12.Kapitel

Tilda streckte sich genüsslich. Es ging ihr erheblich besser. Und morgen sollte sie nun endlich Tjark heiraten. Die sechs Wochen waren schneller umgegangen, als sie geglaubt hatte.

Das neue Langhaus stand schon wieder und sie waren zusammen mit den anderen Männern und Frauen zu Thorvald geritten. Der Jarl hatte auf eine große Feier für die beiden bestanden.

Sie konnte nun endlich reiten, was aber Tjark nicht daran gehindert hatte, sie vor sich auf seinen Hengst zu nehmen.

Lasse hatte sich unendlich gefreut, dass er sie wiedersehen konnte. Den ganzen Abend war er ihr nicht von der Seite gewichen. Auch nicht, als Tjark sie zu der kleinen Hütte gebracht hatte.

Wieder hatte er ihr nur einen scheuen Kuss gegeben, hatte sich von Lasse verabschiedet und war zu den Männern zurückgegangen.

„Bald werden wir wieder zusammen sein, nicht wahr Tilda? Wie eine richtige Familie!", hatte Lasse sie gefragt.

Und als ob er geahnt hatte, dass es das letzte Mal war, das er es machen konnte, war er zu ihr gekrabbelt und hatte sich an sie gekuschelt und war eingeschlafen.

Doch nun war er nicht mehr neben ihr.

Stattdessen hörte sie unten Stimmen. Und sie roch etwas, was sie schon lange nicht mehr gerochen hatte.

Schlagartig setzte sie sich auf und streckte ihre Nase in die Luft. Das konnte doch nicht sein.

„Du kannst nun zu den anderen Jungs gehen, Lasse. Ich bekomme das alleine hin!"

Sie hörte Tjarks Stimme.

„Aber ich möchte Tilda auch die Überraschung zeigen!", jammerte Lasse.

Tjark lachte leise.

„Heute nicht, Bengel. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, was ich getan habe."

Lasse schnaubte.

„Sie hat erzählt, dass sie immer Milch reingetan hat. Und Zucker! Was ist Zucker?"

Tjark lachte wieder.

„Ich habe keine Ahnung. Und du willst doch bestimmt nicht, dass sie auf uns beide sauer ist, wenn wir es verhunzt haben."

Lasse schien zu überlegen. Dann hörte sie ihn murmeln und die Haustür zuschlagen.

„Verflixter Bengel!", hörte sie Tjark lachend schimpfen. Dann kam er zu den Treppen. Schnell legte sie sich wieder hin und schloss die Augen.

Sie hörte, wie Tjark in den Schlafraum kam und einen Becher auf den Boden stellte, bevor er sich zu ihr setzte. Sie spürte seine Hände, die zärtlich über ihr Gesicht strichen.

„Wach auf, mein Mädchen!"

Sie lächelte und sah ihn an.

„Guten Morgen! Ich habe dich heute Nacht vermisst!"

Er küsste sie sanft.

„Das war die letzte Nacht, in der ich in deiner Nähe bin, aber nicht neben dir schlafe!"

Sie grinste ihn an.

„Du bist ja ein richtiger Poet, Tjark. Hast du schon einmal daran gedacht, ein Skalde zu werden?"

Er schnaubte.

„Ich bin ein Bauer. Und ein Krieger. Ich werde bestimmt nicht singen oder Gedichte aufsagen."

Sie setzte sich auf und er reichte ihr stolz den Becher.

Sie sah hinein. Es war tatsächlich Kaffee. Mit viel Milch und er roch seltsam nach Honig.

„Du hast mir Kaffee besorgt?"

Er nickte.

„Ja, ich habe auf einem Markt einen Händler gefunden, der Kaffeebohnen verkauft hat. Nur wusste ich nicht, was Zucker ist. Deswegen habe ich Honig genommen."

Sie nahm einen Schluck und stöhnte wohlig auf. Natürlich war der Honig gewöhnungsbedürftig, aber Tjark hatte Recht. Es gab hier noch keinen Zucker. Aber sie hatte Kaffee.

