36. Shivers
I took an arrow to the heart
I never kissed a mouth that tastes like yours
Strawberries and somethin' more
Ooh yeah, I want it all
Lipstick on my guitar (ooh)
Fill up the engine, we can drive real far
Go dancin' underneath the stars
Ooh yeah, I want it all
Mm, you got me feelin' likeI wanna be that guy, I wanna kiss your eyes
I wanna drink that smile, I wanna feel like I'm
Like my soul's on fire, I wanna stay up all day and all night
Yeah, you got me singin' likeOoh, I love it when you do it like that
And when you're close up, give me the shivers
Oh baby, you wanna dance 'til the sunlight cracks
And when they say the party's over, then we'll bring it right back
And we'll say, ooh, I love it when you do it like that
And when you're close up, give me the shivers
Oh baby, you wanna dance 'til the sunlight cracks
And when they say the party's over, then we'll bring it right back
Ed Sheeran - Shivers
< N I A L L >
Mein Flug nach Los Angeles startete pünktlich.
Während wir durch die Wolkendecke flogen, fühlte ich so etwas wie Euphorie in mir aufsteigen. Robyn bald sehen zu können, mit ihr reden zu dürfen und für eine Woche bei ihr zu sein, glich einem Traum.
Einen, den ich im Moment nur mit mir selbst teilte.
Selbst meine Mum und meine Nan wussten nicht, wohin meine Reise ging. Ich hatte ihnen lediglich mitgeteilt, dass ich für eine Woche in den Süden verreiste, um ein wenig auszuspannen. Sie wünschten mir viel Spaß und ermahnten mich, die Sonnencreme nicht zu vergessen.
Tatsächlich hatte ich viele kurze Klamotten eingepackt, denn die Wetter App versprach viel Sonnenschein sowie Temperaturen, von denen man im Dezember in New York nur träumen konnte.
Fünfeinhalb Stunden Flugzeit lagen vor mir und währenddessen hörte ich Musik, trank Kaffee, der von einer netten Flugbegleiterin serviert wurde und aß eine Kleinigkeit. Ich hatte mir einen Businessflug gegönnt und da waren diese Dinge inklusiv. Selbst die Internetnutzung gehörte dazu. Natürlich scrollte ich mich durch die sozialen Medien, dies diente jedoch nur der Ablenkung.
Meine Clique bombardierte mich mit WhatsApp Nachrichten, auf die ich nur mit einem zwinkernden Smiley reagierte. Ich war mir sicher, dass Liam ahnte, wohin meine Reise ging, aber er würde seinen Mund halten. Darauf konnte ich meinen Allerwertesten verwetten.
Je näher ich meinem Ziel kam, desto heftiger ergriff die Aufregung von mir Besitz. Unruhig rutschte ich auf meinem Sitz herum, bis das Flugzeug endlich landete. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bevor die Türen geöffnet wurden und ich endlich in Richtung Gepäckband marschierte. Auf den Koffer wartete ich zum Glück nur fünf Minuten und schrieb Robyn, dass ich gut gelandet sei und nun den Mietwagen abholen würde.
Zur Sicherheit hatte ich mir ein Snapback aufgesetzt und die Sonnenbrille griffbereit. Inzwischen benötigte ich diese draußen aber nicht mehr, denn es war mittlerweile stockdunkel. Um kurz nach acht stieg in den das Cabrio und gab Robyns Adresse in der Navigation ein.
„In dreißig Minuten sollte ich da sein", murmelte ich vor mich hin, bevor ich den Wagen losrollen ließ.
Ich hatte mir nicht verkneifen können, vorher das Dach zu öffnen, denn die Luft war überraschenderweise gar nicht kalt. Selbst zu dieser Zeit am Abend nicht. Während ich durch die Straßen fuhr, bemerkte ich, dass ich mich in einer weniger guten Gegend befand. Man erkannte das sofort an den Häusern und Grundstücken, die nicht unbedingt gepflegt daherkamen.
Von der Hauptstraße bog ich in eine der breiteren Nebenstraßen und dann in eine schmalere ab.
„An der nächsten Ampel bitte rechts abbiegen", sprach die Tante aus dem Navi.
