Kapitel 42 - Wiedersehen mit Captain America
Henry
Ich hatte erwartet, dass wenigstens von meiner Mutter eine zarte Stimme der Vernunft kommen würde, nachdem ich das Verlöbnis mit Aurelia verkündet hatte.
Doch war sie die erst, die vom Sofa gesprintet kam und Aurelia und mir in die Arme fiel.
Gleich gefolgt von Gerlinde, Aurelias Dad und meinem. Dann folgten unsere Brüder und deren Familien.
Niemand, ausgenommen Lewis, der entsetzt stöhnte und mehrmals fragte, ob wir mit Absicht sein Leben zerstören wollten (seine Freunde würden ihn für meine Entscheidung, Aurelia um ihre Hand zu fragen, wohl nie verzeihen).
Es war ein wunderschöner Abend und es war weit nach Mitternacht als Aurelia, Kal und ich uns nach Hause in unsere Wohnung in Madrid machten.
Unser Zuhause.
Ich konnte es immer noch nicht richtig fassen. Ich hoffte, dass mein Geschenk ihr genauso gefallen würde wie mir ihres.
Zuhause angekommen, trottete Kal schon von alleine ins Schlafzimmer in Richtung des Bettes.
Auri und ich gingen mit zwei Gläsern Wein ins Wohnzimmer und kuschelten uns auf dem Sofa zusammen. Eingehüllt in einer Decke saß sie auf meinem Schoß, während ich die Arme um sie gelegt hatte.
Endlich Zeit für uns zwei!
Das wollte Aurelias Handy wohl aber nicht so sehen und blinkte und klingelte auf.
Seufzend richtete sich meine Liebste aus unserer Umarmung auf und schnappte sich das Handy.
Eine Nachricht von Chris.
Hey Auri,
vielen Dank für dein Paket! Kam gerade an! Dodger und ich lieben es! 😍 Vielen Dank!
Hey, ich hab mich gerade gefragt, ob du, Henry und Kal Lust hättet, Silvester über nach LA zu kommen? Ich gebe dieses Jahr eine Feier. Wohlgemerkt eine Kostümfeier.
Würde mich sehr freuen, wenn ihr drei auch kommen wollen würdet.
LG
Chris
Aurelia und Chris waren seit Ende der Dreharbeiten eigentlich immer im Kontakt miteinander geblieben. Etwas, was selten bei Schauspielern passierte. Man lernte sich kennen, freundete sich an, aber fast immer verlor man sich nach Ende der Dreharbeiten aus den Augen.
Bei Chris und Auri schien es anzuhalten. Die beiden hatten sich gefunden. Genau wie sie und ich. Deshalb blieb auch ich im regen Kontakt mit dem ehemaligen Captain America Schauspieler.
Wir sahen uns zwar selten, schrieben aber mehrmals die Woche miteinander.
Daher kam die Einladung auch nicht ganz unerwartet.
„Was sagst du dazu?" fragte Aurelia mich und sah kurz zu mir auf.
Ich zuckte mit den Schultern. Was wäre ich für ein Freund für sie, wenn ich ihr das abschlagen würde? Auch wenn mir ein ruhiger Jahreswechsel lieber wäre. Auf dem Sofa. In einer Jogginghose.
„Als was gehst du?" fragte ich stattdessen.
Sofort entzündete sich ein Lächeln auf ihren Lippen. „Triss. Aus dem dritten Teil der Spielereihe. Das Kostüm habe ich mir schon vor einer Ewigkeit bestellt."
Mir fiel die Kinnlade herunter. „Triss?"
Unschuldig zuckte sie mit den Schultern und sah wieder zu mir auf. „Ja. Und du gehst als Geralt. Aus den Videospielen. Dein Kostüm ist auch schon da."
Na was sagt man dazu? Ich war zugegebenermaßen etwas sprachlos. Dann jedoch keimte ein Gedanke in mir auf. „Du willst nur wieder Sex mit Geralt, oder?"