Sie stellte den Becher auf den Boden. Tjark schaute sie erwartungsvoll an und sie legte ihre Arme um seinen Hals.

„Du machst mich verrückt, Tjark. Manchmal bist du ein solcher Neandertaler und ich könnte schreien. Aber jetzt im Moment...ich liebe dich!"

Sie spürte, wie er erstarrte.

„Was ist los?", fragte sie vorsichtig.

Er nahm ihr Gesicht in beide Hände.

„Nichts! Es ist nur das erste Mal, dass du das zu mir gesagt hast! Und mir war nicht bewusst, wie sehr ich diese Worte aus deinem Mund ersehnt habe!"

Er küsste sie sanft, doch als er sich zurückziehen wollte, hielt sie ihn fest.

„Wir sind alleine!", flüsterte sie und er grinste.

„Aber wir sind noch nicht vermählt!"

Sie schnaubte.

„Scheiß drauf!"

Er lachte laut auf.

„Oh nein! Ich habe dir gesagt, dass ich es richtig machen will! Wir warten bis heute Abend!"

Sie verdrehte die Augen.

„Heute Abend bist du wahrscheinlich besoffen. Ich kenne euch doch! Ich werde dich hierher schleifen und dann wirst du hier liegen, alle vier von dir gestreckt und schnarchen!"

Tjark legte seinen Kopf auf ihren Schoß und sie streichelte ihn sanft über die Locken. Er seufzte leise, aber sie spürte, dass er im Moment meilenweit in Gedanken von ihr entfernt war.

„Wo bist du gerade, Tjark? Wo sind deine Gedanken?"

Er seufzte.

„Stijn ist immer noch nicht hier!"

Sie nickte.

Roald hatte ihnen erzählt, dass Stijn die Männer suchte, die für alles verantwortlich waren. Er hatte sie aber nach einem Streit verlassen. Und seitdem hatten sie nichts mehr von Stijn gehört.

Tilda küsste Tjark auf die Stirn.

„Er wird bald kommen! Du solltest dir keine Sorgen machen! Stijn ist ein Mann und kein kleiner Junge mehr! Er kann auf sich aufpassen und wer sich mit ihm anlegt, der tut mir leid!"

Tjark seufzte.

„Ich denke nicht, dass ihm irgendetwas zugestoßen ist. Aber ich hätte ihn gerne heute dabeigehabt."

Sie lächelte ihn an.

„Sollen wir es verschieben? Ich kann noch warten."

Er sah sie verblüfft an, dann lachte er schallend.

„Die Vorbereitungen sind schon längst getroffen. Du wirst sehen, dass sich nichts mehr verschieben lässt!"

Tilda wusste nicht genau, was er damit meinte.

Doch sie hörte, wie jemand in die Hütte kam.

„Bist du da, Tilda? Komm, Mädchen! Du musst mit uns kommen!"

Tjark grinste sie an und legte einen Finger an den Mund.

„Sag bloß nicht, dass ich hier bin!"

Sie trank noch schnell einen Schluck Kaffee und ging dann in Richtung zur Treppe.

„Ich komme, Sanne! Was ist denn los?"

Tjark schnappte sie an der Hüfte und küsste sie noch einmal zärtlich.

„Heute Nacht! Und ich werde bestimmt nicht zu betrunken sein. Wie sollte ich, wenn ich endlich mein Weib habe?"



„Wo ist mein Bruder?"

Die Männer, die auf dem Hof seines Bruders waren, starrten Stijn verängstigt an. Er erkannte, dass es Sklaven von Thorvald waren. Er musste furchterregend aussehen, wenn sie so vor ihm zusammen zuckten.

Stijn hatte den Hof beinahe nicht mehr erkannt. Ein neues Haus stand an der Stelle, an der das alte abgebrannt war. Es war noch größer und prächtiger als das Alte. Es gab auch mehr Vieh und die Felder waren gepflügt worden.

Bei den Göttern, wie lange war er denn weg gewesen?

Die Sklaven warfen sich auf den Boden, als sie Stijn erkannten.

