Kapitel 28 - Kennenlernen

Aurelia

Zwei Wochen später

Unsicher drehte ich mich zu Henry herum, während er den Schlüssel aus dem Zünder zog. „Und du bist sicher, dass du bereit dafür bist?"

„Absolut." sagte er kühn, nahm die Sonnenbrille von der Nase, legte sie auf das Armaturenbrett und lehnte sich zu mir hinüber.

Plötzlich kam mir unser Mietwagen bei Henrys aufkommender Präsenz viel zu klein vor.

Er wirkte so lässig und cool endlich meine Eltern kennenzulernen, dass ich die Nervosität für uns beide gefuttert hatte.

Selbst sein Traingsoutfit, bestehend aus einer kurzen schwarzen Hose, die seine kräftigen Beine und seinen Stahlhintern betonte und dem weißen verflucht enganliegenden Achsel-Shirt, das ich ihn am liebsten schon vom Leib gerissen hätte, als er mir damit vor die Füße gelaufen war, machte meine Nervosität nicht besser.

Dazu noch dieses wilde lockige dunkle Haar, das ihm regelmäßig in die Stirn fiel. Ich wäre am liebsten gar nicht erst losgefahren und fühlte mich gerade, wie eine kleine Maus neben ihm.

Nachdenklich verengte er die Augen. „Kann es sein, dass du noch nicht bereit dafür bist? Dass ich deine Eltern kennenlerne, meine ich."

„Was! Nein!" Schoss es sofort aus mir heraus und ehrlicher hätte ich es wirklich nicht meinen können. „Gotteswillen, nein, Henry! Ich freu mich wahnsinnig darauf, dass du endlich auch diesen Teil meines Lebens kennenlernen wirst. Meine Mom ist aufgeregt wie ein junger Teenager, aber genau das ist es auch, was mich so nervös macht."

Fragend zog Henry die Brauen zusammen, sodass sich eine tiefe Falte dazwischen bildete. „Was meinst du?"

Sie seufzte tief auf und umklammerte meine rechte Hand mit der linken. „Was ist, wenn es dir nicht gefällt. Was, wenn dir dieser Teil meines Lebens, der Kern meines Lebens, nicht gefällt? Was, wenn dir meine Eltern zu locker, flockig und verrückt vorkommen oder dir das Tennisspielen überhaupt keinen Spaß machen wird? Was, wenn"

Weiter kam ich nicht. Denn Henry legte mir seinen Zeigefinger auf den Mund und brachte mich damit zum Schweigen.

Er lächelte mich so berührend und lieb an, dass ich sofort ruhiger wurde.

„Auri, alles wird gut werden. Ich verstehe es, wenn du nervös bist. Das bin ich auch. Du bist für mich ein unheimlich wichtiger Mensch geworden, den ich nicht mehr aus meinem Leben geben will und mir ist es wichtig, dass ich genau das auch deinen Eltern vermitteln kann. Ich hoffe auch, dass die Chemie zwischen uns stimmen wird. Aber ich glaube fest daran, dass es das wird. Weil sie dich erzogen haben. Weil du ein Teil der beiden bist. Dass Mädchen, das sich mein Herz gestohlen hat."

Mein Herz machte einen Sprung zum Mond. Wie schaffte er es immer wieder genau die richtigen Worte in solchen Situationen zu finden?

Henry löste den Finger von meinem Mund und streichelte stattdessen meine Wange. „Und um den Tennis würde ich mir auch keine Gedanken machen. Das ist ein großer Bestandteil deines Lebens. Ein großer wichtiger Aspekt, aus dem du Kraft und Freude ziehst. Du bist wahnsinnig gut und erfolgreich darin. Weil du dir eben damit deinen Ausgleich schaffst und ich bin riesig gespannt darauf, wie ich Teil dieser Welt werden kann."

Hatte er das geprobt? Hatte er das gerade ernsthaft eben mal so rausgehauen?

Mein Herz klopfte wie wild verliebt in meiner Brust auf und auf einmal verstand ich meine Aufregung gar nicht mehr so recht.

Ein Tumordicker Kloß bildete sich in meinem Hals, der kaum zum herunterschlucken ging. Mein Henry. Mein süßer Henry.

„Danke." flüsterte ich ihm zu.

Er lächelte mild, beugte sich zu mir vor und schenkte mir einen liebevollen zarten Kuss, der mich zurück auf Wolke 7 katapultierte. So verknallt war ich wirklich noch nie in einen Mann gewesen.

„Dann gehen wir's mal an."

Mit diesen Worten öffnete er die Wagentür und stieg aus.

