Kapitel 55 - Spiel, Satz und Liebe

Aurelia

Mein Herz pumpte das Blut in meinem Körper wie in einem Vollrausch durch mich hindurch. Mein ganzer Körper war vom Schweiß überströmt und nass.

Ich spürte wie mir einzelne Strähnen an meinen Schläfen vom Schweiß festklebten.

Mein ganzer Körper war unter Dauerstorm. Aber ich konnte Atmen. Mein Kopf war frei. Tennisspielen hatte sich nie besser angefühlt.

Henry setzte zum Aufschlag an. Sein bester Vorteil. Er war, trotz dass er kaum ein Jahr spielte, wirklich ein Meister im Aufschlag geworden. Seit dem zusätzlichen Training mit Serena ging kaum noch ein Ball daneben. Sie waren schnell, gemein und wirklich nicht ganz einfach zu bekommen.

Der Superman des Auschlags.

Henry nahm an der Grundlinie Stellung. Dribbelte den Ball einige Male auf dem Boden.

Mein Zeichen, mich am Netz kleiner zu machen. So scharf wie seine Bälle übers Netz kamen, musste ich mich vorsehen, nicht von ihnen getroffen zu werden. Mein Hintern und mein Rücken hatten das auf nicht immer ganz so schmerzfreie Art und Weise lernen müssen. Deshalb runter mit mir. Aber auch nicht zu weit bücken, damit unsere Gegener nicht sofort mitbekommen sollten, welche Aufschlagart er jetzt anbieten würde.

Jedes Spiel zählte jetzt.

Wir brauchten nur noch einen einzigen Satz um zu gewinnen. Einen. Und den würde Henry vielleicht mit seinem Aufschlag gewinnen.

Das Dribbeln hörte auf und kurz darauf zischte der Ball über mir flach übers Netz. Thanasi schoss ihn mit einem überraschend guten Return zurück und das in einem so guten Winkel, dass Henry hinter mir gar nicht mehr ran kam. Donna klatschte ihn ab und vom Publikum kam beeindruckter Applaus.

Henry lockerte Nacken und Schultern und machte sich ohne weitere Verzögerung für den nächsten Aufschlag bereit.

Auch der nächste Return war sehr stark und auch wenn Henry ihn mit Mühe und Not zurückspielte, konnte Donna den Punkt mit einem Volley zuende bringen.

"Zu schwach..." tadelte sich Henry und blickte entschuldigen zu mir.
"Nein, deine Aufschläge waren gut. Lass dich nicht aus dem Konzept bringen, weil es 2-3 Mal keinen Erfolg bringt. Versuch bloß nichts, dran zu ändern. Habe Vertrauen."

"Habe Vertrauen..." Wiederholte er. Halb ungläubig, halb hoffnungsvoll. Er schüttelte den Kopf, so als wolle er negative Gedanken abschütteln und machte sich mit entschlossenem Gesichtsausdruck für den nächsten Aufschlag bereit.

"Das ist mein Mann!"

Wieder ein flacher schneller Aufschlag. Wieder ein ebenso schneller Return. Doch Henry ließ sich nicht beirren und konnte ebenfalls mit einer starken Vorhand erwidern.

So ging es hin und her. Beide duellieren sich Cross mit weitem Winkel, sodass wir beiden Frauen am Netz nur zuschauen und hochkonzentriert lauern konnten.

Dann auf einmal spielte Henry einen Ball Longline auf Donnas Seite und zwar glücklicher Weise genau zum richtigen Zeitpunkt! Denn Donna hatte sich einen Schritt zur Mitte bewegt, sodass rechts von ihr eine Lücke entstand.

Sie war sogar noch dabei, weiter zur Mitte zu gehen, als sie merke, dass Henry die Richtung wechselte.

Keine Chance mehr, den Ball zu erreichen. Punkt für uns.

"Perfektes Timing!" lobte ich ihn.

"Ich weiß" zwinkerte er mir zu. "Ich konnte sehen, wie sie ihr rechtes Bein schon langsam zur Mitte schob."

Immer, wenn ich dachte, meine Bewunderung für diesen Mann, könnte nicht größer werden, wurde ich eines Besseren belehrt.

Was Intuition anging, war er im Tennis wirklich ein Naturtalent. Sich gleichzeitig auf den Ball und auf die Bewegungen des Gegners zu konzentrieren, war eine Fähigkeit, an der viele Spieler auch nach Jahren des Trainings scheiterten.

30:30

Vor dem nächsten Aufschlag tuschelte er mir mit vorgehaltener Hand etwas zu. Ich schaute ihn unsicher fragend an, aber er nickte nur nochmal zur Bestätigung und machte sich bereit.

Er dribbelte wie jedes Mal den Ball und ich machte mich wie jedes Mal klein. Unsere Kontrahenten machten sich gefasst.

