24. Courier
It is the night, my body's weak
I'm on the run, no time for sleep
I've got to ride, ride like the wind
To be free againI was born the son of a lawless man
Always spoke my mind with a gun in my hand
Lived nine lives, gunned down ten
Gonna ride like the windAnd I've got such a long way to go
To make it to the border of Mexico
So I'll ride like the wind
Ride like the wind
Saxon - Ride Like The Wind
< L I A M >
Nach einem tiefen Durchatmen drückte ich auf den Klingelknopf.
Die Tür wurde einen Spaltbriet geöffnet und ich blickte in ein grünes Augenpaar.
„Guten Tag, mein Name ist Liam Payne und ich würde Ihnen gerne einen unserer neuen Staubsauger vorführen", sprach ich mit geschmeidiger Stimme.
„Oh. Wie kommen Sie darauf, dass ich daran Interesse hätte?"
Leicht begann ich zu schmunzeln: „Weil Sie eine kluge Frau sind und immer an den neuesten technischen Geräten interessiert."
Ihr Grinsen wurde breiter: „Damit liegen Sie nicht falsch."
Sie schob die Kette an der Tür zurück und ließ mich eintreten. Kurz rückte ich meine Krawatte zurecht und räusperte mich: „An welchem Teppich darf ich das Teil ausprobieren?"
„Am besten im Wohnzimmer, der ist voller Krümel. Ich bin gespannt, ob ihr Wunderstaubsauger das schafft", provozierte sie mich und strich sich das lange braune Haar aus dem Gesicht.
„Wenn er es nicht schaffen sollte, haben Sie einen Wunsch bei mir frei", erwiderte ich und zog mein Jackett aus, das ich sorgsam über die Lehne des großen Sessels legte.
„Nur einen?" Ihr süßer Schmollmund machte mich an und ich leckte mir genüsslich über die Lippen.
„Vielleicht auch zwei, aber nur, wenn das Ding seinen Geist aufgibt."
Ihre Stimme klang verrucht: „Das wollen wir doch nicht hoffen."
Sie trat einen Schritt auf mich zu und ich hielt den Atem an, als ihre schlanken Finger sich an meiner Krawatte zu schaffen machten: „Wollen Sie die nicht auch ausziehen? Sie könnte bei der Arbeit ein Hindernis sein."
„Könnte sie, ja", flüsterte ich und ließ mir schließlich das Teil über den Kopf ziehen.
„So ist es besser", seufzte sie und ließ ihre Hände ohne Scheu über meinen Brustkorb gleiten. „Das Hemd gefällt mir. Der Stoff ist so edel und glatt."
Himmel, sie machte mich ganz wuschig. „Danke, ich fand es auch recht nett."
Mein Blick fiel auf das großzügige Dekolletee ihres schwarzen Kleides, das knapp über den Knien endete. Die schwarzen Pumps mit den hohen Absätzen ließen sie um einiges größer wirken, als sie augenscheinlich war.
Ein sanfter Duft stieg in meine Nase. Ihr Parfum erregte mich. Es war sexy, genau wie sie und am liebsten wollte ich ihren schlanken Körper sofort zu Boden reißen, aber das verbot sich von selbst.
„Der Teppich", murmelte sie, „ist da drüben."
Mit klopfendem Herzen blickte ich auf das gute Stück. Seine Struktur wirkte weich und ich begann innerlich zu zittern.
„Dann sollten wir uns jetzt gemeinsam den Staubsauger anschauen", sprach ich lässig.
„Nur anschauen?", kam es prompt zurück. „Ich dachte, Sie zeigen mir, was er kann."
„Das natürlich auch, aber ich erachte es als wichtig, Sie zunächst damit vertraut zu machen."
Sie schenkte mir einen unschuldigen Augenaufschlag: „Ist das Ihre Verkaufsstrategie?"
„Vielleicht", antwortete ich vage und nahm ihre Hand. „Bitte folgen Sie mir zum Teppich."
„Dafür müssen Sie ihre Schuhe ausziehen. Niemand betritt diesen edlen Teppich mit Schuhen an den Füßen." Nach diesen Worten kickte sie ihre Pumps weg und ich bückte mich, um die schwarzen Lederschuhe zu öffnen. Ordentlich stellte ich diese neben dem Teppich ab und als ich mich umdrehte, stand sie genau vor mir.
Unsere Blicke trafen sich, sie lächelte, neigte den Kopf zur Seite und plötzlich machten sich ihre Finger an meinem Gürtel zu schaffen.