„Der Herr Tjark ist mit seiner Braut auf dem Gut des Jarl Thorvald. Sie haben auf euch gewartet, aber die Vorbereitungen für die Hochzeit waren schon abgeschlossen!"

Stijn nickte und zerrte an den Seilen, die er an seinem Sattel angebracht hatte.

„Gut! Ich werde ihnen das passende Geschenk bringen!"

Er hörte die Brüder stöhnen, als er sie wieder hinter sich herzerrte und lachte.



„Wir würden dich ja gerne auf heute Nacht vorbereiten, aber wie ich hörte, weißt du ja schon, was auf dich zukommt!"

Die Frauen, die um Tilda herum saßen kicherten.

Sanne grinste breit.

Die Frauen hatten Tilda abgeholt und ins Schwitzhaus gebracht. Tilda hatte keine Ahnung, was ihr bevorstand. Aber offenbar wurden die Frauen kurz vor der Hochzeit hier aufgeklärt.

Tilda zuckte mit den Schultern.

„Nicht wirklich! Ich glaube, es läuft in unserer Zeit anders als bei euch!"

Sanne hob die Hand, als die Frauen um sie herum murmelten.

„Ich denke, wir werden es heute anders machen, denn es geschieht bei dieser Vermählung auch nichts, wie es sonst üblich ist. Ich erkläre dir erst einmal, was auf dich zukommt."

Sie nahm Tildas Hand.

„Es ist so, dass du, wenn du in unserer Zeit geboren wärest, schon längst das Weib eines Mannes wärst. Deine Mutter sollte eigentlich in dem Moment neben dir sitzen und dir sagen, was zu tun ist. Dein Vater und Tjarks Vater sollten eigentlich schon den Brautpreis ausgehandelt haben. Da weder deine noch Tjarks Familie anwesend sind, haben wir das übernommen. Genau wie Tjark. Auch wurden schon Opferungen gemacht, um die Götter für deine und Tjarks Zukunft gnädig zu stimmen."

Sie zeigte auf eine ältere Frau, die Tilda milde anlächelte.

„Asa hat sich bereit erklärt, dir den Brautkranz auf das Haupt zu setzen und dich zu Tjark zu führen! Ihre Tochter verstarb, bevor sie einen Mann heiraten konnte. Es wäre eine Ehre für sie, dir die Mutter zu ersetzen."

Tilda schluckte einen Moment.

Sie hatte in der letzten Zeit nicht mehr an ihre Eltern gedacht.

Leise seufzte sie.

Sie fragte sich, ob ihre Eltern mit der Wahl ihres Mannes einverstanden gewesen wären. Schließlich konnte sie sich daran erinnern, wie sie über ihre vorherigen Männerbekanntschaften gedacht hatten.

Versager!

Das war das Lieblingswort ihres Vaters gewesen und Tilda musste zugeben, dass im Gegensatz zu Tjark wirklich alle Versager gewesen waren. Sie hatte keine Ahnung, wie Tjark in der Zukunft gewesen wäre, aber sie war sich sicher, dass er auch dort ein großartiger Mann wäre.

Asa setzte sich neben sie und nahm ihre andere Hand.

„Wenn du nicht damit einverstanden bist, kann ich es verstehen. Aber ich würde dir gerne meinen Kranz geben. Ich kann ihn an keine Tochter mehr weitergeben und ich würde gerne in der Hoffnung später sterben, dass du ihn einmal deiner Tochter aufsetzt und sie einem Mann zum Weib gibst, der sie genauso liebt, wie Tjark dich."

Tilda lächelte Asa zu.

„Ich würde es gerne annehmen, auch wenn ich mir sicher bin, dass es zu viel Ehre ist. Ich dachte nur gerade an meine Eltern und wie eine Hochzeit in meiner Zeit vonstattengegangen wäre."

Die Frauen murmelten und es kamen vorsichtige Fragen auf, wie es denn bei ihr war.

Tilda erzählte ihnen, wie in ihrer Zeit Hochzeit gefeiert wurde und die Frauen hörten zu. Manchmal lachten sie schallend, aber bei dem weißen Kleid horchten sie auf.

