1. Spuren im Schnee

Endlich Weihnachtsferien!

Stiles saß mit seinen Freunden im Wohnzimmer der McCalls und sie bingten gemeinsam ihre Lieblingsserie. Sie hatten soeben eine riesige Pizza und jede Menge Weihnachtsplätzchen zum Nachtisch verputzt und mit reichlich Limo nachgespült. Ihr Blutzuckerspiegel lag weit oberhalb des gesundheitlich vertretbaren Bereichs und nun lümmelten sie träge und zufrieden, unter Wolldecken zusammengekuschelt, auf dem großen bequemen Sofa. Draußen war es lausig kalt und es hatte sogar geschneit; etwas das für Beacon Hills eine echte Seltenheit war, doch drinnen bei den Freunden war es mollig warm, denn im Kamin knisterte ein kleines Feuerchen.

Stiles waren vor Behaglichkeit bereits die Augen zugefallen, doch da vernahm er urplötzlich einen schmerzerfüllten Ruf von weither, welcher ihn abrupt hochschrecken ließ. Er blickte sich um zu seinen Freunden, doch seltsamerweise schien keiner von ihnen etwas gehört zu haben; nicht Scott oder Malia mit ihrem unglaublichen Raubtiergehör und noch nicht einmal Lydia, die Banshee, die den nahenden Tod eines Lebewesens doch stets als Erste wahrnahm.

Wie war das möglich?

Da wurde es Stiles klar: Dieser Ruf hatte allein ihm gegolten! Und er hatte ihn auch nicht nicht gehört, zumindest nicht im eigentlichen Sinne; vielmehr hatte er ihn gespürt und zwar in jeder einzelnen seiner Zellen.

Was ging denn hier vor, zur Hölle?

Scott war aufmerksam geworden und erkundigte sich nun stirnrunzelnd:

„Bro, alles okay bei dir?

„Ja, ich... sorry Leute, aber ich muss los. Ich habe noch etwas wichtiges erledigen. Ich sehe euch morgen, einverstanden?" gab Stiles zurück und schlüpfte eilig in seine Turnschuhe, die er unter dem Couchtisch aus gezogen hatte:

„Ist irgendwas passiert? Soll ich vielleicht mitkommen?" wollte Scott wissen, denn wenn der tolle wahre Alpha einmal in Alarmbereitschaft war, dann konnte er die überbeschützerische Pest am Arsch sein und darum entgegnete Stiles schnell:

„Nein, nicht nötig, Kumpel. Ich komme klar. Ich erzähle dir morgen alles, abgemacht?"

Mit diesen Worten verabschiedete er sich und eilte hinaus, ehe noch jemand etwa sagen, oder fragen konnte.

Kaum saß er auf dem Fahrersitz seines Jeeps, vernahm er einen zweiten Hilferuf, diesmal bereits schwächer, und da wusste Stiles, dass er sich beeilen musste. Er startete den Wagen, raste los und hoffte, dass keiner der Mitarbeiter seines Vaters, dem Sheriff der Stadt, ihn wegen Geschwindigkeitsübertretung anhalten würde.

Während der Fahrt stieg eine Erinnerung in Stiles hoch, etwas das unbewusst schon eine ganze Weile an ihm genagt hatte. Es war vor ein paar Wochen gewesen, mitten in der Nacht war er von einem Geräusch wach geworden. Es war eiskalt in seinem Schlafzimmer gewesen, denn das Fenster sperrangelweit offen gestanden, dabei war er sich doch sicher gewesen, es vor dem Schlafengehen geschlossen zu haben? Dann erst hatte er die riesige, düstere Gestalt direkt vor seinem Bett entdeckt, welche ihn mit dämonischen, blau funkelnden Augen direkt anstarrte. Die Stimme, die darauf erklang, hatte ihm das Blut in den Adern gefrieren lassen. Sie war mehr wie das tiefe, unheimliche Knurren eines Ungeheuers, hatte kaum noch etwas menschliches an sich und dennoch war sie Stiles wohlvertraut:

„Ich habe sie gefunden, Stiles. Du weißt, wovon ich spreche. Ich habe Leons Mörder gefunden! Du verstehst, was ich nun tun muss, richtig? Informiere die anderen, was geschehen ist, falls ich nicht wiederkommen sollte. Sag Malia Bescheid."

