13. Lies

It's my life
It's now or never
But I ain't gonna live forever
I just want to live while I'm alive
(It's my life)
My heart is like an open highway
Like Frankie said, "I did it my way"
I just want to live while I'm alive
It's my life


Bon Jovi - It's My Life


< N I A L L >


Ich spürte Taylors heißen Atem in meinem Nacken, so nahe stand sie bei mir. Eine Gänsehaut glitt über meinen Körper, als ihre Lippen fast mein rechtes Ohr berührten und ich vernahm ihr Wispern: „Ich stehe nicht auf brave Jungs, Niall, sondern auf Männer. Du musst erst noch einer werden."

Das Knipsen des Lichtschalters durchdrang die Stille und ich wollte mich am liebsten in ein Loch verkriechen, doch Taylor grinste mich unverblümt an: „Mach nicht so ein Gesicht, Niall."

„Wenigstens bist du ehrlich", seufzte ich. „Und das schätze ich genauso wie du."

„Dann haben wir doch was gemeinsam."

Sie zwinkerte mir zu und wir verließen den Übungsraum. Kurz zuckte ich zusammen, weil die Blondine sich bei mir einhakte, als sei dies das Selbstverständlichste der Welt.

„Du stehst also nicht auf Jüngere", schlussfolgerte ich, während wir durch den Gang schlenderten.

„Nein, ich mags, wenn ein Mann etwas älter ist als ich."

„Verstehe. Ich frage auch nicht für mich, sondern für einen Freund."

Lauthals begann sie zu lachen: „Und das soll ich dir glauben?"

„Das kannst du ruhig."

„Hör mal", begann Taylor, „dass ich nichts mit einem Jüngern anfangen würde, bedeutet nicht, dass wir keine Freunde sein können. Ich mag dich nämlich. Du bist witzig und nicht auf den Kopf gefallen. Wenn du noch gut Piano spielst, bist du als bester Freund der Jackpot."

Meinte sie das Ernst? Ich wusste es nicht und hakte kurz nach: „Ich könnte dir etwas vorspielen."

„Ich bitte darum. Das machen wir nächste Woche."

Dieser Abend verlief bisher ganz anders, als ich ihm mir vorgestellt hatte, aber durchaus interessant. Harry würde schwer enttäuscht sein, wenn ich ihm bezüglich Taylors Vorlieben für Männer erzählte, und ich nahm mir vor, meinen Kumpel aufzurichten. Mit Sicherheit fand er noch ein anderes Mädchen, das auf ihn stand. Allerdings ahnte ich, dass Robyn nicht sein Typ war, denn wenn man sie mit Taylor verglich, lagen Welten dazwischen.

Inzwischen spürte man draußen kühlere Luft, die Abende im September deuteten auf den bevorstehenden Herbst hin. Taylor verabschiedete sich von mir und ich suchte nach Harry und Robyn. Beide standen mit Studenten zusammen, die ich nicht kannte, doch Harry stellte sie mir vor.

„Das sind Megan, Chris und Monty. Wir studieren zusammen Schauspielerei."

„Ja, und wir können es kaum erwarten, Harry in Frauenklamotten zu sehen", grinste der rothaarige Monty und ich stimmte ihm zu. „Das würde ich auch gerne sehen."

Kurz darauf nahm Harry mich zur Seite und wir entfernten uns von der Gruppe.

„Und? Wie war es? Hat sie dich zur Sau gemacht?", fragte er schelmisch grinsend.

Ich wusste sofort, dass er von Taylor redete und schüttelte den Kopf: „Nein, aber ich habe etwas herausgefunden."

„Was denn?"

„Harry, du musst jetzt sehr stark sein." Fest legte ich meine Hände auf seine Schultern, schaute in seine Augen und sprach: „Sie steht nicht auf jüngere Männer."

„Was?" Sein Kiefer landete fast auf dem Boden, gleichzeitig runzelte er seine Stirn: „Sie kennt mich doch gar nicht. Vielleicht bin ich genau ihr Typ und dann ist das Alter egal."

„Ich kann nur das wiedergeben, was sie mir gesagt hat", erwiderte ich ruhig.

„Hast du sie einfach so gefragt, oder was?", wollte mein Kumpel wissen, während er nervös mit den Füßen auftrat.

„Es hat sich so ergeben. Wir unterhielten uns noch ein bisschen, nachdem wir die Sache geklärt hatten."

Für einen Moment wirkte Harry nachdenklich, dann sagte er: „Ich werde nicht so einfach aufgeben. Man kann seine Meinung ja auch ändern."

