35. Heartbeat

Heartbeat
Is comin' in so strong
Oh, if you don't stop
I'm gonna need a second one
Oh, there's somethin' I've been meaning to
Say to you, baby (hold that thought)
Yeah, there's somethin' I've been meaning to
Say to you, baby, but I just can't do it
What a call, moving in
I feel like I can loosen my lips (come on so strong)
I can summarize it for you (ah)
It's simple and it goes like this
I'm in love with you, I-I-I-I
I'm in love with you, I-I-I-I
I'm in love with you, I-I-I-I
In love with you, I-I-I-I (yeah)
I'm in love with you, I-I-I-I
I'm in love with you, I-I-I-I (yeah)
I'm in love with you, I-I-I-I
In love with you (I-I-I-I-I)


The 1975 - I'm In Love With You


< N I A L L >

Die letzten Töne der Zugabe verklangen.

Nur langsam tauchte ich aus dem Farbenrausch auf, zurück in die Realität. Gleichzeitig realisierte ich, dass meine Tour jetzt und hier endete.

Eine Mischung aus Erleichterung, Freude, Melancholie und Traurigkeit breiteten sich in mir aus. Ich hatte es geschafft. Jeden Abend begeisterte ich meine Fans und sie gaben mir alles zurück, was sie nur geben konnten.

Durchgeschwitzt und völlig überdreht eilte ich in meine Garderobe. Wie immer ging Liam dicht hinter mir und warf mir ein Handtuch zu, als er die Tür hinter sich schloss.

„Zeit zum Abtrocknen, Niall."

Gekonnt fing ich das Handtuch auf und wischte mir über das Gesicht: „Ich werde sowieso gleich eine Dusche nehmen."

„Vielleicht wirst du das, vielleicht auch nicht", erwiderte er mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen.

„Was soll das denn heißen?" Argwöhnisch schaute ich zu ihm und bemerkte plötzlich einen weißen Briefumschlag in seiner Hand.

„Das soll ich dir geben. Bitte lies es gleich, denn es ist wichtig."

Neugierig nahm ich den Umschlag entgegen, sah nur, dass mein Name in Druckbuchstaben darauf stand.

„Von einem Fan?", lautete meine Frage.

„Ja und nein. Bitte, Niall, lies es. Jetzt."

Mit dem Handtuch um den Nacken setzte ich mich auf das Sofa, öffnete den Umschlag und holte das beschriftete Blatt Papier hervor. Diese Schrift... ein komisches Gefühl bereitete sich in meinem Bauch aus und als ich die Zeilen las, erfasste es mich vollends.

„Lieber Niall, vermutlich wunderst du dich, dass ich auf diese Art und Weise mit dir in Kontakt trete. Ich muss dich dringend sprechen, denn ich brauche deine Hilfe. Robyn."

Wie von einer Tarantel gestochen sprang ich auf: „Robyn? Ist sie hier?"

„Ja, sie war auf deinem Konzert und steht jetzt draußen vor dem Backstageeingang."

Beim Versuch zur Tür zu hechten, vertrat Liam mir den Weg.

„Lass mich durch, du Idiot!"

„Erst wenn du Schal und Jacke angezogen hast, Niall. Du holst dir sonst eine Lungenentzündung."

Mein Cousin und persönlicher Bodyguard war wirklich unerbittlich. Knurrend schlang ich mir den Schal um den Hals und schlüpfte in die Jacke, die Liam mir hinhielt. Erst dann gab er die Tür frei, aus der ich unkontrolliert in den Gang stolperte.

„Lasst ihn rennen, er braucht frische Luft", hörte ich meinen Cousin rufen, als ich an dem Security vorbeipreschte, der direkt an der Tür stand, die nach draußen führte.

Er gab den Weg frei, doch als ich im Begriff war, aus dem Gebäude zu treten, hielt ich plötzlich inne.

