45. Hint

Life is like a board game some of the time
Mistakes and heartbreaks are no crime
But there's a light creepin' through under broken skies
Got plans better hurry 'cause time flies
Hold tight, get ready for the ride


If everything was easy, nothing ever broke
If everything was simple, how would we know
How to fix your tears, how to fake a show
How to paint a smile, yeah, how would we know
How good we have it though?

Niall Horan - The Show


< L O U I S >

Seufzend stand ich am Morgen auf. Ich hatte Frühdienst im Restaurant und leider gemeinsam mit Donald.

Eleanor lag noch im Bett, da sie erst sehr viel später im Roof-Top Restaurant anfangen musste. Das war ein Umstand, der mich störte. Wir hatten keine gemeinsamen Schichten mehr zusammen und sahen uns deshalb weniger.

Nach einem starken Kaffee und einer Zigarette, machte ich mich auf den Weg zum Fitzgeralds. Die Bahn war voll, obwohl es noch früh am Morgen war, aber New York schlief niemals. Man hatte das Gefühl, die Leute arbeiteten rund um die Uhr.

Im Restaurant angekommen, traf ich auf einen übelgelaunten Donald. Wahrscheinlich hatte ihn seine Alte mal wieder nicht rangelassen und er ließ dies an den Angestellten aus.

Ohne mich um seine Laune zu kümmern, band ich mir die Schürze um, setzte meine weiße Mütze auf, wusch mir die Hände und begann mit meiner Arbeit. Nach wie vor liebte ich das Kochen, doch Donald sorgte auch am heutigen Tag mal wieder dafür, dass ich fast die Decke hochging.

„Geht das nicht schneller, Tomlinson? Wir haben nicht den ganzen Vormittag Zeit."

Genervt ließ ich den Schneebesen sinken: „Was zur Hölle hast du eigentlich für ein Problem mit mir?"

„Dass du glaubst, du könntest alles, seit zu ausgelernt hast."

„Das ist nicht wahr!", wehrte ich mich. „Man lernt immer etwas Neues dazu."

„Ja? Dann tue nicht so, als wärst du der Chef in der Küche, wenn Laurent nicht da ist!", giftete er mich an.

Innerlich zählte ich bis zehn, aber es half nichts. Mir platzte der Kragen, und zwar heftiger als je gedacht.

„Jetzt hör mir mal zu, du hirnloser Idiot! Niemand außer dir spielt sich hier wie der Chef persönlich auf! Wir wissen alle, was wir zu tun haben, denn wir sind alle keine Praktikanten oder Auszubildenen mehr! Wenn du nicht aufhörst, mich dumm von der Seite anzumachen, wird das Konsequenzen haben."

Lauthals lachte Donald auf: „Für dich vielleicht, aber nicht für mich."

Nach diesen Worten verschwand er in der Kühlkammer. Ich starrte ihm nach und überlegte, die Tür einfach abzuschließen. Doch da waren zu viele Zeugen anwesend.

Glücklicherweise hielten meine Kollegen zu mir, aber das half auch nicht weiter. Ich sah keine Zukunft mehr im Fitzgeralds, es sei denn, Donald würde kündigen. Da er dies niemals tun würde, musste ich wohl in den sauren Apfel beißen.

Ich hatte die Schnauze gestrichen voll.

Direkt nach dem Dienst schickte ich eine Nachricht an Liam, ob er Zeit hätte. Die Antwort war positiv und so fuhr ich in die South Bronx. Wir trafen uns bei Liam zuhause und da sein Vater durch Abwesenheit glänzte, passte das hervorragend.

„Hey, Louis, alles klar bei dir?", begrüßte er mich mit einem Faustcheck.

Ich zündete mir eine Kippe an und sprach: „Gilt dein Angebot noch?"

Liam durchschaute mich sofort: „Du meinst die zwanzigtausend Mäuse?"

Ein wenig verlegen fühlte ich mich schon, als ich antwortete: „Genau das meine ich."