Doch anstelle des lauten Knalls war nur ein leiser Schlag zu hören. Thanasi setzte durch seine Überraschung über den extrem kurzen "Under-Hand-Serve" zum Sprint an, um den Ball nur unweit hinterm Netz gerade so zu erreichen.

Doch ich wusste schon Bescheid, habe mich bereits direkt nach dem Aufschlag in die Mitte begeben und konnte den Ball in Seelenruhe dorthin schmettern, wo ihn keiner der beiden erreichen konnte.

40:30. Matchball! Moment. Matchball? Für uns? Sind wir allen ernstes soweit gekommen? Ich konnte es nichts fassen. Nur ein Punkt trennt uns vom Sieg des Turniers. Den Sieg von mir und dem Mann meiner Träume! Als ob ein Traum im Traum wahr wird!

Oh nein. Das Gefühl, was da aufkam, kannte ich. Wie furchtbar wäre es, den Punkt und das Spiel doch zu verlieren? Was, wenn es ausgerechnet durch einen Fehler meinerseits passiert?

Ich merkte, wie mein Herz schneller schlug und ich kurzatmig wurde und sah Henry an. Sein Blick verriet mir, dass ich wohl ziemlich verzweifelt wirkte.

Er kannte die Seite an mir. Die Seite, die nicht mit Druck umgehen konnte.

Da konnten mir Sport-Psychologen noch so häufig sagen: "Konzentriere dich nur auf das jetzt und blende alles andere aus. Sehe nur den Ball und nicht das, was er für Konsequenzen nach sich ziehen könnte."

Bla bla bla. Sag das meinem Herzkasper.

Leider sah ich auch meinem Traummann an, dass es in ihm arbeitete. Das erste Turnier und er sollte es auch noch gewinnen? Verständlich, dass das schwer zu glauben war. Selbst für Superman.

Die 20 Sekunden, die man Zeit hat, vergingen innerhalb von 5 Sekunden und Henry musste Aufschlagen, ob bereit oder nicht.

Der erste war zwar stark, ging aber ins Aus. Gut - passiert. Nichts anmerken lassen. Was machte schon ein potentieller Doppelfehler in einer so wichtigen Situation? Haha...sie könnten gleich die nächstbeste Nervenheilanstalt rufen, um mich abzuholen, so aufgekratzt war ich.

Ich dachte gerade 3 Atemzüge gemacht zu haben, da zeigte die Uhr schon wieder 15 Sekunden an. Henry dribbelte den Ball bis zur letzten Sekunde. Mit einem ungewohnt lauten Stöhnen schlug er ihn - ins Netz. Erste Chance vertan.

Ich versuchte ihm in der kurzen Zeit irgendwie Mut zuzusprechen, wusste aber nicht, ob meine Worte mehr ihm oder mir galten. Und genauso wenig, ob sie überhaupt eine Wirkung erzielen konnten, so gepresst wie ich die Worte sprach.

40:40. Einstand.

Der nächste Aufschlag ging rein. Mit viel Spin und weitem winkel, sodass Thanasi weit nach außen gedrängt wurde und nur einen schwachen Return zustandebrachte.

Ich konnte ihn einfach aus der Luft fischen - oder zumindest hätte es einfach sein sollen. Ich schlug den Volley, aber viel zu schwach und zu hoch. Das gab Donna genügend Zeit, ihn mit einem Halbvolley zurückzuschlagen.

Wir waren immernoch im vermeintlichen Vorteil, doch ich schaffte es abermals nicht, den Punkt zuzumachen - sondern gerade gut genug, damit unsere Kontrahenten ihn uns nicht selber um die Ohren hauen konnten.

Meinen nächsten Volley erreichte Donna - mittlerweile zusammen mit ihrem Partner an der Grundlinie - mit aller letzter Mühe und schoss ihn weit nach oben. Perfekte Vorlage für einen Schmetterball.

Jetzt aber! Ich schlug den Ball so, wie ich wohl schon tausende Male den Punkt erfolgreich beendete.

Doch dieses Mal ging er noch vor dem Netz auf unserer Seite auf den Boden.

"Vorteil Vekic und Kokkinakis." Rief der Schiedsrichter.

Meine Magen sackte mir in die Knie und ich spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht entwich.

Nein. Nein nein nein nein nein!

Auf einmal packten mich zwei starke Hände an den Schultern und drehten mich um. Ich sah in tiefblaue Augen.

"Henry, ich - es tut mir Leid!" Er schwieg kurz und sah mir intensiv in die Augen.

"Ich liebe dich." Mit dieser plötzlichen Liebesbekundung habe ich nicht gerechnet. "Aber ich habe gerade drei Chancen nacheinander vermasselt!" sprudelte aus mir heraus. "Ich spiele schon so lange und sollte mit diesen Situationen umgehen k...-"

"Und trotzdem liebe ich dich." Unterbrach er mich. „Du bist Marvel-Fan und trotzdem liebe ich dich."