Wie sollte ich mich Robyn gegenüber verhalten? Auf welche Art und Weise sollte ich sie begrüßen? Was sollte ich sagen?

Mein unkontrolliertes Atmen passte zu den wirren Gedanken, die mich überfielen und mich beinahe lähmten.

Kurz schloss ich meine Augen, atmete tief durch und machte einen Schritt nach vorne. Jetzt oder nie.

Langsam hob ich meinen Kopf und dann sah ich sie.

Robyn.

Den Blick auf ihr Handy geheftet, stand sie da. Ich schluckte hart, während ich ihren Anblick auf mich wirken ließ. Aus dem klassisch schönen Mädchen war eine klassisch schöne Frau geworden.

Fünf Jahre waren eine furchtbar lange Zeit, die uns beide hatte erwachsen werden lassen.

Erneut machte ich einen Schritt vorwärts und genau in diesem Moment hob sie ihren Kopf. Wir schauten und direkt in die Augen und plötzlich stand die Zeit still.

Ich wollte etwas sagen, aber ich bekam keinen Ton aus meiner Kehle, ließ stattdessen meinen Blick nicht von ihrem Antlitz. Robyn war wunderschön.

Auch sie starrte mich an, dann bewegten sich ihre Lippen, hauchten meinen Namen: „Niall."

In dieser Sekunde fiel die Erstarrung von mir ab: „Robyn."

Ein Lächeln umspielte meine Lippen, als ihren Namen aussprach und ich ging auf sie zu. Obwohl Robyn einen Mantel trug, zitterte sie in der Kälte. Vermutlich vor Aufregung, denn mir ging es ebenso.

„Wie schön, dich zu sehen", sprachen wir beide gleichzeitig und sie grinste etwas nervös.

In meiner rechten Hand hielt ich noch immer den Brief und als Robyns Blick darauf fiel, begann ich zu reden: „Ich habe deinen Brief gelesen."

Sie atmete tief durch: „Ich brauche deine Hilfe, Niall."

Im Augenblick konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, in welche Richtung sich dieser Hilferuf entwickeln würde.

„Magst du mit hineinkommen, dann könnten wir das in Ruhe besprechen", erwiderte ich leise.

Zu meiner Überraschung schüttelte sie ihren Kopf: „Ich...ich möchte das gerne unter vier Augen und in Ruhe mit dir besprechen, Niall. Nicht, wenn jede Menge Leute um uns herum sind, die mit dir feiern und reden wollen. Das wäre nicht fair."

Der Ton in ihrer Stimme ließ mich wissen, dass es ihr Ernst war und sie ihre Gründe dafür hatte.

„Okay, dann treffen wir uns morgen zum Essen?", formulierte ich meine Frage vorsichtig.

Sofort nickte Robyn: „Das wäre fantastisch."

„Mittags oder abends?", hakte ich nach.

„Mittags, ich fliege abends wieder zurück nach Los Angeles."

Langsam holte ich das Handy aus meiner Manteltasche: „Ein Uhr?"

„Ein Uhr passt super."

Mein Herz raste so schnell, während ich sprach: „Ich kenne ein tolles Lokal, nur brauche ich deine Handynummer, um dir die Adresse zu schicken."

Prompt holte Robyn ihr Handy ebenfalls hervor und reichte es mir: „Hier, du kannst deine Nummer eintippen. Dann rufe ich dich kurz an und du hast meine ebenfalls."

Ich fühlte mich gerade wie zwanzig, als wir unsere Nummern zum ersten Mal austauschten. Nachdem ich meine eingetippt hatte, klingelte Robyn kurz bei mir durch und ich speicherte ihre Nummer ebenfalls ab. Mehr als fünf Jahre hatte ich auf diesen Augenblick gehofft und jetzt war er da. Einfach so, ohne Vorwarnung.

„Sushi? Ist das Restaurant gut?", Robyn hatte in der Zwischenzeit den Link geöffnet, den ich ihr geschickt hatte.