„Na klar. Ich biete dir das doch nicht an und mache dann einen Rückzieher, wenn es darauf ankommt. Dann wäre ich es nicht wert, Freund genannt zu werden", sprach Nialls Cousin. Im nächsten Atemzug fragte er: „Bis wann brauchst du die Kohle?"
„Ehrlich gesagt so schnell wie möglich. Ich würde am liebsten morgen alles hinschmeißen."

„Willst du einen guten Rat? Such dir vorher einen Job, dann fällt es dir leichter."

Ausgerechnet Liam, der in kriminelle Machenschaften verwickelt war, gab mir Tipps. Ich konnte jedoch nicht leugnen, dass er recht hatte. Ein neuer Job sollte vorher da sein, sonst geriet ich unter Zugzwang.

„Okay, ich werde mich umschauen."

„New York ist voll von Restaurants. Das sollte dir nicht schwerfallen", meinte er und ich nickte.

Liam holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und bot mir ebenfalls eins an.

„Nein, danke. Dafür bin ich nicht in Stimmung", murmelte ich.

„Sag mal, hast du was von Niall gehört?", erkundigte sich Liam unvermittelt.

Ich zuckte mit den Schultern: „Mal ehrlich, diese Bilder aus Vegas...der lebt in einer völlig anderen Welt als wir."

Leicht schüttelte Liam seinen Kopf: „Das hat nur den Anschein, aber in Wirklichkeit lebt er in genau dem gleichen Universum wie wir."

„Pfff", ich machte eine wegwerfende Handbewegung, „er hat keine Zeit mehr für uns."

Liam nahm einen großen Schluck aus seiner Bierdose, bevor er antwortete: „Das würde ich so nicht sagen. Jeder von uns hat zu tun. Ich war mit Jace unterwegs, bei dir ist es die Arbeit, die jede Menge Zeit und Nerven frisst und bei Niall die Semesterprüfungen."

Stumm drückte ich die Kippe im Aschenbecher aus. Ich teilte Liams Meinung um Moment nicht, aber da ich andere Sorgen hatte, sah ich davon ab, das weiter auszudiskutieren.

„Ich nehme an, du hast die Kohle bar irgendwo herumliegen?", fühlte ich Liam auf den Zahn.

„Klar, nur Bares ist Wahres. Aber ich glaube dein Arbeitgeber möchte das Geld lieber überwiesen haben, wenn du kündigst."

„In der Tat, ansonsten werde ich womöglich noch der Geldwäsche verdächtigt", murmelte ich und rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her.

„Du solltest nicht alles auf einmal auf dein Konto einzahlen, sondern in drei Raten", sprach Liam geschäftsmäßig. „Ab zehnhausend Dollar brauchst du nämlich einen Nachweis, woher der Schotter stammt. Deshalb lieber stückeln."

Nervös kratzte ich mich am Kopf: „Und wie soll das mit der Rückzahlung laufen?" Ich hatte nicht gerne Schulden und schon gar nicht bei guten Freunden. Aber Liam nahm das Ganze cool. Er grinste mich an und meinte: „Du gibst mir das zurück, was du im Monat übrighast. Und wenn es nur ein Hunderter ist, dann ist das auch okay."

Erschrocken riss ich die Augen auf: „Du bist verrückt! Da zahle ich ja ewig ab. Das muss schon mehr sein."

Lässig zerdrückte Liam seine leere Bierdose mit einer Hand: „Scheißegal, du läufst mir nicht weg. Außerdem wäre die Kohle bei einem Hunderter im Monat in weniger als siebzehn Jahren abbezahlt, da ich keine Zinsen von dir verlange."

Manchmal fragte ich mich, weshalb Liam nicht als Finanzberater tätig war. Können würde er das auf jeden Fall.

„Also gut", stimmte ich zu, „ich gebe dir das, was ich im Monat übrighabe."

„Ja, und zwar so, dass es dir nicht wehtut", setzte er mit fester Stimme hinzu.

Mit Liam über etwas zu verhandeln war ungefähr so, als würde man ein Kamel durch ein Nadelöhr zwängen und deshalb widersprach ich nicht.

