14. Kapitel

„Das ist also die Frau, der man den Schaden zugefügt hat? Komm näher!"

Sie waren doch nicht zum König gesegelt, wie Thorvald es eigentlich vorgehabt hatte. Ein Bote eines anderen Jarl war gekommen. Da die Brüder einige Höfe überfallen hatten, wurde ein außerordentliches Thing einberufen. Eigentlich waren Frauen  nicht direkt bei der Verhandlung erlaubt, aber einer der Ältesten hatte sie sehen wollen. Deswegen hatte er sie und Tjark in sein Zelt eingeladen.

Nun stand sie unsicher vor Olav. Was erwartete er von ihr? Sollte sie jammern? Das war eigentlich nicht ihre Art. Sie sah zu Tjark, der ihr zunickte.

Auch bei ihm war nichts mehr in Ordnung. Der Streit mit Stijn hatte seine Spuren hinterlassen. Tjark war nicht mehr derselbe, besonders seit Stijn wie vom Erdboden verschluckt war. Sie hatten ihn gesucht, aber es gab keine Spur von ihm. 

Tjark machte sich Vorwürfe, die er sich eigentlich nicht machen brauchte. Aber er hatte wohl das Gefühl, dass er am Verschwinden von Stijn schuld sei. Dabei war es nicht so. Niemand kreidete es Tjark an, aber er wollte auf niemanden hören. Nicht einmal auf Tilda.

Doch nun war er bei ihr. Allerdings wusste Tilda nicht, ob er einfach nur hier war, weil es von ihm erwartet wurde oder ob er sie unterstützen wollte.

„Setzt dich, Kind. Ich habe auch mit den anderen geredet, aber ich will auch deine Geschichte hören. Mir ist Seltsames zu Ohren gekommen, aber das ist nun nicht das was ich wissen will. Bitte erzähle mir, was geschehen ist."

Und Tilda erzählte.

Erst begann sie stockend, unterbrach sich andauernd, doch auf einen Wink von Olav hin, setzte sich Tjark zu ihr und hielt ihre Hand. Es wurde besser und sie konnte freier reden.

Olav hörte sich alles an.

Dann nickte er.

„Da du nicht anwesend sein darfst, werde ich dir jetzt schon sagen, wie ich denke vorzugehen. Seltsamerweise haben sie nur Höfe angegriffen, die nur von alten Menschen bewohnt waren. Alle sind tot und ich kann den Schaden, den sie angerichtet haben, nur ersetzen lassen. Leider haben die beiden nichts mehr! Ihnen gebührt der Tod. Ulvy hat auch alles zugegeben, doch Knud...nun, er sieht es als sein Recht an, was natürlich völlig abwegig ist. Er will einen Zweikampf, um seine Unschuld zu beweisen!"

Tjark schnaubte leise.

„Seine Unschuld?"

Olav nickte.

„Das ist richtig. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht, aber er redet sich ein, dass er die Schwachen aussortiert hat und allen Jarle somit einen Gefallen getan hat."

Tilda schluckte.

„Er ist krank im Kopf. Anders kann ich es mir nicht erklären!"

Olav nickte.

„Er hat Tjark zum Zweikampf gefordert, weil seiner Meinung nach Stijn nicht das Recht hatte, sie gefangen zu nehmen und sie durch das halbe Land zu schleifen! Da Stijn nicht anwesend ist, hat er Tjark gefordert!"

Tilda schüttelte ungläubig den Kopf.

„Ich denke, ich weiß warum er das getan hat. Er denkt, er hätte eine Chance gegen Tjark!"

Olav nickte.

„Ich weiß nicht, was Chance bedeutet, aber er will seinen Namen reinwaschen. Mit Blut!"

Er sah zu Tjark.

„Es ist eine Herausforderung."

Tilda sah abwechselnd von Olav zu Tjark. Die Kieferknochen ihres Mannes traten hart hervor.

„Was bedeutet das? Du kannst doch ablehnen, oder?"

Tjark schüttelte den Kopf.

„Nein. Das kann ich nicht! Und das weiß er! Wenn ich ablehne, dann stehe ich als Feigling da und er kann weitermachen wie er will."

Sie riss die Augen auf, als ihr bewusst wurde, was Tjark da gerade gesagt hatte.

„Aber...Tjark...was ist..."

Sie wollte es nicht aussprechen, was sie dachte. Knud war verschlagen und längst nicht so dumm, wie sie es am Anfang gedacht hatten. Er würde bestimmt nicht mit fairen Mitteln kämpfen. Sie hatte Angst, dass sie ihn verlieren könnte.

