„Eine ziemlich schöne Überraschung Besim. Sehr schön sogar."


{ Kapitel Zehn }

Sicht von Spresa

Er hat mir bis zum Ende zugehört. Ich konnte das nicht mehr für mich behalten. Es war einfach zu viel. Irgendwann erreiche auch ich meine Grenzen. Außerdem muss ich mir nicht alles gefallen lassen. Jahrelange Demütigung, wobei er sich dessen nicht einmal bewusst ist, habe ich durchmachen müssen. Nur wegen ihm. Genau als er den Mund aufmachen und mir anscheinend etwas sagen wollte, wurde er von einem rufenden Sven unterbrochen. Mein Handy hatte ich gestern nicht dabei aber ich wusste, dass keine 30 Minuten rum waren. Trotzdem war Sven der Meinung mich aus dem Fenster frösteln gesehen zu haben und da hatte er nicht so ganz unrecht. Es war verdammt kalt und in meinem dünnen Top mit Spaghettiträgern ging gar nichts mehr.

Von Granit hatte ich mich mit einem einfachen Gute Nacht verabschiedet und wurde von Sven auf mein Zimmer begleitet. Das letzte was ich gesehen hatte, war ein Nicken von ihm. Mehr nicht aber mehr habe ich nicht erwartet..

Nach meinen langen und mühseligen Überredungskünsten, darf ich heute tatsächlich nach Hause. Schmerzen hatte ich noch. Keine Frage. Dennoch konnte ich mich bewegen und vor allem arbeiten. Gott sei Dank! Das Krankenhaus hat gesagt, ich dürfte sogar reisen, was ich aber erstmal nicht tun werde. Die Not Op war lediglich wegen dem Blinddarm. Die Zysten sind leider noch drin und erschweren mir um ehrlich zu sein einiges. Dafür habe ich ebenfalls einen Termin bekommen aber zuerst muss sich mein Körper erholen und meine mittlerweile große Narbe am Bauch verheilen. Die Nähte sind noch frisch und fühlen sich ziemlich seltsam an.

Mit Mühe lasse ich mir nichts anmerken und versuche mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Arbeit! Das ist auch der Grund, wieso ich mich zu Hause geduscht und zurecht gemacht habe und gerade von Nejla zur Arbeit gefahren werde. Apropos Nejla. Was wäre ich nur ohne sie? Sie und Erijon haben mir die Zeit im Krankenhaus und während meinem Zwangsurlaub wirklich leichter gemacht. Haben für mich meine Tasche gepackt, mich abgeholt und für mich eingekauft. Nejla hat sogar meine Wohnung geputzt obwohl das nicht einmal nötig war.

Vor dem großen Firmengebäude angekommen, steigt sie ebenfalls aus und sieht mich eindringlich an, weshalb ich nicht anders kann als loszulachen. Nejla sieht mich monoton an und kann sich ihr Schmunzeln dann doch nicht unterdrücken. „Du siehst ziemlich heiß aus für eine Person die noch vor wenigen Stunden im Krankenhaus war." Ihre Augenbraue ist gehoben und die Arme sind vor ihrer Brust verschränkt, während sie an ihrem Auto gelehnt ist. Diese kleine Hexe!

Mit aller Mühe schaffe ich es, sie abzuwimmeln und steige alleine in den Aufzug ein. Bis gleich 15. Stock.

Ich darf wieder arbeiten! Nach einem ganzen Monat. Es gibt keine Worte, die beschreiben könnten, wie sehr ich mich freue. Wie sehr ich hier sein möchte. Auf direktem Wege möchte ich zu Besim Musa aber werde plötzlich aufgehalten, weil mir eine all zu bekannte Stimme hinterherruft. Oh! Tatsächlich. Es ist Rilind..

Erfreut darüber ihn zu sehen, drehe ich mich um und sehe ihn nun genau vor mir stehen. Nur ein halber Meter trennt uns. Die plötzlich auftretende, männliche Aura lässt mein Herz augenblicklich schneller schlagen, da ich das einfach nicht kenne. Einem Mann so nah zu sein.. So nah, dass sein Duft meine Nasenflügel angenehm kitzelt. Seine strahlend weißen Zähne, die einer wunderschönen Perlenkette ähneln, bringen mich ebenfalls zum Lächeln. Seine positive Aura tut meiner Seele so gut. Das ist der Wahnsinn! Vor kurzem waren wir uns mehr als fremd aber jetzt muss ich dank ihm lächeln.