Ich war verwirrt.

"Du hast Komplexe wegen deiner Größe und trotzdem liebe ich dich."

Ich spürte einen kleinen Stich in der Komplexe-Abteilung meines Gehirns.

"Du magst diesen furchtbaren Knoblauchschnaps. Und trotzdem liebe ich dich."

Er sprach weiter. "Es gibt nichts, was du hier auf diesem Tennisplatz oder jemals sonst tun könntest, um etwas an meiner Liebe zu dir zu ändern."

Alle Gedanken waren wie weggeblasen. Negative wie positive. Es gab nur noch mich und diesen Mann. Diesen Mann, der so wundervolle Worte sprach, die sich wie Balsam auf meine Seele legten.

Ich verstand allmählich.

"Zeit!" Rief es vom Schiedsrichterstuhl. Henry nickte ihm zu, dass er es gehört hat, kümmerte sich aber nicht weiter darum und wandte sich wieder mir zu.

"Das wichtigste ist, dass du und ich zusammen sind. Dass wir gemeinsam hier stehen und deiner langen und meiner neuen Leidenschaft nachgehen, ist nur die Kirsche auf dem veganen Eisbecher. Es gibt nichts - es kann nichts Negatives daran geben."

Da hatte er recht. So Recht. Ich spiele hier mit dem Mann meiner Träume Tennis und hatte es gewagt mich schlecht zu fühlen? Das fühlte sich gerade fast wie ein Witz an.

Ich lächelte ihn an und schob ihn von mir weg. "Geh auf deine Position. Du hast schon deinen ersten Aufschlag geopfert."
Er gehorchte und hob seinen Schläger auf. "Keine Erwiderung meiner Liebesbekundung?" fragte er mit einem frechen Grinsen.
"Ooh, die wirst du bekommen." Sagte ich ihm mit dem drohensten Ton, den ich zustande brachte.

In weniger als einer Minute schaffte er es, mich wieder komplett zu erden.
Ich war wie resettet. Es gab nichts mehr, was mich zurückhielt.

Henry. Ich. Der Tennisball, die Schläger und selbst unsere Kontrahenten auf der anderen Seite - alles schien mich mental nach vorne zu schieben. Mein ganzer Körper lechzte nach dem nächsten Ball, den ich mit dem ganzen Auftrieb, den ich spürte, schlagen würde.

Henry schlug einen guten sicheren Kickaufschlag. Der Return kam auch nicht schlecht. Es entbrannte wieder ein Vorhand-Duell zwischen den beiden Männern. Henry's Bälle waren einfach hervorragend. Nicht nur pure Kraft, sondern auch Gefühl und Präzision lagen darin. Keine Chance, ihm den Vorteil aus seinem Aufschlag wegzunehmen.

Ich kam an den Ball, aber er war sehr stark. Trotzdem konnte ich unseren Vorteil weiter ausbauen. Es entbrannte ein langer Ballwechsel. Wir mussten sogar häufiger die Seiten wechseln. Mal musste Henry vor ans Netz und ich hinter und umgedreht.

Angst, dass ein Ball ins Aus oder ins Netz geht? Dass er zu schwach oder zu schlecht gespielt ist und der Gegner einen Winner schlägt? Dass uns die Puste ausging? Gab es nicht. Nur Henry und mich und das pure Vergnügen an dem Hier und Jetzt.

Und auf einmal war der Punkt vorbei.
Nach dem Ewigen hin und her schaffte Donna es nicht mehr rechtzeitig von einem Schlag zurückzukommen und eine saubere Rückhand von Henry genau ins Eck zu erreichen.

Wir alle vier waren komplett aus der Puste und das Publikum war außer Rand und Band.

"Einstand" verkündete der Schiedsrichter. Doch der Spielstand löste nichts mehr in mir aus. Wir würden schlichtweg solange spielen und Spaß daran haben, bis das Spiel zu Ende ging. Egal, wer gewinnt. Und würden uns in jedem Fall lieben.

Ich sah zu Henry und er zu mir. Es gab nichts mehr abzusprechen. Einfach spielen.

Er dribbelte wenige Male den Ball, warf ihn lächelnd nach oben - ich konnte einfach nicht anders, als ihm dabei zuzusehen - und führte einen für mein Empfinden perfekten Aufschlag aus. Ein Bild für die Götter.

Ich drehte mich blitzschnell um, um mich für alles bereit zu machen, was da kommen mag. Aber da kam nichts mehr. Der Ball flog gerade eine handbreit an ausgestreckter Hand und Schläger von Thanasi vorbei.

"Ass. Vorteil Halle und Cavill."

Freudestrahlend Klatschten wir uns ab.

Nächster.

