10. Kapitel
3 Monate später
„Und was mache ich damit?"
Tjark stand vor dem Händler und betrachtete die dunklen Bohnen, die er endlich gefunden hatte. Die Raubzüge waren sehr erfolgreich gewesen. Thorvald wollte aber noch Handel betreiben und Tjark war es Recht gewesen. So konnte er einige kleine Geschenke für Tilda kaufen. Und endlich hatte er das gefunden, was er schon lange gesucht hatte.
Der fremdländische Händler verbeugte sich wieder vor ihm.
„Ihr müsst die Bohnen mahlen und dann mit heißem Wasser aufgießen. Darf ich den Herrn fragen, wie er gerade auf den Gedanken kommt Kaffeebohnen zu kaufen?"
Tjark lächelte leicht.
„Es ist für meine Braut, die sich nach dem Getränk sehnt!"
Der Händler lächelte. Tjark war klar, dass er zu viel preisgegeben hatte. Der Preis für den Sack Kaffeebohnen würde wohl jetzt steigen. In Gedanken rechnete er schon nach, ob er überhaupt noch ein paar Münzen behalten durfte. Bisher hatte er gut gehandelt, aber er durfte nicht übermütig werden. Er hatte nur wenig Münzen mitgenommen, die er von dem Verkauf des Honigs und den Kerzen bekommen hatte. Das nächste Mal würde es schon mehr sein, denn er würde einiges von der Beute bekommen. Aber eben erst, wenn sie wieder zu Hause waren.
Der Händler öffnete noch einmal den Sack und füllte noch ein paar Bohnen hinzu. Dann sah er Tjark lächelnd an.
„Der Preis bleibt der Gleiche. Ich muss gestehen, dass ich froh bin, dass ich den Sack verkauft habe. Die Leute des Nordens schätzen Kaffee nicht besonders und es freut mich zu hören, dass es wenigstens eine Frau gibt, die dieses Getränk mag!"
Tjark bedankte sich und bezahlte den Händler.
Heute noch würde es endlich weitergehen. Er konnte es kaum abwarten, endlich wieder nach Hause zu kommen und Tilda zur Frau zu nehmen. Er hätte nie geglaubt, dass er eine Frau einmal so vermissen könnte. Doch Tilda spukte ihm andauernd im Kopf herum.
Er ging in Richtung des Hafens.
Das zweite Boot war schon vorausgefahren und er hatte einem der Männer das Versprechen abgenommen, dass man Tilda einen Boten schickte, damit sie rechtzeitig bei seiner Ankunft auf dem Gut sein sollte.
Natürlich hatte er Spott über sich ergehen lassen müssen. Die Männer waren beinahe an jedem Hafen in ein Wirtshaus gegangen, hatten sich betrunken und Frauen zu sich genommen. Tjark hatte immer freiwillig die Wachen übernommen, weil er sich an sein Versprechen halten wollte. Darüber hatten die Männer gelacht, doch er war eisern geblieben.
Er betrat das Boot und wurde gleich von Thorvald begrüßt.
„Es geht endlich nach Hause, mein Freund!"
Tjark nickte.
„Ja! Ich kann es kaum abwarten! Es wird Zeit."
Thorvald grinste.
„Ich denke, wir haben in der ersten Nacht gleich zwei Gründe um zu trinken! Ich muss sagen, dass ich mich für dich freue, obwohl ich auch etwas neidisch bin. Tilda ist eine wunderschöne Frau!"
Tjark lachte.
„Ich habe es gesehen, wie du sie angestarrt hast. Du kannst nur froh sein, dass ich auch weiß, warum du so darauf gepocht hast, sie zu mir zu schicken."
Thorvald nickte.
„Bei den Göttern, du hast wirklich Glück. Und sie auch!"
Tjark zuckte mit den Schultern.
„Das hoffe ich!"
Tilda rieb sich den Rücken, der höllisch schmerzte. Aber sie war zufrieden. Die Ernte war eingefahren und ein Bote war vor ein paar Tage gekommen, um ihr die Ankunft von Tjark zu melden.
Es würde für ihn eine Überraschung sein, wenn sie ihm sagte, dass die eine Nacht ausgereicht hatte, um sie zu schwängern.
Sie hatte es erst gar nicht wahrgenommen, weil sie absolut keine Probleme hatte. Keine Morgenübelkeit oder sonst was, was sie immer von anderen Frauen gehört hatte. Ihre Regel war zwar ausgeblieben, aber sie hatte sich auch darüber keine Gedanken gemacht, da sie meistens sehr unregelmäßig kam.
