* Bonus Kapitel 3 *
Henry
Ich war hundemüde als ich meine Augen für einen kurzen Moment öffnete, um die Anzeige auf den kleinen digitalen Wecker auf den Nachtschrank sehen zu können.
9:47 Uhr zeigte er in grüner Schrift auf den dunklen Hintergrund an.
Müde ließ ich mich wieder zurück in die Matratze fallen und tastete nach meiner Frau. Aber die Seite war leer. Na nu?
Ich öffnete ein halbes Augen und musste tatsächlich feststellen, dass sie längst aufgestanden war. „Auri?" fragte ich mit schlaftrunkener Stimme nach und lehnte mich auf.
Ich hörte Geräusche aus dem Bad, das gleich an unser Schlafzimmer angebracht war.
Das Hotelzimmer, in dem wir die Nacht über verbracht hatten wir alles andere als luxuriös oder modern eingerichtet. Die Matratze hatte bereits schon bessere Tage gesehen und der Fernseher, der gegenüber dem Bett auf einem Tisch stand, war tatsächlich noch ein Röhrenfernseher.
Aber immerhin hatten wir hier unsere Ruhe gehabt und konnten unsere gemeinsame Nacht zu zweit in vollen Zügen genießen.
Bei den Erinnerungen daran, ließ ich mich zufrieden zurück fallen und grinste. War ich jemals in meinem Leben so glücklich mit einer Frau gewesen? Mit einer Frau, die meine Frau war? Die Mutter unserer gemeinsamen Tochter? Meine beste Freundin und Seelengefährtin?
Die Antwort war eindeutige. Nein.
Und so jemanden würde ich auch niemals wieder finden. Sie war mein passendes Gegenstück.
Doch als mein passendes Gegenstück das Bad verließ, wirkte sie alles andere als glücklich.
Sie sah müde aus. Gerädert. Das schöne Haar, hatte sie sich zu einem Dutt zusammengesteckt. Ihre Füße schlürften über den Boden.
Ich setzte mich im Bett sogleich auf. „Darling, was ist los? Gehts dir nicht gut?"
Ihr Gesicht war Antwort genug. Nein.
Sie kroch zurück ins Bett und seufzte schwer auf. Ein Stück weit Panik machte sich in mir breit.
„Was hast du?" wollte ich wissen und beugte mich zu ihr herüber.
„Meine Tage!" brummte sie verbittert und kugelte sich ein.
Ein wenig Erleichterung machte sich in mir breit. Doch natürlich verstand ich, wieso sie dabei so schlecht gelaunt war.
Aurelia hatte es nie sonderlich einfach, was dieses Leiden anging. Was ich früher fast noch belächelt hatte, war heute eine ernste Sache für mich.
Auch wenn ich froh war, dass es nichts anderes war, was ihr zu schaffen machte.
„Es hat gerade angefangen, aber ich habe das Gefühl, als wollte sich meine Gebärmutter durch meinen Körper fressen." murmelte sie in ihr Kissen hinein.
Mitfühlend streichelte ich sie am Arm. „Willst du eine Schmerztablette? Oder soll ich mich nach einer Wärmflasche erkundigen? Der Drugstore ist nur ein paar Straßen weiter von unserem Hotel."
Sie schüttelte den Kopf.
Arme Maus. Ich legte mich zurück ins Bett und schmiegte mich von hinten an sich heran. Meine Hand legte ich vorsichtig an die Stelle, die ihr solche Schmerzen bereitete.
Ein kleines leises zufriedenes Seufzen drang aus ihr. „Du bist so schön warm."
Immerhin etwas.
Wir blieben so liegen, bis ich hörte wie Auri eingeschlafen war. Und weil ich mir bereits wusste, wie schnell sie tief einschlafen konnte, nutzte ich die Gelegenheit und machte den uralten Fernseher mit der Fernbedienung an.
Es dauerte einige Zeit bis ich einen anständigen Sender gefunden hatte. Na ja. Anständig war relativ betrachtet.
Er hielt mich eher an, genau diesen Sender zu lassen. Immerhin kamen mir die Gesichter dort ziemlich bekannt vor. Lag wohl daran, das es mein eigenes war.
Klatsch und Tratsch mit Tiffy, hieß die Sendung, in der gerade unser Auftritt der letzten Nacht gezeigt wurde.
Aurelia sah einfach zauberhaft neben mir auf. Sie strahlte wie eine Königin neben mir. Wie der Frühling. Auch wenn sie, wie ich, ganz in Schwarz bekleidet war.
