chapter one
Ein kühler Wind zog spielerisch über die tiefgrünen Ebenen und wirbelte die Haare der jungen Frau auf, die auf einem kärglich bewachsenen Hügel saß und ihren Blick in die Ferne gerichtet hatte. Die helle Morgensonne spähte zwischen den Bergwipfel hindurch und warf ihr Licht auf das dichte Blätterdach des ewigen Urwaldes, der sich über die Weiten unter ihr erstreckte. Sie begann zu frösteln und schlang ihre Arme um ihren ohnehin schon kalten Körper. Lange betrachtete sie das Schauspiel vor sich und atmete tief durch. Ein vertrauter Geruch von Gras und nasser Erde lag in der frischen Morgenluft.
In solchen Momenten wurde ihr immer wieder aufs Neue bewusst, wie schön und einzigartig die Natur auf D'Qar war. Der feuchte Untergrund, geziert von saftigen Gräsern und Farnen. Die mit Moos bedeckte Oberfläche war versehen mit ewigen Wäldern, in denen die Bäume wie Riesen in den Himmel zu reichen schienen. Hügel, die von knorrigen alten Wurzeln schützend eingehüllt wurden, sodass nichts und niemand ihnen schaden konnte. Dieser Ort war alles andere als schlecht. Nein, es schien als würde er trotz den Ereignissen noch immer das Gute im Leben verkörpern.
Eine drückende Stille hatte sich über sie gelegt. Weit und breit war kein einziges Lebewesen zu sehen. Nur vereinzelt zogen Vögel in kleinen Schwärmen ihre Runden über sie hinweg.
Kairas Blick wanderte hinauf, als sie ein leichter Schatten auf ihr Gesicht legte und das angenehm wärmende Licht der Sonne verdeckt wurde. Wolken zogen von den Bergen hinab in die Ebene und verdunkelten den Himmel. Es würde heute noch regnen, da war sie sich sicher.
Ein kleiner, weiß-orangener Astromech verharrte unweit von dem Hügel in den Wäldern. Die großen Wurzeln, die sich wie eine Mauer über ihm emporhoben machten es ihm unmöglich, sich Kaira zu nähern. Sein abgerundeter Kopf, der auf einer größeren, ebenfalls frei beweglichen Kugel lag, wanderte von einer zur nächsten Seite um durch den dichten Dschungel sehen zu können. Er wollte sei ungern stören, doch die Umgebung war ihm alles andere als geheuer. Beinahe täglich kehrten sie gemeinsam an diesen Ort zurück, aber mit der hier herrschenden Atmosphäre konnte er sich einfach nicht anfreunden. Als mehrere Äste hinter ihm knisterten und grollende Geräusche seine Aufmerksamkeit erweckten, begann er aufgeregt eine Welle von ängstlichen elektronischen Piepsern auszustoßen.
Kaira konnte sie entfernt wahrnehmen schenkte ihnen jedoch keinerlei Beachtung. Ihre Augen waren geschlossen. Ihre Gedanken verstummten. Die Geräusche der Natur fluteten ihr Bewusstsein. Sie sah Licht. Hörte wie der Boden alles Leben nährte und die Vögel von ihren Schwingen durch die Lüfte getragen wurden. Sie konnte das Gute fühlen, genauso wie das Dunkle. Sie spürte eine unsichtbare, ungreifbare Energie, die alles miteinander verband. Die langen schimmernden Fäden die sich um sie legten und sie zu einem Teil dieses Planeten machten. Schützend hielten sie sie. Ihr Geist war frei. Frei von jeglichen Gefühlen. Gefühle gibt es nicht, Frieden gibt es. Eine klare Stimme hallte durch ihren Kopf. Sie war eins mit der Macht.
Eine Schwingung erschütterte ihre Konzentration. Ein Schatten, der sich über sie legte. Angst. Bilder der Vergangenheit krochen aus ihrem Unterbewusstsein hervor und schlichen sich in ihre Gedanken. Schreie...Schmerz...Verlangen...Sehnsucht...Tod. Kaira versuchte stark zu bleiben und dagegen anzukämpfen. Durch Stärke erlange ich Macht. Durch Macht erlange ich den Sieg. Durch den Sieg zerbersten meine Ketten. Die Dunkelheit streckte ihre Arme aus um gierig nach ihr zu greifen. Das Licht erlosch, die Fäden verblassten. Angst füllte ihren Körper. Sie wusste, dass er es war. Sie fürchtete ihn. Seine Macht. Die Macht, die er über sie hatte und noch immer haben zu schien. Ein grauenvoll ohrenbetäubendes Kreischen schleuderte sie zurück in die Realität. Schwer atmend fand sie sich auf dem Hügel wieder. Ihre Sinne waren betäubt. So konnte sie die Hilferufe nur schwach wahrnehmen. Sie sah sich um. Das waren keine Schreie. Keine menschlichen. Ihre Augen fanden den kleinen Astromech in den Tiefen des Waldes wieder, der von einer Gruppe kleiner rattenartiger Wölfe eingekreist wurde. Sofort sprang Kaira auf du eilte durch das wilde Geäst zu ihm. Mit einem Sprung landete sie bei ihm und fegte die kleinen Viecher mit einer unbedeutenden Handbewegung davon. Sie wurden durch die Luft geschleudert und kamen unsanft auf dem harten Boden auf. Schnell verschwanden sie zurück ins Unterholz.
