01. Destruction
My hands are tied
My body bruised, she got me with
Nothing to win and
Nothing left to loseAnd you give yourself away
And you give yourself away
And you give
And you give
And you give yourself awayWith or without you
With or without you, oh
I can't live
With or without you
U2 - With Or Without
< N I A L L >
„Sie können dann gehen, Mr Horan. Die Anzeige gegen Sie wurde fallengelassen."
Überrascht blickte ich auf. Das hatte ich nicht erwartet.
„Sie lassen mich jetzt wirklich frei?"
Der Beamte nickte und wies mit dem Kopf in Richtung Schreibtisch: „Sie müssen noch den Erhalt ihres Handys bestätigen."
Natürlich, man hatte mir dieses abgenommen und ich war heilfroh, als ich es wieder in meinen Händen hielt. Nichts wie weg hier!
Draußen lief ich einige Schritte, blieb dann stehen und versuchte Robyn anzurufen. Aber sie meldete sich nicht, auch nicht nach dem zwanzigsten Klingelton. Ihre Mailbox war demnach ausgeschaltet und ich beschloss, ihr zu schreiben.
„Bin wieder raus aus dem Knast, die Anzeige gegen mich wurde fallengelassen."
Ich sah, dass die Nachricht gelesen wurde, aber sie antwortete nicht. Verdammt, sie glaubte doch nicht wirklich, dass ich ihrem Vater Geld entwendet hatte?
Nachdenklich schaute ich auf das Display meines Handys. Was sollte ich nur tun? Am besten, ich fuhr bei ihr vorbei, um die Sache zu klären. Von Angesicht zu Angesicht gestaltete sich das einfacher als am Telefon oder per WhatsApp.
Leider hatte ich kein Glück.
Der Concierge schien informiert zu sein und ließ mich nicht zum Aufzug durch. So sehr ich mich aufs Betteln verlegte, es nützte nichts.
Wütend und traurig zugleich trat ich den Heimweg an. Dabei dachte ich die ganze Zeit an Robyn. Konnte es sein, dass ich mich dermaßen in ihr getäuscht hatte? Sie gar nicht der nette, liebevolle und unvoreingenommene Mensch war, den ich immer in ihr sah?
Zwischendurch probierte ich immer wieder sie anzurufen, aber sie meldete sich nicht.
„Scheiße", murmelte ich und schloss meine Augen.
Am liebsten wollte ich einschlafen und aus diesem Albtraum erwachen.
~~~
Vier Wochen lag die Scheiße mit Robyn jetzt zurück und ich hatte noch immer keine Ahnung, wo sie sich aufhielt.
Für mich stand mittlerweile fest, dass ich die Sache abhaken konnte. Ihre Handynummer war nicht mehr vergeben und auch Harry, mit dem ich darüber redete, wusste nicht, was geschehen war.
Er selbst hatte mehrfach versucht, Robyn anzurufen, schrieb ihr sogar E-Mails, aber diese wurden nicht beantwortet. Gestern hatte er mir mitgeteilt, dass seine letzte Mail nicht weitergeleitet werden konnte, da scheinbar auch die E-Mail-Adresse nicht mehr existierte.
Es fühlte sich an, als sei Robyn vom Erdboden verschluckt. Einfach weg, ohne jegliche Spuren zu hinterlassen.
Louis, Eleanor und Liam wussten auch keinen Rat, wobei Eleanor eine Vermutung aussprach: „Ich denke, sie ist nicht mehr in New York."
„Das wird sich nach den Semesterferien zeigen", erwiderte ich resigniert.
Obwohl die Sonne schien und eine unglaubliche Wärme über New York verbreitete, fühlten sich meine Tage kalt und grau an.
So taub, wie mein Herz. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können und jeden Morgen, wenn ich aufstand, ging mein erster Blick zum Handy, in der Hoffnung, Robyn könnte mir eine Nachricht hinterlassen haben.
Doch das tat sie nicht.
