43. Meltdown

When it all melts down, I′ll be there

Talkin' to yourself (yeah) in the bathroom
Losin′ your mind in the mirror like you have to (yeah)
Ooh-ooh, ooh-ooh
Screamin' in your car (yeah) in the driveway
Spinnin' out, think your life′s goin′ sideways (yeah)
Ooh-ooh, ooh-ooh

One broken glass turns to total collapse
Just know 'this too shall pass′
I'm tellin′ you now, tellin' you now

(Woo-ooh-ooh, ooh-ooh-woo)
When it all melts down, I′ll be there
(Woo-ooh-ooh, ooh-ooh, woo-ooh-ooh, ooh-ooh-woo)
When it all melts down, I'll be there

Niall Horan - Meltdown


< T A Y L O R >

Erneut hatte ich einem Treffen mit Harry zugestimmt.

Wie versprochen besorgte er Karten für ein Spiel der Yankees und um ehrlich zu sein, freute ich mich darauf. Nicht nur wegen Harrys unterhaltsamer Art, sondern auch, weil ich das Stadion noch nie von Innen gesehen hatte. In unserer Familie gab es keine Baseball Fans und somit kam ich kaum mit diesem Sport in Berührung.

Umso neugieriger war ich darauf.

Zuerst brachte ich jedoch eine anstrengende Woche hinter mich. Die Arbeit im Tonstudio war anspruchsvoll und Überstunden vorprogrammiert. Schludern kam nicht infrage, was das Beisammensein sämtlicher Sinne erforderte. Unausgeschlafen zur Arbeit zu erscheinen, ging deshalb gar nicht. Somit fanden alle meine Verabredungen meist an den Wochenenden statt.

Es hatte eine Weile gedauert, ehe Harry und ich einen passenden Termin fanden, aber nun stand dieser felsenfest.

Allerdings brachte ich vorher einen Frauenarzttermin hinter mich, bei dem ich meine Hormonspirale entfernen ließ. Im Moment benötigte ich keine Verhütungsmittel, also wozu sollte ich meinen Körper mit Hormonen verköstigen?

Es ziepte schrecklich, als die Frauenärztin das Ding rausholte, doch ich biss die Zähne zusammen.

„Wenn Sie wieder eine benötigen oder die Pille wollen, sagen Sie einfach Bescheid", sprach sie und ich antwortete sogleich: „Das ist im Moment nicht nötig."

Überhaupt fragte ich mich, weshalb ich das Ding so lange in mir behielt. Schließlich waren mein Ex-Verlobter und ich bereits eineinhalb Jahre auseinander. Seitdem gab es Sex nur als Wort für mich, aber nicht als Tat.

Direkt nach dem Besuch bei der Frauenärztin gönnte ich mir einen großen Muffin, den ich gleich aus der Hand aß, während ich mich auf dem Heimweg befand.

Niall war bereits von der Uni zuhause und brütete über seinen Büchern. Die Prüfungen rückten in greifbare Nähe und ich bemerkte, wie ihn das fertigmachte.

In Jogginghose und T-Shirt bekleidet saß er am Küchentisch. Seine Haare standen nach allen Richtungen ab und er wirkte übermüdet.

„Ich kann nicht mehr", schnaufte er, „das Zeug macht mich fertig."

„Redest du von Musikgeschichte?", erkundigte ich mich und nahm ein kaltes Wasser aus dem Kühlschrank.

„Ja, also mal ehrlich, wofür brauche ich das eigentlich?"

Langsam ließ ich mich auf dem freien Stuhl nieder und lächelte: „Du wirst es vermutlich persönlich nicht brauchen, aber viele andere schon. Leider ist es ein fester Bestandteil des Studiums, der nicht abwählbar oder austauschbar ist. Auch ich benötige Musikgeschichte nicht für meinen Beruf."

Niall fuhr sich mit beiden Händen über sein Gesicht. Seine Bartstoppeln sprießten eifrig und ich machte dunkle Ränder unter seinen blauen Augen aus. Ein gequältes Stöhnen kam aus seinem Mund und ich schaute ihn mitleidig an.

„Soll ich dich abfragen?"

Schnell warf er einen Blick auf sein Handy: „Ich muss in einer halben Stunde los ins Brandy's und vorher noch duschen und mich umziehen. Also eher morgen, wenn es dir nichts ausmacht."

„Ich gehe morgen mit Harry zum Spiel der Yankees, aber davor und danach hätte ich sicher Zeit", erinnerte ich meinen Mitbewohner.