Sie drehte sich zu dem kleinen Droiden. »Alles in Ordnung, BB-8?« Sie wurde von einem Schwall hektischer Töne überrannt, während sie zu dem alten gekrümmten Baumstamm lief und eine grob zusammengeflickte Tasche herausholte, die sie sich über die Schulter hängte. BB-8 rollte zu ihr. Sie beugte sich zu ihm. Ihre langen dünnen Finger griffen nach der kurzen Antenne an seinem Kopfteil, die die Biester leicht verbogen hatten und richteten sie mit einer kleinen Bewegung.
»Na komm, lass uns gehen«, meinte sie zu dem Astromech, der sich das nicht zweimal sagen ließ und voranging. Kaira verharrte. Ein eiskalter Luftstrom kroch ihren Rücken hinab und ließ sie schaudern. Sie blickte auf den Hügel hoch. Die Sonne war vom Himmel verschwunden und hatte Platz für die Finsternis gemacht. Mit einem unguten Gefühl löste sie sich und folgte BB-8.
»Stell dich nicht so an. Sie werden dir schon nicht den Kopf abreißen, nur weil wir uns kurz verkrümelt haben.« Der Astromech gab allerlei Laute von sich, die ganz und gar nicht überzeugt klangen, während sie über den Waldboden lief. Kaira konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Was hatte der Kleine doch einen Hang zum Drama. Sie wusste, dass sie sich den restlichen Rückweg zur Basis damit abfinden musste, seine Klagen zu ertragen. »Du hast Recht, es ist gefährlich«, stimmte sie seiner Bemerkung über die Attacke der kleinen rattenartigen Wölfe zu. »Aber ich war doch da und hab dir geholfen.« Um ehrlich zu sein fing er gerade an etwas zu übertreiben. »Wenn sie dich gebraucht hätten, hätten sie dich gerufen. Ich glaube kaum, dass Poe ohne doch losfliegen würde.«
Ihr Weg führt durch die Wälder und über eine weite Wiese. Das hohe Gras reichte ihr fast bis zur Hüfte. Sie ließ ihre Finger in ihre Tasche gleiten und zog einen Beutel heraus und öffnete ihn. Er war gefüllt mit getrockneten Ninchifs. Die kleinen Beeren würden das Frühstück zwar nicht komplett ersetzen können, aber sie würden ihren Magen vorrübergehend füllen.
Auf einer Anhöhe nahe dem Stützpunkt des Widerstandes machten sie Halt. Sie verstaute den Beutel und kletterte an einem der hohen Bäume hinauf in dessen Krone. Als sie das Blätterdach durchbrach konnte sie einen atemberaubenden Blick auf die Basis werfen. Würde sie nicht wissen und merken, dass hier eine Militärbasis war, würde sie sie nicht entdecken. Abgesehen von den Flugfedern und Antennenansätzen, die aus den grasbewachsenen Hügeln herausstanden war weit und breit nichts zu sehen. Die Rebellen hatten die Basis schon damals zur Zeit des galaktischen Imperiums unterirdisch angelegt. Der Wald, der sich wie eine Mauer drumherum erhob diente als zusätzlicher Schutz.
Es herrschte reges Treiben, so wie immer. Es gab seitdem sie hier angekommen war, keinen einzigen Tag, an dem die Basis stillgestanden hatte. Jeder hatte seine Arbeit und jeder war beschäftigt. Es war ein Leichtes einfach so zu verschwinden, früh morgens, wenn die Sonne noch nicht aufgegangen war und die meisten noch schliefen. Keiner stellte Fragen oder beachtete sie großartig. Sie wussten, dass sie zur Technik gehörte. Keiner von ihnen wusste, wer sie wirklich war. Das war vielleicht auch besser so.
