Meistermanieren
Sorry für die lange Wartezeit, aber dieses Kapitel ist mir mit Abstand am schwersten gefallen. Doch hier ist es... das letzte Kapitel von 'Spiel der Liebe'...
Und der Kerl oben kommt meiner Vorstellung von Nick echt extrem nahe... Falls das jemanden interessiert^^ (Das ist Ben Barnes)
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"Leute, hört jetzt genau zu."
Gab stand in der Umkleidekabine und sah jede einzelne Spielerin der Reihe nach in die Augen. Fertig umgezogen saßen sie bereit, um gleich die Halle zu stürmen.
"Das hier ist unser letztes Saisonspiel. Gegen unseren Erzfeind", sagte er ruhig, beschwörte aber alleine mit diesen zwei Sätzen einen Kampfgeist in den Mädchen hinauf, der fast greifbar wurde.
"Wir können heute Meister werden", sprach Gab weiter und das gesamte Team fing an zu jubeln und sich mit Rufen gegenseitig anzustacheln.
Annika sah in die verbissenen Gesichter ihrer Mannschaftskolleginnen, bemerkte die gespannte Erwartung darin. Ja, hier ging es nicht nur darum, endlich die Paddington-Schule in ihre Schranken zu weisen und ihnen ein paar Manieren beizubringen. Hier ging es auch um den Meistertitel.
Nach einem Auf und Ab waren sie jetzt einen Punkt hinter der Paddington-Schule. Einen verdammten Punkt.
Ein Unentschieden würde für die Gegner reichen, doch die Carmelot-Schule musste gewinnen.
Sie wollte gewinnen.
Sie würde gewinnen, dachte Annika grimmig und sah wieder zu ihrem Trainer.
"Es geht um unsere Ehre, es geht um unseren Ruf und es geht um unsere Zukunft. Und es geht darum, dass die Paddington-Bären zu lange schon auf dem obersten Treppchen stehen. Zeigen wir ihnen, wo sie wirklich hingehören!"
Wieder wurde lautstark geschrien.
Seit Gab Trainer geworden war, hatte er vor jedem Spiel eine kleine Ansprache in der Umkleide gehalten, um die Mädels so richtig in Fahrt zu bekommen. Dieses neue Ritual hatte etwas Aggressives, fast schon Animalisches an sich, doch es erreichte sein Ziel.
Die Spieler waren zu hundert Prozent fokussiert. Sie waren bereit. Sie waren auf einen Sieg ausgerichtet.
Und heute war das Ritual wichtiger denn je, denn das wichtigste Spiel der Saison stand vor ihnen.
"Wenn wir gleich in die Halle marschieren, dann tun wir es erhobenen Hauptes. Straffe Schultern, eine aufrechte Haltung und einen scheiß arroganten Gesichtsausdruck, habt ihr mich verstanden?"
Wieder Jubel, wieder ein sich gegenseitiges Aufpeppen.
"Wir lassen uns nicht auf ihre unfairen Tricks ein, wir sinken nicht auf ihr Niveau. Wir zeigen ihnen, dem Schiedsrichter und dem tosenden Publikum, dass wir alleine durch unser durchdachtes, schnelles und konzentriertes Spiel gewinnen können! Wenn es heute hart auf hart kommt, sind wir vielleicht nicht besser als sie. Vielleicht auch nicht stärker." Gab hielt kurz inne, ließ den Gedanken sinken. Egal mit welcher Mentalität seine Spieler heute die Halle betraten, wussten sie nicht, wie das momentane Niveau der Paddington-Schule war und ob sie dagegen überhaupt eine Chance hatten.
"Aber das brauchen wir auch nicht zu sein. Denn wir sind schlauer."
Erneutes Rufen, Klatschen, Schreien.
"Wir sind intelligenter. Wir sind schneller. Wir sind eine eingespielte Truppe. Wir sind ein Team", betonte er nachdrücklich. "Wir halten zusammen, denn zusammen sind wir stärker als sie. Vergesst das nicht."
Die Mädels standen auf, nahmen Ball und Wasserflasche und machten sich bereit.
"Zeigen wir ihnen, wo der Hammer hängt!"
Unter lautem Rufen betrat die Mannschaft die Halle, in der schon die gegnerischen Spieler am Aufwärmen waren. Die Zuschauer flippten beim Anblick ihres Heimteams in Jubel aus. Ein schneller Blick genügte Annika, um festzustellen, dass die Tribüne proppenvoll war.
Die Paddington-Spieler sahen erstaunt in ihre Richtung, als sie die Unruhe bemerkten. Voller Selbstbewusstsein machten die Carmelot's sich ans Aufwärmen, ohne die gegnerische Mannschaft auch nur eines Blickes zu würdigen.
Das Spiel hatte schon vor Anpfiff begonnen.
Obwohl sämtliche Spieler die letzten Monate eine ordentliche Portion an Selbstvertrauen getankt hatten, merkten sie die steigende Spannung vor dem Spiel mehr als deutlich.
Seit Gab Trainer geworden war, war die Leistungskurve der Spieler markant gestiegen. Es lag nicht daran, dass Nick sie in seiner Zeit nicht genug gefördert hatte, sondern vielmehr daran, dass das Team sich nach der ganzen Sache mit Victoria beweisen wollte. Alle hatten einen Zahn zugelegt.