„Es symbolisiert die Unschuld? Aber du hast uns doch erzählt, dass viele Paare Monate, wenn nicht sogar Jahre zusammen sind. Liegen sie da nie...nun ja...miteinander zusammen?"

Tilda grinste.

„Natürlich. Dennoch bestehen alle auf ein weißes Kleid. Sie wollen sich wie eine Prinzessin an dem Tag fühlen!"

Das verstanden die Frauen.

Nachdem sie genug geschwitzt und sich in einem kalten Becken abgekühlt hatten, wurde Tilda zu Asa ins Haus gebracht. Die Frauen kämmten ihr Haar lange, doch die widerspenstigen Locken gaben einfach nicht nach. Sie bekam ein neues Unterkleid geschenkt und dann auch das Oberkleid, das wunderschön war. Es war blau eingefärbt und ihre Augen strahlten nun richtig. Sie bekam auch Schmuck aus Silber angelegt. Es waren alles Geschenke der Frauen.

Asa kam mit ihrem Brautkranz zu ihr. Er war geschmückt mit Kornblumen und Ähren und als Tilda ihn auf dem Kopf hatte, flüsterten die Frauen, sie sähe aus, wie die Göttin Freya.

Nach viel Gekicher und Spaß verschwanden die Frauen nach und nach, bis Tilda mit Asa alleine in der Hütte war.

Endlich hatte Tilda Zeit sich um zu schauen. Asa lebte hier karger als Tjark und sie. Es war alles sauber, aber man sah, dass Asa und ihr Mann nicht vom Reichtum gesegnet waren.

„Sanne sagte mir, du hättest Söhne?", fragte sie Asa vorsichtig.

Asa nickte und lächelte, als sie Tildas erneuten Blick auf den Möbel sah.

„Sie versorgen uns mit Essen und nach ihren Raubzügen wollen sie uns immer etwas schenken. Aber mein Mann Eskil ist sehr stolz. Er kann nicht mehr mit auf die Raubzüge, dabei ist er ein sehr erfahrener Krieger. Er ist froh, wenn er die Jagd gut übersteht. Er ist alt, will es aber nicht wahr haben. Aber durch seinen Stolz leiden wir leider auch Hunger."

Tilda überlegte nicht lange. Sie wusste, dass sie so etwas eigentlich mit Tjark besprechen sollte, aber sie war sich sicher, dass er ihr das nicht abschlagen würde.

Nun war sie es, die Asas Hand in ihre nahm.

„Ich weiß, es ist nicht gerade das beste Leben, aber Tjark hat noch Platz für eine weitere Hütte. Und ich bin mir sicher, dass es ihm lieb wäre, wenn ein erfahrener Krieger wie Eskil in seiner und Stijns Abwesenheit auf uns achten würde."

Asa holte erschrocken Luft.

„Es ist aber nicht üblich. Er wird nur seine Familie aufnehmen."

Tilda runzelte die Stirn.

„Du hast mir deinen Brautkranz gegeben. Du bringst mich später zu Tjark. Ich habe hier keine Familie und Tjark nur seine Brüder." Ihr gefiel die Idee immer besser. „Ich werde mit ihm sprechen. Aber erst nach der Hochzeit!"

Asa lachte lauthals los.

„Ich denke, du wirst lange Zeit nicht zum Reden kommen! Und du wirst auch keine Lust dazu haben! Aber wenn du dann ein gutes Wort für uns einlegst, wäre ich dir auf ewig dankbar!"

Sie seufzte.

„Aber jetzt bringe ich dich zu Tjark. Er wird schon ungeduldig warten!"



Stijn hatte sich kaum Pause gegönnt, doch nun hielt er an einem Bach. Es lag noch ein Ritt von einigen Stunden vor ihm. Und wenn er wirklich zur Hochzeit seines Bruders erschien, wollte er wenigstens etwas vorzeigbar sein.