BB-8 folgte ihr über die Flugfelder hinunter in die Hangars bis zum Lager für die Ersatzteile. »Jetzt hängst du ja immer noch bei mir. Erst machst du einen riesen Aufstand und jetzt kommst du doch nicht weg«, meinte sie amüsiert zu dem Astromech, der ihr durch die Menge der Leute hindurch hinterher rollte. Er hielt sich gerne in ihrer Gegenwart auf und piepste fröhlich darauf los. So entlockte er ihr ein Schmunzeln, während sie das Lager alleine betrat. Droiden waren hier nicht gern gesehen. Es war leer. Suchend schaute sie sich um und ging auf die improvisierte Metalltheke zu, auf der allerlei Schrott verteilt lag. »Hallo?«, rief sie in den leeren Raum und beugte sich leicht über die Theke um einen Blick in den hinteren Regalbereich zu werfen.
Es polterte und ein Fluchen drang an ihr Ohr, als sie seine große mächtige Gestalt hinter einem Regal entdeckte. »Ahh, die kleine Technikerin von Dash ohne Namen«, begrüßte sie der alte Widerstandskämpfer mit einem freundlichen Lachen, »erfahre ich ihn heute?« Seine großen blauen Augen sahen sie neugierig an. »ich benötige mehrere Teile. Kabeln, Reflektor...alles was du so da hast Wenn es geht die besten die du hast. Der X-Wing ist schon länger in Reparatur und gehört anscheinend einem ziemlich hoch angesehenen Piloten.« Sie blockte die Frage über ihren Namen bewusst ab. »Sag bloß du schraubst an Schwarz eins? Dem X-Wing von Poe!«, meinte er begeistert und sah sie an. »Kann schon sein, den Namen habe ich mir nicht gemerkt«, erwiderte sie desinteressiert und wandte sich ein paar Schrauben zu. »Weißt du was genau beschädigt ist?« Kaira schüttelte den Kopf. »Ich habe den Auftrag erst heute Morgen bekommen. Aber es sieht so aus als wäre es der Antrieb.« Al nickte und verschwand murmelnd mit den Informationen zwischen den Regalen. Sie hoffte, dass sie alles bekam, sonst würde sie später noch ins große Hauptlager gehen müssen, worauf sie nicht sonderlich erpicht war. Die Wartezeiten waren grauenvoll. Es dauerte hier zwar auch immer eine ganze Weile, bis Al alles zusammenhatte, aber es war wesentlich schneller.
Nach einer Weile konnte sie seine schweren Schritte hören. Er hatte eine große Kiste in den Händen, die er zu ihr trug. Sein Gesicht verzog sich mit jedem Schritt schmerzlich. Ihr fiel auf, dass er die Metallprothese nicht anhatte, die sie gemeinsam mit Tanner entwickelt hatte. Sie seufzte und kletterte kurzerhand über die Theke um ihm die schwere Kiste abzunehmen und abzustellen. »Wo ist die Prothese?« Mit einem Nicken deutete sie auf sein Bein. Er ignorierte ihre Frage und lief an ihr vorbei. Er mochte das Metallbein nicht. Schon von Anfang an. Über den Verlust seines richtigen Beines und der damit verbundenen Eingeschränktheit konnte er bis heute noch nicht umgehen. Er vermisste das Cockpit.
Sie entdeckte die Prothese in einer Ecke und nahm sie an sich. Al hatte sich auf einen Stuhl niedergelassen und atmete scher. Sie kniete sich zu ihm und machte ihm das Bein um. »Lass das Kaira«, meinte er müde. »Du kennst ihn ja doch«, erwiderte sie und nahm einen Schraubenschlüssel um mehrere lose Schrauben festzuziehen. »Jeder kennt ihn. Du bist nicht gerade unbekannt. Schließlich hast du es als Einzige geschafft den Hyperwellentransciever in weniger als einer Stunde komplett neu zu kalibrieren. Das hat ordentlich Eindruck hinterlassen, Kleine.« Mit einem letzten Hieb festigte Kaira die Prothese und richtete sich auf, ohne nochmal auf das Thema einzugehen.
»Das sind die einzigen die du hast?«, fragte sie und nahm einen Reflektor in die Hand. Er war in gutem Zustand. »Ja, die einzigen, die ich dir momentan geben kann.« Sie war zufrieden. »Danke, Al«, verabschiedete Kaira sich und verließ das Lager.
»»Du solltest jetzt wirklich zurück zu Poe gehen.« Sie sah zu dem kleinen Astromech hinab und stoppte. »Ich glaube den restlichen Weg schaffe ich auch alleine«, Kaira nickte auffordernd in Richtung Kommandozentrale. BB-8 zögerte. Ein trauriger Ton kam aus seinen Bauteilen. »Du bist wirklich eine richtige Dramaqueen, weißt du das?«, bemerkte sie und stellte die Kiste auf den Boden um sich zu dem Droiden zu bücken. Sie griff nach der kleinen Antenne und rückte sie nochmals zurecht. »Na geh schon.« Der Astromech piepste mehrere Abschiedstöne bevor er davonrollte.
Soooo hier sind wir. Sartifacts is back!!! Was sagt ihr zu dem neuen Kapitel???
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