6. Kapitel

Müde streckte sich der braungetigerte Kater. Es fühlte sich an, als wäre er gerade erst eingeschlafen. Smaragdpfote und die anderen Schüler hatten letzte Nacht noch lange wach in ihren Nestern verbracht und darüber diskutiert, wer denn morgen auf die große Versammlung gehen durfte. Irgendwann waren ihnen die Augen zugefallen. Mit einem lauten Gähnen streckte sich Rindenpfote, um sich danach an seinen Baugefährten vorbei zu schlängeln und nach draußen zu tappen. Helles Sonnenlicht schlug ihm entgegen und unwillkürlich musste der Schüler die Augen zusammen kneifen. Es war fast Sonnenhoch! Er müsste doch schon längst beim Training sein. Verwundert schaute er sich, nun ans Sonnenlicht gewöhnt, im Lager um. Krautschweif, der durch seinen immer schlechter werdenden Gehörsinn in den Ältestenbau umziehen musste, sonnte sich auf einem warmen Fleckchen Erde. Vor der Kinderstube sprangen Dohlenjunges und Rehjunges spielerisch umher und wurden von ihrer Mutter Nachtklang belustigt beobachtet. Einen Augenblick schaute Rindenpfote ihnen zu, die kleinen Katzen hatten ihre Pelze gesträubt und sahen dadurch, wie winzige Fellkugeln aus, die hin und der rasten.

Nach mehreren Herzschlägen riß sich der Schüler von dem Anblick los und tappte hinüber zu Krautschweif. Der graue Kater hatte seine Augen geschlossen, weswegen Rindenpfote ihn sanft mit der Pfote anstieß. Krautschweif blinzelte und schaute den Braunen fragend an. ,,Rindenpfote, ich hatte schon Sorge, dass du und deine Freunde gar nicht mehr auf die Lichtung kommen würdet", neckte er ihn. Gespielt beleidigt rollte der Schüler mit den Augen. Es machte Spaß mit dem älteren Kater zu zanken, doch jetzt hatte er keine Zeit für die kleinen Spiele. ,,Weißt du wo Holunderblüte und die anderen Krieger sind? Ich müsste schon längst beim Training sein."

,,Lichtstern scheint etwas sehr wichtiges mit ihnen besprechen zu müssen. Sie sind alle seit Sonnenaufgang im Anführerbau." ,,Geht es Lichtstern denn wieder gut?" Gestern hatte Weißglut eine Versammlung einberufen und von dem Kampf zwischen einem Streuner und der Anführerin berichtet. Anscheinend war Lichtstern noch zu schwach gewesen, um das Ereignis selbst zu erzählen.

,,Soweit ich weiß, war es eher der Schock, der ihr zu schaffen gemacht hat", riß ihn Krautschweif aus seinen Gedanken. ,,Ich nehme an, sie überlegen, wie sie nun vorgehen sollen. Der Streuner muss devenitiv zur Rechenschaft gezogen werden!", der Kater knetete aufgebracht den Boden, wahrscheinlich wollte er unbedingt mithelfen denjenigen zu suchen, überlegte Rindenpfote. Verübeln konnte er es ihm nicht, es war bestimmt todlangweilig hier die ganze Zeit herum zu liegen und nichts zu tun. ,,Danke Krautschweif, ich bin mir sicher, das werden sie tun." ,,Hmm...Wie bitte?", Der Graue blickte ihn fragend an. ,,Ehm, Danke. Genieße die Sonne", miaute Rindenpfote kurz angebunden, mit den Gedanken schon ganz woanders.

Einen Herzschlag lang überlegte Rindenpfote, den kleinen Platz zu überqueren und die wichtige Besprechung zu stören, doch was sollte er denn seinen älteren Clankameraden sagen? Es ist schon Sonnenhoch, ich müsste mit meiner Mentorin trainieren gehen? Definitiv nicht! Er drehte sich auf dem Absatz um und ging mit zügigen Schritten auf den Schülerbau zu.

,,Leute wacht auf! Zweigpfote, Schattenpfote, Smaragdpfote!" nacheinander stieß er seinen Freunden in den Pelz und holte sie aus ihren Träumen. ,,Rindenpfote, was ist denn los?" ,,Ja, wir wollen weiterschlafen", grummelten sie und verliehen ihren Wörtern mit Verwünschungen Ausdruck.