„Ja, es ist eines meiner Lieblingsrestaurants", erwiderte ich.

Sie hob ihren Kopf und lächelte: „Ich bin gespannt."

Mein Handy vibrierte und ich blickte auf die Nachricht von Liam: „Du wirst dringend erwartet."

Innerlich seufzte ich, ließ das Mobiltelefon wieder in meine Manteltasche gleiten und wandte mich an Robyn: „Ich muss leider gehen. Wir sehen uns morgen, okay?"

Sie nickte und fast geriet ich in Versuchung, sie zu umarmen, aber ich wusste nicht, ob das angebracht war oder ob diese Nähe sie nach all den Jahren vielleicht erschreckte.

„Bis morgen, Niall, ich freue mich", verabschiedete sie sich von mir.

„Warte, wie kommst du denn nach Hause?", wollte ich wissen.

„Mit dem Taxi."

Da fühlte ich mich zuständig und streckte lässig den Arm aus, als sich ein leeres Taxi näherte. Prompt stoppte der Fahrer und ich hielt Robyn die Tür auf.

„Danke", sprach sie, wobei ihre Wangen sich rot färbten.

Total aufgewühlt schaute ich dem Wagen nach, der bald im dichten Verkehr der Straßen verschwand. Während ich zurück in die Halle rannte, brach ein Gefühlschaos über mich herein.

Robyn nach all den Jahren zu sehen, fühlte sich an wie ein Traum. Einer, aus dem ich nicht erwachen wollte und der mir, gelinde gesagt, ein wenig den Boden unter den Füßen wegzog. Ihre Bitte um Hilfe bereitete mir jedoch Kopfzerbrechen. Ich hatte keine Ahnung, wie und warum sie mich dazu auserkor. Aber morgen würde ich es erfahren.

„Hey, Niall, bist du untergetaucht?", begrüßte mich Louis grinsend, als ich mich den Menschen näherte, die nun zusammen mit mir den Abschluss der Tour feierten.

„Ich hatte ganz kurz etwas zu erledigen", meinte ich und grinste.

Sofort traf mich Liams Blick und ich gab ihm ein Handzeichen. Kurz stellten wir uns an die Seite und er fragte leise: „Und, was hat sie gewollt?"

„Das werde ich morgen erfahren. Wir sind zum Mittagessen verabredet", raunte ich ihm zu.

„Das klingt doch super." Liam gab mir einen Klapps auf die Schulter: „Du machst das schon."

Für mich war die Feier so gut wie gelaufen, denn ich konnte mich kaum konzentrieren. Ich aß und trank mechanisch, nahm Glückwünsche und Lob entgegen und unterhielt mich mit den Leuten, wobei meine Gedanken stets zu Robyn schweiften.

Was würde mich morgen erwarten?

Man servierte die nächste Runde Champagner, aber ich nippte noch immer an meinem ersten Glas. Gut gelaunt stieß Miriam mit mir an, doch ich bemerkte, wie sie mich eingehend musterte.

„Du wirkst so abwesend, Niall. Wer hat dir denn den Kopf verdreht?"

Innerlich zuckte ich zusammen, denn sie traf mit ihrer Bemerkung den Nagel auf den Kopf. Ihre Frage erforderte eine tiefgründige Antwort: „Einer meiner Songs."

Miriam zog ihre Augenbrauen in die Höhe: „Interessant." An ihrem Blick erkannte ich, dass sie sich ihre eigenen Gedanken machte, die vermutlich sogar in die korrekte Richtung schweiften. Aber sie war taktvoll genug, mich nicht weiter darauf anzusprechen.

Auch mit Taylor stieß ich an. Sie wirkte extrem glücklich und küsste mich auf beide Wangen: „Meine kleine Pop-Diva, du hast es echt gerockt. Ich bin so stolz auf dich."

Sanft strich ich über ihr blondes Haar: „Danke. Ohne dich hätte ich es vielleicht gar nicht geschafft."

