09. Delirium
Livin' easy
Lovin' free
Season ticket on a one way ride
Askin' nothin'
Leave me be
Takin' everythin' in my stride
Don't need reason
Don't need rhyme
Ain't nothin' that I'd rather do
Goin' down
Party time
My friends are gonna be there tooI'm on the highway to hell
On the highway to hell
Highway to hell
I'm on the highway to hell
AC/DC - Highway To Hell
< N I A L L >
Mein gewohntes Leben zerbrach Stück für Stück.
Erst die Trennung von Robyn und nun zog Louis aus. Er hatte es bereits vor Wochen angekündigt und jetzt war der Tag x gekommen. Für mich ein trauriger Tag, aber dennoch half ich ihm, seine Sachen in Eleanors Kombi zu verfrachten. Viel nahm er nicht mit. Klamotten, Schuhe, sowie die Bücher für seine Ausbildung zum Koch.
Für seine Mum und seine Schwestern gestaltete sich der Abschied nicht einfach, obwohl Louis nicht aus der Welt war. New Jersey lag lediglich auf der anderen Seite des Hudson Rivers, aber sie wussten, dass er nicht täglich vorbeischauen konnte.
„Mach's gut. Niall. Wir sehen uns und stell keinen Blödsinn an", verabschiedete er sich von mir.
„Keine Sorge, du weißt doch, Unkraut vergeht nicht", scherzte ich.
In meinem Magen lag ein Stein und ich wusste nicht, wie ich damit klarkommen sollte, dass ich nicht mehr einfach so bei ihm klingelte und wir auf der Türschwelle sitzen würden, um zu quatschen. Louis war bisher eine wichtige Konstante in meinem Leben, die sich binnen Sekunden in Luft auflöste.
„Es tut mir leid, dass ich dich gerade jetzt alleine lasse", seufzte mein bester Freund.
„Das ist schon in Ordnung", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Du liebst Eleanor, sie liebt dich und da will man einfach zusammenziehen, wenn man die Möglichkeit hat. Aber glaube nicht, dass ich dir nicht mehr auf den Keks gehe. Schließlich gibt es Handys."
Louis lachte aus vollem Hals, wie es nur jemand tat, der vor Glück überschäumte: „Das hoffe ich doch, Niall. Und wehe, du kommst uns nicht in Hoboken besuchen!"
„Keine Sorge, das mache ich auf jeden Fall."
Louis stieg in den Wagen und Eleanor fuhr los. Wir winkten ihm alle hinterher und ich hörte seine Mum neben mir seufzen: „Da geht er hin, mein Erstgeborener. So schnell werden die Kinder groß. Es ist nicht einfach, ihn loszulassen und nun keinen Mann mehr im Haus zu haben."
„Ach", sprach meine Nan, „wenn es daran mangelt, schicke ich dir Niall ab und zu vorbei. Der kann dir helfen, wenn es was Schweres zu tragen gibt."
Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, Louis' Mum nicht zu unterstützen. Seit jeher zeichnete sich unsere Nachbarschaft durch Hilfsbereitschaft und Freundschaft aus.
„Natürlich komme ich rüber, wenn du Hilfe brauchst", sprach ich und prompt meldete sich Lottie zu Wort: „Das würde ich gerne in Anspruch nehmen, Niall. Ich ziehe nun in Louis' altes Zimmer und der ganze Kram muss irgendwie rüber. Außerdem will ich die Möbel umstellen."
Es kostete mich den ganzen Samstag die Möbel zu verrücken und Lottie bei ihrem Umzug innerhalb der Wohnung unter die Arme zu greifen. Zwischendurch brachte ihre Mum Sandwiches und als wir alles geschafft hatten, ließ Lottie sich auf das Bett fallen: „Danke, Niall. Das war echt toll von dir."
„Kein Problem."
Sie grinste breit: „Endlich habe ich mein eigenes Reich und muss nicht mehr mit Daisy und Phoebe in einem Zimmer schlafen. Das war so ultra nervig."
„Ich kann es mir vorstellen", erwiderte ich. „Mit sechzehn braucht man ein bisschen Freiraum und sein eigenes Zimmer."