„Du darfst also wieder arbeiten? Wie geht es dir jetzt Spresa? Hast du noch Schmerzen?" Seine Fragen überrumpeln mich zwar ein wenig aber nicht auf eine negative Art und Weise. Das sich jemand außer Erijon, Nejla und Herr Musa so sehr um mich sorgt, fast schon für mich interessiert, lässt mich etwas verlegen werden. Ich ziere mich ohne etwas dagegen tun zu können. Die Fragen beantworte ich ihm mit etwas wärmeren Wangen und sehe ihm in die blaugrauen Augen.

Welches Parfüm benutzt er wohl? So langsam fühle ich mich benebelt, weil es verdammt gut riecht. Es ist so maskulin, so dominant aber nicht zu viel. „Freut mich, dass du wieder da bist Spresa, wirklich! Es ist schön dich wieder in der Firma zu sehen. Meiner Meinung nach haben wir uns sowieso viel zu spät kennen gelernt, obwohl wir in der selben Firma arbeiten." Oh wow.. seine Worte lassen die Hitze in mir weiter aufsteigen. Das hat er wirklich gesagt! Etwas beschämt aber auch geschmeichelt, lächle ich und entlocke ihm ein Grinsen. Merkt er, dass ich mich so geniere? Bestimmt tut er das, oder? Vielleicht lächelt er deswegen. Oder macht er sich darüber lustig? Dieser plötzliche Gedankengang lässt mein inneres etwas mulmig werden.

Rilind:„Überanstreng dich aber am besten nicht so viel. Ich werde weiterhin einige Aufgaben von dir übernehmen, weil ich aktuell noch dran sitze. Mach dir da gar keinen Stress." Habe ich im Ernst gedacht, dass sich dieser Mann über mich lustig machen könnte? Ich nehme das sofort zurück! So eine liebe Person trifft man selten und da sollte man nicht direkt solche paranoiden Gedanken haben. Meine Gedanken, die mir das Leben oft schwerer machen als es bereits ist..

Rilind begleitet mich bis zum Büro von Besim Musa und klopft einmal fest. Okay das kann man nicht überhören. Das steht schon mal fest. Ich stehe hinter ihm, da wir der Meinung waren, dass der Überraschungseffekt somit viel effektiver ist. Ich bin nun mal gekommen ohne Bescheid zu geben. Ich weiß nicht wie er reagieren wird und bin ziemlich gespannt. Die Angst, dass er mich wieder in den Zwangsurlaub schickt, ist viel zu groß. Noch weitere langweilige Tage kann ich nicht aushalten. So langsam kam es mir schon vor als würden die Wände mich einengen.

Die Tür wird von Rilind aufgemacht und mit vorsichtigen Schritten folge ich ihm. "Ich habe eine schöne Überraschung für dich Besim.", höre ich sein Grinsen deutlich raus. Unseren Geschäftsführer kann ich noch nicht sehen aber seine Stimme kann ich deutlich hören. „Eine Überraschung? Was denn für eine Überraschung?", fragt er verwundert. Mein schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen.

„Eine ziemlich schöne Überraschung Besim. Sehr schön sogar." Schön.. meint er mich damit oder weil er ihn eben überraschen möchte? Oh man.. wieso denke ich an so etwas? Rilind sagt das ganz bestimmt nicht wegen mir! Langsam gehe ich zur Seite und mache somit Besim Musa und leider Gottes auch seinen Neffen, mit dem ich nicht gerechnet habe, auf mich aufmerksam. „Guten Morgen.", murmel ich etwas verlegen in die Runde und bekomme mit wie Herr Musa mit großen Schritten auf mich zu kommt. Was passiert denn jetzt?

„Spresa? Geht es dir besser? Darfst du überhaupt arbeiten? Hast du noch starke Schmerzen?" Oh.. wow! Ich.. ich bin überwältigt. Seine besorgte Stimme geht mir unter die Haut. Eine ungewollte Gänsehaut legt sich auf meine frei liegenden Arme. Das schwarze Kleid, welches ich eigentlich zu Erijons Geburtstag anziehen sollte, war wohl doch keine gute Idee.. Na gut, eigentlich hatte ich mir auch vorgenommen es nicht zur Arbeit anzuziehen aber zu spät kommen kam auch nicht in Frage. Das ist auch der Grund, wieso ich jetzt in einem ziemlich.. naja ziemlich reizenden Kleid im Büro meines Chefs stehe.