Es wurden Sequenzen gezeigt, in der wir uns verliebt ansahen. Wie ich alleine über den Teppich ging und danach wurde gleich noch einmal Aurelia gezeigt.
„Bei seinem letzten Auftritt bei der Witcher Premiere gestern Abend in London lag der Fokus wohl nur bei dem schwerverliebten Paar des Abends. Henry Cavill mit seiner Frau Aurelia Halle." berichtete Tiffy aus dem Off, während wieder Bilder von uns gezeigt wurden.
Meine Laune fiel plötzlich als ich erneut meine eindeutig grauen Schläfen sah. Ich musste dringend zum Friseur und sie anpassen lassen. Mochte ja sein, dass sie meiner Frau gefielen, aber mit den rausgewachsenen langen Haaren, fiel das Grau noch deutlicher auf. Genau wie in meinem Bart. Den würde ich mir gleich heute noch abrasieren.
„Das Paar strahlte in dieser Nacht um die Wette mit den Kollegen des Geralt von Riva-Darstellers. Könnte es daran liegen, dass Mr. und Mrs. Cavill wohl den ersten ungestörten Abend seit langen hatten? Vieles gibt das Paar nicht über sich bekannt. Eine Hochzeit zwischen den beiden wurde nie bestätigt, doch tragen beide offiziell Ringe. Weiterhin wird gemunkelt, dass das Paar vor einiger Zeit ein Baby bekommen hätte. Auch wenn man der schönen Aurelia letzte Nacht nichts davon ansah, so werden die Gerüchte immer lauter, dass Mr. Sexy-Cavill längst Vater geworden sei. Wir wünschen dem Paar, sofern es so wäre, noch alles Gute."
Ich war frustriert.
Ich hatte alles menschenmögliche darum gegeben, Joanne vor der Paparazzi Welt da draußen zu schützen. Ein Bodyguard war immer mit uns unterwegs. Aurelia und ich setzten auf alle Verkleidungen, die wir zur Verfügung hatten. Ich wachte wie ein Bluthund darüber, dass ja niemand Fotos von uns machte. Aber meine Tochter hatte es doch verdient ein normales Leben zu führen. Zoobesuche inklusive.
Tiffy hatte zwar das Foto aus dem Zoo nicht eingeblendet, doch fühlte ich dennoch, wie sie mein kleine Tochter in den Medien breit treten.
„Sogar von Zwillingen soll die Rede sein." sprach sie weiter und mir fielen dabei beinahe die Augen aus den Höhlen.
Auri schnaufte neben mir gehässig auf. Sie wirkte alles andere als wach, doch schien selbst sie diese Sendung nicht verschlafen zu können. „Zwillinge? Die sollen erst mal mit einem Baby zurechtkommen!"
Vorsichtig lehnte ich mich über Auri, um sie besser ansehen zu können. Müde öffnete sie die Augen für mich und sah mich an. „Gehts dir besser? Ich kann dir auch gerne ein Wärmepflaster kaufen gehen."
Mit einem zufriedenen Seufzen wälzte sich Aurelia zu mir herum und kuschelte sich an meine nackte Brust. „Nein. Bleib hier. Existiere. Dufte. Atme. Das reicht mir aus."
Zufrieden legte ich mich zurück in unser Bett und schob mir Aurial auf mir zurecht, bis ich weiter das Programm verfolgten und sie schlafen konnte.
Womöglich war es besser eine Tierdoku zu sehen als weitere erlogene Fakten über mich selbst zu hören.
*
Es war später Nachmittag als wir endlich Zuhause ankamen. Schon beim einparken des Wagens, entdeckte ich Chris Leihwagen in der Einfahrt. Sie waren also schon da.
Und unsere wenigen Stunden zu zweit waren damit beendet. Was aber nicht hieß, dass ich ihnen hinterher trauerte. Joey wiederzusehen, genau wie Kal, ließ mir ein riesiges Glücksgefühl im Herzen wachsen. Auch wenn ich den Schlaf jetzt schon hinterher trauerte. Durchschlafen war bei meiner Tochter noch ein absolutes Fremdwort. Auch wenn sie insgesamt doch ein recht entspanntes Baby war.
Ich parkte das Auto und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. Ehe ich mich abschnallte sah ich zu meiner Frau hinüber, die längst wieder eingeschlafen war. Der Kopf hing schief. Der Mund war leicht geöffnet.
Und dennoch gefiel sie mir so unglaublich gut. Mit einem Schmunzeln löste ich mich von dem Gurt und beugte mich zu ihr hinüber.