Es war Olrik, der irgendwann zu ihr sagte, dass sie sich etwas zurückhalten sollte, da es für das Kind nicht gut wäre, wenn sie sich überanstrengte.
Tilda hatte ihn angestarrt, doch Olrik hatte nur gelächelt und ihr gesagt, dass er die Anzeichen dafür kannte.
Sie hatte den Mann nur angestarrt, doch dann hatte sie sich wirklich gefreut.
Und nun würde Tjark endlich wiederkommen.
Der Bote war vor vier Tagen erschienen. Sie wollte morgen mit Lasse los reiten, damit sie pünktlich am Gut ankam.
Sie sah zu Olrik.
„Wir haben es geschafft. Du wirst auch froh sein, wenn du endlich zu Hause bist!"
Sie mochte Olrik. Er war ein ruhiger, älterer Mann, der ihr wirklich sehr geholfen hatte. Dabei war er ihr am Anfang eher mürrisch erschienen. Aber das war seine Art.
„Ja, Herrin! Dennoch muss ich sagen, dass ich wirklich gerne hier gearbeitet habe. Du warst immer großzügig und mein Weib dankt dir, dass sie auch hier bleiben durfte."
Olrik hatte sich auch eine ehemalige Sklavin zur Frau genommen. Tilda war entsetzt gewesen, als er ihr erzählte, dass sie die ganze Zeit alleine war. Deswegen hatte sie die Frau eingeladen und bezahlte ihre Arbeit mit Honig. Erst hatte sie ein schlechtes Gewissen gehabt. Doch die beiden hatten ihr versichert, dass sie mit dem Honig und der Verpflegung zufrieden waren.
Tilda schloss die Scheune ab und schaute über die Felder. Dann sah sie Reiter auf ihren Hof zukommen. Sie konnte nicht genau erkennen, wer sie waren, aber sie wusste, dass Thorvalds Männer immer von der Waldseite herkamen. Diese Männer kamen von den Bergen.
„Kennst du die Männer?", fragte sie Olrik.
Der schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war wie versteinert.
„Geh! Verstecke Lasse!"
Tilda fragte nicht nach. Sie rannte zum Haus.
Oda, Oliriks Frau, saß mit Lasse am Tisch und beide sahen erschreckt drein, als Tilda hinein gestürzt kam.
„Lasse! Hör mir gut zu, mein Kleiner. Du gehst jetzt hinten hinaus und läufst in den Wald. Verstecke dich, bis wir dich wieder holen kommen. Wenn es Nacht wird und wir immer noch nicht da sind, dann warte trotzdem! Erst wenn zwei Tage vergangen sind, wirst du zu Thorvald gehen!"
Sie nahm einen Beutel vom Haken und gab Brot und einen Schlauch Wasser hinein. Außerdem eine Decke. Dann reichte sie Lasse den Beutel und küsste ihn auf die Stirn.
„Geh! Rasch!"
Lasse stellte keine Fragen. Er tat, was sie ihm sagte.
Oda wartete, bis Lasse weg war.
„Ein Überfall?"
Tilda zuckte hilflos mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht. Aber sicher ist sicher!"
Oda nickte und holte sich eine Keule, die sie mitgebracht hatte.
„Du solltest auch gehen!", verlangte sie.
Tilda schüttelte den Kopf.
„Nein! Ich werde euch nicht alleine lassen."
Sie schnappte sich ein Messer und versteckte es in einer Rocktasche. Dann nahm sie Tjarks alte Streitaxt und ging nach draußen.
Die Reiter waren schon bei den Feldern und sie verlangsamten ihr schnelles Tempo nicht. Es war ganz offensichtlich kein freundschaftlicher Besuch, denn nun konnte man auch die Waffen sehen.
Olrik trat ihnen entgegen, doch der erste der vier Reiter streckte ihn mit einem Schwertstreich nieder.
„Olrik!", schrie Oda und rannte zu ihrem Mann.
Tilda schrie, als sie sah, wie auch Oda von einem der Männer niedergestreckt wurde. Sie packte die Axt fester und stellte sich breitbeinig hin. Sie hatte den Gunnarsons oft genug beim Kampftraining zugesehen und sie wusste, dass ein guter Stand das Wichtigste war.