Glücklicherweise lenkte mich die Arbeit beim Lebensmittelgroßhändler am Hunts Point zumindest tagsüber ab. Die letzten beiden Wochen der Semesterferien ackerte ich dort, um mir ein bisschen Kohle beiseitezulegen.
Vor körperlicher Arbeit scheute ich mich nicht. Es war mir egal, wie ich mein Geld verdiente, Hauptsache auf ehrlicher Basis. Lukrativer wären Geschäfte mit Drogen, aber davon ließ ich die Finger, denn sonst gingen meine Chancen, aus der South Bronx rauszukommen, gen Null. Die Musik würde ich niemals aufgeben. Sie war alles, was mir noch blieb und ich war entschlossen, mein Studium zu schaffen.
Zahltag beim Lebensmittelgroßmarkt war immer freitags, wobei man den Aushilfen das Geld in bar aushändigte. Täglich schrubbte ich Überstunden und das machte sich bezahlt. Am Ende der ersten Woche steckte ich etwas Kohle in Bob, unser Sparschwein und hatte noch reichlich, was ich für mich zur Seite legte.
Die Abende am Wochenende im Groove waren die Hölle für mich. Ich vermisste es, mit Robyn zu tanzen, ihr Lachen zu hören, mit ihr nach Hause zu laufen und am nächsten Morgen neben ihr aufzuwachen.
Louis und Liam leisteten wir Gesellschaft, wann immer sie konnten, und oftmals saßen Louis und ich spät abends auf der Treppe vor seinem Haus, um zu quatschen. Er verstand die Situation ebenso wenig wie ich.
„Weißt du Niall, ich habe den Verdacht, dass da was gehörig schiefgelaufen ist", meinte er. „Du solltest Robyn nicht vorschnell verurteilen."
„Das tue ich doch gar nicht", würgte ich hervor, dabei klang meine Stimme nicht gerade überzeugend. „Es ist spät, ich gehe schlafen, denn morgen muss ich früh raus", ließ ich meinen besten Freund wissen.
„Schlaf gut", rief Louis mir hinterher.
Das tat ich nicht mehr, seit Robyn aus meinem Leben verschwand. Auch in der heutigen Nacht wälzte ich mich lange im Bett umher, bevor ich endlich einschlief. Dementsprechend müde fühlte ich mich am nächsten Morgen. Gott sei Dank war heute mein vorletzter Arbeitstag, was bedeutete, dass auch die Semesterferien vorüber waren. Morgen würde ich nochmal Geld einsacken und durch die zahlreichen Überstunden sehr viel mehr als geplant.
Zehn Stunden arbeitete ich an diesem Tag und als ich auf die Straße trat, zündete ich mir erstmal eine Kippe an. Auf dem Weg zur Bushaltestelle schweifte mein Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite.
Und plötzlich sah ich ihn.
Zayn stand alleine vor einem Laden und tippte auf seinem Handy herum. Augenblicklich stieg eine geballte Ladung Wut in mir auf. Er hatte Robyn damals wehgetan und das sollte er büßen.
Lange hatte ich auf diesen Moment gewartet und jetzt war er gekommen. Zayn, ohne jegliche Begleitung. Nur er und ich. Das empfand ich als fair.
Mit einer schnellen Handbewegung schmiss ich die Zigarette weg, eilte über die Straße und bevor er mich erblickte, versetzte ich ihm einen harten Schubs.
„Hey, was soll das...?" Überrascht starrte er mich an, doch ich holte bereits zum Schlag aus. Meine komplette Wut, Enttäuschung und Trauer lagen in diesem einen Hieb.
„Das ist für Robyn!"
Zayn ging zu Boden und ich schmiss mich auf ihn. Er wehrte sich heftig und ich bekam einige Hiebe ab. Aber ich war dermaßen in Rage, dass ich nichts davon spürte. Lange war ich nicht mehr so ausgerastet und dachte nicht an etwaige Konsequenzen. Für mich war nur wichtig, dass ich dem Penner endlich eine aufs Maul haute. Das verdiente er.