„Stimmt, da war ja was." Niall musterte mich und sprach eher neutral: „Und? Wie ist es mit Harry?"

Ich roch den Braten sofort und konterte: „Für einen zweiundzwanzigjährigen Kerl ist er ganz okay. Zumindest kann man sich mit ihm unterhalten, ohne dass es peinlich wird."

Wie zu erwarten, sprang er auf meinen Kommentar an: „Was soll das denn heißen? Bin ich etwa peinlich?"

Laut lachte ich los, wischte mir die Tränen aus den Augen und japste: „Warum wusste ich, dass du das denkst? Und nein, peinlich bist du nicht."

„Aber?", hakte er sofort nach.

Ich rang nach den richtigen Worten. Niall war ein lieber Kerl aber im Moment lief er ein wenig neben seiner gewohnten Spur. Ihn zu verletzten lag mir fern, doch ich wollte ehrlich mit ihm sein.

„Du stehst im Augenblick echt neben dir, habe ich das Gefühl", tastete ich mich vorsichtig in die Richtung.

„Natürlich tue ich das. Ich bin chronisch übermüdet, lerne in jeder freien Minute und habe trotzdem das Gefühl, nichts zu können."

Das kam mir nur zu bekannt vor. Auch ich hatte all das mitgemacht und es würde noch schlimmer werden, wenn er in zwei Semestern vor der Bachelor Prüfung stand. Es wurde Zeit, eine klare Ansage zu machen, die nicht misszuverstehen war.

Sanft fuhr ich mit einer Hand durch sein dichtes Haar und flüsterte ihm ins Ohr: „Vielleicht solltest du manchmal weniger vögeln und mehr lernen."

Zu meiner Überraschung reagierte Niall weder aufbrausend noch beleidigt, sondern antwortete seufzend: „Daran habe ich auch schon gedacht und auch, dass ich während der Prüfungsphase nicht im Brandy's spiele. Ich glaube, Titus wird das verstehen."

„Das denke ich auch", erwiderte ich und stellte mein leeres Glas in die Spüle.

Niall machte Nägel mit Köpfen: „Okay, heute spiele ich noch mal, kläre das mit Miriam und Titus und dann wird während den nächsten Wochenenden gelernt."

Eine halbe Stunde später verabschiedete er sich frisch geduscht und schick angezogen von mir: „Viel Spaß, Taylor. Wir sehen uns morgen."

Er hauchte einen freundschaftlichen Kuss auf meine Wange und ich wisperte: „Danke, dir auch."

Kaum glänzte Niall durch Abwesenheit, machte ich es mir auf der Couch gemütlich. Ein Glas Wein, ein Buch, die Katzen und das Frettchen um mich herum. Was wollte ich mehr? Die Arbeitswoche auf diese Art und Weise ausklingen zu lassen fühlte sich gut an und doch verspürte ich diese innere Unruhe in mir. Sie gab mir ständig zu verstehen, dass das nicht alles im Leben war. Dass irgendwann und irgendwo ein Abenteuer auf mich wartete.

Am nächsten Morgen stand jedoch ein Abenteuer ganz anderer Art vor der Tür. Als ich das Badezimmer betrat, pinkelte Janis gerade neben das Katzenklo, während  Freddy und Phil in der Pfütze ihre Gesichter anglotzten.

„Geht weg ihr beiden", krächzte ich im Halbschlaf. „Und du", ich schaute zu Janis, „kannst dich gleich warm anziehen."

Ihre Antwort war ein lautes Fauchen, dann verschwand sie aus dem Bad. Ohne nachzuschauen wusste ich, wohin ihr Weg sie führte. In Nialls Bett, ob er nun da war oder nicht. Sie hing abgöttisch an meinem Mitbewohner und guten Freund und in gewissem Sinne konnte ich ihr das nicht verübeln. Auch ich hing an ihm, zwar anders als eine Katze, aber wir teilten ihn als jemanden, den wir sehr mochten.

Zunächst wischte ich die Sauerei im Bad auf, dann putzte ich mir die Zähne und schlich in die Küche, um die Kaffeemaschine in Gang zu setzen. Nach diesem Desaster brauchte ich unbedingt einen Koffeinkick.

Hoffentlich wurde der restliche Tag besser, ansonsten konnte ich mir gleich die Kugel geben.

Der Kaffee war fertig, ich setzte mich an den Küchentisch und just in diesem Moment hörte ich wie sich ein Schlüssel in der Tür drehte. Niall kam nach Hause. Früher als sonst.