„Ja, mein Freund konnte bisher nie hierherkommen."
Vermutlich wäre Louis sowieso ausgetickt, wenn er das Bürschchen zu fassen bekommen hätte. Dies sprach ich nicht laut aus, um Lottie nicht auf die Palme zu bringen. Ihr Temperament konnte es locker mit einem Energy Drink aufnehmen und darauf hatte ich echt keine Lust.
Als ich mich von Lottie verabschiedete, richtete sie eine Frage an mich: „Nimmst du mich mal mit ins Groove?"
Augenblicklich froren meine Gesichtszüge ein: „Nein, keine Chance. Du bist erst sechzehn. Wir können darüber reden, wenn du achtzehn bist. Dann besorge ich dir auch einen gefälschten Führerschein."
„Ist das ein Deal?"
„Ja, ist es."
Lottie nickte mir zu und ich beeilte mich nach Hause zu gelangen. Essen, duschen, umziehen – in Rekordzeit war ich fertig für das Groove. Louis würde heute nicht kommen, aber Liam gab sich in Begleitung von Sophia die Ehre. Gabby tauchte ebenfalls auf und somit war mein Abend gerettet. Ich überstand ihn, wie die Wochenenden zuvor, mit viel Alkohol und wenig Zigaretten.
Entsprechend lange schlief ich am Sonntag und besuchte nach dem Mittagessen meine Mum im Knast.
„Du siehst schlecht aus, Niall", lauteten ihre Worte zur Begrüßung.
„Danke, Mum", erwiderte ich sarkastisch. Ich hatte ihr noch kein Wort über meine Trennung mit Robyn erzählt. Es kostete mich einfach zu viel Kraft, darüber zu reden. Ich wollte dieses Ereignis aus meinem Kopf verbannen, aber es gelang mir nicht. Oder zumindest nur zeitweise.
Doch heute schien meine Mutter einen sechsten Sinn zu entwickeln.
„Wie geht es eigentlich deiner Freundin? Du hast schon lange nichts mehr von ihr erzählt."
Ohne sie anzuschauen, antwortete ich: „Wir sind nicht mehr zusammen. Sie wohnt und studiert jetzt in LA."
„Was? Seit wann denn das?"
„Seit Semesterbeginn. Und Mum, könnten wir bitte das Thema wechseln?"
Ich blickte zu ihr und hörte sie seufzen: „Sie hat dich verletzt, oder?"
„Nein."
„Nein? Dann war schon vorher Schluss?"
„Mum!" Mir platzte der Kragen. „Wenn du nicht gleich aufhörst, gehe ich auf der Stelle."
Abwehrend hob sie ihre Hände: „Okay, ich habe verstanden. Kein Wort mehr davon." Sie zupfte an ihrer Gefängniskleidung und ich atmete tief durch.
„Erzähl mir von deinem Studium. Wie geht es voran?"
Es fiel mir vergleichsweise leicht, darüber zu berichten. Über die Auftritte im Brandy's und allgemein meine Fortschritte beim Pianospiel sowie auf der klassischen Gitarre. Zum Schluss setzte ich meine Mum über Louis' Umzug in Kenntnis, worauf sie fast das Gleiche sagte wie seine Mutter: „Irgendwann werden die Kinder flügge, aber es tut immer weh, sie loszulassen. Egal wie alt sie sind."
„Da hast du bei mir noch Zeit", erwiderte ich grinsend. „Solange ich studiere, kann ich mir keine eigene Wohnung leisten."
Insgeheim dachte ich darüber nach, wie es wohl werden sollte, wenn man Mum aus dem Knast entließ. Wir brauchten dringend eine größere Wohnung, denn im Wohnzimmer konnte sie auf Dauer nicht schlafen. Die zweite Variante war, dass Mum und ich in eine Wohnung zogen und Großmutter in ihrer eigenen blieb. So war es gewesen, bevor Mum eingebuchtet wurde. Da ich damals noch nicht volljährig war, nahm Nan mich bei sich auf. Etwas Besserer konnte mir nicht passieren, denn sie war meine Rettung.
