Kapitel 1
„Das nächste Mal, wenn ihr mein Gebiet betretet, werde ich jedes menschliche Wesen in diesem Tal vernichten", grollte die Kreatur. Sie hatte einen großen mächtigen Löwenkörper und den Kopf und die Flügel eines Adlers – der Herr über den heiligen Berg.
Die Menschen waren einmal zu oft in sein Gebiet eingedrungen und hatten die Tiere, die hier friedlich lebten und unter seinem Schutz standen, getötet. Nun hatte er von der Gruppe aus sechs Jägern fünf getötet. Der letzte saß zitternd und weinend vor ihm. Dieser eine würde überleben und zurückkehren, um seine Nachricht zu überbringen.
Er hatte nun genug von der Torheit der Menschen und würde diese nicht weiter tolerieren. Der Mensch kroch panisch nicken drückwärts. Dann krabbelte er auf die Beine und rannte davon, so schnell erkonnte. Der Gott schaute ihm noch lange nach, denn seine scharfen Augen erlaubten es ihm mehrere Kilometer weit zu sehen. Mit einem Schrei erhob ersich dann in die Luft und flog zu seiner Höhle auf dem Gipfel des Berges.
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Als nur ein einziger Zugehöriger des Jägertrupps blutverschmiert und verängstigt zurückkehrte, wusste der Dorfälteste, dass der Trupp tot war. Der Gott des Berges hatte den Trupp innerhalb weniger Sekunden ausgelöscht. Zitternd beschrieb der Überlebende dem Rat, was geschehen war.
„Wir danken dir für deinen Mut, du darfst nun gehen", sagte der Dorfälteste und Omi – das Oberhaupt des Dorfes – nickte zustimmend.
„Wir müssen etwas tun, wir haben einen Gott erzürnt", sagte Mara, eine der fünf Ratsmitglieder. „Und was soll das sein? Wir müssen jagen, um unsere Kinder zu ernähren", warf Kori, das vierte Mitglied, ein. Das letzte Mitglied – Litus – schwieg und hörte sich wie das Dorfoberhaupt und der Dorfälteste erst einmal die Meinungen der anderen an.
„Wenn wir den Gott nicht besänftigen, wird er unser Dorf angreifen", grollte der Dorfälteste und Mara stimmte ihm laut zu. Nun warf auch Litus etwas ein.
„Und wie wollt ihr ihn besänftigen?"
„Ein Opfer. Wir bringen ihm ein Opfer", sagte Kori. Alle Augen schauten zu ihm.
„Was für ein Opfer?", fragte Litus vorsichtig.
Kori wusste, dass er sich auf dünnes Eis begab, doch er sah keinen Ausweg.
„Ein Menschenopfer, das seinen Blutdurst stillt." Mara keuchte und selbst der Dorfälteste wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
„Und wen sollen wir opfern? Etwa eines unserer Kinder?", erwiderte Mara mit einem angewiderten Blick.
Omi hatte bis jetzt geschwiegen, doch nun ergriff er das Wort.
„Kori hat Recht. Wir müssen das Biest besänftigen. Wir werden ihm ein Menschenopfer bringen und für dieses Opfer kommt nur einer in Frage."
Der Dorfälteste schaute das Oberhaupt an. „Omi, du meinst doch nicht etwa den Jungen, oder?", fragte er mit gebrochener Stimme.
Doch Omi nickte nur stumm und auch die anderen widersprachen nicht. In diesem Moment hatte der Rat eine junge Seele zum Tode verurteilt. Nun stellte sich die Frage, wer die Botschaft überbringen würde.
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Als Lív mitten in der Nacht von fremden Händen aus dem Schlaf gerissen wurde, hatte er keine Zeit auch nur zu reagieren. Er wurde geknebelt und gefesselt. Auch wenn er schrie, so hatte er keine Chance. Er wurde einfach über die Schulter geschmissen und davongetragen. Draußen wurde er auf dem Rücken eines Pferdes befestigt und mit einem lauten Signal ritten sie davon.
Warum? Was ist passiert? Werde ich entführt und wenn ja, von wem? Warum hat Mari es nicht verhindert, sie ist doch direkt bei mir im Zimmer? Sie muss es doch bemerkt haben. Doch in diesem Moment wurde Lív bewusst, warum ihm niemand zur Hilfe gekommen war. Sie bringen mich fort. Jeder weiß Bescheid.
Das tat weh. Er war von allen in dem Dorf verraten worden. Sein Leben lang hatte er versucht, niemandem eine Last zu sein, doch anscheinend hatten sie entschieden, dass sie ihn nicht mehr in ihrer Mitte wollten. Tränen rannen über sein Gesicht und wurden vom Wind erfasst, der diese hinfort trug.
Nach mehr als einer Stunde, wurden sie langsamer und hielten schließlich an. Lív wurde heruntergeholt und ein Stück getragen. Dann wurde er auf eine harte Felsplatte gelegt. Einer der Dorfbewohner löste den Knebel aus Lívs Mund und dieser hustete.
Als es still wurde, sprach Omi, das Dorfoberhaupt: „Lív. Du wurdest als Opfer für den Gott des Berges auserwählt. Dein Opfer wird unser Dorf retten. Wir legen unser Schicksal in deine Hand, mein Junge."
Als Lív diese Worte hörte, begann er zu zittern. Warum ich? Ich bin das Opfer, das das Dorf retten soll? Mit diesen Worten hatten sie ihn in den Tod geschickt. Nachdem Omi ihm diese Worte gesagt hatte, waren sie einfach gegangen.
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