„Was tun Sie da?", murmelte ich erregt.
„Was wohl? Inspizieren und mich mit der Ware vertraut machen."
Das war das Stichwort.
Heftig atmend ließ ich sie machen, stand Sekunden später nur in Hemd, Socken und Boxershorts bekleidet vor ihr.
„Wollen Sie nicht ihr Kleid ausziehen?", stellte ich die Frage, worauf sie keck erwiderte: „Eigentlich dachte ich, Sie würden das machen."
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
Nachdem ich das schwarze Teil vorsichtig über ihren Kopf gezogen hatte, kam ihre edle Unterwäsche zum Vorschein. Schwarz wie die Nacht. BH, Höschen und Strapse, die an seidenen Strümpfen befestigt waren.
Während ich sie anschaute, öffnete sie die Knöpfe meines Hemdes und als dieses zu Boden glitt, hakte sie ihre Finger in der Boxershorts ein. Quälend langsam zog sie diese nach unten, wobei meine beginnende Erektion ein gewisses Hindernis darstellte. Aber sie war vorsichtig und ich atmete tief ein und aus.
Wir gingen zu Boden, lagen auf dem weichen Teppich, als unsere Lippen sich zu einem heißen Kuss verbanden. Ich tastete nach ihrem Höschen, zog es nach unten und spürte, wie sie sich gegen mich presste.
„Liam", hauchte sie, „lass mich deinen Staubsauger spüren."
Hart und ohne Vorwarnung drang ich in sie ein. Sie schlang ihre Beine um meinen Körper und bei jedem Stoß, den ich ausübte, erklang ihr raues Stöhnen wie Musik in meinen Ohren.
„Oh, Liam, hör nicht auf."
Ihre Fingernägel gruben sich in meinen Rücken, aber das registrierte ich nur am Rande. Viel zu geil war das Gefühl, in ihr zu sein und gemeinsam den Absprung zu schaffen.
„Oh Gott, Sophia, ich komme gleich."
„Ich...ich auch..."
Wir beide zitterten am ganzen Körper und schwer atmend rollte ich mich von ihr ab.
„Das war heiß", grinste sie, „genauso wie ich es mag."
„Leider werden wir eine Weile auf unsere Rollenspiele verzichten müssen", seufzte ich und angelte nach meiner Boxershorts.
„Wann fährst du los?", wollte meine Freundin wissen.
„Morgen früh. Ich muss noch Kleinkram einpacken. Auf einem Motorrad kann man nicht so viel mitnehmen."
„Das ist wahr." Sophia zog ihr schwarzes Höschen an und ich versprach, dass ich ihr ein kleines Präsent mitbringen würde.
„Pass auf dich auf, Liam", lauteten ihre Worte, bevor wir uns mit einem intensiven Kuss verabschiedeten. Der Duft ihres Parfums schwebte noch immer in meiner Nase, als ich die Treppe nach unten lief.
Ich hatte es eilig, nach Hause zu gelangen, denn morgen um acht Uhr war Abfahrt. Wir hatten eine lange Strecke vor uns, für die wir fast eine Woche, nur für die Hinfahrt, benötigten. Zurück das gleiche Spiel plus die Zeit, die wir vor Ort verbrachten. Ich würde also mindestens zweieinhalb Wochen weg sein.
Zuhause angekommen suchte ich mein Zimmer auf und machte mich ans Packen. Jace würde morgen pünktlich vor der Tür stehen, sodass es besser war, alles heute Abend zu richten. Viel benötigte ich nicht und zur Not konnte man seine Sachen auch auswaschen und trocknen.
Nachdem ich fertig war, lief ich zu Fuß zu dem Haus, in dem Nan und meine Tante wohnten. Sich von meiner Großmutter zu verabschieden war Pflicht. Sie hatte sich ihr Leben lang um Niall und mich gesorgt und mir war klar, dass sie dies auch jetzt tat, sobald ich meine Reise antrat.
Zu meiner Überraschung saß Niall in der Küche und schlug sich den Bauch mit Lasagne voll.
„Hey, alles klar?", begrüßt ich ihn und setzte mich auf den freien Stuhl am Esstisch, nachdem ich meine Nan umarmt hatte.
„Ja, und bei dir?"
„Alles okay. Ich wollte mich nur von euch verabschieden, da ich für einige Tage mit dem Motorrad verreise."
Mein Cousin schaute mich an, als wollte er mich wie eine Zitrone ausquetschen, aber in Gegenwart von unserer Nan beherrschte er sich.