Tjark sah sie an, wie er es früher immer getan hatte. Arrogant und sie hatte das Gefühl, dass sie in seinen Augen nichts wert wäre.

Sie stand auf und verneigte sich vor Olav.

„Ich danke dir, dass du mich aufgeklärt hast. Ich denke, du wirst alles richtig entscheiden!"

Olav hob die Hand.

„Das ist noch nicht alles, Kind! Ulvy hat um ein Gespräch mit dir gebeten."

Alles in Tilda wehrte sich gegen die Vorstellung, dass sie den Mann noch einmal gegenüberstehen sollte, der ihr Kind getötet hatte.

Sie schüttelte den Kopf. Nein, das wäre ihr zu viel.

Olav nickte.

„Ich kann es verstehen, aber er hat sich schuldig bekannt, was ihm Hohn seines Bruders eingebracht hat. Er schwört dir, dass er nichts Böses im Sinn hat. Er will nur reden! Sehe es mal so: er ist ein sterbender Mann! Ich denke, er will mit den Göttern ins Reine kommen!"

Das war Tilda herzlich egal. „Ich halte es nicht mehr hier aus. Alles ist so...gewalttätig und brutal. Ich will nach Hause!"

Ohne auf einen der Männer zu warten, ging sie aus dem Zelt.

„Tilda! Bleib stehen!"

Sie hörte Tjark und schloss einen Moment die Augen.

Er hörte sich wütend an und sie verstand nicht, wieso.

Grob packte er sie am Arm und zerrte sie zum Zelt, das sie bewohnten. Erst dort ließ er sie los.

„Was hast du dir dabei gedacht?", fragte er leise.

Sie starrte ihn an. Das konnte nicht sein Ernst sein.

„Das fragst du auch noch?", flüsterte sie.

Er nickte.

„Ich verstehe nicht, was dich so aufgebracht hat, dass du den Ältesten beleidigst. Du bist aus seinem Zelt gestürmt ohne das er dich entlassen hatte."

Tilda atmete nun stockend. Wer war der Mann vor ihr? Sie hatte wirklich gedacht, dass Tjark sich geändert hatte, aber nun stand der Tjark vor ihr, der sie damals gefunden hatte. Der Tjark mit seinen Regeln.

„Das ist alles, was dir einfällt? Das ich den Ältesten beleidigt haben könnte? Ist dir überhaupt bewusst, was da drin beschlossen worden ist? Er verlangt von mir, dass ich dem Mann gegenübertrete, der mein Kind getötet hat. Und er ist der Meinung, dass du gegen einen Verbrecher kämpfen sollst, der nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Und du sitzt da und bist auch noch damit einverstanden. Denkst du eigentlich auch mal nach? Was ist, wenn er dich tötet? Was wird dann aus mir und Lasse?"

Er zuckte mit der Schulter.

„Ich regle das vorher schon! Du wirst gut versorgt werden!"

Sie keuchte auf.

„Ist das dein Ernst? Du regelst es? Ich glaube es nicht!"

Er stemmte seine Hände in die Hüfte.

„Was glaubst du nicht?"

Sie schnaubte.

„Das du wirklich glaubst, dass ich es zulasse, dass du mit dem Arschloch kämpfst!"

Seine Nasenflügel blähten sich auf.

„Du verstehst es immer noch nicht! Es geht um meine verdammte Ehre!"

Sie starrte ihn an, dann drehte sie ihm den Rücken zu.

„Ich kenne den Mann nicht mehr, den ich geheiratet habe.", flüsterte sie.

Er lachte bitter auf.

„Du hast mich geheiratet! Und du musst zu mir stehen, was auch immer ich entscheide!"

Sie drehte sich um.

„Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe! Wir sind nicht lange verheiratet und schon meinst du, mich ändern zu müssen? Ich kenne dich wirklich nicht mehr. Seitdem Streit mit Stijn ziehst du dich zurück. Du redest nicht mehr mit mir. Du lässt mich mit Lasse alleine und meistens kommst du spät in der Nacht betrunken zurück. Und nun das! Ich soll also deiner Meinung nach zusehen, wie der Kerl dich umbringt?"

Er schüttelte den Kopf.

„Frauen sind nicht zugelassen!"

Sie kniff die Augen zusammen.

„Schön! Dann geh doch zu diesem beschissenen Kampf. Lass dich umbringen! Denn ich denke, du hast im Moment wirklich nicht den Funken einer Chance gegen ihn, so wie du dich im Moment benimmst! Aber ich sage dir eines! Wenn du wirklich den Kampf zustimmst, werde ich weggehen!"