„Ja, ich weiß", antwortete ich, „und dann sind wir fast da."
Tatsächlich dauerte es keine fünf Minuten und ich bog in die Straße ein, in der Robyn wohnte. Mitten im mexikanischen Viertel. Ein wenig finster dreinblickende Gestalten beobachteten, wie ich den Wagen vor dem Haus parkte und als ich ausstieg, hörte ich Robyn rufen: „Ich komme gleich runter, Niall!"
Sie stand auf einem kleinen Balkon, der sich im ersten Stock des Hauses befand und winkte mir zu. Prompt schlug mein Herz schneller. Ich winkte zurück und Sekunden später war Robyn nicht mehr zu sehen. Während ich den Koffer aus dem Wagen wuchtete, erhaschte ich heimlich einen Blick auf die Mexikaner, die noch immer in der Nähe standen und mich interessiert beäugten.
Hoffentlich passierte dem Ford Mustang nichts, das war im Moment meine größte Sorge. Vorsorglich schloss ich das Dach.
„Niall!" Robyns Stimmer erklang freudig hinter mir und als ich mich umdrehte, stand die direkt vor mir. Ohne zu zögern umarmten wir uns und wieder hatte ich das Gefühl, dass sie mich nicht loslassen wollte. Sie trug einen kuschelweichen hellblauen Jogginganzug und Flip-Flops an den Füßen, beides von der Marke Nike. Innerlich schmunzelte ich, denn früher war Gucci ihr Favorit. Ein Kribbeln durchfuhr meinen Bauch.
„Wie war dein Flug?", erkundigte sie sich, während ich den Wagen per Fernbedienung verriegelte.
„Angenehm, aber ich bin froh, endlich hier zu sein."
Ihr Lächeln wirkte süß: „Ich bin auch froh, dass du da bist."
„Sag mal", sprach ich, als wir zur Haustür schlenderten, „ist das Auto hier sicher? Dahinten stehen so komische Gestalten."
Laut lachte Robyn los: „Klar, ist er sicher. Ich werde Carlos Bescheid sagen, dann hast du rein gar nichts zu befürchten."
Wir machten im Erdgeschoss halt, wo Robyn die Klingel betätigte. Schritte waren zu vernehmen und kurz darauf öffnete uns ein dicklicher schwarzhaariger Mann die Pforte.
„Robyn, ist alles okay?", erkundigte er sich in väterlicher Art.
„Ja, Carlos. Ich wollte dir nur meinen guten Freund aus New York vorstellen. Das ist Niall und er bleibt eine Woche hier."
„Oh, Maria hat sowas erwähnt. Sie extra mehr Tacos gemacht", grinste der Kerl, der mir gleich sympathisch war und mir die Hand reichte.
„Ja, die sind schon bei mir oben und warten darauf, gegessen zu werden", entgegnete Robyn.
„Eigentlich wollte ich fragen, ob mein Auto hier sicher steht", erklärte ich. „Es ist ein Leihwagen und ich möchte nicht unbedingt Ärger haben."
Carlos nickte: „Kein Problem." Dann zückte er sein Handy, um jemanden anzurufen.
„Juan, Pedro und du habt heute Nacht die Aufgabe, auf ein Auto aufzupassen. Es ist ein weißer Ford Mustang, gehört Robyns Besuch und steht direkt vor dem Haus."
Offensichtlich war Carlos der Boss im Viertel. Dies gab mir ein gutes Gefühl. Noch mehr erstaunte mich allerdings, wie Robyn sich hier bewegte. Sie war vollkommen zuhause in dieser Gegend, unter diesen Menschen, als würde sie schon immer hier wohnen.
„Wir gehen dann mal nach oben. Gute Nacht, Carlos."
Die beiden umarmten sich und küssten sich auf die Wangen, bevor wir die Treppe nach oben marschierten.
„Du musst hungrig sein. Maria hat jede Menge Tacos gemacht. Ich habe mit dem Essen auf dich gewartet", ließ Robyn mich wissen.
„Das hättest du nicht tun müssen."