Nach dem Besuch im Knast fuhr ich zurück in die South Bronx, um mich auf das Brandy's einzustimmen. Wehmütig zog ich das Hemd an, das Robyn mir letztes Jahr zu Weihnachten schenkte. Armani, edler Stoff, weich und sanft. Kurz schloss ich meine Augen und bildete mir ein, Robyns Parfum zu riechen. Ich sah ihr glattes Haar, ihre braunen, leuchtenden Augen und prompt verkrampfte sich mein Magen. Sie fehlte mir unendlich. So sehr, dass es wehtat.
Da ich keinen Hunger hatte, aß ich nichts, bevor ich aufbrach. Nan sah mich strafend an, aber zwingen konnte sie mich nicht. Sie wünschte mir einen schönen Abend, wobei ich wusste, dass sie nicht eher schlafen würde, bevor ich zuhause war.
Wie immer wusste ich nicht, was mich erwartete. Ob die Bar gut besucht war und welches Publikum sich die Ehre gab. Nur eines war sicher: Taylor spielte vor mir.
In der Garderobe begrüßten wir uns herzlich mit einer Umarmung und sie erkundigte sich, wie mein Wochenende gewesen sei.
„Es war okay. Heute habe ich meine Mum besucht und gestern meinem besten Freund beim Auszug geholfen."
„Oh, wo ist er hingezogen?"
„Nach New Jersey, Hoboken, um es genau zu definieren."
„Echt? Da kommt mein Verlobter her."
Na super. Dieses Arschgesicht tauchte heute bestimmt wieder hier auf.
Taylor begab sich zum Piano und ich folgte ihr und stellte mich an die Theke. Bevor ich etwas bestellen konnte, schob mir der Barkeeper einen Scotch zu: „Der wurde gerade für dich geordert."
„Von wem?"
Ich hatte noch keine einzige Note gespielt und bekam jetzt schon einen Drink spendiert.
„Von der Lady mit dem roten Haar", gab der Barkeeper zur Antwort und wies mit seinem Kopf in die entsprechende Richtung der Dame. Sie saß auf der gegenüberliegenden Seite der Theke auf einem Barhocker. Direkt daneben ein Typ, offensichtlich ihre Begleitung.
Ach.Du.Scheiße.
Sie war heiß und bestimmt schon Ende zwanzig. Eine Granate mit einer super Figur und einem sexy Lächeln, das sie mir schenkte, als ich ihr zuprostete. Dabei lief es mir abwechselnd heiß und kalt den Rücken hinunter. Wie konnte ich die Aufmerksamkeit einer solchen Frau erringen? Hatte sie mich etwa letzten Sonntag spielen gehört? Komisch, dass sie mir nicht auffiel.
Nachdenklich nippte ich an meinem Scotch, während mein Blick zu Taylor glitt. In ihrem cremefarbenen glänzenden Kleid bot sie am Piano einen bezaubernden Anblick. Ihren Stecher konnte ich zum Glück nirgendwo entdecken, aber ich glaubte mich fälschlicherweise in Sicherheit, denn plötzlich legte sprach mich jemand an. Taylors Verlobter.
„Niall, richtig?"
„Ja, richtig, Kane."
Seinen Namen hatte ich mir gemerkt, doch es änderte nichts an der Tatsache, dass ich ihn affig fand. Er passte so gar nicht zu Taylor und ich fragte mich, was sie an ihm fand.
Er trank ebenfalls einen Scotch und versuchte, mir ein Gespräch aufzuzwingen. Gott sei Dank kamen genau in diesem Augenblick Louis und Eleanor auf mich zu.
„Hey, Niall, ich dachte, wir sehen uns heute wieder deinen Auftritt an", sprach mein Kumpel und grinste breit. Eleanor hauchte mir einen Kuss auf die Wange und aus Höflichkeit stellte ich Kane meine Freunde vor.
„Studiert ihr auch auf der Juilliard?", wollte er wissen.
„Nein, ich bin Junior Managerin im Fitzgeralds", gab Eleanor zur Antwort, „und mein Freund Louis ist ein angehender Meisterkoch."
