34. Dark
Shake it up is all that we know
Using the bodies up as we go
I'm waking up to fantasy
The shades all around aren't the colors we used to see
Broken ice still melts in the sun
And times that are broken can often be one again
We're soul alone
And soul really matters to me
Take a look aroundYou're out of touch
I'm out of time
But I'm out of my head when you're not around
Daryl Hall & John Oates - Out Of Touch
< N I A L L >
„Was hast du gerade gesagt, Zayn?", blaffte ich meinen Gegenüber an.
Dabei zogen sich meine Augenbrauen zusammen und in meinem Magen bildete sich ein leichtes Grummeln.
Erneut kam Zayns dünnes, fast schon sarkastisches Lächeln zum Vorschein. Er fixierte mich mit seinen braunen Augen, blickte dann zu Robyn und sprach lässig: „Frag deine Freundin. Die kann dir alles erklären. Nicht wahr, Belladonna?"
In diesem Moment riss Robyn sich von meiner Hand los: „Du Scheusal!", schrie sie, aber Zayn lachte nur höhnisch auf. Dann drehte er sich um und lief die Straße entlang, in entgegengesetzte Richtung des Clubs.
In meiner Kehle bildete sich ein großer Klumpen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Woher kannten sich die beiden? Es machte mich völlig kirre, zu wissen, dass es scheinbar eine Verbindung zwischen Zayn und Robyn gab. Doch bevor ich meine Freundin danach fragen konnte, rannte sie einfach los.
Völlig konfus warf ich meine Kippe weg, hetzte ihr hinterher, holte sie schließlich ein und bekam sie am Arm zu fassen: „Robyn, was ist los?", keuchte ich. „Bitte sag es mir. Woher kennst du Zayn?"
Die Tränen in ihren Augen machte die Situation keineswegs besser und ich stand ratlos da, während mein Herz wie ein Dampfhammer pochte.
„Niall-." Ihre Stimmt klang erstickt, sie schlug beide Hände vor das Gesicht und ich bemerkte, dass ihr schlanker Körper bebte. „Das...oh mein Gott..."
Robyn begann zu schluchzen und ohne zu zögern, nahm ich sie in meine Arme.
„Bitte sag es mir, ich möchte es nur wissen", erklärte ich mit dumpfer Stimme.
Nichts auf der Welt hätte mich auf diesen Moment vorbereiten können, als Robyn mit der Wahrheit herausrückte.
Eine Wahrheit, die ich niemals vermutete.
Eine Wahrheit, die mir fast das Herz aus dem Leib riss.
Eine Wahrheit, die mich in ein dunkles Loch katapultierte.
„Ich... Zayn, die Party bei Harry...der Kodex...Zayn war derjenige, mit dem ich geschlafen habe."
„Was?!" Ich glaubte nicht, was ich da hörte. „Das...das kann nicht sein. Wie kommt er auf Harrys Party?"
„Keine Ahnung." Robyns Unterlippe bebte und dann befreite sie sich aus meinem Griff. Sie rannte in Richtung Groove und dieses Mal folgte ich ihr nicht.
Ich fühlte mich in einem bösen Albtraum gefangen, in dem Zayn die Hauptrolle spielte. Er verhöhnte mich. Er verletzte mich. Er weidete sich an meinen seelischen Schmerzen.
Langsam versuchte ich meine Atmung zu kontrollieren, ich hatte das Gefühl, jeden Moment kotzen zu müssen und nahm meine Umgebung wie durch einen nebeligen dunklen Schleier wahr.
Was zur Hölle hatte er nur getan?
Bis zum heutigen Tag glaubte ich fest daran, dass es mich nicht tangierte, mit wem Robyn ihren One-Night-Stand hatte. Doch nun war alles anders. Es hätte jeder sein dürfen, bloß nicht Zayn.
Völlig entnervt fuhr ich mir mit beiden Händen durch das Haar. Meine Gedanken fuhren Achterbahn und mein Herz pumpte das Blut so schnell durch meine Adern, dass ich glaubte, jeden Moment ohnmächtig zu werden.
Gewissermaßen überfiel mich auch eine Ohnmacht, eine innerliche. Ich hatte keinerlei Einfluss auf die Vergangenheit, auf die Dinge, die vorgefallen waren und das ließ ein Gefühl der Leere und Machtlosigkeit in mir aufkommen.