Robyn schloss die Tür auf und Sekunden später standen wir in ihrem Apartment. Neugierig blickte ich mich um. Alles wirkte aufgeräumt, aber trotzdem sah man, dass jemand hier lebte. Ich hasste nichts so sehr wie sterile Wohnung, die wie ein Museum aussahen. Davon war Robyns Bleibe jedoch weit entfernt. Auf der hellen Couch im Wohnzimmer lag eine Decke, auf dem Holztisch eine Zeitschrift. Die Balkontür war geöffnet, sodass eine frische Brise hineinwehte.
„Lass den Koffer stehen, wir essen erst was", meinte Robyn und kam damit meinen Wünschen nach. Mein Magen knurrte gewaltig aber Marias Tacos konnten ihn besänftigen. Herzhaft biss ich in die Köstlichkeit und nuschelte nach dem ersten Bissen: „Die schmecken super."
„Ich weiß. Donnerstags ist immer Taco-Tag. Da werde ich verwöhnt. Das war schon so, als Matt hier wohnte."
Ich schluckte den Bissen hinunter: „Wer ist Matt?"
Robyn klärte mich sogleich auf. Ich erfuhr, dass sie anfangs in einer WG mit diesem Matt lebte, der von seinem Freund verlassen worden war. Irgendwie beruhigte es mich, dass Robyn mit einem Schwulen zusammengelebt hatte. Zudem es passte zu ihrem vorurteilsfreien Denken.
„Sei wann wohnst du hier allein?", wollte ich wissen.
„Seit dem Sommer, aber ich habe mich daran gewöhnt."
Nach dem Essen zeigte Robyn mir das Gästezimmer, das Bad und ihren Schlafraum.
Ich schob den Koffer in das Gästezimmer, holte den Kulturbeutel hervor und Robyn überließ mir den Vortritt ins Bad.
„Du musst hundemüde sein", stellte sie fest.
„Naja, für meinen Körper ist es dank der Zeitverschiebung ungefähr drei Uhr nachts. Aber das geht schon. Wann müssen wir morgen eigentlich aufstehen?"
„Die Schule beginnt um acht. Wir brauchen zwanzig Minuten hin und ich bin immer um viertel vor acht dort. Allerdings startete die Academy erst nachmittags um zwei. Jackson wird da sein und du kannst ihn live spielen hören."
„Alles klar, dann heißt das, ich habe frei bis um zwei Uhr."
„Ja, du kannst ausschlafen und dann zur Schule kommen. Ich gebe dir gleich die Adresse."
So locker unsere Unterhaltung auch wirkte, ich spürte die leichte Spannung, die sich zwischen uns aufbaute. Nicht ein einem negativen Sinn, sondern eher wie eine Art Vorfreude.
„Schlaf gut, Niall", verabschiedete sich Robyn von mir.
„Danke, du auch."
Ich sah ihr nach, wie sie in ihr Zimmer verschwand und schloss dann leise die Tür vom Gästezimmer. Anschließend ließ ich mich auf das Bett fallen und atmete tief ein und aus.
Unser Treffen wühlte mich innerlich auf. Robyn war mir nicht egal, im Gegenteil. Sie war noch immer ein Mensch, der mir nahestand. Abzustreiten, dass ich etwas für sie empfand, kam einer Lüge gleich. Aber wie sollte ich ihr das gestehen, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen? Ich wollte sie nicht überfordern oder überrumpeln, dafür war sie mir zu wichtig. Und wenn sie nicht mehr das Gleiche für mich empfand, musste ich irgendwie damit klarkommen. So hart dies auch sein würde.
Unruhig wälzte ich mich von einer Seite auf die andere, doch wundersamerweise schlief ich irgendwann ein. Als ich die Augen wieder öffnete, war es noch dunkel draußen, doch ich fühlte mich hellwach.
Langsam setzte ich mich auf und erhaschte einen Blick auf mein Handy. Es war halb sechs am Morgen. Die Stille in der Wohnung ließ darauf schließen, dass Robyn noch schlief, weshalb ich so leise wie möglich ins Bad schlich.
Eine lauwarme Dusche war genau das, was ich jetzt brauchte. Ich verkniff mir das Singen, wie ich es zuhause immer tat, damit ich Robyn nicht weckte. Sie hatte ein blaues Duschtuch für mich bereitgelegt und nachdem ich mich gründlich abgetrocknet hatte, zog ich mich an und lief in die Küche.
