Kapitel 32

„Was ist der Plan für heute?" fragt Ced mich rhetorisch, nachdem wir uns zum Aufbruch bereit gemacht haben.
„Gute Frage. Zuerst finden wir diesen Dean Hug und hoffen, dass er uns weiterhilft. Entweder schickt er uns zu seiner Familie oder er kann es schon direkt ausschließen. Wer weiß"
„Das werden wir sehen. Und danach? Wer steht noch auf der Liste?" fragt Ced und ich hole den Zettel von Frau Simons hervor.
Der vorher ordentliche Zettel ist nun zerknittert und Ced und ich haben viele Notizen und Namen dazu geschrieben. Allerdings sind drei Daten noch nicht durchgestrichen oder haben Notizen.
„Nur noch drei neben Familie Hug: Familie Schmied in Hamburg, Familie Pfeifenbart in Rostock und ein Name in Köln: Sionara, aber kein Nachname. Das wird schwierig" erkläre ich, da diese Orte besonders weit weg sind und wir viele Tage bräuchten, um dort zu Fuß hinzukommen. Dazu kommt noch, dass wir für Familie Pfeifenbart und Sionara keine Adresse haben.
„Hey, mach dir keine Gedanken. Vielleicht müssen wir dort gar nicht hin, wenn wir nachher mit den Dean Erfolg haben. Aber gibt es nicht noch mehr Luchse in Deutschland?"
„Bestimmt" antworte ich schulterzuckend und versuche mich daran zu erinnern, was Frau Simons gesagt hat: „Aber Frau Simons hat mir nur die Namen gegeben, die in Norddeutschland wohnen und die sie logischerweise kennt. Und es gibt bestimmt noch mehr Luchswandler hier bei uns, aber diese sind dann nicht in dem richtigen Alter und können nicht meine Eltern sein"
„Na dann hoffen wir mal, dass deine Lehrerin nicht zu viele Leute aussortiert hat, die vielleicht sehr junge Eltern sein könnten"
„Das hoffen wir. Aber jetzt sollten wir uns auf den Weg machen, oder?"
„Da hast du vollkommen Recht. Los geht's in diese Richtung." meint Ced munter und zeigt mitten in den Wald.
„Wir müssen weiter durch den Wald? Obwohl wir nur noch eine halbe Stunde brauchen?" meine ich verwirrt.
„Jepp, wir sind nämlich im Moment im Harz Gebirge und Dean scheint in einer kleinen Stadt hinter diesem Waldstück zu wohnen. Und der schnellste Weg für uns ist einfach durch den Wald"
„Wir müssen jetzt aber nicht ganze Berge besteigen, oder?" frage ich und denke leidend an meine schlechte Ausdauer.
„Nein" erzählt Ced grinsend „Wir sind gerade mal am Anfang des Harz Gebiets, wo es nur leichte Steigung und noch keine Berge gibt. Also keine Sorge"
„Uff zum Glück. Schon schade, dass ich keine Flügel habe" meine ich und strecke mich.
„Hm" kommt nur von Ced, da er anscheinend nicht weiß, wie er darauf antworten soll. Ich frage mich, ob Ced sich manchmal wünscht, er wäre ein Delfin. Aber ich will ihn das nicht fragen, zumindest nicht jetzt, vielleicht irgendwann mal.
So starren wir beide an uns schweigend vorbei und sind so in Gedanken, dass wir schon fast die Zeit vergessen.
„Ich denke wir sollten jetzt aufbrechen" sagt Ced und räuspert sich.
Ich nicke ihm zu und schon machen wir uns auf den Weg zu Dean Hug.