Zayn rollte sich zusammen, als ich von ihm abließ. Sein rechtes Auge zeigte bereits jetzt Schwellungen und Verfärbungen. Ein schönes Veilchen blitzte mir entgegen und voller Genugtuung ging ich mit siegessicheren Schritten zur Bushaltestelle. Zum Glück fuhr der Bus gerade in die Haltestelle und ich stieg ein. Als ich meinen Sitzplatz gefunden hatte, beobachtete ich Zayn, der mit einer drohenden Geste am Straßenrand stand.
Er sollte mir ruhig drohen, das war mir egal. Morgen nochmal und ich würde sowieso nie wieder hier arbeiten.
Als ich nach Hause kehrte, sprach Nan mich auf meine schmutzige Kleidung und die Kratzer im Gesicht an.
„Ich ziehe mich gleich um", antwortete ich neutral. Sie sollte möglichst nichts von diesem Zwischenfall erfahren. Ohnehin machte sie sich zu viele Sorgen um mich, weil Robyn und ich nicht mehr zusammen waren. Über die näheren Umstände hatte ich meine Nan nicht informiert. Mir fiel es schwer, darüber zu reden und es war vermutlich besser, wenn sie nichts über meinen kurzen Gefängnisaufenthalt wusste.
Wir saßen gerade beim Abendessen, als Liam auftauchte. Argwöhnisch musterte er mich und nahm mich später mit nach draußen.
„Was ist passiert?"
„Zayn", erwiderte ich knapp. „Ich habe dem Penner heute eine verpasst. Ich habe ihn am Hunts Point gesehen, als ich Feierabend machte.
„Das war keine gute Idee, Kleiner", sprach Liam kopfschüttelnd. „Er wurde nämlich in die Hunts Point Gang aufgenommen."
„Oh Shit." Hoffentlich lauerte man mir morgen nicht auf.
„Wie lange arbeitest du morgen?", erkundigte sich Liam, bevor einen Schluck aus seiner Bierdose nahm.
„Von sieben bis fünf", erwiderte ich und zündete mir eine Kippe an. „Zwei Überstunden täglich werden gut bezahlt."
„Dann pass gut auf deine Kohle auf."
Mit gemischten Gefühlen trat in meinen letzten Arbeitstag im Lebensmittelgroßhandel an. Früh morgens drohte mir wohl keine Gefahr, denn da schliefen die Ratten noch, wie man so schön sagte.
Obwohl die Klimaanlage im großen Lager auf Hochtouren lief, schwitzte ich wie ein Tier. Andauernd wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und als ich die Mittagspause antrat, trank ich erstmal einen Liter Wasser und verspeiste die Sandwiches, die Nan heute früh für mich zubereitet hatte.
Erfahrungsgemäß ging die Zeit nach der Pause schnell vorüber, aber heute zog es sich sehr. Vielleicht, weil es sich um meinen letzten Arbeitstag handelte. Irgendwann zeigte die Uhr schließlich fünf und ich machte ich auf den Weg ins Lohnbüro. Dort händigte man mir das Geld aus, welches ich sogleich in meiner Geldbörse verstaute. Anschließend verabschiedete ich mich und lief mit schnellen Schritten nach draußen.
Warmer Wind wehte um meine Nase und als ich das Gelände der Firma verließ, sah ich den Bus davonfahren.
„Mist", murmelte ich und suchte nach meinen Kippen, die in der Hosentasche meiner Jeans steckten. Während ich über die Straße lief, nahm ich einen tiefen Zug und automatisch dachte ich an Robyn. Normalerweise wären wir heute ins Groove gegangen, um zu tanzen. Verdammt, warum musste das alles passieren?
Ganz in Gedanken versunkten, bemerkte ich nicht, wie jemand auf mich zutrat. Erst, als ich angesprochen wurde, dämmerte es mir.
„Hey, Niall, so schnell sieht man sich wieder."