„Oh doch, du bist stark, entschlossen und sensibel. Du hast alles, was ein Künstler haben muss."

Lächelnd drückte ich ihr einen Kuss auf die Wange, da hörte ich eine Stimme neben mir: „Niall, können wir bitte ein Selfie machen? Ich möchte es Daisy und Phoebe schicken."

Lottie stand ein wenig atemlos neben mir, Marco hielt ihre Hand.

„Ich bin dir ja so dankbar", flüsterte Lottie mir ins Ohr. „Louis versteht sich super mit Marco."

„Das freut mich", wisperte ich zurück, während wir uns alle drei in Pose stellten. Ich schoss das Selfie mit Lotties Handy. Dies setzte eine Kettenreaktion in Gang, denn plötzlich wollten gefühlt alle Leute ein Selfie mit mir. Besonders lustig fand ich, dass Mrs Carrington und Mrs Goldmann um ein gemeinsames Foto mit mir baten.

Das Bild mit Agnes postete ich sogar auf meinem Instagram Account mit dem Zusatz: „Danke, dass du mir das Pianospielen beigebracht hast."

Solche Dinge erfreuten meine Fans, das wusste ich inzwischen.

Das letzte Selfie gehörte Kani und Ruben, wobei ich stets darauf achtete, dass Ruben und ich nicht zu vertraut wirkten. In Kanis Gegenwart durfte ich ihm nicht einmal für seine Hilfe danken.

„Ich habe den Song für Robyn aufgenommen", flüsterte Kani mir ins Ohr. „Ich schicke ihr das Video morgen."

„Das ist lieb von dir." Leider konnte ich Kani nicht erzählen, dass Robyn live dabei gewesen war, denn das blieb mein Geheimnis.

Es war zwei Uhr nachts, als ich in meiner Wohnung in Brooklyn eintraf. Außer Zähneputzen und Schlafanzug anziehen tat ich nichts mehr, sondern plumpste wie ein Mehlsack auf meine Couch. An Einschlafen war jedoch nicht zu denken. Das Gedankenkarussell drehte sich unentwegt in meinem Kopf. Braune Augen schauten mich an, ich hörte ihre Stimme und spürte ein flaues Gefühl in meinem Bauch.

Irgendwann nickte ich ein, wurde am frühen Morgen wach und stand auf, um zum Fenster zu gehen. Ich blickte auf den Prospect Park, der im Winter zwar kahl, aber dennoch zauberhaft wirkte.

Ein starker Kaffee brachte mich auf die Beine und nach einer langen Dusche verzog ich mich auf das Sofa scrollte ich mich durch die sozialen Medien. Ein Grinsen entfuhr mir, als ich erblickte, dass meine Pizza mir geschrieben hatte: „Dein Konzert gestern war großartig."

Ich gab ihr ein Like und schrieb. „Danke."

Es freute mich, dass die Pizza hatte eine Karte ergattern können, denn treue Fans waren überaus wichtig.

Sorgfältig wählte ich am heutigen Tag meine Kleidung aus. Jeans, Hemd, Boots, Schal, Beanie und Mantel. Auch das Aftershave vergaß ich nicht. Viel zu früh war ich fertig und beschloss, ganz langsam zur Subway zu laufen. Bis nach Midtown Manhattan dauerte es nicht lange und da ich gestern noch in der Nacht eine E-Mail an das Restaurant geschickt hatte, in der ich um eine Reservierung bat, musste ich mich auch nicht beeilen. Der Chef des Koharu schrieb mir persönlich zurück und bestätigte die Reservierung, für mich selbstverständlich in einem privateren Bereich.

Als ich vor dem Restaurant stand und auf Robyn wartete, fühlte ich wieder dieses flaue Gefühl in meinen Eingeweiden. Minuten später kam sie auf mich zu, einen kleinen Trolley hinter sich herziehend.