Bei Taylor war ich mir da nicht so sicher, allerdings klärte ich Harry über ihr freundliches Angebot auf, mich im Backstagebereich der Bar zu parken, wenn sie dort Piano spielte.

„Denkst du, ich kann da mal mitkommen?", fragte Harry hoffnungsvoll und ich zuckte mit den Schultern: „Vielleicht, ich kann sie fragen, ob mein musikbegeisterter Freund mich begleiten darf."

„Wenn du das schaffst, hast du was gut bei mir, Niall."

„Wozu sind Freunde da? Da, wo ich herkommen, wäscht eine Hand die andere."

Harry lächelte breit: „Du bist ein echter Freund und ich bin froh, dass wir uns kennen."

„Das bin ich auch."

Eine Weile standen wir noch draußen, dann wurde nach und nach alles weggeräumt und wir verzogen uns nach drinnen.

Eine Gruppe Musikstudenten begann auf den Instrumenten zu spielen, was sich toll anhörte. Dazu gehörte auch Taylor. Aber sie saß nicht an einem Piano, sondern zeigte ihre Künste an einer Gitarre.

Während der letzten Tage hatte ich mir überlegt, welches mein zweites Instrument werden sollte, denn auf der Juilliard legte man Wert darauf, dass die Musikstudenten zwei Instrumente spielten. Warum sollte ich es nicht mit der Gitarre versuchen? Vielleicht konnte Taylor mir hilfreiche Tipps geben, das würde ich auf jeden Fall nicht ablehnen.

Die Musiker bekamen tosenden Applaus, als sie ihre Show beendeten und das war auch das Ende der Party.

„Wir sehen uns morgen beim Basketball", verabschiedete ich mich von Harry. Anschließend wandte ich mich an Robyn: „Gehen wir gemeinsam zum Bus?"

„Ja, gerne."

Auf dem kurzen Weg zur Station unterhielten wir uns über die heutige Party.

„Fandest du die Musiker auch so toll?", meinte Robin und ich nickte.

„Sie waren super und man merkt, dass es ältere Studenten waren. Die haben es wirklich drauf. Da müssen wir noch sehr viel lernen."

„Oh ja, das glaube ich auch."

Wir unterbrachen das Gespräch, als der Bus kam und stiegen ein. Er war voll, sodass wir stehen mussten und ich zog Robyn zu mir, als ein fetter Kerl sie musterte. Er sollte sehen, dass sie allein unterwegs war. An der Lexington Avenue stiegen wir aus und liefen die zwei Minuten bis zur Subway.

„Ich finde es nett, dass du mich nach Hause bringst", sprach Robyn und kurz stutzte ich.

„Wie kommst du darauf?"

„Na, weil du hättest mit der Linie eins vom Lincoln Center hättest fahren können."

Natürlich, sie kannte den Weg nach Riverdale, weil Harry dort wohnte. Aber ich log nicht, indem ich behauptete, dass ich Frauen niemals spät abends allein nach Hause gehen oder fahren ließ.

„Das macht nicht jeder", meinte Robyn und beinahe rutschte mir heraus, dass das in meiner Gegend normal war. In letzter Sekunde besann ich mich und verschluckte die Worte.

Die Subway war zum Glück nicht so voll wie der Bus und wir fanden zwei Sitzplätze nebeneinander. Ich überließ Robyn den Platz neben der Tür, dann konnte sich wenigstens keiner neben sie setzen und sie dumm anstarren.

Ich brachte Robyn bis zur Eingangstür des Wohnhauses und sie bedankte sich nochmals.

„Kein Problem, wir sehen uns am Sonntag zum Lernen", erwiderte ich.

„Ja, bis dann."

Nachdem sie im Inneren des Gebäudes verschwunden war, ging ich zurück zur Subway, stieg in die Linie sechs und fuhr bis Mott Haven. Tief atmete ich die kühle Luft ein, während ich nach Hause lief. Gravity an den Häuserwänden, betrunken Penner, Polizeisirenen und Rettungswagen. Das alles war mir vertraut und ängstigte mich keinesfalls. Auf dem Weg rauchte ich eine Kippe und schnickte den Rest in den Gulli.

Leise schloss ich die Haustür auf, denn es war spät und alles im Inneren dunkel. Nan schlief sicher schon tief und fest und ich wollte sie nicht unbedingt wecken. Im Flur zog ich die Schuhe aus und schlich auf Socken in mein Zimmer. Dort zog ich mich aus, ließ mich auf das Bett fallen und pennte recht schnell weg.

