31. Barbecue

All the girls on the block knocking at my door
Wanna know what it is, make the boys want more
Is your lover
Playing on your side?
Said he loves you
But he ain't got time
Here's the answer
Come and get it
At a knocked down price
Full of honey
Just to make him sweet
Crystal balling
Just to help him see
What he's been missing
So come and get it
While you've still got time
Get your boy on his knees
And repeat after me, say
Take a sip of my secret potion
I'll make you fall in love
For a spell that can't be broken
One drop should be enough
Boy, you belong to me
I got the recipe and it's called Black Magic
(And it's called Black Magic)


Little Mix - Black Magic


< R O B Y N >

Das neue Semester hatte begonnen und rein gar nichts änderte sich.

Man pfiff mir in den Gängen hinterher, außerdem hörte ich überall blöde Sprüche. Zumindest, wenn sich Anhänger der Football Mannschaft in meiner Nähe aufhielten. Tyron hatte wirklich ganze Arbeit geleistet.

Mir schlug diese Sache gewaltig auf den Magen. Langsam begann ich Tyron zu hassen und dachte immer wieder an Kanis Vorschlag, dass ich mich rächen sollte, wenn er damit nicht aufhörte. So schön unser gemeinsamer Mädels Urlaub in Florida gewesen war, so sehr musste ich mich nun wieder in der Realität zurechtfinden. Disney World, die Everglades und die unendlichen Strände schienen weit weg. Stattdessen kämpfte ich mich durch Mr Stringers Kurs und hatte obendrein noch diese Idioten am Hals, die Tyron alles glaubten.

Mein einziger Lichtblick war das Barbecue bei Lester am morgigen Samstag. Ich freute mich riesig darauf, mit ihm in Ruhe reden zu können und natürlich auch auf das gute Essen.

„Wir fahren dann morgen so gegen halb vier los", ließ Gin mich wissen, als ich mich am späten Abend auf dem Bett lümmelte.

„Okay, ich werde dann rechtzeitig fertig sein", versprach ich.

„Kommst du gleich mit zur Party?", wollte sie wissen, aber ich schüttelte nur den Kopf.

„Nein, mir ist nicht danach. Womöglich laufen mir Tyron und seine Bande über den Weg und da habe ich keine Lust drauf."

„Robyn", Gin schaute mich an, „du musst dich wehren. Zeig ihm, wo der Hammer hängt."

„Ihm glaubt man mehr als mir und das ist das Problem", seufzte ich resigniert.

„Dann solltest du dafür sorgen, dass es anders wird." Nach diesen Worten wünschte sie mir eine gute Nacht und verließ unser gemeinsames Zimmer.

Lustlos saß ich auf dem Bett, griff nach meinem Handy und öffnete den WhatsApp Chat. Ich schickte eine Nachricht an Kani, die sofort antwortete.

„Hey, Robyn, alles klar?"

„Nein, es hört immer noch nicht auf. Ich denke, ich werde das tun, worüber wir gesprochen haben."

„Gut, aber hol dir Verbündete. Allein wird das schwierig."

„Ich weiß."

Wir texteten noch eine Weile, dann verabschiedete sie sich mit dem Hinweis, dass sie nun zu einer Party gehen würde. Klar, alle Studenten feierten freitagsabends, nur ich verkrümelte mich in mein Bett. Der Vorteil war, ich würde morgen ausgeschlafen sein und Spaß beim Barbecue haben, ohne müde zu werden.

Mit diesen Gedanken im Kopf schlief ich irgendwann ein.

Am nächsten Morgen weckte mich die Sonne, deren Strahlen sich durch die Jalousien mogelten. Allerdings war dies nicht der einzige Grund, weshalb ich erwachte, sondern das unangenehme Jucken in meinem Gesicht. Vorsichtig tastete ich meine Wangen ab und erschreckte, weil ich lauter Pusteln fühlte.

Hektisch sprang ich aus dem Bett, rannte zur Kommode, auf welcher mein Kosmetikspiegel stand, um mein Antlitz zu inspizieren.

Das, was ich sah, ließ mich laut keuchen.

So laut, dass Gin plötzlich erwachte: „Was ist los, Robyn?"

„Schau dir mein Gesicht an!"

„Ach du Scheiße! Was hast du angestellt?"