Auch der nächste Aufschlag war extrem stark und ging dieses Mal auf Thanasis Körper. Dieser schaffte es aber geschickt die Kraft wieder zurückzuleiten - aber nur wenige Zentimeter - nein Millimeter! zu nach in die Mitte. Aufschlag und Return waren nur ein Bruchteil einer Sekunde, aber dieser Ball würde nicht an mir vorbeikommen.

Mein Körper bewegte sich fast wie von alleine. Ich machte einen Satz der Flugbahn des Balls entgegen und mit dem kräftigstens Kampfschrei einer Amazone schlug ich den Ball zurück, ehe einer der beiden reagieren konnte genau in die Mitte der Grundlinie.

Ich hielt den Atem an. Und schaute zum Schiedsrichter.

"Spiel, Satz und Sieg - Halle und Cavill!"

Ich konnte es nicht fassen.

Der Ball war drin!

Der verdammte Ball war drin!

Wir hatten gewonnen!

Ich hörte wie unsere Namen gerufen wurden. Wie Applaus ausbrach.

Aber erst als ich urplötzlich von Henry in die Arme gezogen wurde, begriff ich es richtig.

Wir. Hatten. Gewonnen. Henry und ich. Als Team. Zusammen.

Heilige Scheiße! Wir hatten gewonnen!

Just in diesem Moment packte mich Henry bei den Oberschenkeln und hob mich zu sich auf. Bis ich auf Augenhöhe mit ihm war.

Seine schönen tiefblauen Augen glänzten wild auf.

Und dann, ehe ich richtig wusste, was ich machte, warf ich die Arme um seinen Nacken, den Iron-Man-Schläger dabei immer noch fest in der Hand gehalten, und küsste Henry.

Meinen Helden.

Meinen Freund.

Meinen Weggefährten.

Meinen Seelenverwandten.

Meinen Partner.

Meinen Couch und meinen Mann.

Die jubelnde Geräuschkulisse um uns wurde immer lauter. Ich löste mich grinsend von Henrys Lippen und lächelte erst in die Menge und dann zu ihm herab. „Wir haben gewonnen!"

Henry sah absolut überglücklich aus. Absolut unwiderstehlich. „Das haben wir."

Für einen kurzen Moment war ich erschrocken, als er plötzlich loslief. Dann jedoch viel es mir sofort wieder ein.

Erst bedanken, dann feiern.

Ich hoffte man würde mir das verzeihen.

Am Netz angekommen, warteten bereits lächelnd unsere Gegner auf uns.

Henry ließ mich wieder auf den Erdboden herab und schüttelte Donna und Thanasi die Hände.

„Großartiges Spiel, ihr beiden. Hat wirklich Spaß gemacht!" sagte Thanasi mit einem breiten Lächeln auf den Lippen.

„Das können wir nur so zurückgeben! Vielen Dank!" gab ich zurück und schüttelte beiden die Hände.

Kaum war das erledigt, sprang ich auch schon wieder in Henrys Arme wie ein kleines Klammeräffchen.

Wir hatten es geschafft! Ich konnte es einfach nicht glauben!

Zusammen!

Ein einem Team.

Das Publikum hörte gar nicht auf, zu jubeln. Doch das war mir in diesem Moment vollkommen egal.

Es war so ein unglaubliches Gefühl und ich durfte es gemeinsam mit Henry erleben!

„Ich bin so stolz auf dich!" murmelte ich in sein Ohr.

Die Arme meines Mannes legten sich noch enger um mich herum. „Und ich auf dich. Auf uns."

Langsam legte ich den Kopf ein Stück zurück, um in seine tiefblauen Augen zu sehen. Ich fing an zu lachen. „Nächstes Jahr wieder?"

Sein Grinsen wurde so breit und so schön wie die Sonne. „Darauf kannst du wetten, Darling!"

Tja.

Spiel, Satz, Liebe würde ich sagen.

Ende.

Ich dank euch von ganzen Herzen, dass ihr meine Geschichte gelesen habt. 🥲 Tennis ist auch ein wichtiger Teil meines Lebens und mir war es wichtig, diese Leidenschaft mit dem Schreiben irgendwann einmal zu verbinden. Dafür musste dann halt Henry Cavill herhalten. Aber ich glaube, er hat seine Sache sehr gut gemacht. 😁😉
Eigentlich wollte ich selbst nie, dass diese Geschichte je endet. Sie hat mir riesigen Spaß gemacht zu schreiben und Henry und Aurelia waren mit meine tägliche Dosis gute Laune.
Ich bedanke mich noch einmal ganz herzlich bei euch und hoffe, dass euch die Bonus-Kapitel, die hierzu noch folgen werden, auch gefallen werden. Schließlich gibt es noch die ein oder andere Sache, die es zwischen den beiden noch zu klären gibt. 😉

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