Ich folgte ihm sogleich und ging zum Kofferraum, um die große Tennistasche zu holen, während mein Freund seinen Hund anleinte und zu mir kam.

„Du bekommst Kal, ich nehme dir die Tasche ab."

Liebend gern! Ich hatte kurz vor unserem Flug nach Madrid nicht gewusst, was ich für Schläger einpacken sollte. Henry war Anfänger, also brauchte er einen leichteren Schläger als meinen. Andererseits konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er auf diesen lange angewiesen sein würde. Ich konnte mir allgemein nicht vorstellen, dass es eine Sportart gab, in der er schlecht war.

Also hatte ich mein halbes Schlägerarsenal eingepackt, um während des Fluges feststellen zu müssen, dass meine Eltern wahrscheinlich bei sich auf dem Platz noch wesentlich bessere Angängerschläger hatten.

Das selbe Prozedere traf auf die Tennisbälle zu.

Wir tauschten rasch Tasche mit Hund und ließen unsere beiden Koffer im Auto zurück. Heute Abend würden wir in meine Wohnung fahren und ich war gespannt, wie ein Flitzegummi, wie sie ihm gefiel. Im Prinzip war sie nichts anderes, als ein zusammengewürfeltes Möbelsortiment vom schwedischen Möbelhaus und vom Flohmarkt. Nichts ging über meine Antike Globusbar.

Bevor sich Henry die Tasche über die Schulter warf, beäugte er nochmal den Tennisplatz vor sich und sah erst Kal und dann mich an. „Ähm ... müssen wir bei Kal noch irgendwas beachten, falls dein ... Kater auftauchen sollte?"

Ich verzog das Gesicht zu einer schelmischen Miene. Da war wohl doch jemand nicht zu cool, wie er aussah. Immerhin stand ihm neben der Tennisstunde und dem Kennenlernen meiner Eltern noch etwas anderes vor. Katzenkonfrontaion. Mit Leckermäulchen. Dem gefährlichsten Kater der Weltgeschichte.

Ich hockte mich zu Kal herab und streichelte den ruhigen Rüden, der wohl der entspannteste von uns dreien war.

Er musste Leckermäulchens Duft schon längst gewittert haben. Aber er blieb ruhig. Richtig entspannt ruhig und hechelte nur gelassen. Der würde keine Jagd auf meinen Kater machen. Höchstens andersrum.

Ich streichelte kurz seinen Kopf und sah Kal kurz ernst an. „Keine Katzen- und Hundejagd. Ihr beiden vertragt euch. Wenn das mit der Patchworkfamilie klappen soll, muss jeder Opfer bringen. Seid nett, klaut euch nicht das Essen vom anderen, das würde dir ohnehin nicht schmecken, und am wichtigsten, jagt den Gästen keine Angst ein!"

Kal sah mich mit einem völlig gelassenen Blick an, ehe er zwei Schritte auf mich zu kam und mir die Wange abschleckte. Daran würde ich mich nie gewöhnen.

Ich richtete mich wieder auf und traf auf einen nun wirklich erstaunten wie auch zugleich entsetzten Henry Cavill. „Hast du gerade Patchworkfamilie gesagt?" wiederholte er meine Aussage.

Ich zuckte mit den Schultern und lief los in Richtung Eingang des Platzes. „Du bringst dein Hundekind mit in die Beziehung und ich mein Katerkind. Wobei ich den doch eher als Scheidungskind zwischen der Karriere und mir sehen würde. Aber er kommt klar."

„Hoffen wir." grummelte mein Freund und folgte mir.

Der Tennisplatz meiner Eltern war ein großes weitläufiges Gebiet. Sie hatten nicht nur Sandplätze, sondern boten Spielern auch Gras- und Hartplätze an. Das selbe als Überdachte- und offene Variante. Es gab sogar einen Platz, der dafür gemacht war, die Spieler auf Regen vorzubereiten und einen, an dem man gegen eine Wand spielen konnte.

Insgesamt waren es 20 Plätze. Ein wirklich große Anzahl. Gleich daneben hatte sich ein Sporthotel niedergelassen, dass inzwischen mit meinen Eltern zusammenarbeitete und für die berühmten Persönlichkeiten nach deren Training bei uns, dessen Wellness anbot.

Dazu kam, dass die Anlage meiner Eltern etwas weiter abseits Madrid war, mehr auf dem Land also, was zur wunderbaren Folge hatte, dass nur wenige Meter weit entfernt eine Zitronen- in Orangerie angebaut war und auf der anderen Seite eine Wildblumenwiese wuchs.