Der erste Reiter kam angeprescht. Es war ein junger Kerl. Seine Kleidung war zerschlissen und dreckig, sein Bart verfilzt und sie konnte an seinem Grinsen erkennen, dass die Zähne schon faulten.
Er hob sein Schwert, doch Tilda wich geschickt aus. Durch den Schwung fiel er vom Pferd und Tilda holte aus. Es knirschte, als sie ihm die Axt in den Brustkorb rammte. Der Kerl starrte sie ungläubig an, dann spuckte er Blut aus, als sie die Axt wieder herauszog.
„Sie hat Hegil umgebracht!", hörte sie jemand hinter sich brüllen.
Reflexartig duckte sie sich und schlug blindlings um sich. Sie spürte, wie sie etwas traf.
„Verdammtes Weib! Sie hat mich verletzt!"
Eine Hand packte sie grob an den Haaren und zerrte sie nach hinten.
„Schau dir das an! Was für ein Prachtweib!"
Tilda schlug wild um sich.
„Lass mich los!", schrie sie, doch eine andere Hand packte sie am Hals.
„Ganz ruhig, Vögelchen! Bei Odin, sehe dir diese Augen an, Orm! Hast du schon einmal solche Augen gesehen?"
Der andere Kerl grunzte.
Tilda wurde es schlecht, als sie an einen ungewaschenen Körper gedrückt wurde. Nur mit Mühe konnte sie ihr Essen bei sich behalten.
„Was meinst du? Sollen wir uns mit ihr vergnügen? Erst schauen wir, was es zu holen gibt und dann ist sie ein Teil der Beute."
Den Kerl, der Orm genannt wurde, grunzte wieder und seine Hand packte sie grob unten an.
„Das würde mir gefallen. Jammere nicht rum, Ulvy. Es ist nur ein Kratzer!"
Ihre Hände wurden zusammengebunden und dann drückte man sie an einen Baum und fesselte sie daran fest. Sie konnte nur hilflos mit ansehen, wie die drei Männer in das Haus gingen. Sie hörte, wie Geschirr zerbrach und Holz splitterte.
„Verdammter Mist. Hier gibt es gar nichts. Du hat wahrscheinlich den ärmsten Bauer ausgesucht, den es hier in der Gegend gibt!"
Sie hörte, wie dieser Orm seine Wut herausbrüllte.
„Da ist immer noch das Weib!"
Wieder hörte sie etwas krachen. Dann war es kurz ruhig.
Plötzlich roch sie Rauch.
„Nein! Nein!", schrie sie.
Die Kerle zündeten das Haus an, das Tjark erst gebaut hatte.
Ihr Kopf wurde brutal zurück gerissen.
„Jetzt werden wir uns vergnügen. Du hast uns viel zu bezahlen, denn im Haus war nichts."
Sie lösten die Fesseln und zerrten Tilda an den Haaren zum Feld. Orm nestelte schon an seinen Hosen.
Tilda ertastete das Messer.
„Ich bezahle euch gar nichts!"
Sie stach zu. Orm starrte sie mit leeren Augen an. Dann sah er hinunter. Tilda hatte ihn knapp Oberhalb seines Gliedes erwischt. Blut spritzte auf sie und Tilda würgte trocken.
Orm brach zusammen.
„Das Weib ist wahnsinnig!"
Sie spürte einen harten Tritt in den Unterleib und krümmte sich zusammen. Schläge prasselten auf sie ein. Die meisten erwischten sie im Gesicht, doch auch auf dem gesamten Körper. Sie ließen kaum von ihr ab, sondern traktierten sie mit Tritten und Schlägen. Sie stöhnte auf vor Schmerzen.
„Sie hat auch noch Orm umgebracht!"
Wieder ein Tritt.
Sie versuchte sich zu einer Kugel zusammen zu rollen, um das Kind zu schützen, doch dann traf sie eine Faust. Einen Moment wurde es ihr schwarz vor den Augen.
„Wir verschwinden von hier! Ich habe keine Lust mehr, das Weib zu besteigen. Sie ist nicht mehr so hübsch, sondern hässlich! Sie ist sowieso bald tot!"
Der Jüngere schien etwas verunsichert zu sein.
„Sollten wir es nicht richtigmachen? Die Kehle durchschneiden oder so!"
Der andere schnaubte.
„Schau sie dir an! Das wird sich bald erledigt haben. Sie ist doch jetzt schon halb tot!"
Noch ein letzter harter Tritt und sie ließen sie endlich alleine.