Ihre Schritte stoppten, wir standen direkt voreinander. Ich nahm den Duft ihres Parfums war, Coco Chanel, sah in ihre braunen Augen, erblickte ihr Lächeln und umarmte sie kurz. Sofort begann mein Puls zu rasen.

„Schön, dass wir uns heute sehen."

„Das finde ich auch."

Wir betraten das Koharu und sofort kam der Chef auf uns zu: „Mr Horan, schön, Sie und Ihre Begleitung begrüßen zu dürfen. Ich bringe Sie direkt an ihren Tisch."

Im Koharu gab es im hinteren Bereich kleine Tische, für zwei Personen, die sich jeweils hinter einer dünnen Trennwand befanden. Man war also abgeschirmt, was eine private Atmosphäre garantierte. Seit ich einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hatte, schätzte ich solche Dinge sehr.

Nachdem ich Robyn aus dem Mantel geholfen hatte, ließen wir uns auf den bequemen Sesseln nieder.

„Was kannst du empfehlen, Niall?", richtete sie ihre Frage an mich.

„Alles. Aber wenn du magst, können wir uns gerne die Sushi Platte für zwei Teilen, die ist spitze", erklärte ich.

„Dann machen wir das so."

Wir orderten Essen sowie Getränke und als der Kellner sich vom Tisch entfernte, wandte ich mich an Robyn: „Danke, dass du zu meinem Konzert gekommen bist. Das bedeutet mir sehr viel."

Sie errötete leicht: „Das musste ich einfach tun und danke, dass du einen Song für mich geschrieben hast. Das hat mir sehr viel bedeutet."

Ich schluckte kurz: „Das musste ich einfach tun. Du hast es verdient."

Wir schauten uns in die Augen und ihr Blick fesselte mich noch immer. So, wie damals. Sekunden später servierte der Kellner die Getränke und wir wurden kurz abgelenkt. Doch ich nahm das Gespräch wieder auf.

„Also, Robyn, bei was kann ich dir helfen? Ich habe mir die halbe Nacht den Kopf darüber zerbrochen."

Ich hörte Robyn seufzen: „Dazu muss ich ein wenig ausholen und dich über meinen Beruf aufklären."

„Oh, ich weiß zumindest, dass du Lehrerin geworden bist", entfuhr es mir.

Sie lächelte sanft: „Das stimmt, aber ich unterrichte nicht nur normale Schüler."

Während der nächsten Minuten erfuhr ich, dass Robyn als Lehrkraft Teil einer Einrichtung war, die sich die Academy nannte. Sie erklärte mir genau, was es damit auf sich hatte und auch, dass einer ihrer Schüler sich bei der Juilliard beworben habe. Die Problematik, die sich dahinter verbarg, konnte ich nachvollziehen. Ich wusste selbst wie schwer es war, auf der Juilliard angenommen zu werden und als dunkelhäutige Person bekam man dort noch weniger Chancen.

„Mein Boss meinte, dass es Jackson helfen könnte, wenn jemand ein Empfehlungsschreiben für ihn an die Juilliard schickt. Also jemand, der einen Abschluss in Musik dort gemacht hat. Außer dir kenne ich niemanden und deshalb bitte ich dich um Hilfe", sprach sie fast schon geknickt.

Im ersten Moment war ich sprachlos, dann ratterte es erneut in meinem Kopf: „Also ich würde das machen, wenn er so gut ist, wie du es versprichst, aber das setzt voraus, dass ich ihn spielen gehört habe."

„Ich weiß, Niall." Zerknirscht blickte Robyn mir in die Augen: „Ich kann Jackson leider nicht nach New York bringen, das würden seine Eltern nicht erlauben. Es war schlimm genug, sie dazu zu bewegen, ihm die Reise für das Vorspielen zu erlauben."

Mein Herz raste, als ich den nächsten Satz aussprach: „Dann möchtest du, dass ich nach LA komme?"

„Nur, wenn es dir möglich ist. Aber wenn es nicht geht, dann habe ich Pech gehabt."