Kichernd legte sie das Handy zurück auf den Tisch und legte dann die Arme um meinen Hals. So liebte ich es am meisten. Wenn wir eng beieinander waren. Kein Blatt mehr zwischen uns passte und ich sie mit allen Sinnen wahrnehmen konnte. „Ich weiß, wie schwer es dir momentan fällt, dich als Geralt von Riva zu identifizieren. Nach dem ganzen Theater rund um die Show. Aber ich weiß auch, wie sehr du die Spiele und Bücher liebst. Stell dir das mal vor. Du und ich als Videospielfiguren. Wenn das Bild von uns beiden viral geht, ist das ein richtig schöner Arschtritt fürs Set. Bei denen durfte Triss ja nicht mal bei Geralt zum Zuge kommen. Meine Triss dagegen schon."
Oh mein süßes kleines Mädchen! Ich grinste breit. „Du willst Sex mit Geralt." stellte ich ein weiteres Mal klar.
Sofort entfiel ihr ihr Lächeln, sie verdrehte die Augen und seufzte auf. „Ja. Das auch."
Na bitte! „Na ja." gab ich kurz zurück und schenkte ihr einen Kuss auf den Haarschopf. „Vielleicht finde ich ja, wenn du die Triss bist, doch noch ein paar mehr Vorzüge an ihrer Rolle."
„Nachher sagst du noch, dass Triss doch die bessere Wahl für ihn ist!"
Ich lachte auf. „Wenn du überzeugende Argumente hast, sicherlich!"
Aurelia legte den Kopf zurück an meine Brust und nahm das Handy in ihre Hand. „Dann sag ich zu?"
„Klar! Wir brauchen dann nur noch ein Kostüm für Kal."
Schnell tippte Aurelia ihre Antwort und legte dann das Handy erneut weg. „Kal geht als Doppler."
Mein Herz machte einen Sprung. Kaum lag das Handy wieder auf dem Tisch, schnappte ich mir Aurelia und brachte sie dazu, mich anzusehen. „Weißt du wie heiß das ist, dass du so viel nerdige Dinge weißt?"
Ihre Wangen wurden rot. Doch das laszive Lächeln wurde noch größer. „Dabei habe ich noch gar nicht meine Meinung über die wirklich einzig wahre Beziehung im Spiel verloren. Wenn es jemanden gibt, den ich noch lieber als Triss oder Plötze an Geralts Seite sehe, dann ist das Regis. Diese Beziehung, diese Freundschaft ist ja wohl tiefer und inniger als die von Geralt und Yennifer. Oder mit Rittersporn."
War ich gerade wirklich von ihr hart geworden, weil sie derart viel über den Witcher wusste?
Fuck.
Das merkte wohl auch Aurelia und grinste frech. „Ich kann mich auch als Regis verkleiden, wenn du"
„Nein." platzte ich dazwischen und löste unsere Verbindung, um mich aufzustellen. „Triss passt schon. Bereit für dein Geschenk?"
Erstaunt über den plötzlichen Themenwechsel hob sie beide Brauen an. Nickte aber.
Rasch verschwand ich zurück ins Schlafzimmer und holte unter dem Bett ihre Geschenkbox heraus.
„Ta-taah!" flötete ich und überreichte ihr die blaue Box mit vielen Weihnachtsmotiven darauf.
Dankend nahm sie es entgegen, öffnete sie schnell und warf das Verpackungspapier gierig durch die Gegend.
Dann wurde ihre Miene forschend. Sie nahm das erste kleine Geschenk in die Hand.
Ein Schlüssel mit einer roten Schleife.
Ich grinste sie an. „Der Zweitschlüssel zu meinem Haus. Ich war auf die selbe Idee wie du gekommen."
Aurelias strahlte. „Du willst, dass ich bei dir auch einziehe?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Deinen Haarnadeln nach zu urteilen, bist du es ja schon. Ich würde es nur gerne als symbolische Geste nehmen, dass meine Türen immer für dich offen sind. Ich weiß, dass das mit dem richtigen Zusammenziehen für zwei Schauspieler aus zwei unterschiedlichen Herkünften nicht wirklich einfach ist. Vor allem, da wir beide ziemlich heimatsgebunden sind."
Als Dank bekam ich einen zarten Kuss auf meine Wange.
Sie nahm das nächste Geschenk in die Hände. Ein Zettel, den ich eingerollt und ebenfalls mit einer roten Schleife versehen hatte.
Aurelia zog das Band ab und öffnete die Schrifttolle. Ihre Augen lasen den Text darauf. Nur wenige Sekunden später sah sie mich fassungslos an. „Henry, ist das dein Ernst?"