Stiles hatte darauf etwas einwenden wollen, doch seine Stimme hatte ihm noch nicht gehorcht, denn im Grunde war er noch gar nicht wirklich wach. Und da war es auch schon zu spät gewesen. Die fremde Gestalt in seinem Raum ging auf alle Viere nieder und verschwand mit einem einzigen mächtigen Satz durch ebenjenes Fenster, durch welches sie gekommen war. Stiles war danach beinahe sofort wieder fest eingeschlafen und am nächsten Tag war er sich sicher gewesen, dies alles nur geträumt zu haben.

Nur war es kein Traum gewesen, das wusste er jetzt.

Jene Bestie, welche ihn und seine Freunde nur wenige Jahre zuvor mehrfach umzubringen versucht hatte, war wieder da; war da draußen unterwegs und war einmal mehr auf Rache aus. Und anstatt Hilfe zu suchen, oder sich in Sicherheit zu bringen, war Stiles heute auf der Suche nach ihr, bereit alles zu tun, um sie zu retten.

Die Welt hatte sich verändert.

Er selbst hatte sich verändert, hatte seine eigenen Abgründe kennengelernt und wusste, dass es nicht nur das Licht und die Dunkelheit gab, sondern auch alle Bereiche dazwischen.

Er verstand das Monster heutzutage. Er wusste, dass jeder seine Dämonen hatte, auch er selbst.

Stiles parkte den Jeep am Waldesrand und ignorierte das Schild mit der Aufschrift „Beacon Hills Naturschutzgebiet – Kein Betreten nach Einbruch der Dunkelheit".

Hierhin hatte ihn der Ruf geführt, doch er hatte keine Ahnung, wie es ab jetzt weiterging. Er entstieg dem Wagen, zog den Reißverschluss seiner Steppjacke hoch und die Kapuze über seinen Kopf. Dann griff er sich noch seine große Stabtaschenlampe und marschierte ohne ein festes Ziel los, in den Wald hinein.

Stiles verfluchte sich selbst, weil er nicht an Handschuhe gedacht hatte, denn der eisige Wind schlug seine kleinen, bösen, scharfen Zähnchen unbarmherzig in seine Finger, ebenso wie in Wangen und Nase.

Er war bereits mehr als eine halbe Stunde unterwegs. Seine Schuhe und Hosenbeine waren nass vom Schnee und Stiles war kurz davor aufzugeben und umzukehren, da entdeckte er im Lichtkegel seiner Taschenlampe die Spuren im Schnee. Die Bestie war auf den Hinterläufen unterwegs und da war auch Blut.

Stiles Herzschlag beschleunigte sich.

Wieso war da so viel Blut, zum Teufel? Warum heilte er denn nicht?

Eilig folgte Stiles den Spuren, stolperte ein paar mal, fiel auf die Knie, rappelte sich wieder auf und lief weiter.

Dann entdeckte er etwas, dass seine Panik noch vergrößerte: Die Fußspuren waren mittlerweile die eines menschlichen Wesens und das Blut, es war jetzt... schwarz!

So etwas sah Stiles nicht zum ersten Mal und er wusste auch, was es bedeutete. Es bedeutete, dass ihm nun wirklich nicht mehr viel Zeit blieb!

Und dann fand er schließlich den reglosen, nackten Körper von Peter Hale, ausgestreckt, das Gesicht nach unten im Schnee liegend, mit einer Schusswunde seiner Seite, aus welcher schwarzes Blut hervorquoll. Das Projektil steckte noch und das war möglicherweise sogar ganz gut so, weil sich dadurch die große verletzte Arterie halbwegs verschloss.

Der Wunde entströmte eine Art bläulicher Rauch. Ja, das hatte Stiles definitiv schon einmal gesehen:

„Blauer Eisenhut!" murmelte er grimmig, ging neben dem schwer verletzten Werwolf in die Knie und strich ihm behutsam eine Blonde Haarsträhne aus der Stirn.

Da rührte sich Peter urplötzlich und ließ Stiles erschrocken zusammenzucken. Der Ältere hustete, spuckte einen Schwall schwarzes Blut in den Schnee und sagte dann mit knarzender Stimme:

„Hey Prinzessin! Bist du gekommen, um noch einmal Lebewohl zu sagen?"

„Nenn mich nicht so, du Idiot! Und nein, ich bin gekommen um dich zu retten. Was hast du denn gedacht?" erwiderte Stiles barsch.

Peter lachte heiser und spuckte noch mehr Blut:

„Das ist süß von dir, aber ich glaube, das war's für mich. Und nun sei lieb zu einem sterbenden Mann, ja? Du willst doch nicht, dass das deine letzten Worte an mich sind, oder?"