Ihr Blick wirkte beinahe schuldbewusst und ich musste mir das Grinsen verbeißen. Für Robyn würde ich bis zum Mond reisen.

„Lass mich kurz meinen Terminkalender checken", meinte ich und holte das Handy hervor. Schnell ging ich meine Einträge durch: „Wie sieht es denn mit kommendem Donnerstag aus?"

Robyn entwich ein aufgeregtes Keuchen: „Du meinst, in vier Tagen?"

„Ja, genau. Da habe ich zwar vormittags noch einen Termin beim Management, aber das ist nur das Jahresabschlussgespräch, nichts Wildes. Danach steht einer Reise nichts mehr im Weg."

Robyn reagierte begeistert: „Das wäre perfekt! Dann könntest du dir Jackson am Freitag in der Academy anhören."

„Klingt gut. Dann lass mich mal nach Flügen schauen."

„Bevor ich es vergesse, du brauchst keine Unterkunft zu buchen. Ich habe ein Gästezimmer in meinem Apartment", hörte ich Robyn sagen.

Überrascht hob ich den Kopf: „Echt? Verdient man in LA als Lehrerin so gut, dass man sich so eine große Wohnung leisten kann?"

Ihr Grinsen wurde unendlich breit: „Kommt auf die Gegend an, in der man lebt. Mein Apartment ist im Gangland, im mexikanischen Viertel. Es ist total cool dort."

Sie erzählte dies mit so viel Begeisterung, dass mir ganz warm ums Herz wurde.

„Wenn ich ehrlich bin, würde ich gerne einige Tage in LA bleiben, also nicht nur bis Sonntag", seufzte ich.

„Das ist doch gar kein Problem", kam es von Robyn. „Du kannst gerne so lange bleiben, bis ich nach New York fliege."

Weihnachten stand vor der Tür und mir war klar, dass sie an den Feiertagen ihre Familie besuchte.

„Wann fliegst du?"

„Am vierundzwanzigsten Dezember, morgens. Ich komme dann am späten Nachmittag in New York an", lautete ihre Antwort.

Robyn teilte mir die Flugnummer mit und tatsächlich bekam ich noch einen Platz in der gleichen Maschine. Somit würden wir eine ganze Woche zusammen in LA sein. Bei dem Gedanken daran hüpfte mein Herz vor Freude und gleichzeitig bekam ich Angst, dass wir uns innerlich weit voneinander entfernt hatten.

„Da ich nun das Hotel spare, gönne ich mir einen schönen Mietwagen", grinste ich. „Kann man im Dezember in LA noch mit einem Cabrio herumfahren?"

„Aber sicher! Das Wetter ist meistens stabil und nicht zu heiß", ließ Robyn mich wissen.

Während der Kellner die Sushi Platte servierte, buchte ich einen Ford Mustang Cabrio und fühlte die Ungeduld in mir aufsteigen. In vier Tagen würde ich Robyn in LA besuchen. Das musste ein Traum sein.

Das Sushi erfüllte Robyns Erwartungen voll und ganz. Unser Gespräch verlief überraschenderweise locker. Ich erzählte von meiner Tour, als sie mich darum bat und berichtete voller Stolz, welch toller Security Liam war.

„Ihr habt euch alle so gut entwickelt", seufzte Robyn.

„Nicht besser als du", erwiderte ich und schaute ihr direkt in die Augen. „Ich bewundere dich für das, was du machst. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, Kindern und Jugendlichen, die keine Perspektive haben, eine zu bieten."

Robyns Gesicht überzog sich mit einer zarten Röte: „Danke, Niall, für deinen Zuspruch. Ich tue mein Bestes, denn ich liebe meinen Job."

„Und das ist das Wichtigste."

Robyn blickte auf ihre Armbanduhr, gleichzeitig entwich ihr ein Seufzen: „Ich muss mich leider auf den Weg machen."

