★★★♠

Egal wie viele Duschen ich nach der Sache mit Jongup genommen hätte, es hätte meinen Geruch nicht gänzlich vor Yongguk maskiert, weswegen ich es bei einer beließ und mich dann mit Büchse und Pergament auf den Weg in eine dunkle Seitengasse machte, wo es keinen störte, wenn ich den Herr der Unterwelt herauf beschwörte.

Yongguk war so klassich sogar in einer Wolke Rauch, die abscheulich nach Schwefel stank, aufzutauchen, nur um mich dann allerdings sofort mit gerümpfter Nase anzustarren, wie als sei ich diejenige mit dem bestialischen Geruch um mich.

Lügen hätte mir ebenfalls nicht geholfen.

"...alles klar bei dir?", fragte er sehr vorsichtig, seine Augen glitten mehrmals suchend an meiner Gestalt auf und ab, wie als befürchte er Wunden zu sehen, die er nur nicht roch.

Ich konnte bloß die Schultern heben.

"Es war schon besser. Aber unser neuer Tennin-Freund hat mich geheilt, von daher ist mein Körper in Ordnung.", antwortete ich wahrheitsgemäß, ließ ihn wissen, dass es in meinem Kopf anders aussah, ich aber nicht weiter darauf eingehen wollte.

"Trinkt der große Dämonenmeister Kaffee? Komm, wir tun heute so als wären wir normale Menschen."

Yongguk war derzeit in einen schwarzen Anzug gekleidet, der fast zu locker über seinen Schultern saß und der oberste offene Knopf seines Hemdes verriet die ersten Linien von Tattoos. Sein Haar war ausnahmsweise ebenfalls anders gestylt, hing ihm an den Seiten des gebräunten Gesichtes herab, statt dass es zurückgestrichen war.

Er gab einen ganz passablen Menschen ab, nur dieses dritte Auge auf seiner Stirn, das sich aufmerksam umsah, das schien die Sterblichen, die uns passierten dezent zu beunruhigen.

Ich wies ihn darauf hin, nachdem sich der Fünfte konfus nach uns umgedreht hatte und kleinlaut verbarg er es wieder.

Im nächsten Cafe ließen wir uns nur etwas wie ein eigenartiges Emo-Pärchen aussehend in einer Nische nieder und ich bestellte Yongguk eine heiße Schokolade mit extra Sahne, während der Mann sich noch staunend umsah.

"Du bist nicht oft hier oben, hm?", erkundigte ich mich kurz darauf lächelnd bei ihm, mochte die kindliche Faszination in seinen Augen.

"Nein." Ein raues Lachen. "Erst recht nicht an solchen hübschen Plätzen. Mehr in verstaubten Warenhäusern und schäbigen Nachtclubs."

Ich nickte bloß und lehnte mich dann zurück, um die Zeit ebenfalls etwas totzuschlagen, hatte es doch irgendwie vermisst hier zu sein.

Die Menschen huschten voller Leben in Eile um uns herum, manche in die Schule, andere zur Arbeit und es wirkte alles so klein und unbedeutend, so natürlich im Gegensatz zu uns beiden.

"Wenn du willst, kann ich Jongup die Mission auch alleine weitermachen lassen. Oder Junhong schicken. Daehyun wird mich ohenhin wieder beim höchsten Gericht anzeigen, wenn er davon Wind bekommt." Ein schiefes Grinsen tanzte über Yongguks Gesicht und ich hörte eine Frau mittleren Alters in unserer Nähe begeistert quietschen.

Ich tat beschäftigt mit der Büchse, um mein Grinsen zu verbergen, wollte es der Dame nicht sagen, dass er sie vermutlich essen würde, wenn er dürfte.

"Nein, das geht in Ordnung, ich bin schon hier und sie kennen mich und alles. Das mit Jongup kriege ich irgendwie hin."

Yongguk beobachtete mich kurz nachdenklich, dann dankte er schüchtern einem Kellner, der seine Schokolade brachte, war für einen Moment verloren auf der großen weiten Welt.