Geruchstechnisch schwebte man also hier wirklich im Himmel.

Henry folgte mir zum Eingang.

Links und rechts vom Eingangsbereich waren schon die ersten beiden Hartplätze, die belegt waren. Wir liefen beide gerade aus, bogen einmal links und einem rechts ab und standen dann schon vor dem Vereinshaus mit der angebauten Terrasse.

Dort warteten bereits meine Eltern auf uns. Sitzend an ihrem langen Campingtisch. Mom sprang sofort auf als sie uns sah. „A, schau an, mei Mausle isch wieder da!" begrüßte sie mich lächelnd und schlang sofort die Arme um mich. Aus dem Augenwinkel erkannte, ich wie Dad nun auch aufstand und sich die Hände an seiner Sporthose trocken wischte. Sein ergrautes Haar stand bereits in allen Richtung ab. War er so nervös?

Als sich Mama endlich von mir löste, war Henry als Nächstes dran.

Ich sah, wie er ihr die Hand förmlich reichen wollte, doch Mama hat längst auch ihn in eine Umarmung verwickelt.

Der große starke Superman und meine kleine süße Mami. Ein Bild für die Götter.

„Es freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen." sagte Henry in seinem besten Deutsch, das Mama sofort ein Strahlen ins Gesicht zauberte, als sie ihn losgelassen hatte.

„Sie könnten ja Deutsch! A wie toll! A des isch fantastisch, gell! Nenn mich Gerlinde! Desch is mei Monn Antonio."

„Mama, er kann zwar deutsch verstehen und auch sprechen, aber kein Schwäbisch!" flüsterte ich ihr vorsichtig zu.

Nun lief auch Dad zu Henry und schüttelte diesen die Hand. „Herzlich Willkommen, Henry."

„Muchas gracias señor Halle."

Oh da wollte jemand wirklich punkten. Und Mom und Dad schien das wirklich zu gefallen. Auch Dad freute sich und sprach mit Henry gleich in seiner Nationalsprache weiter und bot ihm sofort das Du an - und ich war erneut darüber fasziniert, wie fließend mein Freund spanisch konnte. Fast komplett akzentfrei.

Henry gab noch eine kurze Vorstellungsrunde zu sich und Kal, bevor wir zum wichtigsten kamen.

„Habt ihr einen Sandplatz für uns frei?"

Dad öffnete das Tablet und sah sich kurz die Belegung an. „Ganz hinten ist für die nächsten Stunden alles frei. Da könnt ihr hin. Ich reserviere für euch erst mal zwei Stunden. Braucht ihr noch was?"

„Oh ja." fing ich an. „Eventuell für Henry einen besseren Schläger als meinen. Ich habe keine richtigen Anfängerschläger mehr. Und die Babybälle brauchen wir. Zwei Röhren und eventuell würde ich mir auch ein paar Kegel leihen wollen."

„Babybälle?" fragte Henry schockiert. „Ich brauch doch keine Babybälle!"

Oh, da hatte ich wohl einen wunden Punkt getroffen. „Wir haben alle mit den großen roten weichen Bällen angefangen. Die sind zu Beginn am einfachsten."

Statt einer Antwort bekam ich nur einen vielsagenden Blick, der mich seufzen ließ. Typisch Männer. Denken sie könnten sofort bei hundert Prozent anfangen. Papa schmunzelte schon. „Gut. Dann gib mir zehn Turnierbälle und einen Eimer mit den Jugendtrainer-Bällen. Die mit dem grünen Punkt."

Papa begleitete uns zum Schuppen der Anlage, in dem alle möglichen Sachen für ein Tennisspiel platziert waren. Er sucht für Henry einen geeigneten Schläger heraus und gab uns den Eimer mit Bällen, die Kegel und die beiden langen Rohre zum aufsammeln der Bälle mit. Alles gut platziert in einem großen fahrbaren Tennisballwagen, den Henry zum Platz schieben durfte, während ich Kal führte.

„Du hast gesagt, du hast schon mal ein Spiel live von Federer gesehen." fing ich vorsichtig während unseres Laufes zum Platz an.

Ich sah, wie sich sein Körper anspannte und wie er nach den passenden Worten zu suchen schien. „Ja. 2017. Wimbledon. Das Finale. Federer gegen Cilic."

„Und das hast du gesehen, weil du am Sport interessiert warst?"

Er verzog das Gesicht. In einer Mischung aus Unbehagen, Ärger und Enttäuschung. Also hatte es wieder mit einer Frau zu tun. Was sonst ...