Gin war binnen kürzester Zeit auf den Beinen und stand direkt neben mir: „Das sieht gar nicht gut aus. Juckt es auch?"

„Wie die Sau."

„Dann solltest du vielleicht zum Arzt gehen."

„Es ist Samstag, ich müsste in die Notaufnahme eines Krankenhauses", erklärte ich niedergeschlagen.

Das würde mich unter Umständen Stunden kosten und darauf hatte ich absolut keine Lust. Zudem hatte ich eine Mutter, die als Hautärztin praktizierte. Zwar in New York aber traute meiner Mum zu, eine fachlich korrekte Diagnose per Skype Session abzugeben.

Seufzend startete ich den Laptop, denn je größer das Bild, desto wahrscheinlicher war die Chance auf eine sofortige Aufklärung. Vielleicht handelte es sich um eine Lebensmittelallergie, doch ich erinnerte mich nicht daran, etwas Außergewöhnliches gegessen zu haben. Hoffentlich war es keine ansteckende Krankheit, dann würde ich echt ausflippen. Ich konnte es mir nicht leisten, bei den Vorlesungen und den praktischen Übungen zu fehlen. Dafür gestaltete sich das Semester zu anspruchsvoll.

Endlich nahm meine Mum den Skype Anruf entgegen und als sie mich erblickte, sprach sie entsetzt: „Robyn, wie siehts du denn aus?"

Mit jämmerlicher Stimme erfolgte meine Antwort: „Es juckt fürchterlich. Bitte sag mir, was ich tun kann, Mum. Kannst du sehen, ob es ansteckend ist?"

Die Sorgenfalte auf der Stirn meiner Mum ließ mich wissen, dass mich hochkonzentriert betrachtete.

„Seit wann hast du das?"

„Seit ich heute aufgewacht bin."

Sie erkundigte sich, was ich gegessen hätte und ob ich ein intensives Sonnenbad genommen hätte. Das war jedoch nicht der Fall.

„Hast du Kummer, Robyn? Denn wie eine Allergie sieht es nicht aus."

Ein tiefes Seufzen entwich mir: „Naja, ich habe Lernstress und all das."

Die Sache mit Tyron wollte ich nicht unbedingt erzählen, aber meiner Mutter reichte wohl das Wort Stress, um eine Diagnose zu stellen.

„Es sieht aus, als wäre das eine psychische Sache, Robyn. Ich werde dir gleich auf WhatsApp den Namen einer Salbe schicken, die du dir bitte sofort in der Apotheke besorgst. Sie lindert den Juckreiz, aber der Rest wird erst verschwinden, wenn du deinen Stress in den Griff kriegst."

Das waren ja schöne Aussichten. Zeit, sich an Tyron zu rächen, so sah es aus. Noch mehr Pickel über einen längeren Zeitraum würde ich nicht verkraften.

Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg in die Apotheke. Zum Glück befand sich eine unweit des Campus. Ich erreichte diese zu Fuß innerhalb weniger Minuten und fragte direkt nach der Salbe, die meine Mum mir empfiehl.

Die Angestellte war sehr freundlich und erklärte mir, dass ich sie möglichst dreimal am Tag auftragen sollte, um eine rasche Besserung zu erzielen. Natürlich galt das nur für den Juckreiz.

In meinem Zimmer angekommen, nahm ich den Kosmetikspiegel zur Hand und verarztete mein mit Pickeln übersätes Gesicht. Himmel, ich sah aus wie Frankensteins Geliebte. Hoffentlich hörte der Juckreiz bald ab, denn die Versuchung, mich zu kratzen, war riesengroß. Aber das würde alles nur noch schlimmer machen.

Fünf Minuten später betrat Gin das Zimmer. Mitleidig schaute sie mich an: „Ich hoffe, du kommst heute trotzdem mit zum Barbecue bei Lester."

Ich zuckte mit den Schultern: „Warum sollte ich nicht mitkommen. Es ist nicht ansteckend und ich habe nicht vor, einen Typen aufzureißen."

„Das ist die richtige Einstellung", lobte Gin mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.

Es wurde Zeit, sie einzuweihen, was meine Rachepläne anging.

Aufmerksam hörte Gin zu und kriegte sich vor Lachen nicht mehr ein.

