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"Warum arbeitet Junhong für Yongguk?", fragte ich Jongup später am Tag vorsichtig, während die Todsünde sich gerade umzog, um bereit für unseren heutigen Trip mit der Gang zu sein. "Hat er sein Hoshi no tama?"

Jongup ließ seine trägen Augen über mich schweifen, während er seine Hose schloss, sich suchend nach seinem Shirt umsah.

"Denkst du, es könnte anders sein?"

Ich hob die Schultern, war ehrlich gesagt zu überrascht eine Antwort bekommen zu haben, um gleich zu erwidern.

"Ich glaube, dass Junhong aus freien Stücken dort ist."

"Karou hat sein Hoshi no tama. Yongguks Brut."

Ich blinzelte perplex, er durchquerte seelenruhig den Raum, um sein Hemd vom Boden zu sammeln, kurz abzuklopfen.

"Warum?"

"Junhong war in keiner guten Verfassung, als Izanami ihn an Yongguk abgab. Junhong ist alt und mächtig... Aber auch er hat Gefühle. Damals war er ergraut und abgestumpft. Yongguk hat ihn wieder aufgepeppelt. Sein Hoshi no tama ist sicher in Karous Händen, er hat es zu ihrer Geburt abgegeben und versprochen sie immer zu schützen. Die beiden werden mal ein süßes Paar sein.", erzählte er mir vollkommen glatt, sah nicht auf.

Ich war überrascht. Ja, ich hatte Junhong als einen außerordentlich netten Kitsune kennen gelernt, aber ich hatte nicht gewusst, dass das einen solchen Hintergrund haben könnte.

"Eine unserer Seelen sagte einmal, dass die einsamsten Leute die freundlichsten wären. Dass die traurigsten Leute am weitesten lächeln. Und dass die Leute, die am meisten verletzt wurden die weisesten sind... Junhong ist eine sanfte Seele."

Ich hatte Jongup nie so voller Emotion über die anderen sprechen hören, aber das war momentan zweitrangig.

Denn Yongguks Lächeln geisterte mir schon wieder durch den Kopf und ein fieser Schmerz bohrte sich tief in mein Herz, als ich auch Himchan und Daehyun in diesem System wiederfand. Aber auch, und das war das erstaunlichste, Jongup.

Ich sprach ihn nicht darauf an, wusste nicht genug über die Todsünden und nickte stattdessen nur unruhig, schob das Gespräch auf ein anderes Thema.

"Und" meine Stimme versagte und ich räusperte mich eigenartig, Jongups dunkle Augen fanden meine. "Und Daehyun?"

Jongup wusste mehr.

Der Mann seufzte leise und strich sich dann durch die Haare, schien selbst im Konflikt mit sich zu stehen.

"Daehyun ist dabei zu fallen."

Meine Welt brach klirrend in sich zusammen.

Jongup musste meinen Schock sehen, denn er fluchte unter seinem Atem und war mit einem Schritt bei mir, presste mich mit dem Rücken gegen die Wand und sein Messer an meine Kehle.

Da waren wir wieder.

Ich rang um Luft, aber es hatte nichts mit seinem Griff zu tun.

"Sag mir, dass das nicht wahr ist.", flüsterte ich ihm ungeachtet der Gefahr zu und Jongup zögerte wieder, seine Augen unfokussiert auf meinem Schlüsselbein. "Ich habe versucht ihn davon abzuhalten, aber Yongguk... Es ist nie gut in Yongguks Nähe zu sein. Er verschlingt seine Seele ebenso wie deine. Ich weiß, dass du den kalten Griff des Todes bereits gespürt hast."

Hatte ich, aber etwas stimmte nicht, es konnte nicht stimmen. Yongguk war menschlich und Yongguk wollte keinem von uns etwas tun. Es musste ein Irrtum vorliegen.

"Daehyun lässt es mit sich machen. Er verbringt zu viel Zeit mit uns. Er muss heim gehen. Die Ansätze seiner Federn werden bereits schwarz und faulen ab.", flüsterte Jongup leer gegen meinen Hals und in einem plötzlichen Impuls streckte ich meine Hände zu seinen Hüften aus, fasste sein warmes Fleisch unter seinem offenen Hemd.

Es stabilisierte mich etwas, aber nicht genug.

"Sobald er es hinter sich hat, wird er gehen müssen. Er ist so leichtsinnig, er rennt in sein eigenes Verderben und sieht es nicht."

Jongups Stimme war zu einem Knurren angeschwollen, aber der Druck der Klinge an meiner Haut hatte sich gelockert.

"Auch du wirst entschwinden. Sie bleiben alle nicht."