„Es war ein Date gewesen und ich wollte tatsächlich immer mal ein Tennisspiel sehen. Wimbledon schien mir da die beste Wahl zu sein. Es war in England. Es war gleich mit dem besten Spieler aller Zeit gewesen und recht kurz war es auch. Doch, ich fand es gut, nur hat sich danach nie wieder die Gelegenheit dazu geboten, mir wieder ein Spiel anzusehen zu können. Ich weiß nicht, welche Spieler wirklich gut und sehenswert sind."

„Alle Spieler sind ihr Geld wert, wenn du mit fragst."

„Auch Nadal?" kam plötzlich die Retourkutsche und die neu gefundene gute Laune zurück.

Auch wenn ich auf das Thema wirklich keine Lust hatte, stieg ich trotzdem drauf ein. „Ja. Auch der. Eigentlich jemand, zu dessen Spielen es sich lohnt zu gehen. Bei Nadal wird man selten enttäuscht."

Henry zog eine Braue in die Höhe und sah mich abschätzend an. „Sieh an."

Endlich erreichten wir den Platz und ich konnte Henry die Tasche abnehmen und sie auf eine der beiden Bänke, die links und rechts neben den Schiedsrichterstuhl standen, ablegen. Kal platzierte ich daneben, öffnete meine Tasche und holte einen Tennisball heraus, den ich ihm vor die Nase hielt. „Hier. Dein Ball. Dein persönlicher Ball. Der Rest gehört uns. Nicht los rennen, nicht sabbern, still liegen bleiben. Dem Ball. Nicht. Hinterhergelaufen."

Ich bezweifelte, dass er meine Anweisungen verstanden hatte, weshalb ihm sein Herrchen nochmal zusätzlich einige Kommandos gab. Doch mit meinem Ball schien er zufrieden zu sein und behielt ihn mal im Maul, mal legte er ihn auf den Boden, um ihn mit der Nase zu untersuchen.

Sein Herrchen und ich ging auf den Platz.

„Also gut." sagte Henry, indes ich meinen Körper bereits anfing zu stretchen. „Wie fangen wir an?"

„Mit Erwärmung. Beine, Hals, Arme, Rücken, Seiten. Wird das mit deinem Bein gehen oder brauchst du irgendeine Bandage? Meine Eltern haben bestimmt auch noch welche da."

Er schüttelte seinen Kopf und fing an meine Bewegungen nachzuahmen. „Nein, passt schon. Ist alles wieder gut verheilt."

Das hoffte ich. Denn wenn Tennis einer Körperstelle besonderen Ärger machte, dann waren das die Beine.

Nach fünf Minuten Dehnen und einer kleinen Runde um den Platz joggen, hielt Henry nochmal an meiner Tasche an und holte sein Handy raus. „Beweisfotos für die Nachwelt." sagte er grinsend und nahm von uns dreien ein Bild auf, das er sogleich auf seinen Sozialen Medien teilte.

„Okay. Dann zeige ich dir erstmal langsam und ausführlich, wie man eine Vor- und eine Rückhand spielt. Ich zeig dir die Bewegungen und sag dir, wann genau der beste Moment ist, den Ball zu treffen. Dafür gehen wir ans Netz vor.
Dann hätte ich gesagt, werfe ich dir ein paar Bälle zu und wenn das gut läuft, geh ich rüber auf die andere Seite und wir versuchen mal ein bisschen im kleinen Feld zu spielen."

Er nickte sofort, holte mit mir zusammen die Schläger und folgte mir vor ans Netz.

Ich stellte mich neben ihn und deutete auf das Netz. „Damit lässt sich der Punkt des Schlages und die Führung des Schlägers besser zeigen, als ohne."

Ich bemühte mich, nicht gleich zu sehr ins Detail zu gehen - wann welches Gelenk in welchem Winkel und mit welcher Kraft zu sein hatten.

"Am Anfang merkt man sich erstmal drei Grund-Schritte. Erstens: gerade und locker nach vorn stehen." - ich zeigte vor und er mimte brav meine Bewegungen nach. "Zweitens: Zu der Seite drehen, zu der der Ball kommt und die "Ready-Position" einnehmen. Drittens: Den Schläger zuerst in einer flüssigen Schleifenbewegung nach hinter führen uuund Zack!" Henry verfolgte aufmerksam, wie ich eine langsame Vorhand ausführte, bei der ich die Netzkante als Treffpunkt missbrauchte und ahmte mich so gut er konnte nach.

"Gut, und das machen wir jetzt einfach ein paar Mal pro Seite. Und immer locker durchschwingen."

