Kapitel 3 - In Flagranti mit den Lummelsachen erwischt
Aurelia
Scheiße. Große, große Scheiße.
Henry Cavill hatte mich geküsst. Naja nicht richtig geküsst. Er hatte meinen Hals ganz zart mit seinen Lippen berührt. Was schon einem Kuss nahegekommen war - und was ich am Set dieser Produktion schon mehrere Male erlebt hatte.
Aber wieso verdammt, nahm mich das jetzt so mit?
Er war fucking Superman! Nicht Captain America, der die ganze Zeit unser Schauspiel wachsam mitangesehen hatte.
Bei ihm hätte ich weiche Knie bekommen sollen und mich auf meine Rolle konzentrieren müssen.
Aber nein. Dieses Gefühl musste bei Henry Cavill aufkommen!
Nur dieser eine Satz hatte gereicht, dass ich komplett aus der Rolle gefallen bin. Wenn ich dich zum Stöhnen bringe, Aelin.
Wieso wollte mein Gehirn unbedingt wissen, wie es sich anfühlen würde, wenn mich ausgerechnet Henry Cavill zum Stöhnen bringen würde? Was war denn nur mit mir los? Bis zu diesem Kuss, hatte ich doch alles im Griff!
Ich meine, ja - es gehörte irgendwie immer ein bisschen dazu, sich in sein Setpartner zu verlieben. Das war bei vielen so. Wir waren alle nur Menschen. Man verbrachte viel Zeit zusammen. Man kam sich näher. Der Körper reagierte darauf und das war okay. Wichtig war, dass man das auch verstand und nichts in diese Gefühle hineininterpretierte.
Alleine durch den Kuss mit Ansel Elgort, der dem Dorian Halliard spielte, kribbelte mir sekundenlang der Bauch danach. Genauso bei Liam Hemsworth, der meinen Ex-Freund Chaol Westfall spielte und mit dem ich sogar schon Sex-Szenen drehen musste. Nichts davon ging reibungslos an mir vorbei. An uns allen. Aber das war okay. Dafür gab es spezielle Unterwäsche und man redete miteinander. Es war am Ende halt auch nur ein Job.
Aber noch bei keinem Kuss, keine Berührung von einem meiner Schauspielkollegen bin ich aus der Rolle gefallen. Bei niemanden sind mir die Zeilen entfallen, die ich mir sonst so gut merken kann. Verdammt noch einst!
"Wow. Das war wirklich sensationell! Mega, ihr beide!" lobte uns Kenny und brachte mich aus meiner Trance und damit auch von meinem Blick, der wie gebannt an Cavill und seinen muskulösen Körper hing.
Ich lächelte mild und wandte meine Aufmerksamkeit alleine Kenny zu. Vielleicht war ich einfach müde. Vielleicht war das Tennisspiel gestern zu viel gewesen. Oder ich brauchte wirklich wieder Sex. Ich hatte Ewigkeiten keinen mehr gehabt - und mein Hals war schon immer eine durchaus mitteilsame Stelle meines Körpers gewesen. Vor allem, wenn man ihn küsste oder sanft hineinbiss.
Wahrscheinlich wäre das selbe auch bei Chris passiert! Ja, genau! Ich muss mich einfach mal wieder ins Liebesleben schwingen!
Cavill kam zu mir zurückgelaufen und reichte mir freundschaftlich die Hand. "Danke dafür! Hat wirklich Spaß gemacht, mit dir zu spielen."
Ha ha ha! Meinem Slip auch. Ich überspielte das wilde Kribbeln und nahm seine Hand in meine. "Mir auch!"
Seine Hand war groß und warm - und im Gegensatz zu meinen, die durch all die Jahre Tennisspielen schwielig geworden waren, waren seine schön weich.
Seine tiefblauen Augen sahen mich freundlich an. Zu freundlich. Zu ... intensiv. Reiß dich zusammen, Aurelia! Jetzt reicht es aber auch mal!
"Prima! Dann passt das zwischen euch beiden schon perfekt. Dann würden wir mit Chris weitermachen."
Ich versuchte meinen Kopf in windelseile leer zu bekommen. Aber das brauchte ich gar nicht wirklich. Alleine als Evans endlich vor mir stand und charmant lächelte, war mein Kopf wieder bereit für mehr.