Ich war zu geschockt um zu sprechen, brachte keinen Ton heraus.

Damit fiel das Messer scheppernd zu Boden und Jongups Unterarme lagen links und rechts von meinem Kopf an der Wand, er flüsterte mit gesenktem Kopf, während sein Haar mein rechtes Ohr kitzelte.

"Sie werden dich zerfetzen. Yongguk und Himchan... Sie haben keine Wahl, weißt du? Alles was du tust. Jedes Wort, jede Handlung. Jeder Gedanke! Es wird Teil deines Gerichtsspruches sein. Sie sind Dämonen, sie mögen dich, ihre Wut über ihre Pflichten wird grässlich sein."

Etwas in mir brach, ließ einen Mix aus Unglauben, Wut und tiefem Schmerz in mir hinauf blubbern.

"Du kannst das nicht zulassen!" Ich wurde mit einem Mal hysterisch, schlug hart gegen seine Brust.

"Du kannst nicht- Sie werden Daehyun verletzen! Sie werden ihn töten, Jongup!"

Er rührte sich nicht, als ich ihn schlug, heiße Tränen der Verzweiflung mein Gesicht benetzten.

"Wie kannst du- Wie kannst du das zulassen?!" Meine Stimme brach jämmerlich und Jongup vergrub sein Gesicht in meinem Hals, atmete meine Angst ein.

"Daehyun tötet sich selbst. Wie du, wie Youngjae, wie viele vor ihm, die genau für diesen Zweck zu Yongguk geschickt wurden. Er weiß, was er tut. Er weiß es ganz genau. Und er ist bereit dafür."

Ich zitterte wie ein Blatt im Sturm, hatte meine Nägel tief in seine Haut gegraben, aber er interessierte sich nicht dafür, gab mir nur Nähe und Schutz auf seine Jongup-Art.

"Es kann noch Jahrhunderte dauern, bis es so weit ist. Seelen, schwächere Seelen werden kommen und gehen. Aber sobald du zu tief fällst, war's das. Und du wirst fallen, Cheonsa. Deswegen haben sie dir diesen Namen gegeben."

Seine Stimme war sanft und beinahe schon traurig an meinem Ohr, gab mir eine Ahnung davon, wie oft er das schon mitangesehen hatte, wie sehr es alle Beteiligten verletzte. Es erklärte den Schmerz in Junhongs Augen, wenn er mich heilte. Die tiefe Traurigkeit von Youngjae, der Daehyun nicht aufhalten konnte. Das nicht vorhandene Lächeln in Yongguks Leben. Und Himchans Wunsch sie einfach nur alle zu schützen.

"Wer du jetzt noch bist... Was auch immer gerade zwischen dir und Himchan ist... Es wird keine Rolle mehr spielen. Du wirst eine Seele von vielen sein, die sie zu strafen haben. Du wirst erlischen wie viele vor dir."

Ich wäre vermutlich auf die Knie gesunken, als meine Beine endlich unter mir nachgaben, aber Jongup war da, presste seinen warmen Körper gegen meinen, um mich aufrecht zu halten.

"Es gibt kein Entkommen... Es gibt keine Lebenszeit, die du stehlen kannst, niemanden, der dich noch aus Yongguks Griff nehmen kann. Es war vorbei, als du ihn damals im Thronsaal das erste Mal gesehen hast."

Ich wusste nicht, ob ich noch weinte, aber ich wollte, dass er aufhörte, dass alles eine Lüge war, dass es nicht so viel Sinn ergab.

Jongup verstummte, stützte mich bloß, während ich zitterte und schauderte, mir jetzt erst bewusst wurde, in welcher Situation ich mich befand, dass ich mich nicht einfach herausschlängeln konnte, wie immer zuvor. Dass das hier nicht mit emotionalen Bindungen zu tun hatte sondern mit einem göttlichen Gesetz.

Es war eine ganz grässliche Vorstellung.

"D-Du bist die Gier... Du siehst mich gerne leiden... Wir soll ich dir das alles glauben?", sagte ich kaum hörbar und Jongup trat endlich von mir zurück, ich schaffte es allein zu stehen. Verzweifelt klammerte ich mich an meinen letzten Strang Hoffnung, wollte ein gemeines Grinsen von ihm, ein spöttisches Lachen.

"Glaub es oder nicht. Wir wissen beide, dass es zu viel Sinn macht, um erfunden zu sein."

Damit wurde sein Gesicht wieder zur blanken Maske und er wandte sich um, zog sich weiter an.

Ich lehnte noch eine Weile fassungslos an der Wand.

Was konnte ich nun noch glauben?


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