Bevor ich überhaupt antworten kann, schlingen sich kräftige Arme um mich. Herr Musa umarmt mich wirklich! Sogar neben Rilind und Granit... Wow. Meine Arme schlinge ich ebenfalls um ihn und muss lächeln.

Sicht von Granit

Mein Onkel zieht sie überraschenderweise in eine feste Umarmung, die sie letzten Endes auch erwidert. Trotz der hohen Schuhe die sie trägt, stellt sie sich etwas auf Zehenspitzen um der Größe meines Onkels gerecht zu werden. Das die Musas ziemlich groß geraten sind muss ich nicht erwähnen. Auch als sie mit mir gesprochen hatte, musste sie ihren Kopf in den Nacken legen. In letzter Zeit sorgt sie bei mir um ehrlich zu sein für starke Verwunderung. Seit wann ist sie so anders?

Meine Augen wandern automatisch weiter hoch von ihren lackierten Fußnägeln, wo ich ihr schwarzes Kleid mit verdammt dünnen Trägern und einem Rückenausschnitt sehen kann. Seit wann trägt sie sowas bitte? Damit meine ich nicht, dass dieses Kleid schlecht aussieht. Das nicht aber ich könnte schwören, dass ich so etwas noch nie an ihr gesehen habe. Das beige Kleid beim Essen, dieses blaue Kleid in Österreich und nicht zu vergessen diese Nachtwäsche..

Ach du scheiße. Diese Nachtwäsche geht mir bis heute nicht aus dem Kopf. Nie in meinem Leben hätte ich auch nur ansatzweise gedacht, dass ich die nervige kleine Praktikantin so spärlich bekleidet sehe. Als sie sich gebückt hatte um etwas aufzuheben, hatten meine Gedanken verrückt gespielt. Macht sie jedem so die Tür auf? Ich bin selbst schockiert welche Gedanken ich hatte und das nur wegen ihr. Wegen einer Spresa, die ich nicht unbedingt leiden kann.

Ihre Art ist einfach langweilig. Sie denkt nur an die Arbeit und mehr nicht. Sibel beispielsweise ist gar nicht so. Sibel kann auch Spaß haben. Sie kann mir zeigen wie sehr sie sich amüsieren kann. Spresa eben nicht.

Während mein Onkel Spresa ausfragt und sich mit ihr unterhält, kommt Rilind in meine Richtung, weshalb ich aufstehe und seiner ausgestreckten Hand entgegen komme. Wir unterhalten uns ebenfalls und ich kann deutlich mit ansehen, wie oft seine Blicke in ihre Richtung schweifen. „Man muss schon zwei Mal schauen um zu checken, dass sie Albanerin ist." Meine Verwirrung lasse ich mir nicht anmerken und sehe ebenfalls in ihre Richtung. Das sie sein Interesse geweckt hat, kann ich deutlich spüren. Aber wieso? Es ist doch nur Spresa.

„Die Narbe wird mich wohl für immer begleiten müssen.", höre ich ihre ruhige Stimme und folge ihrer Hand, die auf ihrem flachen Bauch liegt. Eine Narbe, die sie aber gerettet hat. Nach ihren Worten vor der Klinik, habe ich realisieren können, dass Spresa ernsthaft kurz vor dem Tod war.

Mein Onkel blickt sie mit einem schwachen Lächeln an. „Alles wird wieder gut, ja? Immer positiv bleiben Spresa.", zwinkert er ihr zu und bekommt ein Nicken von ihr. „Schon 9 Uhr? Ich muss noch einen wichtigen Anruf mit dem Werner tätigen. Man sieht sich Granit." Nickend sehe ich ihm in die Augen ehe er sich umdreht und wieder Richtung Tür läuft. „Man sieht sich Besim mein Freund.", hebt er die Hand. Er und mein Onkel verstehen sich ebenfalls sehr gut. Das hat nur seine Vorteile. Für die Firma als auch privat, falls man mal auf albanischen Festen aufeinander trifft, was schon einige Male vorgekommen ist.