„Das muss das Haus sein, die Adresse stimmt" meine ich und zeige auf ein unscheinbareres Mehrfamilienhaus am Stadtrand.
„Da hast du wohl Recht. Hier auf dem untersten Klingelschild steht zumindest Deans Name" sagt Ced und deutet auf die Klingel neben der Tür.
„Na dann mal los" sage ich entschlossen und drücke auf die Klingel mit der Aufschrift „Dean Hug".
Erst hören wir nichts, doch dann meldet sich eine Stimme durch die Freisprechanlage:
„Hallo, wer ist das?" meldet sich eine männliche Stimme.
„Wir sind Irina und Ced. Elli Lynx hat uns zu dir geschickt" sage ich und hoffe, dass Elli Dean rechtzeitig Bescheid gesagt hat.
„Ach ihr beide seit es. Kommt rein, ich mach euch die Tür auf" meint Dean freundlich und die Eingangstür summt auf.
Ced und ich treten ein und am Ende des Flures öffnet sich eine Tür. Ein großer Junge tritt heraus und lehnt sich an den Türrahmen. Dean Hug ist etwas größer als Ced und seine dunkelblonden Haare reichen ihm bis zu den Schultern.
Im Gegensatz zu Elli und Luis lächelt Dean und schiebt Ced und mich freundlich in seine Wohnung.
„Danke, dass du uns rein lässt, Dean" meine ich freundlich und schüttele seine Hand.
„Ach, das ist doch selbstverständlich. Elli meinte es sei wichtig und dass ich helfen könnte. Aber ihr müsst mir nochmal erklären, warum ihr zu mir wollt, Elli hat nicht so viel erzählt"
„Ich werde es dir erklären" sage ich und schaue mich dann in Deans Wohnzimmer um.
Es ist schlicht eingerichtet, da Studenten, wie bekannt, wenig Geld haben. „Wohnen noch andere Leute hier im Haus, weswegen ich leise reden muss?" frage ich vorsichtshalber, als wir uns auf die Coach setzen.
„Ja, über mir wohnen noch Leute, aber man hört dort oben nichts von uns und meine Freundin, die mit mir hier wohnt, ist gerade in der Uni. Die können wir also auch nicht stören"
„Okay, dann erzähl ich dir mal alles..." fange ich an und erzähle Dean meine Geschichte. Dieser hört aufmerksam zu und nickt immer wieder.

Als ich zu Ende erklärt habe meint er dann: „Verstehe, du suchst nach deinen Eltern und ihr seid bei mir, weil ihr glaubt, dass meine Eltern vielleicht deine Eltern sein könnten"
„So ungefähr, ja" meine ich nickend, auch wenn die Vorstellung komisch ist, dass Dean mein Bruder sein könnte.
„Und warum bist du hier?" fragt Dean und richtet seinen Blick auf Ced. Dieser scheint erstmal ganz verwirrt zu sein, da er nicht damit gerechnet hat, dass er angesprochen wird.
„Ich passe auf Irina auf. Sie wurde ja schon angegriffen und ich will nicht, dass ihr etwas passiert" meint Ced überzeugt.
Dean nickt und sagt dann zwinkernd: „Sehr ehrenhaft, Ced. Ich finde es gut, dass du sie begleitest. Ich zweifele zwar nicht an dir, Irina, aber einen erfahrenen Wandler dabei zu haben, ist nicht schlecht"
„Danke" meint Ced stolz und scheint neben mir ein paar Zentimeter zu wachsen.
Es scheint ihm sehr gut zu tun, Lob zu bekommen. Vermutlich hat er in seinem Leben bisher nie wirklich das bekommen was er eigentlich verdient hat und dann von einem paar Jahre älteren Student Anerkennung zu bekommen, der genauso locker ist wie er: Das macht Ced wirklich glücklich, so gut kenne ich ihn schon.
„Das stimmt Dean, Ced ist wirklich der beste" meine ich lächelnd und klopfe mit meiner Hand auf Ceds Schulter, was er grinsend kommentiert.
„Aber leider muss ich euch enttäuschen, obwohl ich das echt nicht möchte" meint Dean niedergeschlagen. „Meine Eltern können nicht deine sein, Irina"
„Bist du dir sicher?" ich schaue enttäuscht zu Dean und dieser nickt.
„Sehr sicher. Ich bin das jüngste Kind und wüsste, wenn ich noch eine jüngere Schwester hätte. Da braucht ihr gar nicht mit meinen Eltern drüber reden. Es tut mir leid"
„Es ist schon in Ordnung. Ich werde meine Familie schon irgendwann finden" meine ich und zwinge mir ein Lächeln auf, um nicht meine gesamte Enttäuschung zu zeigen.
„Und was ist mit deinen Verwandten? Gibt es da jemanden, der es sein könnte?" fragt Ced und Dean grübelt kurz.
„Nein, also naja vielleicht. Die einzigen die es noch sein könnten wäre mein Onkel und meine Tante. Allerdings haben die keine Kinder"
„Können wir nicht trotzdem mit ihnen sprechen? Wo wohnen sie denn?" fragt Ced aufgeregt und ich nicke ebenfalls.
„Mit dem Auto braucht ihr etwa zwei Stunden zu ihnen, aber ich denke mal ihr habt diese Möglichkeit nicht?" meint Dean zerknirscht.
„Das stimmt, wir sind nur zu Fuß hier" meine ich nickend.
„Ich kann euch auch leider nicht hinbringen, ich hab in zwei Stunden eine Univorlesung, die ich nicht verpassen darf, da ich bald Prüfungen habe" erklärt Dean.
„Du hättest uns auch nicht fahren müssen, das wäre viel zu aufwendig für dich geworden" sagt Ced beschwichtigend.

