Kapitel 6

Es herrscht eine merkwürdige Stimmung als wir am Frühstückstisch sitzen, denn während Nubia unbekümmert von ihren neuen Errungenschaften erzählt, versucht Ashanti zu verstehen, was passiert ist, denn die Stimmung zwischen mir und Silas ist angespannt.

Er schaut mich nicht mehr an und ich gebe ihm immer wieder merkwürdige Seitenblicke, weil ich wissen will wie es ihm jetzt geht.

Gott sei dank hat er wieder was an, denn sonst wäre das alles noch komplizierter als es ohnehin schon ist für mich, denn ich bin es nicht gewohnt, Typen oberkörperfrei zu sehen, schon garnicht den Adonis unserer Zeit, das ist nämlich zu viel als, dass ich es verkraften könnte.

Ich hatte eben noch nie einen Freund und bin irgendwie ungeschickt, wenn es um Typen geht, mal davon abgesehen, dass mich keiner bis jetzt wirklich interessiert hat. Bis jetzt.

Silas ist attraktiv. Klar. Aber das ist es nicht.
Ich denke gerne in Schubladen, aber nicht wie man denken mag, sondern eher, dass bestimmte Charakterzüge bei mehreren Menschen auftreten, aber Silas passt in keine Schublade.
Ich mache mir eine mentale Notiz, ihm eine Schublade zu erstellen.

Nachdem wir fertig mit dem Frühstück sind, helfe ich Ashanti beim abräumen, was mir leider so garnicht gelingt und ich einen Becher fallen lasse, der aber Gott sei dank aus Plastik ist sodass nichts zu Schaden kommt.

,,Bist es nicht wirklich gewohnt oder?", fragt sie mich während ich den Becher verlegen in die Spüle lege, wo er nochmal umkippt.
Am liebsten würde ich im Erdboden versinken wollen und nie wieder auftauchen. Jetzt. Sofort.

,,Mit dem Abräumen meine ich", erläutert sie weiter und ich nicke langsam.

Man hört Nubias Kichern aus dem Wohnzimmer, wo sie sich mit Silas aufhält.

,,Wir haben Clara, unsere Haushaltshilfe", sage ich und Ashanti nickt, während sie anfängt, das Geschirr zu spülen.

,,Kann ich irgendwie helfen?", frage ich und fühle mich nutzlos.

,,Nein, geh ruhig zu Silas und Nubia", sagt sie und winkt ab wobei ich das Gefühl habe, dass sie befürchtet, dass ich ihr Porzellangeschirr schrotte.

Fantastischen Eindruck hast du hinterlassen, Linnea.

Ich kratze mich unbehaglich am Hinterkopf und trete langsam aus der Küche um ins Wohnzimmer zu gehen und bevor ich eintrete, starre ich durch den Rahmen und werde Zeugin einer herzerwärmenden Szene.

Silas hat Nubia über seiner Schulter hängen, während sie auf seinem Rücken rumtrommelt und ihm sagt, dass ihr schlecht wird.
Aber Silas zieht nur eine Augenbraue in die Höhe denn er scheint ihre Nummer durchblickt zu haben, nämlich, dass ihr garnicht schlecht ist sondern, dass sie einfach nicht verlieren will.

Unwillkürlich muss ich lächeln und als Nubia dann noch weiter rumquängelt und Silas sie schließlich runter lässt, nur um einen frustrierten Tritt gegen sein Knie zu erhalten, kann ich nicht anders als breit zu grinsen.
Nubia ist Klasse.

,,Du hast geschummelt!", ruft sie und verschränkt beleidigt ihre Arme, aber die Bewunderung ihrem großen Bruder gegenüber ist unübersehbar.
Obwohl ihre Gestik was anderes sagt, sprechen ihre Augen Bände, darüber wie sehr sie ihn bewundert. Das Glitzern in ihren Augen ist schon fast wie eine Galaxie für sich und als Silas einen skeptischen Blick runter auf sie wirft, kann sie nicht anders als locker zu lassen und ihre Arme um seine Beine zu schlingen.

