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Ich war mir relativ sicher, dass mein Zimmer wie jedes andere auch hier aussah, aber es faszinierte mich dennoch. Zu Lebzeiten war ich nie besonders verschwenderisch gewesen, hatte eher mit weniger gelebt, als ich mir tatsächlich leisten konnte und war auch so zufrieden gewesen.
Aber hier, mit dem großen Bett aus schwarzem Obsidian und den ebenso schwarzen Laken, mit einer edlen, gotischen Feuerstelle, einem massigen Schreibtisch und anbetungswürdig weichem Teppichboden (natürlich alles in schwarz) fühlte ich mich pudelwohl.
Jongup ließ mir kurz einen Moment, um mich staunend umzusehen, dann nickte er mit dem Kopf zum Fenster hin.
"Ich schicke dir eine Fledermaus vorbei, wenn es Zeit für's Training wird. Du solltest zumindest ein paar Basics kennen.", sagte er glatt, dann ging er und ließ mich allein in meinem zugegebenermaßen relativ dunklen Zimmer.
Okay, Zeit für Pläne.
Nein, erst Zeit sich zu waschen.
Ich wusste nicht, ob sich das Schloss nach meinen Vorstellungen formte, ob die Yokai tatsächlich so lebten, oder ob sie extra auf gerade frisch Tote Rücksicht nahmen, aber ich fand in der Tat eine (wie ich dachte) nun eigentlich fast überflüssige Dusche in einem modernen und (Achtung) ebenfalls gänzlich schwarzen Badezimmer, das an meinen Raum angrenzte.
Während ich unter dem warmen Wasser stand, versuchte ich mir einen ausgeklügelten Plan einfallen zu lassen, wie ich Zugang zu dem wichtigen Zeug bekam und dieses Gebäude durchschauen konnte.
Es war gut möglich, dass etwas von derartiger Wichtigkeit hinter einer dieser Wände verborgen war, durch die ich nur mit Hilfe kam.
Dieses Problem hob ich mir allerdings vorerst für später auf und fokussierte mich vorerst auf die Mediation, versuchte alle Yokai und Messer aus meinem Kopf zu verbannen.
Ich dachte letzten Endes an Daehyun, Daehyun war ein guter Ansatz und wenn ich alle Merkmale richtig las, dann war Youngjae nicht der einzige, der etwas für den Engel schwärmte.
Süß, nicht? Ach, die Freuden des Todes.
Bis mir Yama wieder einfiel und ich etwas wimmerte, dann eilig aus der Dusche trat, bevor mich die Illusion überkam in Blut zu baden, statt Wasser.
Ich freute mich schon so auf die Albträume. Ob Daehyun wohl damit helfen konnte?
Als ich mit einem großen Handtuch vor meiner Brust verknotet aus dem dampfenden Bad schlich, war Himchan in meinem Zimmer, gerade im Begriff die Gardinen mit einer Kordel beiseite zu binden, als sein Blick auf mich fiel und er sich eilig abwandte.
"Entschuldige... Ich wusste bloß, dass Jongup dir vermutlich keine Hilfe ist und wollte noch ein paar Sachen erklären."
Er hatte eindeutig zu wenig zu tun. Was ganz gut war, es bedeutete weniger Tote.
"Finde ich gut. Dann kannst du mir gleich das mit den Klamotten hier erklären.", erwiderte ich entspannt und ließ die Badezimmertür hinter mir auf, ging aber die noch offene Zimmertür schließen.
Himchan sah überrascht von meiner Gelassenheit aus.
Naja, meine Schultern und Waden waren ja jetzt immerhin auch kein Weltuntergang...
"Oh, sicher. Es kommt ganz darauf an, was du tragen willst, je nachdem, wie du ansetzt, legt dein Schrank sich von selbst danach aus.", begann er ebenfalls beruhigt und ging zu dem großen Schrank in Frage hinüber, winkte mich an seine Seite.
"Du hast entweder die Wahl ihn gleich zu öffnen und nach etwas zu greifen, dass dir gefällt, dann wird er zukünftig ähnliche Klamotten erscheinen lassen. Oder aber du öffnest die Türen mit einem gezielten Gedanken, dann kriegst du das. Lass mich demonstrieren." Damit fasste er sich resolut die beiden Knäufe und zog den Schrank auf, offenbarte ein wahres Chaos an pinken und weißen Onesies, einer flauschiger als der nächste.
Begeistert schnappte ich mir einen designet wie ein Schaf und kuschelte mich daran, ließ ihn nicht mehr los.
"Super System.", sagte ich mit glänzenden Augen und Himchan grinste wissend auf mich hinab. "Mit dem Essen läuft es genauso, aber das erkläre ich dir dann unten nochmal. Willst du es selbst probieren, oder-"
Ich schüttelte den Kopf und schnappte mir noch ein Paar weiße Unterwäsche und Fellschuhchen, die am Boden des Schrankes miterschienen waren und eilte wieder Richtung Bad.
"Nope, ich bin zufrieden! Danke, gib mir eine Minute."
Es war so kuschelig.