Gabs Traineranfang war jetzt schon drei Monate her. Es waren drei neue Spielerinnen dem Team beigetreten und vor allem Maria, aus der ersten Stufe, hatte wahres Talent. Sie war ein ungeschliffener Edelstein, der mit der richtigen Förderung und dem richtigen Training unentbehrlich werden würde.
Während Annika und Nora sich gegenseitig zupassten, um sich so aufzuwärmen, musste Annika lächeln. Hinter Nora konnte sie auf der Tribüne Caro, Joe, Rebecca, Phoebe, Verity, Simon und natürlich Nick ausmachen.
Nick.
Seit vier Monaten waren sie nun schon zusammen. Die Aufregung der anderen Schüler und Spieler hatte sich schnell gelegt und man freute sich im Allgemeinen für die beiden. Selbst die Mädchen, die selber ein Auge auf ihn geworfen hatten, mussten einfach einsehen, dass seine Aufmerksamkeit nur Annika galt. Sie genossen die Zweisamkeit, waren als Paar stärker und glücklicher, als jeder für sich alleine.
Sie hatten mehrmals Annikas Großeltern in London besucht und Nick war ziemlich schnell von ihrer Oma Diana akzeptiert worden. Auch wenn sie es noch nicht zugeben wollte, sie war von Nick beeindruckt und mehr als zufrieden, dass Annika sich diese Partie gesichert hatte.
Vor einigen Wochen hatten sie auch Nicks Eltern besucht, was jedoch weniger friedvoll von Statten gegangen war.
Donna und Edmund Brighton waren noch konservativer als Diana hoch vier. Nicks Vater hatte noch eine menschliche Seite, aber Annika war sich sicher, dass Donna sie nur eingeladen hatte, um ihre Vermutung – dass sie für ihren Sohn nicht gut genug war – bestätigen zu lassen.
Und dieses Gefühl hatte sie ihr das ganze Wochenende über ziemlich gut vermittelt.
Nick hatte Annika jedoch beruhigt. Ihm sei die Meinung seiner Eltern schlichtweg egal. Ihre Ansicht der Gesellschaft gegenüber war eh nicht mehr zu retten und das einzige was zähle, waren die Gefühle, die sie gegenüber einander hegten.
Und die waren nicht zu verleugnen.
Die Liebe zwischen Annika und Nick war in den letzten Monaten gewachsen und hatte sich so gefestigt, dass ein Leben ohne des jeweils anderen gar nicht mehr in Frage kam.
So froh, Annika darüber auch war, jetzt gerade hatte das bevorstehende Spiel gegen die Paddington's die erste Priorität.
Sie wollte diesen Sieg so sehr, dass sie es kaum in Worte fassen konnte. Für sie ging es vor allem um Rache für das letzte Aufeinandertreffen, das sie nur knapp und aufgrund eines unqualifizierten Schiedsrichters verloren hatten.
Aber natürlich ging es auch um die Zukunft des Teams. Die Carmelot-Schule hatte das Halbfinale im Pokal verloren und somit eines der von Mrs. Carmelot aufgestellten Kriterien für das Bestehen des Teams nicht erfüllt.
Also musste der Meistertitel her, sollten sie noch eine klitzekleine Chance haben.
"Lauft euch warm und werft danach Nina im Tor ein. Nora, du führst an!", kam von der Bank aus Gabs nächste Anweisung. Sie hatte ihre Taktik schon bis ins kleinste Detail besprochen und somit war es nicht notwendig, jetzt noch vor dem Spiel irgendwelche Spielzüge durchzugehen.
Während die Mädels ihre Bahnen liefen, ließen sie die Arme kreisen, hoben die Beine bis zur Hüfthöhe an oder liefen seitlich über Kreuz, damit ihre Körper für die Strapazen in einem Spiel bereit war.
Nina hatte sich im Laufe der letzten Monate extrem weiterentwickelt. Früher war sie kein besonders sicherer Torwart und die Hauptaufgabe der Abwehr war bisher gewesen, die gegnerische Mannschaft daran zu hindern, überhaupt aufs Tor zu werfen. Doch mittlerweile war Nina eine stete Quelle zur Beruhigung, denn sie hielt mehr und mehr Bälle.
Eingeworfen werden musste sie aber trotzdem.
Laurena sagte an, wo die Spieler aufs Tor hinwerfen mussten – rechts unten, auf die Hände, links oben und so weiter. Nach zehn Minuten waren sie durch und die Mannschaft versammelte sich noch ein letztes Mal vor Gab.
"Leute, die Bären pissen sich schon vor Angst in die Hosen", empfing er sie. "Genau die Attitüde zeigt ihr das ganze Spiel durch, verstanden?"
Und wie sie verstanden hatten.
"Okay, die Spielzüge sitzen, die Taktik sitzt, zu guter Letzt, vergesst nicht: fair play!"
Die Carmelot-Spieler schlugen ein und drehten sich dann zum ersten Mal als versammelte Mannschaft zu den Paddington-Spielern um, die ein wenig eingeschüchtert zu ihnen hinüberblickten.