Zayn stand rechts eben mir, links ein finster aussehender Typ, der ebenfalls der Hunts Point Gang angehörte. Mein Herz klopfte schneller und mein Mund wurde trocken. Sie waren zu zweit, ich alleine und keinen kümmerte es hier, wenn jemand zusammengeschlagen wurde.
Vielleicht stachen sie mich auch gleich ab. Dann wären zumindest meine seelischen Qualen zu Ende.
„Was willst du?", spielte ich den Coolen und blies lässig den Rauch aus meiner Nase.
„Sag du es mir, Niall." Zayn trat noch einen Schritt näher an mich heran, sodass ich seinen Atem in meinem Gesicht spürte. Eine Mischung aus Pfefferminz, Tabak und Döner schlug mir entgegen. Automatisch unterdrückte ich einen Würgereiz und drehte mich zur Seite.
Just in diesem Moment landete eine Faust in meinem Magen. Sekunden später ging ich in die Knie, als ein zweiter Schlag mich traf. Dieses Mal ins Gesicht. Verzweifelt japste ich nach Luft, Sterne tummelten sich vor meinen Augen.
Beim Versuch, mich auf den Beinen zu halten, kollidierte ich mit einem Schild an der Bushaltestelle und im gleichen Moment sah ich ein Messer aufblitzen. Das war mein Ende, aber ich war nicht bereit zu sterben, auf der Straße zu krepieren, wie eine Spinne, die man zertrat.
Mit aller Kraft zog ich mich am Pfahl des Straßenschildes hoch, da spürte ich auch schon das Messer an meiner linken Seite, unterhalb der Rippen. Das Stechen raubte mir fast den Atem, doch ich hatte keine Zeit, mich dem Schmerz hinzugeben.
Jede Sekunde zählte.
Ich holte aus zu einem Hieb und traf Zayn am Kinn. Doch sein Kumpel war sofort zur Stelle. Er umklammerte mich von hinten, sodass Zayn plötzlich freie Bahn hatte und nur zuzustechen brauchte.
Ein Schrei ertönte und plötzlich lockerte sich der Griff um meinen Körper. Der Tumult, der sich binnen Sekunden um mich herum bildete, verwirrte mich zunächst, aber dann checkte ich, was Sache war.
Liam und Jace höchstpersönlich nahmen sich Zayn und seinen Kumpel vor. Eine Knarre blitzte auf und ich hörte Liam sagen: „Wenn ihr meinen Cousin noch einmal angreift, blase ich euch die Gehirne weg, kapiert?"
Keuchend rappelte ich mich auf. Blut befleckte mein Shirt und meine Hand, als ich an die Stelle tastete, wo es am meisten schmerzte. Jace hatte Zayns Kumpel im Würgegriff und als dieser sein Messer fallen ließ, kickte er es mit dem Fuß zur Seite.
„Heb es auf, Niall", sprach er mich an und ich tat, was er verlangte.
Allerdings zog der Schmerz erneut durch meine Seite und ich verzog das Gesicht. Aber das Messer liegenlassen, kam nicht in Frage. Es stellte eine Art Trophäe dar, wie alle Waffen, die man von verfeindeten Gangs einkassierte.
Eine Minute später saß ich auf der Rückbank des weißen Van, der Jace gehörte. Meine Seite brannte wie Feuer und ich hörte Liam sagen: „Wir bringen dich ins Krankenhaus."
Es dauerte nicht lange und Jace parkte den Wagen direkt vor dem Hospital.
„Ich gehe mit rein", sprach Liam, „such du nach einem Parkplatz."
Ächzend kletterte ich aus dem Wagen und mein Cousin ging direkt neben mir. Er begleitete mich zum Eingang und wich mir auch nicht von der Seite, als mich eine der Schwestern in die Notaufnahme brachte. Als Familienmitglied wurde ihm gestattet, mitzukommen.
Die Schwester wies mich an, mein T-Shirt auszuziehen und besah sich die Wunde kurz: „Ich werde gleich den Arzt kommen lassen."
Als sie verschwand, seufzte ich tief: „So eine Scheiße."