Nur mit größter Mühe verbiss ich mir das Lachen, als ich Kanes erstauntes Gesicht erblickte. Scheinbar glaubte er, dass man nur Leuten mit einem akademischen Abschluss den Zutritt zu dieser Bar gewährte.
Taylors Auftritt neigte sich dem Ende zu und ich verschwand kurz in die kleine Garderobe. Meine Nervosität befand sich wie üblich auf einem hohen Level, als ich den Stuhl am Piano besetzte. Sie flachte erst ab, als ich meiner Welt der Farben eintauchte und ab da war alles gut.
Die Zeit im Brandy's fühlte sich wie Balsam auf meiner Seele an. Alle Probleme verschwanden augenblicklich, sobald ich in der Musik versank und mir wurde leicht ums Herz zumute.
Viel zu schnell ging mein Auftritt vorüber und als Dank bekam ich jede Menge Applaus sowie zahlreiche Geldscheine. Außerdem spendierten die Leute mehrere Drinks. Taylor schnappte sich einen davon und unterhielt sich angeregt mit Louis über seine Ausbildung zum Koch.
„In welchem Restaurant bist du da?"
„Im Fitzgeralds."
Nur alleine die Erwähnung des Namens bewirkte, dass ich sofort an Robyn dachte. Ohne darüber nachzudenken, kippte ich meinen Scotch auf ex runter. Der Alkohol brannte in meiner Kehle und das tat auch mein Herz.
Kurz verschwand ich auf die Toilette und als ich zurück in den Gastraum kehrte, schaute ich mich nach der rothaarigen Frau um. Ich konnte sie nirgends entdecken und als ich den Barkeeper darauf ansprach, meinte er, dass sie und ihr Begleiter vor zwei Minuten gegangen wären.
Nachdenklich gesellte ich mich wieder zu meinen Freunden und Taylor schob mir den Krug mit dem Bargeld zu, das die Gäste für mich gesammelt hatten. Als ich die Scheine rausholte, stieß ich einen überraschten Laut aus, denn es befand sich ein Hundert-Dollar-Schein darunter.
„Da hat sich doch jemand vertan", sprach ich völlig geplättet.
„Und wenn schon, du hast es verdient und kannst es gebrauchen", lautete Taylors Ansicht. Ihr Stecher hatte eine Flasche Scotch für alle geordert. Vermutlich auch, um damit zu prahlen, wie viel Geld er verdiente. Wir leerten die Flasche jedoch nur zur Hälfte und als ich ging, bestand Kane darauf, dass ich sie mitnahm. Wahrscheinlich fühlte er sich nun als Samariter für die Armen.
So kam es, dass ich mit der Flasche Scotch unter dem Arm nach Hause fuhr. Großmutter lag bereits im Bett, weshalb ich mich leise in die Küche schlich, um ein Glas und Eiswürfel zu besorgen. Von der halbgefüllten Flasche war nicht mehr viel übrig, als ich mich später ins Bett legte. In meinem Kopf drehte sich alles und ich war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Langsam dämmerte ich weg und erwachte erst am nächsten Morgen, als der Wecker Terz machte.
„Scheiße", murmelte ich, denn meine Birne fühlte sich wie Matsch an. Zudem schmerzte mein Kopf, als würde jemand mit einem Hammer darauf schlagen. Ich brauchte unbedingt Schmerztabletten, um den Tag in der Uni zu überstehen.
Halb benommen wankte ich ins Bad, ließ eiskaltes Wasser über meine Hände laufen und spritzte mir dieses ins Gesicht. Herrgott, ich sah aus wie Frankenstein persönlich.
Zum Glück hatte ich gestern nicht kotzen müssen, sondern einfach nur meinen Rausch ausgeschlafen. Ich brauchte viel länger als gewöhnlich, um fertig zu werden und bevor ich die Küche betrat, schmiss ich mir eine Tablette ein.