Er band die zwei Kerle an einen Baum. Sie würden bestimmt nicht davonlaufen. Sie waren viel zu erschöpft.

Er hatte sie in der Spelunke wirklich entdeckt, die der Wirt ihm gesagt hatte.

Der dortige Wirt hatte sich kaum gewehrt. Vor allem, weil Stijn ihm die Münzen gegeben hatte, welche die Ottmarsons ihm noch schuldeten. Mitten in der Nacht hatte er sie aus den Betten gezerrt und ihnen Sklavenbänder um den Hals verpasst. Er wusste, dass dies nicht die eigentliche Vorgehensweise ist, aber das war ihm egal.

Er hatte Seile an die Bänder befestigt und die beiden bis hierher hinter sich her geschleift. Am Anfang hatten sie sich gewehrt, doch nun hatten sie keine Kraft mehr dazu. Nach einer Woche waren sie zusammengebrochen. Stijn gönnte ihnen am Tag nur einen Brotlaib und einen Schlauch Wasser. Mehr hatten sie nicht verdient. Doch als sie zusammengebrochen waren, hatte er ihnen etwas Brühe gegeben.

Wenn sie vorher noch gebrüllt hatten, waren sie jetzt ruhig. Sie stöhnten vor Schmerzen, aber das war ihm egal. Sie jammerten, weil ihnen schlagartig bewusst geworden war, welchen Mann sie überfallen und die Frau beinahe tot geprügelt hatten. Ja, sie kannten Tjark, obwohl es schon lange her war, dass die Leute munkelten, er wäre ein Berserker. Und sie kannten Stijn. Sie wussten ganz genau, was sie erwartete.

Der Tod!

Stijn schliff sein Messer und betrachtete sein Spiegelbild, das ihn verzerrt aus dem Wasser anstarrte. Er sah furchterregend aus und er fühlte sich auch so. Er war durch mehrere Dörfer und Höfe geritten und er hatte die Gesichter gesehen, die ihn furchtsam hinterher geschaut hatten. Kaum einer hatte ihm seine Gastfreundschaft angeboten. Doch auch das war ihm egal.

Er befeuchtete sein Haar und sein Gesicht. Dann nahm er das Messer und schabte sich alle Haare ab. Er wusch sich gründlich und zog sich saubere Kleidung an. Die alte Kleidung warf er fort. Tilda war eine tüchtige Frau, aber er wollte ihr das nicht zumuten.

In seinem Sattel suchte er nach dem letzten Rest Trockenfleisch und kaute es genüsslich vor den Brüdern, die mehr tot als lebendig am Baum lagen.

„Wie fühlt es sich an, wenn man bald vor dem Mann treten wird, den man so geschädigt hat? Dem man beinahe die Frau weggenommen hätte? Dessen Kind man getötet hat? Mh? Was ist das für ein Gefühl? Pisst ihr euch schon in die Hose vor Angst?"

Ulvy zitterte. Stijn konnte nicht sagen, ob es vor Anstrengung war oder aus Angst. Nur Knud, den Stijn eigentlich für den Schwächeren gehalten hatte, starrte ihn hasserfüllt an.

„Tjark Gunnarson hatte eben Pech gehabt."

Stijn machte ein verblüfftes Gesicht.

„Pech? Weil ihr ihn überfallen habt?"

Knud lachte spöttisch.

„Richtig! Wer hätte denn erwartet, dass dein Bruder ein Bauer ist. Ein normaler Bauer, der nicht einmal ein großes Stück Land besitzt. Vom Berserker hatte man alles erwartet, nur das nicht! Ich frage dich, wie es sich anfühlt, wenn man sieht, dass der berühmte Bruder auf einmal kein Kämpfer mehr ist? Pisst du dir bald in die Hose? Aus Angst? Weil es die Runde machen könnte, dass Tjark schwach geworden ist?"

Stijn stieß sich von seinem Hengst ab und trat Knud hart in den Hintern. Er hörte es knacken und lächelte, während der Kerl vor Schmerzen aufheulte.