Lächelnd nickte ich und rutschte ihr wieder näher. „Mein absoluter. Kal ist auch damit einverstanden. Wahrscheinlich hätte er das Papier am liebsten gleich am ersten Tag eures Kennenlernens unterzeichnet. ... Oder wie in dem Fall abgestempelt mit seiner Pfote."
Herrje. Ich sah, wie sich kleine Tränen am äußeren Rand ihres Auge bildeten. Sie schniefte auf und wischte sich rasch die Tränen aus den Augenwinkeln. Dann kicherte sie schniefend auf. „Ich hoffe, du hast vorher mit Kals eigentlicher Adoptivmutter gesprochen. Ich will ihr ja nicht den Platz streitig machen."
Gottes Willen. Als wenn ich mich Gina freiwillig ohne Anwalt nähern würde. „Mach dir darum keine Gedanken. Sie hat da wenig Mitspracherecht. Und mir ist es wichtig, dass falls doch mal etwas mit mir passieren würde, dass Kal sicher bei dir ist."
Wieder schniefte Auri und legte die gebastelte Adoptionsurkunde wieder zurück in die Box. „Na, ich hoffe nicht, dass sowas passieren sollte. Für uns beide nicht. Aber sei dir gewiss, dass ich immer gut für ihn sorgen sollte. Wenn er mich nicht gerade über den Haufen springt."
Sie griff nach dem nächsten und letzten kleinen Geschenk. Eine kleine Box.
Für einen kurzen Moment sah ich, wie sich ihre Brauen besorgt zusammenzog. Doch mit einem kurzen Schnaufen, lächelte sie wieder. Den Antrag hatte ich ihr ja schon gestellt. Kein Grund mehr zur Sorge.
Sie öffnete die kleine Box und geriet erneut in Verzückung.
„Henry, die sind ja wunderschön!"
Rasch nahm sie sich die beiden Ohrringe heraus. Es waren hängende Smaragdohrringe in Form einer geöffneten Blüte. Da Aurelia aber mehr als nur 2 Ohrlöcher besaß, sondern insgesamt 13 Stück, hatte ich für jedes Ohrloch und jedes Piercing zu dem grünen Blumenpaar passende Schmuckstücke gefunden.
Ihre Arme flogen um meinen Hals. „Vielen vielen Dank, Henry."
Ich erwiderte die Umarmung. „Wenn es dir gefällt, freue ich mich. Mit so viel Ohrlöchern habe ich tatsächlich wenig Erfahrung. Ich hoffe sie passen für dich zusammen."
„Tun sie." bestätigte sie sogleich. „Sind perfekt."
*
Die nächsten Tage bis Weihnachten verbrachten wir noch recht gemütlich bei unseren Familien. Aurelia und ich testen Charlies Geschenke aus und beschlossen, dass wir sie durchaus für akzeptabel einstufen würden.
Dann ging es für uns drei auch schon nach LA zu Chris.
Im Gepäck die Witcher Kostüme von Aurelia.
Chris holte uns bereits am Flughafen ab. Verkleidet mit Basecap, Sonnenbrille und weiten Joggingklamotten fiel er kaum auf. Das einzige was dezent für ihn sprach war Dodger, der neben ihm wartete.
Wir trugen allerdings die selben Looks und als Aurelia Chris bereits von weitem sah, rannte sie jubelnd auf ihn zu und sprang ihm in die Arme. Chris wusste im ersten Moment gar noch recht, wie ihm geschieht und musste erst mal richtig sein Gleichgewicht finden, als ihn Aurelia beinahe umgerissen hätte.
Und Kal, der Verräter?
Der rannte auch gleich hinterher, direkt auf Dodger zu, der ihn bellend begrüßte. Dabei behielt Kal brav sein Schaf im Maul, das er inzwischen überallhin mit sich trug.
Die beiden Rüden tanzten umeinander, beschnüffelten sich und freuten sich dann, sich wiederzusehen.
Nur ich, tröttete mit den Koffern hinterher. Aber ich ließ ihn ihren Spaß. Auch wenn ich mich selbst freute, Chris wiederzusehen. Ich mochte ihn. Ich mochte seine Denkweise und auch seine Gelassenheit, von der ich selbst gerne auch manchmal etwas mehr hätte.