Ein kaum sichtbares Grinsen schlich sich auf Annikas Lippen. Sie hatten die Überhand. Mental waren sie jetzt stärker als sie. Und das mussten sie ausnutzen.
Der Schiedsrichter – diesmal zum Glück ein anderer – gab sein Zeichen, dass die Mannschaften sich bereit stellen sollten. Noch ein letzter Schluck Wasser wurde getrunken, dann fanden die Spielerinnen sich auf dem Spielfeld ein.
Annika erkannte die dunkelhaarige Spielerin ihr direkt gegenüber sofort. Die Nummer vierundzwanzig, wie sie selber. Heute würde sie sich nicht von ihr provozieren lassen.
Die Paddington-Schule hatte Anwurf. Auch das passte den Spielern der Carmelot-Schule ziemlich gut. Nora und Annika wechselten noch einen letzten Blick, dann wurde das Spiel angepfiffen.
Wie sie die ersten Sekunden und Minuten eines Spieles liebte, dachte Annika, als sie mit den Augen den Ball folgte, der durch die Angriffskette gepasst wurde. Angespannte Nerven, angehaltene Luft, zittrige Erwartung.
Die rechte Kreisspielerin der Paddingtons lief zur Mitte ein, die Abwehr der Carmelot-Spieler justierte ihre Formation. Noch wurden sie nicht auseinander gerissen.
Die Vierundzwanzig spielte einen Bodenpass zur Kreisspielerin, legte aber zu viel Kraft rein und traf den Fuß ihrer Mitspielerin, statt den Boden. Der Schiedsrichter pfiff und die Carmelots hatten den Ball, was zu immensem Jubel des Publikums führte.
Schnell führte Nora den Freistoß aus und warf den Ball zu Megan, die als Außenspielerin sofort nach vorne gesprintet war, den Ball fing, aber von einer zurückgelaufenen Paddington-Spielerin aufgehalten wurde, bevor sie frei aufs Tor werfen konnten.
Immerhin hatte sie noch den Ball, die restliche Truppe schloss zu ihr auf und langsam und sicher baute Nora das Angriffsspiel auf.
"Überstürtzt nichts!", rief Gab von der Seite und seine Spielerinnen folgten dieser Anweisung. Annika kreuzte mit Nora, danach mit Maria, die einen Pass an die Kreisspielerin vortäuschte, selber aber vor der Abwehr hochsprang und den Ball ins rechte untere Eck schmetterte.
Die Zuschauer flippten aus und auch die Carmelot-Spieler ließen einen erleichterten Jubelschrei los. Der erste Treffer war manchmal der schwerste.
Die Paddington-Spieler ließen sich von der Führung ihrer Gegenspieler nicht beeindrucken, bauten ihr Spiel konzentriert und routiniert auf. Das Zusammenspiel des Rückraums funktionierte einwandfrei und als die Vierundzwanzig im Laufen den Ball erhielt, sprang sie noch vor der neun Meter Linie hoch und bretterte den Ball ins Tor.
Annika kräuselte die Stirn. Anscheinend hatte ihre direkte Gegenspielerin sich in den letzten Monaten weiterentwickelt. Wenn sie aus so einer Entfernung sicher traf, musste sie viel früher auf sie raus gehen. Sie schielte zu Gab, der den Blick auf sie gerichtet hatte, und nickte einmal. Sie wusste, dass Gab ihr das selbe sagen wollte.
Der nächste Angriff der Carmelots wurde durch eifriges Klatschen der Zuschauer unterstützt und die Stimmung in der Halle wirkte sich positiv auf die Spieler aus. Sie wollten ihrem Heimpublikum einen Sieg geben! Ein schönes Spiel, interessante Spielzüge und überraschende Angriffe.
Nora hielt drei Finger in die Höhe und leitete somit den nächsten Spielzug ein. Megan und Tanja liefen beide gleichzeitig am Kreis ein, was für erhebliche Verwirrung in der Abwehr der Bären sorgte. Annika nutzte die Verwirrung, machte eine Finte und lief ziemlich mittig durch eine Lücke.
Zwei zu eins.
Annika hatte aus ihrem Fehler gelernt. Im nächsten Angriff der Paddingtons ging sie früh auf die Dunkelhaarige ihr gegenüber raus, presste sie so weit nach hinten, bis sie ganz aus dem Geschehen im Angriff ausgeschlossen war. Konzentriert versuchte Annika ihre Bewegungen zu lesen, bevor sie sie tätigte. Vertraute darauf, dass hinter ihr alles im Griff war.
Als der Schiedsrichter aber zwei Mal pfiff und die Bank der Paddington-Spieler jubelte, wusste sie, dass sie ein Gegentor kassiert hatten.
Da der erste Angriff der Carmelots so gut funktioniert hatte, versuchten sie es wieder mit einem Einläufer. Und wieder tat sich eine Lücke auf, durch die Nora sprang. Sie warf ins linke obere Eck, der Torwart parierte jedoch den Wurf und sicherte sich den Ballbesitz.
Ärgerlich lief Gabs Mannschaft in die Abwehr zurück, verblieb aber optimistisch, weil ihre Taktik funktionierte.