Ich hatte keinerlei Hemmungen, den Kühlschrank zu durchforsten und als ich die Eier sah, kam mir eine Idee. Pancakes, allerdings ohne Blaubeeren, denn die fehlten in der Küche.
Gerade als ich den Tisch decken wollte, vernahm ich Schritte hinter mir.
„Du bist schon wach?" Robyn stand frisch geduscht und nur mit einem Morgenmantel bekleidet, da. Mit ihrem feuchten Haar wirkte sie sexy, was sofort wieder die Ameisen in meinem Bauch aktivierte. Kurz schluckte ich den Klumpen in meinem Hals hinunter: „Guten Morgen und ja, ich bin putzmunter. Ich war so frei, schon das Frühstück vorzubereiten."
„Oh, Pancakes!" Robyn bekam große Augen und ihr Lächeln wurde breit. „Das ist echt lieb von dir."
„Gern geschehen, immerhin wohne ich umsonst bei dir. Leider gibt's keine Blaubeeren."
Robyn schnappte sich eine Kaffeetasse, stellte diese unter den Vollautomaten und meinte: „Wenn ich gewusst hätte, dass du Frühstück machst, hätte ich welche besorgt. Darauf kannst du wetten."
Kurz lachte ich auf und bediente mich ebenfalls am Kaffeevollautomat, bevor ich mich zu Robyn an den Tisch setzte. Heißhungrig verschlang sie den ersten Pancake und fragte: „Was machst du denn jetzt die ganze Zeit?"
Entspannt lehnte ich mich auf dem Stuhl zurück: „Zuerst fahre ich dich zur Schule und dann schaue ich mir LA an. Und Punkt zwei stehe ich vor der Schule, um mir den Wunderknaben anzuhören."
Robyn wurde ernst. „Viertel vor zwei, und keine Sekunde später, bitte."
„Oha, da spricht die Lehrerin in dir", meinte ich mit einem Schmunzeln auf den Lippen. „Ich werde pünktlich sein, versprochen."
Ich war sogar überpünktlich, genauer gesagt, zehn Minuten zu früh. Dabei hatte ich mich nicht einmal sonderlich beeilt, sondern in aller Ruhe einen Supermarkt aufgesucht, in dem ich Blaubeeren kaufte. Die Pancakes für den nächsten Morgen waren somit gesichert.
Nach dem Verstauen der Beeren im Kühlschrank lief mir Maria im Treppenhaus über den Weg. Sie stellte sich vor und ich bedankte mich überschwänglich für die guten Tacos. Wir kamen ins Gespräch und ich stellte fest, wie sehr sie Robyn mochte. Aber wie konnte man sie nicht mögen? Ich empfand noch immer das Gleiche für sie, vielleicht sogar noch stärker als früher. Deshalb kämpfte ich mit der Angst, dass es sich bei Robyn anders verhielt. Um ihr meine Gefühle zu gestehen, wollte ich den passenden Moment abwarten. Aber was tun, wenn er nicht kam?
Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, während ich vor der Schule wartete.
„Niall", Robyn rief plötzlich nach mir und ich drehte mich um.
Sie grinste breit. „Dann mal los. Folge mir unauffällig."
Das tat ich und letztendlich landeten wir in einem großen Raum, der ein eigenes Tonstudio hatte. Ich war erstaunt, wie sehr sich die Academy für ihre Schüler ins Zeug schmiss. Es war unglaublich, was man ihnen bot, viel mehr als ich es je erfahren hatte.
„Du solltest ins Tonstudio gehen, wenn Jackson spielt. Er und die meisten anderen Schüler lieben deine Musik und erkennen dich sicher gleich, auch wenn du dein Snapback anbehältst", erklärte Frau Lehrerin selbstsicher.
„Dann mache ich das mal. Ich möchte ja keinen erschrecken", erwiderte ich und öffnete die Tür zum Tonstudio. Es besaß große Scheiben, sodass ich einen guten Blick auf Jackson haben würde. Wenn ich hinter dem Mischpult verweilte, würde er mich jedoch nicht besonders gut sehen, da er seitlich zu mir am Piano saß.