Er sah die Dinge entspannter, lebte einen Teil seines Lebens recht öffentlich. Trotzdem gab es auch viele seiner Seiten, die er geheim hielt. Nur seinen Freunden anvertraute. Er wusste, wen er in sein Leben einweihen konnte und wen nicht. Ich dagegen stand vielen recht skeptisch gegenüber. Manch einem Kollegen zu dem ich sogar eine gewisse Freundschaft hielt, wie bei der jungen Millie Bobby Brown, hatte ich sogar strenge Regeln aufgestellt, in denen Fragen zu meinem privaten Leben verboten waren. Einfach, weil ich auf Nummer sicher gehen wollte und nicht mein privates Leben an die Öffentlichkeit treten sollte.
Chris war eine wichtige Bezugsperson in Aurelias Leben geworden. Auch wenn sie nur hin und wieder schrieben. Sie waren auf einer Wellenlänge als Freunde und unterstützten sich.
Erst als ich mit den beiden Koffern zu den Vieren angekommen war, setzte Chris Aurelia wieder auf den Boden ab und kam nun auch auf mich zu.
Brüderlich nahmen auch wir uns in die Arme und klopften auf den Rücken des anderen.
Chris lachte auf. „Entschuldige bitte, wenn ich dich nicht wie deine Verlobte durch die Gegend wirbeln kann. Ich glaube, inzwischen wiegst du ein wenig mehr als ich."
Lachend nahm ich die Koffer wieder in die Hand. „Ich nehme das mal nicht persönlich!"
„Sehr freundlich!" gab er grinsend zurück.
Gemeinsam gingen wir aus dem Flughafen zu Evans weißen Lexus, der ein wenig Abseits der anderen Autos stand.
Aurelia wollte selbst zu den beiden Hunden auf die Rückbank, sodass ich auf den Beifahrersitz konnte.
Die Fahrt war kurz und angenehm. Zumindest für Chris und mich. Für Auri, um die die beiden Rüden geradezu bühlten, wohl nicht ganz so. Sie musste Kal kraulen. Sie musste Dodger streicheln. Kaum lag die Aufmerksamkeit auf einen der beiden Hunde, fing der andere auch schon an, zu wimmern oder stupste sie bereits mit der Schnauze an.
Chris hatte uns direkt in sein Haus eingeladen.
Wie alles in LA war alles das komplette Gegenteil von meinem Haus in London und ganz zu schweigen von Aurelias Wohnung in Madrid.
Es war groß, modern, besaß zwei Etagen und war direkt an einem Hang gebaut, über den man einen wahnsinnigen Blick über LA hatte.
Er führte uns herein. Bis uns eine junge braunhaarige Dame, die schon im Flur auf uns zu warten schien, augenblicklich zum Stehen brachte.
„Hi!" flötete sie uns in ihrer weiblichen melodischen Stimme zu, legte den Kopf ein wenig schief und grinste breit und fröhlich auf. „Freut mich, dass ihr da seid."
Ich sah, wie Aurelia für einen Moment das Gesicht beim Anblick des jungen Mädchens entglitt. Vorbei war der Traum eines letzten Abends zu dritt. Doch sie fing sich schnell wieder und lächelte der Dame höflich entgegen, während ich überlegte, woher ich sie kannte. Ihr Gesicht kam mir so verdammt bekannt vor.
Evans hatte eine jüngere Schwester. Aber die würde ich nicht kennen. Eine Cousine vielleicht, die in seine Fußstapfen getreten war?
Aurelia schien auch schon der Kopf zu dampfen, während wir unsere Schuhe auszogen und uns dann zu der jungen Dame stellten und ihr die Hand reichten.
Sie war vielleicht knappe 10cm größer als Aurelia, was Aurelia mal dazu brachte, nicht bei einer Begrüßung den Kopf in den Nacken zu legen.
„Hi, ich bin Aurelia." stellte sich meine Verlobte mit freundlicher Stimme vor.
„Freut mich, Aurelia. Ich bin Alba."
Da fiel mir jeden der Gröschen. Alba Baptista. Ich musste sie mal während eines Netflix Events getroffen haben. Flüchtig. Ihr zartes schmales Gesicht mit den rehbraunen Augen hatte ich an diesem Abend häufiger gewesen. Sie war jung. Jünger als Aurelia, das wusste ich. Womöglich um 5-6 Jahre.