Die Bären brachten sich daraufhin in Führung und schienen dadurch neue Stärke gefunden zu haben. Ihr Torwart hielt auch den nächsten Wurf – diesmal ins obere linke Eck – und durch einen Konterangriff bauten sie die Führung auf zwei Tore aus.
'Kein Grund zur Panik', dachte Annika, als ihr Blick zur Zuschauertribüne glitt und sie Nick erblickte, der ihr aufmunternd zulächelte. Ihr Herz erwärmte sich bei seinem Anblick und sie spürte, wie ihre Energie und ihr Tatendrang anstiegen.
Dieses Spiel war bei Weitem noch nicht entschieden.
Ihr nächster Angriff klappte wieder einwandfrei – bis auf die Tatsache, dass der Torwart der Paddington-Schule den dritten Wurf in Folge hielt.
"Werft nach unten!", raunte Annika Nora und Megan zu, da auch der letzte Wurf in ein oberes Eck gewesen war. Nora gab die Anweisung an die anderen Spieler weiter.
Von der anfänglichen Unsicherheit und Eingeschüchtertheit der Bären war nichts mehr zu sehen. Sie waren nicht grundlos Tabellenführer.
Die linke Außenspielerin traf zum fünf zu zwei, obwohl Nina noch ihre Hand am Wurf hatte.
"Konzentriert euch beim Abschluss", rief Laurena von der Bank aus und die Spieler nickten. Ihre Taktik funktionierte, jetzt mussten sie nur Tore machen.
Nora spielte den Ball an Maria weiter, die hochsprang, den Ball aber zu Annika passte, die angelaufen kam und einen Stemmwurf ausführte. Sie warf nach unten und tatsächlich, der Ball ging ins Tor.
Der Jubel der Tribüne untermauerte die Freude über den Treffer und die Carmelots genossen es, vor all den Zuschauern, die aus Freunden und Handballenthusiasten bestanden, zu spielen.
Die nächsten Minuten plätscherten vor sich hin. Beide Mannschaften trafen im Angriff, vermochten es nicht, wirklich Schwung in das Spiel zu bringen.
Kennzeichnend war das außergewöhnlich gute Benehmen der Paddington-Spieler. Es hatte noch keine gelbe Karte oder zwei-Minuten-Strafe gegeben, auch keine Provokationen waren von ihnen zu hören gewesen. Der Schiedsrichter hatte zu keinem Zeitpunkt hart eingreifen müssen.
Dies sorgte für ein etwas entspannteres Spiel als letztens, Annika beschlich jedoch das Gefühl, dass die Bären nicht das ganze Spiel über so fair spielen würden.
Fünf Minuten vor der Pause nahm Gab sein Time-Out, wollte noch vor dem Ende der ersten Halbzeit versuchen, die zwei Tore der Gegner einzuholen.
"Bringen wir ein wenig Tempo ins Spiel", sagte er, kaum dass die Mannschaft sich vor ihm versammelt hatte. "Unsere Spielzüge funktionieren fantastisch, aber das geht noch schneller. Wir müssen zwei Tore einholen und gerade eben ist die Zeit unser größter Feind. Passt nicht einmal durch die ganze Kette, sondern leitet den Spielzug gleich ein", schlug er vor und sah dabei vor allem Nora, Maria und Annika in die Augen.
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass die zweite Halbzeit um einiges härter wird, also sollten wir mit so wenig Toren Rückstand wie möglich in die Pause gehen."
"Ja, die spielen zu sanft und zu nett", sagte auch Megan. "Wetten, die wollen uns nach der Pause überrollen, deswegen versuchen sie momentan auch gar nicht, die Führung noch weiter auszubauen."
Sie sparten Kräfte. In der zweiten Halbzeit würden die Paddington-Spieler mit Sicherheit auch ihr Tempo erhöhen.
"Okay, dann überraschen wir sie. Sie denken, sie werden nach der Pause die Ansage haben. Aber wenn wir jetzt schon loslegen, werden sie vielleicht überrumpelt." Gab grinste schief und tippte sich ein paar Mal an die Stirn, als wäre er hier der schlaue Fuchs.
"Also, macht hinne und lasst die letzten Minuten keine Tore rein!"
Die Carmelots riefen ihren Schlachtruf und stellten sich auf dem Spielfeld bereit, machten schon vor Anpfiff aus, welchen Spielzug sie ausführen würden.
Die spielfreie Minute war vorbei, die Paddingtons auch wieder an ihrem Platz und los ging es.
Nora warf den Ball nach rechts zu Maria, die den Ball aber direkt zurück zu Annika auf halblinks warf, anstatt den Ball weiter nach außen zu spielen. Annika sprang hoch und platzierte den Ball zwischen den Beinen des Torwarts.
Nur noch ein Tor hinten.
Die Gegenspieler wurden von der neuen Taktik tatsächlich überrumpelt und als nach weiteren vier Minuten die erste Halbzeit vorüber war, stand es zehn zu zehn.
Die wenigen Tore ließen darauf schließen, dass das Spiel entweder langsam oder voll Fehltreffer gewesen war. Beides traf auf die Mannschaften zu.