Pünktlich startete der Unterricht, und ich staunte, wie Robyn ihre Schüler im Griff hatte. Sie machte das ganz hervorragend, was einen gewissen Stolz in mir aufkommen ließ. Robyn hatte ihren Weg gemacht, genau wie ich. Nur hatte sie es in meinen Augen sehr viel schwerer gehabt.
Jackson war der Letzte, der am Piano spielte. Mit geschlossenen Augen konzentrierte ich mich vollständig auf die Musik. Jeden Ton ließ ich wirken, jede Note, die er sang. Er klang wahnsinnig gut. Jackson war ein riesiges Talent und verdiente es, eine Chance zu bekommen.
Robyn gab mir ein Zeichen, herauszukommen, was ich dann auch tat. Als ich vor den Schülern stand, ging ein Raunen durch die Reihen.
„Oh mein Gott, das glaube ich nicht", stammelte Jackson. „Das ist Niall Horan."
„Ja, der bin ich", sprach ich grinsend. „Und ich freue mich, dass ich euch heute zuhören durfte."
Aufgeregt redeten sie Schüler durcheinander.
„Dürfen wir ein Autogramm haben?", fragte eines der Mädchen und winkte mit einem Stift.
„Klar."
Die Stunde endete mit Autogrammen und Selfies, dann entließ Robyn ihre Schüler in die Weihnachtsferien.
„Meine Güte, sie konnten es nicht fassen, dass du das bist", meinte sie lachend, als wir im Auto saßen.
„Ist ja auch ungewöhnlich, oder?" Ich trat kurz auf die Bremse, weil die Ampel auf Rot schaltete. Dann drehte ich mich zu Robyn. „Jackson war klasse. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich werde das Empfehlungsschreiben verfassen und persönlich an der Juilliard abgeben."
„Wirklich?" Robyn schaute mich fast ungläubig an und dann umarmte sie mich so gut es ging im Auto. „Ich danke die so sehr, Niall. Das müssen wir nachher feiern."
Zu dumm, dass die Ampel auf Grün sprang und ich die Umarmung nicht länger genießen konnte.
In Robyns Wohnung angekommen, verzogen wir uns zunächst auf den kleinen Balkon. Dort tätigte sie einen Anruf mit ihrem Handy und reservierte einen Tisch in einem Restaurant für den heutigen Abend.
„Das Dishes and Cocktails ist mein Lieblingsrestaurant, und früher war es auch Matts", ließ sie mich wissen, als wir uns auf dem Weg dorthin befanden. Ich ließ mich überraschen und wurde nicht enttäuscht. Das Essen war grandios und die beiden alkoholfreien Cocktails, die ich trank, schmeckten himmlisch. Robyn gönnte sich die Variante mit Alkohol, was sie ziemlich locker werden ließ. Jedenfalls erzählte sie einige Anekdoten über ihre Schüler, die mich zum Lachen brachten.
Ihren Protest, als ich bezahlte, schlug ich mit Worten nieder. „Ich wohne eine Woche bei dir umsonst. Das ist wohl das Mindeste, was ich tun kann."
Gut gelaunt brausten wir mit offenem Verdeck durch die Straßen, denn die Luft fühlte sich noch immer lau an.
„Morgen könnten wir zum Strand fahren, wenn du Lust hast", plapperte Robyn neben mir. Der Alkohol ließ sie sehr gesprächig werden.
„Klar, ich bin schon ganz gespannt darauf. Schließlich beginnt jetzt der Urlaub."
Robyn lachte kurz. „Stimmt, Jackson war die Pflichtveranstaltung und jetzt kommt das Vergnügen."
Nichts konnte an diesem Abend unsere gute Laune trüben. Robyn ging sofort zum Kühlschrank, nachdem wir die Wohnung betreten hatten und holte eine Flasche Roséwein hervor.
„Lass uns auf Jackson anstoßen, Niall."
Zu einem Glas sagte ich nicht nein und als wir auf dem Balkon saßen, dankte Robyn mir nochmals. „Ich bin so froh, dass ich meinen Mut zusammennahm und dich gefragt habe, Niall. Du hast mir und vor allem Jackson damit ein großes Geschenk gemacht."