Meine Szene mit ihm ist kürzer, als die mit Henry. Es war das Kennenlernen zwischen Aelin und Aeddion. Wie verstanden uns auf Anhieb. Es war einfach mit ihm zu spielen. Vertraut. Nicht verkrampft.
Aber leider war die Szene auch schon vorbei, ehe ich mich richtig darauf einstellen konnte. Am Ende umarmte mich Chris nochmal und wir setzten uns wieder alle hin.
„Das war perfekt. Ihr wart perfekt. Ich freue mich jetzt schon, mit euch drehen zu können!" In Kennys Stimme war eindeutig so etwas wie ein Schluchzen zu hören. Ich wollte lieber nicht wissen, was die Produktion gleich zwei Superstars kostete.
Umso wichtiger war es, dass das hier funktionierte.
Ich spürte Cavills Blick auf mir, als ich Kenny zulächelte und ihn versicherte, dass das uns hier wohl endgültig den nächsten Oscar einbringen würde. Chris lachte laut los, während Henry charmant lächelte.
Sicher würde das hier funktionieren. Aber wie sollte ich vier Monate mit diesen beiden Männern schaffen, ohne mich am Ende nicht wirklich zu verlieben?
*
Die nächsten Wochen bis zum Drehstart gingen viel zu schnell um. Ich nutzte die noch verbleibende Zeit für intensive Trainings mit Mikel und wenn wir davon nicht erledigt waren, gingen wir noch Wandern. So verging die Zeit schneller als gedacht und als ich mit drei gepackten Koffern eines Dienstag Mittags wieder vor meinem Trailer angekommen war, seufzte ich laut aus.
Vor Freude und zugleich auch vor Angst.
Fünf Wochen waren vergangen seit den Probesezenen mit Chris und Henry - und ich musste feststellen, dass ich den Kuss doch schneller weggesteckt hatte, als gedacht.
... Wem mache ich was vor? Nein, ich hatte den Kuss auf meinen Hals natürlich nicht vergessen. Ich spürte die Stelle immer noch, als hätte sich Cavill mit seinen Lippen an dieser Stelle eingebrannt. Und die damit entstandenen erotischen Träume waren für mein Unterbewusstsein auch nicht ohne.
Wieso verdammt konnte ich ihn nicht einfach vergessen? Ich brauchte wirklich wieder guten Sex und vielleicht einen Mann, der es länger mit mir aushielt als mein Ex.
Ich nahm mir also vor, mich nach dem Drehende amüsieren zu gehen. Vielleicht jemanden kennenzulernen.
Aber bloß nicht während des Drehs. Da musste mein Kopf freibleiben. Vor allem von Superman!
Ich öffnete also die Tür zu meinem Trailer und warf die Koffer hinein.
Ich war es durch meine frühere Tenniskarriere ja gewohnt, in kleinen Hotels zu leben - mein Wohnwagen hier zählt jedoch schon zur Rubrik „Heimat". Er war gemütlich klein und bot trotzdem ausreichend Platz für mich.
Links neben dem Eingang war meine Sitzecke mit Tisch, auf denen mir Carmen bereits die ersten Drehbücher hinterlegt hatte.
Es folgt ein längerer Flur, an denen links die Küchenzeile war und rechts die Tür zum Bad. Klein, fein, sauber.
Doch das wahre Highlight war wohl auf am Ende des Trailers; mein Schlafzimmer. Ein riesiges zwei mal zwei Meter Bett für mich alleine. Darauf freute ich mich schon das ganze Jahr über.
Ah! Endlich alleine.
Ich entlud meine Tasche auf der Sitzecke und schob den Koffer ins Schlafzimmer. Und weil ich wusste, dass ich mich für die nächsten Stunden hier keinen Meter groß rühren würde, beschloss ich, den Koffer zu öffnen und meine geliebte pinke Lümmelhose herauszuholen, auf der diverse glückliche Füchse abgedruckt waren. Sie war die einzige Lümmelhose, die ich mir erlaubte und sie war wirklich nur für den Gebrauch im Wohnwagen vorgesehen. Nicht fürs Bett und erst recht nicht außerhalb dieses Wohnwagens.