"Mädels, macht euch auf was gefasst", sagte Gab ihnen in der Umkleidekabine, als sie schwitzend und trinkend vor ihm saßen. "Die Bären werden jetzt ihre Krallen ausfahren."
Annika war das nur recht so. Ein erbitterter Kampf war immer lustiger als ein langweiliges Hin- und Her.
"Es herrscht Gleichstand, wir fangen also quasi von null an. Nur müssen wir diesmal besser aus den Startlöchern kommen. Falls sie wesentlich aggressiver agieren, geht nicht darauf ein. Schneller ja, aber nicht gemeiner. Wir lassen den Schiedsrichter, der nebenbei erwähnt ziemlich gelassen und kompetent wirkt, das Geschehen bestimmen. Und Maria? Gute Arbeit!", lobte der Trainer die unerfahrene Spielerin, die sofort rot anlief. Annika boxte sie kameradschaftlich in die Seite und nickte zustimmend.
Maria hatte geackert wie ein Pferd, dafür durfte sie gerne gelobt werden.
"Also, auf geht's! Vergesst nicht, was auf dem Spiel steht! Ich zähle auf euch!"
Gab behielt Recht. Die Paddington-Spieler hatten eine einfache erste Halbzeit nur vorgetäuscht. Sie gingen von der ersten Minute nach der Pause härter, schneller und konsequenter vor.
Dadurch, dass die Carmelots jedoch darauf vorbereitet gewesen waren, ließen sie sich nicht komplett niederschmettern.
Immer wieder raunten die Heimspieler sich das Wort 'Meister' zu, damit sie nie aus den Augen verloren, wofür sie hier kämpften. Den Meistertitel und das weitere Bestehen der Mannschaft.
Nach sieben Minuten waren die Bären ein Tor vorne, die Carmelot-Spieler waren jedoch im Ballbesitz. Trotz des schnelleren Spiels war es schwieriger geworden, ihre Abwehr auseinander zu reißen und andauernd, wurde ihr Spielfluss unterbrochen. Zig Male wurde während eines Angriffs zum Freistoß gepfiffen, weil sie gefoult wurden.
Nach dem vierten Mal im gleichen Angriff reichte es Annika. Der Schiedsrichter pfiff und noch bevor die Bären sich am sechs-Meter-Kreis genügend zurechtgefunden und sich auf einen Angriff vorbereitet hatten, schnappte Annika sich den Ball und donnerte ihn vom Neunmeter aus an den unkonzentrierten Spielern und dem Torwart, der noch dem Trainer etwas zurief, vorbei ins Tor.
Die Fans der Carmelot-Schule flippten förmlich aus und Annika meinte Joes stolze Rufe, dass das da seine Kumpelin war, bis aufs Spielfeld zu hören.
Die nächsten sechs Minuten verliefen Torlos. Alle Spieler waren angespannt, wollten den Sieg und den Meistertitel so sehr, dass die Fähigkeiten nachließen.
Sie mussten sich etwas einfallen lassen. Es war gefährlich, bis zum Schluss einfach mit einem Gleichstand zufrieden zu sein. Denn die Paddington-Schule brauchte nicht mehr für den Gewinn des Titels.
Oder sie würden zwei Minuten vor Schluss noch einmal einen drauf legen und in Führung gehen.
Das wäre kaum ertragbar. Die Paddington-Spieler durften einfach nicht noch einmal über sie gewinnen. Sie durften nicht an ihrer Schule den Meistertitel gewinnen. Wenn sie hier, im Zuhause der Carmelots, den Meisterschaftspokal hochheben und feiern würden... Es wäre nicht auszuhalten.
"Na, habt ihr schon aufgegeben?", hörte Annika im nächsten Angriff die Vierundzwanzig der Bären sagen. Obwohl Annika einen verbissenen Kommentar auf den Lippen lag, ignorierte sie die Provokation. Sie sah nicht einmal zu ihrer Gegenspielerin. Sie wollte sich nicht auf sie einlassen, denn sie wüsste nicht, wie das ausgehen würde.
Als sie kurz darauf an ihr vorbeirauschen wollte, wurde sie zu Boden geworfen, ein Schmerz durchfuhr ihr linkes Auge, bevor sie überhaupt realisieren konnte, was geschehen war.
Die Bären begannen, ihr wahres Ich zu zeigen.
Die Vierundzwanzig bekam für ihr mehr als unangemessenes Foul eine zwei Minuten Strafe. Als Annika aufstand und weiterspielen wollte, erkannte sie, was die wahre Absicht hinter der Aktion gewesen war.
Blut rann von ihrer Augenbraue in ihr Auge, tropfte auf den Boden und zwang den Schiedsrichter dazu, sie auf die Bank zu befördern, bis die Blutung gestoppt werden konnte.
Natasha, auch eine neue Spielerin, musste so lange ihren Platz auf der Platte einnehmen.
"Verflucht, das hat sie mit Absicht gemacht!", knurrte Annika, als sie sich auf die Bank setzte und Laurena sogleich mit dem Verbandskasten zu ihr kam. Falls die Blutung nicht zu stoppen war und selbst Tape nichts half, durfte Annika nicht mehr aufs Spielfeld. Wie, verdammt, konnte sie ihr auch so sicher eine aufgeplatzte Augenbraue bescheren? Übten die sowas im Training?