„Guten Morgen, Nan." Meine Stimme klang fürchterlich rau, hoffentlich gab sich das im Laufe des Tages, denn für mich stand heute Gesangsunterricht auf dem Programm. Mrs Carrington würde nicht begeistert sein, wenn ich wie ein Rabe krächzte, anstatt die Töne zu treffen.
Selbst Nan fiel auf, dass ich wie ein Reibeisen klang, aber ich murmelte, dass ich wohl gestern zu viel gesungen hätte. Mrs Carrington erzählte ich das Gleiche und merkte noch an, dass ich mich vielleicht erkältet hätte, worauf sie der ganzen Gruppe eine Moralpredigt hielt.
„Sie müssen auf Ihre Stimmen achten. Das ist sehr wichtig. Denn wenn Sie einmal Geld mit diesem Beruf verdienen, erwartet am von Ihnen, dass die Stimme tadellos funktioniert. Also, Erkältungen sind so gut wie tabu."
Die hatte vielleicht Nerven!
Immerhin lenkte mich die Uni erfolgreich von Robyn ab, nur in der Mittagspause kamen die Gedanken an sie regelmäßig hoch. Harry tat jedoch sein Bestes, um mich aufzuheitern und abzulenken. Dies gelang ihm vortrefflich, vor allem, wenn er in einem Kostüm vor mir saß und ohne Vorwarnung in die Rolle des Quasimodo schlüpfte. Es war herrlich und ich hatte Tränen in den Augen vor Lachen, vor allem, als seine Partnerin, das Mädchen, das Esmeralda spielte, an unseren Tisch kam und voll in die Sache mit einstieg.
„Kann man euch irgendwo mal in der Öffentlichkeit bewundern?", keuchte ich und wischte mir die letzten Tränen aus den Augen.
„Zu Beginn des vierten Semesters geben wir eine Vorstellung in der Uni, bevor man uns auf die Menschheit loslässt", erwiderte Harry grinsend. „Ihr seid alle herzlich dazu eingeladen, Applaus zu spenden."
„Das machen wir", versprach Kendall sogleich und ich nickte zustimmend.
Kaum zu glauben, dass wir nach Weihnachten ins vierte Semester rutschten. Die Zeit verging wirklich schnell, denn spätestens nach dem vierten Semester sollte man wissen, wohin die Reise beim Studium ging. Darüber brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, denn mein Plan stand schon lange fest. Pianist oder gar nichts.
Die nächsten Wochen vergingen rasend schnell, der Stress in der Uni nahm zu, da die Prüfungen näher rückten und zwischen Lernen, den Wochenenden im Groove und dem Sonntagabend im Brandy's versuchte ich möglichst allem gerecht zu werden. Regelmäßig schoss ich mich samstags im Club mit Alkohol ab. Nur so schaffte ich es, nicht dauernd meiner Beziehung mit Robyn hinterher zu trauern. Und auch im Brandy's vernichtete ich jede Menge Scotch und Whiskey.
An Thanksgiving, der letzte Donnerstag im November, feierte ich zuhause mit Nan, Liam und Onkel Colin. Die Uni blieb freitags geschlossen und somit gab es keinen Grund für mich, früh ins Bett zu verschwinden. Wie üblich landete ich mit Liam und Louis im Groove. Letzterer verbrachte den wichtigen Feiertag gemeinsam mit Eleanor bei seiner Familie in der South Bronx, sodass wir die alten Zeiten aufleben ließen.
Zuerst tanzte ich mir die Seele aus dem Leib, dann trank ich Alkohol in rauen Mengen. Und zwar so schlimm, dass ich am nächsten Tag nicht mehr wusste, wie ich nach Hause gekommen war. Dies tangierte mich nur mäßig, denn ein Filmriss bedeutete gleichzeitig keinen Herzschmerz.
Erneut brummte mein Schädel und bevor ich die Augen richtig öffnete, klopfte es an meine Zimmertür.
„Wer ist da?", murmelte ich noch halb im Delirium.
„Liam."
Ohne Aufforderung trat er ein und setzte sich auf die Matratze.
„Wie geht es dir, Kleiner?"
Ich fühlte mich zum Kotzen, gab das aber nicht zu: „Mittelprächtig."