„Hey", begrüßte ich ihn mit einem Lächeln.

Mit einem schelmischen Grinsen zwinkerte er mir zu: „Guten Morgen, Taylor. Wie war die Zeit ohne mich?"

Niall nahm am Küchentisch Platz und ich posaunte laut: „Janis hat neben das Katzenklo gepinkelt, aber ansonsten war nichts los."

„Oh nein", seufzte er stand wieder auf, um sich eine Kaffeetasse aus dem Küchenschrank zu angeln.

„Hast du gefrühstückt?", wollte ich wissen, worauf er nickte.

„Klar, aber Kaffee geht immer." Niall setzte sich wieder hin und sprach: „Ich habe mit Titus geredet. Es ist kein Problem, wenn ich für die Zeit der Prüfungen pausiere."

„Na siehst du, so ist es doch besser für dich", munterte ich ihn auf.

„Auf jeden Fall." Niall schaute mich an: „Ich habe auch mit Miriam geredet. Sie meinte wohl, es gäbe nichts Wichtigeres als meine Prüfungen und sie würde mich nur ungern vom Lernen abhalten wollen."

„Dann waren deine Gespräche wohl ein voller Erfolg", fasste ich Nialls Erzählungen zusammen.

Er nickte, erhob sich und ging in Richtung seines Zimmers: „Ich hole jetzt mein Buch über Musikgeschichte. Wärst du so lieb und fragst mich ab?"

„Aber gerne doch."

Die Lernstunde mit Niall dauerte bis ungefähr ein Uhr mittags. Der perfekte Zeitpunkt, mich für das Yankee Spiel zurechtzumachen. Da es sich um einen sportlichen Event handelte, beschloss ich, mich leger zu kleiden.

Jeans, Sneakers, T-Shirt und eine Snapback mit dem Yankees Schriftzug. Ich hatte diese extra im dortigen Shop online bestellt, denn es lag klar auf der Hand, dass ich das Team unterstützte.

„Du siehst echt wie ein Yankee Girl aus", meinte Niall, als ich im Wohnbereich auftauchte.

„Danke, das werte ich jetzt mal als Kompliment."

„Kannst du ruhig."

Niall machte sich gerade ein Sandwich, als es an der Tür klingelte.

„Das muss Harry sein", sprach ich und drückte auf den Öffner.

Keine Minute später stand der Lockenkopf im Zimmer, grinste und meinte: „Bei deiner Aufmachung gewinne die Yankees heute sicher."

Er wechselte einige Worte mit Niall, dann verabschiedeten wir uns und nahmen den Aufzug zur Tiefgarage. Ich hatte Harry den Code verraten und er stand auf dem Parkplatz, der zu meiner Wohnung gehörte. Da ich kein Auto besaß, kamen meine Besucher in den Genuss, diesen zu nutzen.

Harrys Wagen war echt eine Wucht. Niall hatte mir bereits vorgeschwärmt, aber wenn man selbst drinsaß, kam einem alles noch größer und wuchtiger vor, aber vor allem elegant.

„Ich habe bereits ein Parkticket gekauft", ließ Harry mich wissen, als wir in Richtung Stadion fuhren.

„Wie aufmerksam von dir", lächelte ich. Er schien gut organisiert zu sein, ein Wesenszug, der mir sehr gefiel. „Ich freue mich so auf das Spiel und ich mir von Niall die Regeln nochmal ganz genau erklären lassen", fügte ich hinzu.

„Das ist von Vorteil, dann kannst du dem Spiel folgen und weißt, was passiert."

Dass Harry VIP Karten besorgt hatte, bemerkte ich erst, als wir unsere Plätze im Stadion suchten. Einer der Platzanweiser war uns dabei behilflich und als ich auf meinem Sitz saß, schaute ich zu meinem Begleiter.

„VIP Karten, die sind irre teuer! Du sollst dich doch nicht so in Unkosten stürzen."

„Das tue ich nicht", behauptete Harry grinsend. „Ich komme da umsonst ran. Robyns Dad hat in dieser Hinsicht Beziehungen und da er gut mit meinem Vater befreundet ist, habe ich meinen Dad darauf angesprochen."

Nun verstand ich die Zusammenhänge und hatte einige Kopfschmerzen weniger.

„Ich besorge uns dann mal was zu trinken und Popcorn", bot ich dann, doch Harry schüttelte energisch seinen Kopf: „Das geht auf mich, keine Widerrede."