„Sei froh, dass Jace und ich vorbeigekommen sind", meinte Liam, „und du unter dem Schutz der Mott Haven Gang stehst. Besser, du lässt dich nicht mehr am Hunts Point blicken."
„Ich habe keinen Grund mehr dazu", würgte ich hervor.
„Das ist auch besser so."
Der Vorhang, hinter dem ich saß, wurde zurückgezogen und für einige Sekunden vergaß ich meine Schmerzen: „Sophia, schön, dich zu sehen", sprach ich schwach.
„Es ist auch schön, dich zu sehen, Niall, aber nicht in diesem Zustand."
Ihr Blick fiel auf Liam: „Was ist passiert?"
„Nur ne kleine Messerattacke."
Tief atmete Sophia ein und schaute nach der Wunde: „Es blutet noch immer, aber nicht sehr stark. Das muss auf jeden Fall genäht werden. Doktor Rover wird gleich hier sein. Ich hole einstweilen die Betäubungsspritze."
Angewidert verzog ich das Gesicht. Ich hasste Spritzen jeglicher Art: „Muss das sein?"
Sophia antwortete lässig „Ja, es sei denn, du stehst auf Schmerzen."
Mir entging nicht, wie Liam ihr hinterherschaute und auch nicht, wie sie ihn musterte, als sie zurückkehrte. Kurz darauf erschien der Arzt und befragte mich kurz.
„Lokalanästhesie."
„Ist vorbereitet", erwiderte Sophia und reichte ihm die Spritze.
Ich biss die Zähne zusammen und versuchte mich nicht zu bewegen. Nicht, dass er mir noch die Rippen durchstach.
„Sie hatten Glück, das Messer hat Sie nur oberflächlich verletzt", meinte der Arzt, während er nähte. Gott sei Dank war es mir nicht möglich, zuzuschauen. Sonst wäre ich wohl blass geworden. Eine Nadel in meine Haut zu stechen war ein Graus für mich.
„So, fünf Stiche, alles erledigt. Sophia, Sie machen den Rest."
Der Rest bestand darin, den Rand der genähten Wunde ein wenig mit Alkohol zu säubern und mir einen Termin zum Fäden ziehen zu geben. Bevor wir gingen, sah Liam zu Sophia: „Es tut mir leid, dass ich dich bisher nicht angerufen habe."
Da hatte ich wohl etwas verpasst.
„Ach nicht schlimm, ich war sowieso mit der Arbeit beschäftigt. Aber morgen habe ich frei."
„Dann könnten wir uns ja treffen. Ich rufe dich morgen an, okay?"
Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen und als Liam und ich das Krankenhaus verlassen hatten, sprach ich ihn sofort darauf an: „Hat da jemand Interesse an Sophia?"
Prompt wurde er rot, was mich zu einem breiten Grinsen animierte: „Eine Krankenschwester zu Daten ist in deinem Fall wohl nicht das Schlechteste."
„Pfff", machte er, „jedenfalls musste sie bei mir keine Schnittwunde versorgen."
Ein wenig umständlich zog ich die Schachtel Kippen aus meiner Hosentasche: „Was nicht ist, kann ja noch werden, obwohl ich es nicht hoffen will."
Als Liam am nächsten Abend nicht im Groove auftauchte, wusste ich, dass das Date wohl stattfand. Natürlich weihte ich Louis ein, der sich vor Lachen kaum noch einkriegte.
„Die kleine Sophia, sieh einer an."
„Oh, aus ihr ist eine heiße Schnitte geworden", schmunzelte ich, worauf er mich in die Seite zwickte.
„Autsch! Das war meine Naht", krächzte ich und er entschuldigte sich sofort.
„Tut mir leid, Niall, ich habe nicht daran gedacht."
Letzten Abend hatten wir uns noch vor der Haustür getroffen und Louis demnach über die aktuellen Vorkommnisse informiert. Er machte sich meinetwegen Sorgen, aber ich beruhigte ihn: „Vorerst arbeite ich nicht mehr am Hunts Point und hier, in Mott Haven, sollte mir nichts passieren."