Nach noch ein paar Wiederholungen entschied ich, dass es Zeit für die ersten Bälle wird.
Ich schickte ihn zur mittleren Linie auf die linke Seite und holte den Bällekorb, mit dem ich mich mittig ans Netz stellte. "Bereit?"
Er nahm wie gezeigt seine Position ein. "Klar. Los geht's!" rief er mir motiviert zu.

Also warf ich ihm den Ball so zu, sodass er genau auf richtiger Schlaghöhe zu ihm kam. Henry holte sehr weit aus und ich konnte schon erahnen, was passieren würde.

Mit ganzem Körpereinsatz, als nutzte er einen Vorschlaghammer, um eine Mauer einzureißen, schwang er den Schläger dem Ball entgegen. Er arme Ball flog im hohen Bogen noch über den 4-Meter-Zaun hinweg, der unseren Platz umrandete.

"Hoppla. Da war ich wohl etwas übermotiviert." sagte er reuig und grinste mich frech an.

"Kein Problem. Jeder muss erstmal das richtige Gefühl dafür bekommen, wie sich Schläger und Bälle verhalten. Wäre bloß schön, wenn du nicht alle Bälle aus unserem Spielfeld beförderst, Superman." zwinkerte ich ihm entgegen.

Aber ehe er die Neckerei erwidern könnte, warf ich ihm den nächsten Ball zu.

Er hatte sichtlich Spaß dabei, einem Ball nach dem anderen eine überzubraten.

Doch auch ich kam auf meine Kosten. Dieser Mann, in diesem Outfit, der auch noch einen Tennisschläger schwang. So einen Anblick hätte ich mir kaum erträumen können. Hätte mir das mal jemand noch vor drei Monaten gesagt, dass ich mit Superman auf einem Tennisplatz stehe und ihm meinen Lieblingssport beibringen würde, dem hätte ich wohl hochkant ausgelacht.

So verbrachten wir die nächsten Minuten.

Ich gab ihm am laufenden Band Hinweise und er bemühte sich auch, diese umzusetzen.

"So, das reicht" entschied ich, nachdem genügend viele Bälle ordentlich auf der anderen Seite ins Feld vielen.

Ich stellte den Bällokorb zu Seite, schob mir ein paar Bälle in meine Tennis-Hose und platzierte mich auf die andere Seite.

Jetzt war es soweit. Meine liebste Leidenschaft mit meinem liebsten Menschen ausüben. Wobei sich aktuell wahrscheinlich zwei Leidenschaften Platz eins teilten.

"Läuft gut, oder?" sagte er stolz über teilweise lange Ballwechsel.

"Du profitierst natürlich davon, von einem Profi unterrichtet zu werden, der dir jeden Ball wieder ordentlich zurückspielt. Spielen zwei Anfänger miteinander, sind sie die meiste Zeit mit Bälle-Aufheben beschäftigt."

"So habe ich das noch gar nicht gesehen."

Angefangen hatten wir im kleinen Feld, aber mittlerweile standen wir beide an der Grundlinie jagten uns schon schön hin und her.

Auf einmal sah er sich einen Ball genauer an.
"Sag Mal, die sind doch ganz schön weich. Das sind doch diese Babybälle oder? Ich will mit richtigen spielen."

"Das sind keine Babybälle." versuchte ich ihn zu beruhigen. "Da sind Anfängerbälle. Für Erwachsene. Und die sind gerade genau die richtigen."

Aber sein Blick verriet mir, dass er alles andere als einverstanden war. Also gab ich nach und seufzte. Soll er doch zusehen, wie er sie bekommt.

Ich nahm ein paar Turnierbälle und schickte ihm den ersten rüber.

Mit einem unschön klingenden Knall traf er den Ball, welcher es nicht Mal übers Netz schaffte.

"Hm." kam bloß aus ihm raus. Der nächste segelte mehr zur Seite weg, als in meine Richtung.

"HM!" Und auch der nächste war nicht besser.
"Sind die aus Stein oder was?"

"Ich will ja nicht sagen, ich hab's dir ja gesagt. Die Anfängerballe sind weicher und verzeihen einige Fehler. Zum Beispiel wenn man sie nicht genau mit der Mitte des Schläger trifft. Was am Anfang häufig der Fall ist."

"Nagut." gab er sich kleinlaut zufrieden.

"Cielo?" rief ich ihm zuckersüß zu, als ich mich wieder mit Anfängerbällen ausgestattet hatte.

"Ja, Darling?"

"Ich hab's dir ja gesagt!" Ich streckte ihm frech die Zunge raus und er rollte bloß grinsend mit den Augen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top