Kapitel 12

Für gefühlte zehn Minuten blieben mir sowohl Luft als auch Worte weg.
Wie konnte das passieren? Mein Vater achtet sonst immer darauf das alle Akten Ordnungsgemäß verstaut werden.
"Haley bist du noch dran?" fragte Emma besorgt und ängstlich zugleich.
"Was? Ja ich bin noch da, aber das kann doch nicht sein, ich habe bestimmt 34 Aufträge erhalten. Es ist unmöglich das mein Vater die nicht sicher verstaut hat" erklärte ich empört.
"Ich weiß, ich glaub dir ja und es waren auch ganz sicher 34, denn Staubwischen tut hier keiner. Hier sind Spuren die zeigen das eine Akte fehlt, nun ja ich bin kein Polizist aber es sieht aus als wäre sie kürzlich entwendet worden" erklärte sie die einzige Möglichkeit die noch sinn ergab.
"Was geht hier nur vor?" fragte ich mehr mich selbst als Emma.
"Ich weiß es wirklich nicht Haley es sieht fast aus als hätte jemand im inneren der Organisation noch eine Rechnung mit dir offen" stellte Emma nachdenklich fest.

In dem Moment wünschte ich mir das ich mich besser über die Hintergrund Infos informiert hätte, doch da mir das Verboten war tat ich dies nie und jetzt hatte ich den Salat, den man mir auftischte und musste ihn wohl oder übel aufessen. Auch wenn es mir nicht schmeckte. Wenn ich damals mehr gewusst hätte, dann wüsste ich wenigstens wer es sein könnte und könnte die ganze Sache besser eingrenzen, doch bis auf eine fehlende Akte und den offensichtlichen Wunsch mich aus dem Weg zu Räumen hatte ich nichts. Doch vielleicht war das auch das Ziel der Organisation, die Spione in Unwissenheit lassen und ihnen so die Rechnung schicken wenn sie einen Fehler machten. Eine Möglichkeit die genauso krank wie clever war.

Lange überlegten wir noch, doch da ich weder wusste wie meine Opfer hießen noch ihren Stammbaum kannte, kamen wir so nicht weiter. Das Einzige das wir rausfanden war, dass es mein dritter Fall war und es mir damals schon egal war das ich ein Menschenleben auslöschte ohne fragen zu stellen und vielleicht war ich damals noch schlimmer und brutaler als ich es jetzt war. Plötzlich hörte ich Emma aufschrecken.
"Haley ich muss auflegen ich glaube es kommt jemand"
"WAS!? Los verschwinde schnell bevor dich jemand sieht!" fuhr ich sie an und hörte nur wie sie etwas zusammen packte, Schubladen schloss und los lief. Als ich hörte wie sie die Tür zum Archiv verschloss und nach wie vor nicht aufgelegt hatte, hörte ich eine andere Stimme.
"Was machen sie hier!?" fuhr der Mann Emma an und ich erkannte die stimme.
"Emma verschwinde! Das ist William die rechte Hand meines Vaters und der fieseste Mistkerl den er hat" ich wusste nicht ob sie mich hören konnte oder ob sie die Nervosität, die Angst oder das Zittern in meiner Stimme hören konnte, das sich durch meinen ganzen Körper zog, doch ich hoffte es. William war einer der wenigen außer meinem Vater vor dem ich Respekt und teilweise zu Kindes Zeiten auch Angst hatte, da er für meine Bestrafungen zuständig war. Wenn mein Vater besseres zu tun hatte. Er war älter und kam natürlich aus der Zeit wo noch mit Gürtel und Schlagstock gehandhabt wurde und er war in Wirklichkeit der Grund warum ich es hasste wenn man mich anfasste. Doch hatte ich nie jemandem von seinem Wahrem Gesicht erzählt und so wusste Emma nicht was für ein Monster gerade vor ihr stand.

"Ähm... ich gehe hier spazieren ist das etwa Verboten?" stotterte sie Verlegen.
"In der tat. Kommen sie mit, dass werden sie dem Boss erklären müssen" schimpfte William und mein Herz machte einen bedrohlichen Satz nach vorne.
Wo habe ich Emma da nur reingezogen!? Ich wollte zu ihr, ich wollte ihr helfen doch es lagen Kilometer voller Blut, Polizisten und offener Fragen zwischen uns. Jeder könnte der Täter sein und wir würden ihn nicht erkennen selbst wenn er direkt vor uns stand.