Meine nächste Tat bestand darin, Michele anzurufen. Leider hatte er das Pech gehabt, auch bei der zweiten Prüfung durchzufallen. Eine dritte Chance bekam man nicht. Es tat mir in der Seele weh, da er einer der besten Studenten gewesen war. Er kochte wie ein Gott, aber seine Prüfungsangst stand ihm im Weg. Mittlerweile arbeitete er in einem Bistro im Bezirk Queens. Dort besuchte ich ihn an meinem freien Tag.

„Hey, Louis, cool, dass du mal vorbeischaust", begrüßte er mich freudestrahlend.

„Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen, das war längst überfällig", erwiderte ich und sah sein Grinsen.

„Magst du etwas trinken, oder essen?"

„Einen Espresso."

„Gut, kommt sofort."

Es war Vormittag und noch nicht viel los, sodass wir Zeit zum Reden fanden. Michele reagierte entsetzt, als ich ihn über die Vorkommnisse im Fitzgeralds informierte.

„Kurz gesagt, ich suche einen neuen Job", schloss ich meine Ausführungen ab.

„Meine Fresse, dieser Donald weiß scheinbar nicht, was er tut", schnaufte mein ehemaliger Studienkollege. „So jemanden wie dich finden die nie wieder."

Leicht schüttelte ich den Kopf: „Jeder ist ersetzbar, aber für mich ist es wichtig, in einer angenehmen Umgebung zu arbeiten."

Michele nickte zustimmend: „Für mich ebenfalls." Dann seufzte er tief: „Ich fürchte, das wird nicht einfach für dich werden. So ein Gehalt wie im Fitzgeralds zahlen nur die Wenigsten."

Vorsichtig nippte ich am heißen Espresso, bevor ich antwortete: „Ich bin bereit, Abstriche zu machen."

„Das wirst du tun müssen."

Michele verriet mir, was man ihm als ungelernter Koch bezahlte und da musste ich unweigerlich schlucken. Natürlich würde ich mehr bekommen, aber lange nicht so viel wie im Fitzgeralds. Es sei denn, ich kam mit viel Glück in einem Nobelrestaurant unter. Allerdings suchten diese nicht unbedingt händeringend nach Köchen. Jeder, der in einem angesagten Restaurant einen Job hatte, versuchte diesen zu halten. Es sei denn, er arbeitete mit einem Arsch wie Donald zusammen.

„Wenn du magst, kann ich mich umhören. Falls jemand einen Koch sucht, gebe ich dir Bescheid", bot Michele an. Dankbar klopfte ich ihm auf die Schulter und trank meinen Espresso aus.

„Wir könnten uns eigentlich immer mal wieder treffen, wenn wir Zeit haben, oder?", schlug ich vor, worauf Michele grinste.

„Das klingt gut. So machen wir es."

Nachdem ich mich verabschiedet hatte, fuhr ich auf direktem Weg in die South Bronx, um meiner Familie einen Besuch abzustatten, obwohl nur die Hälfte anwesend war. Die Zwillinge befanden sich derzeit in einem Sommercamp, sodass Mum ein wenig Ruhe genoss. Allerdings fehlten ihr die Mädchen auch, denn sie war Hektik, Geschrei und Kummer gewöhnt.

„Ihr werdet alle so schnell erwachsen", stellte sie fest, als wir bei einer Tasse Kaffee zusammensaßen.

„Ja, kaum zu glauben, dass Lottie auch die Schule hinter sich gebracht hat", meinte ich grinsend.

„Sie liebt ihren neuen Job. Die Arbeit mit den Möbeln ist genau ihr Ding", erzählte Mum, wobei ein gewisser Stolz in ihrer Stimme mitschwang. „Sie wird es ebenfalls schaffen, aus der South Bronx herauszukommen. Da bin ich mir sicher."

Entspannt lehnte ich mich im Stuhl zurück: „Und ich werde ihr helfen, wo es geht."

Lächelnd glitt Mums Blick über mein Gesicht: „Ich habe euch alle richtig erzogen. Ihr helft einander und haltet zusammen, wenn es hart auf hart geht."

