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Ich sah Himchan die zwei Tage darauf nicht und verbrachte daher meine Zeit nur mit Junhong und Daehyun sowohl bei Tisch, als auch danach regelmäßig in Junhongs Zimmer, wo wir gemeinsam Brettspiele spielten.

Daehyun wirkte ungerührt von der Sache mit Jongup und ließ diese auch in keiner Art verlauten. Er schien außerdem nicht zu bemerken, dass Youngjae in der Landschaft fehlte, seither noch nicht in den Turm zurückgekehrt war.

Junhong hingegen wusste natürlich alles, äußerte sich allerdings ebenfalls mit keiner Silbe, sondern saß nur still zwischen uns und blinzelte vor sich hin, während Daehyun alle zwei Minuten einen von uns des Betruges bezichtigte und versuchte die Regeln nach seinen eigenen Vorstellungen zu ändern.

Letzten Endes waren wir dann immer wieder auf eine Partie Schere, Stein, Papier angewiesen, um einen endgültigen Gewinner festzustellen und ich gewann öfters, obwohl es vorher noch Junhong gewesen war.

Der Kitsune war allgemein sehr friedlich und lächelte immer nur auf eine süße, verwirrte Art, wenn Daehyun oder ich versuchten ihn ins Gespräch einzuspannen, tat unwissender, als er es eigentlich war.

Am Ende brachen wir alle regelmäßig in eine große Runde Gelächter aus, als Daehyun dieses Mal die unglaubliche Feststellung machte, dass ich die einzige war, die sich bequem unter dem Bett verstecken konnte und im Allgemeinen war es ziemlich angenehm mit ihnen Zeit zu verbringen.

Mein kleiner Daehyun-Crush hatte sich auch noch nicht gelöst. Natürlich geisterte mir nun stets auch Himchan durch den Kopf, aber die Faszination, die der Kriegsgott in mir weckte war, von ganz anderer Art als die kuschelige Wärme, die mich bei Daehyuns Anblick stets füllte.

Das Thema dieses Abends blieb ungeklärt, als uns einige Minuten später, in dem Junhong uns gerade über das Meer erzählte, eine Hone unterbrach, still in der Tür erschien.

"Der Lord schickt nach dir.", sagte sie monoton an mich gewandt und ich seufzte unterdrückt, erhob mich dann, um zu folgen.

"Pass auf dich auf!", rief Daehyun mir noch besorgt nach, dann fiel die Tür hinter mir zu und ich folgte der Frau zu Yongguks Speisesaal hinauf.

Heute lümmelte tatsächlich auf dem angerichteten Tisch statt davor und piekte gerade dem abgeschlagenen Kopf eines Schweins ins Auge, als ich eintrat.

Sofort wandte ich den Blick an die Wand.

"Ah, Cheonsa. Ich wollte dich losschicken Essen auftreiben, mich aber zuvor noch entschuldigen."

Vorsichtig sah ich zu ihm hinüber und nahm Notiz davon, wie er sich nun so platziert hatte, dass ich den Kopf nicht sehen musste.

Er beobachtete mich mit schiefgelegtem Kopf, wie ein Tier im Zoo.

"Wofür?", fragte ich verdattert, wusste nicht genau, wie ich damit umgehen sollte, dass der mächtige Oni sich bei mir entschuldigte und er grinste mir sein bekanntes, schiefes Grinsen zu.

"Ich bin daran Schuld, dass Himchan derzeit weg ist. Ich wollte eure Flitterwochen nicht stören."

Ich wurde so rot wie die Laterne in der Ecke und mied seinen Blick wieder, hörte ihn leise lachen.

Natürlich war auch gerade kein Buch in der Nähe, das ich auf ihn werfen konnte.

"Tut mir jedenfalls leid. Heute werde ich dich in ein Gefängnis schicken. Hier ist der Schlüssel. Sag den Typen, dass Jepp Blackman dich schickt, du weißt, wie es läuft." Damit warf er locker einen Schlüssel in meine Richtung und nickte mir knapp zu, bevor ich voller neuer Wunder den Raum verließ.

Wie eigenartig von einem Oni mit dessen Heerführer geshippt zu werden...