Der getigerte Schüler genoss den Anblick seiner Baugefährten, wie sie noch mit zerzaustem Fell und halb geschlossenen Augen umher Blickten und sich beschwerten. Sein Blick viel auf Smaragdpfote. Sie saß aufrecht in ihrem Nest und versuchte die vielen Moosstückchen aus ihre. Pelz zu lecken. Sie sah genauso müde wie die anderen aus. ,,Warum hast du uns geweckt? Anscheinend befällt niemand unser Lager, was ist also los?",, wollte die weiße Katzen wissen.

,,Wir haben Sonnenhoch! Die Besprechung hällt wichtige Krieger ab und die Zeit hat keine Schüler zum trainieren", stammelte Rindenpfote aufgebracht und versuchte seine plötzlich verknotete Zunge zu entknoten. Warum waren seine Sätze plötzlich so verdreht!?

Zweigpfote, Schattenpfote und Smaragdpfote sahen ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. ,,Ehm", brachte der Getigerte mühsam heraus. ,,Der Streuner, der Lichtstern angegriffen hat muss geschnappt werden", begann Rindenpfote nochmal von vorne, ,,die Krieger besprechen sich mit Lichtstern im Anführerbau und haben keine Zeit uns zu trainieren." ,,Es ist wirklich schon Sonnenhoch", murmelte Zweigpfote bestürzt. ,,Fällt dann das ganze Training heute ins Wasser?", fragte Schattenpfote. Rindenpfote hatte keine Ahnung was er auf die Frage antworten sollte. Doch da stand Smaragdpfote auf, die bis jetzt noch nicht viel gesagt hatte.

,,Es bringt nichts hier den Tag zu vergammeln. Wir sollten einfach selbst trainieren gehen, wir brauchen dafür doch nicht immer unsere Mentoren!", rief sie und in ihrer Stimme konnte man eine unüberhörbare Freude vernehmen. Nichts, wirklich nichts konnte ihr den Tag verrsauen, dachte Rindenpfote belustigt. Ihre Worte lösten in ihm einen Enthusiasmus, den die anderen anscheinend auch verspürten. Ihre Freude war wirklich ansteckend.

Allesamt liefen sie auf direktem Wege zur Trainingskuhle. Krautschweif hatte darauf bestanden mitzukommen. ,,Zwar bin ich kein offizieller Krieger mehr, aber im Herzen werde ich immer einer sein", entgegnete er, als die Schüler ihn zu überreden versuchten, im Lager zu bleiben. ,,Ihr habt genau gehört was Weißglut angeordnet hat. Kein Schüler darf unbeaufsichtigt das Lager verlassen", hatte er seine Stimme nachgeahmt.
Rindenpfote hatte entnervt die Augen verdreht aber er und seine Freunde hatten schließlich eingewilligt. Vielleicht konnte er ihnen ja ein paar Tipps geben.

Nun lief die Katzengruppe durch den Wald. Vögel zwitscherten und viele Lichtpunkte tanzten auf ihren Pelzen. Die Luft war schwül und sie konnten die vielen kleinen Tiere hören, die auf Futtersuche gingen.
Rindenpfote genoss diesen Moment. Seite an Seite liefen die Freunde nebeneinander her und ließen die Eindrücke auf sich wirken. Es war einfach magisch!

Nach einer Weile erstreckte sich vor ihnen eine große Senke, die von Steinen und Wurzeln freigeräumt worden war. Sie waren da. ,,Ok, am besten wir üben in zweier Teams", schlug Smaragdpfote vor. Niemand hatte was dagegen und so fanden sich Schattenpfote und Smaragdpfote, sowie Zweigpfote und Rindenpfote zusammen.

Eine Weile lang trainierten sie schweigend. Rindenpfote führte einen Scheinangriff durch, Zweigpfote wich geschickt aus und knuffte ihn in die Seite. Rindenpfote wirbelte herum und knurrte ihn spielerisch an. ,,Na los. Versuchs nochmal! Wetten du kriegst mich wieder nicht?", provozierte ihn die zierliche hellbraune Kätzin.
Der stämmigere Schüler ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, spannte seine Hinterläufe an und vollzog einen gewaltigen Sprung. In der Luft wirbelte er herum und landete direkt hinter Zweigpfote. Diese versuchte sich herumzudrehen, doch der Getigerte ließ seine Pfote hervorschnellen und zog ihr ihre Standbeine weg. Mit einem dumpfen uff landete sie auf dem Boden.