„Oh mein Gott, die Idee ist genial", japste sie unter Tränen, wurde jedoch in der nächsten Sekunde ernst. „Wir werden Marc einweihen müssen, denn er kann uns super dabei helfen."

Da ich jede helfende Hand gebrauchen konnte, erklärte ich mich sofort damit einverstanden. Tyron würde sein blaues Wunder erleben und ich hoffentlich danach meinen Ausschlag loswerden.

Pünktlich um halb vier machten wir uns mit Marc auf den Weg. Sein Wagen klang fast genauso klapprig wie Lesters fahrbarer Untersatz, aber das störte mich nicht. Hauptsache wir kamen vorwärts und irgendwann am Ziel an.

Lester veranstaltete sein Barbecue auf einem Grundstück mit Haus, das seinem Patenonkel gehörte. Dieser war verreist und hatte Lester erlaubt, eine Party zu feiern, wie es ihm beliebte.

Als er uns die Tür öffnete, grinste er breit: „Hey, cool, dass ihr pünktlich... oh mein Gott, Robyn, was ist mit dir passiert?"

„Sie hat ein neues Make-Up ausprobiert und Pickel davon gekriegt", nahm Marc seinen Kumpel auf die Rolle. Sofort prusteten Gin und ich los und meine Freundin meinte: „Lass dich nicht verarschen."

Von draußen hörte man bereits laute Stimmen, Gelächter und der typische Duft von eingelegtem Fleisch stieg in meine Nase. Lester schob mich sanft durch die geöffnete Tür auf die Terrasse, wo mehrere Leute saßen und mit Bier anstießen. Drei Typen und eine Frau. Alle waren etwa in Lesters Alter, also vier bis fünf Jahre älter als ich. Das machte mir jedoch gar nichts aus, im Gegenteil.

Natürlich bemerkten sie meinen Ausschlag im Gesicht, aber ich blieb locker: „Keine Sorge, ich sehe heute etwas komisch aus. Aber es ist nicht ansteckend."

Nach diesen Worten ließ ich mich auf dem nächstbesten Stuhl nieder.

„Also, Leute, das sind Robyn, Gin und Marc", stellte Lester uns seinen Freunden vor. „Und das sind Evie, Charlie, Jasper und Colby."

In der Runde fühlte ich mich sofort wohl. Sie waren nicht so kindisch wie einige meiner Mitstudenten, besaßen aber einen ausgesprochen coolen Humor.

Alle arbeiteten bereits, wie Lester auch, hatten eigene Wohnungen und erzählten von ihren Reisen, weil Lester sie gnadenlos aushorchte.

„Jamaica war echt super", meinte Evie und Jasper stimmte ihr zu. Es war unschwer zu erkennen, dass es bei ihnen um ein Paar handelte.

„Nächstes Jahr verreise ich auch, aber dieses Jahr war das einfach nicht drin. Bin ja gerade erst mit meinem Studium fertig geworden", sprach Lester und schnappte sich ein Bier. „Wenn ich das leer habe, schmeißen wir den Grill an."

Als der Typ zu meiner Rechten, das musste Charlie sein, mir ebenfalls ein Bier reichen wollte, lehnte ich dankend ab: „Ich bleibe lieber bei Cola und Wasser."

Natürlich konnte Lester es nicht lassen: „Robyn ist noch nicht einundzwanzig. Deshalb macht sie lieber langsam, was den Alkohol angeht."

Sofort schoss ich zurück: „Du liebst es, mich bloßzustellen, oder?" Dabei zwinkerte ich ihm zu. Die Sticheleien zwischen uns waren niemals ernst.

Die Runde lachte und Marc meinte grinsend: „Also bloßstellen würde ich das nicht nennen, sondern Verantwortungsbewusstsein. Immerhin bist du mit deinen zwanzig Jahren noch minderjährig."

„Du bist ein Arsch", entfuhr es lachend. Heute konnte mich rein gar nichts ärgern, selbst meine Pickel im Gesicht nicht.

In meinem Kopf formte sich der Racheplan für Tyron und dies heiterte mich ungeheuer auf. Er würde sein blaues Wunder erleben und dann hoffentlich keine Lügen mehr über mich verbreiten.

„Robyn, wie magst du dein Steak?", hörte ich Lester fragen.

Darauf gab es nur eine Antwort: „Medium."