„Du siehst erbärmlich aus", sprach mein Cousin brutal ehrlich. „Vielleicht solltest du etwas weniger saufen, Niall. Ich mache mir echt Sorgen um dich."
„Ach quatsch, mit geht's doch blendend", wehrte ich ab und spürte das hässliche Brummen in meinem Kopf. Das Licht, welches durch die halbgeöffnete Zimmertür drang, tat mir in den Augen weh und verschlimmerte die Kopfschmerzen.
„Den Eindruck habe ich nicht und Louis ebenfalls nicht. Du kannst von Glück sagen, dass Nan nichts davon mitbekommen hat, wie wir dich in dein Zimmer brachten." Liams Stimme hatte einen zischenden Laut, als er weitersprach: „Du warst völlig weggetreten, Kleiner."
„Unsinn", behauptete ich, „ich war nur müde."
„Vielleicht lässt du es heute mal langsamer angehen."
Das tat ich wirklich, aber nur so lange, bis ich aus dem Groove nach Hause kam. In meinem Schrank bunkerte ich Jack Daniels Whiskey und trank aus der Flasche, bis meine Gedanken nicht mehr geradeaus liefen.
Es war so leicht, sich mit Alkohol auszuknipsen, so verführerisch, da er mich und sämtliche Gefühle betäubte. An den Wochenenden würde ich mir das weiterhin gestatten. Sollten Liam und Louis reden, was sie wollten. Keiner von beiden befand sich in meiner Situation und somit stand ihnen ein Urteil nicht zu.
Der Sonntagabend im Brandy's verlief für mich ein wenig anders als sonst, denn ich durfte Taylors Schicht mit übernehmen. Sie verbrachte das verlängerte Wochenende bei ihren Eltern in Pennsylvania und kehrte erst spät am Abend zurück. Für mich fühlte es sich besonders an, dass man mir gestattete, für jemanden einzuspringen und länger zu spielen als gewöhnlich. Natürlich bedeutete dies mehr Trinkgeld und auch mehr Drinks, die spendiert wurden.
Wie üblich tauchte leichtes Lampenfieber auf, aber es verschwand und ich konzentrierte mich ganz auf das Piano und den Gesang. Vielleicht klang meine Stimmer rauer als sonst, aber das Publikum merkte nichts, denn die Spenden fielen üppig aus und der Applaus dröhnte in meinen Ohren.
Nachdem ich vier Drinks an der Bar vernichtet hatte, schob mir jemand eine Flasche Scotch zu: „Hier, für dich, Junge. Du hast toll gespielt."
„Danke."
Ich zog mich in die Garderobe zurück, blickte in die Spiegel prompt tauchte Robyn in meinem Kopf auf. Sie wäre unglaublich stolz gewesen und ich wollte nichts mehr, als sie wieder zurückzuhaben. Aber das war unmöglich und diese Tatsache nagte an mir.
Der Schmerz fraß sich in mein Herz und es gab nur eine Möglichkeit ihn abzustellen. Langsam öffnete ich die Flasche und als der Alkohol meine Kehle hinabrann, fühlte ich zuerst das Brennen in meinem Magen.
Es wurde weniger, je mehr ich trank und auch der Schmerz zog sich zurück. Noch einen Schluck, ich hatte es fast geschafft die Schwelle zu überschreiten. Zuerst bewegten sich die Bilder in meinem Kopf langsamer, dann verschwammen sie zusehends und Sekunden später überrumpelte mich die Wirkung mit voller Wucht.
Ich wurde buchstäblich ins Nichts gerissen.
_____
Drama, Baby, Drama!
Endlich ist es soweit. Ich habe lange auf diesen Moment gewartet und darauf hingeschrieben.
Ich glaube, ich brauche euch nicht zu fragen, wie ihr Nialls Aktion findet...
Die Frage ist, was passiert nun?
Könnt ihr verstehen, dass er seelisch echt am Limit ist?
Wer mag ihn wohl in der Garderobe finden?
Danke für die lieben Kommis und Votes. Ich verteile heute eine Runde Kekse. Wer möchte welche?
LG, Ambi xxx
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