Es war sehr interessant ihn so zu sehen. Wäre er nicht der Mann, der er wäre, und wir uns hier statt in der Totenwelt begegnet, dann hätte ich vermutlich ein Weilchen mit ihm gespielt, seine schüchterne Art mit Liebe erwidert.

Aber so war es immerhin nicht. Er war ein Dämon.

Ein Dämon, der gerade mit leuchtenden Augen an seiner heißen Schokolade nippte und einen überraschten Laut von sich gab.

Ich schaffte es beim besten Willen nicht die Augen von ihm zu nehmen, fasziniert die Unterschiede von diesem Yongguk zu einem kaltblütigen Möder aufzuzählen. Er setzte absolut begeistert seinen Becher ab und sah aufgeregt zu mir auf, meine Mundwinkel zuckten, als ich den weißen Schaumbart bemerkte, den er neuerdings trug.

Ich hatte nicht das Herz ihn darauf hin zu weisen.

"Das ist gut! Du musst hier unbedingt einmal mit Junhong und Daehyun herkommen, sie lieben so Zeug! Oh, und Youngjae auch! Ich werde Junhong Bescheid sagen, dass er die anderen zwei mitnehmen soll, wenn er mal her kommt." Ich hatte ihn noch nie so gelöst und begeistert über eine derart einfache Sache gesehen und ich verstand endlich, warum er ein Gott war.

Es war seine menschliche Seite, eine einem Dämon vollkommen untypische und menschliche Seite, die ihn perfekt für einen überirdischen Herrscher machte.

"Freut mich, wenn du es magst. Wenn du möchtest, bringe ich dir nächstes Mal, wenn ich dir einen Besuch abstatte etwas davon mit, ich weiß, wie man sie macht.", lächelte ich ehrlich, fand diese Option auch wesentlich gesünder und appetitlicher als Blut und Yongguk nickte nur, bevor er sich wieder mit großen Augen seiner Schokolade widmete, zustimmend brummte.

Mir fielen abermals seine Finger auf, sanfte und schlanke Finger, hübscher als meine, während beide seiner Hände den warmen Becher hielten. Er war so anders, als ich ihn kannte.

Zum ersten Mal seit langem sehnte ich mich hierher zurück. Weg von all dem Blut und Tod, der Finsternis und der Unterwelt. Ich wollte hierher zurück, in meine große Wohnung, mit den vollkommen menschlichen Sorgen und Problemen.

Ich sehnte mich nach der Wärme, die diese heiße Schokolade sogar auf Yongguk übertrug.

Ich sprach es nicht an, aber ich wusste, dass ich etwas unternehmen musste.

Der Tod hatte mich bereits zu sehr in seinen Klauen.

Eigentlich wollte ich mit Yongguk über die Yokai reden, aber ich brachte es nicht über mich ihn aus seiner kleinen Blase der Zufriedenheit zu lösen. Ich beobachtete den grausamen Oni also bloß wortlos und zufrieden mit unserer Situation, bis er bis zum Ende begeistert ausgetrunken hatte und wir uns wieder auf den Weg machten, zurück in die dunkle Gasse.

"Wir haben sie örtlich gebunden. Sie suchen das Gebäude heim, in dem du sie frei lässt und verschonen dabei dich und Jongup. Sie töten außerdem nur in Maßen. Es sollte ungefährlich sein sie frei zu lassen, aber du solltest Junhong holen, wenn du sie wieder fangen willst.", war die Kurzfassung von Yongguks langer und komplizierter Bedienungsanleitung für diese Box des Chaos und ich nickte brav.

"Sag den anderen einen Gruß von mir. Und Junhong Bescheid, dass er die anderen zwei mitbringen soll, wenn ich ihn zum Ende der Mission rufe.", bat ich Yongguk belegt, als er wieder in die Dunkelheit sank und er nickte bloß.

Im letzten Moment, bevor er verblasste, trat ich allerdings noch einmal auf ihn zu und wischte den Milchschaum von seiner Oberlippe, streifte seine warme Haut mit meiner.

Yongguk blinzelte mir noch einmal zu, dann war er fort.

Ich machte mich allein wieder auf den Weg zu Jongup.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top