28. Redhead

I might never be your knight in shinin' armor
I might never be the one you take home to mother
And I might never be the one who brings you flowers
But I can be the one, be the one tonight
When I first saw you
From across the room
I could tell that you were curious, oh, yeah
Girl, I hope you're sure
What you're looking for
'Cause I'm not good at making promises
But if you like causing trouble up in hotel rooms
And if you like having secret little rendezvous
If you like to do the things you know that we shouldn't do
Then baby, I'm perfect
Baby, I'm perfect for you
And if you like midnight driving with the windows down
And if you like going places we can't even pronounce
If you like to do whatever you've been dreaming about
Then baby, you're perfect
Baby, you're perfect
So let's start right now


One Direction - Perfect



< N I A L L >

„Niall, kann ich dich kurz sprechen?"

Titus kam direkt nach meinem Auftritt in die Garderobe, was mich sehr wunderte. Das tat er sonst nie.

„Klar, was gibt es denn?"

Halb erwartete ich, dass er mir sagte, man habe jemanden gefunden, der Taylors halbe Stunde übernahm, stattdessen versetzte er mich in großes Erstaunen.

„Hör zu, das Publikum liebt dich. Einige kommen sonntags nur wegen dir und ich wollte dich bitten, eine der Freitagsschichten zu übernehmen."

Im ersten Moment verschlug es mir glatt die Sprache. Damit hatte ich null gerechnet, denn freitags spielten Leute, die es echt draufhatten. Aber niemals ein Student.

„Ist das dein Ernst?", vergewisserte ich mich mit klopfendem Herzen.

Titus' Gesicht verzog sich zu einem Grinsen: „Sonst würde ich wohl kaum fragen."

Tief atmete ich durch: „Okay, welche Uhrzeit soll ich übernehmen?"

„Von neun bis zehn."

Eine ganze Stunde, ich konnte es nicht fassen. Und noch dazu die Schicht vor der Premiumzeit, wie sie bei uns genannt wurde. Die meisten Gäste trudelten freitags ab halb zehn ein. Die Premiumzeit lief von zehn bis zwölf und gehörte Charlene und Hugo, zwei äußerst talentierten Pianospielern.

„Das geht absolut klar", erwidert ich freudig. „Dann muss ich mich nach der Uni nicht hetzen und kann später gemütlich meinen Stammclub aufsuchen."

„Na dann passt doch alles." Titus schlug mir auf die Schulter und wollte verschwinden, aber ich hatte noch eine Frage.

„Ist das für eine bestimmte Zeit, so als Überbrückung?"

Energisch schüttelte er seinen Kopf: „Nein, so lange du motiviert bist."

Taylor, die an diesem Abend zu Gast im Brandy' war, wartete an der Bar auf mich und hatte sogar inzwischen mein Trinkgeld eingesammelt. Sogleich überbrachte ich ihr die tolle Neuigkeit.

„Echt jetzt? Gratuliere, Niall. Das ist der Hammer! Du wirst noch mal berühmt."

Sanft umarmte sie mich und ich flüsterte ihr ins Ohr: „Willst du gleich ein Autogramm oder später?"

Sekunden später zwickte sie mich in die Seite und nur mit Mühe verkniff ich mir einen wehleidigen Laut. An der Bar trank ich noch eine Cola, während Taylor sich einen alkoholfreien Cocktail genehmigte. Sie ließ mich probieren und ich fand Gefallen an dem Zeug.

„Der schmeckt richtig gut."

„Dann bestell dir beim nächsten Mal auch einen", meinte sie grinsend.

Da Taylor am nächsten Tag arbeiten musste, hielten wir uns nicht allzu lange im Brandy's auf. Zwar konnte ich ausschlafen, da noch Semesterferien herrschten, aber nur noch eine Woche. Besser, ich gewöhnte mich zeitig an den normalen Uni-Rhythmus. Manchmal glaubte ich es selbst kaum, dass ich in Kürze das fünfte Semester begann. Die Zeit rannte förmlich und mir wurde bewusst, dass Robyn und ich bereits ein Jahr getrennt waren. Der Gedanke daran machte mich noch immer traurig, aber ich hatte mein Leben zumindest im Griff und dachte im Traum nicht mehr daran, mich in Alkohol zu ertränken.