Er lachte.

„Du willst dich von mir scheiden lassen? Du willst dir meine Hosen anziehen? Das wagst du nicht!"

Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, Tjark! Ich will mich nicht scheiden lassen! Denn ich habe immer in Erinnerung, wie du warst, auch wenn das eine Ewigkeit zurück zu liegen scheint! Ich werde gehen."

Er stand wie vom Donner gerührt da.

„Du drohst mir?"

Sie nickte.

„Vielleicht komme ich so zu deinen Dickschädel durch!"

Er fuhr sich durch das Haar.

„Und was ist mit Lasse?"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Er hat Stijn. Ich bin mir sicher, dass Stijn bald wieder auftauchen wird. Und mittlerweile kann Lasse sich gut selbst behaupten. Ich werde mit Sanne sprechen. Sie wird ihm eine gute Familie suchen. Du siehst, ich treffe auch meine Vorbereitungen!"

Er starrte sie an, als konnte er nicht glauben, was er da hörte.

Dann nickte er.

„Gut! Wenn es das ist, was du willst..."

Sie schüttelte den Kopf.

„Ich will meinen Mann zurück! Das ist es, was ich will! Ich will nach Hause. Ich will mit dir das Feld bestellen und mich freuen, wenn du wieder von den Beutezügen zurückkommst, ohne eine Verletzung davon getragen zu haben. Ich möchte einen guten Vater für meine Kinder haben. Und ich möchte DICH wieder bei mir haben! Aber davon sind wir meilenweit entfernt! Du badest regelrecht in Schuldgefühlen, weil du im Prinzip glaubst, was Stijn und dieser Knut über dich sagten. Du siehst nicht, was ich in dir gesehen habe! Und es macht mich unendlich traurig. Ich scheine nicht gut für dich zu sein, also werde ich gehen."

Er sagte nichts, schaute ihr nur ins Gesicht. Dann drehte er sich um und ging.

Sie verstand ihn einfach nicht!



Tjark drosch verzweifelt sein Beil in einen Holzstamm.

Tilda verstand nicht was er gerade durchmachte. Verdammt, er tat das alles nur, um seine Ehre wieder her zu stellen und damit die Familie wieder zu dem zu machen, was sie vor dem Tod seines Vaters war. Es ging nicht nur um ihn, sondern auch um seine Brüder, um deren und seine Söhne!

Und es war so, wie er es ihr erklärte. Er konnte diese Herausforderung nicht ablehnen. Er würde für alle Zeiten als Feigling gelten und das konnte er weder ihr noch seinen Brüdern antun.

Selbstverständlich wäre es ihm auch lieber, wenn sie nach Hause konnten. Dort würde er endlich Ruhe bekommen und er würde langsam das schlechte Gewissen ablegen können, dass er wegen Stijn hatte. Verflucht, er hätte so viel anders machen sollen, doch er hatte es nicht getan.

Und er hatte sich wirklich von ihr zurückgezogen, aber doch nur, weil er selbst nicht mit sich im Reinen war. Wie konnte er ihr ein guter Mann sein, wenn er an sich selbst zweifelte?

Tilda musste es doch wissen. Sie hatte ihn gefunden. Auf der Erde liegend und heulend wie ein kleines Kind. Sie hatte nichts zu ihm gesagt, sondern hatte seinen Arm genommen, ihm aufgeholfen und in die Hütte gebracht. Dort hatte sie ihn ausgezogen, gewaschen und hat sich dann neben ihn ins Bett gelegt. Sie hatte ihn in den Armen gehalten und Worte geflüstert, die ihm Trost gaben.

Sie war nicht gut genug für ihn?

Nein!

Sie war das Beste, was er je gehabt hatte.

Doch sie wollte gehen, weil sie immer noch nicht seine Gebräuche kannte oder akzeptierte. Sie verstand sie auch einfach nicht. Aber er würde sich nicht ändern. Er war ein Wikinger! Wenn sie es nicht verstand, wäre es wirklich besser für sie beide, wenn sie ging.

Tjark wusste genau, dass er verzweifeln würde, wenn er den Kampf überlebte und sie nicht mehr da war. Bei allen Göttern, es war so, wie Una ihm prophezeit hatte. Er würde Tilda immer lieben!

Aber er konnte nicht nachgeben. Dieses Mal nicht. Er wusste, dass er im Recht war.

Wieder drosch er das Beil in den Holzpfahl.

Aber in einem musste er ihr zustimmen. Er hatte sich gehen lassen und das würde nun aufhören! Er musste stark sein, denn nach dem Kampf...nein, er wollte nicht daran denken. Er musste stark bleiben!