Wir hatten die Zeit gefunden uns nochmal für zwei Stunden auf einer Tennisanlage anzumelden und hatten ein ordentliches Spiel absolviert. Selbst mit Regelschmerz-Pflaster war Aurelia für mich kaum aufzuhalten. Aber immerhin hatte ich mir keinen allzu großen Abstand zu ihr verloren.
Aber nun schien der fehlender Schlaf der letzten Wochen, die körperlichen Schmerzen und das ausgiebige Spiel ihren Tribut bei ihr z fordern.
„Hey, Schlafmütze." flüsterte ich ihr sanft eins Ohr hinein.
Ihr Gesicht verzog sich zu einer verbitterten Miene. „Lass mich schlafen, Henry." brummte sie min schlaftrunkener Stimme.
Ich schmunzelte zart. „Wir sind da. Genau wie Chris und Alba. Die beiden möchten sich bestimmt nochmal mit uns über ihren großen Tag abstimmen."
Großer Tag. Bei diesem Wort kribbelte mir der Bauch. Chris war im Laufe der Zeit zu einem lieb gewonnenen Freund für mich geworden. Nun stand auch sein Hochzeitstag bald vor der Tür. Anfang September war es für die beiden soweit.
Auri und ich waren eingeladen. Genau wie Kal.
Während ich jedoch voller Enthusiasmus war, spürte ich immer wieder wie meine eigene Frau bei der Sache ins Stocken geriet.
Chris war auch ihr Freund. Ein wirklich wichtiger Freund. Und auch wenn sie inzwischen Alba mochte, merkte man ihr ihre Schwierigkeiten mit dem bald verheirateten Paar an.
Auch jetzt wieder.
Seufzend öffnete sie die Augen und erst mich an und starrte dann in die Ferne.
Ich nahm ihre Hand in meine. „Die beiden lieben sich, Darling."
„Ich weiß."
„Und sie sind glücklich miteinander."
„Ich weiß."
„Bei uns ging es selbst schnell mit dem Heiraten und wir haben auch einige Jahre zwischen uns liegen. Nichts davon hat uns je aufgehalten. Ich könnte mir keine bessere Frau an meiner Seite vorstellen als dich. Genauso geht es Chris mit Alba auch." sagte ich sanft und lehnte mich noch weiter zu ihr herüber.
Ich wusste, dass hinter ihrem Verhalten keine Eifersucht steckte. Das hatte sie mir mehr als einmal deutlich gemacht. Es waren Sorgen, die sie seit Chris' Neuigkeiten über die plötzliche Verlobung, beschäftigten.
„Ich weiß."
Ihre schönen Augen sahen nun endlich in meine und wieder kribbelte meine Bauch wild auf als sich unsere Blicke verfingen. Gott, was liebte ich diese Frau!
„Was ist, wenn es doch falsch ist? Was, wenn mich mein Gefühl nicht täuscht und es nicht klappt zwischen den beiden?" fragte sie mich leise.
Ich lächelte ihr sanft entgegen. „Das wird es, Darling. Gerade, weil du dich so um deinen Freund besorgst, wird alles gut werden. Wir hatten doch letzten Winter beim Ski fahren zusammen, wirklich viel Spaß miteinander gehabt. Du hast doch selbst gesehen, wie verliebt sie sind. Wie sehr Chris mit Alba aufblühen kann und wie sehr sie seine Nähe schätzt und liebt."
„Und dann gleich heiraten?" murmelte sie zu mir auf.
Grinsend legte ich meine Frau eine Hand auf die Wange und beugte mich soweit zu ihr hinüber, dass sich unsere Lippen beinahe berührten. „Manchmal will man nicht mehr Zeit vergehen lassen, um die Frau, die man so sehr liebt und schätzt, als seine offizielle Frau an seiner Seite zu haben. Vertrau mir. Die beiden passen perfekt zueinander. Genau wie du und ich."
Endlich entkam ihr ein belustigtes Schnaufen. „Da klingt heute aber jemand sehr verliebt."
Ich grinste auf und schenkte ihr einen kurzen Kuss. „Bin ich immer."
Auri schnallte sich ab ohne dabei den Blick zu mir zu verlieren. „Dann kann der Schwerverliebte ja heute die Nachtschicht für Joey übernehmen."
Das hätte ich ohnehin. Gerade wo sie heute mit ihren Körper zu kämpfen hatte. Sie sollte sich ausruhen und zu Kräften kommen. Auch wenn die nächsten Stunden mit der Planung von Chris' und Albas Hochzeit auch nicht ohne werden würden.
Aber wir würden auch das schaffen. Gemeinsam.
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