Alle Bilder von Robyn befanden sich noch immer auf meinem Handy. Löschen würde ich sie wohl niemals, zumindest fühlte es sich falsch an, das zu tun. Sie waren eine Erinnerung an die bisher schönste Zeit meines Lebens. Leider besaß Robyn kein einziges Foto von mir, da ihr Dad, dieses Monster, ihr altes Handy konfiszierte. Vielleicht war es besser, dass ihr mein Anblick verwehrt blieb, denn ich konnte mir vorstellen, wie schwer sie alles nahm. Robyn war kein Mensch, der sich schnell mit neuen Situationen zurechtfand.

„Du bist so nachdenklich, Niall. Ist alles okay?", hörte ich Taylors Stimme. Inzwischen befanden wir uns wieder in der Wohnung. Die Blondine saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Sofa und blätterte in einer Musikzeitschrift, während ich mir gerade ein Sandwich machte.

„Wo ist der Käse?", überging ich ihre Frage galant, aber Taylor roch den Braten sofort.

„Wir haben keinen mehr, aber das ist gerade nicht dein Problem, Niall."

Sie erhob sich und ging mit langsamen Schritten auf mich zu. Dabei ploppte die Vorstellung in meinem Kopf aus, dass sie gut hätte als Model arbeiten können. Figur und Beine stimmten und ebenso das hübsche Gesicht.

„Komm schon, reden erleichtert."

„Manchmal", seufzte ich und biss in das Sandwich ohne Käse. „Morgen gehe ich einkaufen", ließ ich meine Mitbewohnerin wissen.

„Das ist lieb von dir." Taylor stand hinter mir und legte ihre Arme locker um meine Taille. „Sag mir, was dich bedrückt, meine kleine Pop-Diva", flüsterte sie mir ins Ohr. „Hast du Angst, du packst das am Freitag nicht?"

Ich kaute den Bissen zu Ende: „Quatsch, das ist es nicht. Ich...ich habe nur gerade daran denken müssen, wie lange das mit Robyn und mir zurückliegt. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit und andererseits wie gestern."

Vorsichtig legte Taylor ihr Kinn auf meiner Schulter ab und ich hörte sie wispern: „Ich weiß genau, wovon du sprichst. Aber wir müssen nach vorne schauen. Nur so kommen wir weiter."

Für einen Moment schloss ich meine Augen und bildete mir ein, den Duft von Robyns Parfum zu riechen. Coco Chanel. Zu teuer für mich, um es ihr zu schenken.

„Niall", hörte ich Taylor sprechen, wir beide haben einen großen Vorteil, den andere Menschen nicht haben." Sie machte eine kurze Pause, die ich nutzte, um erneut von meinem Sandwich abzubeißen. Doch ich hörte ihr aufmerksam zu.

„Es gibt etwas, was wir immer lieben werden. Etwas, dass uns Liebe zurückgibt, uns nie betrügt oder alleine lässt, uns immer auffängt, wenn wir dies brauchen. Etwas, was in uns beiden ist und darauf wartet, herausgelassen zu werden."

„Und was ist das?", murmelte ich.

„Die Musik."

Eigentlich klangen ihre Worte logisch, wie fast alles, was sie versuchte, mir zu vermitteln. Uneigentlich wehrte ich mich dagegen, die Musik als Allheilmittel für meine seelischen Schmerzen zu nutzen. Fakt war: ich tat es trotzdem. Jedes Mal, wenn mich der Schmerz überfiel, versuchte ich an einem Song zu schreiben und diesen zu perfektionieren.