Tilda blieb zusammen gekrümmt am Boden liegen.
Ihr Bauch schmerzte. Vorsichtig setzte sie sich auf und sah an sich hinunter. Ein Fleck hatte sich auf ihren Rock gebildet und sie spürte, wie Flüssigkeit aus ihr herausfloss.
„Oh nein. Oh nein!", stöhnte sie und versuchte sich zu beruhigen. Doch dann setzten die Krämpfe ein. Tilda wusste, was das zu bedeuten hatte.
Sie verlor ihr Baby!
Tjark ritt wie der Teufel.
Hier stimmte etwas nicht.
Er war erst enttäuscht, als das Boot geankert hatte, aber er nirgends Lasse und Tilda sehen konnte. Hatte sie sich verspätet? Oder hatten sie gar keine Nachricht bekommen?
Doch dann hatte er von Sanne gehört, dass der Bote schon wieder angekommen war und Tilda eigentlich gleich nachkommen wollte. Und das war schon einige Tage her.
Ohne auf jemand zu warten, hatte er seinen Hengst gesattelt und war los geritten. Er merkte zwar, dass Stijn ihm folgte, doch er nahm keine Rücksicht. Er gönnte sich und seinem Hengst kaum eine Pause. Schließlich kam er auf den Hügel, von dem er einen ersten Blick auf seinen Hof hatte. Eine Rauchsäule stieg auf.
Er schluckte hart.
Neben ihm hielt Stijn.
„Bei den Göttern! Was ist passiert?"
Tjark antwortete nicht, sondern gab seinem Hengst die Sporen.
Sein Haus brannte lichterloh.
Noch mitten im Galopp stieg er ab und rannte zum Brunnen, um Wasser zu schöpfen. Stijn tat es ihm nach. Doch das Haus war nicht mehr zu retten. Es war niedergebrannt.
Schwer atmend sah er sich um. Auf dem Feld lagen vier Leichen. Er erkannte Olrik und seine Frau. Dann lagen da noch zwei Männer, die er nicht kannte.
„Verdammt! Ein Überfall. Wo sind Tilda und Lasse?"
Er ging zum Feld. Der Knecht und seine Frau waren jeweils durch einen Schwertstreich niedergemetzelt worden. Die Männer sahen übler aus. Neben der einen Leiche lag seine Streitaxt. Den hatte Tilda wohl niedergemacht. Als er die andere Leiche sah, brüllte er auf. Die Hose war schon heruntergezogen und ein Messer steckte im Unterleib.
„Tilda hat sich gewehrt!", stellte Stijn fest.
Tjark nickte und suchte weiter. Waren da mehr Männer gewesen? Hatten sie Tilda und Lasse mitgenommen?"
Eine Blutspur erweckte seine Aufmerksamkeit. Er rannte der Spur hinterher bis zu dem kleinen Fluss, der hinter seinem Haus floss.
„Tilda!", brüllte er.
Wo war sie nur?
„Tjark?"
Die Stimme war schwach, aber er hatte sie gehört.
„Tilda! Wo bist du?"
Er folgte der Stimme, die leise vor sich hin wimmerte.
Dann fand er sie endlich.
Sie lag am Ufer des Baches. Ihr Kleid war blutverschmiert. Das konnte er erkennen, obwohl sie mit dem Rücken zu ihm lag.
Er rannte auf sie zu und hob sie auf. Stijn zischte hinter ihm und er musste Tränen unterdrücken. Sie war ins Gesicht geschlagen worden. Ein Auge war völlig zugeschwollen. Als sie den Mund öffnete, sah er, dass ein Stück von einem Zahn fehlte. Die Wunde an der Stirn war aufgeplatzt wie eine reife Frucht und sie blutete immer noch. Bevor er sich zu ihr niederkniete, zog er seine Tunika aus uns drückte sie gegen ihre Stirn. Tilda stöhnte vor Schmerzen auf.
„Wer war das, Tilda?"
Er wusste, dass es eine dumme Frage war. Tilda kannte niemanden hier. Wie sollte sie ihm diese Frage beantworten?
Sie stöhnte leise auf, als er sie auf seinen Schoß zog.
Sie versuchte ihn an zu sehen, aber es war ihr kaum möglich.
„Ich kannte sie nicht. Ich habe den Namen Orm und Ulvy behalten können."
Sie schluckte hart und Tränen liefen ihr über die Wange.
„Haben sie dich...vergewaltigt?"