„Mit wem fährst du denn weg, Liam? Mit Sophia?", hakte Nan nach, worauf ich den Kopf schüttelte.
„Nein, mit einem guten Kumpel."
Niall erhob sich, stellte den leeren Teller in die Spüle und sprach: „Ich gehe mal eine rauchen. Kommst du mit?"
„Klar."
Draußen setzten wir uns auf die Stufen vor dem Haus und mein Cousin legte los: „Wohin soll die Reise gehen?"
„In den Süden. Mit dem Motorrad sucht man nach gutem Wetter."
„In den Süden", äffte er mich nach und zündete sich eine Zigarette an. Besser er wusste es nicht, wohin es mich verschlug und was ich auf dieser Reise alles tat. Ich war froh, dass einer von uns beiden die South Bronx hinter sich gelassen hatte und gönnte Niall sein Studium von Herzen. Ich war aus anderem Holz geschnitzt und mein Weg als Krimineller wahrscheinlich seit meiner Geburt vorherbestimmt.
„Im Norden ist es nicht so warm und das Wetter unbeständig", erwiderte ich ruhig.
Tief seufzte er: „Ich mache mir Sorgen um dich, Liam."
Ich gab ihm einen Klaps auf die Schulter: „Das musst du nicht, Kleiner. In zweieinhalb Wochen bin ich wieder hier. Du wirst sehen, die Zeit vergeht ganz schnell."
Niall reagierte aufbrausend: „Darum geht es doch gar nicht, sondern darum, dass du wieder in irgendeiner Scheiße drinsteckst."
„Das tue ich doch ständig. Außerdem, wer will das ändern?"
Böse schaute Niall mich an: „Du selbst, indem du dir einen anständigen Job suchst."
„Ich kann nicht einfach aus der Gang aussteigen. Das sollte dir bewusst sein, Niall."
Er nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch aus den Nasenlöchern: „Ich bin ja nicht dämlich. Aber vielleicht gibt's ja mal die Möglichkeit für dich einen Deal auszuhandeln."
Laut lachte ich auf: „Dafür stecke ich zu tief drin. Als rechte Hand vom Boss lässt dich da keiner einfach gehen."
Niall blieb stumm, doch ich konnte die Sorgenfalte auf seiner Stirn erkennen. Ich verstand ihn wirklich, aber ändern ließ sich mein Leben nicht. Zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Zum Glück akzeptierte Sophia die Situation. Sie wuchs in der South Bronx auf und wusste, wie schwer es war, hier sauber zu bleiben. Auch wenn sie es geschafft hatte, hieß das nicht, dass dies auch für andere galt.
Nialls Mum kam vom Einkaufen zurück, sodass ich die Gelegenheit bekam, mich auch von ihr zu verabschieden.
„Grüß Colin von mir und ich wünsche dir eine gute Reise", meinte sie.
Es wurde Zeit für mich zu gehen.
In der Nacht schlief ich wie ein Murmeltier und wurde erst wach, als der Wecker loslegte. Gestern Abend hatte ich mich bereits von meinem Vater verabschiedet. Auch er hatte keine Ahnung, welchen Geschäften ich nachging, aber solange ich ihm steckte, dass ich damit Geld verdiente, war für ihn alles in Butter.
Pünktlich um acht Uhr tauchte Jace auf. Wir begrüßten uns mit einem Faustcheck und er sprach: „Kann es losgehen?"
„Klar, ich bin fertig."
Aus New York herauszukommen war an diesem Samstag nicht so schlimm wie an Werktagen und als wir uns auf dem Highway befanden, spürte ich das Gefühl der Unabhängigkeit und Weite, das bei mir regelmäßig aufkam, wenn ich Motorrad fuhr.
Das Wetter spielte mit, es blieb trocken, somit gestaltete sich der Trip sehr angenehm.
Unsere erste Übernachtungspause legten wir nach gut 370 Meilen in der Nähe von Pittsburgh ein. Das Motel war billig, die Zimmer zweckmäßig und um die Ecke befand sich ein Burgerrestaurant, in dem wir unseren Hunger stillten.
„Bist du nervös?", erkundigte sich Jace, aber ich schüttelte meinen Kopf.
„Noch nicht, vielleicht kommt das noch, wenn wir kurz vorm Ziel sind."
„Keine Sorge, das wird laufen."