„Halt du Klappe! Red' nicht so einen Blödsinn!" zischte Stiles ärgerlich: „Du bist Peter Hale! Man hat schon auf dich geschossen, dich unter Strom gesetzt, du bist zweimal verbrannt, doch du bist immer noch hier. Eine lächerliche, kleine Kugel bringt dich nicht um, kapiert? KAPIERT? Und nun sag' mir, was mit den Jägern ist. Müssen wir uns vorsehen? Sind sie noch in der Nähe?"

„Tot. Habe alle erwischt." erklärte Peter ein klein wenig selbstzufrieden: „Und keine Sorge wegen der Leichen. Habe mich darum gekümmert. Dein Dad wird keine Last damit haben."

Stiles seufzte:

„Also gut, steh auf, du Faulpelz! Wir bringen dich jetzt zu mir nachhause. Ich weiß was zu tun ist. Ich kann dir helfen." herrschte er den Werwolf an und mühte sich ab, den mindestens dreißig Pfund schwereren Mann auf die Beine zu hieven. Als es endlich geschafft war, legte er sich Peters Arm um die Schultern und sie setzten sich schwankend und unendlich langsam in Bewegung.

Die Kälte hatte Stiles angesichts dieses Kraftakts ziemlich schnell vergessen. Vielmehr lief ihm nun der Schweiß in Strömen am Körper herab, weil er einen nackten, halb bewusstlosen Werwolf über Stock und Stein schleifen und gleichzeitig daran hindern musste, vollständig in die Ohnmacht abzudriften.

Drei Jäger waren tot. Peter Hale hatte eine sehr alte Rechnung beglichen und sie ermordet. Stiles versuchte nicht allzu viel darüber nachzudenken.

Diese Männer hatten den Tod möglicherweise tatsächlich verdient? Peter hatte ihm die Geschichte vom Tod seines Freundes Leon bereits vor langer Zeit erzählt. Er war ebenfalls ein Werwolf gewesen und Peter und er waren damals beide noch Kinder, gerade einmal vierzehn Jahre alt. Der sei Peters allerbester Freund gewesen, habe niemandem jemals etwas Böses getan, doch die Jäger, die die beiden Kinder damals erwischt hatten, seien keinem Kodex gefolgt. Nein sie hätten ganz einfach jedes übernatürlich Wesen getötet, das ihnen über den Weg gelaufen war, ganz gleich ob harmlos, oder gefährlich und ganz gleich wie alt, hatte Peter ihm erzählt. Er selbst sei diesen Männern wie durch ein Wunder entkommen.

Es war vermutlich gut und notwendig gewesen, dass Peter diese Mörder endlich aus dem Verkehr gezogen hatte, entschied Stiles im Stillen. Nun konnten sie immerhin kein weiteres Unheil mehr anrichten, Und die Gesetze der Menschen hatten nun einmal keine Macht in der Welt des Übernatürlichen. Sein Dad hatte dies mehr als ein resigniert festgestellt.

Ein wenig Bitterkeit blieb dennoch in Stiles zurück, denn der Tod beendete alles, die Möglichkeit Unrecht zu tun ebenso, wie die Chance auf Vergebung. Und vielleicht waren diese Jäger Ehemänner oder Väter gewesen? Und vielleicht blieb nun wieder jemand zurück, erfüllt von Zorn, Trauer und dem Durst nach Rache?

Stiles schüttelte diesen Gedanken ab und konzentrierte sich anstatt dessen lieber wieder voll und ganz auf das Überleben seines eigenen Monsters. Sie waren endlich beim Jeep angekommen und er lehnte den stark geschwächten Peter an die Seite seines Wagens, während er selbst auf dem Rücksitz kramte. Schließlich hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte, drückte Peter seinen roten Trainingsanzug in die Hand und forderte:

„Zieh das hier an! Wir müssen dich wieder warm bekommen."

„Riecht nach dem Schweiß eines Achtzehnjährigen!" stellte Peter krächzend fest.

Stiles rollte mit den Augen und herrschte den Werwolf an:

„Stell' dich nicht so an! Etwas anderes habe ich im Augenblick nicht dabei!"

„Ich beschwere mich doch gar nicht. Im Gegenteil, ich find's gut." gab Peter zwinkernd zurück:

„Nicht dein Ernst, du Creep! Du bist bereits halbtot und baggerst mich immer noch an? Mit dir stimmt doch echt was nicht! Lass' die Schnüffelei, das ist unheimlich!" knurrte Stiles errötend und half dem Älteren nicht eben sanft in den Trainingsanzug, ehe ihn auf den Beifahrersitz beförderte. Dann drehte er die Heizung hoch, startete er den Wagen und raste los.