Ich hörte nur noch wie Emmas Handy auf den Boden aufschlug.
"Emma? EMMA!" schrie ich verzweifelt ins Handy, dann legte ich auf und schmiss das Handy in die hinterste Ecke des Raumes. Ich raufte mir die Haare. Vor Verzweiflung fingen meine Augen an zu brennen und ich wusste einfach nicht was ich tun sollte. Aiden stand komplett planlos und unwissend neben mir.
"Können sie mir jetzt mal sagen warum sie schon wider das Handy gegen die Wand schmeißen mussten?" fragte er empört.
"Halten sie die Klappe!" schrie ich ihn stock sauer an.
"Ok, ok jetzt beruhigen sie sich" sagte er ruhig und auch etwas ängstlich.
"Ist das ihr ernst!? Die einzige Freundin die ich habe ist in die Hände des größten Mistkerls geraten den ich kenne und ich kann ihr nicht helfen und sie sagen das ich mich beruhigen soll!?" Ich konnte nicht weiter hier rumsitzen und Däumchen drehen. Noch bevor Aiden auf meine wütende frage antworten konnte Stürmte ich an ihm vorbei zur Tür raus, doch er beließ es nicht einfach dabei sondern folgte mir.

"Wo wollen Sie den jetzt hin?" rief er mir hinter her während ich energisch den Gang zum Treppenhaus entlang lief.
"Lassen sie ich in ruhe! Ich beende das allein, so wie immer!" fuhr ich ihn an ohne stehen zu bleiben, dann rannte er voran und blieb vor mir stehen um mich zu stoppen.
"Jetzt warten sie mal, sie können jetzt nicht so Hals über Kopf los Marschieren das wäre ihr Tod"
"Woher wollen sie das bitte wissen!? Sie kennen mich doch gar nicht!" fauchte ich ihn an.
"Nachdem was ich so mitbekommen habe arbeiten sie für ein paar miese Schweine" erklärte er und ich trat näher vor ihn.
"Sie haben nicht die leiseste Ahnung was das für Kerle sind, das was sie wissen ist nur ein kleiner Teil von einem riesigen Puzzle das sie nie ganz Lösen können" schnauzte ich ihn an und sein Blick wurde Ängstlicher. Seine Ängstliche Miene hielt nicht lange an und er baute sich vor mir mit ernstem Blick auf, jetzt wirkte er fast zwei Köpfe größer als ich, doch ich wich kein Schritt zurück.
"Seien sie doch mal Vernünftig Haley. Auch wenn sie es von sich selbst glauben, aber sie sind nicht Unverwundbar. Also können sie da auch nicht Blindlinks reinlaufen!" versuchte er mich verzweifelt zur Vernunft zu bringen. Irgendwie hatte er auch Recht, jedoch war ich auch stur und wollte das auf keinen Fall zugeben.
"Woher wollen sie wissen wozu ich fähig bin? Sie kennen mich nicht und haben keine Ahnung von mir und meinen Fähigkeiten! Also reden sie nicht so schlau daher sie Ahnungsloser Mistkerl" fuhr ich ihn kochend vor Wut an und bereute diese Harten Worte sogleich wieder als ich in Aidens Verletztes Gesicht blickte.

Mein Blick ging zu Boden und ich machte betrübt einen Schritt zurück. In dem Moment öffnete sich die Tür der Wohnung neben der von Aiden vor der wir gerade stritten und eine ältere Dame kam mit einem Knöchellangem geblümtem Kleid und Lockenwicklern in den Grauen Haaren zum Gang raus.
"Mr. Nolan ich bin ja froh das sie endlich eine Frau an ihrer Seite haben, aber könnten sie sich bitte in ihrer Wohnung weiter streiten? Ich möchte meine Sendung im Fernseher sehen" Maulte sie mit einem Sarkastischem grinsen. Beide sahen wir die alte Frau Fassungslos an.
"Ähm... Mrs. Armstrong... tut uns sehr leid... wir werden sie nicht weiter stören"
"Wir?" fragte ich und bekam einen energischen tritt von Aiden ins Schienbein.
"Aua" Maulte ich.
"Na los lauf schon" nuschelte er und lächelte der Frau zu die wieder hinter der Tür verschwand, dann drängte mich Aiden gegen meinen Willen zurück in seine Wohnung.

Wutschnaubend trat ich gegen das Sofa.
"Hören sie endlich auf mit dem Mist! Sie malen wohl immer gleich den Teufel an die Wand oder!?" schrie er los und fing wieder an auf und ab zu laufen und sich dabei mit der Hand über den Mund zu fahren, dann blieb er stehen und sah wieder zu mir.
"Ich schlage vor das wir erst mal eine Nacht darüber schlafen und morgen werden wir weiter sehen klar!"
"Das kann doch nicht..." versuchte ich zu protestieren.
"Keine Wiederrede Haley gehen sie schlafen und wir reden morgen weiter" das waren seine letzten Worte, dann schloss er die Haustür ab und ging samt Schlüssel in sein Schlafzimmer. Mich überkam wieder dieses schreckliche Gefühl gefangen und nicht Herr meines Willens zu sein. Als wäre ich ein Objekt das von jedem benutzt wurde wie es einem gerade passte. Mit dieser Wut und diesem Zorn ging ich schlafen und wachte durch ein sich wiederholendes stürmisches Klingeln an der Haustür auf...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top