Bei den anderen wusste er dies scheinbar, denn sie wurden nicht gefragt. Es dauerte nicht lange und vor mir lag ein leckeres Steak auf dem Teller. Dazu gab es verschiedene Salate, gegrillte Maiskolben und jede Menge Soßen. Wir stießen auf Lesters Abschluss an, den eigentlich Grund für die kleine Party und es störte sich niemand dran, dass ich dies nicht mit Alkohol tat.

Zwischendurch ließ ich mir von Lester zeigen, wo sich das Badezimmer befand, und trug erneut die Salbe auf mein Gesicht auf. Tatsächlich besserte sich der Juckreiz, seit ich sie verwendete.

Anschließend wusch ich mir gründlich die Hände und checkte mein Gesicht im Spiegel. Vor einem Jahr hätte ich mich vermutlich in meinem Zimmer verkrochen, aber nun sah ich gewisse Dinge anders. Ich musste niemandem etwas beweisen oder mich für jemanden auftakeln. Und vor allem wollte ich mich nicht mehr zwanghaft verlieben.

Der Weg nach draußen führte durch die offene Wohnküche, in der einer der Jungs, es war Colby, am Kaffeevollautomat stand und wohl rätselte, wie man diesen bediente.

Vorsichtig schlich ich mich von hinten an ihn heran: „Kann ich dir helfen?"

Prompt zuckte er zusammen, drehte sich zu mir und japste: „Verdammte Scheiße, hast du mich erschreckt."

Frech grinste ich drein: „Als Frankensteins Braut ist das meine Aufgabe."

Colbys Lippen verzogen sich zu einem Grinsen: „Das hast du jetzt gesagt."

„Aber du hast es gedacht", trieb ich es auf die Spitze. Ich wusste selbst nicht, woher ich heute mein Selbstbewusstsein nahm.

Kurz zwinkerte er mir zu: „Also um ehrlich zu sein, stelle ich mir Frankensteins Braut ganz anders vor."

„Sollte ich das als Kompliment auffassen?", sprach ich und angelte mir eine der Tassen, die auf dem Regal über dem Kaffeeautomaten standen.

Anstatt auf meine Frage zu antworten, meinte Colby lässig: „Ich trinke meinen Kaffee schwarz."

„Ach so einer bist du also, du lässt dich gerne von Frauen bedienen. Aber immerhin hast du die Taste zum Einschalten bereits gefunden."

Ich stellte die rote Tasse unter die Öffnung, drückte die Taste für den schwarzen Kaffee und drehte mich zu Colby: „Das Ding kann man übrigens auch mit einer App steuern."

„Ernsthaft? Woher weißt du das? Verkaufst du die Dinger?"

„Nein, aber rein zufällig..." Kurz biss ich mir auf die Unterlippe und stammelte: „Also in New York, da hatte ich auch so eine."

Verdammt, ich wollte nicht an das Penthouse erinnert werden. Das tat meiner seelischen Verfassung nicht gut.

„Alles klar", hörte ich Colby sagen. „Ich habe schon die ganze Zeit gerätselt, woher du kommst., aber ich konnte deinen Akzent nicht einordnen."

„Jetzt weißt du Bescheid." Unauffällig musterte ich ihn, während der Kaffeeautomat seine Arbeit verrichtete. Sein dunkelblondes Haar wirkte lässig, genau wie seine Kleidung. Shorts, T-Shirt und Sneakers.

Aufmerksam glitten seine blauen Augen über mein Gesicht, als ich ihm den fertigen Kaffee reichte: „Kann ich dich was fragen?"

„Kommt darauf an, was es ist", sprach ich zögerlich und nahm erneut eine Tasse von dem Regal, um einen Cappuccino für mich zuzubereiten.

„Hast du eine Allergie und vielleicht etwas Falsches gegessen?"

Leicht schüttelte ich den Kopf: „Nein, daher kommen meine Pusteln nicht. Es ist stressbedingt."

„Oh, das ist natürlich Mist."

Colby nippte an seiner Tasse und ich erwiderte: „Ja, aber es ist nicht zu ändern. Da muss ich durch. Dieses Semester ist viel anspruchsvoller als die anderen zuvor."

Das entsprach keiner Lüge. Ich hatte mehrere Kurse hinzubekommen, wobei mir der von Mr Stringer am meisten zu schaffen machte.