Ehe ich protestieren konnte, erhob er sich und schob sich zwischen den Menschen durch.

Als Harry zurückkehrte, hatte er zwei Hot Dogs, einen großen Pappeimer Popcorn sowie zwei Becher Cola dabei. Die Getränke nahm ich ihm sofort aus der Hand, damit die Hot Dogs nicht versehentlich auf seiner oder meiner Hose landeten. Bei Harrys senfgelber Jeans hätte man zumindest den Senf nicht gesehen, wohl aber den Ketchup.

„Lass es dir schmecken, Taylor."

„Danke, du dir auch."

Herzhaft biss ich ihn den Hot Dog. Fast hatte ich vergessen, wie gut die einfachen Dinge schmeckten. Im Tonstudio ließen wir uns fast jeden Tag etwas vom Asiaten kommen, weshalb der Hot Dog eine gelungene Abwechslung auf meinem Speiseplan darstellte.

Kaum hatte ich das Würstchen verspeist, begann das Spiel. Aufmerksam verfolgte ich alles, richtete zwischendurch Fragen an Harry, die dieser immer prompt beantwortete. Und zwar so, dass ich als Laie alles kapierte.

Es dauerte nicht lange und der Gegner lag in Führung, was es äußerst spannend machte, denn nun mussten die Yankees zeigen, was sie draufhatten. Binnen kürzester Zeit heizte sich die Stimmung im Stadion auf und ich merkte, wie das Fieber auch von mir Besitz ergriff. Mich hielt nichts mehr auf dem Sitz, als die Yankees zu einem Home Run ansetzten und ich jubelte aus Leibeskräften, als dieser gelang. Spontan umarmten Harry und ich uns für gefühlt zwei Sekunden, dann lenkten wir die Aufmerksamkeit wieder auf das Spiel.

Die Yankees gewannen knapp, aber nur der Sieg zählte und nicht der Punkteabstand.

„Meine Güte, war das spannend", japste ich, als wir uns mit der Masse zum Parkplatz bewegten.

„Aber echt. Es ist lange her, dass ich so ein nervenaufreibendes Spiel gesehen habe", stimmte Harry mir zu. Im nächsten Atemzug erkundigte er sich, ob wir noch gemeinsam etwas Essen oder Trinken wollten.

„Ich bin eher für einen Spaziergang", antwortete ich ehrlich. „Das Popcorn füllt meinen Magen noch immer aus. Ich komme mir vor, wie eine überfüllte Mülltonne."

Damit brachte ich Harry zum Lachen, aber er fügte sich meinem Wunsch, ohne zu zögern.

„Okay, dann gehen wir noch ein wenig spazieren."

„Hast du etwas dagegen, wenn wir in eine Gegend fahren, in der ich mich auskenne?", schlug Harry vor.

„Ganz und gar nicht", gab ich zur Antwort, „dann sehe ich vielleicht mal einen Teil New Yorks, den ich noch nicht kenne."

In der Tat war ich noch nie im Riverdale Park gewesen, den Harry als unser Ziel auserkor. Dort war es unglaublich sauber, ruhig und wunderschön. Tief atmete ich die Luft ein und fühlte mich plötzlich unheimlich wohl.

„Also ich hätte nichts dagegen, wir erneut im Yankee Stadion landen", sprudelte ich heraus.

„Echt? Dann darf ich also wieder Karten besorgen?" Harry schien Feuer und Flamme zu sein.

„Unbedingt! Das war einfach unbeschreiblich, spannend und..." Ich suchte nach dem passenden Wort, aber Harry half aus: „Grandios."

„Das trifft es."

Nach dem Spaziergang fuhr Harry mich zurück nach Hause. Auf dem Weg dorthin, machte sich prompt ein Hungergefühl in mir breit. Das Popcorn schien verdaut und mir war nach einer Pizza.

„Hast du auch Hunger?" Ich blickte zu ihm und er nickte: „Ein bisschen schon."

„Wollen wir eine Pizza bestellen?"

„Mach zwei draus."

Bevor ich meinen bevorzugten Lieferservice im Handy raussuchte, rief ich bei Niall an. Er nahm das Gespräch sofort entgegen.

„Bist du zuhause?", wollte ich wissen.

„Ja, und wo bist du?"

Anstatt auf seine Frage zu antworten, erfolgte meine nächste: „Möchtest du auch eine Pizza? Harry und ich sind gerade auf dem Heimweg und wollen bestellen."