Vielleicht sollte ich mich von der Idee befreien, ein Lied für Robyn zu schreiben, sondern dies einfach für mich tun. Meine eigene Musik entstand langsam, meist in den Stunden, in denen ich nachdenklich und melancholisch wurde. Irgendwann würde ich diese Songs im Brandy's spielen, das nahm ich mir fest vor.

~~~

Wie versprochen kaufte ich montags ein. Taylor und ich hatten dies früher abwechselnd getan, aber seit sie ihr Praktikum im Tonstudio absolvierte, blieb für sie kaum Zeit übrig. Wenn sie es nicht schaffte, legte sie mir die Kohle auf den Tisch, da wir auch abwechselnd bezahlten.

Nachdem ich die Einkäufe erledigt hatte, setzte ich mich an das Piano und spielte mich in einen Rausch aus Farben. Ich sehnte den Freitag herbei, war aufgeregt und gleichzeitig krass motiviert. Eine ganze Stunde, wie sonntags auch, nur zu einer besseren Zeit und an einem besseren Tag.

„Ich weiß nicht, ob ich es morgen Abend ins Brandy's schaffe," informierte mich Taylor am Donnerstag, als sie von der Arbeit nach Hause kam. „Wir stehen total unter Zeitdruck und müssen noch zwei Instrumente sowie den Gesang aufnehmen. Ich bin heute nicht mal dazu gekommen, meine E-Mails zu checken", seufzte sie.

„Das ist schon okay. Dann kommst du eben am Sonntag", sprach ich und zwinkerte ihr zu. „Vielleicht erhöht das meine Flirtchancen bei den hübschen Frauen. Wenn du dabei bist, denken die immer, wir sind ein Paar."

Prompt fiel Taylor die Gabel aus der Hand: „WAS? Du willst mit fremden Frauen flirten? Das nehme ich dir sehr übel."

Im nächsten Moment verzog sich ihr zartes Gesicht zu einem breiten Grinsen, worauf ich ihr auf den Arm schlug.

„Ach komm, warum sollte ich nicht flirten dürfen?"

„Vielleicht, weil du dir die falsche Frau aussuchst?"

„Und du denkst, es wäre besser, wenn du sie für mich aussuchst?"

Taylor schaute mir tief in die Augen: „Kommt darauf an, was du beabsichtigst. Nur ein Flirt oder mehr. Da gibt's Unterschiede."

„Na ja, ich würde sie auf jeden Fall vorher fragen, ob sie einen Dildo zuhause hat."

Wie so oft zogen wir uns gegenseitig auf und beendeten das Gespräch mit einer Lachsalve.

„So, nun muss ich aber echt mal meine Mails anschauen", sprach die Blondine und griff nach ihrem Handy. Plötzlich riss sie die Augen auf und keuchte: „OMG! Ich habe bestanden! Ich habe diese verdammte Prüfung bestanden!"

„Boah, wie geil! Herzlichen Glückwunsch zum Master!" Heftig umarmte ich sie und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Dies war die beste Nachricht am heutigen Tag.

Taylor und ich tranken darauf ein alkoholfreies Bier, bevor sie sich ins Bett legte. Ich kuschelte noch ein wenig mit Freddy, der wie üblich in meinem Bett pennte. Am nächsten morgen lagen auch Phil und Janice bei mir. Inzwischen hatte ich die Tiere so ins Herz geschlossen, dass mir etwas fehlen würde, wenn sie nicht mehr da wären.

Gegen acht am Abend sprang ich unter die Dusche und zog mich für meinen Auftritt im Brandy's entsprechend an. Schwarze Jeans, Hemd und Boots. Für eine Jacke war es mir noch zu warm und nachdem ich die Tiere gefüttert hatte, verließ ich die Wohnung.

Zeitig traf ich in der Bar ein, suchte ohne Umschweife die Garderobe auf, checkte meine Frisur und bereitete mich mental auf den Auftritt vor. Dann ging alles sehr schnell. Um kurz vor neun stand ich in den Startlöchern und als Evan sich erhob, machte er eine kurze Ansage: „Mein Kollege Niall spielt heute zum ersten Mal freitags. Einige, die sonntags kommen, kennen ihn sicher schon. Also viel Spaß mit Niall."

Leicht verbeugte ich mich und setzte mich dann an das Instrument. Die Musik für eine Stunde zusammenzustellen hatte ich mittlerweile drauf und begann mit einem meiner Lieblingsstücke. Boulevard Of Broken Dreams. Den Text kannte ich im Schlaf, wie bei allen Liedern, die ich regelmäßig spielte. Summer of 69 hieß mein nächster Song, dann heizte ich dem Publikum mit Songs von Metallica und U2 ein, bevor ich meine Darbietung mit Too Much Love Will Kill You von Queen beendete.