Und falls sie jetzt nicht wieder ins Spiel durfte... Das wäre ein verdammter Vorteil für die Paddingtons!
"Ganz ruhig, Mäuschen. Ich kann zaubern", grinste die Co-Trainerin und wischte ihr das Blut aus dem Gesicht, desinfizierte und säuberte die Wunde.
Währenddessen schafften die Bären wieder ihre Führung auf zwei Tore auszubauen, obwohl sie eine Spielerin weniger auf dem Feld hatten.
Mit zusammengebissenen Zähnen betrachtete Annika das Spiel, überlegte fieberhaft, was sie anders machen sollten, um die Paddington-Spieler endlich in ihre Schranken zu weisen. Denn sie waren besser als diese hinterhältigen Gegenspieler. Hatten bis jetzt mitgehalten und Annika wusste einfach, dass sie noch mehr auf Lager hatten.
Für den Bruchteil einer Sekunde vermisste sie Victoria in dem Team, denn sie war auf halbrechts echt stark gewesen.
Doch Annika schob den Gedanken schnell beiseite, als Maria auf der gleichen Position soeben durch eine Lücke sprang und einen frechen Heber ausführte. Wie in Zeitlupe schwebte der Ball in hohem Bogen über die Torwärtin, die weit aus dem Tor gesprungen war, und landete im Netz, bevor sie wieder nach hinten taumeln konnte.
Das war mal eine Ansage, die die Trainer der Paddingtons laut fluchen und schimpfen ließen.
Laurena klebte Annikas Augenbraue zu und platzierte etliche Streifen Tape darüber, damit unter keinen Umständen mehr Blut hervor sickern konnte. Wie sie später das Tape entfernen sollte, ohne sich dabei sämtliche Härchen rauszuziehen, wusste sie nicht. Doch das spielte gerade eben auch überhaupt keine Rolle. Sollte sie doch ohne Augenbraue rumlaufen. Wenn sie dafür den Meistertitel gewannen, wäre ihr das wert.
"Bring denen jetzt verdammt nochmal ein paar Manieren bei", raunte Gab ihr zu, als sie wieder bereit am Spielrand stand und darauf wartete, mit Natasha zu tauschen.
Nur etwas mehr als zehn Minuten waren noch zu spielen und sie hinkten immer noch mit einem Tor hinterher. Wenn sie das Spiel drehen wollten, dann musste es jetzt sein.
Annika kam wieder aufs Spielfeld, würdigte der breit grinsenden Vierundzwanzig der Paddington-Schule keines Blickes und konzentrierte sich voll und ganz darauf, ihr gleich den Ball um die Ohren zu hauen.
Sie erkannte an den Blicken der anderen, dass sie froh waren, dass sie nicht außer Gefecht gesetzt worden war und dass ihre Rückkehr auf das Parkett ihnen allen noch einmal einen Motivationsschub gab.
Als Nora den nächsten Spielzug anzeigte, verzogen sich ihre Lippen zu einem breiten Grinsen voller Vorfreude.
Der Kempa-Trick.
Der würde die nächsten zehn Minuten auf eine ordentliche Art und Weise einleiten – wenn er denn klappte. Es war ein Risiko. Aber eines, das sie einfach eingehen mussten.
Sie passten den Ball einmal durch und dann ging alles ganz schnell. Dieser Schachzug traf die Bären völlig unvorbereitet.
Megan sprang in den Kreis, bekam erst in der Luft den Ball von Annika zugespielt und warf ihn aufs Tor, während sie noch in der Luft schwebte. Erst als sie den Ball versenkt hatte, landete sie auf dem Boden, rollte sich ab und lief jubelnd mit ihren Mitspielerin zurück in die Abwehr.
Die Zuschauer waren ganz aus dem Häuschen, die Paddington-Spieler sichtlich irritiert.
Sie waren zum Gegenangriff bereit, wollten nach dem Ausgleich sofort wieder in Führung gehen.
Sie spielten aggressiver, sahen wütend aus und beschimpften die Carmelot-Spieler und versuchten sie einzuschüchtern, doch ihre Worte und Taten prallten komplett ab.
Genau wie der Wurf der Kreisspielerin, der den Pfosten traf und direkt in Annikas Hände zurückschnellte.
Keine Sekunde später hatte sie den Ball nach vorne zu Tanja geworfen, die freien Wurf aufs Tor hatte und die Carmelots in Führung brachten.
Annika konnte sich einen kurzen Blick zur Vierundzwanzig der Bären nicht verkneifen. Sie hatte sich mit ihrer Aktion an ihr vorher selber in den Fuß geschossen.
Die nächsten drei Minuten behielten die Carmelots die Führung. Die Gegner versuchten fast schon verzweifelt mit gemeinen Tricks und Hieben einen Ausgleich zu schaffen. Doch Gab hatte seine Truppe perfekt für dieses Spiel vorbereitet.
Fair play, hatte er die ganze Zeit gesagt. Als möglicher Meister hatte man es nicht nötig, zu schmutzigen und abfälligen Methoden zu greifen.
