4 - Farewell

_______

It is not the goodbye that hurts, it is the flashback that follows...

_______

Etwas warmes und weiches umhüllte ihren Körper. Sie konnte jeden Zentimeter, jeden Muskel und jede Pore deutlich spüren und als sie bewusst Luft in ihre Lungen fließen ließ, durchbrach ein stechender Schmerz die scheinbar idyllische Stille. Hustend richtete Loren sich auf, die Augen geschlossen und keuchend ihre Brust fassend. Es war, als würde ein Sandsturm durch ihre Lungenflügel rasen und versuchen, sie von Innen heraus zu ersticken.

»Ruhig bleiben!«, konnte sie eine Stimme hören und plötzlich spürte sie zwei Hände auf ihren Schultern, gefolgt von einem warmen Schauer, der den Großteil des Schmerzes wegschwemmte. Sie versuchte ihre Augen zu öffnen, doch sie waren verklebt und fühlte sich Wund an. Jemand reichte ihr ein Wasserglas, gierig nahm sie ein paar Schlucke und nahm dann die Präsens ihres Mentors wahr. Ebenso wie die, ihrer Teammitglieder und dieses Dämonen.

Erleichtert atmete sie auf, und langsam klappte es dann auch, dass sich ihre Augenlider hoben.

Erschrocken stellte sie fest, dass sie in einem Bett in der Krankenstation saß und einige Heilmagier um ihre Teammitglieder herum wuselten. Mentor Aarin saß an ihrem Bett und schaute sie mit gerunzelter Stirn an. Unwohl senkte sie den Blick und fing an, mit ihren Fingerspitzen herumzuspielen. Was war geschehen? Warum lagen sie und die anderen auf der Krankenstation in der Akademie?

»Loren.« Sofort schreckte sie auf und wie ein verängstigtes Reh starrte sie ihren Mentor an. Der Engel hatte einen Verband um seinen rechten Flügel und einige Kratzer im Gesicht, aber ansonsten schien er wohl auf. Hatte es einen Kampf gegeben? Sie konnte sich nur noch an diese Kälte und Dunkelheit erinnern.

»Du bist die Erste, die wieder bei Bewusstsein ist. Und ich brauche deine Hilfe, verstehst du das?« Stumm nickte sie als Antwort, sie wusste nicht, ob ihre Stimme schon wieder mitmachen würde also griff sie erneut nach dem Wasserglas und nahm ein paar große Schlucke. Langsam schien die Trockenheit in ihrem Mund und Hals abzuklingen.

»Ich werde tun, was ich kann«, antwortete sie dann mit rauer Stimme und erschrak sich selber davor, wie leise und schwach sie doch klang. Sie schluckte einmal und sah Mentor Aarin dann wieder in die Augen. Sein Blick wurde etwas sanfter und er legte ihr beruhigen eine Hand auf die Schulter.

»Gut. Ich möchte eigentlich nur eine Sache wissen: Bevor du Ohnmächtig wurdest, konntest du da etwas Besonderes oder außergewöhnliches spüren?« Angestrengt dachte sie nach, rief sich alles in Erinnerung, was sie noch wusste.

»Ich... habe diese Dunkelheit gespürt, sie war greifbar und sie drückte mir die Kehle zu. Und die Kälte, eisige Kälte die mit ihren kalten Krallen nach mir Griff«, begann sie und schloss die Augen. Da war noch mehr, irgendwas war da noch.

»Weiße Federn... Eis.. eine Schwinge aus lebendigem Eis. Die Aura strahlend blau und... sie ist von Hass zerfressen und mächtig, sehr, sehr mächtig!« Plötzlich reißt sie die Augen auf, denn die Erinnerungen dringen in ihr Bewusstsein wie Eiszapfen.

»Ein weißgeflügelter Engel mit nur einer Schwinge. Er ist Eismagier, aber da war noch etwas anderes. Etwas dunkles, was ihn langsam Verschlingt. Mentor Aarin-« Loren schaute ihren Mentor mit ernsten Augen an. »Dieser Engel... er hatte kein lebendes Herz mehr.« Der rothaarige Engel nickt langsam und lächelt sie schwach an.

»Ich danke dir, Loren. Du hast gute Arbeit geleistet und gezeigt, dass du in dieses Team passt. Du hast einen starken Geist!« Dann stand der Engel auf, drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verschwand.