„Bis dann Spresa.", legt er seine Hand plötzlich auf ihre Schulter, die nur mit einem dünnen Träger bedeckt ist und geht mit einem neutralen Gesichtsausdruck raus. Rilind merkt echt nicht, dass sowas bei Spresa nicht geht. Bei Sibel und den anderen Kolleginnen vielleicht aber bei Spresa nicht. Sie verkrampft sich dann immer so deutlich, dass man das gar nicht übersehen kann.

Wieso, weiß ich nicht aber das ist mir auch echt egal. Eigentlich würde ich auch rausgehen um mal eine rauchen zu gehen und um den beiden mehr Privatsphäre zu schenken aber ich sehe schon Onkels Blick der mir sagen soll, dass er mich noch braucht. Anscheinend ist ihre Konversation ebenfalls beendet, da sie etwas unbeholfen an ihren Fingern spielt und die Lippen aufeinander gepresst hat. Onkel blickt mich lächelnd an.

„Ich möchte, dass du Spresa den neuen IT - Raum zeigst. Die neuen Kollegen stellst du ihr bitte auch vor, ja?" Seine Bitte kann und darf ich natürlich nicht abschlagen also stehe ich auf und nicke ihm kurz zu. „Falls du zu tun hast, will ich dich nicht aufhalten." Das sie mich jetzt direkt anspricht überrascht mich ein wenig. Ihre weinroten Nägel kratzen ihren Unterarm und etwas nervöses glitzert in ihren Augen. „Ne, komm.", gebe ich schlicht von mir und mache die Tür auf. Sie verabschiedet sich mit einem Lächeln von meinem Onkel und läuft aus dem Raum, während ich mich am Türrahmen angelehnt habe. Beim Vorbeilaufen weht mir ein ziemlich angenehmer Duft entgegen. Sie riecht gut. Muss man ihr lassen.

Im Flur ist es relativ still, da jeder bestimmt in seinem Büro ist und arbeitet. Spresa läuft neben mir her ohne etwas zu sagen. Nach der Sache in der Klinik, hat sie wohl genau so wenig Lust auf mich wie ich auf sie. Vor dem neu renovierten IT Raum bleiben wir stehen und neugierig blickt sie zu mir hoch. Vor einigen Wochen hat sich die Abteilung aufgelöst, weshalb mein Onkel für neues IT Personal gesorgt hat. Junge, kluge und an ihre Zukunft denkende Menschen. Das waren seine Kriterien und das hat er auch bekommen. Die Männer die in dieser neuen Abteilung arbeiten, sind jung, technikbegeistert und lieben ihren Job.

Ich nicke ihr kurz zu und mache die Tür auf, damit wir reingehen. Spresa folgt mir und macht die Tür vorsichtig zu. „Morgen zusammen." Die Aufmerksamkeit liegt nun auf uns und keine Sekunde später sehe ich Markus vor mir, der für die Abteilung zuständig ist. Markus Röckel. „Morgen Herr Musa. Schön Sie hier zu sehen. Wie ich sehe, in Begleitung. Markus Röckel mein Name und Sie sind?", fragt er meine albanische Kollegin und reicht ihm höflich die Hand, welche sie annimmt und mit einem freundlichen Lächeln erwidert ehe sie sich mit Vor und Nachnamen vorstellt.

Seine Augen wandern einmal über ihre Statur ehe er sich lächelnd an mich wendet. „Ich werde Frau Memaj die Abteilung näher bringen. Sie ist aus ihrem Urlaub zurück und hat die Renovierungsarbeiten leider verpasst. Falls wir stören, geben Sie uns bitte sofort Bescheid.", sehe ich ihm in die Augen und mache ihm klar, dass die Arbeit Vorrang hat. Er schüttelt aber schnell den Kopf und winkt es gelassen ab. Markus:„Nein. Ganz im Gegenteil. Wir freuen uns immer wieder neue Gesichter kennen zu lernen. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen auch kurz die Kollegen vorstellen?", blickt er zum Schluss in ihre Augen und bekommt von ihr ein dankbares Nicken.