Während der Fahrt betete Stiles, dass sein Vater nicht zuhause sein möge, denn er hatte keine Ahnung, wie er diesem erklären sollte, was gerade vor sich ging.

Doch wie es schien, war das Glück ihnen hold, denn das Haus war dunkel bei ihrer Ankunft.

Peter war während der Fahrt eingeschlafen, oder hatte das Bewusstsein verloren; Stiles wusste es nicht genau, jedenfalls waren mehrere Ohrfeigen nötig, um den Werwolf wieder wach zu kriegen. Dummerweise erwachte seine große Klappe mit ihm!

„Egal was du gehört hast, Prinzessin, aber ich stehe so gar nicht auf Schläge beim Vorspiel." murmelte der Ältere benommen und rieb sich die Wange:

„Oh, halt's Maul, Hale! Ich habe dir doch gesagt, du sollst mich nicht so nennen." schimpfte Stiles und zerrte den Werwolf aus dem Auto heraus, hinüber ins Haus, wo er ihn sogleich auf einem Stuhl am Esstisch parkte:

„Ich bin gleich wieder da. Bleib' wach, kapiert! BLEIB WACH!" befahl er energisch:

„Ich bin ja nicht schwerhörig!" versicherte Peter lallend, auch wenn er sich scheinbar kaum noch auf dem Stuhl halten konnte.

Stiles blickte seinen Patienten noch einmal eindringlich an und verschwand dann in seinem Zimmer.

Seine Freunde nannten ihn gern die „Pack-Mum" und dafür gab es auch einen guten Grund. Über die Jahre hatte Stiles so ziemlich jedes Buch und jeden Text über die Welt des Übernatürlichen gelesen, dessen er habhaft werden konnte, hatte Dr. Deaton unzählige Male ein Loch in den Bauch gefragt und er hatte die umfangreichste Sammlung magischer Artefakte, Kräuter, Tränke und Amulette diesseits des Äquators in seinem Zimmer angesammelt. Er wusste, was seine Wölfe brauchten und er kümmerte sich um sie!

Stiles kramte ein wenig und seinen zahlreichen Schachteln, Truhen und Taschen und schließlich fand er das Gesuchte. Er hatte sich von Chris Argent schon vor Jahren ein paar der magischen Kugeln geben lassen, die so beschaffen waren wie jene, von der Peter heute getroffen worden war. Mit einer von ihnen, sowie mit einer spitzen Zange, einem Jagdmesser, einem feuerfesten Handschuh und einem Feuerzeug bewaffnet kehrte er zu Peter zurück und der Werwolf machte ein unglückliches Gesicht, als ihm klar wurde, was ihm als nächstes bevorstand:

„Wieso willst du mir wehtun, Stiles?" maulte Peter:

„Beschwer' dich nicht, oder willst du vielleicht lieber sterben?" fragte Stiles, ohne großes Mitgefühl:

„Kann ich noch einen Augenblick darüber nachdenken?" erkundigte sich der Ältere.

„Nein!"

Stiles schüttelte energisch den Kopf, öffnete mit dem Jagdmesser gewaltsam die Patrone, in welcher Schießpulver mit blauem Eisenhut vermengt war und schüttete die körnige Substanz auf einen Metallteller auf dem Tisch. Dann schälte er Peter wieder aus der Trainingsjacke und machte sich mit der Zange daran, die Patrone aus dessen seitlichem Brustkorb zu pulen:

„VERDAMMT!" knurrte der Werwolf, verwandelte sich und seine Augen blitzten strahlend blau auf:

„Reiss' dich zusammen und denk' an das Vaterland, Heulsuse!" zischte Stiles und bohrte ungerührt weiter im Fleisch des Älteren, Dann hatte er es geschafft:

„Aha, wer sagt's denn?" rief er triumphierend aus und hielt das Projektil in die Höhe.

Leider bestätigte sich nun, was Stiles bereits befürchtet hatte. Kaum war der Fremdkörper entfernt, verlor Peter plötzlich sehr viel mehr Blut. Es pulste geradezu aus seinem Fleisch heraus. Jetzt war wirklich Eile geboten!

Stiles entzündete also das Schießpulver, zog sich den feuerfesten Handschuh über und stopfte blitzschnell das brennende Material in die offene Wunde.

Peters Körper spannte sich wie eine Gitarrensaite. Er fiel zu Boden und gab ein Brüllen von sich, welches die Zimmerwände erbeben ließ und welches vermutlich in der gesamten Nachbarschaft zu hören war.