Mit zitternden Fingern holte ich eine Zigarette aus der Packung, es war meine Letzte. In der nächsten Sekunde fiel mir ein, dass ich kein Feuerzeug bei mir trug und ich fluchte leise vor mich hin.
Wütend und gleichermaßen durcheinander hob ich meinen Kopf und blickte auf eine Hand, die mir ein Feuerzeug entgegenhielt. Louis stand direkt vor mir.
Ohne nachzudenken, zündete ich mir die Kippe an und hörte ihn sagen: „Hör zu, ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber ich soll dir von Robyn ausrichten, dass Liam und Jace sie mit dem Wagen nach Hause bringen."
Tief inhalierte ich den Rauch in meine Lungen, spürte wie ich zitterte und sprach: „Das für mich ist okay, wenn sie es so möchte."
Taktvoll wie es seinem Charakter entsprach, fragte Louis mich nicht aus. Er zündete sich selbst eine Kippe an und leistete mir Gesellschaft.
„Wo hast du das Feuerzeug her?", wollte ich wissen.
„Hab's mir an der Bar geliehen."
Nach diesen beiden Sätzen verfielen wir beide wieder in tiefes Schweigen.
In meinem Kopf drehte sich alles. Zayn, immer wieder Zayn.
Und Robyn. Ich war in sie verliebt, mehr als ich es je zuvor in meinem Leben gewesen war. Sie bedeutete mir unendlich viel und der Gedanke, dass Zayn ihr wehgetan hatte, brachte Zorn in mir hervor.
Wenn er jetzt vor mir gestanden hätte, hätte ich ihm vermutlich eine reingehauen, ohne an eventuelle Konsequenzen zu denken. So gesehen war es ein Segen, dass er abhaute, um seine popelige Haut zu retten. Dieser verdammte Pisser.
Nachdem ich die Kippe zu Ende geraucht hatte, überlegte ich fieberhaft, was ich nun tun sollte. Mich auf die Suche nach Zayn begeben? Robyn in der Upper East Side aufsuchen? Oder gar nach Hause gehen?
Klar zu denken, fiel mir im Moment schwer. Die Aufregung in mir verhinderte, dass ich meine Emotionen auch nur ansatzweise in den Griff bekam.
„Ich gehe dann mal wieder rein. Willst du mitkommen?"
Louis' Worte holten mich kurzzeitig aus dem Sog, in den ich hineingeriet. Ein riesiger Strudel, der mich mit sich riss, wie ein Schiff, dass sich auf stürmischer See befand.
„Ich weiß nicht", erwiderte ich zögernd und seufzte laut.
Einerseits hatte ich keine Lust mehr auf das Tanzen, andererseits wollte ich meine Freunde nicht so einfach im Stich lassen. Aber ich wäre mir blöd vorgekommen, ohne Robyn auf die Tanzfläche zu gehen. Amüsieren war da eher nicht drin.
„Komm, wir trinken noch ein Bier", versuchte Louis mich weichzuklopfen und schließlich gab ich mich geschlagen.
„Okay, ein Bier und dann gehe ich."
Mittlerweile platzte das Groove aus allen Nähten. Die Leute vergnügten sich auf der vollen Tanzfläche oder an der Bar. Unter den Tanzenden befanden sich auch Harry und Kendall, was mich ein wenig erleichterte. Wenigstens hatten die beiden heute Abend Spaß. Somit musste ich kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mich früher als sonst verdrückte.
Nachdem ich das Bier abgekippt hatte, verabschiedete ich mich von Louis und verließ den Club so schnell wie möglich. Draußen schlug mir kalte Luft entgegen, aber in mir befand sich so viel Adrenalin, dass ich dies nicht richtig spürte.
Die Hände in den Taschen der Bomberjacke vergraben, stapfte ich durch die nächtlichen Straßen der South Bronx. Junkies, Penner, eine Gruppe jugendlicher Halbstarker sowie eine ältere Frau, die ihre beiden riesigen Hunde ausführte, kreuzten meinen Weg. Die akustische Untermalung der Polizeisirenen fehlte natürlich nicht. Ein Krankenwagen donnerte an mir vorüber und verstärkte die Lautstärke, der meine Ohren ausgesetzt waren.
Am liebsten wäre ich gerade in Klaviermusik versunken, doch das gestaltete sich eher als unmöglich. Auch nicht zuhause, da ich keines besaß. Üben konnte ich täglich in der Juilliard, bei Robyn zuhause oder zur Not bei Agnes. Den Schlüssel zu ihrer Wohnung besaß ich noch immer, sie hatte diesen nie von mir zurückgefordert. Aber jetzt, mitten in der Nacht, bei ihr aufzukreuzen, hielt ich für keine gute Idee.
