Berglay - Starry night

Auf meiner Bank, in dem Park nahe meiner Schule habe ich oft meine Ruhe. So wie auch jetzt.

Fast jeden Tag – oder Nacht, um bei der Wahrheit zu bleiben – komme ich hier her. Der Hügel, auf dem die Bank steht, ist für gewöhnlich menschenleer. An den Wochenenden treiben sich hin und wieder mal ein paar Jugendliche auf dem Spielplatz, der unten am Fuße des Hügels war, herum, um sich vollsaufen zu lassen oder um zu kiffen. So lange man sie in Ruhe lässt, machen sie nichts.

Auch wenn ich noch gerade meinte, dass mir ihre (wenn auch seltene) Anwesenheit nichts ausmache, war ich doch ganz froh darüber, dass sie heute nicht da waren. Denn gerade würde mich ihr Gegröle nerven.

Aber heute sind es nur die Sterne, ein paar kleine Wolken, die frische Nachtbrise und ich, mit meinen Gedanken.

Schon seit fast einer Stunde sitze ich hier, denke nach und schaue mir die Sterne an. Weil es so heute so klar war, sollte ich das ausnutzen. Der Nachthimmel ist für gewöhnlich bedeckt mit Wolken.

Meine Mitschüler feiern gerade ihren erfolgreichen Abschluss, trinken und weinen. Wir sind mit der Schule fertig. Für manche fängt die Uni an, für andere die Ausbildung und wieder andere starten ein FSJ.
Fakt ist jedenfalls, dass wir uns so nicht mehr sehen werden. Alle gehen verschiedene Wege. Man wird nicht mehr die gleichen Fächer und Kurse haben. Man sieht sich nicht einmal mehr in den Pausen auf den Fluren. Freunde werden sich weniger sehen.

Ich werde Dario weniger sehen.
Ich werde seine Stimme weniger hören. Sein Lachen, sein Kichern, sein Murmeln...

All das werde ich weniger hören.

Wir können uns immer während unserer Freizeit treffen, aber auch das wird schwieriger. Einmal hat er eine wichtige Prüfung und kann nicht, dann ein andermal bin ich es, der nicht kann.

Das gehört dazu, wenn man erwachsen wird oder?

Bescheuert.

Ich möchte ihn nicht seltener sehen. Seine Augen- seine schönen braunen Augen, die einen so unfassbar umwerfend anstrahlen können, wenn er sich freut. Auch wenn er wütend wird, hat er etwas Anziehendes auf mich, und der Anzug, den er heute zur Feier des Tages anhat, ließ ihn noch besser aussehen.

Laut ihm steht wohl auch mir ein Anzug. Vorhin hatte er nämlich mein Kompliment erwidert. Lächelnd.
Wären wir nicht von Pepe gestört worden, wäre ich jetzt bestimmt bei ihm. Ich würde vielleicht mit ihm tanzen. Würde ihm vielleicht sagen, wie sehr mich seine Augen faszinierten und wie schön ich es finde, wenn sie mich anstrahlen. Ich würde ihm noch so vieles mehr erzählen. Würde ihm sagen, wie wichtig er für mich ist. Ich liebe ihn mit all seinen Ecken und Kanten. Mit all seinen Macken und Ticks. Alles, was ihn ausmacht.

Eine Sternschnuppe!

„Schnell, wünsch dir was!"
Eine Stimme nahe meinem Ohr sorgt dafür, dass sich alle meine Nackenhaare aufstellen und ich zusammenzucke. Ich drehe mich sofort zum Besitzer der Stimme hin und lade diesen lächelnd dazu ein, sich neben mich zu setzen. Er tut es.

Stillschweigend schauen wir beide gen den Himmel.
„Eine wirklich klare Nacht", murmelt er nach einer Weile. Ich nicke stumm und schaue ihn an. Das bemerkt er und fragt wahrscheinlich auch deshalb, ob irgendwas wäre. Ich gebe ein leises Schnaufen von mir, lächle weiterhin und schüttel den Kopf. „Ich mag deine Anwesenheit."
Dario erwidert mein Lächeln und kratzt sich verlegen am Arm. Dabei senkt er seinen Kopf, sodass ich seine Augen nicht mehr betrachten kann. Leicht beuge ich meinen Kopf, versuche so wieder in seine Augen schauen zu können. „Hab ich dir schonmal gesagt, dass ich deine Augen mag?"
Diesmal bin ich es, dessen Stimme dem eines Hauchens gleich kommt.

Er hebt wieder seinen Kopf und ich sehe eine leichte Röte an seinen Wangen.

„Ich mag deine noch viel mehr."
Grinsend reagiere ich darauf.

Doch plötzlich schaut er wieder zum Nachthimmel. „Da, noch eine Sternschnuppe", flüstert er und zeigt auf das fliegende Stück Himmelskörper, welches sogar einen Schweif hinter sich herzieht. Ich schaffe es sogar noch, meinen Wunsch zu Ende zu wünschen, bevor die Feuerkugel auch wieder verschwindet.

Ein leichter Druck übt sich auf meine Schulter aus. Der Druck kommt von Darios Kopf. Er hat ihn auf meine Schulter angelehnt und schaut jetzt zu mir hoch. Und da war es – Das Strahlen, von dem ich eben noch gesprochen habe. Allerdings ist etwas anders als sonst, als würde es mir versuchen etwas zu sagen. Wie automatisch, schaltet sich mein Gehirn aus, als wüsste es, dass es nichts tun kann.

Zögerlich beuge ich meinen Kopf zu ihm nach unten. Er hebt seinen von meiner Schulter, nähert sich meinem langsam. Wir schließen unsere Augen und unsere Lippen berühren sich. Eine Gefühlswelle durchströmt meinen Körper.
Ich drehe mich mit meinem Oberkörper zu ihm und nehme ihn in den Arm.

Leider hören auch die besten Momente irgendwann auf und so lösen sich auch unsere Lippen wieder. Wir grinsen uns wortlos an.

Im Augenwinkel sehe ich eine dritte Sternschnuppe. So wie Dario auch, drehe ich meinen Kopf wieder zum Himmel und murmel: „Sternschnuppenwünsche können doch manchmal wahr werden."

Ich hab noch nie eine Sternschnuppe selber gesehen. :')

Geschrieben am 18. Mai 2021, nachts (wann auch sonst, lol)

Ist mit 838 Wörtern die bisher längste Kurzgeschichte. Und ja, wieder Berglay. Ich kann einfach nicht anders, sorry. 'xD

Titel ist angelehnt an das Lied "Starry night" von Jive Me. Hab das auch hauptsächlich gehört, beim Schreiben. Es ist sehr beruhigend. Würde aber nicht sagen, dass es zur Stimmung im Text passt. Da würde ich eher "I want to know what love is" von Foreigner oder "Heaven" von Bryan Adams als passend empfinden.

Aber hier geht es jetzt nicht um Musik (obwohl ihr euch wirklich die drei Lieder empfehlen kann c;).
Ich hab ganz viele Doodles gemacht und ich denke, dass ich die vielleicht nächste Woche zeigen kann. ^^

Wünsche euch einen schönen Abend noch. :)

LG LMS☆

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