„Was studierst du denn?"

„Musik, wie Lester es auch getan hat. Wir haben uns auf der UCLA kennengelernt."

Vorsichtig trank ich von dem heißen Cappuccino und stellte fest, dass ich den Zucker vergessen hatte.

„Wo ist der Zucker?", richtete ich meine Frage an Colby.

„Keine Ahnung, lass uns einfach suchen."

Er öffnete einen der Hängeschränke auf der rechten Seite und just in diesem Moment betrat Lester den Raum.

„Hier seid ihr beiden also."

„Ja, wir haben einen Plausch vor dem Kaffeeautomaten gehalten und suchen jetzt den Zucker", informierte Colby seinen Kumpel.

Ohne Umschweife holte Lester einen Behälter aus dem linken Hängeschrank: „Hier ist er."

„Danke", erwiderte ich mit einem Grinsen, das mir aber in der nächsten Sekunde verging, als ich Lesters Worte vernahm.

„Gin und Mar wollen in einer halben Stunde los."

„Was? Jetzt schon?!", empörte ich mich.

„Klar, ich nehme an, sie wollen in die Kiste steigen." Das war so typisch Lester, er nahm kein Blatt vor den Mund.

„Es ist Samstagabend und ich kann morgen ausschlafen", seufzte ich.

„Dann bleib doch einfach da", sprach Lester.

„Ich darf nicht über Nacht weg sein, das weißt du genau. Aber ich könnte mir ein Taxi nehmen", überlegte ich.

Plötzlich mischte sich Colby ein: „Quatsch, ich kann dich zurückfahren. Ich hatte nur ein Bier, die anderen waren alkoholfrei."

Langsam stellte ich meine Tasse auf der Arbeitsfläche ab, während sich in meinem Kopf der Konter formte: „Nur, wenn du mir versprichst, dass du kein Serienmörder bist."

Colby stieß ein kurzes Lachen aus: „Versprechen kann ich das nicht, aber als Frankensteins Braut weißt du dich ganz sicher gegen einen Serienmörder zu wehren."

Es war Lester, der sich vor Lachen fast verschluckte und keuchte: „Ich sehe, ihr habt bereits eine Basis für eure Unterhaltung gefunden."

„Das haben wir", antwortete Colby und blickte zu mir. Ich mochte es, wie er mich anschaute. Nicht so, als sei ich eine Beute, sondern eher...respektvoll.

„Klar", stimmte ich zu.

Als wir nach draußen gingen, rüsteten sich Gin und Marc gerade zum Gehen.

„Robyn, wenn du mitmöchtest, wir fahren jetzt."

„Nein, ich bleibe", sprach ich mit fester Stimme, wobei mein Blick zu Colby ging.

„Keine Sorge, ich bringe deine Freundin nachher heil nach Hause", versicherte er und Gin nickte zufrieden. Wir umarmten uns noch kurz, bevor sie mit Marc verschwand. Ich blieb in der Runde zurück, in der ich mich noch immer sehr wohl fühlte.

Vor einem Jahr hätte ich so etwas gar nicht geschafft und ich war unglaublich stolz auf mich, dass ich mein Schneckenhaus verließ.

Später aßen wir gegrillte Marshmallows und ich trank alkoholfreies Bier. Insgesamt verdrückte ich drei Marshmallow Spieße, fühlte mich völlig überfressen aber war unheimlich glücklich. Lesters Freunde waren toll.

Evie und Jasper waren die nächsten, die aufbrachen und zu später Stunde saß ich mit Lester und Colby allein da, weil Charlie sich ebenfalls verabschiedet hatte.

„Will noch jemand ein Bier?", erkundigte sich Lester, doch ich schüttelte den Kopf. Auch Colby verneinte und sich langsam die Müdigkeit bei mir ausbreitete, fragte ich höflich, wie lange er noch bleiben wollte.

„Wir können los, wenn du müde bist", lautete seine Antwort.

Mit einer langen Umarmung entließ Lester mich in Colbys Obhut: „Danke, dass du gekommen bist, Robyn und gute Besserung für dein Gesicht."

„Bitte, ich danke für die Einladung und das wird schon wieder."

Ein wenig fröstelte ich, als wir zu Colbys Wagen liefen. Er parkte direkt in der Einfahrt und als ich einstieg, zog er mich mit seinem charmanten Lächeln auf: „Soll ich die Heizung für Frankensteins Braut anstellen?"