„Du wolltest mit mir reden!"

Tilda hatte lange mit sich gerungen, aber Olavs Worte waren ihr nicht aus dem Sinn gegangen. Ulvy hatte sich schuldig bekannt und er wollte seine Strafe annehmen, die man ihm zudachte. Er war wirklich schon jetzt ein toter Mann.

Tilda war der Meinung, dass sie Tjark schon genug zugesetzt hatte. Sie sollte wenigstens eine gute Tat heute vollbringen und auch die Ältesten nichht noch mehr gegen sie aufbringen.. Deswegen hatte sie sich zu Ulvy bringen lassen, hatte aber darauf bestanden, dass Knut nicht einmal in der Nähe war. Seinen Anblick konnte sie wirklich nicht ertragen.

Ulvy kniete vor ihr, seine Hände und Füße waren in Ketten gelegt. Er konnte kaum den Kopf heben, da immer noch das Eisenband, dass Stijn ihn verpasst hatte, um seinen Hals hing und die Kette ihn zwang, den Kopf immer gesenkt zu halten.

„Ja! Und ich bin froh, dass du mir erlaubst, dich um Verzeihung zu bitten!"

Sie schnaubte.

„Du bittest mich um Verzeihung? Bist du noch ganz bei Trost? Das, was du getan hast, kann man nicht verzeihen."

Ulvy senkte den Blick.

„Ich wusste es nicht!"

Sie lachte bitter und schaute verzweifelt nach oben.

„Was wusstest du nicht? Das es Tjarks Hof war, den ihr überfallen habt? Das ihr beinahe seine ganze Existenz zerstört habt?"

Er schüttelte den Kopf.

Dann murmelte er etwas, was sie nicht verstand.

„Was? Sprich lauter, Mann!"

Er hob wieder mühsam den Kopf.

„Ich wusste nicht, dass du ein Kind erwartet hast!"

Er schloss die Augen.

„Es ist mir egal, ob es Tjarks Eigentum war, das wir zerstört haben. So war eben unser Leben. Aber ich hatte einen Grundsatz. Niemals wollte ich Kinder töten. Und ich habe es getan! Ich habe selbst davon geträumt einmal Kinder zu haben. Ich mag Kinder. Sie sind die Zukunft. Und nun habe ich auch noch erfahren, dass du Tjark verlassen willst. Ich habe dir nicht nur das Kind genommen, sondern auch den Mann! Und das tut mir leid!"

Sie schnappte nach Luft.

„Du hast Frauen vergewaltigt und sie auch getötet. Glaubst du nicht, dass es schon da jemanden gab, der schwanger war?"

Er schüttelte den Kopf.

„Nein! Es waren immer nur alte Menschen!"

Sie schnaubte.

„Was es nicht entschuldigt! Aber was willst du nun von mir?"

Wieder hob er denn Kopf.

„Deine Verzeihung. Ich werde nie nach Walhalla kommen. Aber ich nehme es auf mich, wenn ich nur wüsste, dass du mir verzeihst, dass ich dir das Schlimmste angetan habe!"

Tilda schüttelte den Kopf.

„Nein! Das kann ich dir nicht verzeihen!"

Er robbte ein Stück zu ihr hin.

„Aber du musst! Ich werde in der Unterwelt herumlaufen und man wird auf mich spucken! Meine Ahnen werden sich von mir abwenden."

Sie drehte sich um.

„Dann sei es so!"

Schnell verließ sie ihn, hörte aber noch lange, wie er ihr hinterher rief und um Verzeihung bettelte.



Tjark hatte nichts getrunken an dem Abend.

Er war bei den Männern gesessen und hatte erst nach Tilda gesucht, die immer den Frauen half. Aber sie war nicht erschienen.

Er wusste, was es zu bedeuten hatte.

Sie bereitete sich wirklich vor zu gehen. Er hatte keine Ahnung, wie sie es anstellen wollte, aber er war sich sicher, dass sie in ihre Zeit zurück wollte. In eine Zeit, in der seine Knochen schon längst zu Staub verfallen waren. Tjark hatte keine Ahnung, wie er sie überzeugen konnte zu bleiben.

Bei allen Göttern, er hatte doch keine andere Wahl. Warum verstand sie es nicht?

Die Männer unterhielten sich über den Kampf, der am anderen Tag stattfinden sollte. Alle waren davon überzeugt, dass Tjark ihn gewinnen würde. Nur seine Frau hatte Zweifel. Und er wusste, dass sie Recht hatte.

Als ihm der Lärm zu viel wurde, stand er auf und verließ das Langhaus.