Was machte sie hier? Hatten sie und Chris sich auch während eines Events angefreundet?
„Hallo, ich bin Henry." begrüßte ich sie nun und reichte ihr die Hand, die sie sogleich entgegen nahm.
„Superman! Es ist mir eine Ehre."
Ob wohl schon andere Gäste da waren? Ich dachte, Chris wollte die letzte Nacht des Abends alleine mit uns verbringen und uns LA zeigen.
Doch Chris war schneller als ich fragen konnte und stellte sich freudestrahlend neben Alba. Und legte ihr einen Arm um die Hüften.
So wie ich es wenige Momente zuvor bei Aurelia gemacht hatte.
Davon wusste ich nichts. Und auch Aurelia schien von der neuen Freundin von Chris nichts zu wissen, denn sie kämpfte um Fassung in ihrem Gesicht.
Chris bekam davon allerdings nichts mit. Verliebt grinste er zu ihr herab. „Alba hat sich euch ja schon vorgestellt. Wir wohnen seit drei Wochen zusammen. Ich freue mich, wenn wir den heutigen Abend quasi als Doppeldate verbringen werden."
Aurelia sah ich diese Überraschung immer noch deutlich im Gesicht stehend. Doch sie gab sich tapfer und lächelte freundlich einher.
Aufmunternd streichelte ich ihr über den Rücken und gab mich selbst auch höflich.
„Freut mich echt für dich. Für euch beide." sagte Aurelia freundlich und deutete auf das Paar, das sich einen kurzen liebevollen tiefen Blick schenkte.
Dann sah Chris wirklich zufrieden und verliebt zu meiner Verlobten. „Danke, Auri. Danke euch beiden."
„Kein Ding." gab ich zurück und sah mich für einen kurzen Moment in Chris' Zuhause um. Er hatte es schön hier. Ein schöner Mix aus Landhaus und Moderne. Gefiel mir für ein Haus in Hollywood.
Früher hatte ich hier auch eins. Zu Anfangszeiten. Aber inzwischen schätzte ich mein abgelegenes Leben in London doch sehr. Hier gab es immer Rummel, Action und Menschen. An jeder Ecke ein Party mit heißen Frauen, die es nur darauf anlegten, mit einem Star ins Bett hüpfen zu können.
Früher mochte ich das mal. Aber inzwischen hatte sich mein Leben rapide geändert und das Glitzer und Glamorleben LA's überließ ich gerne jemand anderen, wenn ich dafür meine Ruhe hatte.
„Ihr seid bestimmt von der langen Reise hierher müde. Ich zeig euch, eure Zimmer. Dann könnt ihr euch erst mal frisch machen und ausruhen. Ich hätte gedacht, dass wir uns gegen 19 Uhr in die Innenstadt losmachen. Ich hab uns im Davis' einen Tisch bestellt. Anschließend können Alba und ich euch ein paar schöne Flecken der Stadt zeigen und eine Bar, die ihr beiden bestimmt lieben werdet."
Aurelia lächelte müde.
Wir beide konnten auf Flügen nie wirklich entspannen. Auch wenn man sich an das Fliegen irgendwann in einer Form gewöhnte. Ruhe und Kraft fand man darin trotzdem nicht. Eine Auszeit, eine warme Dusche und ein Bett, das ich mit meiner Liebsten teilen konnte, klangen daher himmlisch.
„Wir folgen dir." sagte Aurelia grinsend.
Kal sah das allerdings nicht so. Ehe ich ihn das Zeichen zum Aufbruch geben konnte, flitzte er auch schon Dodger hinterher, der aus der Terrassentür strömte. Stöhnend sah ich den beiden hinter.
Chris lachte. „Lass sie ruhig spielen. Dodger kennt sich hier bestens aus."
Da war ich mir nicht so sicher. Kal war schon einige Mal abgehauen. Und jedes Mal brach es mir das Herz, wenn die Angst in mir aufkam, ihn verloren zu haben. Zwar tauchte er jedes Mal wieder auf, aber hier kannte ich mich nicht aus.
Diese Sorge erkannte auch Chris und hob beschwichtigend die Hände nach oben. „Ruht euch aus. Wir passen auf die beiden auf. Kal wird nichts passieren. Ich hab ein Auge drauf."