„Da sage ich nicht nein."

Wir ließen den Abend in der Wohnung bei Pizza, alkoholfreiem Bier ausklingen und Gesprächen über das Baseball-Spiel ausklingen. Niall wollte alles genau wissen und freute sich natürlich über den Sieg der Yankees.

„Wer weiß, wann ich wieder ins Stadion komme", seufzte er niedergeschlagen.

„Wenn der Prüfungsstress vorbei ist, kommst du mit", versuchte ich ihn aufzumuntern. Dabei fiel mir ein, dass auch Harrys Prüfungen anstanden. Ich fragte mich, weshalb er alles so locker nahm und scheinbar keinen Stress hatte. Als Niall kurz ins Bad verschwand, sprach ich den Lockenkopf darauf an.

„Ich habe konsequent jeden Freitag nach der Uni, jeden Samstag und auch sonntags gelernt", meinte er. „Das hilft unheimlich viel."

„Verstehe."

Ich verstand sogar sehr gut, nämlich dass Kinder reicher Leute das Glück hatten, keinen Nebenjob ausüben zu müssen, wie Niall das im Brandy's tat. Hinzu kam seine Affäre mit Miriam, die ebenfalls Zeit verschlang und somit hinkte er mit dem Lernen hinterher. Aber ich wollte mein Bestes tun, um ihm zu helfen. Das Abfragen bei Musikgeschichte gehörte dazu. Dieses Fach nahm einfach einen großen Teil bei den Prüfungen ein und ich wollte Niall da durchboxen.

Nachdem mein Mitbewohner aus dem Bad zurückkehrte, verabschiedete sich Harry von uns beiden. „Ich wünsche euch noch einen schönen Abend. Taylor, wir bleiben in Kontakt und Niall, dich sehe ich am Montag in der Uni."