Vier Minuten waren noch zu spielen. Es stand neunzehn zu achtzehn für das Heimteam der Carmelot-Schule. Sie waren im Angriff.
Nora täuschte einen Wurf an, kam mit einer Finte an ihrer Gegenspielerin vorbei und passte den Ball zu Tanja, die am Kreis eingelaufen war und völlig frei stand. Als diese jedoch aufs Tor werfen wollte, wurde sie gefoult und die Carmelots bekamen einen sieben Meter Strafwurf zugeteilt.
"Cullum", sagte Nora und warf Annika den Ball zu. Sie durfte den Strafwurf ausführen.
Jetzt mit zwei Toren in Führung zu gehen, könnte alles entscheidend sein.
Sie stellte sich am Siebenmeterpunkt bereit, atmete einmal tief durch, blendete die verheißungsvollen Zurufe der Zuschauer und die wütenden Blicke der Gegenspieler aus. Sah dem Torwart in die Augen. Wusste schon, wo sie hinwerfen würde.
Der Schiedsrichter pfiff, Annika warf.
Und traf den rechten Pfosten.
Wie in Zeitlupe sah sie, wie der Ball zurückprallte und Richtung Gegenspieler flog.
Doch wie aus dem Nichts kam Maria angelaufen, schnappte sich vor den anderen den Ball und donnerte ihn seitlich am Kopf des Torwarts vorbei in die Maschen.
Zwanzig zu achtzehn.
Annika ignorierte die Enttäuschung über ihren eigenen Fehler und schlug stattdessen mit Maria ein, die freudestrahlend die Hand zur Faust gehoben hatte. Das Küken hatte es drauf.
Bisschen mehr als drei Minuten zu spielen.
Das hier roch nach einem Sieg.
Könnten sie es endlich schaffen, bis zum Ende die Führung zu behalten? Konnten sie die Konzentration bewahren? Sie mussten einfach!
Der Spielzug der Paddington-Schule wurde vom Time-Out ihrer Trainer unterbrochen, denen klar war, dass ihr Team jetzt ein Tor werfen mussten, um noch gute Chancen auf ein Unentschieden zu haben.
"Leute, jetzt heißt es Konzentration pur!", empfing Gab seine Spielerinnen, als sie sich um ihn versammelten. "Die Paddingtons werden ohne Rücksicht auf Verluste versuchen, jetzt ein Tor zu erzielen. Ihr müsst das unter allen Umständen verhindern! Sie dürfen kein Tor machen!", schärfte Gab ihnen ein.
Mit klopfendem Herzen trank Annika einen Schluck von ihrer Wasserflasche. Die Spannung war kaum auszuhalten. Sie hatten schon im Hinspiel mit sogar vier Toren geführt und trotzdem verloren. Noch war nichts sicher.
"Mädels, macht mich stolzer, als ich es eh schon bin!" Gabs Stimme zitterte verdächtig. Er war genauso nervös und angespannt wie das Carmelot-Team.
Sie stellten sich wieder bereit, sahen abwartend zum Schiedsrichter, der nach endlos scheinenden Sekunden endlich anpfiff.
Die gegnerische Mannschaft donnerte ihnen entgegen und für einen Augenblick schien es unmöglich, ein Tor zu verhindern. Voller Eifer, Übereifer vielleicht, ging Maria auf ihre Gegenspielerin los und machte sie fest. Jessika eilte zu ihr und schnappte sich den Ball aus den Händen der Gegenspielerin und wollte nach vorne sprinten, doch der Schiedsrichter pfiff zum Freistoß.
Stöhnend ließ sie den Ball sinken, die Carmelot-Spieler gingen einen Schritt nach hinten und die Bären durften weiterspielen.
Die Spielemacherin kreuzte mit der Vierundzwanzig, die zwischen Nora und Maria eine Lücke gesehen hatte und darauf zulief. Maria und Nora schafften es, die Vierundzwanzig an einem Tor zu hindern, doch der Schiedsrichter hatte genug gesehen und schenkte den Bären einen Sieben Meter.
Frustriert überließen sie der Vierundzwanzig den Ball, sie stellte sich wie Annika eben bereit und starrte konzentriert auf das Tor. Ihr blödes Grinsen war ihr vergangen. Wahrscheinlich hatte sie den Ernst der Lage kapiert.
Annika hielt die Luft an. Ihr Herz hämmerte hart in ihrer Brust, als sie ebenfalls auf Nina und das Tor blickte. Sie hoffte auf ein Wunder.
Der Schiedsrichter pfiff, die Vierundzwanzig warf und Nina? Nina parierte den Ball, der hinter ihr ins Aus flog.
Der donnernde Jubelschrei, der daraufhin von der Tribüne, der Bank und den Spielern auf dem Feld ertönte, war beeindruckend. Annika und Nora klatschten ein, umarmten sich kurz und jubelten Nina zu, die in ihrer Handballkarriere nur sehr wenige Strafwürfe gehalten hatte. Dieser hier war womöglich der wichtigste.