„Du brauchtest Mut, um mich zu kontaktieren?" Ich schaute direkt in ihre braunen Augen, als ich meine Frage stellte.
„Naja, es ist lange her und ich wusste nicht, wie du darauf reagieren würdest. Du hättest auch nein sagen können."
„Habe ich aber nicht." Ich hob mein Glas und wir stießen an. Der Wein schmeckte außerordentlich gut und ehe ich mich versah, war das Glas leer. Robyn schenkte nach und ich beschloss, zur Feier des Tages ein zweites Glas zu trinken. Das würde mich nicht umbringen oder meiner Leber schaden.
Allerdings ließ der Alkohol mich hemmungsloser werden, was sich darin zeigte, dass ich Robyn ganz neugierig eine Frage stellte.
„Wie lange bist du eigentlich schon solo?"
Ein wenig nervös drehte sie das Glas in ihren Händen: „Seit fast zweieinhalb Jahren. So lange wohne ich auch schon hier."
„Oh, das ist lange", stellte ich überrascht fest.
„Ja", erklang ihre Stimme leise in meinen Ohren. „Aber ich wollte es so." Sie nahm einen Schluck von ihrem Wein und richtete eine Frage an mich. „Und wie lange bist du schon von Vanessa getrennt?" Da war jemand bestens informiert.
„Neun Monate", antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. Es tat nicht einmal weh, darüber zu reden.
„Auch nicht gerade kurz."
Ich betrachtete ihr klassisch schönes Gesicht, sah ihre Augen, ihre Lippen und ohne darüber nachzudenken kamen die Worte aus meinem Mund.
„Vielleicht wären wir jetzt auch getrennt."
Sofort sprang Robyn darauf an: „Du meinst, wenn wir damals zusammengeblieben wären?"
„Ja."
Ich sah, wie sie schluckte und hatte das Gefühl, dass der Augenblick gekommen war. Schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen, den zwei Gläser Wein in mir aufkommen ließen.
„Ich würde ich gerne etwas fragen, Robyn und ich möchte, dass du ehrlich zu mir bist. Ich werde dann auch ehrlich zu dir sein, denn ich denke das haben wir beide nach all den Jahren verdient."
Kurz schloss Robyn ihre Augen. Dann stand sie auf und stellte sich an die Wand des Balkons, direkt neben die Glastür, die ins Wohnzimmer führte. Ihr kurzes blaues Kleid wehte im leichten Wind, der sich gerade entschlossen hatte, eine kühlere Brise über den Balkon zu schicken. Der Luftzug ließ mich Coco Chanel schnuppern, ihr Lieblingsparfum. Mein Herz schlug wie ein Dampfhammer, während ich auf ihre Erwiderung wartete. Diese kam eine Sekunde später.
„Egal was du fragst, du wirst eine ehrliche Antwort bekommen, Niall."
Meinen restlichen Mut zusammennehmend erhob ich mich und ging einen Schritt auf sie zu. Meine Kehle war trocken, dennoch brachte ich die Worte hervor: „Hast du noch Gefühle für mich, Robyn?"
Ihre Augen suchten meine, unsere Blicke verbanden sich, dann hörte ich sie leise wispern: „Ja, die habe ich."
Sekundenlang stand die Zeit still, ich spürte ihren Atem, dann tat ich das, was ich tun musste.
Ich beugte mich zu ihr und legte meine Lippen vorsichtig auf ihre.
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Jesus Christ, hat das lange gedauert!
Endlich habe ich die beiden da, wo ich sie haben wollte. Fassen wir zusammen: Niall hat eine Nacht im Gästezimmer geschlafen. Wie mag das wohl in der zweiten Nacht aussehen? :)))
Ich mag den Cliffhanger an dieser Stelle extrem gerne, aber ihr sicher nicht.
Zwei Gläser Wein haben genügt, um Nialls Zunge zu lockern. Ihr könnt mir glauben, ich kann es kaum erwarten, das nächste Kapitel zu schreiben.
Ich hoffe, ihr seid gespannt darauf.
Danke an alle, die noch hier sind und mich unterstützen. Das ist toll von euch. Zum Dank gibt es ein Eis.
LG, Ambi xxx
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