Meine Haare band ich mir rasch zu einem unordentlichen Dutt zusammen, warf das getragene T-Shirt samt BH aufs Bett und zog ein großes rotes Lümmelshirt darüber. Meine Füße steckte ich in dazu passende Papageienpantoffel. So hatte mich wohl nur der Caddy-Fahrer bisher gesehen, der hin und wieder zum schnattern vorbei kam. Andernfalls wäre ich damit wohl im Erdboden versunken.
Das hier war immerhin mein Inbegriff von Heimatgefühl. Alles gekauft von meinen geliebten Eltern, die es wohl nur gut beim Kauf dieser Klamotten gemeint hatten.
Ich ging zurück zur Sitzecke, als ich auf dem Tisch bereits mein Handy vibrieren hörte.
Ich musste nicht aufs Display sehen, um zu wissen, dass es meine Mutter war. Sie rief immer genau eine halbe Stunde später an, nachdem ich nach Plan am Set angekommen sein sollte.
Lächelnd drückte ich den grünen Knopf und auf meinem Display erschien meine Mutter. Seit mein Bruder ihr gezeigt hatte, wie Videoanrufe funktionierten, rief sie nur noch so an. Auch wenn man nie wirklich ihr ganzes Gesicht sah. Mehr als die Nase, den halben Mund und die Augen schafften es nie aufs Bild.
Aber genau das liebte ich so an ihr. Das unperfekte. Genau das Gegenteil meines Vaters, der es oft zu genau mit dem Leben nahm.
"Hallole, Mamma." begrüßte ich sie in deutsch und mit einem gut sitzenden schwäbischen Dialekt.
Ich meinte ein erfreutes Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen, während ich mich an die Sitzecke plazierte. "Ah, meine Mausle. Bisch guad akomma?"
Ich nickte freundlich und wechselte rasch wieder in mein Hochdeutsch, damit ich nachher am Set nicht weiter schwäbisch reden würde. "Alles gut verlaufen. Zug war pünktlich und die Abholung am Bahnhof auch. Bin gerade in meinem Wohnwagen angekommen. Bei euch auch alles gut, Mama?"
Eigentlich wohnten meine Eltern, samt ihren Tennisplatz nur eine knappe Autostunde vom Set entfernt. Doch diese Stunde nach Madrid reichte, damit es sich nicht lohnte, täglich wieder trainieren zu gehen. Geschweigedenn in meiner alten Wohnung zu bleiben.
"Scho! Babba un isch hann gerad neue Gäschde bekamma."
"Ach, super." sagte ich und stellte mich genau hinter die Tür.
"Hascht du scho dein neue Kollege getroff? Mikel hascht mir geschagt, dass ihr dies Johr richtge Hollwood-Starsch bei euch habt. Kommadr 'z Schdroich?"
"Oh ja, Mama. Ich komme zurecht. " sagte ich rasch und versuchte gar nicht an die beiden Jungs zu denken. "Sind sehr nett."
"Des isch supr, Mausle."
Ja. Sehr nett. Einer von beiden hatte mir sogar schlaflose Nächte besorgt.
Klopf, Klopf.
Na super. Das würde garantiert schon Ronny, unser Caddyfahrer, mit den Drehplan sein. Er hatte schon nicht die Ehre mich zum Wohnwagen fahren zu dürfen, da wollte er bestimmt jetzt reden.
Da mir der Sinn jedoch nicht wirklich danach stand, mich gerade mit anderen Menschen als meiner Mutter zu unterhalten, beließ ich es dabei, mein Handy in der Hand zu behalten und dem Chef der Caddyfahrer damit abzuwimmeln.
„Warte mal kurz, Mama. Das wird Ronny sein. Ich will ihm nur mal schnell sagen, dass ich gerade keine Zeit habe." sagte ich und öffnete grinsend die Tür. Schließlich mochte ich Ronny ja. Nur wollte ich gerade nicht reden. Aber das würde ich ihm schon schnell andeuten.
Doch meine Miene entglitt mir, als nicht Ronny wie gedacht vor mir stand, sondern ein grinsender Henry Cavill.
Mit kurzem dunkeln T-Shirt, einer verwaschenen Jeans und FlipFlops an den Füßen. Und neben ihm ein weiß-schwarzer großer wuscheliger Hund, der brav neben ihm saß und die Zunge freudig aus dem Maul hielt.