„Gerne." „Wunderbar! Dann fangen wir doch sofort an, sodass Herr Musa ebenfalls fortfahren kann. Wenn Sie möchten kann ich Ihnen den Rest auch abnehmen Herr Musa, falls Sie zu tun haben.", bietet er mir an aber von Spresa kommt erstaunlicherweise ein Kopfschütteln. „Dankeschön Herr Röckel aber ich glaube es genügt vollkommen, wenn Sie mir nur die Kollegen dieser Abteilung vorstellen. Herr Musa wird mir schon den Rest zeigen.", spricht sie ruhig und freundlich, schaut aber zum Ende hin etwas unsicher zu mir hoch.

Ihre Lippen presst sie aufeinander und im Moment verfluche ich sie dafür. Das bringt mich auf andere Gedanken. Dieses schimmernde auf ihren Lippen spricht mich irgendwie an, weshalb ich kaum merklich den Kopf schüttle um einen klaren Kopf zu kriegen und stimme ihr zu. „Ich werde ihr den Rest zeigen."

Die Vorstellungsrunde fängt an und Herr Röckel stellt den Männern, Spresa einzeln vor, wobei mir nicht entgeht, dass die Männer sich benehmen als hätten sie noch nie eine Frau gesehen. Zugegeben.. Spresas Kleid sorgt für Aufmerksamkeit und ihre Haut die herausguckt, lässt bei Männern wohl das Blut schneller arbeiten. Ihre Haare die voluminös und in großen Wellen auf ihrer rechten Schulter liegen, sorgen wohl für einen noch stärkeren Effekt. Spresa mit solchen Haaren zu sehen ist eine Seltenheit. Das muss man sich ja schon im Kalender notieren.

Spresa:"Spresa Memaj. Freut mich ebenso Sie kennen zu lernen.", schüttelt sie dem letzten IT Nerd die Hand und bedankt sich noch einmal bei Herr Röckel ehe sie sich zu mir stellt und mir abwartend in die Augen schaut. Ich gebe ihr ein Zeichen, dass sie mir folgen soll und mache die Tür im Raum auf, die zum EDV Raum führt.

Ein Blick in ihre Richtung verrät mir, wie überfordert sie ist. Trotzdem sehe ich eine gewisse Begeisterung in ihren Augen. Da wir alleine im Raum sind, fange ich von vorne an und erkläre ihr grob für was das ganze zu gebrauchen ist. Sie unterbricht mich kein einziges Mal und sieht mir mal in die Augen und dann auf den Technikkram vor uns. Ein paar Mal nickt sie und verinnerlicht anscheinend meine Worte. Wenn ich ehrlich bin, bin ich ihr verdammt dankbar. Ich verabscheue es unterbrochen zu werden. Als ich stoppe, sieht sie sich etwas um und dreht sich neugierig zu mir.

„Und was ist das da?", blickt sie zu mir hoch und irgendwie ziehen mich ihre freiliegenden Schultern, ihr Kiefer, ihr natürlicher Schmollmund und ihre kleine Nase in einen Bann. Ich weiß nicht wieso aber ihre nackten, braunen Beine, die ich im Hotel zu sehen bekommen habe, kommen mir wieder in den Sinn und ich muss stark schlucken, weil ihre glatte Haut mein Blut zum Brodeln bringt. Ihre unsichere Stimme, die plötzlich meinen Namen sagt, weckt mich aus meinen Gedanken und schluckend sehe ich ihr in die Augen. Kaum merklich schüttle ich den Kopf und kann mir grad selbst nicht glauben an was ich gedacht habe. Doch nicht bei Spresa alter!

Sicht von Spresa

Nachdem ich ihm eine Frage gestellt habe, drehe ich mich zu ihm aber bekomme keine Antwort. Nein.. stattdessen sehe ich in seine Augen und muss feststellen wie dunkel sie geworden sind. Ist er vielleicht wütend? Soweit ich weiß werden die Augen dunkel, wenn man verärgert ist, oder? Etwas unsicher blicke ich ihn an und verfolge seinen, sich bewegenden, Adamsapfel. Vielleicht hätte ich doch nicht fragen sollen. Er war doch sowieso gerade dabei mir die Dinge näher zu bringen.

Erst jetzt merke ich wie nervös ich mit meinen Fingern spiele und etwas verlegen die Schultern hebe. Sind meine Wangen jetzt rosa? Also warm sind sie auf jeden Fall! Ich muss mich kurz räuspern und kratze mich leicht am Unterarm, was ich mir unbedingt abgewöhnen muss. Habe ich ihn verärgert, sodass diese Stille entstanden ist? Ich weiß es nicht aber das er sich räuspert, lockert mich etwas.

