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Das nächste Mal, als ich Himchan wiedersah, stand er mit dem Rücken gegen eine kalte Wand und Jongup hielt ihm ein Messer an den Hals gepresst.
Es war ein guter Start in den Tag, denn ich war augenblicklich hellwach und sprang auf Jongup zu, um ihm meine Ferse auf die Nase zu drücken.
Natürlich hatte er die Attacke kommen gesehen und wirbelte sofort zu mir herum, entließ dabei Himchan, der den Moment nutzte, um Jongup von sich zu kicken und mich in der Luft einzufangen, mich mit einem Arm um meine Hüfte auf einer sicheren Distanz zu der Todsünde zu halten.
"Lass gut sein.", murmelte Himchan erschöpft hinter mir, während ich noch den hustenden Jongup mit Blicken erstach.
"Er soll aufhören auf alle mit einem Messer loszugehen!", beschwerte ich mich laut über die Sünde und die grinste mir nur ihr unangenehmes Grinsen zu, dann verschwand sie unbeeindruckt durch die nächste Wand.
Ich löste Himchans Arm von meiner Hüfte, fuhr zu ihm herum, um den Schaden zu begutachten.
In der Tat heilte der Schnitt bereits und auch einige violette Handabdrücke verblassten gemächlich auf seiner Kehle.
"Ich weiß wirklich nicht, was sein Problem ist... Sind alle Sünden so?"
Himchan gab mir ein schwaches Lächeln.
"Nein, das ist einfach Jongup." Er sah müde aus.
Ich zögerte, wusste nicht genau, was das zwischen uns war und wie ich es behandeln sollte.
"Bist du in Ordnung? Du siehst so aus, als hättest du ein Weilchen nicht geschlafen...", fragte ich also nur vorsichtig und Himchan wuschelte sich träge sein Haar, unterdrückte ein Gähnen.
"Habe ich in der Tat nicht... Yongguk ist gut darin Leute auf Trab zu halten. Aber wie geht es dir? Ich hörte, dass du deine erste Solo-Essmission gut überstanden hast?" Er schaffte es wieder mich etwas aufzubuttern und sein Lächeln besänftigte mich etwas.
"Ja. Ich war unter dem Auftrag von Jepp Blackman unterwegs.", war ich etwas stolz darauf alles hinbekommen zu haben und Himchan fuhr mir endlich mal wieder durch's Haar, seine Hand warm.
"Hast du gut gemacht. Diejenigen, die ihn als Blackman kennen sind alte Freunde, die ihm mit dem Leben trauen würden. Oder eben das Leben für ihn lassen. Es tut mir leid, dass ich dich so lange mit den Idioten allein gelassen habe."
Ich lächelte nun auch und richtete dann aber aufmerksam meine Augen auf ihn, auf achtsame Züge, während seine Hand an meinem Kopf verharrte.
"Apropos Idioten... Hast du etwas von Youngjae gehört?"
Himchans Hand fiel wieder an seine Seite hinab, als er mit zusammengezogenen Augenbrauen den Kopf schüttelte.
"Nein. Ist etwas passiert?"
Er war zu aufmerksam, um es nicht zu bemerken, deswegen hob ich nur ratlos die Schultern.
"Ich habe ihn in den letzten Tagen nicht gesehen und dachte nur, dass du vielleicht etwas davon weißt."
Er schüttelte bedauernd den Kopf.
"Vielleicht ist er nur gerade nach Hause zurückgekehrt. Er trifft sich noch ab und zu mit seinem Mentor."
Innerlich verfluchte ich mich selbst.
Natürlich. Natürlich verfiel er wieder in ungesunde Gewohnheiten, wenn so etwas geschah. Und dann eben auch gleich mit Jongup, ich hätte es wissen müssen.
"Oh, dann... Tut mir leid, ich würde wirklich gerne weiter mit dir plaudern, aber ich bin mit Daehyun zum Schach verabredet.", zog ich mir schnell eine kleine Notlüge aus den Ärmeln und Himchan sah bei Erwähnung des Namens sofort vorsichtiger aus.
"Sicher doch, wir sehen uns ja wieder. Viel Spaß und pass auf dich auf."
Eigenartig. Das hörte ich eigentlich nur von Daehyun über andere.
Als ich an ihm vorbei rauschte, roch er wieder nach Rauch.
\(^-^)/
Ich fand den Engel glücklicherweise in seinem Zimmer, als ich atemlos vom Treppen hinauf rennen an seiner Tür klopfte und unruhig hin und her wackelte, bis er öffnete.
"Du musst Youngjae finden.", sagte ich dann sofort, während er noch verdattert in seiner Tür stand und versuchte aufzuholen.
"...muss ich das?", fragte er dann konfus und ich nickte energisch.
"Ja! Weißt du, es war jetzt nicht gerade ein besonders netter Zug mit Jongup rum zu machen, während er in der Nähe war."
Bei meinen Worten erbleichte Daehyun merklich, bevor er sich sofort eine Jacke von seiner Tür schnappte und sich zu seinem Fenster umwandte.
"Verdammter Vollidiot...", fluchte der Engel unter seinem Atem vor sich hin, während er problemlos in seinen Mantel schlüpfte, seine Schwingen kein Hindernis dabei darstellten.