Der Applaus war unglaublich und Stimmen nach einer Zugabe wurden laut. Aber das war hier nicht vorgesehen. Wir hatten ein straffes Programm und so sagte ich meine Kollegin an: „In der nächsten Stunde wird euch die zauberhafte Darlene unterhalten. Ich wünsche euch viel Spaß."

Leicht geschwitzt begab ich mich zur Bar, wo Jeff mir sofort ein Getränk hinstellte. Cola mit reichlich Eiswürfeln drin. In einem Zug trank ich das Glas leer, denn meine Kehle fühlte sich vom Singen ziemlich trocken an.

Dennoch spürte ich nichts als Freude in mir. Der Abend war grandios, das Publikum ging mit, als ich spielte und nur darauf kam es an.

Mein Blick ging zu Darlene, die eine großartige Show ablieferte, als ich plötzlich eine weibliche, angenehme Stimme neben mir vernahm: „Darf ich mich zu dir setzen?"

Langsam drehte ich mich in ihre Richtung, da traf mich fast der Schlag. Ich hatte sie vor einigen Monaten im Brandy's gesehen, aber seitdem nicht mehr. Die rothaarige Frau war mir gut in Erinnerung geblieben. Aber am heutigen Abend schien sie ohne Begleitung da zu sein.

„Gerne", erwiderte ich höflich und lächelte.

„Danke." Sie lächelte ebenfalls und genau dieses Lächeln zog mich magisch an. Es fühlte sich an, als würde die Sonne aufgehen.

„Kann ich dir etwas zu trinken ausgeben?", wollte sie wissen und schob ihr Cocktailglas auf dem Tresen zu sich.

„Etwas Antialkoholisches, ja", erwiderte ich und zählte innerlich bis zehn. Sie war mindestens achtundzwanzig und ich fragte mich, wieso sie ausgerechnet mich ansprach.

„Gut, dann vielleicht einen Cocktail ohne Alkohol?"

„Gerne. Du darfst ihn auch für mich aussuchen." Leicht kamen die Worte über meine Lippen. Damit gab ich ihr eine gewisse Macht, aber genau das schien ihr zu gefallen.

„Jeff, bitte einen Ipanema für...?" Sie schaute in meine Richtung und ich sprach grinsend: „Niall."

„Niall, also. Mein Name ist Miriam."

Möglichst unauffällig glitt mein Blick über ihr langes, rotes, lockiges Haar. Was für eine Pracht. Ich hatte noch nie jemanden mit solchen ausdrucksstarken Haaren gesehen. Sie passten zu ihr, zu ihren Augen, zu ihrem Lächeln und zu ihrem Kleidungsstil, den ich sehr cool fand; ein schwarzes, hochgeschlossenes Minikleid mit schwarzen Boots und einer nietenbesetzten Handtasche.

„Du spielst wahnsinnig gut", machte sie mir ein Kompliment, das mich leicht zum Erröten brachte. Gott sei Dank sah man das in der schummerigen Bar nicht.

„Vielen Dank. Es freut mich, dass dir meine Musik gefallen hat." Von Jeff nahm ich den Cocktail in Empfang und stieß mit Miriam an.

„Auf dich und deine Musik", sprach sie.

Der Cocktail schmeckte himmlisch und langsam verstand ich Taylors Affinität den alkoholfreien Varianten gegenüber.

Miriams nächste Sätze versetzten mich in Erstaunen: „Ich habe dich vor einigen Monaten hier spielen sehen, als ich zum letzten Mal hier war. Du hast sehr große Fortschritte gemacht. Darf ich fragen, ob du beruflich etwas mit Musik zu tun hast?"

Kurz schluckte ich: „Ja und nein. Es wird, wenn alles glatt läuft, hoffentlich zu meinem Beruf werden. Im Moment studiere ich an der Juilliard Musik."

Überrascht zog sie ihre Augenbrauen hoch: „An der Juilliard. Aber ja, bei deinem Talent ist das nicht verwunderlich." Sie zog an ihrem roten Strohhalm, der im Cocktailglas steckte und ich bekam nicht ganz jugendfreie Gedanken. Himmel, Miriam wirkte mega interessant auf mich. Ich konnte mich ihr nicht entziehen.

„Warum warst du so lange nicht mehr im Brandy's?", erkundigte ich mich beiläufig und erlebte, dass Miriam sich genauso brutal ehrlich wie Taylor verhielt: „Sagen wir es so. Ich habe eine ziemlich hässliche Scheidung hinter mir."

„Oh, das tut mir leid", stammelte ich, doch sie winkte nur ab.

„Das ist vorbei, also immer schön nach vorne schauen."

Im Prinzip entsprach das meiner Ansicht, denn Rückwarts schauen brachte niemanden weiter.

Wir tranken noch zwei weitere Cocktails und als Jeff mir den Krug mit dem Trinkgeld des heutigen Abends überreichte, fiel ich fast um. Es befand sich enorm viel Geld darin. Wesentlich mehr als an einem Sonntagabend.