Kaum war ihr Mentor verschwunden, stürzten sich die Heiler auch auf Loren und es dauerte zwei Stunden, bis alle Untersuchungen beendet waren. In dieser Zeit waren auch die anderen aufgewacht, Nolam jammerte über seine kaputte Brille, Yue beobachtete stumm das Geschehen und Farlur beschwerte sich lauthals bei Robin darüber, dass er das Bewusstsein verloren hatte.

Interessiert musterte Loren auch Shane, doch als sein Blick den ihren traf, wandte sie schnell das Gesicht ab und errötete. Sie konnte anhand seiner Aura große Trauer spüren. Dunkle Gedanken pulsierten durch seinen Geist. Es war verständlich, immerhin hatte er mitansehen müssen, wie sein Team, seine Freunde vor seinen Augen gestorben waren. Loren musste bei der Erinnerung an die leblosen Körper schlucken und spürte etwas Galle aufkommen.

Die Heiler brachten ihnen eine warme Mahlzeit, sie durften sich ankleiden und wurden dann in ein leeres Klassenzimmer geführt. Unwohl klammerte sich Loren an Nolams Arm der, der wiederrum Loren brauchte um nicht gegen etwas gegen zu laufen. Am Ende trat er Farlur dann in die Hacken und erntete dafür eine Kopfnuss. Die Stimmung war bedrückt und keiner von ihnen konnte sich erklären, was geschehen war. Offenbar war Loren auch die Einzige gewesen, die den Engel bemerkt hatte, denn keiner der anderen schnitt dieses Thema an.

Daher entschied Loren sich dazu, ebenfalls nichts dazu zu sagen. Ein mulmiges Gefühl stieg in ihr auf und dies konnte auch nicht durch die Tatsache gemildert werden, dass in dem Klassenraum nicht nur Mentor Aarin auf sie wartete, sondern auch Meister Fieryamor. Stumm folgte Loren Nolam und Yue, die sich eine Strähne ihrer kurzen Haare hinter die Ohren strich. Shane betrat den Raum als letztes und als sein Blick auf den Zwergenmeister fiel, weiteten sich seine Augen kurz.

Als alle saßen, ergriff der Schulleiter das Wort.

»Meine Lieben, wir sind erfreut euch alle wohlauf zu sehen«, begann er und richtete dabei seinen Blick kurz auf jeden Einzelnen. »und wir wissen, dass euch Fragen bedrücken und ihr nach Antworten sucht. Doch zunächst lasst mich euch danken, ihr habt sehr gute Arbeit geleistet und der Akademie Ehre eingebracht.« Farlur streckte stolz die Brust heraus, Loren musste die Augen verdrehen, denn eigentlich hatte der Dämon nicht viel gemacht. Immerhin hatten sie und Nolam die anderen Schüler gefunden und schließlich auch Shane. Und er war einer der erste gewesen, der das Bewusstsein verloren hatte.

»Nun zu euren Fragen. Es gab einen guten Grund, warum ihr alle euer Bewusstsein verloren habt. Während des fünften Jahres an der Akademie wird dieser theoretische Aspekt der Magie gelehrt, daher werde ich euch nun nur ein Grundverständnis vermitteln.« Loren hob den Blick und musterte Meister Fieryamor interessiert. Aus dem Augenwinkel konnte sie erkennen, dass nun auch die anderen gespannt an den Lippen des Meisters hingen.

»Wir nennen es die sogenannte MKK – magische Kampfkraft. Jeder Magier besitzt eine eigene MKK, die sich natürlich stark unterscheiden kann und dies auch von Person zu Person tut. In der Regel haben Engel eine höhere MKK als alle anderen Wesen, fast gleichauf sind die Zwerge, danach folgen Menschen, die auf gleicher Stufe mit den Dämonen sind und dann die Feen.« Der alte Zwergenmeister machte eine kurze Pause um seinen Schülern Zeit zu geben, das ihnen vermittelte aufzunehmen und zu verstehen.

»Die magische Kampfkraft definiert im Prinzip das Volumen und den Druck, den die Magie eines Magiers besitzt und je höher das Volumen ist, desto größer wird auch der Druck.« Loren fing langsam an zu verstehen. Das hieß also, dass sie und Nolam vom Kraftverhältnis ungefähr gleichauf mit Farlur waren, nach ihnen kamen dann Robin und Yue, da die beiden Feenblut hatten.