Plötzlich springt Dean auf und holt sein Handy heraus.
„Ich bin aber auch doof! Mensch, wir können die beiden doch einfach anrufen, wofür habe ich sonst ein Handy?" meint Dean freudig und tippt auf seinem Handy die Nummer von seiner Tante ein und hält sich sein Handy ans Ohr.
Aufgeregt kralle ich mich an meinem Rucksack fest und schaue gespannt zu Dean herüber. Dieser redet gerade mit seiner Tante und erklärt in Kurzfassung die Version von meiner Geschichte. Als es zu der entscheidenden Frage kommt, halten Ced und ich die Luft an.
„Und ihr hattet keine Tochter, die vor 16 Jahren verloren gegangen ist?"
Durchs Telefon können wir nicht genau verstehen, was Deans Tante sagt, doch sein Blick und die Antwort sind eindeutig:
„Natürlich, das hättet ihr uns erzählt. Trotzdem danke und grüß ihn von mir" Mit diesen Worten beendet Dean den Anruf und schüttelt dann den Kopf.
„Meine Tante sagt, dass sie es auf keinen Fall sind und ich bin mir auch sehr sicher, dass das stimmt"
„Naja einen Versuch war es ja Wert" meine ich schulterzuckend und notiere mir Deans Tante und Onkel auf der Namensliste.
„Ich hätte euch wirklich gerne geholfen, aber ich fürchte mehr kann ich nicht machen" seufzt Dean und steht auf. Ced und ich tun es ihm nach.
Zusammen gehen wir zu seiner Tür und Dean öffnet sie. Dann holt er noch einen Zettel heraus und schreibt ein paar Zahlen darauf, dann reicht er ihn Ced:
„Ey Kumpel, falls ihr oder du mal in der Nähe bist oder mal vorbeischauen willst, ruf mich an. Dann können wir und meine Freunde mal was mit dir unternehmen. Die würden sich bestimmt gut mit dir verstehen"
„Danke" meint Ced überrascht, aber das freudige Funkeln in seinen Augen ist nicht zu übersehen. Schnell steckt er den Zettel in seine Hosentasche und Dean richtet sich an mich:
„Und dir, Irina, wünsche ich noch ganz viel Erfolg dabei deine Eltern zu finden. Ich sag immer vielleicht liegt die Lösung näher als man denkt und ich hoffe für dich, dass es genauso ist"
„Danke Dean, ich werde dran denken" meine ich lächelnd und trete aus seiner Wohnung hinaus. Dean winkt uns noch zu, bis wir durch die Eingangstür gehen und diesen netten Typen hinter uns lassen.

„Wirklich schade, auch wenn die Vorstellung seltsam ist, aber Dean wäre schon ein toller großer Bruder" meine ich seufzend als wir die kleine Stadt verlassen und an ein paar Läden vorbeigehen. Auch Ced nickt und fasst sich an die Stelle an seiner Hose, wo der Deans Zettel liegt:
„Ja er ist wirklich sehr nett und ich habe ja einen älteren Bruder, aber Dean... tja der wäre noch einer schöner Zusatz"
„Wenn Dean das hören würde... Für ihn wäre es bestimmt komisch, da er doch das jüngste Kind ist und dann auf einmal jüngere Geschwister hätte" meine ich grinsend.
„Tja so ist das Leben halt manchmal" sagt Ced ebenfalls lächelnd.
„Und was machen wir jetzt? Schließlich können wir nach Köln, Rostock und Hamburg nicht einfach so zu Fuß"
„Das stimmt, von hier aus würden wir wohl etwa vier Tage brauchen, um nach Hamburg zu kommen und das mit wenig Schlaf"
„Uff, da weiß ich nicht, ob ich mir das antun möchte" meine ich seufzend.
„Geht mir auch so. Ich denke es ist am besten, wenn wir zurück zum Zoo gehen, uns dort Zugtickets kaufen und dann nach Hamburg oder Rostock mit dem Zug fahren, schließlich haben wir für Köln nur einen Vornamen"
„Das ist ne gute Idee. Ich schätze mal wir kommen dann so morgen früh an, oder?" überlege ich.
„Ja eine Übernachtung ist nicht zu vermeiden, aber da das heute Nacht doch auch gut geklappt hat, sehe ich da kein Problem drin"
Bestätigend nicke ich und wir gehen weiter. Gerade kommen wir an einem Bäcker vorbei und ein wunderschöner warmer Geruch weht zu uns hinaus, sodass mein Magen anfängt zu knurren.
„Ich denke aber, dass wir uns jetzt auch Zeit für ein richtiges Brunch nehmen können, wir haben in den letzten Tagen ja kaum was gegessen" meint Ced lachend.
„Au ja! Ich hab so einen Hunger..." rufe ich begeistert, da mein Bauch meine innersten Gedanken laut ausgesprochen hat.
Zusammen gehen Ced und ich ins warme Cafe des Bäckers und bestellen uns ein leckeres warmes Frühstück.