Mist. Mist. Mist. Mist. Mist MIST!
Das war nicht Ronny!
Und ich stand in meinem schäbigsten Outfit vor ihm.
„Hi." sagte er in seiner dunklen tiefen Stimme, sah erst zu mir und dann zu dem Handy in meiner Hand, dass ich auch noch dummerweise, mit meiner Mutter auf dem Display in seine Richtung hielt. „Entschuldige, dass ich dich gerade störe, aber kannst du mir sagen, wo ich die siebte Wohnwagenreihe finde? Ich finde alle bis zur sechs und dann wieder erst die acht. Dein Name war der einzige hier, der mir etwas sagte."
Versuchte der sich gerade das Lachen zu verkneifen? Klar!
Da! Seine Mundwinkel tickten doch gerade freudig auf und ab.
Mieser kleiner ...
„Ach, hallo! Sie müssen der Schauspieler sein, von dem meine Tochter geredet hat!" sagte noch zu allem Überfluss meine Mutter im perfekten Englisch zu Cavill, der gleich darauf grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Erst sie an, dann mich. Falls man mich als Wesen überhaupt noch wahrnahm. Denn eigentlich müsste mein Kopf die selbe Farbe wie mein T-Shirt haben.
„Guten Tag, Mrs. Halle. Ihre Tochter hat von mir erzählt? Das freut mich zu hören."
In Gedanken überlegte ich mir sofort einen Plan, wie ich Superman umbringen würde. Leise, still und heimlich. Ich würde es aussehen lassen, wie ein Unfall. Niemand würde von seiner wahren Todesursache erfahren. Genauso wenig wie von meinen Papageienpantoffeln.
„Oh ja, das hat sie. Zumindest hat sie es ihrem Bruder erzählt und der mir. Sie sind ein sehr schmucker junger Mann, Mr. Cavill. Ich wünsche Ihnen das Beste und falls Sie mal Lust haben sollten, Tennis zu"
„Hat er nicht!" platzte es sofort aus mir heraus, indes ich das Handydisplay zu mir zu zog. „Sorry, Mama. Ich muss dann. Wir hören uns."
Ohne, dass meine Mutter noch die Gelegenheit hatte, beendete ich das Gespräch und seufzte schwer auf. Das Handy landete in meiner Hosentasche.
Ich schloss die Augen und drückte mit Daumen und Zeigefinger in meinen Nasenrücken. Egal, ob Mr. Cavill noch grinsend vor mir stand oder nicht.
Er hatte nun eh alles gesehen.
Die schlimmste Seite von mir. Die mit den Papageien. Die mit dem Assi-Dutt.
„Wenn ich etwas sagen dürfte" hörte ich seine sanfte tiefe Stimme sagen.
„Bitte nicht." flehte ich mehr oder weniger und blieb in meiner Position stehen.
Dann spürte ich eine warme Hand, die sich an meinen Oberarm legte und ihn sanft drückte. Erschrocken öffnete ich die Augen und sah Henry nun direkt vor mir stehen.
Er grinste nicht mehr. Sondern lächelte mich aufbauend an. „Tut mir leid, wenn ich dich überrumpelt und dich in eine unangenehme Lage haben sollte. Das war nicht meine Absicht. Ich suche einfach nur meinen Wohnwagen."
Er ... er war wirklich nett. Langsam löste ich meine Haltung und seufzte erneut schwer. „Siebte Reihe?" fragte ich nochmal nach, woraufhin er nickte.
„Sie ist die einzige Reihe, die um die anderen Trailer herum aufgebaut wurde. Moment, ich rufe Ronny an, der kann dich hinfahren."
„Vielen Dank, Aurelia."
Er wusste noch meinen Namen? Dabei war mein Name alles andere als leicht zu merken. Zumindest hatte mich das die Vergangenheit gelehrt, weshalb ich schon glücklich war, wenn man die ersten drei Buchstaben in die richtige Reihenfolge brachte.
Ich nickte wie ferngesteuert, kramte mein Handy aus der Hosentasche heraus und lief nochmal in meinen Wohnwagen hinein. Genug der Kunstvorstellung.