„Darauf solltest du stolz sein", meinte ich augenzwinkernd.

Ein Schlüssel drehte sich im Türschloss und kurz darauf stand Lottie im Raum. Ohne Vorwarnung stürzte sie auf mich zu: „Louis, was für eine schöne Überraschung!"

Sie drückte mich so fest, dass ich kaum Luft bekam, aber das war typisch für meine Schwester.

Eingehend betrachtete ich sie, als sie sich auf dem Stuhl zu meiner Rechten niederließ. Lottie war schon lange kein Kind mehr, sondern mutierte zu einer hübschen jungen Frau. Ich konnte nur hoffen, dass sie nicht an einen Versager geriet, sondern irgendwann einen anständigen jungen Mann fand, mit dem sie ihr Leben teilte. Sie in Puncto Freund auszuhorchen war jedoch zwecklos, Lottie schaltete da auf stur.

„Nächste Woche werde ich achtzehn und dann gehe ich mit ins Groove", erinnerte sie mich unnötigerweise.

„Du brauchst erstmal einen gefälschten Führerschein", ließ ich sie wissen, was Lottie zu einem breiten Grinsen animierte.

„Den kriege ich von Niall, keine Sorge."

Innerlich seufzend erhob ich mich vom Stuhl, während meine blonde Schwester ihr Handy hervorkramte. „Er hat mir gestern geschrieben, dass ich mir keine Gedanken machen soll."

„Seit wann hat er deine Handynummer?", entfuhr es mir ungehalten.

„Also hör mal", schnaufte Lottie erbost, „er ist dein bester Freund. Wieso sollten wir keine Telefonnummern austauschen?"

„Weil er zurzeit ein Arsch ist." Diesen Gedanken sprach ich nicht laut aus, sondern fraß meinen Frust in mich hinein. Im Grunde war es mir immer noch lieber, wenn Niall sie ins Groove reinbrachte, als irgendein anderer zwielichtiger Kerl.

Auf dem Weg nach Hoboken scrollte ich im Internet durch die Stellenanzeigen in Restaurants. Es gab jede Menge, die Bedienungen und Köche suchten. Die Frage war nur wie die finanzielle Seite aussah. Die meisten verlangten Online-Bewerbungen und wenn man Gnade vor ihren Augen fand, kam es zu einem persönlichen Gespräch, das als Koch natürlich ein Vorkochen beinhaltete. Davor hatte ich am wenigsten Angst, dafür umso mehr, die Bewerbung richtig auszufüllen. Eleanor konnte ich da wohl kaum um Hilfe bitten, denn ich würde sie erst vor vollendete Tatsachen stellen, wenn sie Sache gelaufen war. Dass Liam mir die Kohle lieh, sollte sein und mein Geheimnis bleiben.

Am Montag der kommenden Woche zahlte ich den ersten Betrag von achttausend Dollar auf mein Konto ein. Zum Glück stellte man keine Fragen, sondern prüfte lediglich, ob die Kohle echt war. Das tat die Maschine, die das Geld zählte, automatisch und ich atmete erleichtert auf. Schritt eins war getan, nun ging es zu Schritt zwei.

Meine ersten Bewerbungen hatte ich bereits abgeschickt und wartete nun auf Antwort. Währenddessen suchte ich weiter im Internet nach einer passenden Stelle. Je mehr Auswahl ich zum Schluss hatte, desto besser würde es für mich sein.

Freitags zahlte ich den zweiten Betrag von siebentausend Dollar ein und wieder ging alles glatt über die Bühne. Inzwischen hatten zwei Restaurants auf meine Bewerbung geantwortet und mich zu Gesprächen eingeladen. Beide fanden in der darauffolgenden Woche statt, weshalb ich am Wochenende nach Zerstreuung suchte. Es lag klar auf der Hand, dass wir am Samstag den Geburtstag meiner Schwester im Groove feierten, denn sie wurde donnerstags achtzehn.

Da ich Spätschicht hatte, konnte ich ihr an diesem Tag nicht persönlich gratulieren, sondern nur per Telefon.