„Sicher, dass du deine Jacke nicht anziehen willst, Irina?" fragt Ced und bleibt stehen.
Wir befinden uns im Moment wieder in einem Wald allerdings nicht in dem von heute Morgen, sondern in der Nähe vom Zuhause des Zoos. Ced und ich waren, nach unserem Frühstück, schon einige Stunden in Richtung Heimat gelaufen und geflogen.
Als ich im Bäcker noch kurz auf Toilette war, habe ich kaum noch geblutet, sodass ich vermute, dass meine Periode morgen ganz vorbei sein wird.
„Glaub mir Ced, mir ist nicht kalt. Es reicht mir, wenn ich die Jacke in der Hand behalte und gleich zum Schlafen anziehe" erwidere ich beruhigend.
Obwohl es schon dunkel ist, sehe ich wie Ced mit seinen Augen rollt und dann aber weiter geht.
Ich verstehe seine Sorge, für einen Außenstehenden sehen wir bestimmt auch seltsam aus. Verlorene Teenager mit viel zu wenig Klamotten an und nachts im Wald an einem Montag. Denn niemand weiß, dass unter meinem Pullover und meiner Haut noch ein dickes warmes Fell ist.
„Wolltest du nicht sowieso bald schlafen gehen?" frage ich Ced und stoße ihm freundschaftlich in die Seite.
Dieser dreht sich zu mir um, fängt an zu gähnen und muss dann doch lachen: „Ja wollte ich tatsächlich. Willst du denn auch?"
Ich winke ab: „Ach was, ich pass mich dir an. Ich bin zwar noch nicht müde, aber wenn du schlafen willst, dann richte ich mich nach dir und halte noch ein bisschen Wache"
„Das halte ich für einen guten Plan" antwortet Ced und zeigt einen Daumen nach oben.
„Wie weit ist es denn noch bis nach Hause?"
„Hm, ich denke wir müssen morgen noch etwa 2 Stunden gehen"
„Achso das geht ja, na dann lass uns einen geeigneten Baum suchen" meine ich und schaue mir die nächsten Bäume an denen wir vorbeigehen besonders genau an.
„Der sieht doch gut aus!" sage ich zu Ced und deute auf einen Baum rechts von uns, der sich auf Kopfhöhe gabelt und man dort gut schlafen könnte.
„Stimmt, der ist geeignet" antwortet Ced nickend. Dann wandelt er sich mit seinem Rucksack und fliegt zur Gabelung hinauf.
Nun bin auch ich dran. Ich umfasse meinen Rucksack und schließe die Augen. Dann rufe ich das Feuer in mir und lasse es meine Haut verbrennen. Wie ein Funke springt das Feuer von Stelle zu Stelle, bis mein ganzer Körper seine Form verändert und Fell gewachsen ist.
Als ich in meiner vollständigen Luchsgestalt bin, schüttele ich mich einmal und springe dann auf einen Ast eines nebenstehen Baums, um zu Ced in die Gabelung zu gelangen.
Ein Fischadler und ein Luchs zusammen in einer Baumgabel: Was für ein seltsames Bild.