Aus meinem traumlosen Schlaf erwachte ich am nächsten Morgen und als ich aus dem Zimmer trat, kam Nan mir entgegen: „Na, wie war es gestern?"

„Toll, die machen auf diesen Partys Musik, das glaubst du nicht."

Noch immer war die Juilliard für mich eine andere Welt, in der ich täglich etwas Neues entdeckte.

~~~

Auf das Basketball Spiel am Samstag freute ich mich bereits die ganze Woche. Pünktlich traf ich auf dem Campus ein und lief direkt zu den Sportanlagen. In den Kabinen der großen Turnhalle traf ich Harry und die restlichen Spieler und nachdem wir uns umgezogen hatten, ging es los.

Harry und ich gehörten der gleichen Mannschaft an und wir gaben wirklich alles. Es machte irre Spaß, vor allem weil Harry sehr oft den Ball in den Korb beförderte. Ich gab ihm die Vorlagen und er verwandelte sie. In der Halbzeitpause führte unser Team knapp, was unseren Coach sehr erfreute.

„Man könnte meinen, ihr beiden spielt seit Jahren zusammen", lauteten die Worte von Coach Kinsale, worauf Harry augenzwinkernd erwiderte: „Ich denke einfach die Chemie zwischen uns stimmt."

Da meine Kehle sich wie ausgedörrt anfühlte, trank ich die Wasserflasche fast leer. Als ich diese abstellte, fiel mein Blick auf ein Mädchen, dass sie uns näherte. Robyn.

„Ihr wart toll, Jungs", begrüßte sie uns.

„Danke, wie lange schaust du schon zu?", wollte Harry wissen.

„Seit zehn Minuten. Aerobic geht ja nicht so lange, aber es ist anstrengender als ich dachte."

„Ist eben was anderes als Joggen", kam es von Harry.

„Du sagst es."

Kurz setzten wir uns auf die Bank und ich richtete eine Frage an Robyn: „Wo joggst du denn immer?"

„Im Central Park. Er liegt ja direkt gegenüber unseres Hauses."

Automatisch dachte ich an den traumhaften Ausblick, den ich morgen wieder genießen würde. Robyn war echt ein Glückspilz, in solche einem Haus zu wohnen und diese Aussicht täglich erblicken zu können.

Coach Kinsale rief uns zu, dass die Pause gleich vorüber sei und Robyn wünschte uns viel Glück. Leider gelang es uns nicht, den schmalen Vorsprung weiter auszubauen und wir gewannen denkbar knapp. Es hatte auf jeden Fall Spaß gemacht und das war die Hauptsache.

Tatsächlich blieb Robyn bis zum Schluss des Spiels und wartete sogar, bis wir geduscht und umgezogen waren. Gemeinsam verließen wir den Campus, denn Harry wollte noch mit Robyn shoppen gehen. Ich hingegen verabschiedete mich und lief in Richtung Subway. Gott sei Dank nutzte ich heute die Linie eins, die auch nach Riverdale fuhr. Dass ich in die entgegengesetzte Richtung unterwegs sein würde, ahnte weder Harry noch Robyn. Vom Lincoln Center aus fuhr diese Linie zum Metropolitan Correctional Center, dem Gefängnis, in dem meine Mutter saß.

Sie freute sich riesig über meinen Besuch und erkundigte sich über die Neuigkeiten. Bereitwillig berichtete ich über das Basketballspiel, die Party in der Uni, sowie meine Lerngemeinschaft mit Robyn.

„Du kommst ja gut herum", meinte meine Mum. „Upper East Side, da war ich im Leben noch nicht."

„Ist ganz nett da."

Meine Mum lachte: „Tu nicht so lässig, dir sind bestimmt die Augen aus dem Kopf gefallen."

Schmunzelnd antwortete ich: „Das auf jeden Fall." Gedankenverloren blickte ich auf meine Hände und hörte wie Mum nach Colin fragte.

„Den sehe ich zum Glück sehr selten. Es ist Wochen her, dass wir uns über den Weg gelaufen sind. Aber ich bin froh, wenn Liam endlich rauskommt."

„Nächstes Wochenende, oder?"

Als ich nickte, seufzte sie: „Ich wünschte, bei mir wäre es auch so weit, aber man hat mein Gesuch abgelehnt."

„Mit welcher Begründung?", horchte ich nach und bekam die Antwort, die ich bereits kannte: „Meine Führung sei nicht einwandfrei."

Stumm schaute ich auf die Narbe im Gesicht meiner Mum. Kein Wunder, wer an Knastschlägereien teilnahm, bekam ein schlechtes Führungszeugnis ausgestellt.