Mit einem Kopfnicken gab ich dem Kellner zu verstehen, dass ich bezahlen wollte. Er brachte die Rechnung, die ich an mich nahm.

„Das mache ich", ließ ich Robyn wissen, die sich daraufhin bedankte.

Es tat so gut, sie einladen zu können und nicht mehr jeden Cent dreimal umdrehen zu müssen.

Als wir uns vor dem Koharu verabschiedeten, umarmten wir uns erneut. Die Berührung unserer Körper ließ das Gefühl in mir aufkommen, dass Robyn mich nicht loslassen wollte. Auch mir fiel es schwer, den physischen Kontakt zu unterbrechen. Sie nach dieser langen Zeit umarmen zu dürfen, fühlte sich unsagbar gut an.

„Ich melde mich, wenn ich in LA angekommen bin", versprach sie.

„Darum möchte ich dich bitten."

Letztendlich lösten wir uns voneinander und auch dieses Mal besorgte ich Robyn ein Taxi, das sie direkt zum Flughafen brachte. Wehmütig starrte ich dem Wagen hinterher und machte im nächsten Moment innerlich Luftsprünge.

„LA, ich komme", murmelte ich vor mich hin.

Die nächsten Tage vergingen rasend schnell. Ich kümmerte mich um meinen Wäscheberg, saugte die Wohnung durch und ließ Ethel wissen, dass ich ab Donnerstag eine Woche verreiste.

„Das wird dir guttun, Niall und du hast dir das verdient", meinte meine Vermieterin.

„Das hoffe ich doch."

Regelmäßig textete ich mit Robyn, die mir die Adresse ihrer Wohnung schickte. Diese lag wirklich mitten im Gangland, wie ich feststellte, als ich mir die Karte von LA anschaute. Mich störte das kein bisschen, schließlich wuchs ich in einer ähnlichen Gegend auf.

Mittwochsabends traf ich mich mit Liam im Calinson. Er hatte Sophia mitgebracht, worüber ich mich sehr freute. Wir saßen im Separee und ließen uns das Essen schmecken. Louis leistete uns beim Nachtisch Gesellschaft und wir plauderten in angenehmer Atmosphäre.

„Übrigens, ich bin ab morgen für einige Tage im Urlaub", ließ ich die Bombe platzen.

„Was? Warum weiß ich als dein Security nichts davon?", beschwerte sich Liam erstaunt.

„Weil Urlaub privat ist."

„Wo soll es denn hingehen?", erkundigte sich Louis neugierig.

Meine Antwort war profan: „In den Süden. Ich brauche ein bisschen Sonne."

„In den Süden", äffte Louis mich nach. „Du vertraust uns wohl nicht mehr?"

„Ich schicke euch eine Karte, okay?"

Mit diesen Worten erhob ich mich, um zu gehen: „Ich muss los, Leute. Ich habe morgen noch einen Termin beim Management, bevor ich fliege."

„Hat man da noch Töne?", hörte ich Liam rufen, aber ich drehte mich nicht mehr um.

In Gedanken verweilte ich bereits im Flugzeug, das mich zu Robyn brachte.

Eine ganze Woche gemeinsam mit ihr. Wie würde das wohl enden?

______

Endlich, endlich haben sich die beiden gesehen und miteinander gesprochen.

Ihr habt lange auf diesen Moment gewartet und ich hoffe, ich habe es nicht versaut xD

Also über Feedback würde ich mich freuen.

Robyn hat also Niall nach LA eingeladen und er hat diese Einladung angenommen. Das verleitet natürlich zu Spekulationen.

Wird er Jackson als gut genug ansehen und ein Empfehlungsschreiben ausstellen?

Und wie wird sich die Sache mit Robyn entwickeln?

Werden schon Wetten abgeschlossen, wie lange er im Gästezimmer schläft?

Für all eure Motivation, schenke ich jedem einen Keks :) Danke, dass ihr hier seid.

LG, Ambi xxx



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