Prompt grinste ich: „Nein, das geht schon. Ich hätte mir eine Strickjacke mitnehmen sollen, bin also selbst schuld."

„Warte." Mit halb verrenktem Oberkörper griff er nach einer Sweatjacke, die auf der Rückbank lag. „Hier, zieh die über. Dann wird dir warm."

„Danke." Ich schlüpfte in das dunkelblaue Teil, das nach seinem Aftershave roch und mir um einigen Nummern zu groß war. Aber das störte mich nicht. Der Stoff fühlte sich kuschelig an und nachdem ich mich angeschnallt hatte, startete Colby den Motor.

„Willst du nicht die Adresse in der Navigation eingeben?" horchte ich nach.

„Nein, Serienmörder tun sowas nicht. Die kommen gleich zur Sache." Er brachte das so brutal ernst hervor, dass ich ihn nur anstarrte. Kurz räusperte ich mich, da lachte er: „Bevor du jetzt Schiss kriegst, ich habe an der UCLA studiert und weiß demnach wo es lang geht."

„Du bist...", stammelte ich, „ich mag deinen schrägen Humor." Und dann musste ich lachen. So sehr, dass mir Tränen über die Wangen liefen.

„Ich mag deinen Humor auch, Robyn", hörte ich Colby sagen.

Wir fuhren durch die beleuchteten Straßen in LA, wobei unsere Unterhaltung nicht stoppte.

„Das Essen war heute klasse", meinte ich und hielt mir den Bauch, der sich immer noch voll anfühlte.

„Ja, da kann man nicht meckern. Lester tischt immer gut auf, wenn er einlädt."

„Kennt ihr euch aus der UCLA?", wollte ich wissen und zupfte an der Sweatjacke.

„Ja, wir spielten zusammen im Basketball Team."

Colby bog an der nächsten Kreuzung rechts ab und ich erkannte, dass wir schon sehr bald vor dem Eingang der UCLA parken würden. Eigentlich fand ich es schade, dass die Fahrt schon zu Ende ging, denn es machte echt Spaß, sich mit Colby zu unterhalten.

„Also Robyn, da sind wir." Colby parkte am Straßenrand und schaute zu mir: „Ich warte, bis du drin bist, okay?"

„Ja, aber ich bin echt enttäuscht. Kein Serienmörder."

Er grinste über das ganze Gesicht, wobei seine blauen Augen aufblitzten: „Vielleicht beim nächsten Mal, aber versprechen kann ich nichts."

Seufzend gurtete ich mich ab und zog die Jacke aus: „Danke, sie hat mich wirklich gewärmt."

„Gern geschehen."

Bevor ich ausstieg, bedankte ich mich noch für das Nachhause bringen und Colby versicherte, dass dies kein Problem gewesen sei.

Nachdenklich lief ich zum Eingang, drehte mich noch einmal um, und sah, dass sein Wagen noch immer dastand. Ich winkte ihm zu und schlich mich anschließend möglichst leise durch die Gänge.

Gin lag bereits im Tiefschlaf, als ich unser Zimmer betrat und auch ich fiel wie ein nasser Sack ins Bett, nachdem ich meine Klamotten gegen mein Schlafshirt getauscht hatte.

Morgen würden die Vorbereitungen für die Operation Tyron steigen und ich konnte es kaum erwarten, ihm eine reinzuwürgen.

__________

Endlich wieder ein Kapitel aus Robyns Sicht. Welche Art der Rache mag sie wohl planen? Habt ihr irgendwelche Ideen?

Mit ihren Pickeln das ist echt schlimm, aber das kann passieren, wenn man zuviel Stress hat.

Ich hoffe, man kann in diesem Kapitel Robyns Entwicklung erkennen. Sie nimmt die Dinge, wie sie kommen.

Meinungen zu Colby?

Danke an alle, die hier noch lesen und mich auf dieser Reise begleiten. Diese Reise ist nicht immer einfach zu schreiben, weil ich außer den Charakteren die Timeline stets im Blick haben muss, um nicht durcheinander zu kommen :)

Ich hoffe, mir gelingt das - aber das könnt ihr besser beurteilen.

LG, Ambi xxx




Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top