Ich spüre wie mein Herz schneller schlägt über ihre Geste und ich frage mich ob mich jemand so sehr mögen wird wie Nubia ihren Bruder.

Und dann passiert etwas sodass ich in meiner Bewegung erfriere.

Silas lacht.

Herzlich und unbeschwert, fast schon jungenhaft. Für einen Moment scheint er überhaupt nicht der Junge zu sein, der bis vor kurzem noch große Sorge in seinen Augen getragen hat.
Er wirft seinen Kopf leicht zurück und entblößt seine schneeweißen Zähne während sich Grübchen in seinen sonst definierten Wangen zeigen, als er seine Hand auf Nubias Kopf legt und über diesen streicht.

,,Hab dich lieb", sagt Nubia dann und ich spüre Tränen in meine Augen steigen.
Ja, nochmal, ich neige zu melodramatischen Gefühlsausbrüchen.

,,Ich dich auch", antwortet dann Silas, als mir ein Seufzen entweicht und Silas Gesicht wieder einen monotonen Ausdruck annimmt, als sein Blick zu mir schnellt.

Ich, während ich mich etwas ertappt fühle, blinzele schnell und versuche mich lässig an den Türrahmen zu lehnen, was aber darin resultiert, dass ich stolpere, da ich den Rahmen verfehle und zur Seite falle.
Auf den Boden. Vor Silas und Nubia.

Ich lande auf meinem Bauch und überlege einfach liegen zu bleiben, in der Hoffnung sie würden mich ignorieren und einfach mit meiner Blamage zurück zu lassen.

Das passiert natürlich nicht, denn ich höre ein kurzes hohes Kichern und bin so gezwungen mich aufzurichten.

,,Alles in Ordnung?", fragt Nubia mich mit großen Augen während sie auf mich zu läuft, ihr Bruder aber hinter ihr bewegungslos mit verschränkten Armen und einem monotonen Blick die Szene beobachtet.

,,Ja alles fantastisch", sage ich schnell und richte mich auf.

Silas hat immer noch kein Wort gesprochen oder sich vom Platz bewegt.

Unbehaglich schaue ich zu Nubia die trotz ihrer Besorgnis in den Augen ein leicht amüsiertes Grinsen auf ihren Lippen hat.

,,Dann komm spiel mit uns. Aber du bist bei mir im Team, wir müssen Silas auf den Boden kriegen", erzählt sie dann begeistert weiter und mein Blick huscht rüber zu Silas, der meine Antwort abzuwarten scheint.
Sein Gesicht ist monoton und keine Emotion sticht hervor, was es mir umso schwerer macht die folgende Entscheidung zu treffen.

Ich schaue wieder runter zu Nubia.
,,Ich spiele lieber nicht mit, ich muss sowieso bald gehen", plappere ich schnell daher und Nubia schaut enttäuscht zu mir.

,,Aber dann werde ich ihn ja nie besiegen", sagt sie niedergeschlagen und ich seufze leise.

,,Das schaffst du, wenn nicht heute, dann morgen und wenn nicht morgen, dann übermorgen. Nicht aufgeben", sage ich dann schließlich den Spruch den mein Vater mir immer sagt.
Kurz verziehe ich mein Gesicht, weil ich mir wirklich vorkomme wie mein Dad.

Nubia wirft stöhnend ihren Kopf nach hinten sodass ihre kleinen Locken zu wippen anfangen.

Ich greife nach meiner Jacke die im Flur hängt und gerade als ich mich von Ashanti in der Küche verabschieden will spüre ich eine Hand die meinen Arm berührt.

,,Aber du kommst wieder, oder?", fragt Nubia mich und ihre Augen sind groß.

Mir wird warm ums Herz und ich nicke langsam.

,,Versprochen?", fragt sie und mein Blick huscht rüber zu Silas der uns betrachtet.

,,Versprochen", antworte ich bestimmt und ich glaube so etwas wie ein Schnauben von ihm wahrzunehmen, was ich aber ignoriere.

,,Cool!", sagt Nubia dann plötzlich wieder locker und ich bin überrascht wie viel Sicherheit ihr dieses einzige Wort gegeben hat.