Gab mir immer noch nicht das Gefühl, von absoluter Vertrautheit. Aber Kal schien Dodger zu mögen. Ich wollte ihm nicht den Spaß verderben. Also nickte ich einverstanden und folgte Chris und seiner Freundin in die oberen Etagen.
Wir bekamen ein offenes helles schönes Zimmer mit angrenzenden eigenen Badezimmer.
Ich parkte unsere Koffer vor dem Bett, indes Aurelia sich noch etwas im Zimmer umsah.
Chris und seine Freundin blieben grinsend vor der Tür stehen.
„Ein wirklich schönes Zimmer. Habt vielen Dank."
„Kein Ding, Henry. Wir sind froh, dass ihr hier seid." gab Chris lächelnd zurück und streichelte dabei Alba über den Rücken, die uns immer noch beobachtete.
Zwar lächelte sie, doch meinte ich Verunsicherung in ihrem Blick erkennen zu können. Ihr schien das hier genauso unbehaglich zu sein wie Aurelia. Beide mochten Chris. Beide wären vielleicht froh gewesen ihn über Silvester für ihr Vorhaben allein zu haben, ohne dass eine andere Frau mit dabei war.
„Dann lassen wir euch mal alleine! Wir sehen uns kurz vor 18:45 Uhr im Wohnzimmer?"
Ich nickte Chris zustimmend zu. „Natürlich. Vielen Dank nochmal."
Mit diesen Worten verschwand der ehemalige Captain America samt Freundin aus unserem Zimmer und ließ meine Verlobte und mich alleine.
Sofort fanden sich unsere Blicke, während Aurelias Füße sie zu mir brachten.
Kaum stand sie vor mir, nahm ich ihre Hände in meine. „Alles okay mit dir? Ich kann mir vorstellen, dass das gerade eine ziemliche Überraschung für dich sein muss."
Sie nickte nachdenklich. Entzog sich meinen Händen, um ihre kurzerhand um meine Hüfte zu legen. „Das ist ein bisschen sehr ... überraschend." gab sie zu und sah zu mir auf. „Bin ich egoistisch, wenn ich sage, dass ich mir den Urlaub hier anders vorgestellt habe?"
Schnaufend rieb ich über ihren Rücken und lächelte zu ihr herab. „Nein. Das ist dein Recht, Darling. Aber Alba scheint doch nett zu sein."
Wieder nickte Aurelia langsam und vorsichtig. „Ja. Schon. Nur"
„Sind es sechzehn Jahre?" beendete ich ihren Satz, den sie mit einem Seufzen kommentierte.
„Wir haben ja selbst neun Jahre zwischen uns, aber das scheint mir ja doch nochmal eine ganz andere Hausnummer zu sein als zwischen den beiden."
Ich zuckte mit den Schultern und zog Auri noch ein Stück weiter an mich heran. „Auf mich machen die beiden einen zufriedenen Eindruck. Was daraus wird, wird die Zeit zeigen. Es gibt doch genügend Paar mit einem großen Altersunterschied. Gerade in der Welt der Stars und Sternchen. Und trotzdem halten manche Beziehungen." Grinsend beugte ich mich zu Aurelia herab. „Manche Männer brauchen halt eine Frau, die sie auf Trap hält. Gerade wenn eben diese Frau wie eine Göttin Tennisspielen kann."
Endlich lächelte sie und kam meinen Lippen entgegen. „Du meinst, ich halte dich alten Bären fit?"
„Emotional, physisch, psychisch. Auf jeder Ebene, Darling." flüsterte ich herab und errang mir meinen ersten süßen Kuss von ihr.
Ihre Augen funkelten wild auf. „Wollen wir erst duschen oder willst du dir erst ansehen, welche Unterwäsche ich heute aus der Kollektion trage?"
Ich ging leicht in die Hocke, um meine Arme um ihre Oberschenkel zu packen und sie hoch zu heben, bis ihr Gesicht auf meiner Höhe war. Wieder schenkten wir uns einen leidenschaftlichen hungrigen Kuss. „Wir machen es wie zu Weihnachten. Ich pack mein Geschenk hier ganz langsam und voller Hingabe aus und dann machen wir uns sauber."
„Klingt nach einem Plan, Mr. Cavill." grinste sie an meinen Lippen.
Und wie er das tat!
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