2. Das mysteriöse Geräusch
Nach einiger Zeit kommen wir an einem Zaun und stellen unsere Fahrräder dort ab und Eren versiegelt sie mit einem Schloss. "Ich will nicht dahin. Ich will nachhause.", flüstert Raffi und Mikasa kniet sich zu ihm. "Wir sollen aber auf dich aufpassen.", versucht sie ihn liebevoll umzustimmen. "Wir gehen zum Baumhaus, jetzt komm!", meint Eren etwas genervt und kassiert von Armin einen leichten Schlag gegen den Arm. "Ignorier Eren einfach, Raffi.", meint Armin, doch Raffi weigert sich weiterhin mitzugehen. Mikasa reicht ihm die Hand und lächelt ihn sanft an. Etwas zögerlich nimmt er ihre Hand und begleitet uns durch den Wald. Die Strecke ist Schätzungsweise 3 bis 4 km lang, bis ich das riesige Baumhaus entdecken kann. Es scheint mehrere Zimmer zu haben, aber sieht schon etwas älter aus. Der Trittleiter fehlen ein paar Sprossen, doch es sieht dennoch sicher aus. "Ich gehe als erstes hoch!", ruft Raffi begeistert, doch Mikasa hält ihm am Arm fest. "Du musst erst das Ritual machen, sonst verschwindest du einfach und stirbst.", meint sie und versucht nicht sehr gruselig zu klingen.
Eren führt mich und die anderen um den Baum herum und auf der Rückseite sind unzählige Namen eingraviert. "Machen wirs.", dränge ich etwas ungeduldig, weil ich das Baumhaus erkunden möchte. Eren reicht mir ein Taschenmesser, welches er und Mikasa auch hierfür benutzt haben. Ich suche eine freie Stelle und muss recht nah am Boden schauen. Direkt unter Mikasa J. und Eren J. finde ich ich platz und ritze Annie L. hinein. "Und jetzt ab ins Baumhaus!", bringe ich ungeduldig hervor, während ich aufstehe. "Du musst noch die Worte sagen.", erinnert mich Mikasa und ich schaue zu ihr. "Ah, stimmt. Was sind es für Worte?", frage ich sie und reiche Eren sein Taschenmesser. "Unter dem dreifachen Baum ist ein Mann und sollte ich gehen oder sollte ich bleiben, bleibt mein Schicksal so oder so das gleiche.", sagt Mikasa für mich das seltsame Gedicht auf und ich wiederhole es. Armin hilft derweil seinem Bruder damit, seinen Namen Raphael A. in den Baum zu ritzen und auch dieser sagt das Gesicht auf.
Als wir wieder um den Baum herum gingen, kletterten Armin und Raffi zuerst hoch. "Was war das eigentlich für ein Gedicht?", fragte ich, während wir warteten das die beiden oben ankommen. "Es ist einfach nur noch Tradition. Ob das wirklich stimmt oder nur gruselig wirken soll, weiß keiner.", erklärt mir Mikasa und dann gehen wir auch nach oben. Im Baumhaus angekommen, kann ich sehen das es wohl vier größere Zimmer gibt. Am ersten bleibe ich stehen und gehe als einzigste hinein. Auf dem Boden liegen alte zerrissene Klamotten und überall leere Dosen von Bier oder Limonade. Außerdem riecht es furchtbar. "Hat hier mal jemand gewohnt?", frage ich und Eren lehnt sich an den Türrahmen. "Nein, der Raum ist schon so, solange ich mich erinnern kann.", meint er nur beiläufig und ich schaue zu ihnen. "Es riecht ekelhaft..", kommentiere ich. "Es ist nicht der Geruch, der mir Angst macht sondern das..", meint Mikasa und zeigt an die Decke. Mein Blick kletterte hinauf und ich kann die Worte "
'Straßen zu den Toren der Hölle. Kilometerstein 1' lesen. "Was bedeutet das?", frage ich unbeeindruckt die anderen. "Das sind nur ältere Kinder die blöd sind und anderen Angst einjagen wollen.", meint Eren und geht weiter.