Die anderen Schüler hatten ihnen zugesehen und sprangen nun herbei. ,,Wow, wo hast du das denn gelernt?", fragte ihn Smaragdpfote. Ihre grünen Augen sahen ihn begeisternd an. Stolz reckte Rindenpfote das Kinn und ein warmer Schauer lief ihm über den Rücken. ,,Bring es uns auch bei!", rief Schattenpfote und hüpfte aufgeregt herum.
,,Holunderblüte hat mir das beigebracht", erwiderte er. Zweigpfote, die sich wieder aufgerichtet hatte, leckte sich mit schnellen Zügen über ihr Brustfell.
,,Das war gut", sagte sie ehrlich. Rindenpfote senkte den Blick, nicht gewohnt von dem vielen Lob.
,,Danke. kommt ich zeigs euch!"

Nacheinander zeigte er seinen Freunden den Zug. Einmal landete Schattenpfote direkt auf seinem Rücken und ließ ihn keuchend zu Boden gehen. ,,Du musst weiter springen! Sonst brichst du mir irgendwann noch den Rücken", schimpfte er belustigt. Ungeschickt hüpfte sie wieder auf den Boden. ,,Ach komm, das war auch nicht schlecht. So mache ich jeden Krieger k.o!"

So ging es eine Zeit lang weiter, bis alle keuchend am Boden lagen. ,,Das war die beste Trainingsstunde, die ich je erlebt habe", meinte Schattenpfote und leckte sich weiteren Staub aus ihrem schwarzem Fell.
,,Ja, das war echt super", stimmte ihr Smaragdpfote zu. Ihr eigentlich weißes Fell war von einer Grauschicht überzogen. Hustend kam sie auf die Beine und streckte sich. Blinzelnd stand sie da. Rindenpfote sah sie irritiert an. ,,Alles ok?"
,,Ich fühle mich gerade irgendwie so komisch..." Ein weiterer Hustenanfall schüttelte sie. Besorgt sahen sie ihre Kameraden an. Rindenpfote ging zu ihr und drückte sich an sie. ,,Du bist auch ganz heiß!", stellte er bestürzt fest. ,,Kommt, du musst unbedingt zu Dämmersee."
Schweigend traten sie den Rückweg an und bemerkten gar nicht, dass Krautschweif fehlte. ,,Heute morgen war mir auch schon so komisch, ich habe keine Ahnung was ich mir eingefangen habe", die weiße Kätzin legte die Stirn in Falten und sah so aus, als ob sie angestrengt überlegte.

Rindenpfote wollte gerade darauf etwas erwidern als er Pfotengetrappel hörte und kurz darauf Holunderblüte, dicht gefolgt von Weißglut und Wasserlicht vor ihnen zum Stehen kamen. ,,Wo zum SternenClan ward ihr!?", blaffte ihn seine Mentorin wütend an. ,,Ihr dürft nicht einfach das Lager verlassen, wir haben euch überall gesucht!"
,,Wir...", setzte der braune Schüler an, doch er kam nicht dazu auszureden. ,,Kein Schüler verlässt unaufbesichtigt das Lager", erklang Weißgluts ruhige und tiefe Stimme. Er schob sich an Holunderblüte vorbei und baute sich vor den Schülern auf. Plötzlich fühlte sich Rindenpfote ganz hilflos und senkte augenblicklich den Kopf. ,,Wir waren nicht ohne Begleitung unterwegs", begann Schattenpfote zögerlich. ,,Ach ja? Wer von den Kriegern, die bei der Besprechung waren hat euch denn begleitet?", der sonst so ruhige weiße Krieger konnte seinen Zorn nur mit Mühe verbergen. ,,Krautschweif...", die sonst so selbstbewusste schwarze Schülerin sah den 2. Anführer ängstlich an. Dieser schloss für einen Herzschlag die Augen und seufzte.
,,Und wo ist Krautscheif?"

Bestürzt sahen sich die Freunde um. Der graue Kater war nicht in Sicht. Angst machte sich in Rindenpfote breit. Wo war Krautschweif?

Es geht mit einem etwas längerem Kapitel wieder los!

~Mooswolke

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