„Dann hast du es wohl nicht gehört? Als ihr unseren Hof angegriffen habt, war Tjark auf Raubzug. Sein Beil ist geschliffen und seine Feinde fürchten ihn!"

Knud lachte, auch wenn er immer noch ein schmerzverzerrtes Gesicht zog.

„Warum bist du uns dann hinterher und nicht er?"

Stijn beugte sich leicht zu ihm herunter.

„Er wäre euch hinterher. Und glaube mir, er wird euch töten. Langsam und genüsslich!"

Einen Moment war Knud verunsichert, doch dann kam die Arroganz wieder in ihm hoch.

„Pah! Er wird milde gestimmt sein. Wahrscheinlich ist er schon verheiratet und seine Braut hergenommen. Wusstest du, dass sie es hart mag? Ja, sie hat nach Schlägen gebettelt! Dein Bruder wird weiche Knie haben, wenn er sie befriedigt hat!"

Stijn lachte und trat Knud noch einmal hart. Es machte ihm wirklich Spaß, die Kerle zu quälen. Bisher hatte er das noch nie gemacht, doch er fand Gefallen daran.

„Ihr hattet ja nicht einmal den Mumm, Tilda zu vergewaltigen. Sie hat eure zwei Brüder getötet und ihr konntet nicht anders mit ihr Herr werden, als sie zu fesseln und dann zu verprügeln. Aber ihr habt eben einen entscheidenden Fehler gemacht. Ihr habt sie am Leben gelassen."

Ulvy wimmerte.

„Ich hielt es für einen schlechten Einfall! Und ich habe ihr Leben verschont!"

Stijn trat auch ihn.

„Halts Maul! Glaubst du wirklich, das rettet dich?"

Knud lachte.

„Du weißt gar nichts, Stijn Gunnarson! Euer Jarl ist ein rechtschaffener Mann. Er wird uns vor das Thing führen. Und bis dahin muss er uns durchfüttern! Wir werden ein gutes Leben haben, bis wir zur Rechenschaft gezogen werden! Und ihr müsst zähneknirschend daneben stehen und es akzeptieren!"

Stijn grinste dämonisch.

„Bist du dir da sicher?"

Er packte wieder die Seile und schwang sich auf den Sattel. Dann zerrte er die beiden hinter sich her.

Nun war er sich auch unsicher. Knud könnte Recht haben. Thorvald hielt sich an die Gesetze. Er hätte schon zum König gehen müssen, um eine Ausnahmeregelung zu bekommen und Stijn war sich nicht sicher, ob er das getan hatte. Er überlegte sich einen Augenblick, ob er es nicht selbst erledigen sollte. Er war alleine mit den Kerlen und niemand würde es in Frage stellen, dass er sie in einem Kampf erledigt hatte. Doch dann sah er wieder das Bild vor sich. Sein Bruder mit der Frau in den Armen, die er liebte. Sein Gesicht vor Wut und Hilflosigkeit verzerrt. Wut, weil sie Tilda so verletzt und sein Kind getötet hatten. Und Hilflosigkeit, weil er Tilda nicht alleine lassen wollte.

Nein, es war Tjarks Entscheidung, was sie zu erleiden hatten. Stijn wusste nur nicht, wie er reagieren würde, wenn Tjark auch auf eine Verhandlung bestehen würde. Er war sich sicher, dass er dann gehen würde. Dies wäre eine zu große Schande für ihn!



"Mir gefällt der neue Stijn nicht! Seit wann hat er denn Spaß daran Menschen zu quälen? Und er hat nicht einmal bemerkt, dass Franka immer noch auf dem Hof seines Bruders ist!"

Gna legte ihren Kopf auf die Arme und seufzte, doch Freya hob einen Finger.

"Sie ist nicht diejenige, die ihn wieder Ruhe gibt! Da ist jemand anderes!"

"Aber sie liebt ihn!"

Freya seufzte.

"Sie meint ihn zu lieben. Verwechsle Lust nicht mit Liebe! Ihr ist klar, dass er sie nicht liebt! Außerdem sollten wir uns nicht um Stijn kümmern. Das machen wir später!"

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