Ich folge ihnen in den hintersten Raum und setze mich mit ihnen in die Mitte auf den Boden. Nur Eren geht etwas weiter an die Wand und zieht an einem losen Brett. Er zieht zwei Dosen Cola raus. Er kommt wieder zu uns und setzt sich. Wir teilen die Cola unter uns auf und beschließen das Mikasa und ich zusammen eine trinken und Eren und Armin die andere. Raffi darf einen Schluck bei Eren und Armin trinken. Wir haben eine Menge Spaß und sind schon um die zwei Stunden dort, bis unsere ausgelassene Stimmung schlagartig gestört wird. Ein extrem lautes, metallisches Knirschen durchdran die eigentlich ruhige Bergluft und Zwang Mikasa, die gerade etwas erzählt hatte, still zu sein. Doch so plötzlich woe es kam, verschwand es nach wenigen Minuten wieder. "Was war das?", frage ich etwas eingeschüchtert und sehe die vier an. Raphael klammert sich ängstlich an Mikasa, welche einfach nur stumm da sitzt und starr auf den Boden schaut. Armin sieht beunruhigt aus und Eren versucht sein ungutes Gefühl vor uns zu verbergen, doch ich sehe ihm seinen schreck an. "Ach, das war nichts. Man hört es auch ab und an in der Stadt. Hier oben ist es halt lauter.", meint Eren und setzt eine tapfere Mine auf. "Aber was ist das Geräusch?", frage ich nun etwas beruhigter, da es normal zu sein scheint. "Borrasca..", murmelt Mikasa leise, ohne aufzusehen. "Wer oder was ist das?", frage ich interessiert weiter. "Nicht wer, sondern wo. Es ist ein Ort.", gibt Eren zurück. "Eine andere Stadt?", frage ich und Eren schüttelt den Kopf. "Es ist ein Ort in den Wäldern weiter oben.", antwortet er mir. "Dort passieren wirklich schlimme Dinge..", erklärt Mikasa mehr sich selbst als mir. "Was zum Beispiel?", frage ich sie, doch sie wiederholt nur "Schlimme Dinge..". "Ja, versuch es bloß nicht zu finden, Annie. Sonst werden dir auch schlimme Dinge passieren.", erklärt Eren, doch das war keine Antwort auf meine Frage. "Aber was denn für schlimme Dinge?", frage ich hartnäckig weiter, doch Eren zuckt nur mit den Schultern und Mikasa steht auf. Sie geht zurück und will das Baumhaus verlassen. "Wir sollten nachhause, ich muss zu Mama.", erklärt sie uns und ohne proteste stehen wir alle auf und verlassen das Baumhaus. Die Stimmung war nach diesem Geräusch so sehr gekippt, dass es auch nichts gebracht hätte noch dort zu bleiben. Also gehen wir in ungewöhnlicher Stille zurück zu unseren Fahrrädern.
Das alles hatte mein Interesse geweckt, aber ich wusste nicht wie und was ich sie darüber ausfragen sollte, vorallem weil Mikasa eine große Angst davor zu haben scheint. Doch kurz vor den Fahrrädern breche ich die Stille. "Also... wer wohnt dort?", frage ich vorsichtig. "Dort wohnen die gehäuteten Männer.. die Skined Men, wie wir sie nennen.", antwortet Raffi mit etwas Angst in der Stimme. "Das glauben doch nur Babys!", mischt sich Eren ein und tut es einfach ab. "Wie, Männer die gehäutet sind? Als wenn ihre Haut weg ist?", frage ich verwirrt und ignoriere Eren's Bemerkung. "Ja, das erzählen manche Kinder, aber die meisten hören auf daran zu glauben wenn wir zweistellig werden.", gibt Eren zurück. Er ist der einzigste von uns, der schon 10 Jahre alt ist. Mikasa, Armin und ich sind noch 9 Jahre alt und Raphael noch jünger. Bei dem Gedanken schweift mein Blick zu Mikasa hinüber, die einfach nur still den Weg hinunter schaute und unser Gespräch zu ignorieren scheint, welches allerdings nun eh vorbei war.
Wir erreichten die Fahrräder und fahren in die Stadt zurück. Die Stimmung erhellt sich wieder, aber trotzdem gehen wir alle nachhause. Die restlichen Sommerferien verbrachten wir meistens zusammen an verschiedenen Orten, auch im Baumhaus, aber wir hörten das Geräusch von Borrasca nicht mehr. Die Zeit vergeht sehr schnell und schon beginnt die Schule und erfreut stelle ich am ersten Schultag fest, das ich mit Mikasa in der selben Klasse sitze. Eren hatte weniger Glück. Er hatte zusammen mit Armin die strengste Klassenlehrerin der Schule bekommen. Nun ja, Armin war Einser Schüler, weshalb er selbst mit diesem Drachen kein Problem hatte, sondern nur Eren.
Schon in der ersten 5 Minuten Pause kamen drei Mädchen zu mir, die mir sehr nach diesen 0815 Tussen aussehen, die es so gut wie überall gibt. "Hey Annie.", beginnt die, von der ich denke, dass sie die Anführerin ist und ihre zwei Freundinnen sehen mich eindringlich an. Mein Blick wanderte dabei zufällig zu Mikasa, die etwas besorgt, als auch ängstlich zu uns herüberschaut. "Bist du sicher das du neben Mikasa sitzen willst? Dann gehörst du ganz schnell zu den hässlichen.", meint sie und sprach Mikasa's Namen sehr verächtlich aus, was mich ein wenig sauer macht. "Lieber hässlich als so schlampig wie ihr.", kontere ich gelassen und schaffe es sehr gut meine Wut zu verbergen. Schockiert und etwas dramatisch gehen die drei weg und ich gehe wieder zu Mikasa und setze mich neben ihr auf meinen Platz. "Was haben sie gesagt?", fragt Mikasa leise und ich schaue zu ihr. "Sie meinten das du zu hübsch für sie bist und du würdest sie eklig aussehen lassen, also sollten wir uns lieber von ihnen fernhalten.", erkläre ich ihr und sie schaut wieder auf den Tisch. "Lügnerin..", antwortet sie, doch ich kann ein kleines Lächeln auf ihren Lippen erkennen. "Ich hab nur die Wahrheit gesagt und wollte keine Lüge von solchen Tussen weiter erzählen.", gebe ich ehrlich zurück. Ich mag Mikasa eben und nehme mir vor sie von jetzt an zu beschützen.
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