Er schloss kurz die Augen.
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein! Aber...Tjark...unser Baby...es tut mir so leid!"
Er riss die Augen auf.
„Du...du bist...schwanger?"
Nun weinte sie hemmungslos.
„Ich habe es verloren! Sie haben mich getreten. Ich konnte es nicht schützen!"
Er drückte sie fester an sich.
Fassungslos sah er zu Stijn, der leichenblass geworden war.
Er wäre Vater geworden? Und diese Männer hatten sein Kind getötet?
Tjark fuhr sich durch sein Haar, das wieder länger gewachsen war. Er hatte das Kleid gesehen und dachte, sie hätten seine Tilda vergewaltigt. Aber sie hatten sein Kind getötet.
Tilda schluchzte auf.
„Es tut mir so leid!"
Er schüttelte den Kopf und küsste sie vorsichtig auf die Stirn.
„Pst! Nein! Du kannst nichts dafür!"
Auf einmal hob sie erschrocken den Kopf.
„Lasse!"
Stijn kniete sich zu ihnen.
„Was ist mit Lasse? Haben sie ihn mitgenommen?"
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein! Ich habe ihm gesagt, er soll sich im Wald verstecken. Er muss Angst haben! Aber er soll mich nicht so sehen!"
Tjark nickte und wandte sich an Stijn.
„Suche ihn und bringe ihn dann zu Thorvald!"
Stijn nickte und stand auf.
„Was machst du?", fragte er.
Tjark schnaubte.
„Ich bleibe mit Tilda hier! Geh! Du hast gehört, was sie gesagt hat. Er soll sie nicht so sehen!"
Stijn nickte und ging in den Wald.
Tjark nahm Tilda vorsichtig in seine Arme und stand auf.
„Ruh dich aus, mein Mädchen! Ich kümmere mich um dich!"
Sie barg ihr Gesicht an seinen nackten Oberkörper.
Immer wieder murmelte sie, dass es ihr Leid tat. Es brach ihm fast das Herz.
Langsam ging er zu der alten Hütte, die noch stand.
Vorsichtig legte er sie auf das Lager und zog sie aus. Dann wusch er sie und zog ihr ein Unterkleid von Oda an. Es war zu weit, aber das war ihm egal. Er hatte nichts mehr, was er ihr anziehen konnte.
Vorsichtig gab er ihr etwas zu trinken und zu essen.
Dann legte er sich zu ihr und nahm sie in seine Arme.
„Bist du sehr böse auf mich?", hörte er sie leise fragen.
Ob er böse war? Auf sie?
Es herrschten jede Menge Gefühle in ihm, aber die richteten sich bestimmt nicht gegen Tilda.
„Du hast dumme Gedanken in dir, Tilda! Warum sollte ich böse auf dich sein? Ich bin eher auf mich wütend, weil ich dich hier alleine gelassen habe!"
Sie sah ihn an.
„Aber du konntest nicht wissen, dass so etwas passiert."
Er brummte leise.
„Das konnte keiner ahnen! Und jetzt höre auf mit den dummen Gedanken. Du solltest schlafen!"
Sie barg ihr Gesicht wieder an seine Brust. Er spürte ihre Tränen.
„Ich habe mich gefreut, Tjark. Ich habe mich auf unser Kind gefreut!"
Er strich ihr über das Haar.
Das hätte er sich auch!
„Das ist das Schlimmste, was die Nornen hätten tun können!"
Gna wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.
Freya schüttelte den Kopf.
„Nein! Sie hatten noch etwas viel Schlimmeres vor. Ich habe ja schon gesagt, dass ich das Schlimmste abgewendet habe."
Gna hielt sich die Ohren zu.
„Ich glaube, ich will es gar nicht wissen. Es ist schon schlimm genug, was sie jetzt zugelassen haben! Und unser kleiner Lasse wird wieder für eine Weile alleine sein! Und es war alles Tjarks Schuld!"
Frigg schnalzte mit der Zunge.
„Verurteile ihn nicht so schnell! Alle Gunnarsons sind leidenschaftlich, egal ob es Liebe, Wut oder Hass ist! In dem Moment, als er es aussprach, hatte er es so gemeint. Er ahnte ja nicht, dass er sich in sie verlieben würde. Und nun ist er wieder wütend!"
Gna sah entsetzt auf.
„Er wird doch nicht..."
Frigg atmete tief ein.
„Es wird eine Weile dauern, bis alles in Ordnung ist."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top