Sie hatte ihm vorgeworfen, dass er sich von ihr zurückzog. Auch das war richtig und er hatte eigentlich keine gute Erklärung dafür. Aber heute Nacht würde das nicht so sein.

Er ging zum Zelt und öffnete die Plane.

Tilda lag auf dem Lager und schlief. Er konnte an ihrem Gesicht sehen, dass sie sich in den Schlaf geweint hatte. Und es war seine Schuld gewesen.

Ihre letzte Nacht sollte nicht so enden.

Er zog sich aus und legte sich zu ihr. Sanft küsste er ihre Wangen, ihre Nase und die Augenlider.

„Tjark?"

Er schüttelte den Kopf und bat sie so zu schweigen. Langsam näherte er sich ihren Lippen und küsste sie so zart, wie er es noch nie getan hat. Sie sah ihn erstaunt an und er erinnerte sich, dass sie ihm vorgeworfen hatte, immer betrunken zu ihr zu kommen. Doch heute war er nicht betrunken. Er nahm sie in seine Arme und küsste sie wieder und wieder, bis sie leise seufzte. Dann legte er sich auf sie und drang langsam in sie ein. Immer wieder küsste er sie an allen Stellen ihres Körpers. Er liebte sie zärtlich und lange, bis sie in seinen Armen kam. Dann erst erlaubte er sich in sie zu ergießen.

Er rang schwer nach Atem, als er von ihr abließ und sich neben sie legte. Sie lag neben ihn und nicht wie gewohnt in seinen Armen.

„Das war ein Abschied, nicht wahr?", fragte sie nach einer Weile.

Er nickte.

„Dann konnte ich es dir nicht ausreden?"

Dieses Mal schüttelte er den Kopf. Er wollte ihr nicht wieder erklären, dass er seine Gründe hatte. Er wollte nicht, dass sie sich mit ihm stritt. Nicht heute Nacht!

Langsam fuhr er mit der Hand zu ihrer und berührte vorsichtig ihre Finger.

„Es tut mir leid!", flüsterte er.

Im dämmrigen Licht der Kerze sah er, wie sie nickte, aber sie nahm seine Hand und drückte sie.

„Mir auch!"

Er wusste nicht genau, was sie damit meinte. Sie war an nichts schuld. Doch er sagte nichts mehr.

Als er am anderen Morgen erwachte, war sie gegangen.



„Gebt doch zu, dass ihr es nicht richtig gemacht habt!"

Der Allvater persönlich stand vor Freya und Gna. Sein Lächeln war spöttisch.

Freya schnaubte.

„Es ist nur eine kleine Niederlage, aber sie werden sich besinnen. Alle beide!"

Odin lachte dröhnend.

„Das werden sie tun, denn ich werde alles wieder rückgängig machen. Sie wird in ihre Zeit zurückkehren und keine Erinnerungen mehr an ihren Wikinger haben. Und er wird sich auch nicht mehr an sie erinnern!"

Freya schüttelte den Kopf.

„Das kannst du nicht machen!"

Er verzog sein Gesicht.

„Ach ja? Kann ich nicht? Du wirst sehen!"

Sie schnappte ihn am Kragen und zeigte zu Tilda, die im Wald herumlief und nach Gna rief.

„Schau sie dir genau an, Gemahl!"

Er grinste und tat ihr den Gefallen. Dann fiel ihm das Lächeln vom Gesicht.

„Wie hast du das hinbekommen? Das ist nicht gerecht!"

Nun war sie es, die lachte.

„Das war nicht ich! Das war Tjark. Also...willst du ihr immer noch die Erinnerung nehmen, oder lässt du mich einfach meinen Plan fortführen?"

Odin war nicht gerade erfreut.

„Na gut! Ich werde euch sogar helfen. Aber was den Bruder angeht..."

Freya hob eine Hand.

„Darüber mach dir keine Sorgen! Es wird besser werden."

Odin machte ein zweifelndes Gesicht, aber dann holte er tief Luft.

„Die Gunnarsons. Von den Göttern geliebt. Besonders von meiner Frau! Ich hoffe nur, ihr werdet den Kleinen wenigstens in Ruhe lassen!"

Freya lachte.

„Oh ja, mein Gemahl. Lasse wird das bekommen, was er immer gewollt hatte."

Odin war immer noch nicht überzeugt, aber er ließ es auf sich beruhen und ging.

Freya wandte sich zu Gna.

„Du musst zu ihr. Zeige ihr, was passiert, wenn sie zurückgeht."

Gna nickte und hoffte, dass es sich wirklich zum Guten wenden würde.

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