Kapitel 23
Tyr wusste nicht, wo er war. Das Einzige, was er spürte, war ein unbeschreiblicher Schmerz in der Brust. Er hieß ihn willkommen, bedeutete es doch, dass er noch am Leben war. Er versuchte sich zu erinnern, was passiert war. Das Gefühl von Verrat, Reed und Lya. Dieser Gedanke vertrieb seine Erschöpfung vollständig. Er schlug die Augen auf. Die Decke war ihm vertraut. Er war sein ganzes Leben unter ihr aufgewacht. Er wusste nicht wie es passiert war, aber er war wieder auf Castle Caym. Tyr wollte sich aufrichten und konnte sich nicht bewegen.
Er sah an sich herunter. Man hatte ihn mit den Händen an die Pritsche gebunden. Das war bei kranken Wolfsmenschen nicht unüblich. Waren sie verletzt, desorientiert und anggressiv sollten sie andere, vor allem die Heiler nicht verletzen. Es eignete sich natürlich auch gut, um jemanden festzuhalten. Tyr sah sich im Raum um. Wie gedacht, befand er sich im Krankenzimmer. Niemand außer ihm war hier. Probehalber zog er so fest an den Fesseln, wie er konnte. Natürlich ohne Erfolg. Das Einzige, was er erreichte, war ein stechender Schmerz in der Brust, welcher ihm den Atem raubte. Schweiß trat auf seine Stirn.
Er musste wissen, wie lange er außer Gefecht gesetzt war. Und was mit Lya geschehen war. Er hoffte wirklich, dass sie sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte. Gleichzeitig glaubte er es nicht wirklich. Er wusste wie schlimm es um ihn gestanden hatte. Lya hätte alles getan, um an seiner Seite zu bleiben. Folglich war sie in der Burg. Diese Gewissheit fraß sich mit kalter Angst in sein Herz. Sie war praktisch wehrlos gegenüber den Wolfsmenschen, hatte ihnen nichts entgegenzusetzen. Er musste sie hier rausbringen. Hoffentlich hatten sich wenigstens die Rebellen in Sicherheit bringen können. Die Tür öffnete sich. Tyr spannte sich an. Balan trat gefolgt von zwei Wolfsmenschen den Raum. Er lächelte als er sah, dass Tyr wach war.
"Der Welpe ist von den Toten auferstanden wie rührend. Da wird dein Vater aber erleichtert sein, wo er doch so besorgt um dich war."
Tyr ging nicht auf Balans Spott ein. Sein Vater hatte es noch nie gekümmert wie es Tyr ging. Die Wolfsmenschen hofften zweifellos von ihm etwas über die Rebellen zu erfahren. Tyr befand sich in einer Zwangslage. Er wollte die Menschen nicht verraten. Aber sollte Lyas Leben in Gefahr sein, würde er nicht zögern alles zu verraten, was er wusste.
"So still heute und ich dachte du fragst mich gleich nach deiner Liebsten. Sie scheint dir nicht besonders wichtig zu sein. Wenn du mit ihr fertig bist, kann ich mir ja ihrer annehmen."
"Rühr sie an und du bist tot", stieß Tyr aus rauer Kehle hervor.
Balan fing an zu lachen. Tyr hasste ihn. Und noch mehr hasste er es hilflos zu sein.
"Soll ich dir was sagen?", fragte Balan und beugte sich vor.
"Du musst schnell wieder genesen. Schließlich musst du ihr doch beim Leiden zusehen, wenn sie unter meiner Aufsicht steht."
Tyr kniff die Augen zusammen. Balan hatte nicht den Rang um so etwas zu entscheiden.
"Hat mein Vater dem zugestimmt?", fragte Tyr.
Wieder lachte Balan. Tyr ballte die Fäuste.
"Junge, bald entscheidet dein Vater hier gar nichts mehr."
Mit dieser seltsamen Aussage verließ er den Raum. Seine zwei Begleiter folgten ihm. Tyr schloss die Augen und hoffte wirklich, dass es Lya gut ging.