Es fuchste mich, dass mich genau jetzt die Motivation überkam, mich an einem Piano musikalisch auszutoben, verwunderlich war dies jedoch nicht. Musik katapultierte mich stets aus der Realität heraus und diese wollte ich gerade vergessen. Ihr aus dem Weg gehen und nicht über das nachdenken, was heute passiert war.
Ich hatte keine Kippen mehr und fühlte mich mehr als gefrustet. Planlos lief ich weiter, passierte den Park, in dem ich Liam einst mit einigen Mitgliedern der Mott Haven Gang beobachtete. Automatisch tastete ich nach meinem Handy und zog es hervor. Eine neue WhatsApp Nachricht von Liam leuchtete auf und unverzüglich las ich diese.
„Haben Robyn gut nach Hause gebracht."
Ich schrieb ein „Danke", zurück.
„Wo bist du?", kam es von meinem Cousin.
„Auf dem Heimweg."
„Okay und wo genau?"
„St. Mary's Park, Ecke 146. Straße."
Seine nächste Antwort erfolgte prompt: „Wir sind gleich bei dir."
Seufzend ließ ich das Handy wieder in der Hosentasche verschwinden und sah mich um. Schließlich entschloss ich mich an Ort und Stelle zu warten, bis der weiße Van auftauchte.
Er parkte direkt vor mir und Liam öffnete die Beifahrertür: „Hey, Kleiner, steig ein. Wir bringen dich nach Hause."
„Und wenn ich lieber laufen will?"
Jace, der meine Worte hörte, schüttelte den Kopf: „Keine Chance, die Jungs von der Hunts Point Gang treiben sich hier rum."
„Scheiße! Louis ist noch im Groove!", sprach ich laut und deutlich. In diesem Moment öffnete sich die hintere Tür und ein Kopf kam zum Vorschein: „Irrtum, Louis wurde im Groove abgeholt."
Überrascht starrte ich meinen besten Freund an, dann schlich sich ein Grinsen über meine Lippen: „Wenn das so ist, steige ich gerne ein."
Keine fünf Minuten später parkte der Van vor unserer Haustür und Louis und ich kletterten raus. Wir bedankten uns für den Chauffeurdienst und Jace erwiderte: „Jederzeit wieder, wenn die Situation es erfordert."
„Das wird hoffentlich nicht so bald sein", brummte ich.
„Macht's gut ihr beiden, wir sehen uns", verabschiedete sich Liam grinsend, dann fuhr Jace los.
„Weiß der Geier, was die beiden jetzt machen", stieß Louis hervor, worauf ich nur mit den Schultern zuckte.
„Vielleicht jagen sie Hunts Point Jungs."
Doch Louis schien anderer Meinung zu sein: „Oder sie reißen sich zwei Bräute für die Nacht auf."
Meine Nacht war auf jeden Fall gelaufen. Eigentlich sollte Robyn in meinem Bett liegen, stattdessen stand ich hier und zermürbte mir das Hirn, weil ausgerechnet dieser Arsch sie entjungfert hatte. Er tat ihr weh und der Gedanke daran ließ erneut die Wut in mir schäumen. Das hatte er nicht umsonst getan. Irgendwann würde ich ihn zu fassen kriegen und ihm eine saftige Abreibung verpassen.
„Gute Nacht, Niall, schlaf gut", vernahm ich Louis' Stimme und ich antwortete: „Gute Nacht, du auch."
In meinem Zimmer erschlugen mich Stille und Dunkelheit gleichermaßen. Ich knipste das Licht an, zog mich bis auf die Boxershorts aus und legte mich auf die Matratze. Demotiviert platzierte ich die Hände hinter meinen Kopf und seufzte tief. Ich vermisste Robyn gewaltig und es tat mir in der Seele weh, daran zu denken, wie mies unser Abend verlaufen war.
Das Schlimmste, sie hatte überhaupt keine Ahnung, weshalb ich Zayn verabscheute. Dass dies mit der Vergangenheit in Zusammenhang stand und ich dies nie vergessen würde. Wie auch? Die Sache beeinflusste noch heute mein Leben, mein Handeln und Denken.
Das alles hatte ich nur diesem Arsch, Zayn, zu verdanken.