„Vielleicht hättest du dich besser zurückhalten sollen." Ich hatte laut gedacht, doch Mum nahm mir das nicht übel. Stattdessen tat sie unverblümt ihre Meinung kund.

„Weißt du, Niall, manchmal gibt es Situationen, da ist es besser, wenn man sich nicht zurückhält. Aber das wirst du schon noch lernen. Mir hat es auf jeden Fall Respekt eingebracht und ich habe meine Ruhe."

Energisch kreuzte ich die Arme vor der Brust: „Respekt durch Schläge? Ernsthaft?"

Meine Mum fixierte mich mit ihren braunen Augen: „Vielleicht verstehst du eines Tages, was ich damit meine."

Leicht schüttelte ich den Kopf: „Ich glaube eher nicht."

Das Signal, dass die Besuchszeit um war, ertönte und ich verabschiedete mich von meiner Mum: „Bis übernächste Woche."

„Mach's gut, Niall und vielleicht denkst du mal über meine Worte nach."

Das tat ich nicht, denn ich wollte es auch gar nicht. An diesem Abend stand mir der Sinn nach feiern und das konnte ich im Groove bestens, gemeinsam mit Louis. Wir hatten uns viel zu erzählen, denn auch seine Woche war turbulent verlaufen. Es gab eine Schießerei in der Straße, in dem sich das Spagetti Palace befand und die Gäste hatten im Restaurant ausharren müssen, bis die Polizei kam und alles klärte. Auch Littly Italy war kein Bezirk, indem es ruhig zuging.

Während der Stunden, die wir im Groove verbrachten, vergaßen wir unseren Alltag, hatten Spaß und als ich nach Hause kehrte, fiel ich ins Bett wie ein Mehlsack. Ich schlief sofort ein, bis zum nächsten Mittag. Großmutter weckte mich, weil das Essen auf dem Tisch stand.

„Nächstes Wochenende ist Liam wieder da", sprach sie und lächelte. „Darauf freue ich mich sehr.

„Und ich mich erst", seufzte ich. Meinen Cousin jederzeit anrufen zu können und ihn zu sehen, wann es uns beliebte, gab mir ein gutes Gefühl. Außerdem würden die Wochenenden für mich stressfreier werden, da ich nur noch jedes zweite in den Knast fahren musste.

Direkt nach dem Essen machte ich mich auf den Weg zur Upper East Side. Robyn und ich hatten noch jede Menge zu lernen, denn Musikgeschichte war anspruchsvoll und die Dozentin ein echtes Biest, das glaubte, wir würden das alles aus dem Ärmel schütteln.

Uns platzten fast die Köpfe von dem ganzen Stoff und als wir endlich fertig waren, atmeten wir beide erleichtert auf. Sie klappte das Buch zu, während ich mich erhob, um die Aussicht auf den Central Park erneut zu bewundern.

„Wie oft joggst du im Central Park?", wollte ich wissen.

„Jeden Samstag und jeden Sonntag und im Sommer, wenn es lange hell ist, auch mal unter der Woche. Wege gibt es genug, schließlich ist es der größte Park in New York."

Stirnrunzelnd blickte ich zu Robyn: „Das stimmt nicht."

„Natürlich", behauptete sie, doch ich wusste es besser.

„Der größte Park ist der Pelham Bay Park. Er liegt am oberen Ende der Bronx."

„Was? Wirklich?" Sofort begann sie auf ihrem Handy herumzutippen und Sekunden später überzog sich ihr Gesicht mit einer zarten Röte: „Du hast absolut recht, Niall. Das wusste ich gar nicht."

„Ist ja nicht schlimm. Viele New Yorker kennen diesen Park nicht einmal, also waren noch nie dort."

„Vielleicht, weil er in der Bronx liegt und viele das mit etwas Negativem verbinden", sprach Robyn. „Obwohl das natürlich Quatsch ist, weil Riverdale ist echt schön."

„Da kann ich nur zustimmen", log ich, denn ich war noch niemals in Riverdale gewesen.

„Ist euer Haus groß?", wollte Robyn wissen und ich versuchte mich möglichst unauffällig aus der Affäre zu ziehen.

„So ein Mittelding, also nicht so groß wie eures."

Sie lächelte mich an: „Unseres ist auch extrem groß. Ich würde das gar nicht brauchen, aber das Haus ist nun mal da und meine Eltern haben auch nicht die Absicht, es zu verkaufen."