Etwas verwirrt drehe ich mich dann in Richtung Küche, wo ich mich räuspere.

,,Ich geh dann mal. Danke für alles", sage ich schnell auch wenn es ungewohnt ist, sich für etwas zu bedanken.

Ashanti dreht sich um ehe sie mir zulächelt und auf mich zu kommt.

,,Nichts zu danken, ich hoffe es ist nicht das letzte Mal, das wir uns sehen", sagt sie dann während sie mir über meinen Arm streicht.

Ich lächele und schüttele den Kopf.

Dann tritt sie von mir weg, sodass ich meine Schuhe anziehen kann und die Tür öffne und mit einem letzten Blick in seine faszinierenden Augen, eile ich aus der Tür, als ich erleichtert merke wie mein ganzer Körper sich entspannt.

Dieser Junge macht mich verrückt.

Ich laufe zu meinem Auto, wo ich schnell einsteige und erleichtert ausatme als ich den Schlüssel ins Zündschloss stecke.

Ich starte das Auto und halte kurze Zeit später vor meiner Garage.

Als ich das Auto einparke, merke ich wie sehr meine Hände schwitzen.

Ich fühle mich als hätte ich irgendwas großes zu verheimlichen vor meinen Eltern.
Und das habe ich nur manchmal, aber dieses Mal ist es irgendwie merkwürdig, weil ich weiß, dass ich nichts schlimmes getan habe, im Gegenteil sogar etwas gutes.

Bei dem Gedanken meine Eltern würden es erfahren sträuben sich mir alle Haare.

Ein Schauer läuft mir über den Rücken und ich schüttele mich bevor ich schnell aus dem Auto aussteige.

,,Mom! Dad! Ich bin wieder zuhause!", rufe ich als ich durch die Tür laufe, nachdem ich Smithers begrüßt habe.

,,Hallo, Nea", höre ich die Stimme von meinem Dad als ich ins Wohnzimmer laufe und er seine Zeitung liest.

,,Wir haben eine Gala nächste Woche,
Schatz", sagt meine Mom dann plötzlich, die auch ins Wohnzimmer tritt.

,,Oh cool", sage ich relativ desinteressiert.

,,Ja ich habe schon ein Kleid für dich organisiert", sagt sie dann und ich lasse meine Schultern sacken.

,,Muss ich denn unbedingt mit?", frage ich meine Eltern, sodass mein Dad wieder von seiner Zeitung aufschaut.

,,Du bist ein richtiger Sozialmuffel", sagt mein Dad während mein  Mutter belustigt schmunzelt.

,,Ich habe auch schon deinen Security organisiert. Er soll einer der besten im Geschäft sein", sagt mein Dad während er sich die Brille richtet.

,,Ein Security auch noch?", frage ich genervt und seufze laut.

Ich weiß ja, dass Dad einen ganz großen Namen in der Wall Street hat, aber Securities für eine Gala und dann auch noch für mich?

,,Das wird eine große Gala, mit wichtigen Menschen und da möchte ich nicht, dass meine Tochter alleine rumrennt", sagt er dann und ich werfe mich auf die Couch.

,,Na dann", sage ich nur und verdrehe meine Augen.

,,Ich bin dann mal oben", sage ich schnell und meine Eltern betrachten mich überrascht als ich aufspringe um die Treppen hochzurennen.

,,Woher hat sie die ganze Energie her?", höre ich meine Mutter meinen Dad fragen, welcher kurz darauf lacht.

Oben angekommen, gehe ich in mein Zimmer und werfe mich auf das Bett.

Kurz darauf klingelt mein Handy, das ich ja dummerweise in meinem Zimmer hatte liegen lassen.

Ich gehe ran und höre die aufgeregte Stimme von Harmony, sodass ich seufze.

,,Ich will jedes Detail über Adonis"

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Ich weiß, das Kapitel ist schrecklich langweilig aber es wird viel spannender, versprochen!

Wie seid ihr auf das Buch hier gestoßen?
Würde mich mal wirklich interessieren.

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