So sehr ich es versuchte, einschlafen war unmöglich. Was hätte ich jetzt für eine Kippe gegeben, aber die waren leider alle. Schließlich stand ich auf, zog mich wieder an und versuchte möglichst leise das Haus zu verlassen. Zehn Dollar hatte ich noch einstecken, das reichte für eine Packung Zigaretten.
Zu meiner Überraschung saß Louis vor seinem Haus, auf der Treppe und telefonierte. Als er mich erblickte, grinste er, unterbrach jedoch nicht das Gespräch.
„Ich kann auch nicht schlafen, Eleanor. Das muss am Vollmond liegen. Von daher ist es kein Problem, dass du mich angerufen hast."
Aha, er telefonierte also mitten in der Nacht mit seiner Chefin. Diese Tatsache entlockte mir ein mächtiges Grinsen, denn ich hatte den Verdacht, dass Eleanor auf meinen besten Freund abfuhr. Die Blicke, die sie ihm in der Nacht zuwarf, als seine Schwestern den Herd abfackelten, hatten Bände gesprochen. Vermutlich bemerkte Louis dies nicht, aber vielleicht dämmerte es ihm jetzt. Man rief doch nicht seinen Angestellten wegen Schlafproblemen an. Da steckte auf jeden Fall mehr dahinter und wenn er das nicht raffte, würde ich ihn mit der Nase darauf stoßen.
Louis gegenüber machte ich eine Handbewegung und er deutete diese richtig und warf mir die Zigarettenschachtel zu, die neben ihm auf der Steintreppe lag.
Gekonnt fing ich diese auf, nahm mir eine Kippe und verschwand. In meinem Zimmer hatte ich ein Ersatzfeuerzeug und da ich Louis' Gespräch mit Eleanor nicht belauschen wollte, winkte ich ihm zu und verdrückte mich wieder nach drinnen.
Leise öffnete ich das Fenster in meinem Zimmer, zündete die Zigarette an und inhalierte einen tiefen Zug. Meine Gedanken kreisten um Robyn.
Wie schrecklich musste sie sich wohl fühlen?
Ich hätte sie nicht gehen lassen dürfen, aber ich war dermaßen schockiert, dass mein rationales Denken nicht mehr vorhanden war. Dafür hasste ich mich selbst. Die Sache zu bereinigen, lag mir sehr am Herzen, aber dazu musste ich mich Robyn öffnen. Ich musste ihr den Teil aus meiner Vergangenheit erzählen, den ich bisher immer verschwieg, weil ich annahm, er würde nie an Relevanz gewinnen. Jetzt war er wieder so präsent als wäre alles gestern erst passiert.
Es würde schwer sein, die richtigen Worte zu finden und das bereitete mir starkes Kopfzerbrechen. In diesem Zustand konnte mich nur das Spielen an einem Piano beruhigen, aber leider war das gerade nicht greifbar.
Irgendwann schlief ich ein und erwachte so früh, wie es sonst sonntags nie tat. Es wurde gerade hell draußen und ich hörte Nan in der Küche rumoren. Sie stand immer früh auf und wunderte sich, dass ich dies heute ebenfalls tat.
„Bist du aus dem Bett gefallen, Niall? Ich hoffe, du hast Robyn nicht geweckt."
Kurz schluckte ich, um dann zu antworten: „Robyn ist zuhause, Nan. Es ging ihr nicht gut und Liam hat sie mit einem Kumpel heimgefahren."
„Ach, das tut mir sehr leid. Warum bist du nicht bei ihr geblieben?"
Diese Frage hatte ich erwartet und erwiderte dementsprechend: „Sie wollte nur schlafen und mir nicht den Abend verderben."
Seufzend stellte Nan eine Schüssel Cornflakes vor meine Nase: „Iss und ich hoffe, es geht ihr heute besser."
„Das hoffe ich auch", murmelte ich leise.
Nachdem ich die Cornflakes in mich hineingeschaufelt hatte, sprang ich unter die Dusche und zog mich an.
„Weißt du, ob Agnes heute zuhause ist?", richtete ich die Frage an meine Nan und sie nickte.
„Soweit ich weiß, hat sie nichts vor. Warum fragst du?"
„Ich würde sie gerne besuchen, bevor ich zu Robyn gehe. Die Semesterprüfungen nahen und da wäre es gut, wenn sie sich anhört, wie ich inzwischen spiele."
„Das tut sie sicher gerne", meinte meine Großmutter lächelnd. „Und wenn du schon hingehst, kannst du ihr von meinem selbstgebackenen Kuchen mitnehmen."