Als ich im Bett lag, schrieb ich eine Nachricht an Sophia und eine an Niall. Die beiden sollten sich nicht unnötig Sorgen machen. Durch die lange Fahrt mit dem Motorrad war ich entsprechend müde und schlief wie ein Bär. Am nächsten Morgen ging es direkt nach dem Frühstück los. Die Route führte uns bis nach St Louis in Missouri, wo es bereits spürbar wärmer und schwüler war als in New York.
Da es sich um unsere längste Teilstrecke handelte, tat mir der Hintern noch immer weh, als ich später im Bett lag. Über sechshundert Meilen auf einem Motorrad waren kein Pappenstiel, aber ich hatte vorher gewusst, was auf mich zukam.
Oklahoma hieß unser nächstes Ziel, danach folgten Tucumcari in New Mexico, Holbrook in Arizona und Yuma, bevor es schließlich Richtung mexikanische Grenze ging.
Von Yuma lag die Grenze nach Mexiko 183 Meilen entfernt. Wir fuhren gemütlich, ließen uns den Wind um die Nase wehen und genossen das schöne trockene Wetter.
Etwa fünf Meilen vor der Grenze bog Jace auf einen Parkplatz ab. Einige Felsen ragten auf und nachdem wir die Maschinen abgestellt hatten, führte er mich zu einer kleinen Höhle. Dort deponierten wir unsere Waffen, oder besser gesagt wir verbuddelten sie im Sand. Es war streng verboten, Waffen nach Mexiko einzuführen und daran hielten wir uns.
An der Grenze selbst wurde außer unseren Reisepässen nichts kontrolliert.
„Das machen die bei der Rückreise in die USA gründlicher", klärte Jace mich auf. „Also immer schön cool bleiben."
Im Moment war ich noch cool, zog am Gas, nachdem wir es über die Grenze geschafft hatten, und fuhr hinter Jace her. Ein Schild wies uns darauf hin, dass wir gleich in Tijuana sein würden, der angeblich gefährlichsten Stadt der Welt. Auf diesen Ort war ich schon mächtig gespannt.
„Richtig beeindruckende Sehenswürdigkeiten gibt es in Tijuana meiner Meinung nach nicht", meinte Jace, als wir unsere Motorräder auf dem Parkplatz eines Supermarktes abstellten. Wir hatten Durst und die Wasserflaschen waren leer. Mehr als eine bekam man auf dem Motorrad nicht unter.
„Wir haben noch etwas Zeit. Unser Kontaktmann kommt erst gegen drei Uhr", ließ Jace mich wissen. „Schauen wir uns die Stadt ein bisschen an."
Trotz der fehlenden Sehenswürdigkeiten hatte die Stadt ihren ganz eigenen Charme und war definitiv einen Besuch wert. Vielleicht rührte meine Empfindung daher, dass ich zum ersten Mal in Mexiko war. Sobald wir die Grenze überquert hatten, herrschte sofort eine ganz andere Atmosphäre als in den USA. Es war bunter, laute Musik wurde gespielt, es gab typisches mexikanisches Essen und insgesamt empfand ich Tijuana lebhafter als die amerikanischen Städte.
Wir bummelten über die Hauptstraße für Touristen, die Avenida Revolución. Auf dieser reihten sich Restaurants, Bars und Clubs aneinander. Die Preise für Essen und Trinken waren teilweise um ein Vielfaches günstiger als in den USA.
Jace machte mich darauf aufmerksam, dass einige Bars und Restaurants keine Preise auf den Speisekarten angegeben hatte.
„Das sind die, wo man die Touristen übers Ohr haut", meinte er grinsend.
„Also da, wo wir auf keinen Fall hingehen", sprach ich und schob mir die Sonnenbrille auf der Nase zurecht.
In einer Bar mit vernünftigen Preisen auf der Karte kostete das Bier nicht mehr als einen Dollar.
„Hier lebt es sich billig", stellte ich fest und Jace lachte: „Aber auch gefährlich."
In einem kleinen Laden, der Andenken und Schmuck verkaufte, erstand ich ein Armband mit bunten Perlen für Sophia. Ich hatte ihr versprochen, etwas mitzubringen und dies hielt ich auch ein.
Gegen drei Uhr trafen wir wieder auf dem Parkplatz ein. Direkt neben unseren Maschinen parkte ein großer schmutziger Pick-Up. Ein fülliger Mann mit buschigen schwarzen Augenbrauen und schätzungsweise mexikanischen Wurzeln stieg aus dem Auto.
Gründlich musterte er uns und als wir näherkamen, sprach er mit Akzent: „Ich habe eine Schraube verloren."