Ohne das Geld zu zählen, steckte ich es ein und erkundigte mich bei Miriam, ob sie noch etwas trinken wollte.

Kokett lächelte sie mich an: „Nein, danke, aber für heute habe ich genug Cocktails zu mir genommen. Aber beim nächsten Mal darfst du mich gerne einladen."

Als sie ihre kleine Tasche vom Tresen nahm, da wusste ich, dass sie sich zum Gehen rüstete.

„Nimmst du dir ein Taxi?", wollte ich wissen, aber sie schüttelte ihren Kopf, sodass die roten Locken tanzten.

„Nein, ich wohne nicht weit von hier, also laufe ich."

Kur räusperte ich mich: „Ganz alleine?"

„Klar, warum nicht?"

Das kam für mich überhaupt nicht in Frage. Eine Frau, mutterseelenallein, mitten in der Nacht in New York, da knallte mein Beschützerinstinkt durch: „Ich begleite dich, keine Widerrede."

Gemeinsam verließen wir das Brandy's. Tief atmete ich die kühle Luft ein und ging neben Miriam her. Wir bogen um die nächste Straßenecke, liefen einige hundert Meter und dann blieb sie stehen: „Das sind wir schon."

„Das ist wirklich nicht weit", bemerkte ich einigermaßen überrascht und schielte in Richtung Haus. Dabei handelte sich um eines dieser typischen Townhäuser in New York. Mehrere steinerne Stufen führten zu der schwarzen Eingangstür, vor diesen befand sich jedoch ein schwarzes Metalltor, welches das Grundstück eingrenzte.

„Sag ich doch, es ist ganz nah." Miriam kramte nach ihrem Schüsselbund und schaute mich dann an: „Warum hast du eigentlich darauf bestanden, mich nach Hause zu bringen?"

Ein leichtes Seufzen entwich meiner Kehle: „Hör mal, da wo ich herkomme, lassen Jungs und Männer ihre Freundinnen und Frauen nachts nicht alleine nach Hause laufen."

Miriam trat einen Schritt auf mich zu: „Und wo kommst du her?"

Für einen Moment hielt ich inne.

Was sollte ich ihr sagen? Die Wahrheit? Auch auf die Gefahr hin, dass sie sich dann nicht mehr mit mir abgab? Automatisch dachte ich an Mrs Carrington, aber vor allem dachte ich an Robyn.

„Es ist nicht wichtig, woher ein Mensch kommt, sondern wohin er geht."

Und dann sprudelten die Worte aus meinem Mund: „Ich komme ursprünglich aus der South Bronx."


„Aus der South Bronx", wiederholte sie nachdenklich. „Und du studierst an der Juilliard. Dann hast du mit Sicherheit ein Stipendium bekommen."

„Ja, das habe ich."

„Das ist...großartig. Wirklich, ich finde das toll." Miriam lächelte und nahm mich erneut mit ihrer Mimik gefangen.

„Ich fand das auch sehr toll und hoffe, dass ich meine Prüfungen alle bestehe", entfuhr es mir. „Ich möchte Pianist werden."

Anerkennend musterte sie mich: „Du bist auf dem besten Weg dazu, würde ich behaupten."

„Ich gebe mir zumindest Mühe", seufzte ich.

„Sei nicht so bescheiden. Du könntest das Brandy's an einem Abend alleine unterhalten und niemand würde sich langweilen."

Sie öffnete das Tor und ich sprach: „Ich werde hier warten, bis du im Haus bist, okay?"

Ohne Vorwarnung legte sie ihre Hand auf meinen rechten Arm. Diese Berührung reichte aus, um mich komplett zu verwirren.

„Danke fürs Heimbringen, Niall. Wir sehen uns am Sonntag im Brandy's."

War das etwa eine Art Verabredung?

Grazil schritt sie über die steinernen Stufen und bevor sie durch die Haustür verschwand, winkte sie mir kurz zu. Aufgewühlt blieb ich zurück.

Was für ein Abend.

Was für eine Frau.

_____

Ich kann euch gar nicht sagen, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe. Endlich darf ich euch einen meiner eigenen Lieblingscharaktere vorstellen: Miriam.

Niall darf nun auch freitags im Brandy's spielen. Wie findet ihr das?

Wie findet ihr Miriam?

Im Laufe der Geschichte werdet ihr sie gemeinsam mit Niall näher kennenlernen. Denn er weiß ja absolut nichts von ihr, ist aber trotzdem fasziniert.

Wohin das wohl führen mag?

Und wird Niall irgendwann mal einen Song für Robyn schreiben?

Lasst euren Gefühlsregungen in euren Kommentaren gerne freien Lauf. Ich freue mich darüber und bedanke mich wie immer bei denjenigen, die mich unterstützen.

Mein optisches Model für Miriam ist übrigens die deutsche Schauspielerin Marleen Lohse.

LG, Ambi xxx





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