800 Votes Kurzgeschichte : Visionen

Dies ist ebenfalls eine der Geschichten, die ich zum Wettbewerb geschickt habe. Erfolglos. Ich muss aber auch persönlich sagen, dass dies hier nicht wirklich gelungen ist. 

Mit aller Kraft öffnete sie ihre Augen. Es war ein grelles Licht, an das ihre Augen sich erst gewöhnen mussten. Sie versuchte sich zu bewegen, aber es klappte nicht. Die Maschinen, die um sie rumstanden, waren zwar sehr leise, aber sie musste sich genauso an die Geräusche gewöhnen, wie an das Licht. Viel später hatte sie endlich die Kraft um ihren Zeigefinger zu bewegen. 

Sie versuchte, sich daran zu erinnern, was passiert war. Sie war mit ihrem Vater unterwegs gewesen. Sie waren zusammen vom Einkaufen nach Hause gefahren. Um den großen Stau zu vermeiden, fuhren sie um die Stadt rum. Erst jetzt erinnerte sie sich wieder. Ein Lkw ist ihrem Vater hinten reingefahren. Dieser Aufprall war so stark, dass das Auto ihres Vaters gegen eine Mauer gefahren ist. Also hat sie es überlebt. „Isabel? Isabel mein Schatz hörst du mich?'', fragte ihre Mutter Sofie von ihrer rechten Seite. Zwar versuchte Isabel zu antworten, jedoch war sie noch nicht in der Lage zu sprechen und aus ihren Mund kam nur ein gequältes Geräusch. Sofie brach in Tränen aus. ,, Isabel... Mein Kind wir dachten, dass du nie wieder aufwachen wirst. Gott sei Dank bist du endlich wieder bei uns!“ sagte ihre Mutter küsste sie auf die Stirn. 

Mit der Zeit kam Isabel zu Kräften und konnte sich mit Unterstützung der Pflegerin hinsetzen. „Papa hat dich aus dem brennenden Auto rausgeholt und in Sicherheit gebracht. Am Anfang haben die Ärzte die Hoffnung verloren und dachten, dass du sterben wirst. Doch dein Zustand hat sich stabilisiert. Fünf Wochen lang lagst du im Komma. Deine Mitschüler saßen ständig an deinem Krankenbett. Sie haben dir Blumen, Pralinen und Karten gebracht. Ich hab Papa eine SMS geschrieben. Er wird gleich kommen.’’, lächelte Sofie und strich mit ihrem Finger über Isabels Wange. 

Eine Woche später konnte Isabel das Krankenhaus verlassen und nach Hause gehen. Am Abend, als Isabel ins Bett gehen wollte, spürte sie auf einmal ihre Arme und Beine nicht und vor ihren Augen wurde es schwarz. Plötzlich sah sie, wie der Block von gegenüber in Flammen versank. Ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen schrie und klopfte gegen das Fenster. Dann wurde es wieder schwarz und schließlich sah die 15-jährige Isabel wieder ihr Zimmer. Vorsichtig strich sie mit den Fingern über ihr Bett, um sich zu vergewissern, dass es Realität ist. Ohne nachzudenken, zog sie ihre Schuhe an und rannte zum gegenüberliegenden Block. Der Block brannte nicht. Als Isabel genauer hinsah, erkannte sie, dass aus einem der Fenster Rauch kam. Schnell nahm sie ihr Handy und rief die Nummer 112 an. Bis die Feuerwehr kam, stand der halbe Block in Flammen. Nachdem die Feuerwehr endlich ankam, sah Isabel in einem Fenster das Mädchen. Es war genau dieses Mädchen, wie in ihrer Vision. Isabel konnte nicht zusehen, wie das arme Kind in den Flammen erstickte und rannte ins Haus. 

Das ganze dritte Stockwerk war voller Rauch. Isabel hielt die Hand vor die Nase, damit sie nicht das Bewusstsein verlor. Die Wohnungstür war halb offen und sie kam ohne Probleme herein. Die ganze Wohnung stand in Flammen. Durch die Schreie des Kindes konnte Isabel es orten und herausholen. Nachdem die Mädchen gemeinsam aus der Wohnung rannten, stürzte der Flur ein.

Diese Heldentat wurde mit einem großen Dankeschön gelobt. Die Schülerin kam in der Zeitung vor und sogar im Fernsehen! Nach diesem Vorfall hatte Isabel mehrere Visionen. Alles waren kleine Unfälle: die ältere Nachbarin sollte die Treppe runterfallen oder das Auto ihres Onkels sollte geklaut werden, doch Isabel konnte diese Taten verhindern. Sie war immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. 

Eines Tages, als die Schülerin in der Schule saß und aus den Fenster blickte, sah sie es. Wieder eine Vision, aber diesmal sollte es kein kleiner Unfall werden, sondern ein großer Verkehrsunfall. Ein kleines Mädchen mit schwarzen Haaren und einem blassen Gesicht rannte auf die Hauptstraße, weil ihr Ball dorthin gerollt war. In dem Augenblick als die Kleine den Ball hochhob, fuhr ein Schulbus auf sie zu. Das unschuldige Mädchen flog ein paar Meter weg. Überall hatte sie Glassplitter im Gesicht. Wegen der plötzlichen Bremsung fuhr ein Autofahrer dem Busfahrer hinten rein und verursachte einen Massenauflauf mit mehreren Autos. ,,Nein! Das werde ich verhindern!“ rief Isabel quer durch den Klassenraum. Ihre Mitschüler schwiegen und starrten sie komisch ab. „Geht es dir gut Isabel? Soll ich deine Eltern anrufen? Vielleicht hast du dich noch nicht vom Unfall erholt... '', sprach ihr Lehrer sanft. „Es tut mir Leid, aber ich muss gehen’’, sagte sie und lief los. Ihre braunen Haare schlugen hin und her. Sie musste schnell an den Ort, an dem der Unfall geschehen sollte. Ich werde nicht zulassen, dass die Kleine stirbt, dachte sie auf dem Weg. Ihre Beine schmerzten vom Laufen und sie selbst bekam Seitenstechen. 

Als sie ankam, war es bereits zu spät. Das Mädchen hob ihren Ball hoch und... 

Ein Körper flog ein paar Meter weg und landete auf der Straße. Isabel lächelte und blickte nachhinten. Diesen Unfall konnte sie nicht verhindern, aber sie konnte ihn verändern. Anstatt der Leiche des Mädchens, lag ihr toter Körper auf dem Beton. Sie blickte zur Seite und schaute dem kleinen Mädchen direkt in die Augen. Das Mädchen, das auf dem Bürgersteig saß, guckte Isabel tief in die Augen. Also konnte sie Isabels Geist sehen. Deshalb sollte sie retten, damit sie später vielen anderen helfen kann. Nun war es vorbei. Für immer. Ihr Leben war hiermit zu Ende. Sie blickte wieder zu ihren Körper, um den sich Menschen versammelten. Nach einem tiefen Atemzug blickte sie in Richtung Sonne. Ihr Geist löste sich auf und verschwand. 

Zur ihrer Beerdigung kam nicht nur die Familie, sondern auch viele Menschen, die sie persönlich nicht kannten. Die Leute sahen sie als ein Heldin an. 

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