Das tat ich gerne, hatte förmlich auf diesen Spruch gewartet und packten das Gebäck sorgfältig in eine Plastiktüte, bevor ich mich auf den Weg machte.
Zu dieser Tageszeit wirkte sie Subway wie leergefegt, aber das war mir nur recht. Ich hörte Musik und nahm die Stöpsel erst aus den Ohren, als ich bei Agnes vor der Tür stand.
Sie freute ich riesig über mein Kommen, bedankte sich für den Kuchen und erlaubte mir natürlich, auf ihrem Piano zu spielen. Stumm lauschte sie meiner Darbietung und als ich kurz pausierte, sprach sie: „Du hast dich so sehr verbessert, das ist toll. Das sieht und hört man, was das Musikstudium bringt."
„Danke." Nachdenklich schaute ich meine ehemalige Klavierlehrerin an: „Denkst du, ich werde die praktische Prüfung bestehen?"
„Wenn du so spielst wie heute, sehe ich keinen Grund, weshalb dies nicht der Fall sein sollte."
Ihre Worte machten mir Mut und schließlich bat ich sie, ein wenig alleine üben zu dürfen.
„Natürlich, ich werde inzwischen Kaffee kochen. Willst du auch einen?"
Ich schüttelte meinen Kopf: „Nein, danke, heute nicht."
Taktvoll zog Agnes sich in die Küche zurück und ich versank in einem Farbenmeer. Es wurde prächtig, groß, kraftvoll und zerstreute sich erst, als ich dem Instrument die letzten Töne entlockte. Mit einem tiefen Seufzer klappte ich das Piano zu, erhob mich und verabschiedete mich von Agnes.
„Danke, dass ich üben durfte. Ich komme wieder."
„Das hoffe ich doch."
Der Weg von Harlem bis zur Upper East Side kam mir unglaublich lange vor. So, als würde ich vom Pelham Bay Park, der oben im Norden der Bronx lag, bis zum Battery Park, der sich im äußersten Süden Manhattans befand, fahren. Endlos ratterte die Subway durch den Tunnel und als ich endlich die Haltestelle erreichte, die nicht weit von meinem Ziel entfernt war, fühlte ich einen unangenehmen Druck in meinem Magen.
„Jetzt oder nie", sprach ich mir selbst Mut zu.
Vor Robyns Elternhaus stoppten meine Schritte kurz, dann atmete ich tief ein und wieder aus. Mit klopfendem Herzen schritt ich durch die Glastür und der Concierge nickte mir freundlich zu.
Ungehindert lief ich zum Aufzug, dessen Türen sofort zurückglitten, als ich den Knopf betätigte. Nervös betrat ich den Lift, drückte auf das „P" und machte mir fast in die Hosen, als ich oben ankam. Geräuschlos öffnete sich die Tür des Aufzugs und ich machte einen Schritt nach vorne.
Mein Herz klopfte wie wahnsinnig, als ich Robyn erblickte.
Sie trug einen hellblauen, glänzenden Schlafanzug, stand vor der Küchenzeile und hatte den Kaffeeautomaten in Gang gesetzt. Das Ding verursachte einen Höllenlärm, wenn es die Bohnen mahlte, deswegen hörte sie mich nicht. Meine Nase schnupperte den Duft des frischgemahlenen Kaffees und plötzlich wurden die Innenflächen meiner Hände feucht.
Ohne den Blick von Robyn zu nehmen, die mir noch immer den Rücken zuwandte, wischte ich die Hände an meiner Jeans ab. Genau in diesem Moment drehte sie sich um.
Unsere Blicke trafen sich und ich sah, dass sie geweint hatte. Schmerzvoll krampfte sich mein Herz zusammen, da hörte ich sie überrascht keuchen: „Niall, was machst du denn hier?"
„Ich...", stammelte ich, „können wir reden?"
_____
Uff - schon wieder ein Cliffhanger.
Sie bieten sich zurzeit an und sind jedes Mal anders. Gefällt euch das?
Ein Kapitel, in dem sich Fragen auftun.
Warum ist Niall so sauer auf Zayn? Habt ihr eine Idee?
Findet ihr es gut, dass Niall zu Robyn gegangen ist?
Ob sie ihm zuhören wird?
Ich hoffe, ihr seid neugierig auf das Gespräch.
Danke an alle, die meiner Cliffhanger noch nicht überdrüssig geworden sind.
LG, Ambi xxx
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