Warm in mein Schaf eingepackt und mein schwarzes Haar in einem langen Zopf auf meiner Brust geflochten, trat ich dann wieder nach draußen und Himchan lachte bei meinem Anblick wohlwollend auf, tätschelte zustimmend meinen flauschigen Kopf.
"Okay, dann lass uns jetzt eine kleine Tour machen, Leute, die nicht durch Wände gehen, tendieren dazu sich hier anfangs zu verlaufen.", grinste er motiviert und hey, das war eigentlich eine ziemlich gute Ausrede zum Wandern.
Bevor wir hinaus gingen, erklärte er mir noch mein Fenster, hinter dem momentan eine trist graue Nebelsuppe hing, aber schon bald ein bleicher Vollmond strahlte, sobald ich das mit dem eine Szenerie illusionnieren heraus hatte.
"Wir befinden uns in einer Art Turm, dem Obsidianturm, wie ich ihn nenne." Schien zutreffend.
"Im unteren Stockwerk befindet sich die Halle, die du eben gesehen hast und sie ist eigentlich auch alles, was die meisten hier zu Gesicht kriegen. Für die Shinigami Ausbildung werden sie dann woanders hin geschickt, aber das betrifft dich ja momentan nicht." Er lächelte wieder, dieses Mal mit einem kleinen Grübchen unter seinem rechten Auge und ich beschloss, dass er neben Daehyun derzeit mein Favorit war.
Danach kam dann wohl Youngjae.
"Darüber, oder daneben, wenn du die Wände benutzt, liegt unser Speisesaal. Merk dir das bitte, vom Thronsaal aus gesehen geht es durch linke Wände immer nach oben, rechts nach unten. Du solltest nie tiefer als zum Thronsaal gehen."
Warum sollte ich in erster Linie auch noch mal in den Thronsaal?
Aber sehr interessant und scheinbar eine wichtige Warnung, ich merkte sie mir.
"Im dritten Stock findest du dann Waffenkammer und Trainingsräume. Jongup wird dich nachher noch dorthin einladen." Sein Blick fiel auf die nun saubere Wunde an meinem Hals und ich fürchtete mich hier nicht vor Bakterien, aber scheinbar erklärte sie sich auch von selbst.
"Und dann Vier, das ist hier. In diesem Stockwerk wohnen nur diejenigen, die hier dauerhaft residieren. Ich, Junhong (den ich wohl noch treffen würde), Daehyun und du derzeit. Die drei Stockwerke darüber gehören Yong- Yama. Solange du dort keine Arbeit hast, sind sie zwar nicht tabu, so wie unten, aber naja. Man tut gut darin den König immer mal wieder lieber in Ruhe zu lassen." Sein Grinsen wirkte verkrampft.
Ach.
"Youngjae wohnt nicht hier?" Ich vergaß nach Jongup zu fragen.
"In der Tat nicht, nein, die Schnitter haben, wie erwähnt eine andere Basis. Aber du wirst ihn hier trotzdem oft sehen, er hat... Gründe.", wurde sein Lächeln wieder sanft und sogar etwas ungläubig, bevor er belustigt sein Haupt schüttelte.
Ich glaube, ich wusste, worum es dabei ging.
"Oh und Jongup manifestiert sich mal hier, mal da, aber er fühlt sich hier ziemlich wohl. Die anderen Todsünden siehst du nicht, es sei denn sie zeigen sich dir absichtlich. Aber das sollte eigentlich nicht passieren."
Er sah sich nachdenklich im Gang um, schob anschließend locker die Hände in seine Hosentaschen.
"Ah, und die Hone, die hängen eigentlich nur bei Yama rum, aber ab und zu siehst du auch welche auf dem Stockwerk, in dem er sich gerade aufhält. Sie sind...unnötige Bodyguards und werden vermutlich viel mit dir zusammen arbeiten, solltest du die Raubtierfütterung tatsächlich als Job annehmen." Er wirkte etwas schuldig mir das Angebot in erster Linie unterbreitet zu haben, aber das ging in Ordnung.
"Okay, das müsste es dann eigentlich auch schon sein... Ah, in Reihenfolge" Er hob die Hand und deutete auf eine Tür nach der anderen in dem runden Gang. "Tür zum Treppenhaus, meine Tür, Junhongs Tür, Daehyuns Tür, deine Tür und Tür zu den Terrassen. Dort findest du Garten."
Tolle Idee, was fiel den Todesgöttern hier als nächstes ein? Eine Bibliothek? Eine Bibliothek wäre cool.
Ich fragte mehr aus Spaß als Ernst Himchan danach und seine Augen blitzten freudig auf, als er davon hörte.
"Haben wir tatsächlich! Aber sie ist..." Er deutete nur knapp nach oben. "Sag mir einfach nächstes Mal, was dich interessiert, dann suche ich dir ein paar Bücher raus. Vorerst wird es aber Zeit."
Er nickte zu meiner Tür hin, auf deren Rahmen sich eine kleine, schwarze Fledermaus positioniert hatte und uns aus roten Augen wütend anfunkelte.
Ich seufzte.
Himchan tätschelte aufmunternd meinen Kopf.
"Zieh dir was enges an, das dir genug Bewegungsfreiheit gibt. Ich bringe schon mal ein paar Salben für Wunden."
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