Ich lasse meine vier Beine von einem dicken Ast herunterbaumeln und lausche in die Nacht hinein.
Ced schläft schon tief und fest seit einigen Minuten, doch ich bin noch wach.
Meine Ohren zucken bei jedem kleinen Geräusch in die Richtung: Grillen, Vögel Flattern, Mäuse quicken, der Wind, der die Herbstblätter zum Rascheln bringt.
Den Himmel kann man kaum sehen, da das Blätterdach zu dicht ist. Aber der Mond lugt ab und zu mal hindurch und wirft sein Licht auf die Rinde unseres Baumes.
Auch den Geruch des Waldes nehme ich wahr: Das feuchte Laub, der besondere Geruch des Baumes und natürlich den Geruch von Ced. Ich kann nicht sagen, ob Ced in seiner Tiergestalt anders riecht als sonst. Allgemein ist ein Duft so schwer zu beschreiben und einzufangen. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass Mandarin das Parfüm herstellen konnte.
Mit meinen Augen betrachte ich wie ein Igel unter unserem Baum auf dem Waldboden einen Wurm verspeist und aus irgendeinem Grund bekomme ich Hunger.
Etwas angewidert und verwirrt wende ich meinen Blick zu Ced, dieser schläft weiterhin.
Vielleicht sollte ich einen kleinen Spaziergang machen, danach kann ich mich ja auch schlafen legen.
Kurzerhand wandele ich mich zurück und legen meinen Rucksack neben Ced. Ich weiß noch nicht, ob ich in Menschengestalt oder als Luchs spazieren gehen will und bei beidem ist der Rucksack nur eine unnötige Last.
Ich hangele mich vom Baum herunter und lande leise auf dem Waldboden. Meine Schuhe haben zum Glück genug Halt, sodass ich nicht direkt hinfalle.
Dann stecke ich meine Hände in die Tasche meines Pullovers und spaziere durch den Wald. Kleine Wolken kommen aus meinem Mund und mir wird erst jetzt bewusst wie kalt es schon ist. Gut, dass ich meine Jacke mitgenommen habe, auch wenn es für mich nicht so kalt ist, sollte ich mich besser warmhalten.
Ich ziehe meine Jacke über und ziehe den Reißverschluss zu.

Plötzlich höre ich ein Geräusch und horche auf. Das müssen Schritte sein!
Ich höre genauer hin: Menschenschritte, vermutlich eine Person. Wer treibt sich um diese Uhrzeit hier draußen noch rum? Mal abgesehen von Ced und mir.
Ich hüpfe schnell und leise hinter einen Baum und schaue vorsichtig dahinter davor.
Ein paar Meter weit weg von mir sehe ich wie eine Gestalt zwischen den Bäumen hin und her schlendert. Dieses Mädchen scheint keine Bedrohung zu sein, ihre blonden Haare leuchten schon fast in der Nacht.
Ehrleichtert will ich aufatmen, doch dann fängt der Wind an zu wehen und der Duft des Mädchens weht in meine Richtung.
Erschrocken ziehe ich die Luft ein: Diesen Geruch erkenne ich überall! Dieses "harmlose" Mädchen ist Terry Kuguar!
So ein Mist was soll ich denn jetzt tun?! Soll ich Ced wecken? Es wäre wohl das Beste...
Aber Moment... Sind Terrys Cousins auch hier?
Ich schnuppere in die Luft und schaue zwischen den Bäumen hervor. Nur Terry nehme ich wahr, sie scheint alleine zu sein. Wäre das nicht eine gute Chance ihr zu zeigen, was ich kann? Oder ist das jetzt viel zu egoistisch und dickköpfig?!
Verzweifelt über meine Unsicherheit raufe ich mir die Haare.
Ced ist ein paar Minuten von mir weg, aber wenn ich laut rufe, würde er mich im Notfall bestimmt hören...
Mein Blick wandert jetzt wieder zu Terry, die mir den Rücken zu dreht und der Wind trägt ihren triefenden Geruch zu mir.

Auf einmal spüre ich eine Veränderung. Erst wundere ich mich noch, was es ist, aber dann wird es mir klar: Der Wind hat gedreht. Und wenn ich mich jetzt nicht bewege, wird Terry mich in ein paar Sekunden eh riechen. Ich brauche den Überraschungseffekt, denn Flucht ist jetzt sinnlos.
Entschlossen raufe ich mich zusammen, trete einen Schritt zur Seite, somit hinter dem Baum hervor und gehe schnellen Schrittes Terrys Rücken entgegen.
„Hallo Terry!" rufe ich selbstbewusst zu ihr hinüber und der kalte Wind schlägt mir in den Nacken.
Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

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