Lya sah auf als sie Schritte hörte. Es klang als kämen mehrere auf sie zu. Sie stand aus der Ecke auf, in der sie gesessen hatte. Zwei Wachen traten vor die Zelle. Der eine Wolfsmensch schloss auf, der andere griff ihren Arm und zog sie mit sich. Lya wehrte sich nicht. In ihrer Zelle wurde sie vor Ungewissheit nur verrückt. Das warten hatte an ihren Nerven gezerrt. Anhand der Mahlzeiten wusste sie, dass zwei Tage verstrichen waren. Und sie hatte in den ganzen zwei Tagen nichts von Tyr gehört. Sie wurde ins Innere der Bug geführt. Bald schon zeichnete sich ab, wohin sie geführt wurde. In den großen Saal zu Lady Ylva und Lord Amon. Jetzt zitterten Lya doch etwas die Knie.
Die eine Wache trat vor und stieß die großen Flügeltüren mit einem Stoß auf. Mit einem Mal stand Lya einem Haufen von Wolfsmenschen gegenüber, die sich alle zu ihr umdrehten. Doch Augen hatte Lya nur für Lady Ylva und Lord Amon, die am Ende des Saales auf ihren thronartigen Stühlen saßen. Rechts neben ihnen stand ihr Herrführer Alastor mit hinter dem Rücken verschränkten Armen. Auf der anderen Seite stand Balan. Lya erschauderte als sie sein Grinsen sah. Im Gegensatz zu Alastor hatte er die Arme verschränkt und stand lässig da. Lya wurde bis nach vorne geführt. Die Wache, welche sie am Arm hielt, stieß sie auf die Knie.
"Das verlorene Kind ist zurückgekehrt."
Lady Ylva klang nicht sehr froh über diesen Umstand.
"Ich weiß nicht, was mich mehr erschrecken soll. Die Tatsache, dass du unser Geschenk dich aufzunehmen mit Füßen getreten hast oder dass du es geschafft hast einen Wolfsmenschen zu verführen, damit er dir bei der Flucht hilft."
Lya schwieg. Nichts was sie sagen könnte, würde etwas an ihrer Situation ändern.
"Sieh mich an!"
Bevor Lya diesen Befehl nachkommen konnte, griff die Wache in ihr Haar und zog schmerzhafte ihren Kopf zurück. Lya biss die Zähne zusammen und gab keinen Laut von sich. Lady Ylva stand auf.
"Dieses Vergehen wird nicht ungestraft bleiben."
Sie ging zur Wand und zog eine ledernde Gerte, die neben anderen ähnlich grausamen Instrumenten hing.
"Zehn Hiebe auf den Rücken. Ich will nicht das Blut fließt. Sie soll nachher noch arbeiten können."
Mit selbstbewussten Schritten kam sie zurück. Ihre blutroten Fingernägel glänzten im Licht. Lya schluckte. Lady Ylva hockte sich vor sie.
"Keine Sorge kleines Mädchen nicht ich werde die Strafe durchführen, sondern Balan."
Bei dieser Eröffnung riss Lya die Augen auf. Angst und Schrecken lähmten sie. Ihr Blick ging zu ihm. Er schien sich sichtlich zu freuen über die Ehre, die ihm zuteil wurde. Lady Ylva erhob sich und übergab Balan die Gerte. Lya war schon fast froh als die Wache neben sie sie hochzog und umdrehte. Sie wollte Balan nicht ansehen, nicht die Befriedigung in seinen Augen, wenn er die Strafe ausführte.
Ihr Kleid wurde auf dem Rücken aufgemacht. Geistesgegenwärtig hielt Lya vorne ihr Kleid fest. Ein Hocker wurde gebracht. Man zwang sie sich hinzuknien und darüber zu beugen. Lya zitterte. Sie fühlte sich unglaublich verletzlich. Sie versuchte sich abzulenken und an etwas anderes zu denken. Doch die Angst und Aufregung machten es ihr unmöglich wegzudriften. Lya kniff die Augen zusammen und erwartete den ersten Schlag.
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