»Einige Magier werden mit einer hohen MKK geboren, andere können durch hartes Training ihre MKK ausweiten und erhöhen. Ihr selbst kommt an die Akademie mit einer niedrigeren MKK, als ihr sie verlasst.« Nolam rückte sich seine inzwischen reparierte Brille zurecht und bewegte lautlos die Lippen, er schien über etwas nachzugrübeln.

»Verzeiht, wenn ich euch unterbreche, ehrwürdiger Meister. Aber was hat das Ganze mit uns zu tun?« Der Zwergenmeister hob seine Hand und lächelte Yue sanft an, die sich ein wenig erhoben hatte.

»Nur Geduld!«, antwortete er ihr und benetzte sich dann die Lippen, ehe er beide Hände auf Brusthöhe hob und seine Handinnenflächen nach oben drehte. Zwei kleine Lichtkugeln entstanden über Ihnen und Loren musterte sie fasziniert. Die rechte Kugel war kleiner und wirkte freier, während die Linke größer war und zusammengedrückt wirkte. Er hatte die Hände weit auseinander, führte sie nun aber langsam zusammen.

»Es ist im Prinzip so, Magier mit sehr höher MKK können Magier mit einer niedrigen MKK nur durch ihre bloße Anwesenheit beeinflussen und so, wie in eurem Fall, diese Magier ohnmächtig werden lassen«, erklärte Meister Fieryamor weiter, während sich seine Hände stetig annäherten und Loren konnte beobachten, wie die kleine Lichtkugel immer schwächer wurde und ihr Licht von der größeren Kugel erst verdrängt und dann aufgesaugt wurde. Und plötzlich wurde ihr alles klar.

»Das heißt also, dieser ... Engel war zu mächtig, als das wir gegen ihn bestehen könnten«, fing sie an und achtete nicht auf die Reaktionen ihrer Teammitglieder, sondern sprach ihre Gedanken weiter aus. »Wiederrum heißt das aber, dass Meister Aarin mit ihm auf einer Stufe stehen muss, oder wenigstens ähnlich stark sein muss, denn sonst hätte er ja auch das Bewusstsein verloren. Und das wiederrum muss heißen, dass man seine magische Kampfkraft verstecken kann, denn sonst würden die Schüler ja reihenweise umkippen, wenn die Mentoren durch die Gänge laufen«, schlussfolgerte Loren und schaute dann Mentor Aarin an, der ihr leicht zunickte und Stolz beflügelte sie.

»Das ist korrekt, Miss Wenson! Ausgezeichnet, Mentor Aarin hatte bereits erwähnt, dass sie einen besonderen Charakter besitzen, aber ich bin positiv überrascht. Was können sie mir noch zu diesem anderen Engel erzählen?« Loren schluckte kurz und wiederholte dann das, was sie bereits Mentor Aarin im Krankenzimmer erzählt hatte.

»So ein Schwachsinn«, warf Farlur dann ein und knackte bedrohlich mit einer Hand. »Wie könnte er Leben, wenn sein Herz nicht mehr schlägt?« Yue warf dem Dämon einen schneidenden Blick zu ehe sie die Beine übereinanderschlug und die Arme vor der Brust verschränkte.

»Ganz einfach, wenn dass, was Loren gesehen hat stimmt, dann wird er von seiner eigenen Magie verzehrt. Und was vereist ist, lebt nun einmal nicht mehr«, erklärte sie mit schneidender Stimme und warf Farlur einen abwertenden Blick zu. Nolam bewegte weiter stumm seine Lippen und starrte inzwischen auf den Boden.

»Nolam? Was hast du?« Loren wandte sich mit besorgter Stimme an ihren besten Freund, der sie aufgeregt ansah.

»Was soll er schon haben. Er hat nichts gesehen und ist wohl auch zu blöd um in dieses Gespräch etwas einzubringen«, entgegnete Farlur dann und bleckte seine Zähne.

»Mister Chander, ich bitte Sie.« Mentor Aarin warf dem Dämon einen mahnenden Blick zu, doch dieser hob nur unwirsch die Schultern und grinste Nolam weiter abwertend an. Doch diesen interessierte der Kommentar des älteren Jungen überhaupt nicht, sondern er kramte seinen Beschwörungskristall hervor.