"Keine Sorge, ich bringe ihn zurück! Sag du Bbang Bescheid, dass ich ein Weilchen weg bin!"
Damit riss er sein Fenster auf und stürzte sich hinaus, war sofort weg.
Kurz stand ich dumm im Raum.
Warum doch gleich sollte ich jetzt allein zu Yongguk müssen?
Ich könnte ja einfach die Hone, oder Himchan bitten ihm die Information weiterzugeben, nicht?
Aber ich zögerte dennoch.
Es musste einen Grund sagen, warum er spezifisch Yongguk gesagt hatte, nicht?
Etwas griesgrämig zog ich also Daehyuns Tür hinter mir zu - bemerkte verspätet, dass sein ganzes Zimmer in einem blendenden Weiß eingerichtet war - und machte mich dann auf den Weg die Treppen hoch.
Im fünften Stockwerk standen keine Hone, weswegen ich bis zum sechsten hinauf wanderte und dort die inzwischen vertrauten Knochenfrauen antraf.
"Ich... Müsste zu Lord Yama.", versuchte ich es vorsichtig, erwartete es ehrlich gesagt nicht, dass die ausdruckslosen Skelette in ihren hübschen Kimonos mich so ohne weiteres zu ihm lassen würden.
Aber ich war überrascht, als sie nur schweigend die Tür für mich auf zogen und mir deuteten einzutreten.
Die Bibliothek war heute in einem heillosen Chaos.
Bücher waren wild und achtlos aus ihren Regalen gezogen und lagen wild über den Boden verstreut. Lose Seiten waren überall verteilt und einige der Diwane waren umgeworfen.
Geschockt suchte ich das Schlachtfeld nach Yongguk ab, konnte seinen gelockten Kopf allerdings nirgendwo finden.
"Cheonsa! Spring auf die Empore!", hallte es plötzlich laut und warnend durch die Halle und meine Reflexe kickten aus schierer Gewohnheit ein, bevor mein Gehirn noch eine Bewegung registriert hatte.
Ich machte einen Satz aufwärts, schnappte mir die hölzernen Streben des Geländers über mir und schwang mich geschickt hinauf, sah mich nun etwas beunruhigter nach Yongguk um.
"Renn nach links!"
Ich schaltete ab, folgte nurnoch verbissen seinem Befehl, während hinter mir plötzlich etwas krachte und das Sirren von Klingen durch die Luft erklang.
"Auf die Leiter!"
Geschickt fanden meine Hände die Leiter und ich zog mich daran hinauf, hörte unter mir Klingen in das Holz einschlagen, sah aber weiterhin niemanden.
Das Adrenalin rauschte laut durch meine Adern, als ich mit schnellen Bewegungen die Leiter empor kletterte, was auch immer es jetzt war, folgte mir.
Ich sah die lange Leiter zu schnell zu Ende kommen und suchte bereits panisch nach einem Fluchtweg, da hallte ein gepeinigtes Kreischen durch den Raum und ein tiefes Lachen folgte.
Als ich mich das nächste Mal umsah, stand Yongguk in voller Oni-Form am Fuße meiner Leiter und hielt im ausgestreckten Arm ein eigenartiges Wiesel mit Sicheln anstatt Pfoten.
Natürlich hielt er sich ein verdammtes Kamaitachi, was hatte ich auch erwartet?
Ich sah mich schon unruhig nach den anderen zwei um, als Yongguk mir einen Blick zuwarf, seine schaurige Dämonenvisage wieder in sein normales Gesicht, an dem nur die Augen schrecklich waren, morphend.
"Du bist sicher, keine Sorge. Ich habe die anderen zwei schon eingefangen.", sagte er souverän, wie als als habe nicht gerade sein komisches Wiesel versucht mir die Beine abzuschneiden.
Ich konnte nur falsch zu ihm hinab grinsen, bevor ich mich langsam an den Abstieg machte, ihm vertraute das Teil festzuhalten.
"Bemerkenswertes Timing. Er war gerade im Begriff hinaus zu rennen und Chaos im Turm zu verursachen, als du es abgelenkt hast.", staunte er nicht schlecht und ich schnaubte nur ungläubig.
"Deswegen bin ich hier.", erwiderte ich trocken, verfluchte die Hone dafür so ausdruckslos zu sein.
"Das, und um mir zu sagen, dass Daehyun ausgeflogen ist.", grinste er mir schief zu, während sein Wiesel immernoch versuchte auf seine Beine einzuschlagen und ich es im großen Bogen umrundete.
"Warum hat er mich geschickt, wenn du es ohnehin weißt?" Sicherlich nicht, um mit dem dummen Wiesel fangen zu spielen.
"Damit ich dir endlich mal ein paar elementare Dinge über die Bewohner dieses Hauses erzählen kann. Komm, ich lad dich auf nen Becher Blut ein." Gerade wollte ich ihm folgen, aber bei dem letzten Kommentar gefror ich wieder voller Horror am Fleck, beobachtete, wie er sich grinsend umdrehte.
"War ein Witz, ich habe auch andere Sachen da."
Es war kein Vorschlag, weswegen ich ihm mit seinem kickenden Wiesel nur still folgte.
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