Das war der Code.
„Dann lass sie uns suchen", antwortete Jace, worauf der Mann breit grinste.
„Der Boss erwartet euch. Folgt mir."
Wir fuhren ein gutes Stück aus Tijuanas Zentrum heraus, in eine Art Vorort, wo wir auf eine staubige Straße abbogen. Letztendlich führte diese zu einer Hacienda, die sich, von großen Kakteen umgeben, perfekt in die Landschaft einfügte.
Die Motorräder konnten wir direkt vor dem Haus parken und der Typ geleitete uns hinein und kündigte uns lautstark an: „Boss, sie sind da."
Er führte uns einen großen Salon, in dem drei Männer, allesamt südländische Typen, an einem großen runden Tisch saßen.
„Herzlich Willkommen in Mexiko, Jace und Liam."
Da war jemand gut informiert.
„Für die nächsten vierundzwanzig Stunden seid ihr meine Gäste und wir werden das Geschäft abschließen."
Er bot uns etwas zu trinken an und kurz darauf saßen wir ebenfalls am Tisch.
„Mein Name ist Gonzales, aber das wisst ihr sicher", sprach er.
Ich ließ meinen Blick über seine glänzenden schwarzen pomadigen Haare schweifen. Goldene Ringe mit wertvollen Edelsteinen schmückten seine dicken Finger und seine Goldkette war ebenfalls ein kleines Vermögen wert.
„Die Kohle", verlangte er, nachdem wir angestoßen und den Alkohol vernichtet hatten.
Jace und ich hatten jeweils die Hälfte das Geldes einstecken, schon alleine aus Sicherheitsgründen. Jace legte zuerst seinen Anteil der Kohle auf den Tisch, danach folgte ich.
„Zähle es nach", forderte Jace und Gonzales wies mit dem Kopf zu einem der beiden Männer. Wahrscheinlich der Kassierer der Organisation. Dass er öfter Geld zählte, bemerkte ich sofort, denn es ging so schnell, dass ich nicht mehr mitkam.
„Die Kohle stimmt."
„Gut, dann bitte ich euch, eure Maskottchen von den Motorrädern zu holen."
Gonzales grinste uns an, als wir aufstanden, um nach draußen zu gehen. An den Rückenlehnen der beiden Motorräder waren zwei abgeranzte Teddybären mit Kabelbinder festgemacht. Diese trugen kleine Kunstlederjacken im Biker-Stil, sowie Stirnbänder mit dem Aufdruck 'Born To Ride'.
Mit einem Messer schnitt ich die Kabelbinder auf und eine Minute später lagen die Stofftiere vor Gonzales auf dem Tisch.
„Meine Frau wird sich darum kümmern", sprach er. „Aber nun seid meine Gäste."
Es gab Essen in Hülle und Fülle. Tacos, Tortillas, Chili con carne, Burritos und vieles mehr. Scharfes Essen machte mir nichts aus und so probierte ich von allem ein bisschen. Auch Jace schlug zu und später tranken wir Mezcal, mexikanischen Schnaps. Das Zeug haute rein, nach mehreren Gläsern wurde ich müde und Jace erging es ähnlich.
Man zeigte uns das Gästezimmer, in dem wir nächtigten. Zwei Betten standen darin und ich haute mich gleich in das erste, wo ich sofort einschlief.
Erst am nächsten Morgen erwachte ich durch ein lautes Schnarchen. Jace sägte einen kompletten Urwald ab, zumindest hörte es sich so an.
„Hey, Kumpel, aufstehen, es wird Zeit für die Morgengymnastik", weckte ich ihn.
Es dauerte einen Moment, ehe er sich regte und derweil belegte ich das Badezimmer. Duschgel und Handtücher waren vorhanden, selbst einen Rasierer fand ich vor. Diesen nutzte ich jedoch nicht, denn mir gefiel mein Drei-Tage-Bart.
Gonzales begrüßte uns, als wir im Salon eintrafen und auch seine Frau war anwesend. Sie überreichte uns die beiden Teddybären mit einem Lächeln: „Sie sind abfahrbereit."
Zuerst ließen wir uns das gute Frühstück schmecken, dann zeigte uns Gonzales das Gelände um die Hacienda. Ein riesiges Areal mit zahlreichen Pflanzen tat sich vor meinen Augen auf. Es gab einen großen Pool, inklusive einer Poolbar sowie mehrere Liegen, die am Becken standen.