Ronny nahm beim ersten Klingeln ab. „Ja, Zuckerschnecke? Wohin soll dich Super-Ronny fahren? Ans Ende der Welt? Nach Hause auf den Tennisplatz? Auf den Mond? In die Wild-"
„Kannst du kurz herkommen und Mr. Cavill zu seinem Wohnwagen bringen? Ist die Reihe sieben. Du bist doch da schneller, als wenn ich mich erst losmachen würde." Und mich neu anziehen müsste.
„Kein Problem. In drei Minuten bin ich da, Zuckerschnecke."
Ich lächelte zart. „Danke."
Mit diesen Worten legte ich auf, drehte mich herum und wollte Henry Bescheid geben.
Doch kaum war ich um meine eigene Achse gewirbelt, stand er auch schon hinter mir. In meinem Wohnwagen. Samt Hund. Großen Hund. Und grinste. Beide grinsten. Und ich erschrak von diesem Lächeln so sehr, dass mir um ein Haar das Handy aus der Hand gefallen wäre.
Wenn Mr. Superman nicht derartige Reflexe gehabt hätte, um mein Handy zu schnappen und es mit seiner Hand wieder in meine hineinzudrücken.
Dabei fiel mir auf, wie super super nah er plötzlich vor mir war.
Ich roch seinen Duft. Diesen verdammt männlich betörenden Duft, der sofort in mich hinein drang und meine Hormone zur Polonaise aufforderte. Fuck.
Wieder grinste er und behielt seine große warme Hand mit meiner umschlossen. Nur ganz sanft zog er unsere beider Hände zu seiner Mitte. Aber darauf lag nicht mein Hauptaugenmerk. Ich sah nur in diese verdammt blauen Augen, die mich ansahen und verlor mich darin. Nicht. Gut. Gar nicht. Gut.
„Entschuldige." sagte er ganz leise und sah zu mir herunter. Sah mich an. Sah in meine Augen. Sah auf meine Lippen.
Wie sahen seine eigentlich nochmal aus?
Ach ja. Perfekt sahen sie aus. Perfekt zum küssen.
Moment? Was redete ich denn da?
Woah, woah, woah! Langsam Tiger! Ganz langsam und reiß dich zusammen!
Hier stand der Feind vor uns! Superman! Gegnerische Lager!
„Ich wollte dich nicht erschrecken. Entschuldige. Für ... alles."
Mhm.
„Kein Problem." sagte ich vorsichtig, ohne den Abstand zu vergrößern. Stattdessen versuchte ich nicht allzu bemitleidenswert zu lächeln und ernst zu wirken. Zumindest etwas „Aber die Sache mit den Papagei-Schuhen bleibt unter uns? Ansonsten kenne ich gute Leute beim Geheimdienst, die sich um dich kümmern."
Er zog die Stirn in Falten und sah fast schon erschrocken zu meinen Füßen herab - und grinste dann los. „Sehr schick." Hatte er sie vorher denn nicht bemerkt? Scheiße.
„Keine Sorge, Aurelia. Dieses kleine Geheimnis bleibt unter uns vieren."
Zufrieden lächelte ich und bemerkte, wie er nur langsam seine Hand von meiner löste. Zurück blieb ein Gefühl, dass ich so gar nicht von mir spüren wollte.
Henry war groß, muskulös und ziemlich gutaussehend. Zumindest für jemanden, der mal DC Filme gedreht hatte.
Sein Gesicht hatte den perfekten männlichen Schnitt. Es wirkte glatt, aber nicht zu glatt, um einfältig zu wirken. Es zeigte Charakter. Zeigte eine kräftige Kieferpatie. Ein glattes feines Kinn.
Seine Haare waren nicht zu kurz. Waren nicht zu lang, um sich allzu sehr zu locken. An den Schläfen entdeckte ich erste leicht graue Haare. Aber selbst das wirkte auf eine, mir nicht nachvollziehbare Art, sexy.
Seine Augen waren tief blau. Hatten aber im linken einen braunen großen Fleck. Alles an ihm wirkte so unperfekt perfekt. Ich konnte es mir einfach nicht erklären.
Wahrscheinlich lag es einfach daran, dass er ein wirklich hübscher Mann war, der sein Potenzial kannte und daraus diese perfekte Mischung schaffte.
Und dann war da dieser Duft.
Ach, verdammt!