»Ich frage mich...«, murmelte er und der Kristall leuchtete kurz auf und zwei vereiste Stellariten fielen vor ihm zu Boden. Mentor Aarin keuchte leise auf, während Meister Fieryamor kurz seine Hand bewegte und die Geister daraufhin verschwanden.

»Ich hatte die Befürchtung...«

»Willst du uns vielleicht mitteilen, was du herausgefunden hast?«, meinte dieses Mal Robin mit einem entnervten Unterton. Nolam grinste frech und wandte sich dann an den Zwergenmeister.

»Ich bin Geisterbeschwörer und das heißt nicht nur, dass ich Geister rufen kann, wenn ich sei brauche. Sie kommen auch zu mir, wenn ich in Gefahr bin und diese kleinen Stellariten müssen die Gefahr gewittert haben und sind erschienen um mich vor irgendetwas zu beschützen. Vermutlich hat Meister Aarin gegen diesen anderen Engel gekämpft, oder?«, wandte sich Nolam dann an den rothaarigen Engel der nur stumm nickte. »Vermutlich hätte mich einer der Zauber getroffen. Das ist aber perfekt, denn nun können Sie, ehrwürdiger Meister, die Magie des Engels untersuchen lassen.«

»Sehr gut. Ich sehe schon, warum sie alle von Meister Aarin in sein Team geholt worden sind. Gehen sie sich nun ausruhen, in wenigen Stunden finden die Bestattungszeremonien statt.« Mit diesen Worten verließ der Zwerg den Raum mit einer wehenden Robe. Mentor Aarin stellte sich vor seine Schüler.

»Ich bin sehr stolz auf jeden von euch.« Dann wandte er sich an Shane, der noch immer stumm und ein wenig abseits der anderen saß.

»Shane, was dich angeht: Wir haben uns entschieden, das du zunächst eine dreimonatige Pause machen wirst und auf keine Mission geschickt wirst. Danach schließt du dich Team 1, Ethimei an. Mentor Mason möchte dich heute noch einmal sehen, dann wird sie dir noch einmal das wichtigste erklären.«

Als die Sonne am Ende ihres täglichen Weges angekommen war und sich zwischen Himmel und Erde befand, versammelten sich die Schüler und Mentoren der Spiegelakademie im Rosengarten. Es war die Ruhestätte der Akademie am heutigen Tag waren Acht Grabsteine dazugekommen. Der Himmel hatte sich violett gefärbt und nach einer kurzen Weilen der Stille, begann Meister Fieryamor, der seine goldene Rüstung trug, mit den Ritualen und Sitten.

Es wurden Grabreden gehalten, die Geister beschworen und die Götter gehuldigt und irgendwann wurden sie entlassen.

Loren folgte jedoch nicht ihren Mitschülern, sondern blieb noch eine Weile an den Gräbern stehen, wie auch einige andere Schüler die hier nun ihre Freunde verabschiedetet hatten.

Langsam ließ sie ihren Blick über die Grünfläche schweifen, die umringt von Rosensträuchern war und erkannte an dem hintersten Grabstein eine hochgewachsene Person knien. Erst die goldenen Flügel machten ihr klar, dass dies ihr Mentor war, der Tränen der Trauer vergoß. Sie wollte sich umdrehen und zu ihm gehen, als eine starke Hand sie zurückhielt.

Es war Shane, der grimmig zu dem Engel blickte, er trug seine schwarze Schuluniform und seine rechte Hand, die ebenso wie der Arm mit schwarzen Schuppen bedeckt war und eigentliche her eine Krallenhand war, als eine Menschenhand, zu einer Faust geballt.

»Es ist seine Tochter«, erklärte er mit emotionsloser Stimme. »Du solltest ihn nicht stören, er braucht seinen Moment des Abschieds.« Und mit diesen Worten wandte sich auch Shane ab, der vermutlich sieben seiner engsten Freunde und Mitschüler hier verabschiedetet hatte.

Mit einem Kloß im Hals wandte Loren sich von ihrem Mentor ab und lief in Richtung der Akademie.

Sie hatte in so kurzer Zeit so viel Leid gesehen und die Erinnerung an das, was sie in Eldamar gesehen hatte, bestärkte sie in ihrem Vorhaben. Sie würde eine Schutzmagierin werden, die Elite der Elite. Und dann würde sie helfen, die Welt von dem bösen zu befreien. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top