„Wollt ihr eine Runde schwimmen?", erkundigte er sich. „Ihr habt noch Zeit, denn jetzt solltet ihr nicht losfahren. Die Wartezeit an der Grenze ist kürzer, wenn man spät dort eintrifft."
Das freundliche Angebot nahmen wir gerne an. Man händigte uns Badehosen, Handtücher und alkoholfreie Cocktails aus. Gonzales selbst leistete uns am Pool Gesellschaft und sprach: „Wenn alles glatt läuft, dürft ihr gerne eine der nächsten Kurierlieferungen übernehmen. Wir wechseln gerne zwischendurch, sonst fällt es auf. Und hütet euch davor, in einen Motorradclub einzutreten. Die werden immer besonders gründlich kontrolliert."
„Das wissen wir", meinte Jace und griff nach seinem bunten Cocktailglas. „Ohne Patch auf der Kutte ist es generell einfacher. Außerdem reicht uns die Gang, da brauchen wir nicht Mitglied in einem Motorradclub zu sein."
„Gute Einstellung", fand Gonzales.
„Arbeiter ihr eigentlich nur mit Motorradkurieren zusammen?", erkundigte ich mich.
Gonzales nickte: „Ja, mit Autos ist es zu gefährlich, weil man da viel transportieren kann und dementsprechend wird an der Grenze gefilzt."
Das leuchtete mir ein.
Nach einem guten Abendessen entließ Gonzales uns aus seiner Obhut.
„Viel Erfolg", sprach er zum Abschied.
Bevor auf die Motorräder stiegen, überprüften wir, ob die Teddybären auch wirklich fest an den Rückenlehnen angebracht waren. Sie zu verlieren wäre der absolute Albtraum.
„Okay, los geht's", meinte Jace und Sekunden später starteten wir die Motoren.
Der Typ, der uns gestern auf dem Parkplatz einsammelte, geleitete uns bis zur Innenstadt von Tijuana, dann bog er rechts ab, während wir geradeaus zur Grenze fuhren.
Es war viel mehr los als auf der anderen Seite bei der Einreise und wir reihten uns in die lange Schlange ein. Es dauerte fast eine Stunde, bis wir zu den Grenzbeamten gelangten. Die Mexikaner winkten uns durch, aber die Amerikaner fragten sogleich nach den Reisepässen.
Stumm händigte ich meinen aus und Jace tat das gleiche.
„Sie waren etwas mehr als vierundzwanzig Stunden in Mexiko. Hatte das touristische Zwecke?"
„Ja, wir haben uns Tijuana angesehen", sprach ich munter.
„Haben Sie dort etwas gekauft?"
„Ein Armband für meine Freundin."
„Bitte zeigen Sie es mir."
„Dazu muss ich absteigen, es ist in der linken Satteltasche." Langsam brach mir der Schweiß aus und mein Herzschlag wurde schneller.
Man wies mich an zur Seite zu fahren, damit ich der Forderung des Beamten nachkam. Jace musste mir folgen und als wir vor den Bikes standen, tastete man uns nach Waffen ab.
„Okay, die sind beide sauber", meinte der eine Beamte, dem ich dann das Armband aushändigte.
Er besah es sich kurz, nickte und gab es mir zurück: „Das ist okay. Dann wünschen wir Ihnen eine gute Fahrt."
Fünf Meilen nach der Grenze kam ein Parkplatz, den Jace ansteuerte. Mittlerweile war es stockdunkel, aber noch immer sehr warm. Jace zündete sich ein Zigarillo an und paffte seelenruhig.
„Also, Liam, steht unser Plan noch?"
„Natürlich."
„Gut, dann suchen wir uns jetzt ein Motel, liefern das Zeug morgen ab und erledigen dann den Rest."
Wenn ich vieles geglaubt hatte, aber nicht, dass man auf diese Art und Weise und vor allem so leicht Kurierfahrten erledigen konnte.
______
Habt ihr am Anfang gedacht, dass ihr im falschen Buch gelandet seid?
Wann habt ihr gecheckt, dass die Frau Sophia ist?
Und was haben Liam und Jace noch vor?
Und glaubt ihr, diese Kurierfahrten funktionieren immer so einfach?
Was transportieren die beiden wohl?
Wo ist die Ware versteckt?
Wie mag das wohl mit Liam enden? Schafft er es irgendwann aus dem Sumpf rauszukommen?
Danke an die lieben Leser, die noch immer kommentieren. Ihr verdient das Prädikat wertvoll.
LG, Ambi xxx
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top