„Das verstehe ich sehr gut." Insgeheim stellte ich mir vor, was der Schuppen wohl kostete. Wahrscheinlich so viel Geld, wie ich in zehn Leben nicht verdienen würde. Ich fragte mich, was Robyns Eltern wohl arbeiteten, denn solch ein Haus zu unterhalten, verschlang sicher eine Menge Geld. Aber Robyn war in Plauderlaune und sagte: „Ich finde, wir sollten mehr voneinander erfahren. Schließlich lernen wir zusammen."

„Dann fange ich mal an", grinste ich und nahm wieder auf dem Sofa Platz. „Ich habe ein Stipendium auf der Juilliard bekommen."

„Echt? Oh wie krass! Sowas ist total selten und nur die Besten erhalten es. Du musst irre gut sein, Niall." Das hörte ich nun nicht zum ersten Mal und wie immer kam ich mir merkwürdig dabei vor.

Allerdings war Robyn nicht auf den Kopf gefallen und hakte nach: „Normalerweise bekommt man doch nur ein Stipendium, wenn der Verdienst der Eltern unter einer bestimmten Grenze liegt. Und diese Leute, wohnen nicht unbedingt in Riverdale."

„Ich weiß, aber bei mir liegt der Fall anders. Mein Vater ist nicht mehr da, sodass meine Mum allein das Geld verdient."

„Verstehe, und das mit deinem Dad tut mir leid."

Dieser Bastard sollte in der Hölle schmoren. Mir war es mittlerweile egal, was er tat, denn wer seine Familie dermaßen im Stich ließ, verdiente nur Schlechtes.

„Darf ich fragen, was deine Mutter arbeitet?", drang Robyns Stimme in meine Gedanken und ich schluckte kurz.

„Sie arbeitet im Metropolitan Correctional Center."

Robyn riss ihre braunen Augen auf: „Echt? Im Bundesgefängnis? Dann ist sie also beim Staat angestellt."

Wohl eher vom Staat eingeknastet. Meine sarkastische Ader kam selbst in meinen Gedanken durch, doch ich ließ mir nichts anmerken: „So ist es und man wird leider nicht so toll bezahlt, wenn man für den Staat arbeitet. Es sei denn, man ist der Präsident der vereinigten Staaten."

„Da hast du wohl recht und umso besser ist es, dass es Stipendien gibt", fand Robyn. Anschließend meinte sie: „Ich habe es da besser. Meinem Vater gehört eine große Baufirma und meine Mutter ist Dermatologin. Sie hat ihre eigene Praxis mit mehreren Angestellten."

„Das ist toll", sprach ich und hoffte, dass man mir den leichten Schockzustand nicht anmerkte. Die Menge an Lügen, die ich Robyn heute auftischte, hatte sich gewaschen, aber mir blieb nichts anderes übrig, obwohl das schlechte Gewissen an mir nagte.

Mit einem Blick auf mein Handy stellte ich fest, dass es Zeit war zu gehen. Ich wollte nach dem Abendessen noch bei Louis vorbeischauen und mich außerdem in das Thema Gehörbildung einlesen. Das entsprechende Buch hatte ich bereits aus der Unibibliothek mitgenommen.

Wie üblich rauchte ich auf dem Weg von der Subway Station in Mott Haven bis nach Hause eine Zigarette und schrieb Louis eine Nachricht, dass ich nachher vorbeikommen würde.

Gut gelaunt bog ich in die Straße ein, in der ich wohnte, doch meine Laune änderte sich schlagartig, als ich Colins Wagen vor dem Haus stehen sah. Mit einem unguten Gefühl im Bauch schloss ich die Haustür auf und hörte wie Colin tobte.

Mit wenigen Schritten erreichte ich die Küche und als er mich sah, verstummte er kurz und holte tief Luft.

„Was ist hier los?", fragte ich drohend und im gleichen Moment sah ich ein Buch in Colins Hand.

Das Buch über das Thema Gehörbildung.

Ein Blick in Nans Gesicht reichte und mir wurde klar, dass er über mein Studium Bescheid wusste.

_____

Oh, oh, was mag nun passieren?

Was denkt ihr, wie Colin reagiert?

Und was sagt ihr zu Taylors und Nialls Moment in der Dunkelheit? Ich habe so sehr beim Schreiben gelacht.

Denkt ihr Harry hat trotzdem eine Chance bei ihr?

Und wie steht ihr zu all den Lügen, die Niall Robyn aufgetischt hat?

Ob das wohl irgendwann rauskommt?

Danke an alle, die noch dabei sind und fleißig kommentieren. Der Kreis wird kleiner, deshalb ist es wichtig und schön, dass die Leser sich mit mir austauschen.

LG, Ambi xxx

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