„Ronny holt dich gleich ab und bringt dich zu deinem Wohnwagen."
Moment mal! War vorhin nicht ein Hund bei ihm gewesen?
„Gehört er dir?" fragte ich. Schließlich wäre er nicht der erste Streunerhund am Set.
„Ja." sagte Henry stolz und sah von mir zu seinem Hund.
„Das ist Kal. Ein American Akita und wohl mein bester Freund auf diesem Planeten."
„Kal? Aber nicht so wie Superman?"
Scheiße! Hörte man meine Abneigung heraus? Warum hatte ich nicht meine Klappe gehalten?
Na ja. Zumindest grinste Henry weiter und sah mich wieder an. „Jab, so wie Superman. Aber oft nenne ich ihn einfach nur Bär, weil er wie einer aussieht."
Jab. Das tat er. Und ich konnte mich nicht mehr halten, ging in die Knie, sah zu dem Hund und streckte ihm eine Hand entgegen. „Na, Kal? Da hast du ja einen seeeehr besonderen Namen bekommen, was?"
„Höre ich da eine Spitze in deinem Ton heraus?"
„Aber nicht doch!" konterte ich sofort und legte mir eine Hand aufs Herz.
Schwanzwedelnd lief das Tier auf mich zu und begrüßte mich mit aller Freude eines Hundes. Er schnüffelte erst meinen Arm ab, dann mein Gesicht, meinen Rumpf, leckte mir kurz über die Wange und sah dann seinen Besitzer freudig an. Fast so als würde er sagen, die passt zu dir. Die behalten wir.
Was es aber definitiv nicht tat!
Henry kicherte leise auf. „Da scheint mir jemand aber nicht sehr meine Arbeit zu würdigen."
Ich stand sofort auf und zog Kals Aufmerksamkeit wieder auf mich. Er stellte sich vor mich und sah zu mir auf, während ich die Arme vor der Brust verschränkte und die linke Braue anzog. „Doch das tu ich. Ich sagte ja, dass ich großer Geralt von Riva Fan bin. Ich ... hab's nur nicht so mit der Konkurrenz."
„Konkurrenz." grunzte er, hockte sich hin und streichelte seinen Hund. „Keiner außer euch Marvel Fans würde einen ehemaligen DC-Schauspieler als Konkurrenz betiteln. Dabei sind wir doch alle im selben Team."
„Ach ja?"
Henry sah zu mir auf - und etwas leuchtete in diesen tiefblauen Augen wie ein Stern auf. „Ja, Auri. Sind wir. Wir wollen Menschen unterhalten. Wir wollen sie mit unserer Schauspielkunst überzeugen. Sie dazu bringen, den Alltag für ein paar Stunden zu vergessen. Egal ob mit rotem Umhang oder ohne."
Ich verengte aus Spaß die Augen. „Den Spruch hast du doch aus dem Schauspiellehrbuch!"
Henry erhob sich wieder und baute sich wie eine Mauer vor mir auf. Er war so groß, dass ich den Kopf in den Nacken legen musste. Und brachte mein kleines Herz damit zum poltern. Ich sah, wie sich seine Hand anhob, doch er ließ sie wieder zurückfallen. Stattdessen lächelte er mich sanft an. „Schlaues, kleines Ding. Vor dir kann ich wirklich nichts geheimhalten."
Ach menno.
Wieder kam dieser riesige Drang auf, ihn einfach nur zu küssen ... Oder eine deftige Ohrfeige zu geben.
Ich entschied mich jedoch gegen beides und senkte lächelnd den Kopf, um nicht länger in diese Augen sehen zu müssen. „Tja, Mr. Cavill. Ich bin vieles. Werden Sie noch sehen."
„Das hoffe ich, Auri."
Allein der Klang meines Spitznamens aus seinem Mund, war höschenbefeuchtend schön. Aber es gab wichtigeres! Jab.
Außerdem war Captain America selbst auch noch hier - und ich brauchte dringend eins oder hunderte an Autogrammen. Was würde er nur denken, wenn ich ausgerechnet mit Superman alleine in einem Trailer wäre?
Das laute Hupen vor meinem Wohnwagen, ließ dann unsere kleine Blase platzen und ich war kaum dankbarer Ronny zu sehen, als in diesem Augenblick.
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