„Dein Wort in Gottes Ohr, denn wer passt auf dich auf, wenn ich mal weg bin?"
Überrascht drehte ich mich zu ihm: „Hast du denn vor, in absehbarer Zeit, von hier zu verschwinden?"
„Na ja", druckste er herum, „Eleanor und ich überlegen zusammenzuziehen."
Langsam bröckelte mein gewohntes Leben an allen Ecken und Enden. Veränderungen waren zwar etwas, womit ich schon immer umgehen konnte, aber im Moment wäre mir eine stabile Lage lieber.
Wie unstabil ich innerlich war, bemerkte ich am Montag in der Juilliard. Ohne Robyn kam mir alles komisch vor und der Gedanke, dass sie jeden Moment auftauchte, durchkreuzte mein Hirn, an jeder Tür, die ich passierte.
Ich war verdammt früh dran und bevor ich den Vorlesungssaal erreichte, hörte ich eine Stimme hinter mir: „Niall, kann ich dich kurz sprechen?"
Taylor.
Irgendwie hatte ich es geahnt.
„Klar."
Sie zog mich in einen der Übungsräume, schloss hastig die Tür und sprach: „Kannst du mir sagen, weshalb Robyn die Uni verlassen hat?"
Seufzend lehnte ich mich gegen die Tür: „Ich kann es nur vermuten, denn wir sind nicht mehr zusammen."
„WAS?" Meiner Tutorin fielen beinahe die Augen aus dem Kopf und sie japste nach Luft: „Scheiße, das tut mir echt leid."
„Mir auch", würgte ich hervor und senkte meinen Blick auf den Boden.
„Ach, Niall, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", vernahm ich Taylors Stimme.
„Da gibt es nichts zu sagen, aber ich kann dir gerne erklären, was vorgefallen ist."
Taylor vertraute ich und scheute mich nicht, ihr die Wahrheit zu erzählen. Sie war nicht so einfältig, falsche Schlüsse daraus zu ziehen.
Erwartungsgemäß reagierte Taylor fassungslos. Hart stieß sie die Luft aus ihren Lungen: „Das ist unerhört und ich denke, genau wie du, dass ihr Vater das alles geplant hat. Alle Zeichen deuten darauf hin, vor allem die Tatsache, dass Robyn nun weit weg ist."
Schlagartig pumpte mein Herz schneller: „Weit weg?"
„Du weißt nicht, wo sie ist, oder?"
Ich sprach aus, was ich dachte: „Nein, und eigentlich will ich es auch gar nicht wissen. Diese Information könnte mich dazu verleiten, Dinge zu tun, die ich besser lassen sollte."
Taylor schwieg und ich fuhr fort: „Aber du könntest mich wissen lassen, wie weit sie weg ist, in Meilen vielleicht. Nur, damit mir bewusst ist, dass es eh sinnlos ist, ihr hinterher zu fahren."
Knapp erwiderte die Blondine: „In etwa zweitausend achthundert Meilen."
In Geografie war ich nie schlecht gewesen: „Das klingt nach Westküste."
Langsam drehte sich Taylor zur Tür: „Um es näher zu definieren, Süd Kalifornien."
Das klang für mich wie das Ende der Welt. Ein Ende, das ich niemals erreichen würde.
____
Sooo, hier ist nun das erste Kapitel von SOUTH CALIFORNIA und somit das letzte Update für das Lesewochenende.
Habt ihr es genossen?
Hattet ihr Schiss um Niall, als er zusammengeschlagen wurde?
Und wird das noch irgendwelche Nachwirkungen in der Zukunft haben?
Was denkt ihr über Louis' Plan, mit Eleanor zusammenzuziehen? Und über Liams und Sophias Date?
Seid ihr gespannt, wie es Robyn an ihrer neuen Uni ergeht?
Ich freue mich auf eure Kommentare.
LG, Ambi xxx
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