„Das sind Geräte die für die Überwachung vom Gebäude zuständig sind. Es sind nicht direkt die Überwachungskameras. Dafür sind die Sicherheitsleute zuständig und das ganze ist auch in einem abgesicherten Ort. Diese Geräte sind lediglich für den Notfall da, falls mal etwas mit den Kameras schief laufen sollte. Sowas wie Ersatzakkus.", klärt er mich auf. Das alles ist so interessant und um ehrlich zu sein, könnte ich ihm stundenlang zuhören, was ich nicht gedacht hätte. Er erklärt es so genau, dass man sofort versteht um was es geht und den Drang verspürt noch mehr zu erfahren. Dennoch hätte ich nicht gedacht, dass ich ihm so gerne zuhöre.

Obwohl... wenn es um die Arbeit geht, können wir uns sehr wohl unterhalten. Nur nicht wenn es um private Dinge geht. Dann endet es wie immer in einer Katastrophe. „Darf ich noch etwas fragen?" Eigentlich möchte ich nicht so unsicher klingen aber es passiert automatisch. Ich möchte ihn nicht weiter aufhalten aber meine Neugier was die Arbeit angeht ist nicht zum runterspielen.

Sicht von Granit

Ihre Augen sehen groß in meine. „Darf ich noch etwas fragen?" Das sie mir diese Frage stellt, hat irgendwie etwas kindliches an sich aber irgendwie auch sehr niedliches. Sie könnte eigentlich auch sofort mit der Frage rausrücken aber stattdessen entscheidet sie sich für solche Umwege. Gespannt blickt sie zu mir hoch, weshalb ich nicke und auf ihre Frage warte.

„Denkst du, die Geschäftspartner aus Österreich haben mich wegen meinem abwesenden Verhalten als unhöflich abgestempelt? Also beim Essen..", fügt sie schnell hinzu und schluckt. Deswegen macht sie sich Gedanken? Das ganze ist doch schon ein Monat her. Mir wäre es so was von egal. Klar habe ich mich ebenfalls gewundert, wieso sie so drauf war und nicht mitgesprochen hat und sie deswegen im Zimmer darauf angesprochen aber den Partnern kann das am Arsch vorbei gehen.

Wäre nur sie als einzige da, die unsere Firma repräsentiert, wäre das etwas anderes. Aber Rilind, Sibel und ich waren auch noch da und haben die Situation so zu sagen gerettet. „Nein? Wie kommst du drauf?", will ich von ihr wissen und sehe nicht von ihren Gesicht weg, weshalb ich problemlos beobachten kann, wie sie an ihrer vollen Unterlippe knabbert und etwas laut ausatmet.

„Ich weiß es nicht. Normalerweise bin ich nie so bei einem Geschäftsessen aber an diesem Tag... Nach dem Anruf von deinem Onkel war ich ziemlich durch den Wind." Das sie mir ohne zu zögern geantwortet hat, überrascht mich sehr. „Was die Partner denken ist scheiß egal so lange sie den Vertrag unterschreiben. Wenn es um den Verlust einer naheliegenden Person geht, dann ist meinem Onkel sogar die Zusammenarbeit egal.", erkläre ich, da ich weiß wie mein Onkel bei solchen Angelegenheiten eingestellt ist.

Still hört sie mir zu und nickt einmal. „Und soweit ich verstehe, war dieser Arzt ein naheliegender Mensch für dich." Stille.. pure Stille füllt den ganzen Raum. Außer unserem ruhigen Blickduell geschieht nichts, bis sie quälend die Augen schließt und tief Luft holt. Ich kann deutlich sehen, wie sich ihre Brust hebt. Das zu sagen war doch nicht falsch, oder?

„Dieser Mann kannte mich in und auswendig Granit. Er war mir näher als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Selbst meine Eltern konnten ihm nie das Wasser reichen. Sie waren nicht einmal ansatzweise für mich da und haben mir beigestanden wie Doktor Mayer."

{ Kapitel Zehn ist online }

Würde mich sehr über einen Vote und eure Kommentare freuen.❤️

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