Dann ging alles ganz schnell und Stiles konnte einmal mehr nur über die unglaubliche Heilungsfähigkeit der Werwölfe staunen. Das klaffende Loch in Peters Seite verschloss sich augenblicklich, dass infizierte, schwarz verfärbte umgebende Gewebe nahm wieder seinen normalen Farbton an und im Nu war von der beinahe tödlich verlaufenen Verletzung keine Spur mehr zu erkennen.

„Wie geht es dir, Peter?" wollte Stiles wissen.

Der Werwolf erhob sich und behauptete mit einem verschmitzten Zwinkern:

„Ich bin Peter Hale! So eine kleine Kugel kann mich doch nicht umbringen."

„Du bist so ein Idiot!" erwiderte Stiles und bemerkte, dass er peinlicherweise ein klein wenig zitterte, nun wo die Anspannung der letzten Stunden von ihm abfiel:

„Geh' duschen. Du siehst aus, wie „The Walking Dead!" Ich mache uns in der Zwischenzeit einen Kakao. Du musst unbedingt etwas zu dir nehmen. Du hast verdammt viel Blut verloren."

erklärte Stiles rasch, schob den Älteren energisch in Richtung Badezimmer, reichte ihm ein Handtuch und einen Stapel Klamotten hinein und verschwand dann in der Küche, um Peter neben dem versprochenen Kakao ebenfalls noch ein riesiges Sandwich zu machen.

Er kam gerade mit zwei dampfenden Tassen ins Wohnzimmer, als unvermittelt der frisch geduschte Peter vor ihm auftauchte. Stiles zuckte erschrocken zusammen, denn der Werwolf hatte sich vollkommen lautlos angeschlichen, verstellte ihm nun den Weg und kam ihm mit seinem Gesicht immer näher:

„Was..." stammelte Stiles noch, ehe Peter ihm seine Lippen mit den eigenen verschloss.

Der Jüngere spürte, wie sich seine Muskeln augenblicklich in Gelee verwandelten. Er schaffte es gerade eben so, nicht die Kakaobecher fallen zu lassen.

Als Peter wieder von ihm abließ, stand Stiles erst einmal da, wie vom Donner gerührt. Nach dem Moment, den er brauchte, um seine Stimme wiederzufinden, fragte er:

„Was war das denn, zur Hölle?"

„Ich wollte bloß Danke sagen." gab Peter unschuldig zurück.

Stiles schnappte nach Luft und wollte dann wissen:

„Und wieso benutzt du dazu nicht deinen Mund, wie normale Leute?"

Peter schenkte ihm einen vielsagenden Blick und gab zurück:

„Aber das habe ich doch, oder etwa nicht?"

Er nahm Stiles die Becher ab und stellte sie auf dem Couchtisch ab.

Der Jüngere folgte ihm mit energischen Schritten und japste empört:

„Aber ich... also ich meine... VERDAMMT, du weißt genau was ich meine, Peter!"

Der Werwolf drehte sich um, legte mit einem listigen Grinsen die Arme um Stiles Taille und zog ihn sanft zu sich heran, um ihn erneut zu küssen, doch diesmal länger, hungriger und intimer.

Nun konnte Stiles sich nicht länger etwas vormachen. Ihm gefiel was hier gerade passierte. Und wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann musste er sich eingestehen, dass er es sogar schon seit einer Ewigkeit gewollt hatte. Immer wenn Peter wieder einmal einen seiner losen Sprüche machte, immer wenn er ihn so intensiv anblickte, dass es einem durch und durch ging, dann hatte er sich vorgestellt, wie es wäre, wenn sie beide sich küssen würden.

Es war also Zeit, den Widerstand aufzugeben. Stiles erwiderte die Umarmung und öffnete seine Lippen, um Peters Zunge einzulassen.

Hinterher fragte er beinahe schüchtern:

„Und was war das jetzt, Hale? Etwa noch ein weiteres Dankeschön, oder wie?"

Peter schmunzelte und deutete über ihrer beider Köpfe:

„Mistelzweig! Also wirklich Prinzessin, bedeuten Traditionen dir denn gar nichts?"

„Verdammt, nenn' mich nicht P...." versuchte Stiles zu widersprechen, doch da küsste Peter in schon wieder und zog ihn mit sich auf das Sofa.

Stiles verdrängte für einen Augenblick den Gedanken daran, was seine Freunde oder sein Dad zu dem sagen würden, was hier gerade passierte, denn das war das Problem des Stiles von morgen früh.

Er wollte es, wollte es so sehr und so ließ er es einfach geschehen.

Und es fühlte sich verdammt nochmal an, wie Weihnachten!

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