Natürlich horchte Pop-Diva mich aus, aber ich ließ ihn erneut wissen, dass Harry und ich keine Dates hatten, sondern rein freundschaftliche Treffen.

~~~

Während der nächsten Tage hörte ich Niall regelmäßig ab, vor allem am Wochenende bevor die Prüfungen begannen. Dabei stellte ich fest, dass er seine Lücken gut aufgefüllt hatte und nicht mehr ganz so nervös wirkte.

„Du wirst es packen, hab Vertrauen in dich", munterte ich ihn auf, als er am Montagmorgen seinen Rucksack packte.

Ein schwaches Grinsen zeigte sich auf seinen Lippen: „Ich gebe mein Bestes, versprochen."

Das tat ich auch, bei der Arbeit im Tonstudio. Gegen sechs am Abend läuteten wir den Feierabend ein und ich war froh, den Montag überstanden zu haben. Auf dem Weg nach Hause las ich die Nachricht von Niall, dass er gerade im Supermarkt sei und ob ich besondere Wünsche hätte.

Was diese Dinge anging, war er wirklich lieb und aufmerksam. Nach wie vor schätzte ich das sehr und war froh, dass ich ihn damals als Mitbewohner aufgenommen hatte.

Zuhause angekommen, befreite ich mich von Schuhen, der leichten Jacke und der Handtasche. Auf Socken lief ich zum Kühlschrank, doch dort kam ich nicht an. In meinem Bauch krampfte sich plötzlich alles zusammen. Es fühlte sich an, als ob jemand darin mit einem Messer herumstocherte und ich krümmte mich vor Schmerzen.

Keuchend schleppte ich mich ins Badezimmer, trat fast noch auf Freddy, der zwischen meinen Beinen durchwuselte und als ich das Klo sah, hielt mich nichts mehr. Zweimal übergab ich mich mit Essen, beim dritten Mal kam nur noch Galle raus.

Kraftlos sackte ich zusammen, spürte kaum die kalten Fliesen unter meinem Körper und versuchte auf allen Vieren in mein Zimmer zu kriechen. Auf halbem Weg dorthin spürte ich es. Meine Tage waren gekommen. Die Frauenärztin hatte zwar angedeutet, dass es heftiger werden könnte als normal, aber so schlimm stellte ich mir das dann doch nicht vor.

Beim Versuch an meine Tampons ranzukommen, scheiterte ich kläglich. Unfähig mich aufzurappeln, blieb ich schließlich am Boden liegen, bis ich eine Stimme hörte: „Taylor? Bist du da?"

„N...Niall." Mehr als ein heiseres Krächzen kam nicht über meine Lippen, doch er schien mich zu hören. Schritte näherten sich und verschwommen sah ich seine Gestalt vor mir.

„Um Gottes Willen! Was ist los, Taylor? Soll ich einen Arzt rufen?"

Niall kniete am Boden, direkt vor mir. Seine linke Hand streichelte durch mein Haar, während er versuchte, mich dem rechten Arm zu stützen.

„Keinen Arzt", wimmerte ich, „ich brauche Schmerztabletten."

„Komm, ich bringe dich ins Bett. Du kannst nicht hier liegenbleiben."

Vorsichtig hob er mich hoch. Ich kam mir vor, als würde ich schweben und wenn die gruseligen Schmerzen nicht wären, hätte ich das als angenehm empfunden. Nachdem er mich ins Bett verfrachtet hatte, ging er aus dem Zimmer und kam kurz darauf mit einem Glas Wasser, sowie einer Tablette zurück.

Das Medikament legte er in meine Hand und ich nahm das Glas in die andere: „Danke."

Ein großer Schluck und das Ding rutschte meine Kehle hinunter. Hoffentlich zeigte es bald seine Wirkung.

„Ich...ich habe meine Tage gekriegt", erklärte ich. „Das erste Mal, nachdem ich mir habe die Spirale ziehen lassen."

„Oh Scheiße", entfuhr es Niall, „und das ist so heftig?"

Unter Schmerzen ächzte ich leise: „Ja, wie du siehst."

„Das tut mir echt so leid. Wenn ich das so sehe, bin ich froh, ein Kerl zu sein und keine Frau."

Vorsichtig setzte er sich auf das Bett und sprach: „Ich mache dir jetzt eine Wärmflasche und einen heißen Tee. Dann geht es dir hoffentlich bald besser."

Kurz darauf dämmert ich weg, weil die Wirkung des Schmerzmittels einsetzte. Es ziepte nur noch ganz leicht und als Niall die Wärmflasche vorsichtig auf meinen Bauch legte, seufzte ich leise. Das tat gut.

Die Teetasse stellte er auf dem Nachtisch ab und wieder dankte ich ihm.

„Kein Problem. Dafür sind Freunde da, oder?"

„Komm her", wisperte ich und zog ihn zu mir. „Du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann, vergiss das nie."

„Und du die allerbeste Freundin", kam es zurück. „Du hast mir solch einen Schrecken eingejagt. Als ich dich da im Bad liegen sah, dachte ich, du bist verletzt und halbtot."

Mir entfuhr ein leichtes Grinsen: „So schnell geht das nicht, aber ich müsste tatsächlich nochmal ins Bad und an meine Tampons kommen. Sonst sieht das Bett bald aus wie ein Blutbad."

Grinsend schlug Niall die Bettdecke zurück und bot mir seinen Arm: „Dein Wunsch ist mir Befehl. Ich bringe dich zum Bad, aber einführen musst du dir das Ding selbst."

Er hatte absolut in jeder Situation einen lockeren Spruch auf den Lippen, mit dem er mich zum Lachen brachte.

Zehn Minuten später lagen wir gemeinsam in meinem Bett. Die Wärmflasche befand sich auf meinem Bauch und mein Kopf lag an Nialls Schulter.

„So kannst du morgen nicht arbeiten gehen", sprach er besorgt.

„Mal sehen, wie es mir morgen früh geht. Das entscheide ich dann", ließ ich ihn wissen. „Aber du darfst gerne heute Nacht in meinem Bett bleiben, um auf mich aufzupassen."

Nialls Antwort erfolgte prompt: „Und da ist er, der Moment, in dem wir als beste Freunde zusammen in einem Bett schlafen."

In diesem Augenblickkonnte ich mir nichts Schöneres vorstellen. Sex wurde einfach überbewertet.

_______

Oha, Taylors letzter Gedanke... ob Harry da wohl was drehen kann?

Wie fandet ihr das Treffen der beiden beim Yankees Spiel?

Nach wie vor liebe ich Naylor über alles, deshalb gab es auch in diesem Kapitel die Naylor Szenen. Haben sie euch gefallen?

Mögt ihr es, wie Taylor sich darum bemüht, Niall wieder ein bisschen in die Spur zu kriegen?

Und wie gefällt es euch, dass Niall sich so um sie kümmert, wenn es ihr schlecht geht?

Ich finde das in einer Freundschaft sehr wichtig, also dass man weiß, da ist jemand, wenn ich ihn brauche.

Danke für all die lieben Kommis ;)

LG, Ambi xxx

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