrigen Händen setzte ich mich an den Tisch und fing an die Akten durchzublättern die Aiden so aufgebracht hatten. Wie erwartet sagten mir nur die Gesichter und die Todesursache etwas. Die Namen, die Familienmitglieder nicht mal das Alter wusste ich von den Leuten die ich auf verschiedenste Art und weiße Ermordet hatte. Immer mehr kamen Zweifel in mir auf, über meine Taten und meine Unwissenheit.
Warum hat mich das Leben meiner Opfer nie interessiert?

Ich wurde in vielen Dingen ausgebildet, ich war in der Lage jemanden zu töten so das es wie ein Unfall oder ein Selbstmord aussah, allerdings konnte ich es auch in einen brutalen Mord aussehen lassen um es jemand anderem an zu hängen. Jahre langes Training um die unmenschlichsten Dinge zu tun und ich hielt es nicht mal für nötig mir die Akten einmal anzusehen, natürlich hatte ich ja keine Ahnung von dem was ich tat, doch so wie mich Aiden ansah wenn ich etwas für mich normales tat musste in meinem Leben etwas total schief laufen. Ich hatte so viel wissen in meinem Kopf und dennoch war ich nicht dazu in der Lage ohne Hilfe in der Welt außerhalb der Organisation zu überleben.

In dieser Nacht schlief ich nicht ich saß nur da, blätterte durch die Akten und dachte über mein leben nach bis ich durch die Balkontür blickte und den Sonnenaufgang sah und mir eine Möglichkeit einfiel wie ich heraus finden könnte von wem die fehlende Akte stammte...

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