Das tot sein war schon lustig.

Aber ich durfte meine Mission nicht aus den Augen verlieren.

Nachdenklich wanderte ich die vielen Stufen zum Eingangsbereich hinab und mit dem Schlüssel fest in meiner Hand schritt ich durch die Tür.

Und fand mich in einem leeren Gang wieder.

Es war ein grauer, trister und tropfender Gang, die Fackeln in den Wänden nur teilweise entzündet und aus der Ferne war ein regelmäßiges Rufen oder Stöhnen zu hören.

Ich spielte von da an ein Spiel.

Ich war schließlich Diebin.

Mein Spiel war es Yongguks Essen zu stehlen, ohne mich dabei erwischen zu lassen.

Zwei Wachen sanken zu Boden, bevor sie auch nur meinen Schatten gesehen hatten.

Ein Dritter erblickte mich noch, bevor er das Bewusstsein verlor.

Die Gefangenen waren so achtsam still zu bleiben, beobachteten mich aufmerksam und flüsterten mir immer mal wieder zu, dass ich sie befreien sollte.

An den meisten von ihnen ging ich achtlos vorbei, auf meinem Schlüssel stand Zelle 27.

In Zelle 27 saßen zwei Männer und eine Frau, ein mörderisches Trio wie es aussah und sie sahen aufmerksam zu mir auf, als ich vor ihnen stehen blieb.

"Jepp Blackman schickt mich, um euch zu holen.", sagte ich gelassen, musste ehrlich gesagt ziemlich episch aussehen im Licht der tanzenden Fackeln und die Frau sah hoffnungsvoll zu mir auf, war sofort auf den Beinen.

Uh-oh.

"Ja? Er ist es wirklich? Kommt schon, Jungs, hoch mit euch, wir kommen endlich hier raus!"

Die Männer erhoben sich grummelnd, erinnerten mich ehrlich gesagt an die Stammeshäuptlinge aus dem eisigen Norden mit ihren geflochtenen Bärten und ledernen Klamotten.

Behutsam schloss ich deren Tür auf, das Grummeln der Zelleninsassen wurde lauter.

"Nur rein mit dir, Liebes, wir wissen, wie das hier läuft.", bat die Frau mich glücklich zu sich, drängelte die Männer bis an die hinterste Wand zurück, um mir keine Angst zu machen.

Ich verbarg mein Grinsen in den Schatten meiner Maske.

Scheinbar warnte Jepp Blackman nicht vor, bevor er seine Verbündeten vertilgte.

Auf der Hut betrat ich die Zelle und winkte sie zu mir, stand nun zwischen den Ebenen im Türrahmen von Gefägnis und Yongguks Zimmer.

Yongguk sah auf, als die drei herein kamen und sich sofort begannen neugierig umzusehen, während ich noch kurz in der Tür verharrte, seinen Blick suchte.

Er nickte mir mit dunklen Augen zu und ich wandte mich verschlossen um, zog die Tür hinter mir zu, als ich ging.

Zurück in Junhongs Zimmer diskutierten Engel und Fuchs noch immer über ihre liebsten Meeresbewohner als ich eintrat und mich lächelnd wieder zu ihnen gesellte.

"Das ging schnell! Bist du verletzt?" Daehyun suchte mich kurz ab, zupfte an meinen Klamotten herum.

"Nein, Himchan hatte recht. Ich bin gut für diesen Job.", gab ich etwas an und Daehyun johlte mir zu, bevor er ein anderes Spielbrett aus dem Nichts zog und es zwischen uns ausbreitete. "Okay, also dieses Spiel hier heißt Nicht-Engel-ärgere-dich-nicht. Wenn ihr keine Engel seid - und das seid ihr nicht, sorry - habt ihr hier einen gewaltigen Nachteil, aber ich mache euch ein Friedensangebot, ich werde nur mit zwei Würfeln würfeln, statt drei, damit ihr nicht ganz unterlegen seid, wie sieht es aus?"

Ich traf Junhongs Blick und wir verdrehten gleichzeitig die Augen.

Spielen mit Daehyun wurde nicht langweilig.

Aber ich begann langsam mir Sorgen um Youngjae zu machen.

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