Lottie bedankte sich überschwänglich und flötete mir entgegen: „Wir sehen uns am Samstag im Groove. Niall holt mich ab und bringt dann den Führerschein mit."

Darauf erwiderte ich nichts. Wir hatten alle mit achtzehn auf den Moment gewartet und diesen meiner Schwester vorzuenthalten, fühlte sich plötzlich falsch an. Lottie sollte ihren Spaß haben, genau wie ich ihn mit achtzehn hatte.

„Okay, Lottie, bis Samstag", verabschiedete ich mich von ihr.

„Bis dann, Louis."

Mit gemischten Gefühlen stieg ich am Samstagabend aus Eleanors Wagen. Wir parkten um die Ecke des Clubs und ich ging mit strammen Schritten voran.

„Renn doch nicht so", beschwerte sich meine Freundin, aber ich war nicht zu bremsen. Leider sah ich weder Lottie noch Niall in der Schlange stehen. Ich stellte mich an und zog Eleanor zu mir. Es ging schnell vorwärts und als wir durch den Eingang schritten, sah ich mich nach Lottie um.

Zuerst erblickte ich sie nicht, aber dann sah ich, dass sie mit Niall auf der Tanzfläche war und tierisch Spaß zu haben schien. Mein bester Freund, oder sollte ich besser sagen, mein ehemals bester Freund, tanzte besser als ich und ich gönnte Lottie das Feeling zur Musik.

Nach dem ersten Bier wich die Anspannung in mir und als ich Liam auf mich zukommen sah, schien der Abend gerettet.

„Alles klar?", erkundigte er sich und ich nickte und zeigte mit dem Daumen nach oben. Liam verstand durchaus, was ich damit sagen wollte.

„Nächste Woche kriegst du den Rest der Kohle", raunte er mir ins Ohr und ich nickte.

Ab dann konnte ich jederzeit beim Fitzgeralds kündigen.

Niall und Lottie bahnten sich ihren Weg zur Theke durch und ich umarmte meine Schwester heftig und drückte ihr einen Kuss auf die Wange: „Alles Gute zum Achtzehnten."

„Danke." Stolz kramte sie ihren gefälschten Führerschein hervor, den ich in Augenschein nahm.

„Ist gut geworden. Dann mal viel Glück, dass du nie erwischt wirst."

Lottie streckte mir die Zunge raus und ich hörte Niall sagen: „Ich bringe deine Schwester übrigens nachher nach Hause. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen."

Meine Antwort erfolgte prompt: „Danke, das weiß ich zu schätzen."

Das war ein Teil des alten Niall, den, den ich liebte und lange kannte. Diese Fürsorge den Mädels gegenüber, die in der South Bronx den Alltag bestimmte. Ich hoffte, den echten Niall irgendwann wieder zu finden, aber im Moment stand eine seltsame Mauer zwischen uns, die es mir nicht ermöglichte, über alles mit ihm zu reden, wie ich es früher tat.

Wie versprochen trat Niall den Heimweg gemeinsam mit Lottie an, die selig grinste, als sie an mir vorbeiging. Der erste Abend in einem Club war immer etwas Besonderes, dieses Gefühl kannte ich noch ganz genau.

Eleanor und ich liefen zum Parkplatz, nachdem ich mit Liam einen Termin ausgemacht hatte, um die restliche Kohle abzuholen. Dienstagabend war es so weit und am Mittwoch zahlte ich das Geld bei meiner Bank ein.

Keinen Tag zu früh, denn am Donnerstag kam es im Fitzgeralds endgültig zum Eklat. Laurent befand sich im Urlaub und Donald spielte sich als Herrscher über alles auf. Mir reichte es gründlich und als er mich grundlos wegen der angeblich nicht korrekten Salatblätter anpflaumte, riss mir die Hutschnur.

„Mach deinen Scheiß alleine", zischte ich und zog meine Schürze aus. „Ich kündige."

Zunächst hielt er das für einen Scherz, aber als ich zu Rick ins Büro marschierte, merkte er, dass es ernst wurde.