Sie ließen sich Zeit, bevor sie den Ball wieder ins Spiel brachten. Die Paddington-Spieler wussten, dass ihr Titel am seidenen Faden hing. Sie mussten in weniger als drei Minuten zwei Tore einholen, was zwar nicht unmöglich, aber verdammt schwer war.
Sie gingen in eine offensive Abwehr über, deckten die Carmelot-Spieler fast bis zur Mittellinie ab.
Sämtliche Spieler liefen ohne Ball umher, um sich freizulaufen. Annika war hinter Nora, abgeschirmt vom nächsten Spielzug, setzte aber dann ab und sprintete nach vorne. Sie lief an drei Abwehrspielern vorbei, Maria wurde auf sie aufmerksam und spielte einen Bodenpass schräg nach vorne. Er kam hinter der letzten Abwehrspielerin auf dem Boden auf, Annika fing ihn und war direkt vor dem Tor platziert. Sie sprang ab und revanchierte sich für ihren missglückten Strafwurf.
Einundzwanzig zu achtzehn.
Wie in Trance erlebten die Spieler die letzten zwei Minuten. Die Zuschauer jubelten ununterbrochen.
Die Paddington-Spieler konnten nichts mehr gegen eine Niederlage anstellen. Machtlos mussten sie sich geschlagen geben.
Als die sechzig Minuten vorüber waren, stand es zweiundzwanzig zu achtzehn. Die Carmelot-Schule hatte einen überraschend deutlichen Sieg gewonnen.
Jubelnd und vor Freude kreischend fielen die Spieler sich in die Arme, Gab und Laurena warfen sich ins Gemenge, die Zuschauertribüne brodelte.
Annika strahlte ihre Teamkollegen an, fasste es nicht, dass sie das Spiel tatsächlich gedreht hatten. Dass sie MEISTER waren.
Und es gab nur eine Person, mit der sie das am liebsten feiern wollte.
Sie löste sich aus Noras Umarmung und ging zur Zuschauertribüne. Nick sah sie und überlegte nicht lange, sondern schlängelte sich ganz nach vorne und hüpfte adrett über das Geländer und landete neben der Bank auf dem Hallenboden. Mit großen Schritten war er bei ihr und bevor Annika es sich versah, war sie in seinen Armen.
Nick hob sie hoch und drehte sich einmal mit ihr, bevor er sie abstellte und überschwänglich auf den Mund küsste.
Dieser Sieg gehörte auch ihm. Monatelang hatte er für das hier die Vorarbeit geleistet.
"Ich wusste, dass ihr das schafft!", nuschelte er an ihre Lippen, bevor er sie wieder küsste. "Ich wusste, dass du das schaffst."
Annika schmiegte sich an ihn, dankbar darüber, dass sie vor mehr als einem halben Jahr mit dem Zug zu ihrer neuen Heimat gefahren war. Dass sie sich einen Kaffee holen wollte. Dass er sie angerempelt hatte.
Denn alles hätte so anders kommen können.
"Schon klar, Nick hat Vorrang. Aber wir wollen auch mitfeiern!", ertönte Simons Stimme auf einmal neben ihnen. Annika drehte ihren Kopf und sah nicht nur ihn, sondern auch ihre anderen Freunde. Joe, Phoebe, Rebecca, Verity und... Caro war natürlich bei Gab.
"Wir werden feiern, glaubt mir", lächelte sie. "Aber jetzt will ich mir erst einmal unseren Meisterschaftspokal holen!"
Das Carmelot-Team hatte sich in der Mitte des Spielfeldes versammelt und warteten nun darauf, dass ihnen die silberne Statue als Zeichen ihres Titels überreicht wurde.
Die Paddington-Spieler standen abseits vom Geschehen und sahen ihnen mit gemischten Blicken entgegen. Voller Eifersucht, aber auch voller Respekt.
Annika, die ihre Arme um die Schultern ihrer Mitspieler neben ihr gelegt hatte, ließ ihren Blick schweifen. Erst zu ihren Freunden, dann zu ihren Gegenspielern, dann zu den Zuschauern, die sie anjubelten und die Freude über ihren Sieg mit ihnen teilten.
Sie war ein Teil dieser Schule geworden. Ihr Herz schlug für dieses Internat und dieses Handballteam.
Sie hatte es am Anfang nicht gedacht, nicht erwartet, sogar nicht gewollt, aber sie liebte mittlerweile ihr Leben an der Carmelot-Schule.
Sie hatte ein Zuhause. Sie hatte wahre Freunde. Sie hatte Nick, ihre wahre Liebe.
Kurz bevor Nora, als Teamkapitän, den Pokal entgegen nahm, erblickte sie links auf der Tribüne ganz hinten Mrs. Carmelot, die mit einem zufriedenen Blick und einem schiefen Grinsen auf sie und ihre Mitspieler hinunterblickte.
Und vielleicht hatte dieses Team tatsächlich eine Zukunft.
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Erst hatte ich noch geplant, einen Epilog zu schreiben, aber ich finde, dass Nicks und Annikas Geschichte jetzt komplett ist und in dieser Ausführung zu Ende erzählt ist ;)
Die ordentliche Verabschiedung kommt gleich in der Danksagung :b
Zum letzten Mal - eure Tyskerfie <3
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