„Louis, wenn du jetzt aufhörst, musst du zwanzigtausend Dollar bezahlen", sprach der Manager mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Die kriegst du gleich morgen", erwiderte ich und zog mir die Kochmütze vom Kopf.

„Ernsthaft? Woher hast du so viel Geld?"

„Das kann dir egal sein. Ich bin hier raus aus dem Laden. Mach mein Zeugnis fertig und das war es dann."

Rick räusperte sich und meinte: „Okay, wenn du es so möchtest. Wir haben noch nie jemanden davon abgehalten, wenn er gehen wollte."

Lässig steckte ich die Hände in die Hosentaschen: „Ich würde mich auch nicht aufhalten lassen."

Es war alles gesagt und nachdem ich die Kündigung unterschrieben hatte, verließ ich das Büro. Den lauten Knall der Tür hörte man deutlich und für mich fühlte sich das im ersten Augenblick wie eine totale Erleichterung an.

Ich war frei.

Jedoch dauerte dieser Gefühlsflash nicht länger als eine Minute, dann sickerte die Realität in meinen Kopf. Ab jetzt war ich arbeitslos, verdiente keine Kohle mehr und war gezwungen, mir einen neuen Job zu suchen. Egal, was man mir bezahlte, ich würde die Arbeit annehmen, denn nach etwas Neuem konnte ich immer noch suchen.

Planlos lief ich zur Subway, stieg in irgendeine Linie und landete schließlich im Bezirk Chelsea. Seufzend zündete ich mir eine Kippe an, als ich auf dem Gehweg stand und versuchte mich zu entscheiden, in welche Richtung ich laufen sollte.

Schließlich wandte ich mich nach rechts und ging mit langsamen Schritten die Straße entlang.

Chelsea war eine Mischung aus Stadthäusern, niedrigen Apartmenthäusern und noblen Hochhäusern. Hier existierte die High Line, ein auf einer ehemaligen Bahntrasse angelegter, hoch gelegener Park. Einmal hatte ich diesen bisher besucht und erinnerte mich gut daran. In den ehemaligen Fabrikgebäuden des Viertels hatten sich Kunstgalerien angesiedelt, was dem Bezirk ein buntes und lebhaftes Aussehen verlieh. Der berühmte Chelsea Market mit seinen Feinkostläden, Restaurants und Geschäften befand sich in meiner Nähe und ich steuerte darauf zu.

Bevor ich ihn erreichte, stieß ich beinahe mit jemandem zusammen und konnte die ältere Dame gerade noch vor einem Sturz bewahren.

„Es tut mir leid", stammelte ich, während ich sie fest am Arm hielt.

„Keine Sorge, junger Mann, es ist ja nichts passiert", sprach sie gelassen. Dann drehte sie sich um und verschwand um die nächste Straßenecke.

Der Schreck saß noch immer in meinen Gliedern, weshalb ich kurz verschnaufte und einfach durch die Gegend schaute.

Just in dieser Sekunde erblickte ich ein großes handgeschriebenes Stück Papier, das in einem Fenster eines unscheinbaren Bistros hing: „Koch mit Erfahrung gesucht."

Es fühlte sich an wie ein fetter Wink mit dem Zaunpfahl.

_____

Yeah,  ich bin aus Florida zurück und habe ein neues Kapitel geschrieben, obwohl der Jetlag mich noch immer teilweise umklammert hält.

Wie findet ihr Louis' Entscheidung zu kündigen?

Und was sagt ihr zu Liams Hilfsbreitschaft mit dem Geld?

Wie steht ihr dazu, dass Niall Lottie mit ins Groove genommen hat?

Und was wird Eleanor wohl dazu sagen, dass Louis gekündigt hat?

Denkt ihr das Schild im Fenster des Bistros ist ein echter Wink mit dem Zaunpfahl?

Passend zu Nialls neuem Album, das heute herausgekommen ist, habe ich den Titelsong für das heutige Kapitel ausgesucht. Vor allem weil er textlich sehr gut passt.

Habt ihr schon in Nialls neues Album reingehört? Wenn ja, wie ist euer Urteil?

LG, Ambi xxx



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